old blue eyes
Ordensbruder
Datum: 21.03.1974
âGuten Abend, willkommen bei den News um 5. Wie schon in mehreren Fällen zuvor innerhalb der letzten Monate verschwand heute erneut ein vollbesetztes Flugzeug einfach vom Radar. Diesmal sind etwa 25 Menschen spurlos verschwunden. Seine Route führte angeblich wie bei den Anderen quer durch das sogenannte âBermuda Dreieckâ, das sich zwischen Puerto Rico, Miami und den Bermudainseln erstreckt. Seit vielen Jahren hört man Seefahrergeschichten von ganzen Flotten, die auf mysteriöse Weise verschwunden sein sollen. Bis heute hielt man diese Aussagen allerdings für Aberglaube. Was steckt also wirklich dahinter?â Klick. Ich konnte dieses Gerede nicht ertragen. Ich war von meinem Chefredaktuer beauftragt worden, die Geschichte zu klären. Nun saß ich hier seit Wochen in Miami fest, und keiner der Einheimischen wollte mich auch nur in die Nähe des Dreiecks bringen. Sie faselten allesamt etwas von âIthaquas Racheâ oder ähnlichem Mist. Da ich nun sowieso hier die Zeit totschlagen musste, tat ich das, was ich als seriöser Zeitungsreporter nun mal am besten kann: recharchieren. Und prombt viel mir aus einem alten, verstaubten Buch im wahrsten Sinne des Wortes eine Beschreibung von Ithaqua in die Hände:
Ithaqua
siehe auch -> große Alte -> Wendigo -> Windläufer
Ithaqua ist laut der Mythologie ein Gigant, der auf den Wolken läuft. Seine Form ist wandelbar, nur von Schwimmhäuten an den gigantischen Füßen und roten, sternförmigen Augen berichten alle Quellen. Erstmals aufgetaucht ist Ithaqua in der kommerziellen Weltliteratur in der gleichnamigen Geschichte August Derleths von 1941.
Ich schüttelte innerlich den Kopf und versuchte die Seite so unauffällig und beschädigungsfrei wie möglich wieder ins Buch zu stopfen. Ein kleiner Junge hatte mich beobachtet und fragte mich auf Spanisch: âSie intressieren sich für Ithaqua?â Ich versuchte sämtliche Spanischkenntnisse in einen Topf zu werfen und antwortete schleppend: âAlledings, ich bin Journalist und recherchiere hier.â In akzentfreiem Englisch antwortete der Junge: âDann sollten sie mir folgen!â Kaum hatte er das gesagt, stürmte er auch schon durch die Tür. Da ich eh nichts Besseres zu tun hatte, rannte ich ihm hinterher. Ich verlor ihn allerdings nach 2 Blocks aus den Augen und kehrte frustriert in mein Hotel zurück.
22.03.1974
Meine Güte, was für eine Nacht, wenn ich nicht mit beiden Beinen auf dem Boden stehen würde... Etwa eine Stunde, nachdem ich eingeschlafen bin, fing es an zu donnern und zu blitzen. Meine Sinne spielten mir einen Streich. Ich glaubte, Sillouetten, die durch die Fenster an die Wand geworfen wurden, zu erkennen. Bei jedem Blitz hatten sie sich... verändert. Sie wirkten falsch, auf eine seltsame Art und Weise. Und hin und wieder nahmen die Schatten menschliche Gestalt an. Das Donnern ließ mich nicht schlafen und der Wind sauste um mein Hotel Zimmer. Warum hatte man mir auch ein Eckzimmer gegeben? Der Regen peitschte derart gegen die Balkontür, dass ich befürchtete, sie würde unter dem Druck zerbersten. Ich feiger Hund verkroch mich ins Zimmer mit den wenigsten Fenstern, das Bad, und polsterte mir die Badewanne aus. Nachdem ich mich beruhigt hatte, konnte ich noch ein paar Stündchen Schlaf erhaschen.
