[Biete] Die Geschichte vom kleinen Engel der seine Flügel verloren hatte

Aeon525

He who doesn't care
Otaku Veteran
So, hier also mein erstes FanFic.
Das ganze ist mehr aus einer spontanen Idee entstanden und wird wohl eine Kurzgeschichte werden weshalb auch die einzelnen Passagen relativ kurz ausfallen werden. Ich hoffe ihr stört euch nicht zu sehr daran. Über Anregungen und Kritik würde ich mich sehr freuen ;-)
Diskussionsthread

Die Geschichte vom kleinen Engel der seine Flügel verloren hatte

Es war einmal ein junger Engel der im Himmelreich lebte. Tagaus, tagein flog er fröhlich durch die himmlischen Gefilde und sang Lieder zur Ehre Gottes. Als er eines Tages aufwachte stellte er jedoch entsetzt fest das seine Flügel verschwunden waren. Sofort ging er zu Gott und fragte: "Oh, Allmächtiger, Wo sind meine Flügel?" "Sie sind auf der Erde." antwortete ihm Gott mit donnernder Stimme, "Sie wurden zwei Menschen ins Herz gelegt. Falls du es schaffst ihr Herz zu gewinnen werden sie zu dir zurückkehren." Da begann der kleine Engel ganz bitterlich zu weinen. "Warum?" schluchzte er, "Warum Gott? Ich habe doch nie etwas unrechtes getan." Doch Gott schwieg.

Als der kleine Engel verstand das es keinen anderen Weg gab machte er sich tatsächlich auf den Weg zur Erde. Auf dem Weg überkam den Engel jedoch eine große Müdigkeit sodass er im Stehen einschlief. Als er erwachte stand er auf dem Flachdach eines hohen Hauses. Verwundert sah er sich um. Es war Nacht aber die unglaubliche Vielzahl an Leuchtreklamen tauchten die Stadt in ein unnatürliches Licht. Da erkannte der Engel plötzlich das er nicht der einzige auf dem Dach war. Auf der anderen Seite des Zauns, der das Dach umgab, saß ein junger Mann auf der Brüstung und starrte hinab in die Tiefe. Gleichermaßen vorsichtig wie nervös trat der kleine Engel an ihn heran. "Entschuldige." begann der Engel. "Darf ich dich fragen was du hier tust?" Der Mann drehte sich um und der kleine Engel sah das er weinte. Tränen liefen über seine Wange und sein Gesicht war schmerzverzerrt. Auf die Frage des Engels hin lächelte der Mann, aber es war kein fröhliches Lächeln. Es ängstigte den kleinen Engel. "Ich fliehe." erklärte der Mann und kicherte seltsam. "Wovor fliehst du denn?" fragte der kleine Engel neugierig. "Vor mir selbst," begann der Mann und starrte gedankenverloren hinauf zu den Sternen, "vor der Welt und ihren Zwängen, vor Schmerz und Enttäuschung, vor Leid und Trauer." "Das darfst du nicht." entgegnete der kleine Engel empört. "Gott möchte das nicht." Der Mann lachte verbittert auf. "Sind wir Menschen denn nicht nur ein Spielball Gottes?" "Nein, auf keinen Fall." erklärte der kleine Engel überzeugt, doch langsam schlichen sich leise Zweifel in sein Weltbild. Ein leichter Wind wehte über das Dach und der kleine Engel fröstelte. Er setzte sich auf den Boden, Rücken an Rücken mit dem jungen Mann, zwischen ihnen nur das dünne Metallgitter. Eine Zeit lang saßen sie so schweigend beieinander und lauschten den nächtlichen Geräuschen der Großstadt. Dem Aufbrüllen von Automotoren, dem Heulen von Polizeisirenen und dem sanften Rauschen der Baumkronen im Wind. "In dieser Welt ist kein Platz für mich." stellte der Mann schließlich resigniert fest. "Du wirst dafür in die Hölle kommen." erwiederte der kleine Engel traurig. Ein letztes Mal lächelte der Mann und sein Gesicht zeugte von eiserner Entschlossenheit. "Das Risiko ist es mir wert." Mit einem Ruck stieß er sich von der Brüstung ab und schnellte nach unten, auf den harten Asphalt, zu. Der kleine Engel konnte hören wie der Körper des jungen Mannes auf dem Straßenboden zerplatzte wie eine überreife Frucht. Das grässliche Geräusch der berstenden Knochen lies den kleinen Engel erschaudern. Gellende Schreie hallten durch die, selbst zu dieser späten Uhrzeit, recht belebten Straße. Vorsichtig lugte der kleine Engel durch die Gitterstäbe nach unten. Eine Menge Schaulustiger hatte sich bereits in einiger Entfernung um die Leiche des Mannes versammelt. Erst vereinzelt doch bald immer zahlreicher blitzten die Kameras und Fotohandys auf. Der kleine Engel konnte hören wie die Menge flüsterte und raunte. "Ein weiteres Opfer unserer modernen Gesellschaft." erklärte einer fachmännisch. "Vermutlich einer dieser Burn-out Fälle." rief eine ältere Dame wichtigtuerisch. "Er hätte sich lieber erhängen, und nicht eine solche Sauerei machen sollen." ereiferte sich ein untersetzter Mann und erntete dafür zustimmende Blicke und Gelächter. Der kleine Engel war der einzige der um den jungen Mann weinte. Jetzt war er es dem die Tränen die Wangen hinab liefen und auf den grau marmorierten Boden tropften. "Wie kann Gott so etwas dulden?" dachte er traurig. Er lies sich auf den kalten Boden sinken und betrachtete den klaren Sternenhimmel. Er war einfach wunderschön. Gott hatte ihn so erschaffen. Gott war allmächtig doch der kleine Engel konnte einfach nicht verstehen wieso Gott den Mensch geschaffen hatte. Und noch viel weniger begriff er aber wieso Gott sie als sein Ebenbild bezeichnete. Gott hatte immer geschaffen die Menschen immer zerstört. Vernichten schien ihre Natur zu sein. Und doch entgingen sie selbst stets der Vernichtung. Geplagt von diesen Gedanken und von der Furcht nie mehr in den Himmel zurückkehren zu können fiel der kleine Engel langsam in einen unruhigen Schlaf.

Fortsetzung folgt...
 
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