Ein bisschen hat mich Beyond: Two Souls ja an die Tales of- JRPG Reihe erinnert. Mit jedem Teil macht sie einige Dinge diesmal richtig und andere Dinge plötzlich falsch, aber insgesamt entwickelt sich die Reihe weiter. In dem Falle von Beyond drehen wir uns nur im Kreis, denn was alles richtig gemacht wird, wird im nächsten Moment wieder falsch gemacht. So könnte ich mir eigentlich diese Review sparen und euch eine von Heavy Rain hin klatschen, müsste nur einige Begriffe ändern und fertig ist die neue Review. Aber das heist jetzt nicht das man dieses Spiel nun links liegen lassen sollte, wenn man Heavy Rain schon gespielt hat.
Story:
Kommen wir gleich zum wichtigsten Punkt, den damit steht und fällt dieses "Spiel". Die Protagonistin Jodie Holmes ist seit der Geburt mit einem anderen Wesen verbunden, genannt Aiden. Dieses Etwas hat keine physische Form und nur Jodie selbst kann es wahrnehmen. Jedoch kann Aiden mit Jodies Umfeld interagieren, z.B. Dinge umwerfen. Aiden kann aber auch andere Menschen kontrollieren oder sie einfach erwürgen. Zwar hat Jodie Kontrolle über Aiden, aber manchmal reagiert Aiden sehr eigenwillig. So hat Jodie ein problemreiches Leben als Außenseiterin und wird in eine Forschungsanstalt gebracht um dort untersucht zu werden. Während des Spiels spannt der Zeitraum ~20 Jahre von Jodies Leben ein, viel Zeit also um Entscheidungen des Spielers merkbar zu machen. Und auch viel Zeit um alles zu ruinieren.
Die Geschichte ist in Kapitel unterteilt die nicht in chronologischer Reihenfolge sind. Um euch ein Beispiel zu geben, der Prolog liegt auf der Zeitspanne ganz rechts und wird auch nie überholt! Und so springt ihr in Jodies Leben hin und her von Kapiteln die nur 5-10 Minuten gehen zu einigen die >30 Min gehen. So fühlen sich Entscheidungen in der Kindheit nicht bedeutend an, da man schon weiß, dass es anders kommen wird. Nur in den längeren Kapitel und gegen Ende bekommt man das Gefühl man hat jetzt wirklich Kontrolle über die Geschichte. Was sich Quantic Dream dabei gedacht hat ist mir eigentlich schleierhaft. Vieleicht lag es am Gameplay welches natürlich erst gegen Ende Adrenalin haltiger ist, das macht die Kindheit nicht uninteressanter. Zu sehen wie Jodie die ersten bewussten Kontakte mit Aiden knüpft und wie es ihr in die Quere kommt ist eigentlich ein interessanter Start. Vermutlich ist dem Storywriter einfach mal das Script runtergefallen und er hat nur den "Anfang" und das Ende gesucht, der Rest wird ja schon irgendwie Sinn ergeben.
Meine große Befürchtung war ja das Ende und die Erklärung für Aidens Existenz, Herkunft,... Denn schon sehr früh wird einem klargemacht das es paranormale Dinge gibt und ich habe eine solche Erklärung für das Ende gefürchtet. Das Ende selbst ist damit sehr gut verbunden worden und ist nicht völlig übertrieben, das trifft jedoch nicht auf die Erklärung für Aiden zu. Die will ich euch natürlich nicht Spoilern, aber ich will euch nur warnen euch nicht auf diese Erklärung zu freuen.
Und so drehen wir uns im Kreis. Während die allg. Qualität der Story angehoben wurde, fiel die Erzählerweise ganz weit runter.
