Aurum Somnus

B0b

Ungläubiger
Die Weltherrschaft ist abgegeben
Wir lehnen uns zurück
In starke güldne Händ gelegt
Sind wir denn verrückt?

Nein! Doch klug im höchsten Maße
Den Affen nicht mehr nachgeäfft
Denn wer der Herrschaft Last nicht trägt
Der umso ruhiger schläft

Wieso sollten wir auch nicht?
Bitte keinen Neid
Was können wir für eure Dummheit
Euer Leid?

Denn Alles was entsteht ist gut
Und wert dass es erblüht
In hellem güldnen Glanz erstrahlt
Und vielerorts gerühmt

Wir vergolden unsren Geist
Erwerben Seelenheil
Wer glücklich sein will gern bezahlt
Des Glückes Kurse steigen steil

Selig Jene die in Gold gehüllt
Wie Götter selbst geweiht
Nieder wer aus eignem Willen
Im Elend gern verbleibt

Erhebet euch aus eurem Unrat
Rafft euch endlich auf!
Befleckt das Antlitz unsrer Weisheit
Doch ihr nehmt dies in Kauf

Des Problems Lösung angegangen
Da sie genial wie einfach ist
Der jüngste Tag des Armutsjammers
Der Glückliche vergisst

So frönen wir noch Jahr und Tag
Den Früchten güldner Macht
Als ob wir nicht das Ende sähen
Lieber tot als spät erwacht


Manchen wird vielleicht auffallen, dass der Anfang der vierten Strophe auf veränderte Weise an eine Stelle aus "Faust" erinnert - das ist Absicht, da mir die Umkehrung ein kurzes Schmunzeln entlockt hat und ich denke, dass es bei jemandem der den Vers kennt den selben Effekt hat.

Freue mich über eure Kommentare und Interpretationsvorschläge.
 

TheDarkness2

Otaku Elite
Otaku Veteran
Erwartest du echt das jemand sich hier im Bord ernsthaft mit "Faust" auseinandergesetzt hat? Ich kenne Faust, hab auch einige Abhandlungen dazu verfasst. Aber "Faust" ganz zu verstehen oder zu erfassen ist unmöglich. Dazu steckt viel zu viel drin.

Jetzt zurück zu deinem Gedicht. Das Reimschema gefällt mir, der Inhalt ist ebenfalls einen guten Blick wert und lädt zum Nachdenken ein. Alles in allem , gelungen. Und ja, ich musste schmunzeln wie du Goethe das Wort im Munde verdreht hast:

Nun gut, wer bist du denn?
MEPHISTOPHELES. Ein Teil von jener Kraft,
Die stets das Böse will, und stets das Gute schafft.
FAUST. Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?
MEPHISTOPHELES. Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht: denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wärs, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.
FAUST. Du nennst dich einen Teil, und stehst doch ganz vor mir?
MEPHISTOPHELES. Bescheidne Wahrheit sprech ich dir.
Wenn sich der Mensch, die kleine Narrenwelt,
Gewöhnlich für ein Ganzes hält:
Ich bin ein Teil des Teils, der anfangs alles war,
Ein Teil der Finsternis, die sich das Licht gebar,
Das stolze Licht, das nun der Mutter Nacht
Den alten Rang, den Raum ihr streitig macht.
Und doch gelingts ihm nicht, da es, soviel es strebt,
Verhaftet an den Körpern klebt:
Von Körpern strömts, die Körper macht es schön,
Ein Körper hemmts auf seinem Gange;
So, hoff ich, dauert es nicht lange,
Und mit den Körpern wirds zugrunde gehn.
FAUST. Nun kenn ich deine würdgen Pflichten!
Du kannst im Großen nichts vernichten
Und fängst es nun im Kleinen an.
MEPHISTOPHELES. Und freilich ist nicht viel damit getan.

Aus: J. W. v. Goethe, Faust I, 1808, Szene im Studierzimmer.
 

Chiron

Herrscher des Cataclysm!
Otaku Veteran
ich hab nur shakespeare gelesen, is aber ziemlich schwer sowas zu lesen.Naja man muss eben Motivation haben bei sowas habs auch durchgezogen ;)
 
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