Taleweaver
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Generation XXX: Von Bienchen und Blümchen
Der Spätsommer in Japan war fast immer drückend heiß und mit seiner hohen Luftfeuchtigkeit eine fürs Arbeiten eher ungeeignete Jahreszeit, doch in diesem Jahr hatte das Thermometer Höhen erklommen, die selbst für Tokio ungewöhnlich waren. Und selbst Leute, die gegen Hitze sonst nichts einzuwenden hatten, wurden durch das extreme Klima beeinflußt.
Hitomi Tsukamu war quasi den ganzen Tag über müde und schlapp.
Natürlich hatte das im Fall des Mädchens nicht nur etwas mit dem Wetter zu tun, doch die Hitze war bei ihr quasi der letzte Kieselstein gewesen, der ihre tägliche Belastung ins Unerträgliche hatte steigen lassen. Hitomi war immer eine sehr pflichtbewußte Schülerin gewesen, und so verbrachte sie gewöhnlich viel Zeit mit dem Lernen für den Unterricht, nahm an allen Aktivitäten des Volleyball-Clubs teil, engagierte sich außerdem noch in den Organisationsgruppen für Schulfeste, und seit einigen Wochen (genauer gesagt, seit dem Zwischenfall mit Yuriko) gab sie ihrer Freundin Sakura noch Nachhilfeunterricht. Alles in allem wäre das für die Schülerin eigentlich noch zu machen gewesen.
Aber diese Hitze...
Während der Sommerferien war es noch halbwegs erträglich gewesen â von Tokio aus war das Meer nicht weit, und sie hatte oft schwimmen gehen können. Nur hatte die Hitze zum Ende der Ferien nicht nachgelassen, sondern eher noch zugenommen, und die Klimaanlage der St. Hebereke-High-School befand sich in einem beklagenswerten Zustand. Hitomi verbrachte ihre Schulzeit buchstäblich im Schweiße ihres Angesichts, mußte danach im Volleyballclub volle Leistung bringen, hatte anschließend anstelle eines entspannenden (und abkühlenden) Badbesuches Sakura zu unterrichten, und wenn sie dann nach 8 Uhr abends nach Hause kam und nur noch schlafen wollte, fand sie wegen der lärmenden Zikaden draußen kaum Ruhe.
Und so kam das Mädchen schließlich an einem Samstagabend zu einem für sie mehr als ungewöhnlichen Entschluß:
Sie würde sich morgen einen freien Tag nehmen.
Sonntage waren für Hitomi normalerweise Lerntage, an denen sie sich eingehend auf den Unterricht der kommenden Woche vorbereitete und die Hausaufgaben erledigte, zu denen sie die Woche über nicht gekommen war. Manchmal ergab es sich, daß sie nachmittags drei oder vier Stunden freimachen konnte, um sich mit Tsukune und Sakura zu treffen, aber selbst wenn nur relativ wenig zu tun war, hatte das Mädchen die Zeit immer zu etwas Produktivem genutzt. Einen ganzen Tag lang wirklich nur zur Entspannung zu verwenden, so etwas hatte es bei ihr bisher nicht gegeben.
Nun ja, jetzt war es wohl notwendig geworden.
Schon recht früh am Morgen verließ Hitomi das Haus, um noch so früh wie möglich in ein Schwimmbad zu kommen. Keins der klassischen Bäder um eine der zahlreichen heißen Quellen, sondern das Meiji-Jingu-Schwimmbad in der Nähe der Gärten des Kaiser-Meiji-Schreins, das größte Sportbad der Stadt. Hier waren die Preise noch halbwegs akzeptabel, da es im Gegensatz zu den Onsen-Bädern gute Schülerrabatte gab; und dem Mädchen stand der Sinn ohnehin eher nach Abkühlung als nach Entspannung in der Hitze. Außerdem war nicht zu erwarten, daß ihr da jemand über den Weg lief, den sie von der Schule kannte.
