Das Schicksalsband
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Das Schicksalsband
1. Kapitel - Die zwei Jungen
Die Lichter der Laternen und der Geschäfte flackerten. Es befanden sich keine Autos und Menschen auf der vor Werbung strahlenden Straße. Alles war still. Totenstill. Nur die Dunkelheit legte eine bedrohliche Aura auf die Straßen und Häuser.
Aber davon kriegte Ceciel, ein großes Mädchen mit blond-rot gewellten Haaren, das über die Straße schlenderte, nichts mit. Sie kam gerade aus der Schule. Sie musste nachsitzen und eine Strafaufgabe machen, weil sie einem Lehrer ihre Meinung über sein Verhalten sagte. Dieser fand das so unverschämt, dass er sie nachsitzen ließ. Das Einzige was Ceciel dazu sagte war: âWas gibtâs zu tun?â
Eigentlich ist sie ein nettes Mädchen. Sie ist sehr hilfsbereit, ordnungsliebend, direkt und neugierig. Doch sind ihr Mitleid und ihr Gerechtigkeitssinn sind ihre großen Schwächen.
âNur weil ich ihm gesagt habe er soll aufhören so zu tun als würde er von der Sache eine Ahnung haben, hat er mir das ganze Zeug aufgebrummt. Das ist doch nicht fair! Dann hab ich heute auch noch den Bus verpasst und aus versehen einen anderen genommen und jetzt bin ich hier gelandet. Wenn ich wüsste wo ich bin. Ach heute ist so ein bescheuerter Tag. Am liebsten wäre ich zu Hause im Bett geblieben. Aber ich musste ja unbedingt zur Schule. Ach, es bringt nichts sich darüber zu beschweren, was geschehen ist, ist geschehen und daran kann ich auch nichts mehr ändern! Obwohl das sicherlich keinem Anderen passiert wäre. Ach heute ist echt ein bescheuerter Tag.â
Plötzlich hatte sie das Gefühl nicht mehr alleine auf der Straße zu sein. Überrascht hob sie den Kopf. Mitten auf der Straße war ein riesiges buntes und durchsichtiges Tuch. Oder war es kein Tuch? Vielleicht bunte Luft oder irgendetwas in der Art. Ungläubig starrte sie auf dieses Etwas und wusste nicht was dies sein könnte. Aber ihr Instinkt riet ihr es nicht anzufassen. Jetzt bemerkte sie die leere Straße, das Zischen, das aus den Geschäften kam und diese schaurige Atmosphäre. Was war hier nur los? Unwohl blickte sie sich um. Sollte sie vielleicht zurückgehen? Oder eine Telefonzelle suchen und ihre Eltern bitten sie abzuholen? Vielleicht sollte sie auch einfach nur durch diese bunte Luft gehen. Oder war es besser, wenn sie sich einen anderen Weg suchte? Mit einem schaurigen Gefühl sprang Ceciel von einem Fuß zum anderen und suchte eine andere Straße. Sie glaubte nämlich sie sei auf dem richtigen Weg, das sagte ihr jedenfalls ihr Gefühl. Da entdeckte sie auf der linken Seite eine schmale Gasse. Ungefähr einen Meter vor der bunten Luft. Sie ging hinein ohne genauer darüber nachzudenken.
Es war hier noch dunkler als auf der Straße. Vorsichtig schaute sie auf ihre Uhr.
âDas kann nicht sein! Nein, oh nein! Es ist schon halb zehn.â
Wie konnte das sein, wo sie doch um drei Uhr die Schule verlassen hatte? Sie konnte nicht länger als eine Stunde unterwegs gewesen sein! Nein das war nicht möglich. Ihre Mutter machte sich doch immer solche großen Sorgen. Sie hatte ihr nicht gesagt, dass sie heute später kommen würde. Wie hätte sie es auch wissen können?
