Darkstone - Der dunkle Stein

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TheDarkness

Exarch
Erstmal vorweg, alle Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tatsächlich existierenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Ich empfehle für das Lesen ein Alter ab 16 Jahren, da ein paar heftige Szenen in den Kapiteln drin sein werden. Zudem wird es erotische Inhalte geben. Aber nun viel Spaß beim Lesen!

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Die Erbschaft

Entkräftigt lies er sich in den Bürostuhl des Dienstzimmers fallen. Er schwitzte am ganzen Körper, Kraft hatte er keine mehr. Er fühlte sich erschlagen, so ging das schon fast 2 Wochen. Ohne eine Pause durcharbeiten, meistens noch einige Zeit länger bleiben weil das Personal fehlte. Er deckte einen großen Teil der Arbeit ab, obwohl es ihm gegen den Strich ging. Doch sagen wollte er nichts, ohne Job sah es beschissen aus in dieser Zeit. Irgendwoher musste das Geld ja kommen, er blickte auf die Uhr. Es war kurz vor der Übergabe, diese würde wohl erst 1 Stunde später stattfinden wenn die Ablösung kam. An ihm lag es jetzt nur noch den Kaffe und Kuchen vorzubereiten, aber andererseits musste er noch auf den Bewohner in Zimmer 9 achten. Dieser lag im Sterben, eigentlich nicht verwunderlich. Wunderlich war nur das dieser bis gestern, trotz seiner 100 Jahren, noch topfit gewesen war. Er lief noch munter durch die Gegend. Erstaunlich, so etwas hatte er in seiner gesamten Zeit als Altenpfleger noch nicht gesehen. Und er war schon verdammt lange da. Die Schüler waren bereits heim, genau wie die FSJ’ler. Er sah wieder auf die Uhr, er würde dem Mann in Zimmer 9 noch einen Besuch abstatten. Das schuldete er dem alten Kauz, wie er ihn manchmal nannte. Er erinnerte ihn immer an seinen Opa. Dieser strotze auch immer vor Kraft und Energie, mutete sich auch immer zuviel zu. Er lächelte, na dann auf für einen letzten Gang. Hoffentlich war er noch nicht gestorben, die Angehörigen hatte er nicht erreicht. Diese waren sowieso undankbare Bastarde in seinen Augen. Sie wussten alles besser, aber sie scherten sich einen Dreck um den armen Mann. Er schüttelte den Kopf wärhend er seinen Körper mit einem enormen Kraftaufwand dazu bewegte aufzustehen. Dabei atmete er scharf ein, stützte sich auf dem Schreibtisch ab um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Langsam setzte er sich in Bewegung, verließ das Dienstzimmer und sperrte die Tür ab. Er blickte den Gang hinab und sah Frau T wie sie sich an den beiden Sesseln am Ende des Flures zu schaffen machte. Das war ein Ritual von der alten Dame, das sie seit die Demenz fortgeschritten war, jeden Tag um die selbe Zeit farbizierte. Aber immerhin erledigte sie ihr Geschäft nicht mehr hinter den Sesseln. Er atmete durch und ging nach links, sein Blick fiel auf die Terasse wo sich Frau W ein wenig sonnte. Sie lag dort bereits einige Zeit. Sie genoss die Sonnenstrahlen, lange zu leben hatte sie nicht mehr. Der Krebs in ihr war zu stark, trotz Chemo Therapie.

