Frost/Nixon ist einfach ein beeindruckender Film. Ein unglaubliches Psychoduell zweier Männer, das im Film mehrfach treffend mit einem Boxkampf verglichen wird, getragen von zwei hervorragenden Schauspielern, denen alles abverlangt wird. Die Interviews selbst kommen zeitlich relativ kurz, der Vorgeschichte wird weit mehr Raum eingeräumt, doch sind sie ganz eindeutig die Höhepunkte des Films. Alles andere rückt aus dem Blickfeld, der Fokus liegt nur noch auf den beiden Gegnern, ein doppelter Krieg in Worten aber vor allem in Gesichtern wird präsentiert. Immer wieder kommen Großaufnahmen der Gesichter, Gesichter, die mehr ausdrücken als die gesprochenen Worte. Gesichter, die zum Teil so von Emotionen zerfurcht sind, dass man sie stundenlang anstarren könnte. Gerade hier gebührt den beiden Hauptdarstellern mein allerhöchster Respekt.Nach seinem Rücktritt als Präsident der USA hüllte sich Richard M. Nixon drei Jahre in Schweigen. Im Sommer 1977 erklärte er sich schließlich bereit, dem britischen Starjournalisten David Frost ein Interview zu gewähren und Auskunft über seine Amtszeit und die Hintergründe des Watergate-Skandals zu gewähren. Nixon war sich gewiss, den als nicht zu schlagfertig bekannten Frost mühelos zu beherrschen. Doch als die Kameras laufen, überrascht ein blendend aufgelegter und bestens vorbereiteter Frost sein Gegenüber. Eine erbitterte Schlacht folgt, in dem die beiden Männer mehr Einblick in ihre Seele gestatten als zu erwarten war.
Auch die Musik bleibt im ganzen Film äußerst dezent, wird in den Duellen aber komplett ausgeblendet, auch sie darf dieses Duell zweier ungleicher Gegner nicht stören.
Ich habe zunächst laut gejauchzt, als ich gesehen habe, dass der Soundtrack vom von mir sehr verehrten Hans Zimmer stammt, doch rückblickend wüsste ich nicht, was auf der OST-CD drauf sein könnte, so dezent und still ist die musikalische Untermalung.
Ich habe mir vor dem Film den Wikipedia-Artikel zur Watergate-Affäre durchgelesen und empfehle jedem, sich zumindest über deren Grunddaten klug zu machen. Zwar wird im Vorspann das Wichtigste kurz zusammengefasst, es hilft aber enorm beim Verständnis des Geschehens, der Namen und der zahlreichen Andeutungen im Film.
Insgesamt ein hervorragender Film, wenn man einmal keine Lust auf das Hollywood-Einerlei, sondern auf intelligente und tiefgründige Unterhaltung hat.
9,5/10