Am Morgen versuchte ich die Nacht zu vergessen und genoss das Frühstücksbuffett. Als ich die Lobby betrat, sah ich ein bekanntes Gesicht. "Hey, stehenbleiben!" rief ich dem Jungen zu, der schon wieder zu einem Sprint ansetzte. Diesmal hielt er sich daran. "Sind sie immer noch intressiert?" fragte er mich. "Natürlich!" Der Junge schien zu grübeln wie er auf die Antwort reagieren sollte. "Diesmal müssen sie aber mit mir Schritt halten, sie alter Sack!" Nicht nur das ich gerade 28 Jahre alt geworden war und für einen alten Sack gehalten wurde, schockte mich, sondern auch die Ausdrucksweise dieses so nett aussehenden Jungen. Er grinste über meinen Gesichtsausdruck und raste wieder los. Ich blieb diesmal ca. 5 Blocks mit, bevor ich schnaufend an der nächsten Wand runterrutschte. Ich fluchte innerlich, doch etwas positives hatte es schon. Ich konnte mir etwa den Block ausrechnen, inden er wollte. Das nächste Mal würde ich ihn bewusst entkommen lassen, um ihm langsam zu folgen. Ich hatte gemerkt, das er vor jeder Ecke langsamer wurde und weiter lief, um zu sehen ob ich ihm folgte. Das würde ich für mich nutzen können. Ich zog mich für den Tag in die Bibliothek zurück um weiter zu recherchieren.
23.03.1974
Die Nacht war fast noch schlimmer als die gestrige. Die Müdigkeit hat die Silloueten der Pflanzen und des Regens zu noch schlimmeren, ekligeren Formen verschmolzen. Diesmal half sogar meine Ausweichmöglichkeit wenig. Und auch trotz des 2. Set Bettwäsche zur Schallisulierung, ließ man mich kein Auge zumachen. Ich hoffe nur, dass der seltsame Junge wieder auftaucht. Wenn ich schon nicht dem richtigen Fall nachgehen kann, kann ich immer noch eine Reportage über den Aberglauben Floridas machen. So hänge ich wenigstens nicht den ganzen Tag im Hotelzimmer rum und schaue Jerry Springer.
Als ich die Hotellobby betrat, merkte ich, dass ich dort ganz alleine war. "Ungewähnlich morgens in einer Hotellobby" dachte ich mir. Aber da ich im Hotel eh nichts mehr zu tun hatte, lief ich eben durch die Stadt. Ich musste dringend neue Klamotten für mich besorgen, und außerdem hatte ich solangsam etwas wie Lagerkoller entwickelt. Mir gingen die Bilder der Nacht einfach nicht aus dem Kopf. Diese Formen waren einfach... unnatürlich und krank. Und just als ich mich in diese Bilder vertieft hatte, sah ich den Jungen. Er sah mich auch, grinste und lief ganz normal vor mir her. Wahrscheinlich hatte er es aufgegeben, mir das Laufen beizubringen. Ich folgte ihm in eine Gegend, die ich als wohlverdienender Weisser normalerweise "Ghetto" nennen würde. Die Häuser waren alt, sahen alle etwa Gleichaus und standen so dicht aneinander, dass sich die Nachbaren durch die Fenster die Hände reichen konnten. Es war ein kubanisches Viertel und der Junge führte mich in ein kleines Haus am Ende der Straße.
Wir stiegen unter den Blicken der versammelten Großdafmilie runter in den Keller des Hauses. Der Boden war noch aus Lehm und es war so dunkel, dass ich mich wie ein Geblendeter mit beiden Händen vortasten musste. Im einem nur von einer Kerze beleuchten Raum saß eine Gestalt. Ich konnte nur ihr Profil erkennen, und ich vermutete, dass es der Großvater oder gar Urgroßvater des Jungen sein musste. Er saß auf einem alten Schemel in der Mitte des Raumes. Er erzählte mir viel über den Mythos von Ithaqua, die großen Alten, die Geschichte seiner Familie und wie sehr sie mit diesem ... Glauben verbunden war. Vieles konnte ich auf sein Alter schieben, dass meiste erschreckte mich dennock zutiefst. Opferzeromonien, R'ley und die Tatsache, dass jeder, der einen der alten sieht, entweder sofort oder am Wahnsinn stirbt.
Wie man sich vorstellen kann, hat das meine Nachforschungen nicht umbedingt leichter gemacht. Ich bedankte mich, schaltete meinen Rekorder aus und ging ins Hotel zurück. Ich hatte langsam das Gefühl, an Verfolgungswahn zu leiden. Überall hatte ich das Gefühl, mehrere Augenpaare würden auf mich starren. Hoffentlich wird diese Nacht besser für meinen Geisteszustand als die letzte.
