TheDarkness
Exarch
Erstmal vorweg, alle Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tatsächlich existierenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Ich empfehle für das Lesen ein Alter ab 16 Jahren, da ein paar heftige Szenen in den Kapiteln drin sein werden. Zudem wird es erotische Inhalte geben. Aber nun viel Spaß beim Lesen!
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Die Erbschaft
Entkräftigt lies er sich in den Bürostuhl des Dienstzimmers fallen. Er schwitzte am ganzen Körper, Kraft hatte er keine mehr. Er fühlte sich erschlagen, so ging das schon fast 2 Wochen. Ohne eine Pause durcharbeiten, meistens noch einige Zeit länger bleiben weil das Personal fehlte. Er deckte einen großen Teil der Arbeit ab, obwohl es ihm gegen den Strich ging. Doch sagen wollte er nichts, ohne Job sah es beschissen aus in dieser Zeit. Irgendwoher musste das Geld ja kommen, er blickte auf die Uhr. Es war kurz vor der Übergabe, diese würde wohl erst 1 Stunde später stattfinden wenn die Ablösung kam. An ihm lag es jetzt nur noch den Kaffe und Kuchen vorzubereiten, aber andererseits musste er noch auf den Bewohner in Zimmer 9 achten. Dieser lag im Sterben, eigentlich nicht verwunderlich. Wunderlich war nur das dieser bis gestern, trotz seiner 100 Jahren, noch topfit gewesen war. Er lief noch munter durch die Gegend. Erstaunlich, so etwas hatte er in seiner gesamten Zeit als Altenpfleger noch nicht gesehen. Und er war schon verdammt lange da. Die Schüler waren bereits heim, genau wie die FSJâler. Er sah wieder auf die Uhr, er würde dem Mann in Zimmer 9 noch einen Besuch abstatten. Das schuldete er dem alten Kauz, wie er ihn manchmal nannte. Er erinnerte ihn immer an seinen Opa. Dieser strotze auch immer vor Kraft und Energie, mutete sich auch immer zuviel zu. Er lächelte, na dann auf für einen letzten Gang. Hoffentlich war er noch nicht gestorben, die Angehörigen hatte er nicht erreicht. Diese waren sowieso undankbare Bastarde in seinen Augen. Sie wussten alles besser, aber sie scherten sich einen Dreck um den armen Mann. Er schüttelte den Kopf wärhend er seinen Körper mit einem enormen Kraftaufwand dazu bewegte aufzustehen. Dabei atmete er scharf ein, stützte sich auf dem Schreibtisch ab um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Langsam setzte er sich in Bewegung, verließ das Dienstzimmer und sperrte die Tür ab. Er blickte den Gang hinab und sah Frau T wie sie sich an den beiden Sesseln am Ende des Flures zu schaffen machte. Das war ein Ritual von der alten Dame, das sie seit die Demenz fortgeschritten war, jeden Tag um die selbe Zeit farbizierte. Aber immerhin erledigte sie ihr Geschäft nicht mehr hinter den Sesseln. Er atmete durch und ging nach links, sein Blick fiel auf die Terasse wo sich Frau W ein wenig sonnte. Sie lag dort bereits einige Zeit. Sie genoss die Sonnenstrahlen, lange zu leben hatte sie nicht mehr. Der Krebs in ihr war zu stark, trotz Chemo Therapie.