Sie lief so schnell sie konnte durch die Gassen. Je länger sie sich dort aufhielt, umso ängstlicher wurde sie. Sie wurde immer schneller und plötzlich stolperte sie über etwas und fiel der Länge nach auf den kalten nassen Boden. Sie sah nach oben um genauer zu erkennen wo sie war und über was sie gestolpert war.
Müll lag auf der Straße. Sie schien über eine Blechdose gestolpert zu sein. Wachsam schaute sie sich um. Sie saß auf dem schmutzigen Boden, der mit verschiedenen Müllsorten bereichert war. Sie ahnte noch nicht einmal wo sie sein könnte. Es war so dunkel, dass sie gerade noch den Himmel erkennen konnte, sie hielt es jedenfalls für den Himmel. Die Gasse ging noch ein gutes Stück weiter, dann folgte eine Abbiegung nach rechts. In der Hälfte der Gase befand sich auch eine Abbiegung, aber auf der anderen Straßenseite und nach links.
Sie wollte sich gerade wieder hinstellen, als ihr Fuß es nicht zuließ und sie unsanft auf ihren Hintern fiel. Schluchzend sah sie sich ihre blutenden Hände, ihre aufgeschürften Knie und ihren geschwollenen Fuß an. Würde sie hier jemals wegkommen? Würde sie es schaffen nach Hause zu gelangen? Sie zitterte immer heftiger als sie eine Stimme hörte.
âNa Süße, was hast du hier zu suchen? Hast du dich verlaufen? Das hier ist nicht der richtige Ort für dich, dir könnte hier was passierenâ, spottete die kratzige Stimme. Sie drehte sich um. Ihr Herz pochte immer schneller und sie fing an zu weinen. Ihr war jetzt klar, sie würde hier nicht mehr unbeschadet herauskommen.
Vor ihr standen Jungen, dutzende Jungen, alle mit hässlichen, fiesen Gesichtern und schiefen Grinsen. Ganz vorne stand ein Koloss von einem Jungen. Drei mal so dick wie die anderen, zweimal so groß und mit so einem grausamen Gesicht, wie es sich niemand vorstellen konnte.
Sie richtete sich auf. So gut sie konnte humpelte sie vorwärts, dann kippte sie um. Sie war nur einige Meter weiter gekommen. Sie hörte das krächzende Lachen und zitterte immer heftiger. Leise Tränen rollten ihr über die Wangen. Sie hatte mit ihrem Leben abgerechnet. Die einzige Frage die ihr noch im Kopf herrum schwirrte war: Warum gerade an diesem Ort?
Plötzlich verstummte das Lachen. Sie drehte sich um. Ein großer, blonder Junge, der nur einiger Jahre älter war als sie, saß auf der Mauer. Ein Anderer lehnte sich an die Mülltonne, die vor dieser stand. Sie konnte nur an seiner Silhouette erkennen, dass es ein Junge war, denn er war ganz durch Schatten verhüllt. Langsam trat er aus dem Schatten ins Licht und rief dem anderen zu:
âIch übernehme das! Du warst das letzte mal dran.â Der Blonde nickte nur und gähnte gelangweilt.
Der Junge, der aus dem Schatten getreten war, war auch groß, hatte schwarze Haare und zerrissene Kleider, genauso wie der andere. Sie sahen sich ziemlich ähnlich. Man könnte meinen sie seien Brüder. Er schaute sich um und entdeckte Ceciel. Seine Pupillen wurden schmaler, er schien überrascht. Er schaute weg, fast schon verlegen. Wütend schrie er die Jungengang an:
âWegen einem Mädchen macht ihr soviel Theater? Was ist sie schon wert?â
Wütend stand sie auf, wackelte, hielt sich aber noch auf den Beinen. Atemlos lehnte sie sich gegen die Wand und schrie: âAlles was lebt ist etwas wert!â Der Junge schaute verdutzt und drehte sich wieder den anderen Jungen zu. âSie gehört nicht zu euch?â âNein, du kannst sie haben, wenn du uns dafür in Ruhe lässt.â Verblüfft schaute sie den größten der Jungen an. Was haben die eigentlich? Da stehen zwei, fast schon magere, Jungen und er hat Angst vor denen, obwohl er selber dreimal, wenn nicht sogar viermal so dick ist wie die. Außerdem steht hinter ihm noch eine ganze Schar von anderen Typen, die es bestimmt locker mit den Zwei aufnehmen könnten, aber er bittet die zwei Jungen ihnen nichts zu tun.