Es war für die Schülerin keine Überraschung, daß das Schwimmbad bei diesem Wetter ziemlich überlaufen war, allerdings hauptsächlich mit älteren Männern und Frauen sowie einigen wenigen Sportschwimmern. Jüngere Leute hätten wahrscheinlich eins der Freibäder bevorzugt. Hitomi war das gar nicht so unrecht; so war nicht zu erwarten, daß es zu irgendwelchen unangenehmen Begegnungen kam. Schnell war sie in einer der Kabinen umgezogen und trat unter eine Brause, die sie auf eiskalt stellte. Die Abkühlung war himmlisch â gewöhnlich bevorzugte sie sehr heißes Wasser beim Duschen, aber im Moment war ihr alles recht, was ihr den Schweiß abspülte. Fast drei oder vier Minuten brauste sie sich ab, ehe sie ihr langes Haar unter eine Badekappe zwängte, in die Halle trat, ihr Handtuch in einer der vorgesehenen Nischen deponierte und ins erstbeste Schwimmbecken stieg.
Langsam zog das Mädchen einige Bahnen, einfach nur, um ein wenig das Wasser genießen zu können. Freilich mußte sie ziemlich aufpassen, nicht dauernd mit anderen Leuten zusammenzustoßen, denn das Bad war reichlich voll. Glücklicherweise, das wußte sie, gab es jede Stunde einmal eine âBadepauseâ von 15 Minuten, damit Leute, die zum Sportschwimmen gekommen waren, die Bahnen für das Training hatten. Hitomi war nicht gerade eine Wettkampfschwimmerin wie Tsukune, aber sie schwamm immerhin schnell genug, um nicht übermäßig aufzufallen, wenn sie sich unter die Sportler mischte.
Diesmal allerdings hatte sie kein Glück. Als die Schwimmpause ausgerufen wurde, stellten sich gleich an allen acht Bahnen des großen Beckens so viele Leute an, die die Sportlerzeit nutzen wollten, daß Hitomi keine Chancen sah, in der Viertelstunde auch an die Reihe zu kommen. Nun ja... vielleicht beim nächsten Mal; der Tag war ja noch lang. Das Mädchen trat vom Becken weg und ging in den hinteren Bereich der Halle, wo die Imbißstände und die Bänke waren. Kurzerhand nahm sie ihr Handtuch, trocknete sich oberflächlich ab, hängte es zurück an den Haken in der Nische und setzte sich hin, um ihren Blick ein wenig schweifen zu lassen.
Jetzt, wo die meisten jüngeren Badbesucher anstanden, um die Bahnen zum Sportschwimmen zu benutzen, waren in Hitomis Nähe fast nur noch ältere Leute. Um so mehr fiel der Schülerin eine junge Frau auf, die einige Meter von ihr entfernt an der Wand lehnte und durch einen Strohhalm an einem Getränk sog. Sie war vielleicht achtzehn oder zwanzig Jahre alt, recht hochgewachsen mit etwa 1,75 m Körpergröße und hatte schulterlanges, brünettes Haar, in dem einige Strähnen blondiert waren. Sie hatte einen außergewöhnlich wohlproportionierten Körper â mit Sicherheit brauchte man Körbchengröße C, um ihre Oberweite aufzunehmen, und auch die Kurven ihrer Taille und Hüfte wurden von ihrem Badeanzug angenehm betont.
Hitomis Blick blieb noch ein wenig länger an der jungen Frau hängen. Sie schien schon einige Zeit länger aus dem Wasser heraus zu sein; ihr Haar war kaum mehr feucht, und sie hatte die Badekappe anscheinend irgendwo anders verstaut. Als sie den Strohhalm aus ihrem Mund nahm, leckte sie mit der Spitze ihrer Zunge kurz über ihre Oberlippe, um den letzten Tropfen ihres Getränks von dort zu entfernen, und dann atmete sie einmal tief und entspannt durch, die Augen kurz schließend, während sich ihr ansehnlicher Oberkörper sachte hob und senkte. Allem Anschein nach war sie jemand, der sehr genau um die Wirkung solcher kleiner Gesten wußte.
Gerade, als sich Hitomi zu wundern begann, ob das das übliche Gehabe der jungen Frau war, wurde ihre Aufmerksamkeit von etwas anderem abgelenkt.
âÄh... meine Damen... es tut mir leid... aber...â
Der Blick des Schulmädchens schwenkte hinüber zu der recht irritiert klingenden Stimme, die einige Meter in die andere Richtung erklang, und sie sah einen dunkelhaarigen Jungen, etwa in ihrem Alter, der langsam rückwärts schritt â rückwärts weg von vier älteren Frauen, die langsam auf ihn zukamen und von denen die jüngste vielleicht Anfang 50 war. Alle vier hatten die Hände in Richtung des Jungen ausgestreckt, und ihre Gesichter drückten eine... eigenartige Sehnsucht aus, sofern Hitomi das feststellen konnte.
