[Biete] Biss zur Morgenröte

| Nami |

DON'T FUCKING STARE AT ME
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Diskussion


Prolog

Wie jeden Abend lief der Fernseher. Wie jeden Abend saßen die zwei frisch verliebten auf dem Sofa, eng aneinander gekuschelt und schauten sich irgendwelche belanglosen Dokumentationen an. Wie jeden Abend gab es nebenbei etwas zu Essen. Ein Sandwich sowie ein Glas Wein.

Draußen fegte der eisige Nordwind, Regen klatschte gegen die Fensterscheiben. Auf den Straßen war es ungewöhnlich ruhig für diese Uhrzeit. Die Studenten waren sonst bis zum Sonnenaufgang unterwegs und feierten, bis es hell wurde.
„Kommst du ins Bett, Schatz?“, die rothaarige Schönheit drückte ihrem Freund einen Kuss auf seine Wange. Langsam setzte sie ihren wohlgeformten Hintern auf seinem rechten Oberschenkel ab und strich mit ihren Fingerkuppen sanft über seinen muskulöse Brustkorb.

Ihr Blick sagte alles. Seine Augen jedoch klebten die ganze Zeit auf dem Bildschirm. Nur ungern wollte der Blondschopf seinen Blick nach oben richten. Dazu war die Dokumentation gerade viel zu spannend. Erst als seine Freundin ihre Brüste gegen ihn drückte, hatte sie seine Aufmerksamkeit. „Ja, Kathy. Ich komme ja schon“. Das Fernsehgerät wurde ausgeschaltet, Geschirr in die Spülmaschine gelegt und das Licht ausgeschaltet. Rick warf noch einmal einen flüchtigen Blick nach draußen. Eine merkwürdige Gestalt wanderte durch den Regen. Wankte komisch mit seinem Oberkörper. „Hm. Diese Studenten vertragen gar nichts mehr“. „Lass doch die Leute saufen, wir zwei haben noch etwas schöneres vor“. Dabei lächelte ihm seine Freundin verführerisch ins Gesicht. Sie zog an seinem Arm. Beide schritten in das Schlafzimmer und schlossen die Tür ab. Sie bemerkten weder das laute Getrampel noch die panischen Schreie oder das Klopfen an den Wänden.


Die Morgensonne weckte das Liebespärchen am nächsten Morgen. Rick warf den nervtötenden Wecker vom Nachttisch herunter, was dazu führte, das sogar Kathy wach wurde und kurz mit ihren Augen rollte. Rick hatte ein dickes Grinsen auf seinem Gesicht. Langsam glitten seine Finger über ihren Arm, strichen über ihren schlanken Hals und wanderten schließlich über ihre rosaroten Lippen denen er seinen Mund aufdrückte. „Na, Schatz? Bist ganz schön ins Schwitzen gekommen, was? Ich glaube die Nachbarn haben sich über dein lautes Stöhnen beschwert.“ Ein Kopfkissen flog in sein Gesicht. „Du Blödmann!“, fauchte Kathy und erhob langsam ihren nackten Körper. Die Frau streckte ihre Gliedmaßen was zu einem ekligen Knacksen der Gelenke führte. Rick verzog kurz seien Miene. Er mochte dieses Geräusch einfach nicht. Auch in den letzten zwei Jahren, die sie nun zusammen waren, hatte er sich nie an das Geräusch gewöhnen können.

„Ich geh mal Brötchen holen“, erwiderte die junge Frau und schlüpfte in ein Paar bequeme Klamotten. Ihr Blick fiel auf das Fenster wo sie langsam darauf zulief und die Vorhänge zurück zog. Rick legte seinen Kopf während dessen wieder auf das weiche Kopfkissen. „Bitte zwei mit Vollkorn. Du weißt ja, was ich mag“. „Ja, ja du fauler Sack, Kartoffeln“. Entgegnete Kathy ihrem Freund und drückte dem jungen Mann einen Kuss auf seine Wange. Die Minuten verstrichen nur so dahin und langsam driftete der Blondschopf wieder in das Reich der Vergessenheit ab.

