[Sammelthread] Die "Zauberschiffe"-Saga

Janoko

Phöser Engel
VIP
Robin Hobb - Die Zauberschiffe

Ein Schiff aus Hexenholz ist der kostbarste Besitz der Familie Vestrit. Wenn auf den Planken eines solchen Schiffes drei Familienmitglieder in Folge sterben, dann erwacht das Zauberschiff zum Leben -- und kein gewöhnliches Schiff kann es noch mit ihm aufnehmen. Ein solches Wunder braucht die alteingesessene, hochverschuldete Handelsfamilie auch dringend, denn skrupellose Neuankömmlinge drohen mit Sklavenhandel die alten Bräuche in Bingtown zu untergraben.

Die 18-jährige Althea Vestrit fährt mit ihrem Vater zur See, seit sie ein kleines Mädchen ist. Eng verbunden mit dem Zauberschiff Viviace, hängt ihr ganzes Herz daran, eines Tages das Erwachen Viviaces zu erleben und die Nachfolge des geliebten Vaters anzutreten. Doch als dieser krank wird, übergibt er wider Erwarten seinem herrschsüchtigen Schwiegersohn Kyle das Kommando. Dieser hat kein Verständnis für das empfindsame Zauberschiff, er will mit schnellen Profit die angeschlagene Familie retten. Zu seiner Verstärkung holt er seinen hochbegabten, aber sensiblen Sohn Wintrow aus dem Kloster und zwingt ihn zum brutalen Dienst auf See...

Die Erwartungen an Robin Hobbs neue Serie der Zauberschiffe waren sehr hochgesteckt: gehört doch ihre Weitseher-Trilogie (Band 1: Der Adept des Assassinen, Band 2: Des Königs Meuchelmörder, Band 3: Die Magie des Assassinen) zum Allerbesten, was ich im Bereich der Fantasy in den letzten Jahren gelesen habe, vergleichbar höchstens noch mit George R.R. Martins Das Lied von Feuer und Eis. Solche Erwartungen werden oft enttäuscht, in diesem Fall jedoch fast übertroffen.

Wieder überzeugt Hobb durch authentische Charaktere, deren innere Qualen die Zwänge der äußeren Welt noch überbieten. Während die Weitseher die nördlichen Gefilde von Hobbs Welt regierten, spielt die Handlung jetzt im schwülen Süden, der von Piraten, Sklavenhaltern und Seeschlangen bevölkert ist -- der Krieg im Norden bedeutet hier lediglich eine Handelseinbuße. Hobb löst sich zusehens von den Klischees des Genres. Die Bedrohung durch einen äußeren Feind wird im ersten Band höchstens angedeudet: böse ist, was die Menschen sich selbst antun. In der Fülle der Ideen geht vielleicht etwas von der mitreißenden Geradlinigkeit der Weitseher-Trilogie verloren -- doch erneut ist Hobb ein atmosphärisch dichter, erwachsener Fantasy-Roman auf höchstem erzählerischen Niveau gelungen. -- Amazon

Buch 1: Der Ring der Händler

Als Ephron Vestrit hoch verschuldet stirbt, hinterlässt er seiner Familie das Schiff »Viviace«. Es ist aus magischem Holz gebaut und birgt Leben und Bewusstsein. Solche Schiffe sind der wahre Reichtum der mächtigen Handelsstadt Bingtown. Die Witwe übergibt die »Viviace« an Kyle Haven, ihren Schwiegersohn, obwohl ihre jüngere Tochter Althea nach dem Willen ihres Vaters das Kommando übernehmen sollte. Bald zeigt der neue Kapitän sein wahres Gesicht...