Erst in dem Moment fiel ihr auf, daß sie eine der Frauen kannte.
Shikima-sensei, ihre Mathematiklehrerin.
âKomm her und nimm mich, du Liebesgott!â
Das hatte Shikima-sensei doch eben nicht wirklich gesagt, oder?
Ruckartig stand Hitomi auf und ging auf die Gruppe der vier Frauen zu, die den jungen Mann langsam in Richtung des Schwimmbeckens zurückdrängten. Der Himmel alleine mochte wissen, was in ihre Lehrerin gefahren war, daß sie sich derart daneben benehmen konnte, aber als ihre Schülerin war es eine Pflicht für das Mädchen, ihr aus dieser Situation herauszuhelfen. Nicht, weil sie Shikima-sensei so sehr gemocht hätte, aber wenn es um sie einen Skandal gab und sie mitten im Schuljahr von einem anderen Lehrer ersetzt wurde, dann hieß das, unter einem neuen Lehrer den gesamten Unterrichtsstoff noch einmal aufarbeiten zu müssen â jeder Lehrer setzte andere Akzente, was das Lernen anging, und wenn man nicht genau auswendig lernen konnte, was verlangt war, waren fehlerfreie Arbeiten nahezu unmöglich.
Außer Hitomi schien sich keiner der anderen Badbesucher sehr um das eigenartige Verhalten der Frauen zu kümmern... es war eine Eigenart der japanischen Gesellschaft, daß man peinliche Situationen so lange wie möglich übersah, solange man nicht selbst darin involviert war. Das war auch der Grund, warum das Mädchen eine gute Chance sah, die Lage noch retten zu können. Wenn sie Shikima-sensei loseisen konnte, ehe etwas wirklich Unanständiges geschah, würde niemand mehr einen zweiten Gedanken an das seltsame Verhalten verschwenden. Zumindest scherte sich in der U-Bahn auch niemand um einen Grabscher, solange sein Opfer nicht wirklich Zeter und Mordio schrie...
âShikima-senseiâ, versuchte Hitomi die Aufmerksamkeit der Lehrerin auf sich zu lenken, aber deren Augen schienen wie die der drei anderen Frauen um sie auf den Jungen geheftet zu sein. âShikima-senseiâ, wiederholte sie nochmals, âhallo, haben sie einen Moment Zeit?â Dabei winkte sie mit einer Hand vor den Augen der Mittfünfzigerin herum.
Immerhin lenkte das den Blick der Frau auf die Schülerin. âVerschwindeâ, fauchte sie unwillig und wedelte mit der Hand in Hitomis Richtung, wie um eine Fliege zu verscheuchen, ehe sich ihre Augen wieder auf das ursprüngliche Ziel ihrer Begierde richteten. âKomm zu mirâ, rief sie, wieder etwas lauter, und der Junge beschleunigte seine Flucht nach hinten noch ein wenig.
Hitomi entschloß sich, zu drastischeren Mitteln zu greifen und trat ihrer Lehrerin direkt in den Weg. âSensei, es ist wichtigâ, drängte sie, doch abermals war ein vernichtender Blick der einzige Erfolg, während Frau Shikima ihren Weg unbeirrt fortsetzte.
Nicht gut.
Als letztes Mittel blieb dem Mädchen nur noch eins zu tun: sie blieb stehen und faßte die ältere Frau an den Schultern. âShikima-sensei, kommen sie zu sichâ, flehte sie. âWenn sie jetzt nicht...â
Die schallende Ohrfeige traf Hitomi völlig unvorbereitet.
Verdattert stolperte das Mädchen ein paar Schritte zurück, kam auf dem feuchten Boden des Schwimmbades ins Rutschen und stieß mit dem Rücken gegen jemand anderen, an dem sie sich instinktiv festhielt. Ärgerlicherweise war dieser âjemandâ der Junge, der gerade auf dem Rückzug vor den älteren Frauen gewesen war, und dessen momentane Standfestigkeit war auch nicht gerade die beste. Auch er kam ins Taumeln, und alle beide verloren das Gleichgewicht und stürzten mit einem Klatschen ins Schwimmbecken, in dem gerade die Sportschwimmer ihre Bahnen zogen.