Als sich die Tür wieder öffnete, öffnete auch Rick seine müden Augen. Vollkommen verschlafen, schaute er in das Gesicht seiner Freundin. Sie wirkte wie immer. Das süße Lächeln auf ihrem wunderschönen Gesicht war überhaupt der Grund weswegen er sich in sie verliebt hatte. Kathy schritt in die Küche und legte den Stapel, Brötchen beiseite. Sie schnitt das duftende Gebäck auf. Eines nach dem anderen. Der köstliche Geruch zeigte schließlich Wirkung und Rick quälte sich aus dem kuscheligem Bett. Als er Kathy erblickte, drückte er der Rothaarigen einen Kuss auf ihre Wange. Er schaute kurz auf die Brötchen. „Kein Vollkorn? Nur die schlabberigen weißen?“. Ein leises Stöhnen war ihre Antwort. Kathys Oberkörper wankte seltsam, was Rick jedoch nicht auffiel. Er schnappte sich den Teller und begann den Tisch zu decken. Langsam drehte Kathy sich zu ihrem Lebenspartner um. Ihre Füße schlurften auf den schneeweißen Fliesen, ihr Atmen glich mehr einem Keuchen. „Kathy? Was’ n los?“. Rick drehte erst jetzt seinen Kopf zu der Rothaarigen um und wurde kreidebleich. Das Gesicht seiner Freundin war bis auf den Knochen abgenagt. Blut tropfte auf den Boden. Das rote Lebenselixier tropfte langsam das Gesicht herunter.

Langsam schritt die leblose Frau auf ihn zu welcher entsetzt auf seine Freundin starrte. Kathy öffnete und schloss die ganze Zeit ihren Mund. So als würde sie nach etwas beißen wollen. Zu seinem Glück war ein Stuhl im Weg und Kathy krachte mit voller Wucht auf den Schädel. Wie versteinert, starrte Rick auf die junge Frau und raufte sich, voller Verzweiflung, die Haare .„Kathy? Kathy?“. Immer wieder schrie er ihren Namen. Doch seine Kathy antwortete ihm nicht. Auch nicht, als Rick an ihrer Schulter rüttelte. Mit zitternder Hand griff Rick nach ihrem Hals um den Puls zu fühlen. Doch da war kein Puls. Kein Anzeichen von Leben in ihrem Körper.

Nach etlichen Minuten erhob sich plötzlich ihr Oberkörper. Mit keuchendem Stöhnen drehte Kathy ihren Kopf zu Rick, der nun panisch aus dem Küchenzimmer rannte. Instinktiv griff seine Hand zu dem Küchenmesser was auf dem Tisch lag. Seine Finger umklammerten fest den Griff. Rick hörte nur noch das Stöhnen hinter sich. Laut knallend, schloss der Blondschopf die Küchentür. Verriegelte diese mit allem, was er fand. Er hörte nur noch das Kratzen der Fingernägel seiner geliebten Kathy, die gegen das Holz schliffen. Eiligen Schrittes lief er zum Kleiderschrank. Rick versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Was war hier bloß los?! Nachdem er in ein Paar Klamotten schlüpfte und etwas Bargeld mitgehen ließ, verschwand der Blondschopf aus der Wohnung.

Als der junge Mann den Hausflur der Wohnanlage betrat, bemerkte er erst jetzt die blutbeschmierten Korridore. Überall an den Wänden sah man die Fingerabdrücke der Bewohner. Gedärme klebten an den Wänden. Rutschten sogar noch herunter. Ricks Magen drehte sich um. Er lief zur nächstbesten Ecke und entleerte seinen Mageninhalt. Als er damit fertig war, hörte sein Körper etwas mit dem Zittern auf. Seine Augen sahen panisch im Flur umher, als er plötzlich ein seltsames Geräusch vernahm. Ein lautes Schmatzen hallte durch den Gang, wurde stetig lauter. Vorsichtig beugte Rick seinen Kopf um die Ecke hervor und sah das grausige Szenario was sich ihm bot. Zwei Kannibalen fielen am hellerleuchteten Tag über ein junges Mädchen her. Rick kannte die Kleine. Er wollte ihr zur Hilfe eilen. Doch aus jeglicher Pore seines Seins schrie die pure Angst. Rick fasste den einzig logischen Schluss. Er nahm seine Beine in die Hand und lief in die entgegen gesetzte Richtung. In Sicherheit. Weg von diesem Wahnsinn. So glaubte er jedenfalls.
 
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