Liebe geht durch den Magen

Kýestrika

Otakuholic
Otaku Veteran
Es dauert noch fast eine Stunde, bis er kommt. Kristina ist schon ganz nervös.
Sie holt die Champignons und das Hackfleisch aus dem Kühlschrank. Das Hackfleisch gibt sie in eine Pfanne und bratet es mit ein wenig Knoblauch und Zwiebeln an, dann schält sie die Champignons. Als das Hackfleisch durch ist, gibt sie ein wenig Wasser hinzu und einen Esslöffel Tomatenmark. Anschließend füllt sie die Hälfte der geschälten Pilze mit dem Hackfleisch, wickelt sie in Alufolie und schiebt das Ganze in den Backofen.
Ein Blick auf die Uhr verrät ihr, dass erst eine halbe Stunde vergangen ist.
Kristina stellt das Wasser für die Nudeln auf und fängt damit an, die restlichen Pilze klein zu schneiden, dabei kommt die Erinnerung hoch, wie sie ihn kennen gelernt hat.

Kristina trat gerade aus dem Supermarkt, zwei volle Einkaufstüten in der Hand. Sie war in Eile gewesen, weil der nächste Bus in fünf Minuten fuhr. Da rempelte sie jemanden an und lies die Tüten fallen. Natürlich verteilte sich der ganze Inhalt auf der Straße. So ein Mist auch! Jetzt würde sie den Bus bestimmt nicht mehr rechtzeitig bekommen und durfte eine Stunde auf den nächsten warten.
Sie bückte sich, um ihre Sachen auszusammeln, da meldete sich eine fremde Stimme. „Entschuldigung! Das wollte ich nicht!“ Ein junger Mann, ungefähr 20, ging neben ihr in die Hocke und half ihr. Das erste was Kristina wahrnahm, waren seine Augen. Sie waren unglaublich grün und als er in ihre blauen blickte, hatte sie das Gefühl, er könne bis zu ihrer Seele blicken.
„N-Nein, das macht doch nichts“, stotterte sie, „d-d-das war allein meine Schuld. I-Ich habe n-nicht aufgepasst.“
Er lächelte. Es war ein unglaublich süßes Lächeln. „Na gut, aber dafür kriege ich deine Handynummer.“
Kristina war ganz perplex. Das hatte sie nun nicht erwartet. Besonders nicht von solch einem attraktiven Mann. Sein Körper war sportlich, sein Gesicht markant. Alles an ihm schien perfekt zusammen zu passen. Und ausgerechnet so jemand wollte ihre Nummer. Sie fand sich mit ihren schwarzen Locken und der großen Nase hässlich.
Kristina versuchte zu lächeln. „J-Ja, klar.“ Der wollte sie bestimmt nur verarschen. Aber was konnte es denn schon schaden.
„Ich bin übrigens Kevin.“ Er hielt ihr die gepackten Tüten hin und sie spürte wie ihre Knie ganz weich wurden …

Das Messer schneidet ihr in den Finger und holt sie in die Gegenwart zurück.
„Verdammt!“ Schnell geht sie zum Waschbecken und spült die kleine Wunde mit kühlem Wasser aus. Dann wendet sie sich wieder ihrem Essen zu und brät die geschnittenen Pilze mit Zwiebeln an.
Das Wasser kocht. Schnell gibt sie die Spagetti rein. Dann wendet sie sich wieder der Soße zu. Jetzt kommen die geschälten Tomaten dazu, die sie vorher klein geschnitten hat und auch der Mais. Anschließend schmeckt sie alles mit Gemüsebrühe, Tabasco und den Kräutern ab. Dabei fällt ihr auf, dass sie vergessen hat, mit Pfeffer und Salz zu würzen. Das macht sie jetzt noch schnell, bevor sie das Tomatenmark und das Creme Fraiche einrührt. Dann lässt sie die Soße ein wenig vor sich hin köcheln, während sie die Nudeln vom Herd nimmt und abschreckt.
Es ist jetzt genau drei Wochen her, dass sie Kevin kennen gelernt hat. Seit dem haben sie jeden Abend eine Stunde lang telefoniert, dabei hat er ihr zum Beispiel vieles von seiner Lehre als Maler erzählt. Während dieser Wochen hatten sie sich immer besser verstanden und Kristina hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt.
Kristina wird immer nervöser. Noch zehn Minuten, bis er kommt. Sie muss sich beherrschen, nicht hektisch zu werden. Es muss unbedingt alles perfekt werden! Schließlich ist es ihr erstes Date, auf das sie solange gewartet hat.
Sie nimmt die Pilze aus dem Ofen, stellt den Herd ab und gibt die Spagetti in einen tiefen Teller. Obenauf platziert sie liebevoll die Champignons und gibt ein bisschen Soße darüber. Ja, so ist es perfekt!
Die Teller werden ins Esszimmer getragen und gegenüber gestellt. Sie hat gerade noch Zeit, die zwei Kerzen auf dem Tisch anzuzünden, als es schon an der Haustür klingelt. Schnell wirft sie noch einmal einen Blick auf den Tisch. Ja, es sieht wirklich alles perfekt aus.
Kristina tritt an die Haustür, atmet tief durch und öffnet.
Sein Anblick haut sie um.
Kevin hat sich die Haare zurück gegelt, trägt ein sauberes, weißes Hemd und dazu schwarze Jeans. Er hält rote Rosen in der Hand.
„Hallo“, sagt sie etwas schüchtern.
Kevin lächelt sie an und ihr Herz scheint einen Schlag auszusetzen. „Hey!“ Seine Stimme hat einen unverwechselbaren Klang.
„Komm … Komm doch rein.“ Sie hält ihm die Tür auf und nimmt die Rosen entgegen. „Das wäre nicht nötig gewesen.“
„Hm, hier riecht es aber lecker!“ stellt er fest und geht vor ihr ins Esszimmer. Kristina denkt, das er das genaue Gegenteil von ihr ist: überhaupt nicht schüchtern.
Sie folgt ihm. „Setz dich doch schon mal an den Tisch. Willst du etwas zu trinken?“
Er schüttelt den Kopf. „Nein, danke. Ich kann es kaum erwarten, dein Essen zu probieren. Was so köstlich aussieht, kann nicht schlecht schmecken.“
Sie nimmt gegenüber von ihm Platz und wünscht ihm einen guten Appetit. Mit Gabel und Löffel nimmt sie ein wenig von den Nudeln und führt sie zum Mund.
Der Schock!
Es schmeckt süß! Es schmeckt richtig süß!
„Oh Gott! Ich habe den Zucker mit dem Salz verwechselt“, ruft sie erschrocken aus. Sie läuft im Gesicht ganz rot an. Dass ihr das ausgerechnet heute passieren musste. Und jetzt lacht er auch noch. Sie würde sich am Liebsten in ein kleines, dunkles Loch verkriechen und nie wieder rauskommen.
„Das macht doch nichts!“, lacht er und sie blickt schüchtern zu ihm auf. Da erkennt sie, dass er sie gar nicht auslacht sondern einfach nur über das Missgeschick lacht. Er geht um den Tisch herum, beugt sich über sie. Was hat er denn jetzt vor?
„Das schmeckt genauso so süß, wie du aussiehst“ Dann küsst er sie …
 
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