[Biete] Das Problem

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Kýestrika

Otakuholic
Otaku Veteran
Du hast es schon wieder getan. Wie so oft schon. Und weißt du, was daran ironisch ist? Du merkst es nicht einmal! Du merkst nicht, dass ich deshalb Kopfschmerzen habe. Du merkst nicht, dass ich nur Kopfschmerzen bekomme, um mich von dir zurückziehen zu können. Genauso wenig, wie du merkst, dass jedes Mal ein kleiner Teil in mir gestorben ist, wenn die Kopfschmerzen vorüber sind. Du merkst gar nichts. Nicht einmal, dass du an dieser Stelle wieder was Neues säst, was beim nächsten Mal sterben kann und wird. Aber das wirklich ironische ist, dass es an mir liegt.
„Ich will’s gar nicht wissen“, fauche ich, drehe dir den Rücken um und meine: „Ich habe Kopfschmerzen.“ Mit diesen Worten verschwinde ich in meinem Zimmer und lass leise die Tür zu fallen. Du hast es nicht einmal gemerkt, dass du mich wieder verletzt hast.
Ich gehe zu meinem Bett rüber und lege mich in Embryolage hin. Dabei kann ich mich im Spiegel sehen.
Ich habe mich vom ersten Tag von dir abhängig gemacht, aber sobald meine Laune etwas schlechter wird, habe ich das Gefühl, dass du mich nicht mehr magst. Aber solange ich auch nur ein klein wenig das Gefühl habe, du könntest mich gerne in deiner Nähe haben, ist es erträglich. Nein, eigentlich stimmt das nicht. Eigentlich schweigst du mich ziemlich oft an und ignorierst mich. Aber es gibt Momente, in denen du mir Zuwendung schenkst, und genau diese Momente sind es, weshalb ich bei dir ausharre. Weil sie mir Hoffnung schenken.
Ich will mich nicht mehr sehen müssen. Dieses Häufchen Elend... Und da sind diese Kopfschmerzen, die mir bis in die Augen ziehen. Ein Zeichen dafür, dass ich mich selbst nicht mehr sehen kann. Deshalb schließe ich die Augen und begebe mich in vorläufige Finsternis.
Das Problem liegt allein in mir. Ich mache mir Hoffnung, obwohl ich weiß, dass da keine mehr ist. Ich stelle dir Fragen, deren Antwort ich schon längst weiß und von denen ich weiß, dass sie mich verletzen werden. Aber das größte Problem sind meine Gefühle. Sie sind einfach zu emotional, zu heftig! Wo die Gefühle wohl liegen? Ganz klar in der Seele. Aber wo ist die Seele?
Ich taste nach meinem Kopf und tippe mit geschlossenen Augen auf die Lieder. Hier. Hier ist die Seele. Und mir ihr meine Gefühle. Ich frage mich, ob sie verschwinden würden, wenn ich die Finger in die Augen bohre und die Seele dahinter herausreiße.
Eigentlich wünsche ich mir, nur einmal von dir verstanden zu werden. Ich wünsche mir von dir, dass du mir nur einmal von dir aus versprechen würdest, es sein zu lassen. Oder dass du merkst, wie sehr es mich verletzt. Aber solange es nicht von deiner Seite kommt, werde ich auch keinen Schritt nach vorne gehen. Und da liegt wieder das Problem bei mir. Ich bin wütend auf dich und zugleich sehr verletzt. Aber ich bringe kein Wort heraus, ziehe mich einfach nur mit Kopfschmerzen zurück.
Es ist ein Traum. Das merke ich, als ich die Finger tatsächlich durch die Augen drücke und etwas nasses, aber nicht Schmerzvolles auf meinen Wangen spüre. Ich weine im Schlaf, aber im Traum ist es die glibberige Augapfelflüssigkeit, die mir über die Wangen fließt. Vermischt mit Blut, als ich die Finger weiter hineindrücke und nach meiner Seele fasse. Der Prozess, den Samen, den du gesät hast, herauszureißen, hat begonnen. Und mit ihm werde ich die Erinnerung an heute entfernen, damit ich wieder ohne Kopfschmerzen durch das Leben wandeln kann. Bis zum nächsten Mal…
 
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