âGuten Abend, willkommen bei den News um 5. Wie schon in mehreren Fällen zuvor innerhalb der letzten Monate verschwand heute erneut ein vollbesetztes Flugzeug einfach vom Radar. Diesmal sind etwa 25 Menschen spurlos verschwunden. Seine Route führte angeblich wie bei den Anderen quer durch das sogenannte âBermuda Dreieckâ, das sich zwischen Puerto Rico, Miami und den Bermudainseln erstreckt. Seit vielen Jahren hört man Seefahrergeschichten von ganzen Flotten, die auf mysteriöse Weise verschwunden sein sollen. Bis heute hielt man diese Aussagen allerdings für Aberglaube. Was steckt also wirklich dahinter?â Klick. Ich konnte dieses Gerede nicht ertragen. Ich war von meinem Chefredaktuer beauftragt worden, die Geschichte zu klären. Nun saß ich hier seit Wochen in Miami fest, und keiner der Einheimischen wollte mich auch nur in die Nähe des Dreiecks bringen. Sie faselten allesamt etwas von âIthaquas Racheâ oder ähnlichem Mist. Da ich nun sowieso hier die Zeit totschlagen musste, tat ich das, was ich als seriöser Zeitungsreporter nun mal am besten kann: recharchieren. Und prombt viel mir aus einem alten, verstaubten Buch im wahrsten Sinne des Wortes eine Beschreibung von Ithaqua in die Hände:
Ithaqua
siehe auch -> große Alte -> Wendigo -> Windläufer
Ithaqua ist laut der Mythologie ein Gigant, der auf den Wolken läuft. Seine Form ist wandelbar, nur von Schwimmhäuten an den gigantischen Füßen und roten, sternförmigen Augen berichten alle Quellen. Erstmals aufgetaucht ist Ithaqua in der kommerziellen Weltliteratur in der gleichnamigen Geschichte August Derleths von 1941.
Ich schüttelte innerlich den Kopf und versuchte die Seite so unauffällig und beschädigungsfrei wie möglich wieder ins Buch zu stopfen. Ein kleiner Junge hatte mich beobachtet und fragte mich auf Spanisch: âSie intressieren sich für Ithaqua?â Ich versuchte sämtliche Spanischkenntnisse in einen Topf zu werfen und antwortete schleppend: âAlledings, ich bin Journalist und recherchiere hier.â In akzentfreiem Englisch antwortete der Junge: âDann sollten sie mir folgen!â Kaum hatte er das gesagt, stürmte er auch schon durch die Tür. Da ich eh nichts Besseres zu tun hatte, rannte ich ihm hinterher. Ich verlor ihn allerdings nach 2 Blocks aus den Augen und kehrte frustriert in mein Hotel zurück.
22.03.1974
Meine Güte, was für eine Nacht, wenn ich nicht mit beiden Beinen auf dem Boden stehen würde... Etwa eine Stunde, nachdem ich eingeschlafen bin, fing es an zu donnern und zu blitzen. Meine Sinne spielten mir einen Streich. Ich glaubte, Sillouetten, die durch die Fenster an die Wand geworfen wurden, zu erkennen. Bei jedem Blitz hatten sie sich... verändert. Sie wirkten falsch, auf eine seltsame Art und Weise. Und hin und wieder nahmen die Schatten menschliche Gestalt an. Das Donnern ließ mich nicht schlafen und der Wind sauste um mein Hotel Zimmer. Warum hatte man mir auch ein Eckzimmer gegeben? Der Regen peitschte derart gegen die Balkontür, dass ich befürchtete, sie würde unter dem Druck zerbersten. Ich feiger Hund verkroch mich ins Zimmer mit den wenigsten Fenstern, das Bad, und polsterte mir die Badewanne aus. Nachdem ich mich beruhigt hatte, konnte ich noch ein paar Stündchen Schlaf erhaschen.