Er wusste genau das man eine emotionale Mauer ziehen musste, wenn man nicht ganz verrückt werden wollte. Man musste aus den Menschen Maschinen machen. Irgendwann hörten sie auf zu funktionieren, Trauer war da fehl am Platz. Man musste ein betroffenes Gesicht machen, aber die Gefühle nicht zu nah an sich rankommen lassen. Ansonsten erlag man einem Teufelskreis, dem man nur noch durch Alkohol und Drogen entkam. So war es bereits einigen Schwestern hier ergangen. Er erinnerte sich noch an Schwester B, die mit dem ganzen Druck und Stress nicht mehr fertig wurde. Sie nahm eine Flasche Vodka, die richtigen Medikamente und das wars. Im Dienstzimmer hatte sie sich ein Ende gesetzt, man fand sie erst als es zu spät war. Er schüttelte den Kopf, tragische Schicksale gehörten dazu wenn man mit Vergessenen arbeitete. Vergessene, weil die Außenwelt nichts mehr mit ihnen zu tun haben will. Weil die Außenwelt das Ungeliebte gerne abschiebt. Aus den Augen, aus dem Sinn. So war es seit Anbeginn der Zeit, so wird es immer sein. Der Mensch entwickelte sich nicht weiter. Schon lange nicht mehr, egal wie groß die technischen Fortschritte auch sein mögen. Er setzte seinen Weg nach links fort, am Balkon und Speißesaal vorbei. Er ging den linken Flur hinunter, sah noch einmal in Zimmer 6 und 7 hinein, wo einige Fälle mit Pflegestufe 3+ lagen und seufzte. Alles ruhig, die Beruhigungsmittel wirkten also. Er atmete tief durch, dann setzte er die paar Schritte bis vor Zimmer 9 fort. Vor der Tür blieb er stehen. Seine Gedanken schweiften ab. Er erinnerte sich wie dieser Mann ins Heim kam, wie sich alles auf Station änderte. Wie dieser Mann, Herr B, sich engagierte und dem Stationsablauf eine neue Richtung gab.

Die Station hatte diesem Mann viel zu verdanken, er selbst auch. Dann schüttelte er den Kopf, nein keine Gefühle. Das machte die Arbeit nur unnötig schwer, so durfte es nicht sein. Er zog die Mauer um sich herum hoch als er das Zimmer betrat, er klopfte vorher.

„Herr B?“, fragte er mit leiser Stimme. Dann trat er ins Zimmer, den Fernseher hatten die Angehörigen schon weggeräumt. Es stand nur noch der Tisch in der Mitte. Der Schrank war fest eingebaut, daran war nichts zu ändern. Ein hässliches Stück, das Bett stand links vom Fenster rechts. Langsam näherte er sich dem Bett. Herr B lag darin, seine Atmung ging stoßweiße. Seine Augen waren offen, wirkten aber glasig und gebrochen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, Herr B baute von Minute zu Minute mehr ab. Normalerweise verlief der Sterbeprozess langsam, aber bei dieser Person so schnell das man nicht wusste wie es geschah. Zögernd griff er nach der Hand von Herrn B und hielt diese fest. Er wartete auf eine Reatktion, doch diese blieb zunächst aus.

„Herr B, können sie mich hören?“, fragte er leise, ohne mit einer Antwort zu rechnen.
„Ja, ich höre sie Johann.“, flüsterte Herr B mit gebrochener Stimme.
„Wie geht es ihnen?“, fragte Johann und bereute die Frage sofort. Wie soll es jemandem gehen der im Sterben lag?
„Och Jungchen, mir geht es so einigermaßen.“, krächzte Herr B und hustete dabei ein paar Mal.
„Sie geben nie auf was?“, fragte Johann lächelnd.
„Nein, sie wissen doch ich bin eine Kämpfernatur.“, antwortete Herr B. Dabei verzog er die Lippen zu dem was wohl ein Lächeln werden sollte, aber einfach nur grausig aussah. Seine Lippen waren spröde, sein Mund total trocken. Es wunderte Johann das dieser Mann noch die Kraft hatte zu sprechen.
„Ich weiß, ich wollte nur mal vorbeikommen um zu sehen ob alles in Ordnung ist.“, erklärte Johann den Grund seines Besuches.
„Jungchen, ich bin 100 Jahre alt. Ich hab meine Leben gelebt und das Beste schon lange hinter mir. Allerdings hätte ich noch eine Sache zu erledigen.“, sagte Herr B ruhig. Er musste mehrmals pausieren bei dem Satz, nach Luft ringen, und dann fortsetzen.
„Und das wäre?“, fragte Johann.
„Nun, öffnen doch bitte die Schublade in dem Nachtisch. Die unterste Jungchen.“, keuchte Herr B.
Johann tat was der alte Mann ihm aufgetragen, mit zitternden Fingern umschloss er den Griff der Schublade. Er zog sie langsam auf, darin lag nichts. Nein, das war nicht richtig. Da lag ein schwarzer Beutel. Johann hatte ihn nicht bemerkt, weil er mit den Schatten eins zu sein gewesen schien. Vorsichtig griff er nach dem Beutel und holte ihn hervor. Der war ihm vorher nie aufgefallen.
„Das da?“, frage Johann nachdenklich.
„Öffne es Jungchen, darin ist das was ich dir weitergebe. Du warst ein feiner Kerl und du verdienst den Inhalt in diesem Beutel mehr wie ich ihn damals verdiente.“, seufzte Herr B.
Johann öffnete, obwohl er es besser wusste vorsichtig den Beutel. Dann lies er den Inhalt auf seine Handfläche plumpsen. Ein kleiner runder Edelstein, eingearbeitet in ein metallernes Armband. Der Edelstein glitzerte mal rot, mal grün wenn man ihn ins Licht hielt.
„Das kann ich nicht annehmen.“, sagte Johann ernst.
Erst da bemerkte er das bei Herr B die Schnappatmung einsetzte, ehe er reagieren konnte stieß Herr B einen scharfen Atemzug aus und dann erschlaffte sein Körper. Johann stand fassunglos vor dem Bett, dann fiel sein Blick wieder auf den Stein. Sollte er dem letzten Wunsch von Herrn B entsprechen? Was meinte er mit den Worten, das er den Inhalt verdienen würde?