Die gellende Trillerpfeife des Bademeisters war das erste, was Hitomi wieder hörte, als sie aus dem Becken auftauchte.
---
âHabt ihr zwei jungen Leute es mal wieder nicht abwarten können? Ihr kennt doch die Regeln, oder?â
Hitomi und der Junge zogen unter der Strafpredigt des Bademeisters beide die Köpfe ein. Wie zu erwarten gewesen war, hatten die Besucher des Schwimmbades das eigenartige Verhalten von Shikima-sensei und den anderen drei Frauen völlig ignoriert, nicht aber die Tatsache, daß zwei junge Leute völlig gegen alle guten Sitten mitten während der Zeiten für Sportschwimmer ins Becken gesprungen waren. Daß sie gefallen und nicht gesprungen waren, machte keinen besonderen Unterschied, zumindest nicht für den Bademeister.
âIhr könnt von Glück sagenâ, schimpfte der Mann weiter, âdaß ich euch nicht aus dem Bad verweisen lasse. Wie sind eure Namen?â
âNiowaseâ, erhob der schwarzhaarige Junge zaghaft die Stimme. âKaoru Niowase.â
Der Bademeister sah rasch eine Liste mit Namen durch und nickte dann. âUnd du?â wollte er von Hitomi wissen.
âTsukamu, Hitomi Tsukamu.â
Abermals flogen die Augen des Mannes über die Liste, ehe er nickte und am unteren Ende beide Namen hinzufügte. âSoâ, sagte er dann, âich hab euch jetzt aufgeschrieben. Falls ihr noch einmal hier auffällig werdet, dann setzt es Hausverbot. Hab ich mich klar ausgedrückt?â
Beide jungen Leute nickten heftig, und der Bademeister schloß das Buch mit der Namensliste geräuschvoll. âDann habt ihr jetzt eine Stunde Beckenverbotâ, entschied er. âDas heißt, um zwei dürft ihr wieder ins Wasser. Wenn ich euch vorher erwische â Hausverbot.â
Eilig verneigten sich Hitomi und der Junge und verließen die Kabine des Bademeisters in Richtung der Halle wieder und liefen langsam zu den Imbißständen. Seufzend öffnete Kaoru die Reißverschlußtasche seiner Badeshorts und nahm den Plastikchip heraus, der im Schwimmbad auch als âKreditkarteâ fungierte. âTut mir leidâ, wandte er sich an das Mädchen, âdaß du wegen mir in Schwierigkeiten gekommen bist. Ich hab gesehen, daß du versucht hast, die Situation zu retten.â
Hitomi errötete leicht. âÄhmâ, meinte sie, âdas hatte nichts mit dir zu tun, Niowase-san. Ich... ich kannte eine der Frauen, weißt du; sie ist eine meiner Lehrerinnen, und ich wollte... es war einfach eine peinliche Lage...â
âJaâ, meinte der Junge leise, âso was passiert mir dauernd. Kann ich dich auf irgendwas zu trinken einladen, Tsukamu-san? Ich meine, die Leute hier denken jetzt sowieso, daß wir zusammen hier sind, wo der Bademeister uns beide angegeigt hat.â
Die Schülerin schmunzelte. âNa meinetwegenâ, stimmte sie zu. âEine Ramune Peach nehm ich. Und dann setzen wir uns raus. Ich hab keine Lust, mich eine Stunde lang hier drinnen anstarren zu lassen.â
âGeht klar.â
Der Junge hatte schnell zwei Flaschen zu trinken aus einem der Automaten besorgt, und dann trat er zusammen mit Hitomi aus der Schwimmhalle in Richtung des Ganges, der nach draußen zu den Liegewiesen führte.
Das Mädchen sah verstohlen zu Kaoru hinüber und musterte ihn beiläufig näher. Er war nur etwa 1,70 m groß und zwar recht schlank, aber nicht ausgesprochen sportlich gebaut. Sein Gesicht war recht durchschnittlich, weder besonders hübsch noch besonders häßlich, und sein dunkles Haar war kurz und nicht sehr modisch geschnitten. Allerdings hatte er schöne Hände mit sehr schlanken, grazilen Fingern... ob er irgend ein Musikinstrument spielte?
