[Review] Divinity: Original Sin

Ancarius

~Dreamer~
Otaku Veteran

Hätte Divinity: Original Sin noch Missionen als Pre-Order DLC gehabt, wäre es mit Kickstarter und Early Access ein wunderschönes Beispiel dafür gewesen, wie man einen ganz schlechten Ersteindruck erschafft. Das es auch Spiele gibt die durch Kickstarter und Early Access profitieren und zum Schluss als vollwertiges Spiel erscheinen ist hier der Fall.


Story:


"Quelle" ist die treibende Kraft in Rivellon. Sie ermöglicht das Nutzen von Magie und ist damit das natürliche Ziel für machthungrige Personen. Die Macht der Quelle ist aber auch durch die Leere verdorben wurden und hier kommen die Quellenjäger ins Spiel. Diese Gruppe von Leuten, denen man auch selbst angehört, hat sich zum Ziel gesetzt solche Wesen zu stoppen. Und wo könnte eine so epische Aufgabe besser beginnen als an einem Strand. Zwar ohne Schiffsbruch und ohne Amnesie, aber zumindest der Ort passt. Aber man ist nicht alleine, nein zwei(!) Helden sind am Strand.


Original Sin legt einen Fokus auf ein kooperatives Erlebnis. In der Charaktererstellung macht ihr euch eure beiden Hauptfiguren und im weiteren Verlauf des Spiels könnt ihr noch zwei weitere NPC's anwerben. Von Anfang bis Ende kann man dieses Spiel im Coop durchspielen, was man auch sollte.


Schon in der 1. Stadt angekommen, findet man im Verlauf einer Quest einen rubinfarbenen Stein. Bei Kontakt mit diesem Stein, werdet ihr an das Ende der Zeit teleportiert. Dort erzählt euch ein Imp etwas über eure Vergangenheit. Mit jedem weiteren dieser Steine, erfahrt ihr immer mehr zur Story und dem ganzen Problem mit der Leere. Und dabei bleibt es auch überwiegend. Zwar trefft ihr im Spielverlauf immer wieder auf Schlüsselpersonen der übergeordneten Story, diese fungiert aber mehr als roter Faden durch die Welt als ein Motivator um sich ~50h mit diesem Spiel zu beschäftigen.


Es sind vielmehr kleine Sidestory's, für die ihr immer mehr Stunden investieren wollt. Von sprechenden Brunnen bis hin zu Kreuzungen aus Werwolf und Schaf, bietet die Welt von Original Sin einige abgedrehte Missionen. Diese zu finden ist aber auch wieder eine Aufgabe für sich, denn es gibt keine Questmarker. Es heißt also mit jeder Person zu reden und zu schauen ob er denn bei irgendwas Hilfe braucht. Was mit einem Freund ziemlich nervig sein kann, denn nur die Person die das Gespräch auch anfängt hat die Textbox auf seinem Bildschirm, der andere Spieler muss im Chatlog alles nachlesen. Das ist außerdem ziemlich verwirrend sortiert, denn man liest immer erst die Antwort des NPC's und darunter ist die Auswahl die der Spieler dafür getroffen hat. Nur in Gesprächen innerhalb der Gruppe haben beide Spieler die Textbox.


Innerhalb der Dialoge kommt es gelegentlich zu einer Situation an der ihr jemanden überzeugen müsst, in dem ihr ihn entweder einschüchtert, schmeichelt oder einfach nur argumentiert. Das System ist so aufgebaut, dass ihr 10 Punkte braucht um zu gewinnen. Man spielt Schere, Stein, Papier gegeneinander, glaubt es oder nicht es ist so, wo man mit jeder gewonnen Runde Punkte kriegt um seine Anzeige auf die vollen 10 zu steigern. Wie viele man bekommt hängt von dem Charismawert und dem Kontext ab, denn in ein Zimmer reinzuteleportieren wo grade eine Frau ihr Bad nimmt ist nie eine gute Idee. Das System ist lustig, wenn die Hauptfiguren miteinander diskutieren um zu entscheiden wessen Meinung nun durchgesetzt wird, aber gegen den Computer ist es pures Glücksspiel. Es ist absolute Verschwendung in Charisma zu investieren, da man einfach vor jedem Gespräch speichert und wieder lädt wenn es nicht geklappt hat. Ein System was nett im Konzept aussieht aber letzten Endes mehr frustriert als begeistert.