Leider erwarten den treuen Lesern Hobbs weder Fitz noch Nighteyes, sondern völlig neue Personen, obgleich sie auf derselben Welt wandeln wie der Assassine. Hier geht es vor allem um die Händlerfamilie Vestrit und den Piraten, die man allesamt dank Hobbs toller Charakterisierungen sehr genau kennenlernt. Freunde schneller Action sind hier daher falsch, doch wer sich auf dieses Buch einlässt, wird mit einer detaillierten Beschreibung einer kompletten Welt belohnt (von der leider keine Karte beiliegt).
Die Autorin lässt den Figuren die Zeit, sich zu entfalten und zu entwickeln, wobei ich etwa bei der Hälfte des Romans nicht genau wusste, wohin das alles führen sollte. Hobb hatte dem Ganzen zwar eine grobe Struktur gegeben, doch fühlte ich mich beim lesen etwas ziellos. Was sollte in den folgenden Bänden passieren? Es gab keine dunkle Prophezeiung, keinen Helden, der irgendetwas retten sollte. Wenig später war ich wieder gefesselt von der Ungerechtigkeit, die der jüngsten Tochter Ephrons widerfährt und der Grauzone, in der sich etwa Kyle bewegt. Ist Alethea nicht doch das verwöhnte Gör, als das er sie anprangert? Dies macht die Faszination von Hobbs Büchern aus - Schwarzweißdenken ist hier fehl am Platz, man muss schon genauer hinsehen und ist in seinem Urteil dennoch nie ganz sicher. Ich verfolgte gebannt die Gespräche, die beiden Seiten gerecht werden. Ein klein wenig mehr Handlung hätte ich mir aber doch gewünscht, die dem Buch einen roten Faden gegeben und noch mehr animiert hätte, die etwas laue Mitte durchzustehen.
Verlag: Blanvalet
ISBN: 3-442-24920-1 / 978-3-442-24920-6
Buch 2: Viviaces Erwachen

Das fühlende Schiff Viviace leidet unter seinem brutalen Kapitän Kyle, der es für seinen Sklavenhandel mißbraucht. Während Althea, die Tochter des früheren Kapitäns, auf einem Walfänger übers Meer irrt, faßt Viviace zu dessen Sohn Wintrow Vertrauen. Doch mittlerweile hat Piratenkapitän Kennit, ein chamanter Halsabschneider, Wind davon bekommen, daß er an eines der begehrten lebendigen Schiffe herankommen kann. Er geht sofort auf Kaperfahrt ...​



Im zweiten Band, beziehungsweise dem ersten, da der deutsche Verlag mal wieder mehrere Teile für die deutsche Version gebastelt hat (siehe auch "A Song of Ice and Fire", das im englischen viel weniger Bände zählt!), nimmt die Geschichte Fahrt auf und prescht mit vollen Segeln von einem Abenteuer zum nächsten. Wird die Viviace den Piraten in die Hände fallen? Wie wird der Konflikt zwischen Wintrow und seinem Vater Kyle weitergehen? Und welche Dummheit wird Malta, Wintrows Schwester diesmal wieder begehen? Fragen über Fragen, die teilweise beantwortet werden und dabei neue aufwerfen. Was hat es mit den Seeschlangen und der Viviace auf sich? Ich kann es kaum erwarten, den nächsten Band in die Finger zu bekommen. Es gibt so viele Geheimnisse zu lüften, dass es eine Freude ist, durch die Seiten zu fliegen. Man kann dabei den Figuren nicht so ohne weiteres ein Etikett anhängen und sie ins Regal stellen, dazu sind sie zu vielschichtig. Hasst man den einen im Augenblick, so sieht die Sache nach einem Gespräch, in dem man seine Sicht der Dinge, seine Gefühle und Gedanken erfährt, schon ganz anders aus. Darum ist man auch nie vor Überraschungen gefeit und bewegt sich quasi mit den Protagonisten durch die Untiefen ihrer Seelen und ihrer Zerrissenheit.
Verlag: Blanvalet
ISBN: 3-442-24921-X / 978-3-442-24921-3
Buch 3: Der blinde Krieger

Altheas Versuch, ihr geliebtes Zauberschiff zurückzuerobern, scheitert fürs Erste am Piraten Kennit. Als sie in ihre Heimatstadt Bingtown zurückkehrt, erfährt sie, dass der regenwildmann Rheyn in die familie einheiraten will. Da dessen Clan das Hesenholz-Geheimnis hütet, könnte eine vermählung die Probleme der familie lösen. Doch inzwischen zieht neues Unheil über Bingtown auf: Santrap Cosgo nähert sich mit einer Söldnerflotte der Stadt, um seine alten Rivalen endgültig zu besiegen ...