Egal wierum Johann es auch drehte, er konnte sich keinen Reim darauf machen. Er ging mit dem Armband nach draußen, schloss die Tür. Er atmete tief durch, lies das Armband entgegen seinem Wissen in eine seiner Taschen gleiten. Dann ging er wieder ins Zimmer von Herrn B und bereitete es nach. Er wusch den Toten, zog ihm die zur letzten Ruhe gewünschte Kleidung an. Johann barrte den Toten sogar auf, was eigentlich gegen alles war woran er glaubte. Johann sah sich zufrieden in dem Zimmer um, alles war so wie es sich Herr B gewünscht hatte. In diesem Moment öffnete sich die Tür, seine Ablösung war da und sie sah ihn verständnislos an. Erst als er einen Schritt zur Seite tat und den Blick auf Herrn B freigab, der aufgebahrt in der Mitte des Zimmers stand verstand die andere Pflegekraft. Johann konnte deutlich die Tränen in ihren Augen sehen, sie war noch nicht so lange im Geschäft und abgestumpft wie er. Am Anfang musste man trauern, später wurde das nur noch ein hässliches Anhängsel das man verdrängte. Trotzdem nahm er sie in den Arm und geleitete sie zum Dienstzimmer. Johann vollendete seine Übergabe ohne Komplikationen, er war ein Profi. Er erledigte seine Arbeit pünktlich, schnell und so präzise wie möglich. Das er es mit Menschen zu tun hatte, interessierte ihn nur am Rande. Für ihn war es Fließbandarbeit, ob er jetzt 13 Ärsche morgens wusch oder 20. Es kam immer auf das selbe raus, Platz um sich mit Leuten zu beschäftigen blieb eh nicht. Vielleicht manchmal, wenn man Glück hatte. Bei manchen kalt er deswegen als kalt, als steril. Er selbst hatte jedoch die Eigenschaft sich aufopfernd für jemanden einzusetzen, er blieb den Bewohnern gegenüber immer fair und freundlich. Er wieß nie jemanden ab wenn er in Not war oder Sorgen hatte. Er war kein schlechte Mensch, eher ein Guter mit einigen von der Zeit aufgeladenen Macken. Ja, so lies es sich am besten beschreiben.