Er wusste genau das man eine emotionale Mauer ziehen musste, wenn man nicht ganz verrückt werden wollte. Man musste aus den Menschen Maschinen machen. Irgendwann hörten sie auf zu funktionieren, Trauer war da fehl am Platz. Man musste ein betroffenes Gesicht machen, aber die Gefühle nicht zu nah an sich rankommen lassen. Ansonsten erlag man einem Teufelskreis, dem man nur noch durch Alkohol und Drogen entkam. So war es bereits einigen Schwestern hier ergangen. Er erinnerte sich noch an Schwester B, die mit dem ganzen Druck und Stress nicht mehr fertig wurde. Sie nahm eine Flasche Vodka, die richtigen Medikamente und das wars. Im Dienstzimmer hatte sie sich ein Ende gesetzt, man fand sie erst als es zu spät war. Er schüttelte den Kopf, tragische Schicksale gehörten dazu wenn man mit Vergessenen arbeitete. Vergessene, weil die Außenwelt nichts mehr mit ihnen zu tun haben will. Weil die Außenwelt das Ungeliebte gerne abschiebt. Aus den Augen, aus dem Sinn. So war es seit Anbeginn der Zeit, so wird es immer sein. Der Mensch entwickelte sich nicht weiter. Schon lange nicht mehr, egal wie groß die technischen Fortschritte auch sein mögen. Er setzte seinen Weg nach links fort, am Balkon und Speißesaal vorbei. Er ging den linken Flur hinunter, sah noch einmal in Zimmer 6 und 7 hinein, wo einige Fälle mit Pflegestufe 3+ lagen und seufzte. Alles ruhig, die Beruhigungsmittel wirkten also. Er atmete tief durch, dann setzte er die paar Schritte bis vor Zimmer 9 fort. Vor der Tür blieb er stehen. Seine Gedanken schweiften ab. Er erinnerte sich wie dieser Mann ins Heim kam, wie sich alles auf Station änderte. Wie dieser Mann, Herr B, sich engagierte und dem Stationsablauf eine neue Richtung gab.
Die Station hatte diesem Mann viel zu verdanken, er selbst auch. Dann schüttelte er den Kopf, nein keine Gefühle. Das machte die Arbeit nur unnötig schwer, so durfte es nicht sein. Er zog die Mauer um sich herum hoch als er das Zimmer betrat, er klopfte vorher.
âHerr B?â, fragte er mit leiser Stimme. Dann trat er ins Zimmer, den Fernseher hatten die Angehörigen schon weggeräumt. Es stand nur noch der Tisch in der Mitte. Der Schrank war fest eingebaut, daran war nichts zu ändern. Ein hässliches Stück, das Bett stand links vom Fenster rechts. Langsam näherte er sich dem Bett. Herr B lag darin, seine Atmung ging stoßweiße. Seine Augen waren offen, wirkten aber glasig und gebrochen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, Herr B baute von Minute zu Minute mehr ab. Normalerweise verlief der Sterbeprozess langsam, aber bei dieser Person so schnell das man nicht wusste wie es geschah. Zögernd griff er nach der Hand von Herrn B und hielt diese fest. Er wartete auf eine Reatktion, doch diese blieb zunächst aus.
âHerr B, können sie mich hören?â, fragte er leise, ohne mit einer Antwort zu rechnen.
âJa, ich höre sie Johann.â, flüsterte Herr B mit gebrochener Stimme.
âWie geht es ihnen?â, fragte Johann und bereute die Frage sofort. Wie soll es jemandem gehen der im Sterben lag?
âOch Jungchen, mir geht es so einigermaßen.â, krächzte Herr B und hustete dabei ein paar Mal.
âSie geben nie auf was?â, fragte Johann lächelnd.
âNein, sie wissen doch ich bin eine Kämpfernatur.â, antwortete Herr B. Dabei verzog er die Lippen zu dem was wohl ein Lächeln werden sollte, aber einfach nur grausig aussah. Seine Lippen waren spröde, sein Mund total trocken. Es wunderte Johann das dieser Mann noch die Kraft hatte zu sprechen.
âIch weiß, ich wollte nur mal vorbeikommen um zu sehen ob alles in Ordnung ist.â, erklärte Johann den Grund seines Besuches.
âJungchen, ich bin 100 Jahre alt. Ich hab meine Leben gelebt und das Beste schon lange hinter mir. Allerdings hätte ich noch eine Sache zu erledigen.â, sagte Herr B ruhig. Er musste mehrmals pausieren bei dem Satz, nach Luft ringen, und dann fortsetzen.