Was ist das für ein merkwürdiger Ort? Wenn sie bloß nach Hause könnte. Sie wünschte sich im Moment nichts sehnlicher als frisch geduscht in ihrem Bett zu liegen und ein Buch zu lesen. Stattdessen tat ihr alles weh, ihre Kleidung war zerrissen und sie stank fürchterlich.
âKönnt ihr mir mal sagen, wieso ich was mit ihr anfangen könnte? Die ist doch total unnütz!â
Ceciel wollte schon empört aufschreien, als sie etwas Glitzerndes auf dem Boden sah: Eine Münze. Vorsichtig lies sie sich an der Wand zu Boden gleiten und nahm sie in die Hand. Ja wirklich es war eine Münze, aber eine sehr merkwürdige. Sie war kaum größer als der Kopf eines Reisnagels und es war ein winziges Loch in der Mitte. Gerade groß genug um einen dünnen Faden hindurch ziehen zu können.
Der zweite Junge schien bemerkt zu haben, was sie gefunden hatte und gesellte sich mit einem Sprung zu ihr. âWas ist das für eine Münze?â, fragte er interessiert. Ceciel wollte schon eingebildet sagen, dass es ihn nichts anginge, als er kalkweiß wurde und sie verwundert anstarrte. Erst als sie auf die Münze schaute wurde ihr klar warum: Sie leuchtete und nicht nur das. Das Blut an ihren Händen war verschwunden und ihre Verletzungen waren alle weg, fast alle. Ihr Fußknöchel schmerzte immer noch, aber nicht mehr so sehr. Sofort rief er den Jungen zu: âGut wir gehen auf den Tausch ein.â Empört schaute der schwarzhaarige Junge zu den beiden, wollte etwas sagen, schloss jedoch den Mund als er das Leuchten der Münze sah. âGut, â sagte er und knirschte wütend mit den Zähnen, âwir gehen auf diesen Tausch ein, aber das nächste Mal kommt ihr nicht so einfach davon!â
Die Jungen drehten ihm den Rücken zu und gingen. Langsam kam er näher. Blieb aber an der gegenüberliegenden Wand stehen. Was wird jetzt geschehen?
âWas sollen wir mit ihr anfangen?â ,fragte er abfällig. âNa, na! Sei netter zu ihr. Sie kann doch nichts für deine schlechte Laune.â âPah! Ich hätte jetzt bessere Laune, wenn ich die Typen hätte fertigmachen können. Aber stattdessen mussten wir die da retten.â
Ceciel wollte sich jetzt nicht unbedingt in ihren Streit einmischen, aber sie wollte nach Hause und das würde sie ihnen auch jetzt sagen. âÄhm, Entschuldigung, da ihr ja keine Verwendung für mich habt, und ich ja sowieso unnütz bin, könnte ich doch nach Hause gehen,â versuchte sie es vorsichtig. Alle beide grinsten sie an. âIch fürchte das geht nicht, wir haben leider doch Verwendung für dichâ, flüsterte der blonde Junge. Panisch sah sie vom einem zum anderen und ihr wurde es immer mulmiger zumute. Die Angst, die sie eben vergessen hatte, stieg unaufhörlich und sie wusste nicht was sie tun sollte. Der Junge mit den schwarzen Haaren kam immer näher. Ihr Herz raste immer mehr und Tränen rollten ihr über die Wangen. Sie spürte seine Hände an ihrem Rücken und ihr war es jetzt egal, sie würde ihr Schicksal hinnehmen, sie musste tapfer sein.
