[Review] Call of Juarez: Gunslinger Review - Die Serie erfolgreich gerettet

Ancarius

~Dreamer~
Otaku Veteran

Mit The Cartel hat sich der Entwickler Techland zurecht einen Shitstorm eingefangen. Das Spiel lag weit unter den Qualitäten des Vorgängers Bound in Blood. Es hatte nichts von der guten Story und den guten Wild-West Schießereien. Da deswegen das Budget für das Spiel gekürzt wurde, kehrt es nun als Arcade Titel zurück, mit den Namen Call of Juarez: Gunslinger. Und es feiert ein richtig gutes Comeback, größtenteils wegen seiner Erzählweise.

Story:
1910 ist der Wilde Westen eigentlich schon vorbei und Silas Greaves findet sich in einem kleinem Saloon wieder. Eine kleine Gruppe von Leuten will seine Geschichten, aus der Zeit als er noch Kopfgeldjäger war, hören. Den ganzen Spielverlauf werdet ihr nur Erinnerungen von Silas nachspielen, denn der hat genügend erlebt um euch die ~7-8h Kampange lang zu unterhalten. Silas war nähmlich mit so ziemlich jeden bekannten Gesicht des Wilden Westens in Kontakt bekommen, darunter Billy the Kid, die Daltons,... Manchmal Seite an Seite, manchmal im Duell gegenüber. Und die Art wie sich die Geschichte nun erzählt, das ist Glanzseite dieses Spieles.

Während ihr spielt hört Silas niemals auf zu reden. Seien es nun Einleitungen für kommende Ereignisse oder Kommentierungen wenn ihr als Spieler z.b. 3 Kopfschüsse hintereinander gemacht habt. Seine Erzählungen verändern aber auch die Level. Als er sich an einer Postkutsche verteidigen musste erzählt er von immer größer werdenden Gegnerfluten -> Die Anzahl an Gegner steigt immer weiter. Dann ging ihm plötzlich die Munition aus -> Ihr verliert eure komplette Reservemunition. Kurz bevor er stirbt erblickte er einen Fluchtweg -> 2 Felsen gehen auseinander und bieten euch den Fluchtweg. Auf seiner Flucht fiel ihm ein toter Apache vor die Füße mit Muniton zur Rettung -> Eine Apacheleiche spawnt in der Luft und hat volle Munition für eure Waffen. Manchmal sprechen aber auch die Zuhörer und erzählen die Version, die sie gehört haben. So erzählt der jüngste der Runde aus einem Groschenroman wie Silas in eine Scheune gegangen ist, um mit den dortigen Pferden zu fliehen. Angekommen trifft er auf einen korrupten Sheriff, den er dann im Duell tötet. Dann korrigiert Silas ihn und im Spiel wird alles zurückgespult. Ihr geht also erneut in die Scheune und werdet diesmal aber überwältigt und festgenommen. Im Verlauf der Geschichte betrinkt sich Silas immer mehr und fängt an zu übertreiben. Als ihr im Gebirge seit und euch gegen die Apachen wehren müsst, meint Silas er hätte locker um die 100 Leute umgelegt. Als Spieler regt euch sowas dann auf, da ihr dann wirklich gegen eine solche Armee gewinnen müsst. Um den ganzen noch die Krone aufzusetzen haben sie natürlich alle nicht nur Gewehre sondern auch noch Unmengen an Dynamit zum werfen dabei. Gegen Ende ist Silas dann komplett blau und im Spiel verschwimmt die komplette Sicht, Gegner tauchen auf und verschwinden und Hindernisse kommen und gehen wie es ihnen gefällt. Diese Art des Storytellings hebt das ganze Spiel um ein großes Stück ab und gibt ihm einen einzigartigen Charakter.

Gameplay:
Hier wird wieder gutes Wild-West Gunplay geboten. Bewaffnet mit einer Handfeuerwaffe (freischaltbar auch mit 2 gleichzeitig), einer Langwaffe (Gewehr oder Schrotflinte) und Dynamit zum werfen ballert ihr euch von Schauplatz zu Schauplatz. Um euch dabei zu unterstützen gibt es eine Konzentrationsanzeige mit der ihr die Zeit fast anhalten könnt und alle Gegner rot hervorgehoben werden, nur wenn sie auch in eurem Sichtfeld sind. Dann gibt es noch eine Anzeige die sich über Zeit füllt und euch bei einer tödlichen Kugel noch einem das Leben retten kann. Anstatt wie in Bound in Blood noch Geld zu sammeln und es gelegentlich bei Händlern für neue Waffen auszugeben, gibt es hier ein Level-System. Mit guten Leistungen wie Kopfschüsse, Kills durch Deckung oder dem töten von Zielen in Bewegung, steigt ihr im Level auf um euch in den 3 Skillbäumen weiterzuentwickeln. Diese 3 bestehen aus dem Desperado, spezialisiert auf 2 Handfeuerwaffen gleichzeitig, dem Trapper, auf Schrotflinten konzentriert und zuletzt dem Ranger, der sich auf Gewehre und dem Distanzkampf fokussiert. Ab bestimmen Meilensteinen in dieses Spezialisierungen, schaltet man eine verbesserte Version eines Waffentypes frei. In den Duellen müsst ihr mit eurer Maus den Fokus auf den Gegner halten und mit den Tasten A und D eure Hand so nahe wie möglich am Waffengriff halten um dann im rechten Moment zu ziehen und möglichst schnell als erster zu schießen. Wenn ihr ein Duell einfach nicht schafft, z.B auf den höheren Schwierigkeitsgraden, könnt ihr auch vor eurem Gegner ziehen und ihn erschießen, ihr bekommt aber dann keine Erfahrungspunkte mehr für das Duell.

Der Grafikstil:
Das Spiel wurde in einem Cel-Shading Look gemacht und ist am ehesten mit Spielen wie Borderlands oder dem neuen Prince of Persia zu vergleichen. Es ist eine bekannte Optik und dürfte euch nicht komplett überraschen. Immer wenn ihr einen Gegner tötet, fällt dieser in Zeitlupe um. Wenn ihr also schnell mittels Konzentration ~4 Gegner in den Kopf geschossen habt, könnt ihr den Anblick nochmal genießen. Von der technischen Seite hält es sich mittendrin, kurz akzeptabel.

Fazit:
Seit dem Fiasko des Vorgängers hatte ich meine Bedenken, was einen Nachfolger betrifft. Besonders als der kleine Preis und der bekannte Cel-Shading Look feststanden. Es wirkte wie schnelles Geld mit einer Marke machen. Aber in Wirklichkeit hat hier Techland einen sehr guten Job abgeliefert. Allein schon durch die besonders gute Art des Storytellings ist es schonmal einen Blick wert. Ich empfehle euch es zumindest mal auszuleihen oder während eines Steam-Sales es euch anzutun.

Euer Ancarius
 
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