Kaoru mußte die Blicke bemerkt haben, denn er sah seinerseits zur Seite und musterte Hitomi aus den Augenwinkeln. âIst irgendetwas?â meinte er schließlich, und die Schülerin errötete leicht. âNein...â murmelte sie, âich war nur... neugierig...â
Zu ihrer Überraschung blieb der Junge plötzlich stehen, trat einen Schritt von ihr weg und sah sie ernst an. âNeugierig?â meinte er. âSicher, daß es Neugierde ist?â
âUh?â Hitomi blinzelte verwirrt. âJa... ich meine... was sollte es denn sonst sein?â
âMan weiß nieâ, murmelte Kaoru. âIn letzter Zeit... ach vergiß es.â
Die Schülerin lehnte sich etwas zurück und stützte eine Hand in die Seite. âVergiß was?â wollte sie wissen.
âNichts.â
âNichts kann es nicht sein; sonst würdest du nicht so ein Aufhebens drum machen.â
Der Junge atmete einmal tief durch. âGlaub mirâ, meinte er dann, âdu würdest es nicht wissen wollen. Und selbst wenn du es wissen wolltest, würdest du es nicht glauben.â
âOh, ich kann eine ganze Menge glaubenâ, gab Hitomi zurück. âWarum versuchst duâs nicht?â
âWeil...â Kaoru sah zu Boden. âAch, Mist. Okay. Aber nicht hier unten.â Sein Blick fiel auf eine der Türen, die den Gang nach draußen links und rechts säumten, auf der die Aufschrift âMannschaftsumkleideâ prangte. âDa reinâ, meinte er und öffnete die Türe kurzerhand.
Etwas verunsichert folgte ihm das Mädchen und war im nächsten Moment schon sicher, einen Fehler gemacht zu haben: Obgleich der Raum, wie der Gang, eigentlich unterirdisch lag, hatte er ein langes Milchglasfenster nach oben, durch das Sonnenlicht hereinfiel, und durch dieses Fenster hatte sich die Luft im Raum sehr erhitzt. Waren es im Gang noch vielleicht fünfundzwanzig Grad warm gewesen, hatte es hier drinnen leicht vierzig. Allem Anschein nach lief die Klimaanlage der Mannschaftsumkleiden nur dann, wenn diese auch benutzt wurden, und das war ja im Moment nicht der Fall.
Schnaufend setzte sich Hitomi auf eine der Bänke im Inneren, und Kaoru setzte sich ihr gegenüber, nachdem er die Türe geschlossen hatte. Einen Moment sah er zum Mädchen, anscheinend unsicher, was er sagen sollte, dann wischte er sich kurz den Schweiß von der Stirne und begann zu erzählen.
âIn letzter Zeitâ, sagte er, âpassieren mir die blödesten Sachen, und es hat immer was mit Frauen zu tun. Dieser Sommer ist wie verhext, und ich frag mich langsam, ob ich verrückt werde oder ob die Welt verrückt geworden ist.
âVor drei Monaten war ich zum ersten Mal in der Disco in âAqua Cityâ - die ab sechzehn, du kennst die sicher. Ich hab mich unten an die Bar gesetzt, mich ein bißchen umgeschaut, wer so alles da ist, und wie ich mich so umsehe, faßt mich plötzlich jemand an der Schulter an. Ich drehe mich um, und ehe ich michâs versehe, wirft sich so eine aufgetakelte Gothic-Braut Mitte 20 an mich und drückt mir einen Kuß auf den Mund, daß mir Hören und Sehen vergeht. Ich meine, mit Zunge und allem! Ich weiß nicht, wie mir geschieht, da packt mich auch schon der Freund von der Braut von hinten und fährt mich an, was ich mir denn mit seinem Mädchen erlaube. Tja, die Security hat uns dann beide rausgeworfen, und ich hab zugesehen, daß ich Land gewinne.
âKeine Woche später in der U-Bahn bin ich plötzlich von so einer Bürodame befingert worden. Wird vielleicht dreißig oder so gewesen sein, und sie ist mir in die Hose gegangen! So richtig in die Hose... und dann versuch mal, in der U-Bahn so was abzuwehren, ohne dabei wie ein Idiot zu wirken. Zum Glück kam ich an der nächsten Station aus dem Zug raus, als sie zu stöhnen begann.