Am Morgen versuchte ich die Nacht zu vergessen und genoss das Frühstücksbuffett. Als ich die Lobby betrat, sah ich ein bekanntes Gesicht. "Hey, stehenbleiben!" rief ich dem Jungen zu, der schon wieder zu einem Sprint ansetzte. Diesmal hielt er sich daran. "Sind sie immer noch intressiert?" fragte er mich. "Natürlich!" Der Junge schien zu grübeln wie er auf die Antwort reagieren sollte. "Diesmal müssen sie aber mit mir Schritt halten, sie alter Sack!" Nicht nur das ich gerade 28 Jahre alt geworden war und für einen alten Sack gehalten wurde, schockte mich, sondern auch die Ausdrucksweise dieses so nett aussehenden Jungen. Er grinste über meinen Gesichtsausdruck und raste wieder los. Ich blieb diesmal ca. 5 Blocks mit, bevor ich schnaufend an der nächsten Wand runterrutschte. Ich fluchte innerlich, doch etwas positives hatte es schon. Ich konnte mir etwa den Block ausrechnen, inden er wollte. Das nächste Mal würde ich ihn bewusst entkommen lassen, um ihm langsam zu folgen. Ich hatte gemerkt, das er vor jeder Ecke langsamer wurde und weiter lief, um zu sehen ob ich ihm folgte. Das würde ich für mich nutzen können. Ich zog mich für den Tag in die Bibliothek zurück um weiter zu recherchieren.
23.03.1974
Die Nacht war fast noch schlimmer als die gestrige. Die Müdigkeit hat die Silloueten der Pflanzen und des Regens zu noch schlimmeren, ekligeren Formen verschmolzen. Diesmal half sogar meine Ausweichmöglichkeit wenig. Und auch trotz des 2. Set Bettwäsche zur Schallisulierung, ließ man mich kein Auge zumachen. Ich hoffe nur, dass der seltsame Junge wieder auftaucht. Wenn ich schon nicht dem richtigen Fall nachgehen kann, kann ich immer noch eine Reportage über den Aberglauben Floridas machen. So hänge ich wenigstens nicht den ganzen Tag im Hotelzimmer rum und schaue Jerry Springer.
Als ich die Hotellobby betrat, merkte ich, dass ich dort ganz alleine war. "Ungewähnlich morgens in einer Hotellobby" dachte ich mir. Aber da ich im Hotel eh nichts mehr zu tun hatte, lief ich eben durch die Stadt. Ich musste dringend neue Klamotten für mich besorgen, und außerdem hatte ich solangsam etwas wie Lagerkoller entwickelt. Mir gingen die Bilder der Nacht einfach nicht aus dem Kopf. Diese Formen waren einfach... unnatürlich und krank. Und just als ich mich in diese Bilder vertieft hatte, sah ich den Jungen. Er sah mich auch, grinste und lief ganz normal vor mir her. Wahrscheinlich hatte er es aufgegeben, mir das Laufen beizubringen. Ich folgte ihm in eine Gegend, die ich als wohlverdienender Weisser normalerweise "Ghetto" nennen würde. Die Häuser waren alt, sahen alle etwa Gleichaus und standen so dicht aneinander, dass sich die Nachbaren durch die Fenster die Hände reichen konnten. Es war ein kubanisches Viertel und der Junge führte mich in ein kleines Haus am Ende der Straße.
Wir stiegen unter den Blicken der versammelten Großdafmilie runter in den Keller des Hauses. Der Boden war noch aus Lehm und es war so dunkel, dass ich mich wie ein Geblendeter mit beiden Händen vortasten musste. Im einem nur von einer Kerze beleuchten Raum saß eine Gestalt. Ich konnte nur ihr Profil erkennen, und ich vermutete, dass es der Großvater oder gar Urgroßvater des Jungen sein musste. Er saß auf einem alten Schemel in der Mitte des Raumes. Er erzählte mir viel über den Mythos von Ithaqua, die großen Alten, die Geschichte seiner Familie und wie sehr sie mit diesem ... Glauben verbunden war. Vieles konnte ich auf sein Alter schieben, dass meiste erschreckte mich dennock zutiefst. Opferzeromonien, R'ley und die Tatsache, dass jeder, der einen der alten sieht, entweder sofort oder am Wahnsinn stirbt.
Wie man sich vorstellen kann, hat das meine Nachforschungen nicht umbedingt leichter gemacht. Ich bedankte mich, schaltete meinen Rekorder aus und ging ins Hotel zurück. Ich hatte langsam das Gefühl, an Verfolgungswahn zu leiden. Überall hatte ich das Gefühl, mehrere Augenpaare würden auf mich starren. Hoffentlich wird diese Nacht besser für meinen Geisteszustand als die letzte.