âUnd das wäre?â, fragte Johann.
âNun, öffnen doch bitte die Schublade in dem Nachtisch. Die unterste Jungchen.â, keuchte Herr B.
Johann tat was der alte Mann ihm aufgetragen, mit zitternden Fingern umschloss er den Griff der Schublade. Er zog sie langsam auf, darin lag nichts. Nein, das war nicht richtig. Da lag ein schwarzer Beutel. Johann hatte ihn nicht bemerkt, weil er mit den Schatten eins zu sein gewesen schien. Vorsichtig griff er nach dem Beutel und holte ihn hervor. Der war ihm vorher nie aufgefallen.
âDas da?â, frage Johann nachdenklich.
âÖffne es Jungchen, darin ist das was ich dir weitergebe. Du warst ein feiner Kerl und du verdienst den Inhalt in diesem Beutel mehr wie ich ihn damals verdiente.â, seufzte Herr B.
Johann öffnete, obwohl er es besser wusste vorsichtig den Beutel. Dann lies er den Inhalt auf seine Handfläche plumpsen. Ein kleiner runder Edelstein, eingearbeitet in ein metallernes Armband. Der Edelstein glitzerte mal rot, mal grün wenn man ihn ins Licht hielt.
âDas kann ich nicht annehmen.â, sagte Johann ernst.
Erst da bemerkte er das bei Herr B die Schnappatmung einsetzte, ehe er reagieren konnte stieß Herr B einen scharfen Atemzug aus und dann erschlaffte sein Körper. Johann stand fassunglos vor dem Bett, dann fiel sein Blick wieder auf den Stein. Sollte er dem letzten Wunsch von Herrn B entsprechen? Was meinte er mit den Worten, das er den Inhalt verdienen würde?
Egal wierum Johann es auch drehte, er konnte sich keinen Reim darauf machen. Er ging mit dem Armband nach draußen, schloss die Tür. Er atmete tief durch, lies das Armband entgegen seinem Wissen in eine seiner Taschen gleiten. Dann ging er wieder ins Zimmer von Herrn B und bereitete es nach. Er wusch den Toten, zog ihm die zur letzten Ruhe gewünschte Kleidung an. Johann barrte den Toten sogar auf, was eigentlich gegen alles war woran er glaubte. Johann sah sich zufrieden in dem Zimmer um, alles war so wie es sich Herr B gewünscht hatte. In diesem Moment öffnete sich die Tür, seine Ablösung war da und sie sah ihn verständnislos an. Erst als er einen Schritt zur Seite tat und den Blick auf Herrn B freigab, der aufgebahrt in der Mitte des Zimmers stand verstand die andere Pflegekraft. Johann konnte deutlich die Tränen in ihren Augen sehen, sie war noch nicht so lange im Geschäft und abgestumpft wie er. Am Anfang musste man trauern, später wurde das nur noch ein hässliches Anhängsel das man verdrängte. Trotzdem nahm er sie in den Arm und geleitete sie zum Dienstzimmer. Johann vollendete seine Übergabe ohne Komplikationen, er war ein Profi. Er erledigte seine Arbeit pünktlich, schnell und so präzise wie möglich. Das er es mit Menschen zu tun hatte, interessierte ihn nur am Rande. Für ihn war es Fließbandarbeit, ob er jetzt 13 Ärsche morgens wusch oder 20. Es kam immer auf das selbe raus, Platz um sich mit Leuten zu beschäftigen blieb eh nicht. Vielleicht manchmal, wenn man Glück hatte. Bei manchen kalt er deswegen als kalt, als steril. Er selbst hatte jedoch die Eigenschaft sich aufopfernd für jemanden einzusetzen, er blieb den Bewohnern gegenüber immer fair und freundlich. Er wieß nie jemanden ab wenn er in Not war oder Sorgen hatte. Er war kein schlechte Mensch, eher ein Guter mit einigen von der Zeit aufgeladenen Macken. Ja, so lies es sich am besten beschreiben.