Wer die ersten beiden Bände bereits gelesen hat, muss sicher nicht mehr von der Qualität von Hobbs Büchern überzeugt werden. Vor allem ihre ausgefeilten Charaktere lassen einen nicht los und bringen einen dazu, stundenlang in diese fantastische Welt abzutauchen. Die Personen sind viel lebensechter gestaltet als in den meisten anderen Fantasyromanen üblich, so dass man hin und her schwankt zwischen Sympathie und Wut, wenn nicht gar Abneigung. Der Piratenkapitän Kennit und Malta Verstrit sind die besten Beispiele dafür, doch auch Althea und Brashen könnte man manchmal echt in den Hintern treten. Sie müssen wohl zu ihren Glück gezwungen werden?! Mir jedenfalls ging es so, dass ich nie eindeutig Position beziehen konnte zu den Personen, das heißt sagen konnte dieser ist toll und jener böse. Durchweg haben sie gute und schlechte Seiten und das macht die Geschichte so spannend. Für welche Seite wird sich die Viviace entscheiden, wenn sie vor die Wahl gestellt wird? Und was wird mit den Seeschlangen? Auf zum nächsten Band!
Verlag: Blanvalet
ISBN: 3-442-24922-8 / 978-3-442-24922-0
Buch 4: Die Stunde des Piraten

Althea Vestrit sticht mit ihren gefährten in See, um nach dem verschollenen Zauberschiff ihrer familie zu suchen. Doch die Viviace befindet sich in der Gewalt des Piraten kennit, der es geschickt versteht, um deren vertrauen zu buhlen. Und während Althea auf ihrer gefahrenvollen Suche nach Anderland kommt, der Insel des mysteriösen Orakels, überschlagen sich in ihrer Heimatstadt Bingtown die Ereignisse: Söldner aus dem verfeindeten Chalced greifen an ....​

Wir sind immer noch im ursprünglich zweiten Teil der Saga, die vom deutschen Verlag geviertelt wurde. Daher wird hier nahtlos fortgesetzt, was sich bereits in "Der blinde Krieger" abgezeichnet hatte. Schon in jenem Band störte mich, was hier für meinen Geschmack schon fast zu weit getrieben wird: Die Personen sind zu positiv. Es ist toll, dass sie nicht einseitig gut oder böse sind, doch wird hier langsam eine heile Welt gestrickt, deren Fehlen mich an Hobbs Romanen besonders fesselte. Auf einmal entdecken alle die liebevolle Seite in sich - auch die Piraten -und das finde ich langsam langweilig. Wenn jeder für sich und auch für die anderen einsteht, wen muss dann noch bekämpfen? Dabei sind es gerade die seelischen Abgründe die mich faszinieren, der Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen, das Wandeln in den Grauzonen. Wohin ist hier das Böse verschwunden? Alle leben, entdecken neue Stärke in sich, sind edel, hilfreich und gut. Was, wenn nicht ein Happy End, wartet auf sie?
Verlag: Blanvalet
ISBN: 3-442-24933-3 / 978-3-442-24933-6

Buch 5: Die vergessene Stadt

Bingtown, die stolze Stadt der Händler, ist von den feinden eingeschlossen. Gleichzeitig will Serilla die Gunst der Stunde nutzen, um die Macht in der Stadt an sich zu reißen. Nur ein Wunder kann helfen, und dieses Wunder könnte Tintaglia sein, der letzte Drache. Doch das urtürmliche Wesen hat wenig Veranlassung, den Menschen zu helfen, denn ein schokierendes Geheimnis verbindet die Regenwilder und die Zauberschiffe der Händler: das Geheimnis vom Aussterben der Drachen ...

Langsam laufen die einzelnen Fäden zusammen und das Geheimnis der Seeschlangen wird enthüllt. Paragons Geschichte wird in Ansätzen verraten und doch wünschte ich mir, dass endlich irgendetwas Größeres geschehen möge, um das Ganze weiterzubringen und zum Ende zu kommen. Die Protagonisten dümpeln schon zu lange in denselben Konflikten und derselben Situation herum und könnten allmählich die Dinge bereinigen, die ihnen allen auf der Seele liegen. Ich gebe zu, ich giere nach Fortschritt und finde es langsam ermüdend, wie wichtig sich all diese Menschen nehmen - da kann ich Tintaglia nur zustimmen! Genau betrachtet verfolgen viele rein egoistische Motive und es wimmelt von unsympathischen Leuten, während wieder andere sich zu 'Gutmenschen' entwickeln, was mir befremdlich erschien. Trotz dieser Flauten habe ich das Buch gerne gelesen, da mich das Schicksal 'meiner Leute' sehr interessierte, auch wenn ich gehofft hatte, dass sie etwas weiterkämen, als sie es dann taten.
Verlag: Blanvalet
ISBN: 3-442-24942-2 / 978-3-442-24942-8
Buch 6: Herrscher der drei Reiche

Tintaglia hat die Bingtowner und Regenwilder gerettet, die Chalcedeaner zurückgeschlagen und läßt sich nun als Gegenleistung von den Menschen helfen, ihre Brut, die Seeschlangen, in Sicherheit zu bringen. Kennit, Etta und Wintrow erleben jedoch eine Überraschung, als in Viviace durch die Begegnung mit der Seeschlange die Drachenidentität die Oberhand gewinnt. Sie nennt sich jetzt Bolt und segelt zur Mündung des Regenwildflusses, um dort den Seeschlangen das Geleit zu geben. Die alles entscheidende Schlacht mit der Jamaillianischen Flotte naht ...

