[Biete] Das Land hinter den Augen

Dante vs. Virgil

Ordenspriester
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Augen sind, so sagt man,
die Tür zur Seele...
Man blickt hinein,
in einigen verliert man sich,
es scheint als öffne sich eine Tür,
und man betritt das Land hinter den Augen.
Ein Land was sich nur selten zeigt,
wahrlich ist es ein Bezaubernder Anblick,
wenn es sich Offenbart.
Jeder Gedanke der jemals Gedacht wurde,
ist ein Stück dieser Welt.
Wie berauschend... Die wirklichkeit,
erscheint im Glanze dieser geheimen Welt,
so Fad, so Fern und so Farblos...
Es ist ein Paradies, ein Utopia,
und doch kann es der schlimmste Alptraum sein.
Ja, das Land hinter den Augen,
ein rarer Anblick...

Das erzählte ihr Großvater, ihr immer und immer wieder.
Abends, wenn sie zu Bett ging,
und sie eine Nachtgeschichte hören wollte,
fing ihr Großvater an, vom Land hinter den Augen zu erzählen.
Sie mochte diese Erzählung sehr gern,
vorallem, weil ihr Großvater sie so toll erzählen konnte.
Immer wenn ihr Großvater Zeit fand,
fragte sie ihn: "Großvater, erzählst du mir wieder die Geschichte
vom Land hinter den Augen?".
Er blickte ihr dann lange in die Augen und sagte meist:
"Natürlich mein Schatz, aber bevor ich sie dir erzähle,
solltest du dich Bett fertig machen".
Sie rannte dann immer schnell in ihr Schlafzimmer,
zog sich ihren Schlafanzug an, legte sich in ihr Bett
und wartete auf ihn.
Nach kurzer Zeit kam er dann, setzte sich ans
Fußende des Bettes und fing an die Geschichte zu erzählen.
Oft hatte sie ihm Gelauscht, ihn andächtig angesehen,
und dann die Augen geschlossen.
Um sich das Land hinter den Augen vorzustellen.
Nachdem er ihr die Geschichte erzählt hatte,
fragt sie ihn wieder und wieder:
"Großvater, Großvater... Das Land hinter den Augen,
das gibt es wirklich, oder?" Er sah sie dann meistens an,
lächelte und sagte: "Ja mein Schatz, es gibt es wirklich"
wärend er ihr dabei meist über den Kopf streichelte.
Dann ging er immer zu ihrer Tür,
drehte sich nochmal zu ihr um und sagte:
"Schlaf jetzt gut mein Schatz und träum was schönes"
Er löschte dann immer das Licht.
Sie lebte schon von klein auf bei Großvater,
denn ihre Eltern wahren kurz nach ihrem
Dritten Geburtstag gestorben.
Mittlerweile war sie schon 9Jahre alt
und konnte sich kaum noch an ihre Eltern erinnern.
Großvater war immer gut zu ihr gewesen,
sie mochte ihn wirklich sehr.
Gerne schaute sie ihm dabei zu,
wenn er sich um sein Rosenbeet kümmerte,
als stumme Beobachterin saß sie auf der Bank
in seinem Garten.
Sie hatte den Geruch der Roten Rosen gern,
Wenn sie im Sommer blühten.
Ihr Großvater stellte wenn die Rosenzeit gekommen war,
immer eine Vase mit ihnnen auf den Küchentisch.
Der Duft verteilte sich schnell in der Wohnung.
Wenn Großvater dann fertig im Garten war,
nahm er sich meist eine Zeitung die er dann anfing zu lesen,
und nebenbei rauchte er seine Pfeife.
Auch den Geruch seiner Pfeife mochte sie sehr gern,
der Tabak roch immer süßlich und als sie ihn mal fragte,
wonach es schmecken würde antwortete er ihr:
"Der Tabak schmeckt nach Kirsche. Aber glaub mir, nicht so gut,
wie echte Kirschen mein Schatz"
Nach einiger Zeit Hustete Großvater immer mehr,
als er es sonst getan hatte und
sie fragte ihn nach einiger Zeit: "Großvater, hast du Husten?"
Er sagte zu ihr: "Sieht wohl so aus meine kleine,
da hilft wohl nichts, dein Großvater muss zum Arzt"
Aber als es dann nach ein paar Monaten immernoch nicht besser wurde,
sprach er zu ihr: "Mach dir keine Gedanken meine kleine,
deinem Großvater geht es bestimmt bald wieder besser".
Doch musste sie bitter erkennen, das es eine Lüge war,
und ihr Großvater keinen Husten hatte, sondern Lungenkrebs.
Aber das erfuhr sie erst an Großvaters Beerdigung,
wo sie es zufällig mitbekam,
als ihre Tante es einem Onkel von ihr erzählte.
Sie konnte es nicht austehen wie schlecht ihre Tante,
zur der sie kommen sollte über Großvater sprach.
Dann stand sie am Sarg ihres Großvaters,
blickte in sein Gesicht,
auf den Weiß Schwarzen Bart der sie immer gekitzelt hatte,
wenn er ihr einen Kuss auf die Wange gegeben hat, die bleichen Lippen.
Es kam ihr so vor, als sei Großvaters Gesicht schmäler geworden,
und seine Eisblauen Augen waren verschlossen.
Sie konnte es nicht leiden, ihn mit geschlossenen Augen zu sehen.
Kurz überlegte sie, ob sie ihren Großvater schonmal schlafen gesehen hat.
Aber ihr viel es nicht ein, es war fast so, als hätte er nie Geschlafen.
Nach kurzer Zeit wo sie ihn weiter anschaute,
versuchte sie seine Augen zu öffnen.
©by Dante vs. Virgil
 
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