âDas Telefon hat gerade geklingelt Elisabeth.â, sagte eine Stimme mit traurigem Tonfall.
âUnd?â, fragte Elisbeth genervt zurück.
âUnser Vater ist gestorben.â, fuhr die Stimme fort.
âDas sind ja mal gute Nachrichten Manfred.â, lächelte Elisabeth.
âWie kannst du nur so kalt sein, er gab dir das Leben!â, fauchte Manfred sie an.
âSein Samen, den er Mutter einpflanzte gab mir das Leben. Ich will nur den Stein, wir müssen das Zimmer durchsuchen können.â, fuhr Elisabeth ruhig fort.
âWarum nur bist du so scharf auf diesen Stein?â, fragte Manfred schockiert von der Kälte seiner Schwester.
âDas wirst du noch früh genug sehen. Du lenkst das Personal ab, wähernd ich mich ins Zimmer begebe und es durchsuche.â, erkärte Elisabeth.
âDa spiel ich nicht mit, ich werde Vaters Tod nicht dazu ausnutzen deine Erbschaftsvollmachten illegal auszuweiden.â, erklärte Manfred ernst.
âAch wirklich? Was wäre denn wenn ich der Polizei erzählen würde was du in deinem Keller so alles treibst, warum deine Tochter sich immer mehr zurückzieht?â, fragte Elisabeth lächelnd.
âDu Miststück.â, grunzte Manfred.
âSiehst du, jetzt sei ein braver Hund und gehorche gefälligst!â, donnerte Elisabeth.
âNa schön, ich füge mich. Aber das wird dir noch leid tun!â, versprach Manfred.
âWir werden sehen, wir werden sehn.â, lächelte Elisabeth die sich am Ziel ihrer Träume wähnte.
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Diskussionen, Meinungen, Kritiken und was euch sonst noch so einfällt bitte hier rein: Diskussionstread zu Darkstone - Der dunkle Stein
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Die Erbschaft
Entkräftigt lies er sich in den Bürostuhl des Dienstzimmers fallen. Er schwitzte am ganzen Körper, Kraft hatte er keine mehr. Er fühlte sich erschlagen, so ging das schon fast 2 Wochen. Ohne eine Pause durcharbeiten, meistens noch einige Zeit länger bleiben weil das Personal fehlte. Er deckte einen großen Teil der Arbeit ab, obwohl es ihm gegen den Strich ging. Doch sagen wollte er nichts, ohne Job sah es beschissen aus in dieser Zeit. Irgendwoher musste das Geld ja kommen, er blickte auf die Uhr. Es war kurz vor der Übergabe, diese würde wohl erst 1 Stunde später stattfinden wenn die Ablösung kam. An ihm lag es jetzt nur noch den Kaffe und Kuchen vorzubereiten, aber andererseits musste er noch auf den Bewohner in Zimmer 9 achten. Dieser lag im Sterben, eigentlich nicht verwunderlich. Wunderlich war nur das dieser bis gestern, trotz seiner 100 Jahren, noch topfit gewesen war. Er lief noch munter durch die Gegend. Erstaunlich, so etwas hatte er in seiner gesamten Zeit als Altenpfleger noch nicht gesehen. Und er war schon verdammt lange da. Die Schüler waren bereits heim, genau wie die FSJâler. Er sah wieder auf die Uhr, er würde dem Mann in Zimmer 9 noch einen Besuch abstatten. Das schuldete er dem alten Kauz, wie er ihn manchmal nannte. Er erinnerte ihn immer an seinen Opa. Dieser strotze auch immer vor Kraft und Energie, mutete sich auch immer zuviel zu. Er lächelte, na dann auf für einen letzten Gang. Hoffentlich war er