Mit der Motivation sprichst du den wichtigsten Punkt überhaupt an. Den Grund, wieso du eine Sprache lernst, kann dir natürlich kein Kurs verraten.
Ich lerne seit Anfang des Jahres Japanisch, und ich kann dir versichern: Routine sieht anders aus! Was mich überrascht hat, ist die Fülle der kostenpflichtigen und kostenlosen Sprachenlernangebote. Japanisch ist nicht die erste Fremdsprache, die ich mich bemühe mir anzueignen, aber es ist die erste, bei der ich das Gefühl habe, mit Lehrangeboten geradezu erschlagen zu werden. Ganz offensichtlich übt diese Sprache auf uns Westler eine schon fast magische Faszination aus. Jedenfalls dachte ich lange Zeit, dass das Lernen bei einem derart weit gefächerten Angebot doch besonders leicht fallen müsse. Aber das Gegenteil ist der Fall! Ich tappe in so ziemlich jede Falle, von denen man sagt, dass sich Japanischlernende vor ihnen hüten sollen.
A) Ich decke mich mit zu vielen Lehrmaterialien ein, die ich anschließend nie benutze
B) Ich lerne unregelmäßig, zu viel auf einmal und zu oberflächlich
C) Ich falle auf kostenpflichtige Angebote herein, die einem schnellere Lernresultate versprechen
D) Ich lese zu viel über das Japanische und lese zu wenig auf Japanisch
E) Ich mache mir Pläne und schreibe Ratgeber, obwohl ich selbst null strukturiert bin und mir bei dieser Sprache wie ein jämmerlicher Versager vorkomme
Meine Vermutung nach sechs turbulenten Monaten, in denen ich weitaus kleinere Fortschritte als geplant gemacht habe, ist, dass es gar nicht so sehr auf das Lehrmaterial ankommt. Aber sag das bloß nicht zu laut, denn viele Leute verdienen Geld damit, anderen zu versprechen, eine Sprache superschnell, supereinfach und ohne Aufwand, quasi im Schlaf erlernen zu können, wenn man nur ihr patentiertes Geheimrezept für nur soundsoviel $ benutzt. Ich will nicht behaupten, dass es Beschiss ist, aber so unterschiedlich wie jeder Mensch lernt, sowohl vom Tempo als auch von der Methode, lässt sich die richtige Vorgehensweise einfach nicht generalisieren. Es ist sogar das Überangebot, das zusätzlich frustriert und entmutigt, weil du stets das Gefühl vermittelt bekommst, deine Methode sei falsch, oder im günstigsten Fall einfach nur ineffektiv. Das nährt natürlich die Selbstzweifel, die uns narzisstische Milleniumsgeneration sowieso heftig quälen. Auf keine andere Generation trifft der Ausspruch Sartres, Freiheit sei eine Strafe, so sehr zu, wie auf uns, die wir stets um Optimierung bemüht sind. Aber ich schweife ab...
Deswegen sage ich, dass die wesentliche Geheimzutat Zeit ist. Vorrausgesetzt, du weißt, wieso du die Sprache lernen möchtest, oder du hast, wie ich, einfach so große Langeweile in deinem Leben, dass du dir in einem Anflug von Größenwahn denkst, "Hey, wieso lerne ich nicht die eine Sprache auf dem Planeten, die mich in den Selbstmord treibt?!", ist es vollkommen schnuppe, wie oder womit du lernst. Es gibt keine Regeln. Und ob du so langsam bist wie die Schildkröte, oder so schnell wie Achill, macht im Endeffekt auch keinen Unterschied. Geduld braucht man. Sei gnädig zu dieser Sprache, die dich fertig machen zu wollen scheint und sei vor allem gnädig zu dir selbst, gegenüber den Fehlern, die du begehst, der Ungeduld, die du an den Tag legst und deinen Selbstzweifeln, die dir weismachen wollen, mancher hätte das Zeug dazu und mancher eben nicht.
So kämpferisch, wie das jetzt klingt, fühle ich mich eigentlich nie, wenn ich japanisch lerne. Eher im Gegenteil: ich liege mit durchnässten Hosen am Boden und heule und bettele, dass dieses Sprachmonster mein erbärmliches Dasein verschont.^^
Willst du das auch? Dann willkommen im Club der Masochisten.
PS: ich spiele schon seit geraumer Weile, eine Art interaktiven Japanischkurs light auf Basis des Unikurses in diesem Forum zu starten. Der Gedanke dahinter war, vor allem Grundkenntnisse zu vermitteln und mit spielerischen Aufgaben zu festigen. Es wäre auch perfekt um meine eigenen Kenntnisse zu festigen und zu vertiefen. Ich weiß nicht, ob ich die Ausdauer und den Ehrgeiz für so ein Projekt hätte, ungeachtet der Nachfrage, finde es aber trotzdem spannend, mir auszumalen, wie das Konzept aussehen könnte.