Auch Questmarker glänzen durch ihre Abwesenheit und es folgt entweder aufmerksames Verfolgen des eigentlichen Questdialogs oder wiederholtes durchlesen des Tagebuchs. Was aber ein erfrischendes Erlebnis ist, denn solche Dinge sieht man eigentlich nicht mehr. Aber Original Sin will auch mehr ein modernes Rollenspiel mit alten Tugenden sein, als dass schon langsam neumodische erleichterte Rollenspielerlebnis.



Gameplay:


Rundenbasierte Kämpfe stehen auf dem Tagesplan und zeigen, wie auch schon XCOM: Enemy Unknown, dass das nicht bedeutet, die Kämpfe währen langsam. Schon in der ersten Runde werden Flächen in Brand gesetzt, Leute gebufft, Feinde geschwächt und Formationen zerstört. In Original Sin wird viel Wert auf die Nutzung und Beeinflussung der Umgebung gelegt. Dies wird mit Hilfe von der Nutzung der Elemente bewerkstelligt. Zauberer sind an sich nicht stark, wenn es um reinen Schaden geht, aber sie können sich die Umgebung perfekt zu Nutzen machen. Hier eine Rauchwand, dort Eis und dann noch ein Sprengfass entzündet. Nahkämpfer schauen hier ein bisschen dumm aus der Wäsche und müssen versuchen ebenfalls in der ersten Runde am Ziel zu sein. Alle Aktionen verbrauchen AP, je mehr man hat desto mehr Dinge kann man tun. Man ist nicht dazu gezwungen alle zu benutzen, sondern kann sie sich auch sparen und in der nächsten Runde benutzen. Eure Konstitution legt eure max. Menge fest und eure Schnelligkeit bestimmt, wie viele ihr pro Runde regeneriert.


Viele Kämpfe entscheiden sich schon meist darin, wer die höchste Initiative hat. Auch wenn es Trefferwahrscheinlichkeiten und Rettungswürfe gegen Statuseffeckte gibt, so spielt Glück keine wirkliche Rolle, da es viele Möglichkeiten gibt dagegen zu arbeiten. Das Kämpfen wird auch nicht eintönig, da mehrere Bosse einige nette Mechaniken haben. Auch normale Gegner verlangen manchmal besonderes Vorgehen, außer man will es sich unnötig schwer machen.


Hat man das System langsam verstanden wird das Spiel leichter, zumindest scheint es so. Nur weil man nicht mehr so oft neu laden muss sind die Gefechte nicht leichter geworden. Man wird halt einfach nur besser im Spiel, also ein Moment um sich auf die Schulter zu klopfen ist immer da.


Auch wenn man die KI der Gegner nie verstehen wird. Diese rennt immer wieder direkt an allen Nahkämpfern vorbei um beschworene Einheiten oder die Magier anzugreifen. Es gibt auch keine Möglichkeit wie man Gegner dazu zwingen kann jemanden bestimmtes anzugreifen. Das macht Schwert + Schild fast nutzlos. Man braucht die extra Verteidigung nicht, wenn man eh nie angegriffen wird. Da Rüstung und Blocken eh nur physischen Schaden verringert oder sogar negiert und die meiste Zeit im Kampf magischer Schaden kommt wird es noch nutzloser.


Es gibt keine festen Klassen. Am Anfang legt man daher eher eine Startrichtung fest. Man bekommt im Verlauf des Spiels genügend Skillpunkte um auch ein bisschen andere Dinge auszuprobieren. Um an neue Zauber selbst zu kommen muss man die passenden Bücher finden. Das gleiche gilt auch für die Fähigkeiten von Kriegern, Bogenschützen,... Der dazugehörige Skill erlaubt es euch auf höheren Stufen nur mehr Fähigkeiten dieser Kategorie gleichzeitig zu kennen. Durch weiteres Auffinden von Blutsteine, später auch Sternensteinen, schaltet ihr neue Räume am Ende der Zeit frei. Dort gibt es Elementare die als Anlaufstelle für die Fähigkeitsbücher fungieren. Jedoch haben sie nicht alle im Sortiment sondern rotieren diese immer wieder durch was es sehr nervig machen kann, wenn man ein bestimmtes Buch haben will und es dann ganz plötzlich fast nie auftaucht.