noch nicht gestorben, die Angehörigen hatte er nicht erreicht. Diese waren sowieso undankbare Bastarde in seinen Augen. Sie wussten alles besser, aber sie scherten sich einen Dreck um den armen Mann. Er schüttelte den Kopf wärhend er seinen Körper mit einem enormen Kraftaufwand dazu bewegte aufzustehen. Dabei atmete er scharf ein, stützte sich auf dem Schreibtisch ab um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Langsam setzte er sich in Bewegung, verließ das Dienstzimmer und sperrte die Tür ab. Er blickte den Gang hinab und sah Frau T wie sie sich an den beiden Sesseln am Ende des Flures zu schaffen machte. Das war ein Ritual von der alten Dame, das sie seit die Demenz fortgeschritten war, jeden Tag um die selbe Zeit farbizierte. Aber immerhin erledigte sie ihr Geschäft nicht mehr hinter den Sesseln. Er atmete durch und ging nach links, sein Blick fiel auf die Terasse wo sich Frau W ein wenig sonnte. Sie lag dort bereits einige Zeit. Sie genoss die Sonnenstrahlen, lange zu leben hatte sie nicht mehr. Der Krebs in ihr war zu stark, trotz Chemo Therapie.
Er wusste genau das man eine emotionale Mauer ziehen musste, wenn man nicht ganz verrückt werden wollte. Man musste aus den Menschen Maschinen machen. Irgendwann hörten sie auf zu funktionieren, Trauer war da fehl am Platz. Man musste ein betroffenes Gesicht machen, aber die Gefühle nicht zu nah an sich rankommen lassen. Ansonsten erlag man einem Teufelskreis, dem man nur noch durch Alkohol und Drogen entkam. So war es bereits einigen Schwestern hier ergangen. Er erinnerte sich noch an Schwester B, die mit dem ganzen Druck und Stress nicht mehr fertig wurde. Sie nahm eine Flasche Vodka, die richtigen Medikamente und das wars. Im Dienstzimmer hatte sie sich ein Ende gesetzt, man fand sie erst als es zu spät war. Er schüttelte den Kopf, tragische Schicksale gehörten dazu wenn man mit Vergessenen arbeitete. Vergessene, weil die Außenwelt nichts mehr mit ihnen zu tun haben will. Weil die Außenwelt das Ungeliebte gerne abschiebt. Aus den Augen, aus dem Sinn. So war es seit Anbeginn der Zeit, so wird es immer sein. Der Mensch entwickelte sich nicht weiter. Schon lange nicht mehr, egal wie groß die technischen Fortschritte auch sein mögen. Er setzte seinen Weg nach links fort, am Balkon und Speißesaal vorbei. Er ging den linken Flur hinunter, sah noch einmal in Zimmer 6 und 7 hinein, wo einige Fälle mit Pflegestufe 3+ lagen und seufzte. Alles ruhig, die Beruhigungsmittel wirkten also. Er atmete tief durch, dann setzte er die paar Schritte bis vor Zimmer 9 fort. Vor der Tür blieb er stehen. Seine Gedanken schweiften ab. Er erinnerte sich wie dieser Mann ins Heim kam, wie sich alles auf Station änderte. Wie dieser Mann, Herr B, sich engagierte und dem Stationsablauf eine neue Richtung gab.
Die Station hatte diesem Mann viel zu verdanken, er selbst auch. Dann schüttelte er den Kopf, nein keine Gefühle. Das machte die Arbeit nur unnötig schwer, so durfte es nicht sein. Er zog die Mauer um sich herum hoch als er das Zimmer betrat, er klopfte vorher.
