Das Gesicht sieht hier auf jeden Fall harmonischer aus. Es sieht gut aus, nur die Linienqualität fühlt sich ein wenig steif an. Das ist allerdings nicht schlimm da man mit der Zeit automatisch lockerer wird.
Aber ich kann dir und allen Anderen einen Tip geben, den ich gerne gehabt hätte als ich angefangen habe:
Wenn du vor hast größere Fortschritte zu machen (und du vor allem die Zeit dazu hast). Zeichne realistische Menschen (schreib' dich in einem Aktzeichnen Kurs ein), kauf dir Skizzenbücher und zeichne jeden Tag wenn du unterwegs bist (Bahn, draussen am Park, Bahnhof etc) und zeichne Leute, Hunde, Autos, alles mögliche.. Anfangs werden die Zeichnungen nicht sonderlich gut aussehen. Und das muss ich nochmal betonen, "es geht nicht darum das die Zeichnungen gut aussehen". Es geht wirklich nicht darum das du die Details einer Jacke haargenau getroffen hast, sondern um die Attitüde/Körpersprache der entsprechenden Person. Das man ein Gefühl bekommt wie gewisse Menschen sitzen, stehen, gehen, ob sie traurig sind, müde sind etc. Auf welchen Beinen das Gewicht verlagert wird, wie die Hüfte zu den Schultern angewinkelt ist wenn jemand einen Koffer trägt usw usw..
Man kann auch anfangs Fotos benutzen, ich kann mir vorstellen das es für mache Zeichner frustrierend ist Menschen zu zeichnen die ständig in Bewegung sind. Wenn man Fotos benutzt sollte man sich aber immer eine Deadline setzen das man nicht länger als 5-8 Minuten an einer Zeichnung sitzt, und sich nicht in Details verliert.
Es ist ähnlich wie wenn man eine Sprache lernt, man sollte Radio und Fernsehen laufen lassen mit der entsprechenden Sprache, auch wenn man noch nicht in der Lage ist sie zu verstehen.
Was man aber dadurch unbewusst vermittelt bekommt ist ein "Gespür", das sich erst viel später auszahlt. Wenn man zB selber Sätze aufschreiben muss und man ein ungutes Gefühl bekommt sobald etwas mit dem Satzbau nicht stimmt, obwohl man nicht genau sagen kann warum. Diese Intuition ist ein wichtiger Bestandteil, quasi wie ein Kompass der sehr hilfreich sein kann; ich finde das gleiche gilt für Musik, Zeichnen etc.
Man kriegt ein Gefühl für Proportionen und wenn etwas mit der Körperlage nicht stimmt, oder die Figur einen zu kurzen Hals hat oder der Figur absichtlich einen längeren Hals geben will etc.
Ein guter Nebeneffekt ist auch, das sich dieser realistische Stil mit dem eigenen Anime Stil "vermischt" und du dadurch eine wirklich eigenen Stil entwickeln wirst der wirklich einzigartig sein kann.
Diese Dinge sind meiner Meinung äußerst wichtig, und ich sehe in vielen professionellen Zeichnern leider einen Mangel dieser Qualitäten, weil viele lieber 'Muster' benutzen um bestimmte Emotionen oder Gesten zu vermitteln. Das einzige Mittel nicht in diese Falle zu geraten ist wie gesagt raus zu gehen und die Welt da draussen selber zu interpretieren.