[Diskussion] Der Niedergang von Detoroit ??? Oder: Die Detroit Pleite

Kaiyne

Bekennder Sozialist & Oktaku
Otaku Veteran
Hi Ho,

also ich wollte mal über ein Thema reden das fernab des Spionageskandals warscheinlich wohl ehr weniger ins Augenmerk unserer User hier rücken dürfte. Zum einen weil die meisten sich sagen werden "Ach es betrifft mich eh nicht", und zum anderen weil es vielen aufgrund ner gewissen antiamerikanischen Grundstimmung auf der irgendwie alle mitreiten wohl egal ist.

Also, wie im Titel schon zu lesen ist: Es geht um die Detroit Pleite.

Vor 2 Tagen kam es in den Nachrichten. Die Stadt aufgrund eines gigantischen Schuldenbergs, der nicht beglichen werden kann insolvenz angemeldet.

Ich persönlich muss schon sagen. Sowas habe ich noch nie erlebt. Ich dachte immer Staaten oder Städte könnten nicht pleite gehen. Irgendwann hatte ich auch schon mal davon gehört das es der Stadt wohl nicht all zu gut geht, - das die Stadten Probleme Drogenkriminalität und Verfall hat, aber das es derart schlimm um die Stadt bestellt ist hätte ich selbst nie gedacht.

Nachdem was ich so in den Nachrichten gehört hatte, von wegen das die Stadt vermüllst sei, das es Nachts teilweise kein Licht gibt und das die Polizei 58 Minuten Wartezeit hat, im Gegensatz zu den ansonsten üblichen 15 Minuten, habe ich mir so meine ganze eigenen Gedanken zu dem Thema gemacht.

Die Frage die ich mir an diesem Punk stelle ist: Wie kann man eine Stadt derart verkommen lassen ? Die Stadt hatte irgendwann in der 50ern mal 2.000.000 Einwohner. Und jetzt sind es knapp 700.000. Früher gab es mehr als genug Arbeit und die Stadt blühte durch die Autoindustrie. Heute verfällt die Stadt und das einige was blüht ist die oben erwähnte Kriminalität und die Arbeitslosigkeit.

Wie kann ein Land oder eine Regierung zu lassen das so etwas passiert ? In den Nachrichten hieß es der Niedergang der Stadt liefe schon seit ca. 60 Jahren. Also wenn wir mal zurück rechnen ca. seit 1963. Man hätte doch wesentlich früher erkennen müssen das es der Stadt nicht gut geht und entsprechend einschreiten müssen.

Die größte Angst der Amerikaner oder zumindst die der US Regierung ist es, das die USA irgendwann einmal von den Chinesen überholt werden. Diese Regierung kann es sich aufgrund der imensen Verschuldung immer noch leisten jährlich mehrere 100 Milionen Doller aus zu geben, um das militär auf zu rüsten. Die selbe Regierung konnte es sich leisten, genug Geld locker zu machen um Banken zu retten. Aber genau diese Regierung hat - zumindst dem Anschein nach - kein Geld dafür übrig um eine amerikanische Metropole zu retten.

Wie will Amerika mit den Chinesen mit halten können, wenn es sich nicht einmal ausreichend um den Wohlstand bzw. die Grundbedürfnisse des eigenen Volkes kümmert.

Ich weiss das es einigen hier im Forum auf den Senkel geht, wenn ich mal wieder das Schwert gegen den ach doch so bösen Kapitalismus schwinge. Doch genau das ist doch mal wieder mit einer der Hauptgründe wieso es Detroit heute schlecht geht.

Früher war eine Detroit eine blühnde Industriestadt. Es hatte durch die große Ansiedlung der Autoindustrie den Spitznamen "Motorcity". Dann jedoch kam die Krise. Viele Namenhafte Autohersteller bekamen Probleme oder gingen sogar Pleite. Und mit dieser Krise kamen auch die Probleme. Heute haben sich die meisten US Autohersteller wieder einigermaßen erholt. Aber die Stadt Detroit selbst hat sich nicht erholt. Die Autoindustrie ist teilweise abgewandert und produziert woander billiger - so wie es die Unternehmen immer tun. Und die abgewandernden Unternehmen führen zu Steuereinbrüchen und Arbeitslosigkeit. Ist klar ne: Wenn das Unternehmen vor Ort nicht produziert lässt es seine Steuern woanders.

Mir persönlich tut die Stad und vor allem die Menschen die dort leben einfach nur leid. Dieses brutale Bespiel eine ganze Metropole zu vernachlässigen und verkommen zu lassen zeigt für mich einmal mehr die hässliche Fratze das Kapitalismus und das dieser gestoppt werden muss.

Ich wünsche mir für die Stadt und Ihre Einwohner sehr, das es irgendwann in den nächsten Jahren wieder bergauf geht und die Stadt wieder zu einem Ort wird an dem man vernünftig leben kann.
 