âHerr B?â, fragte er mit leiser Stimme. Dann trat er ins Zimmer, den Fernseher hatten die Angehörigen schon weggeräumt. Es stand nur noch der Tisch in der Mitte. Der Schrank war fest eingebaut, daran war nichts zu ändern. Ein hässliches Stück, das Bett stand links vom Fenster rechts. Langsam näherte er sich dem Bett. Herr B lag darin, seine Atmung ging stoßweiße. Seine Augen waren offen, wirkten aber glasig und gebrochen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, Herr B baute von Minute zu Minute mehr ab. Normalerweise verlief der Sterbeprozess langsam, aber bei dieser Person so schnell das man nicht wusste wie es geschah. Zögernd griff er nach der Hand von Herrn B und hielt diese fest. Er wartete auf eine Reatktion, doch diese blieb zunächst aus.
âHerr B, können sie mich hören?â, fragte er leise, ohne mit einer Antwort zu rechnen.
âJa, ich höre sie Johann.â, flüsterte Herr B mit gebrochener Stimme.
âWie geht es ihnen?â, fragte Johann und bereute die Frage sofort. Wie soll es jemandem gehen der im Sterben lag?
âOch Jungchen, mir geht es so einigermaßen.â, krächzte Herr B und hustete dabei ein paar Mal.
âSie geben nie auf was?â, fragte Johann lächelnd.
âNein, sie wissen doch ich bin eine Kämpfernatur.â, antwortete Herr B. Dabei verzog er die Lippen zu dem was wohl ein Lächeln werden sollte, aber einfach nur grausig aussah. Seine Lippen waren spröde, sein Mund total trocken. Es wunderte Johann das dieser Mann noch die Kraft hatte zu sprechen.
âIch weiß, ich wollte nur mal vorbeikommen um zu sehen ob alles in Ordnung ist.â, erklärte Johann den Grund seines Besuches.
âJungchen, ich bin 100 Jahre alt. Ich hab meine Leben gelebt und das Beste schon lange hinter mir. Allerdings hätte ich noch eine Sache zu erledigen.â, sagte Herr B ruhig. Er musste mehrmals pausieren bei dem Satz, nach Luft ringen, und dann fortsetzen.
âUnd das wäre?â, fragte Johann.
âNun, öffnen doch bitte die Schublade in dem Nachtisch. Die unterste Jungchen.â, keuchte Herr B.
Johann tat was der alte Mann ihm aufgetragen, mit zitternden Fingern umschloss er den Griff der Schublade. Er zog sie langsam auf, darin lag nichts. Nein, das war nicht richtig. Da lag ein schwarzer Beutel. Johann hatte ihn nicht bemerkt, weil er mit den Schatten eins zu sein gewesen schien. Vorsichtig griff er nach dem Beutel und holte ihn hervor. Der war ihm vorher nie aufgefallen.
âDas da?â, frage Johann nachdenklich.
âÖffne es Jungchen, darin ist das was ich dir weitergebe. Du warst ein feiner Kerl und du verdienst den Inhalt in diesem Beutel mehr wie ich ihn damals verdiente.â, seufzte Herr B.
Johann öffnete, obwohl er es besser wusste vorsichtig den Beutel. Dann lies er den Inhalt auf seine Handfläche plumpsen. Ein kleiner runder Edelstein, eingearbeitet in ein metallernes Armband. Der Edelstein glitzerte mal rot, mal grün wenn man ihn ins Licht hielt.
âDas kann ich nicht annehmen.â, sagte Johann ernst.
Erst da bemerkte er das bei Herr B die Schnappatmung einsetzte, ehe er reagieren konnte stieß Herr B einen scharfen Atemzug aus und dann erschlaffte sein Körper. Johann stand fassunglos vor dem Bett, dann fiel sein Blick wieder auf den Stein. Sollte er dem letzten Wunsch von Herrn B entsprechen? Was meinte er mit den Worten, das er den Inhalt verdienen würde?