Freiheit ist das Stichwort. Durch das ganze Spiel hindurch habt ihr immer Möglichkeiten. Es wird niemals die richtige oder die effektivere Entscheidung geben. Es gibt mehrere Möglichkeiten voranzukommen. Das ist eine der Stärken des Spiels. Und auch wenn manche Entscheidungen die Persönlichkeit eines Charakters verändert, was sich nur im Gameplay wiederspiegelt, so sind diese nicht so extrem, das man dies im Hinterkopf haben muss.


Zum Glück stellt Geld kein Problem dar, da man sich damit so schnell überhäuft, wie in so vielen anderen Spielen auch, dass man damit Gegner beschmeißen könnte.


Wo es Ruinen und Höhlen gibt, da gibt es auch Rätsel die gelöst werden müssen. Einige von denen haben oft mehrere Lösungen, davon abhängig auf was für Möglichkeiten ihr zurückgreifen könnt. Und diese Rätsel sind auch richtig cool gemacht, wenn ihr sie geschafft habt. Es werden oft nur sehr vage bis gar keine Hinweise gegeben. Also läuft es meist auf wildes herum probieren aus, was eher nervend ist. Und das Suchen nach Schaltern ist auch nicht schön, da man die Kamera nur in einem 90° Winkel drehen kann.



Fazit:


Divinity: Original Sin ist nicht nur ein gutes Beispiel dafür, dass aus Kickstartet und Early Access gute und vollständige Spiele rauskommen können, es ist auch ein Spiel was "Oldschool" ist aber dabei immer noch modern ist. Der Fokus auf ein kooperatives Erlebnis ist sicherlich ein frische Idee und tut dem Spiel sehr gut. Es macht es aber für einen einzelnen Spieler weniger interessant. Das soll nicht heißen ein Freund wird vorausgesetzt (spielt es aber bitte nicht mit einem Fremden) aber es hebt die Erfahrung noch einmal ein ganzes Stück an. Für 40€ kriegt man hier ein sehr umfangreiches RPG das Erkundung und kreatives Denken belohnt und viele interessante Quests hat.

Euer Ancarius

Bitte schreibt was in die Kommentare. :)
 

kenpachi23

Scriptor
Erst mal schön geschriebenes Review , ließt sich echt gut.
Was mir persönlich fehlt, aber nicht zwingend notwendig ist,ist die Graphik bzw. Technik des Spiels die für ein Kickstarter Projekt und Rpg
auch nochmal gelobt werden sollte und das Crafting in dem Spiel hatte auch eine sehr erfrischende Note .
Dein Fazit spricht mir aus der Seele was das Spiel angeht, fande es sehr schade das Larian nicht die Begleiter KI ähnlich wie in Neverwinter Nights oder Dragon Age Progammiert
hat, es ist halt doch eher ein Koop Spiel als ein Solo Spiel^^.
 

Borisov

Novize
Nettes Review. Beim Gameplay dürftest du mMn. gerne etwas ausschweifender werden, denn wer sich das Game vorher nicht auf YT angeschaut hat, der wird sich das Kampfsystem und dessen Dynamik wohl eher weniger vorstellen können.
Gerade die Beeinflussung der Umgebung wäre z.B. ein Punkt, den man ruhig weiter ausführen kann, da es ja doch nicht zum Standard gehört.
Ansonsten gut geschrieben, wenig Rechtschreibfehler, guter Lesefluss.
 

Xyloq

Novize
schönes review, ich mag original sin weil es den spieler mal eben nicht überall auf die lösung hinweisst, da muss man auch mal wieder selbst etwas tun.
 

J-Nought

4ever Jack
Ich hab es ja zusammen mit Ancarius gezockt und es war eine ganz besondere Erfahrung. Das ganze Spiel hat viel Spaß gemacht und dank des Kampfsystems viele Möglichkeiten eröffnet, wie man eine Situation bewältigt. Ich würde jedem empfehlen keinen Blick ins Internet zu werfen, falls man nicht weiterkommt. Auch wenn einige Quests kaum Infos hergeben, so kann man dennoch eine Lösung finden. Unmöglich ist in dem Spiel nichts ;)

Schade fand ich persönlich, dass zwar zu Beginn des Spieles die Gegner eine richtige Challenge waren, aber mit fortschreitendem Spielverlauf immer schwächer wurden. Daher: Tut euch selbst einen Gefallen und stellt das Spiel auf Schwer. Das macht das Ganze um ein Vielfaches aufregender.

Danke für die schöne Review, Ancarius.
Hoffentlich findet sich mal wieder so ein tolles Spiel, was man zusammen daddeln kann :)
 
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