Ende gut, alles gut - ein Satz, der hier passt wie die Faust auf's Auge. Die Protagonisten haben sich weiterentwickelt und das nur zum Besten, dass es mich schon langweilte. Allianzen werden gebildet und einige ereilt ein, sag ich mal, bequemer Tod, der die noch ausstehenden Konflikte löst. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge las ich das Buch zu Ende - einerseits froh, dass alles gut ging, andererseits enttäuscht über diesen simplen Abschluss vieler (Interessens)Konflikte, die ständig schwelten und das Buch so interessant machten. Pauschale Urteile kann ich mir nicht erlauben, doch der letzte Band war ein wenig lieblos, als müsse unbedingt noch alles gelöst werden, damit das Finale endlich kommen kann. Geschwüre werden plötzlich zu schillernden Schuppen und die meisten Personen zu etwas Besonderem; sei es durch die Berührung eines Drachen oder ihre übermenschliche Geduld und Güte. Aber was beschwer ich mich, die Saga ist immer noch besser als der durschschnittliche Fantasyroman und wartet mit lebendigen Figuren auf, die mir einfach sympathisch waren und um derentwillen ich die Bände sehr gerne gelesen habe. Den positiven Eindruck kann auch der etwas schmalzige Schluss nicht viel schmälern.
Seltsam nur, dass die einzelnen Drachengruppierungen nicht voneinander wissen, obwohl sie doch die Herrscher der Welt sind. Ferner greift Hobb allzu oft auf ziemlich unwarscheinliche, zufällige Begegnungen zurück, die jede Person ihrer 'Bestimmung' zuführen. Das Meer muss eine Badewanne sein. Obwohl diese Kleinigkeiten an mir nagen, bin ich doch ganz zufrieden mit diesem letzten Band und der Reihe allgemein.
Verlag: Blanvalet
ISBN: 3-442-24943-0 / 978-3-442-24943-5



Allem in allem eine Lesenswerte Saga von Megan Lindholm, die diese unter dem Pseudonym Robin Hobb veröffentlicht hat.
hat wer von euch die Bücher gelesen? Und wenn ja, wie fandet ihr sie?
 

Miyuuki

Gläubiger
keine antwort? Oo

Die buchreihe ist toll geschrieben, auch wenn das original ein wenig besser ist und vor allem nicht solche Geldschneider rei.
 

Shallala

Novize
Es gibt einfach zu viele gute/bessere Buecher das man nicht alles beachten kan. Eigentlich schade aber es ist auch eine frage der Zeit.
 

Miyuuki

Gläubiger
Wenn man bedenkt wie viel Mist so in die Welt gefeuert wird per Woche... Schon ein Wunder das sich "Bessere" Bücher nur ne Woche oben halten können, andere aber jahre lang in der liste verbleiben :)
 

Shishiza

Sehr brave Fee^^
Teammitglied
Mod
Leider kenne ich diese Reihe nicht, ich werde sie mir irgendwann mal ausleihen, wenn ich dazu komme. Aber sie hört sich sehr interessant an und mich reizt diese Reihe schon lange ...

Sowas ist schon immer für mich, Fantasie und Spannung, genau das richtige. Deshalb kann ich leider eben nichts dazu sagen, werde ich aber sicher bald mal nachholen.
 

ZTR

Ordenspriester
Die Zauberschiffe sind im original definitiv besser, als die Übersetzung.

Wenn man Schifffahrt mit epischer Geschichte mischt kommt etwas dabei heraus, das Drachen und Mysterien nur so zu vernichten scheint
 

stony666

Prophet
Das erst habe ich gelesen und das zweite steht noch im Schrank bis ich es auch lese ;D.
Es war gut geschrieben und wenn ich mich richtig erinnere ging mir die Charaktere auch recht nah.

Es ist auf jedenfall empfehlenswert.

mfg. Stony
 
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