Egal wierum Johann es auch drehte, er konnte sich keinen Reim darauf machen. Er ging mit dem Armband nach draußen, schloss die Tür. Er atmete tief durch, lies das Armband entgegen seinem Wissen in eine seiner Taschen gleiten. Dann ging er wieder ins Zimmer von Herrn B und bereitete es nach. Er wusch den Toten, zog ihm die zur letzten Ruhe gewünschte Kleidung an. Johann barrte den Toten sogar auf, was eigentlich gegen alles war woran er glaubte. Johann sah sich zufrieden in dem Zimmer um, alles war so wie es sich Herr B gewünscht hatte. In diesem Moment öffnete sich die Tür, seine Ablösung war da und sie sah ihn verständnislos an. Erst als er einen Schritt zur Seite tat und den Blick auf Herrn B freigab, der aufgebahrt in der Mitte des Zimmers stand verstand die andere Pflegekraft. Johann konnte deutlich die Tränen in ihren Augen sehen, sie war noch nicht so lange im Geschäft und abgestumpft wie er. Am Anfang musste man trauern, später wurde das nur noch ein hässliches Anhängsel das man verdrängte. Trotzdem nahm er sie in den Arm und geleitete sie zum Dienstzimmer. Johann vollendete seine Übergabe ohne Komplikationen, er war ein Profi. Er erledigte seine Arbeit pünktlich, schnell und so präzise wie möglich. Das er es mit Menschen zu tun hatte, interessierte ihn nur am Rande. Für ihn war es Fließbandarbeit, ob er jetzt 13 Ärsche morgens wusch oder 20. Es kam immer auf das selbe raus, Platz um sich mit Leuten zu beschäftigen blieb eh nicht. Vielleicht manchmal, wenn man Glück hatte. Bei manchen kalt er deswegen als kalt, als steril. Er selbst hatte jedoch die Eigenschaft sich aufopfernd für jemanden einzusetzen, er blieb den Bewohnern gegenüber immer fair und freundlich. Er wieß nie jemanden ab wenn er in Not war oder Sorgen hatte. Er war kein schlechte Mensch, eher ein Guter mit einigen von der Zeit aufgeladenen Macken. Ja, so lies es sich am besten beschreiben.
âDas Telefon hat gerade geklingelt Elisabeth.â, sagte eine Stimme mit traurigem Tonfall.
âUnd?â, fragte Elisbeth genervt zurück.
âUnser Vater ist gestorben.â, fuhr die Stimme fort.
âDas sind ja mal gute Nachrichten Manfred.â, lächelte Elisabeth.
âWie kannst du nur so kalt sein, er gab dir das Leben!â, fauchte Manfred sie an.
âSein Samen, den er Mutter einpflanzte gab mir das Leben. Ich will nur den Stein, wir müssen das Zimmer durchsuchen können.â, fuhr Elisabeth ruhig fort.
âWarum nur bist du so scharf auf diesen Stein?â, fragte Manfred schockiert von der Kälte seiner Schwester.
âDas wirst du noch früh genug sehen. Du lenkst das Personal ab, wähernd ich mich ins Zimmer begebe und es durchsuche.â, erkärte Elisabeth.
âDa spiel ich nicht mit, ich werde Vaters Tod nicht dazu ausnutzen deine Erbschaftsvollmachten illegal auszuweiden.â, erklärte Manfred ernst.
âAch wirklich? Was wäre denn wenn ich der Polizei erzählen würde was du in deinem Keller so alles treibst, warum deine Tochter sich immer mehr zurückzieht?â, fragte Elisabeth lächelnd.
âDu Miststück.â, grunzte Manfred.
âSiehst du, jetzt sei ein braver Hund und gehorche gefälligst!â, donnerte Elisabeth.
âNa schön, ich füge mich. Aber das wird dir noch leid tun!â, versprach Manfred.
âWir werden sehen, wir werden sehn.â, lächelte Elisabeth die sich am Ziel ihrer Träume wähnte.
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Diskussionen, Meinungen, Kritiken und was euch sonst noch so einfällt bitte hier rein: Diskussionstread zu Darkstone - Der dunkle Stein