Er hob sie hoch. Er wollte ihr gar nichts antun? Verblüfft starrte sie ihn an. Er wich ihrem Blick aus. Der andere Junge fing an zu lachen. âDu hast doch nicht wirklich geglaubt wir würden dir was tun? Von mir könntest du es vielleicht noch erwarten, aber von Klee doch nicht! Er ist sanfter als ein Lämmchen, er tut nur so als sei er ein böser Wolf.â Der blonde Junge fing an zu kichern, aber diesmal schien er über etwas anderes zu kichern, sie wüsste zu gerne worüber.
âWieso hast du mich hochgehoben,â fragte sie verdutzt, während sie in seinen Armen lag. Er zögerte, wurde rot und sagte abfällig: âDein Fuß ist doch verletzt, du wärst zu langsam, wenn du hinter uns herstolpern würdest, so geht es schneller.â Verdutzt schaute sie ihn an. âNa? Kann es losgehen,â fragte der blonde Junge. Klee nickte. Und plötzlich sprangen beide los, als wären sie Gummibälle. Nur höher, weiter und schneller. Was sind das für Jungen?
Sie fand es schon merkwürdig, als der blonde Junge von dem Müllkontainer sprang und direkt vor ihr landete, obwohl dieser mindestens sechs Meter entfernt war.
Sie schloss die Augen, ihr würde nur schwindelig werden, wenn sie sie noch weiter aufhielt. Außerdem war sie müde, sehr müde. Sie hielt die Münze fester in ihrer rechten Hand, falls sie unbeabsichtigt einschlafen sollte, was sie jedoch nicht glaubte.
Klee war warm und roch irgendwie so gut, ganz angenehm nach diesem kalten Boden. Sie senkte langsam ihren Kopf, lehnte ihn an seine Brust und schlief ein.
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Ende Kapitel 1 - Rest liefer ich noch
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Die Lichter der Laternen und der Geschäfte flackerten. Es befanden sich keine Autos und Menschen auf der vor Werbung strahlenden Straße. Alles war still. Totenstill. Nur die Dunkelheit legte eine bedrohliche Aura auf die Straßen und Häuser.
Aber davon kriegte Ceciel, ein großes Mädchen mit blond-rot gewellten Haaren, das über die Straße schlenderte, nichts mit. Sie kam gerade aus der Schule. Sie musste nachsitzen und eine Strafaufgabe machen, weil sie einem Lehrer ihre Meinung über sein Verhalten sagte. Dieser fand das so unverschämt, dass er sie nachsitzen ließ. Das Einzige was Ceciel dazu sagte war: âWas gibtâs zu tun?â
Eigentlich ist sie ein nettes Mädchen. Sie ist sehr hilfsbereit, ordnungsliebend, direkt und neugierig. Doch sind ihr Mitleid und ihr Gerechtigkeitssinn sind ihre großen Schwächen.