„Das Telefon hat gerade geklingelt Elisabeth.“, sagte eine Stimme mit traurigem Tonfall.
„Und?“, fragte Elisbeth genervt zurück.
„Unser Vater ist gestorben.“, fuhr die Stimme fort.
„Das sind ja mal gute Nachrichten Manfred.“, lächelte Elisabeth.
„Wie kannst du nur so kalt sein, er gab dir das Leben!“, fauchte Manfred sie an.
„Sein Samen, den er Mutter einpflanzte gab mir das Leben. Ich will nur den Stein, wir müssen das Zimmer durchsuchen können.“, fuhr Elisabeth ruhig fort.
„Warum nur bist du so scharf auf diesen Stein?“, fragte Manfred schockiert von der Kälte seiner Schwester.
„Das wirst du noch früh genug sehen. Du lenkst das Personal ab, wähernd ich mich ins Zimmer begebe und es durchsuche.“, erkärte Elisabeth.
„Da spiel ich nicht mit, ich werde Vaters Tod nicht dazu ausnutzen deine Erbschaftsvollmachten illegal auszuweiden.“, erklärte Manfred ernst.
„Ach wirklich? Was wäre denn wenn ich der Polizei erzählen würde was du in deinem Keller so alles treibst, warum deine Tochter sich immer mehr zurückzieht?“, fragte Elisabeth lächelnd.
„Du Miststück.“, grunzte Manfred.
„Siehst du, jetzt sei ein braver Hund und gehorche gefälligst!“, donnerte Elisabeth.
„Na schön, ich füge mich. Aber das wird dir noch leid tun!“, versprach Manfred.
„Wir werden sehen, wir werden sehn.“, lächelte Elisabeth die sich am Ziel ihrer Träume wähnte.

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TheDarkness

Exarch
Ein neuer Träger

Johann stand unter der Dusche, er dachte immer noch über die Worte von Herrn B nach die er ihm genannt hatte. Sie gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf, ebenso der Edelstein der jetzt in seinem Spind nur wenige Schritte weiter lag. Er dachte nach, kam aber zu keinem Ergebnis. Er hätte den Edelstein niemals in seinen Besitz holen dürfen, da lag noch gewaltiger Ärger in der Luft. Johann kannte alle Vorschriften, er hatte sie in diesem Heim maßgeblich mitgestaltet. Unter vielen Kollegen galt er als Raubein, bei manchen als Psychopath. Doch anhaben konnten sie ihm nie etwas, er erledigte seinen Job besser als jeder andere. Doch den Edelstein hatte er angeholt, gegen sein besseres wissen. Wenn es jemals rauskommen sollte, wäre die Scheiße am dampfen. Während das Wasser über seinen Körper lief überlegte er wie er aus der Sache rauskommen könnte. Ihm fiel kein Ausweg ein, er steckte bis zum Hals in der Scheiße. Sein einziger Vorteil war das niemand um den Stein wusste, außer ihm. Er könnte alles abstreiten, niemand hätte Gegenbeweise. Vor allem weil Herr B den Stein niemand anderem gezeigt hatte oder ihn gar getragen hatte. Es war so als hätte Herr B seine Gründe gehabt. Johann drehte das Wasser ab, alles hatte seine Gründe. Jetzt würde er sich erstmal abtrocknen, umziehen und dann nach Hause fahren. Dort konnte er dann in Ruhe über den Stein nachdenken und was seine nächsten Schritte waren.

Elisabeth betrat wie eine Königin den Flur der Station, sie war recht schlank und trug einen hautengen ledernen schwarzen Anzug. Sie stützte sich auf einen Gehstock aus purem Gold, verziert mit Diamaten. Hinter ihr tauchte Manfred auf, ein wahrer Hühne. Knapp 1,98m groß, grüne Augen und kahlgeschoren. Ein Muskelprotz wie Arnold Schwarzenegger zu seinen besten Tagen. Er war der Bodyguard, er beschützte Elisabeth egal was da kommen würde. Wenn es sein musste mit seinem eigenen Leben, auch wenn er dies nicht freiwillig tat. Elisabeth stolzierte hohen Hauptes zielsicher auf das Stationszimmer zu. Renate, die Diensthabende Schwester, bemerkte Elisabeth sofort. Jetzt wünschte sie sich, das sie Johanns Angebot doch noch angenommen hätte. Er wusste wie man mit dieser Schlange umzugehen hatte. Elisabeth war mächtig, sie hatte Beziehungen bis weit nach oben. Es war für sie ein leichtes, einfach ein Leben zu zerstören in jeder nur erdenklichen Form. Ein einziges falsches Wort und man konnte sich sicher sein, keinen Fuß mehr setzten zu können ohne an diesen Fehler erinnert zu werden. Renate schluckte als es an die Dienstzimmertür klopfte und kurz darauf die Tür aufgerissen wurde.

