[Biete] Der Anfang einer neuen Welt

Fuma-Snake

Exarch
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Der Anfang einer Welt

Denkt an ferne Welten und sagt mir, was Ihr seht.

Seht Ihr vielleicht Palmen?
Vielleicht ja auch Strände, oder Berge?
Oder seid Ihr mehr von der Futuristischen Sorte und seht das Weltall mit all seinen Lebensformen? Mit Intergalaktischen Kreuzern, Raumflotten und dem einen oder anderen Schwarzen Loch?
Seht Ihr Vielleicht Elfen, Zwerge, Trolle, Schwerter, Armbrüste, Könige, Magie, Drachen?

Last Eurer Fantasie freien Lauf. Sagt mir, was Ihr seht. Sagt mir, was Ihr fühlt.
Spürt Ihr, welch Welten in Euch ruhen?
Doch dies hier ist meine Geschichte.
Und sie handelt von einer meiner Welten.

Es ist dunkel, schwarz und undurchdringlich.
Immer wieder schießen Farben durch das Bild.
Rot, Grün, Blau. Immer wieder seht Ihr einen kleinen Farbstreifen aufblitzen, kurz nur, einen Augenblick, mehr nicht. Danach verschwindet er.
Doch je länger Ihr wartet, je mehr Ihr erwartet, desto mehr Farbe erscheint, desto länger bleiben sie bestehen.
Und langsam erkennt Ihr ein Bild.
"Willkommen"
Es ist keine wirkliche Stimme. Es sind Töne, wild aneinander gereiht, die nach und nach Worte ergeben könnten.
Genau wie das wilde Gekrakel langsam Bilder entstehen lässt, lassen die Töne nach und nach Wörter und Sätze erklingen.
"Willkommen in dieser Welt."
Ihr Körper war dünn und ein schwarz-roter Kapuzenmantel spannte sich über ihre knochige Gestalt.
Das immer wieder neu gezeichnete Gesicht konnte kaum entscheiden was es sein sollte; jung, alt, verwest, frisch, faltig, fröhlich, traurig, verdorben oder freundlich.
Nur eines war es immer - weiblich.
Mit langsamen und bedächtigen Schritten kommt die Unbekannte auf Euch zu, legt ihre knochige Hand an Euer Kinn und schaut in eure Augen.
Langsam wird immer erkenntlicher, was dort vor Euch steht.
Behutsam manifestiert sich ein festes Gesicht vor Euch, manifestiert sich eine feste Stimme.
"Was führt Euch zu mir?"
Mit Schrecken spürt Ihr: Das, was Ihr dachtet was Euer Kopf wäre, existiert nicht.
Überhaupt scheint es nichts zu geben das existiert.
Nichts, außer dieser Fremden die sich mittlerweile durch ihren knöchernen Schädel umblickt.
"Oh ja, dieses Mal stehen mir große Möglichkeiten bevor..."
Ihre Leere Augen streifen über das Nichts um Euch, um sie herum.
"Ist es denn zu glauben?", fragt sie mit dem kahlen Gesicht zu Euch gewandt.
"All das gehört dir, all das ist für dich."
Sie lächelte, soweit ein Totenkopf lächeln konnte.
"Und obwohl du hier wohl das einzige Wesen bist das mich überlebt, wirst du nichts verändern können.
Obwohl du alles hier bestimmst, wirst du nichts leiten können."
Es dauerte eine Weile bis sie fortfuhr.
"Es ist doch so ironisch."
Mit einem Kichern das fallenden Knochen glich schritt sie in Richtung Dunkelheit.

"Jedes Leben, jede Welt, jede Geschichte beginnt und endet mit dem Tod. Kannst du mir erklären wieso?"
Ihre letzten Worte hallen nur noch in deinem Geist nach. Ihre Erscheinung ist nun nicht mehr als nur eine vage Erinnerung.
"Kannst du mir erklären wieso, werter Leser?"

Dann wurde wieder alles schwarz.