âNur weil ich ihm gesagt habe er soll aufhören so zu tun als würde er von der Sache eine Ahnung haben, hat er mir das ganze Zeug aufgebrummt. Das ist doch nicht fair! Dann hab ich heute auch noch den Bus verpasst und aus versehen einen anderen genommen und jetzt bin ich hier gelandet. Wenn ich wüsste wo ich bin. Ach heute ist so ein bescheuerter Tag. Am liebsten wäre ich zu Hause im Bett geblieben. Aber ich musste ja unbedingt zur Schule. Ach, es bringt nichts sich darüber zu beschweren, was geschehen ist, ist geschehen und daran kann ich auch nichts mehr ändern! Obwohl das sicherlich keinem Anderen passiert wäre. Ach heute ist echt ein bescheuerter Tag.â
Plötzlich hatte sie das Gefühl nicht mehr alleine auf der Straße zu sein. Überrascht hob sie den Kopf. Mitten auf der Straße war ein riesiges buntes und durchsichtiges Tuch. Oder war es kein Tuch? Vielleicht bunte Luft oder irgendetwas in der Art. Ungläubig starrte sie auf dieses Etwas und wusste nicht was dies sein könnte. Aber ihr Instinkt riet ihr es nicht anzufassen. Jetzt bemerkte sie die leere Straße, das Zischen, das aus den Geschäften kam und diese schaurige Atmosphäre. Was war hier nur los? Unwohl blickte sie sich um. Sollte sie vielleicht zurückgehen? Oder eine Telefonzelle suchen und ihre Eltern bitten sie abzuholen? Vielleicht sollte sie auch einfach nur durch diese bunte Luft gehen. Oder war es besser, wenn sie sich einen anderen Weg suchte? Mit einem schaurigen Gefühl sprang Ceciel von einem Fuß zum anderen und suchte eine andere Straße. Sie glaubte nämlich sie sei auf dem richtigen Weg, das sagte ihr jedenfalls ihr Gefühl. Da entdeckte sie auf der linken Seite eine schmale Gasse. Ungefähr einen Meter vor der bunten Luft. Sie ging hinein ohne genauer darüber nachzudenken.
Es war hier noch dunkler als auf der Straße. Vorsichtig schaute sie auf ihre Uhr.
âDas kann nicht sein! Nein, oh nein! Es ist schon halb zehn.â
Wie konnte das sein, wo sie doch um drei Uhr die Schule verlassen hatte? Sie konnte nicht länger als eine Stunde unterwegs gewesen sein! Nein das war nicht möglich. Ihre Mutter machte sich doch immer solche großen Sorgen. Sie hatte ihr nicht gesagt, dass sie heute später kommen würde. Wie hätte sie es auch wissen können?
Sie lief so schnell sie konnte durch die Gassen. Je länger sie sich dort aufhielt, umso ängstlicher wurde sie. Sie wurde immer schneller und plötzlich stolperte sie über etwas und fiel der Länge nach auf den kalten nassen Boden. Sie sah nach oben um genauer zu erkennen wo sie war und über was sie gestolpert war.
Müll lag auf der Straße. Sie schien über eine Blechdose gestolpert zu sein. Wachsam schaute sie sich um. Sie saß auf dem schmutzigen Boden, der mit verschiedenen Müllsorten bereichert war. Sie ahnte noch nicht einmal wo sie sein könnte. Es war so dunkel, dass sie gerade noch den Himmel erkennen konnte, sie hielt es jedenfalls für den Himmel. Die Gasse ging noch ein gutes Stück weiter, dann folgte eine Abbiegung nach rechts. In der Hälfte der Gase befand sich auch eine Abbiegung, aber auf der anderen Straßenseite und nach links.
Sie wollte sich gerade wieder hinstellen, als ihr Fuß es nicht zuließ und sie unsanft auf ihren Hintern fiel. Schluchzend sah sie sich ihre blutenden Hände, ihre aufgeschürften Knie und ihren geschwollenen Fuß an. Würde sie hier jemals wegkommen? Würde sie es schaffen nach Hause zu gelangen? Sie zitterte immer heftiger als sie eine Stimme hörte.
âNa Süße, was hast du hier zu suchen? Hast du dich verlaufen? Das hier ist nicht der richtige Ort für dich, dir könnte hier was passierenâ, spottete die kratzige Stimme. Sie drehte sich um. Ihr Herz pochte immer schneller und sie fing an zu weinen. Ihr war jetzt klar, sie würde hier nicht mehr unbeschadet herauskommen.
Vor ihr standen Jungen, dutzende Jungen, alle mit hässlichen, fiesen Gesichtern und schiefen Grinsen. Ganz vorne stand ein Koloss von einem Jungen. Drei mal so dick wie die anderen, zweimal so groß und mit so einem grausamen Gesicht, wie es sich niemand vorstellen konnte.