„Ich habe gehört das Vater endlich verstorben ist.“, sagte Elisabeth kühl. Sie sagte nicht Guten Tag, das hatte sie einfach nicht nötig. Als dann Manfred in dem Türrahmen erschien wurde Renate klein, sie hatte schon viel über diesen Mann gehört. Er sei ein Schläger, jemand der die Schmutzarbeit erledigt wenn sich Elisabeth zu sehr ausgetobt hatte. Renate musterte den Hühnen genau.
„Keine Angst vor Manfred Schwester, er wird ihnen schon nicht das Genick brechen. Jedenfalls nicht, solange ich es nicht befehle.“, lächelte Elisabeth die Renates Blicke genau studiert hatte.
„Das ist ja beruhigend. Wie ich sehe macht ihnen der Tod ihres Vaters nicht so viel aus.“, züngelte Renate.
„Hüten sie ihre Zunge, sonst kann es sein das sie diese irgendwann auf grausame Weise verlieren. Ich trauere auf meine Art um Vater.“, empfahl Elisabeth.
„Natürlich, entschuldigen sie. Ich bin nur etwas fertig.“, entschuldigte sich Renate. Sie ernte nur ein müdes Lächeln von Elisabeth, das ihr eiskalte Schauer über den Rücken jagte.
„Ich nehme an, das Zimmer ist unberührt geblieben?“, fragte Elisabeth.
„Ja, so wie sie es wollten.“, sagte Renate nervös.
„Gut, sie werden mit Manfred die Formalitäten regeln. Ich selbst werde in das Zimmer gehen, alleine. Ich möchte in der Zeit auch nicht gestört werden. Sollte dies doch der Fall sein, werden sie keinen Fuß mehr in diesem Gewerbe fassen können. Verstanden?“, drohte Elisabeth.
„Ja, natürlich.“, antwortete Renate zähneknirschend.
„Ich sehe sie können ja ganz vernünftig sein.“, lächelte Elisabeth. Danach verließ sie das Dienstzimmer. Manfred blieb mit Renate allein.

„Entschuldigen sie das ungebührliche Verhalten meiner Schwester, sie hat sich sehr verändert.“, sagte Manfred sanft.
„Schon gut.“, sagte Renate leise.
Manfred nickte nur, dann begann er mit Renate die Formalitäten durchzugehen. Renate beobachtete Manfred dabei ganz genau, sie hatte diesen Mann schonmal hier im Heim in Aktion gesehen. Sie durfte ihn nicht unterschätzen, trotz seiner Struktur. Damals war ein dementer Bewohner mit dem Messer auf Elisabeth losgegangen, weil diese ihn provoziert hatte. Manfred reagierte gedankenschnell. Seine Faust bohrte sich in den Magen des Dementen, noch heute kann Renate die Rippen brechen hören und das wegbleiben der Atmung. Alles ging so schnell das Renate nicht einmal reagieren konnte. Aber anscheinend hatten Manfred wie Elisabeth diese Sache schon längst vergessen. So ein Zwischenfall war es auch nicht wert beachtet zu werden, zumindest in ihren Augen. Renate sah die Sache ein wenig anders. Aber die Pflegedienstleitung stand auf der Seite von Elisabeth, der Vorfall wurde vertuscht. So wie einige andere Dinge. Renate konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe, die weiß Gott nicht einfach war.

Elisabeth selbst hatte mittlerweile das Zimmer ihres Vaters betreten, sie stellte sich vor den aufgebahrten Leichnahm und spuckte diesem ins Gesicht. Sie lächelte, dann begab sie sich zum Nachttisch und öffnete die oberste Schubblade. Viel Schokolade, Kekse, Trauben und ein wenig Brot. Kurz wühlte sie darin rum, ohne Ergebnis. Sie öffnete die mittlere Schublade, dort lagen Pflegeutensilien. Auch hier wurde sie nicht fündig, die untere Schublade war vollkommen leer. Anscheind hatte er kein Zeug mehr das er dort verstauen hätte können. Elisabeth fuhr sich durch die roten Haare, die wild von ihrem Kopf hingen. Nein, so einfach würde es ihr nicht gemacht. Was hatte sie auch erwartet? Ihr Vater war raffiniert gewesen, so raffiniert wie grausam. An seinen Händen klebte viel Blut, jedesmal hatte sie hinter ihm hergeräumt. Die Leichen hatte sie aufgehört zu zählen. Trotzdem hat sie es gern gemacht, weil dadurch auch ihre Machtstellung wuchs. Keine Leistung ohne Gegenleistung dachte Elisabeth bei sich. Das waren die Worte ihres Vaters gewesen, Worte die sie bis heute verfolgen. In ihren schlimmsten Träumen, in den Stunden wo sie sich einsam fühlte.