Niemand erfindet eine Geschichte alleine.
Niemand kann alles alleine erschaffen.
Eine Geschichte, eine Welt ist wie ein Kind, man zieht es zusammen groß. Leser und Autor müssen zusammenarbeiten um ein komplexes und unvergessliches Erlebnis zu schaffen.
Und ich kann Euch versichern: Niemand wird jemals dieselben Bilder wie ein Anderer vor sich haben, wenn er das Folgende liest.
Ich werde mich nun von Euch verabschieden. Meine Aufgabe ist es nicht länger mit Euch zu Reden.
Ich muss den Grundbaustein für eine Welt legen. Eine Welt, welche Eurer Hilfe bedarf, um erschaffen zu werden.

Lasst sie nicht im Stich.

Dunkle Bäume ragen weit in den Himmel und der Mond scheint vergebens gegen das Wolkendickicht anzukämpfen. Nur selten kann er seine sanften Strahlen über die verwelkten Blätter am Boden wandern lassen.
Nur selten kann er den Weg des Mädchens erhellen, das so verzweifelt versucht der Fremden zu folgen.
Sie konnte sich nicht erklären warum sie es tat. Wieso sollte man dem Tod freiwillig folgen?
Sie wusste, was geschehen war. Wusste von dem Einbrecher, hatte sie doch als Erste von ihrem Tod erfahren.
Trotzdem erschien es nicht richtig, dem Tod hinterher zu eilen.
Doch genauso wenig konnte sie zurückbleiben.
"Ich versteh dich nicht, Mädchen."
Die Kleine blickte auf, überrascht, wie weiblich das Skelett in ihren Ohren klang.
"Was verstehen Sie nicht, Mr. Tod?"
"Mrs. Tod."
Für einen Moment blieb die Kleine stehen. Also doch.
"Verzeihen sie mir bitte, Mrs. Tod, aber was verstehen Sie nicht?"
"Du bist tot, wieso mühst du dich noch immer damit ab, über die Wurzeln und durch das Dickicht zu laufen. Verlasse deine Welt und gebe deine Seele frei."
Es dauerte lange, bis die Kleine verstand. Bis sie merkte, dass sie nur über die Wurzeln stolperte, die sie bemerkte, wie sie durch alle anderen hindurch glitt.
Bis sie verstand, dass sie nicht mehr an Irdische Gegebenheiten gefesselt war.
Mit einem Lächeln richtete sie den Blick nach oben, blieb stehen und betrachtete den Mond, der für sie nun klar und deutlich zu sehen war.
Ungeschickt ließ sie sich nach hinten fallen und starrte in den Himmel.
"Was ist los, Kleine, bist du müde?"
Der Tod gesellte sich neben sie, die leeren Augenhöhlen in den Himmel gerichtet.
"Kann ich das überhaupt noch sein?"
"Nur, wenn du es sein möchtest."
Es dauerte eine Weile, bis jemand die Stille unterbrach. Wer konnte es dem Mädchen verübeln, sie war gerade erst gestorben. Und so schnell man auch in sein Seelenleben fallen konnte, so lange brauchte man auch, um sich daran zu gewöhnen.

"Sag, Kleines, wie ist denn dein Name?"
"Madeleine"
"Das war dein Name als du gelebt hast, nicht wahr?"
"Ja."
"Dann brauchst du jetzt einen neuen."
"Wieso?"
"Die Tochter des Todes heißt nicht Madeleine..."
Die großen Augen Madeleines starrten den Tod verwirrt an.
Vergeblich wartete sie auf eine weitere Erklärung während sich ihre Pupillen langsam rot verfärbten.
Dann verschwanden sie und mit ihnen der Mond. Nur noch schwarze Wolken waren am Himmel zu sehen, nur noch dunkle Bäume ragten aus dem Reich der Erde empor.
Der Mond sollte für eine lange Zeit nicht wiedergesehen werden, ähnlich wie Madeleine.
Und beide hatten sich eindeutig verändert als sie zurückkehrten. Sie waren dünner geworden, ja, man könnte fast sagen knochig dünn.
 
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