Sie richtete sich auf. So gut sie konnte humpelte sie vorwärts, dann kippte sie um. Sie war nur einige Meter weiter gekommen. Sie hörte das krächzende Lachen und zitterte immer heftiger. Leise Tränen rollten ihr über die Wangen. Sie hatte mit ihrem Leben abgerechnet. Die einzige Frage die ihr noch im Kopf herrum schwirrte war: Warum gerade an diesem Ort?
Plötzlich verstummte das Lachen. Sie drehte sich um. Ein großer, blonder Junge, der nur einiger Jahre älter war als sie, saß auf der Mauer. Ein Anderer lehnte sich an die Mülltonne, die vor dieser stand. Sie konnte nur an seiner Silhouette erkennen, dass es ein Junge war, denn er war ganz durch Schatten verhüllt. Langsam trat er aus dem Schatten ins Licht und rief dem anderen zu:
âIch übernehme das! Du warst das letzte mal dran.â Der Blonde nickte nur und gähnte gelangweilt.
Der Junge, der aus dem Schatten getreten war, war auch groß, hatte schwarze Haare und zerrissene Kleider, genauso wie der andere. Sie sahen sich ziemlich ähnlich. Man könnte meinen sie seien Brüder. Er schaute sich um und entdeckte Ceciel. Seine Pupillen wurden schmaler, er schien überrascht. Er schaute weg, fast schon verlegen. Wütend schrie er die Jungengang an:
âWegen einem Mädchen macht ihr soviel Theater? Was ist sie schon wert?â
Wütend stand sie auf, wackelte, hielt sich aber noch auf den Beinen. Atemlos lehnte sie sich gegen die Wand und schrie: âAlles was lebt ist etwas wert!â Der Junge schaute verdutzt und drehte sich wieder den anderen Jungen zu. âSie gehört nicht zu euch?â âNein, du kannst sie haben, wenn du uns dafür in Ruhe lässt.â Verblüfft schaute sie den größten der Jungen an. Was haben die eigentlich? Da stehen zwei, fast schon magere, Jungen und er hat Angst vor denen, obwohl er selber dreimal, wenn nicht sogar viermal so dick ist wie die. Außerdem steht hinter ihm noch eine ganze Schar von anderen Typen, die es bestimmt locker mit den Zwei aufnehmen könnten, aber er bittet die zwei Jungen ihnen nichts zu tun.
Was ist das für ein merkwürdiger Ort? Wenn sie bloß nach Hause könnte. Sie wünschte sich im Moment nichts sehnlicher als frisch geduscht in ihrem Bett zu liegen und ein Buch zu lesen. Stattdessen tat ihr alles weh, ihre Kleidung war zerrissen und sie stank fürchterlich.
âKönnt ihr mir mal sagen, wieso ich was mit ihr anfangen könnte? Die ist doch total unnütz!â
Ceciel wollte schon empört aufschreien, als sie etwas Glitzerndes auf dem Boden sah: Eine Münze. Vorsichtig lies sie sich an der Wand zu Boden gleiten und nahm sie in die Hand. Ja wirklich es war eine Münze, aber eine sehr merkwürdige. Sie war kaum größer als der Kopf eines Reisnagels und es war ein winziges Loch in der Mitte. Gerade groß genug um einen dünnen Faden hindurch ziehen zu können.