Gameplay:
Wie spielt sich denn nun dieser Film? Besser als Heavy Rain, zumindest in der Art wie man QTE's hier behandelt. Und zu meiner Erleichterung ließ man das Gameplay auch Casual bleiben, denn sonst wäre das mehr als nur contra produktiv. Das ganze Konzept würde auseinanderfallen. Nachdem Heavy Rain von mir verlangt manchmal 6-8 Tasten gleichzeitig gedrückt zu halten will man nun das ich denke. In den meisten Actionsequenzen friert das Bild kurz ein und ihr müsst mit einer kurzen Bewegung des rechten Sticks Jodies Bewegung vervollständigen. Das macht weitaus mehr Sinn als plötzlich X zu drücken um einem Schlag auszuweichen. So wird die Immersion in das filmische Ereignis gesteigert und die Erzählgeschwindigkeit kommt nicht zum halten, denn wie auch in Heavy Rain ist eine misslungene QTE nicht gleich ein Game Over. Die Szene spielt sich dann nur anders ab. Doch das werdet ihr vieleicht öfters als gewollt sehen, denn sehr oft passiert gerade so viel das ihr gar nicht erkennen könnt in welche Richtung ihr nun den Stick bewegen müsst und kassiert so Backpfeifen und Frust. Überhaupt kommt der rechte Stick viel mehr zum Einsatz. Wenn ihr mit der Umgebung interagieren möchtet müsst ihr nur nach weißen Punkten Ausschau halten. Wenn ihr dann einen solche Punkt gefunden habt, bewegt ihr einfach den rechten Stick in die Richtung und Jodie macht halt was sie dann halt tun muss.
Bewegen tun wir uns wieder nur mit dem linken Stick und wieder ist das umständlich. Denn die Charaktere können sich nicht sofort um 180° drehen, sondern müssen erst einen kleinen Bogen machen. Besonders in Gebäuden ist das extrem nervend, wenn man ständig vor die Wand läuft oder wegen der ungünstigen Kameraposition nichts sehen kann.
Und so drehen wir uns weiterhin im Kreis. Die neuen QTE's passen zur dieser Art Spiel, auch wenn ihr öfters nicht erkennen könnt wohin sich eurer Stick eigentlich bewegen sollte.
Grafik:
Hier ziehe ich ganz dreist einen Vergleich mit The Last of Us. Ebenfalls ein PS3-Exklusiv Titel aus einem relativ nahem Releasezeitraum. Allgemeine Texturqualität, Schatten,... sind schlechter, sehen aber immernoch schön aus, wenn man bedenkt es ist ~8 Jahre alte Hardware. Die Animationen und Charaktermodelle sind der Meilenstein von Motion Capturing. Was L.A. Noire nur in den Gesichtern hatte, steckt hier im ganzen Körper jeder einzelnen Figur.
Technik:
Hier lasse ich mal eine kleine Warnung zurück die nicht wirklich was mit dem Spiel direkt zu tun hat. Meine PS3 Slim hatte ziemlich mit diesem Spiel zu kämpfen. Manchmal hatte ich ~10 Frames für eine paar Sekunden verloren. Manchmal friert mein Bild für ~5 Sekunden komplett ein. Und im allgemeinen war meine PS3 ungewöhnlich laut. Wenn ich sie unter dem Schreibtisch hervorgeholt habe und ein Fenster aufgemacht habe ging es. Also gebt der Konsole einfach ein bisschen extra Lüftung und es sollte dem Spiel nicht im Weg stehen.
Fazit:
Wie schon eingangs erwähnt berichtigt Beyond: Two Souls einige Fehler von Heavy Rain und entwickelt auch einige Stärken konsequent weiter. Aber dann erlaubt es sich Fehler die eigentlich nicht sein müssten. Keineswegs ist Beyond: Two Souls damit eine schlechtes Spiel oder gar nur eine Neuauflage von Heavy Rain. Es hat seine eigene interessante Geschichte und seine tollen Charaktere. Wer also mit Heavy Rain schon seinen Spaß hatte bekommt auch hier mit ~10h-12h gutes Kino geboten, wo man mehr oder weniger Einfluss darauf hat.
7/10
Euer Ancarius
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