Sylverblack

Bred in Captivity
Otaku Veteran
Ich wusste, dass es um die Stadt schlecht steht, aber das ganze Ausmaß habe ich auch erst über die Berichterstattung dieser Tage erfahren. Dem System kann hier nur bedingt die Schuld gegeben werden, da es in den USA einfach anders läuft als bspw. hier in Deutschland. Hier können z.B. Städte oder Dörfer nicht Pleite gehen, genauer: Insolvenz anmelden, in den USA aber schon. Detroit ist bei weitem nicht die erste "Geisterstadt" (noch ist sie es ja nicht) in den Vereinigten Staaten, nur eben die erste Metropole, die den Bach enorm und rasant runterging.
Soweit ich weiß, gab es dort in der Vergangenheit zu viele machtgeile und zu korrupte Politiker und es wurde ökonomisch nicht sachgemäß auf die Krise vor vielen Jahrzehnten reagiert. Danach trat eine Abwärtsspirale ein, die ebenfalls nicht aufgehalten wurde, obwohl man damals problemlos hätte Anstrengungen betreiben können. Jetzt, da die Stadt am Abgrund liegt, werden z.T. deutsche Experten dorthin geschickt, mit Sondervollmachten ausgestattet und sollen alles richten. Das kommt natürlich etwas spät und Detroit wird mindestens genausolange wieder brauchen, um halbwegs auf die Beine zu kommen, wie die Stadt gebraucht hat, um an dem Punkt anzugelangen, an dem sie jetzt ist. Vllt. kann sie auch gar nicht gerettet werden, bin kein Wirtschaftspolitik-Experte.

Ja, um die Einwohner dort kann es einem schon Leid tun. Höchste Kriminalität im Land, mäßige bis schlechte Grundversorgung (Wasser, Strom), ziemlich kaputte Infrastruktur (Polizei wurde ja schon genannt, bei der Feuerwehr wird es relativ ähnlich sein; Schüler müssen z.T. enorme Strecken bis zur Schule gehen), etliche brachliegende Viertel - das ist keine Stadt, in der ich leben möchte oder gar eine Familie gründen.

Und dass Staaten Pleite gehen können, sollte nach der Weltfinanz- und -wirtschaftskrise doch hinlänglich bekannt sein. (;
Ich erinnere mich da an Island, das mit einem Schlag fast weggeputzt worden wäre. Oder Griechenland, das vom gesamten Euroraum gerettet werden musste.
 

Swordspirit

Dunkeldeutscher
Man saß nunmal auf einer absoluten Goldgrube mit GM. Steuern und Arbeitsplätze waren garantiert und dies in einer Größenordnung, wovon (fast) jede Stadt nur träumen konnte. Der weltgrößte Automobilhersteller in deiner Stadt, besser geht es nicht.
Wenn man einen Goldesel hat, dann begünstigt es natürlich Korruption, Geld und Arbeitsplätze werden immer da sein, also kann ich auch anfangen in die eigenen Taschen zu wirtschaften.
In einer idealen Welt, hätte man nun Politiker die diese Situation erkennen und die Steuergelder schön bunkern. Es geht uns sehr gut, also sparen wir und sind dann vorbereitet auf schlechtere Tage.
Da aber jeder Politiker an seine Wiederwahl denken muss, passiert sowas nicht.

Dann passiert auf einmal das Undenkbare: GM muss Insolvenz anmelden
Daraufhin hat man genau das Falsche gemacht: Man hat einen auf Brüning gemacht und mit dem sparen angefangen.
Damit war man in der Abwärtsspirale die oft genug so schon passiert war. Man spart an Grundversorgung, darauf ziehen die Bürger, welche wirklich noch Steuern zahlen in eine andere Stadt. Das führte wiederrum zum fehlen von Steuereinnahmen und man musste noch mehr sparen etc.

Ich glaube nicht, dass sie zu einer Geisterstadt wird. "Too big to fail"
Man kann durchaus auch positive Ansätze sehen: Hohe Arbeitslosenzahlen, sehr günstige Immobilien, dass lockt Unternehmensgründer an.

S.
 

mir

Otaku
Swordspirit, schön beschrieben das mit der Abwärtsspirale, aber wenn wir das verstehn, und das war nicht die erste Statt welche in diesen Schlammassel gerutscht ist wie du bereits geschrieben hast, wieso tappen die dann in die selbe Falle? Ich wollte auf dieses Thema eigentlich nicht antworten, weil mir dabei Mordraten, Drogentote und das ganze Elend durch den Kopf gehen, aber wahrscheinlich liegt das nur daran, dass wir in Deutschland noch wenig genug von diesen (amerikanischen) Verhältnissen haben.
Wer aus seinen Fehlern nichts lernt, ist dazu verdammt sie zu wiederholen, klingt hochnäsig, ist aber leider wahr, wie sogut wie jeder aus eigener Erfahrung weiss. Das ganze Auf und Ab erfahren viele Stäte auch in Deutschland, aber so gut wie es zur Hochzeit war wird es Detroit nie wieder gehen.
Erstmal wird es darum gehen sie mit Bundesmitteln aus der tiefsten Scheisse zu ziehen, denn Krimminalitätsrate und Fachkräftemangel sind nicht die besten Vorrausetzungen für einen wirtschaftlichen Neuanfang, und dazu sind auch steuerliche Vergünstigungen als Anreitz für Firmenneuansiedlungen nötig, was den Wiederaufbau sozialer Einrichtungen und Strukturen die die bitter nötig haben verzögert, oder die Amis fallen mit ihrer Schuldenmaschinerie in nächster Zeit richtig auf die Fresse, dann gute Nacht Detroit.
 
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