Der zweite Junge schien bemerkt zu haben, was sie gefunden hatte und gesellte sich mit einem Sprung zu ihr. âWas ist das für eine Münze?â, fragte er interessiert. Ceciel wollte schon eingebildet sagen, dass es ihn nichts anginge, als er kalkweiß wurde und sie verwundert anstarrte. Erst als sie auf die Münze schaute wurde ihr klar warum: Sie leuchtete und nicht nur das. Das Blut an ihren Händen war verschwunden und ihre Verletzungen waren alle weg, fast alle. Ihr Fußknöchel schmerzte immer noch, aber nicht mehr so sehr. Sofort rief er den Jungen zu: âGut wir gehen auf den Tausch ein.â Empört schaute der schwarzhaarige Junge zu den beiden, wollte etwas sagen, schloss jedoch den Mund als er das Leuchten der Münze sah. âGut, â sagte er und knirschte wütend mit den Zähnen, âwir gehen auf diesen Tausch ein, aber das nächste Mal kommt ihr nicht so einfach davon!â
Die Jungen drehten ihm den Rücken zu und gingen. Langsam kam er näher. Blieb aber an der gegenüberliegenden Wand stehen. Was wird jetzt geschehen?
âWas sollen wir mit ihr anfangen?â ,fragte er abfällig. âNa, na! Sei netter zu ihr. Sie kann doch nichts für deine schlechte Laune.â âPah! Ich hätte jetzt bessere Laune, wenn ich die Typen hätte fertigmachen können. Aber stattdessen mussten wir die da retten.â
Ceciel wollte sich jetzt nicht unbedingt in ihren Streit einmischen, aber sie wollte nach Hause und das würde sie ihnen auch jetzt sagen. âÄhm, Entschuldigung, da ihr ja keine Verwendung für mich habt, und ich ja sowieso unnütz bin, könnte ich doch nach Hause gehen,â versuchte sie es vorsichtig. Alle beide grinsten sie an. âIch fürchte das geht nicht, wir haben leider doch Verwendung für dichâ, flüsterte der blonde Junge. Panisch sah sie vom einem zum anderen und ihr wurde es immer mulmiger zumute. Die Angst, die sie eben vergessen hatte, stieg unaufhörlich und sie wusste nicht was sie tun sollte. Der Junge mit den schwarzen Haaren kam immer näher. Ihr Herz raste immer mehr und Tränen rollten ihr über die Wangen. Sie spürte seine Hände an ihrem Rücken und ihr war es jetzt egal, sie würde ihr Schicksal hinnehmen, sie musste tapfer sein.
Er hob sie hoch. Er wollte ihr gar nichts antun? Verblüfft starrte sie ihn an. Er wich ihrem Blick aus. Der andere Junge fing an zu lachen. âDu hast doch nicht wirklich geglaubt wir würden dir was tun? Von mir könntest du es vielleicht noch erwarten, aber von Klee doch nicht! Er ist sanfter als ein Lämmchen, er tut nur so als sei er ein böser Wolf.â Der blonde Junge fing an zu kichern, aber diesmal schien er über etwas anderes zu kichern, sie wüsste zu gerne worüber.
âWieso hast du mich hochgehoben,â fragte sie verdutzt, während sie in seinen Armen lag. Er zögerte, wurde rot und sagte abfällig: âDein Fuß ist doch verletzt, du wärst zu langsam, wenn du hinter uns herstolpern würdest, so geht es schneller.â Verdutzt schaute sie ihn an. âNa? Kann es losgehen,â fragte der blonde Junge. Klee nickte. Und plötzlich sprangen beide los, als wären sie Gummibälle. Nur höher, weiter und schneller. Was sind das für Jungen?
Sie fand es schon merkwürdig, als der blonde Junge von dem Müllkontainer sprang und direkt vor ihr landete, obwohl dieser mindestens sechs Meter entfernt war.
Sie schloss die Augen, ihr würde nur schwindelig werden, wenn sie sie noch weiter aufhielt. Außerdem war sie müde, sehr müde. Sie hielt die Münze fester in ihrer rechten Hand, falls sie unbeabsichtigt einschlafen sollte, was sie jedoch nicht glaubte.
Klee war warm und roch irgendwie so gut, ganz angenehm nach diesem kalten Boden. Sie senkte langsam ihren Kopf, lehnte ihn an seine Brust und schlief ein.
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