Elisabeth schloss die Schubladen wieder, ihr Blick fiel auf ihren Vater. Er sah so friedlich aus, was durchaus nicht der Fall war. Er hatte seine Geheimnisse, die bis heute nicht ganz gelüftet waren. Viel hatte sie in Erfahrung gebracht. Mit den Veränderungen ihres Vaters begannen die Nachforschungen, bei denen sie auf Dinge stieß die sie an ihrem Verstand zweifeln lies. Es sah so aus als würde die Welt eine neue Ordnung schaffen wollen. Heute wusste sie das alles wahr war, die Legenden sowie die Mythen. Nein, sie durfte so kurz vor dem Ziel aufgeben. Es gab noch andere Gruppen, diesen Teil hatte ihr Vater immer von ihr ferngehalten. Doch seit er ins Altersheim gezogen war, war sie es gewesen die sich schlagartig damit auseinandersetzen musste. Denn jetzt war sie es die gejagt wurde, weil sie die Information besaß wo ihr Vater war. Manfred erwieß sich als große Hilfe, er war der perfekte Killer wenn man die Trümphe richtig ausspielte um seine Loyalität zu sichern. Elisabeth lächelte, sie begann damit den Kleiderschrank zu durchwühlen. Es war ihr egal, wieviel Chaos sie anrichtete. Die Pflegedienstleitung war ihr unterstellt, dafür hatte sie recht früh gesorgt. Wieder lächelte Elisabeth, sie würde den Stein finden. Ein Teil seiner Macht hielt sie jung, das Erbe ihres Vaters. Genau wie bei Manfred, nur bei diesem mit einem weit stärkeren Effekt. Sie musste wissen warum, sie brauchte diesen Stein. Wenn die Legenden wahr waren, woran sie nicht mehr zweifelte wäre sie dann die mächtigste Frau der Welt.

„Er ist frei?“, fragte eine Stimme ins Dunkel hinein.
„Ja, der Stein hat sich einen neuen Wirt gesucht.“, antwortete eine Stimme.
„Wissen wir genaueres?“, fragte die andere Stimme zurück.
„Nein, nur das er seine Kräfte neu entfaltet.“, gab die Stimme zurück.
„Das heißt, der alte Träger ist gestroben?“, fragte eine dritte Stimme.
„Es sieht genau danach aus.“, gab eine der Stimmen zurück.
„Wir müssen uns also beeilen.“, fuhr noch eine Stimme dazwischen.
„Ja, das sollten wir. Wir haben schon zuviele Menschenleben geopfert ohne dabei dem Ziel näher gekommen zu sein. Der neue Träger kann die Macht des Steines noch nicht begreifen, das ist unsere einzige Chance.“, sagte die erste Stimme.
„Dann ist es beschlossen, sobald wir die Macht des Steines registrieren stirbt der neue Träger.“, fragte die dritte Stimme.
„Ja, so ist es.“, bestätigte die zweite Stimme.
„Setzt den Schatten auf den Träger an, sagt ihm was er wissen muss und bringt die Sache hinter euch.“, befahl die erste Stimme.
„Betrachtet es als erledigt!“, sagten die anderen Stimmen im Chor.

Johann lies sich auf die Couch sinken, der Rückweg war mehr als erschwerlich gewesen. Die Straßen waren heutzutage einfach zu viel befahren, Autofahren war was anderes. Am liebsten hätte er die Kriecher alle von der Straße gedrängt. Er schüttelte den Kopf, was sollte er schon großartig tun? Er war schließlich nur ein einfacher Mann. Niemand Besonderes, wie z. B. Spiderman oder Superman. Aber sich selbst mit Comicfiguren zu vergleichen war auch nicht das wahre.

Er griff zur Fernbedinung, warf den Fernseher an und legte seine Füße auf dem kleinen Tisch vor sich ab. Ja, so war es gut. Feierabend, einfach abschalten. Oder doch lieber auf Morgen vorbereiten, wenn alles den Bach runter geht und der Kampf an der Front von vorne beginnt. Nein, abschalten. Die Sendungen im Fernsehen waren in seinen Augen ein Trauerspiel, nichts ganzes und nichts halbes. Er gähnte, schloss die Augen. Dann fiel ihm der Edelstein ein den er eingesackt hatte, er nahm ihn aus seiner Tasche hervor und betrachtete ihn. Ein schönes Exemplar, langsam zog er ihn an. Das Armband passte, so unglaublich ihm das auch erschien. Der Stein sah gut aus auf seiner Hand, doch so offen tragen wäre bestimmt tödlich. Aber in seiner Wohnung würde es eh niemand merken, also konnte er ihn auch getrost anlassen. Johann schloss die Augen um sich auszuruhen, er merkte nicht wie der Stein anfing zu leuchten und sein Arm sich glühend rot färbte.

„Er wurde aktiviert!“, rief eine gehetzte Stimme in die Dunkelheit hinein.
„Habt ihr den Schatten bereits informiert?“, rief die alarmierte Stimme zurück.
„Ja, er ist auf dem Weg!“, gab die gehetzte Stimme zurück.
„Dann hängt jetzt alles von den nächsten Sekunden ab.“, sagte die alarmierte Stimme ruhig.

Johann schrak auf, er spürte das sich etwas verändert hatte. Er wusste nur nicht was, er konnte es fühlen. Nicht sehen, riechen oder schmecken. Dann ging alles ganz schnell, die Tür flog auf. Eingetreten, Holz knirschte und splitterte. Johann bewegte sich nicht auf, sondern sah auf die Figur die sich durch den Türrahmen bewegte. Ein 1,60m großer Mann. Ein Chinese, vielleicht auch Japaner. Er war in einen schwarzen Umhang gehüllt, sein Haar ging fast bis auf den Boden und war pechschwarz. Sein Gesicht war mit schwarzer Farbe bemalt, seine Hände umklammerten ein uraltes Samuraischwert.

„Sie wünschen?“, war alles was Johann in diesem Moment hervorbringen konnte.
Die Person ihm gegenüber antwortete nicht, sie schlug direkt mit dem Schwert zu. Johann war nicht klar was passierte, das Schwert kam wie in Zeitlupe auf ihn zu, er drehte sich zur Seite und das Schwert schlug mitten in die Couch. Es teilte die Couch so sauber wie ein Messer Butter. Johann drehte sich weiter und kam erst hinter dem Tisch kniend wieder zum stehen.

„Was zur Hölle wollen sie?“, fragte Johann nochmal ernst.
Wieder antwortete die Person nicht, sondern schlug nochmals zu. Diesmal schneller, doch wieder konnte Johann ausweichen. Im Instinkt trat er gegen die schwere Marmorplatte die auf dem Tisch lag. Diese brach ein wenig dort wo Johann hingetreten hatte, flog dann aber durch die Luft. Die Person sprang geistesgegenwärtig in die Luft, die Platte verfehlte nur knapp und krachte in den Schrank. Johann blickte ernst auf die Person die elegant wieder landete.

„Ich frag nur noch einmal, was zur Hölle wollen sie von mir?“, fragte Johann ernst.
„Den Stein!“, war die simple Antwort.
Die Person setzte sich in Bewegung, sein Schwert zischte durch die Luft. Johann passte es mit den bloßen Händen ab, dann brach er es wie ein Streichholz einfach entzwei. Wie von einer fremden Hand geleitet streckte er seinen Fuß aus und drehte sich, er erwischte den Angreifer voll. Dieser schrie überrascht auf, als seine Füße den Bodenkontakt verloren. Johann setzte direkt nach, er schlug präzise zu. Traf den Angreifer mitten im Gesicht, dieser flog zurück und krachte gegen die Wand im Flur. Die aufgetretene Tür konnte ja seinen Flug nicht mehr bremsen. Johann stand langsam auf, da griff der Unbekannte unter seinen Mantel und nicht einmal eine Sekunde später befand sich ein roter Punkt zwischen Johanns Augen.
„Mal sehen ob du auch Kugeln ausweichen kannst!“, höhnte die Stimme des Unbekannten in Johanns Ohren.
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So und weiter gehts ^^

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