âDann im Kaufhaus neulich hat sich eine ganze Traube von Mittelschülerinnen an mich rangehängt und mich umschwärmt, als wär ich der neueste Star bei Glay oder sonst einer Bishounen-Band. Eine von den Mädels hat sich mitten in der CD-Abteilung das Höschen ausgezogen und es mir zugeworfen, kannst du dir das vorstellen? Ich hab sie dann draußen im Einkaufsviertel abgehängt, indem ich bei Rot über die Straße gerannt bin.
âVor zwei Wochen war ich dann am Tôshô-gu-Schrein, um feststellen zu lassen, ob vielleicht ein Fluch auf mir liegt. Ich hab der Schreinhüterin vor Ort meine Probleme lang und breit geklagt, und sie hat mir freundlich zugehört, mir versprochen, daß sie mir ein Gebet für meine Probleme sprechen wird... und sich dann förmlich auf mich geworfen und darum gebettelt, daß ich es ihr besorgen soll.
âSo. Und jetzt kannst du mir gerne sagen, daß du mir kein Wort glaubstâ, beendete Kaoru seine Erklärung. âIch würd es auch nicht tun, wenn ich an Deiner Stelle wäre.â
Zu seiner Überraschung schien Hitomi weder amüsiert noch abgeschreckt zu sein. âEigentlich hab ich nur eine Frageâ, erwiderte sie ruhig. âKann es sein, daß immer dann, wenn so etwas passiert ist, du ein eigenartiges Gefühl im Bauch hattest?â
âEigenartig?â
âAls ob Tausende von kleinen Sternen in deinem Bauch explodieren.â
Kaorus Augen weiteten sich überrascht. âWoher...â
Augenblicklich hob das Mädchen eine Hand. âDas würde jetzt ein wenig zu weit führenâ, unterbrach sie ihn, âwenn ich dir alles genau erkläre, aber eins mußt du wissen: Du bist nicht alleine mit deinen Problemen.â
âNicht alleine?!â Der Junge sprang auf, daß der Schweiß von ihm nur so tropfte. âWas meinst du, nicht alleine? Willst du sagen, es gibt noch andere Leute, die auch so mir nichts dir nichts plötzlich... überfallen werden?â
âNicht ganzâ, versuchte Hitomi zu erklären. âDas, was dir passiert, ist mir in der Form noch nicht untergekommen, aber so etwas Ähnliches durchaus. Ich hab eine Freundin, die kann... na, sagen wir mal, wenn sie will, hinterläßt sie einen ziemlichen... Eindruck bei anderen Leuten. Und dann gibt es noch ein paar, bei denen sind auch ein paar Sachen... na ja, anders eben. Wenn sie es drauf anlegen, können sie Dinge, die nicht... normal sind. Also, normal wie es eben andere normale Menschen sind.â
Kaoru schien eher verwirrt als überzeugt. âWie meinst du das, nicht normal?â wollte er wissen. âMeinst du, die sind pervers oder so was?â
Mit heftigem Kopfschütteln wehrte das Mädchen den Gedanken ab. âNicht perversâ, widersprach sie, âeinfach nur anders. Sakura zum Beispiel... wenn sie will, dann berührt sie einen, und man wird dann... also... ganz erregt. Und Tsukune hat... ähm... Brüste... also große Brüste... die noch größer werden, wenn sie will.â
âGrößer?!â Der Junge schluckte und errötete nun auch leicht, und das lag nicht unbedingt an der Hitze im Raum. âAber... du sagst doch, wenn die Leute wollen, dann passiert das, und bei mir... da will ich nicht, daß etwas passiert.â
âDas verstehe ich auch noch nichtâ, gab Hitomi zu und sah ihr Gegenüber an, dem der Schweiß in ziemlichen Rinnsalen den Körper herunterlief. âSeit wann, sagst du, passiert das?â
âSeit diesem Frühsommerâ, erklärte Kaoru.
âAlso seitdem es so heiß ist...â
Und in diesem Moment verstand Hitomi.
âDein Körpergeruch...â
Und da war es auch schon zu spät.
Mit einem Stöhnen sprang die Schülerin auf, als ihr die Erregung wie ein Blitz in den Unterleib fuhr und sie mit unbändigem Verlangen nach dem schwarzhaarigen Adonis (zumindest erschien er ihr mit einem Male wie einer) vor ihr übermannte. Sie warf sich dem völlig verblüfften Jungen an die Brust und küßte hungrig seinen Hals. Erschrocken und überrumpelt fiel Kaoru auf die Bank zurück und blickte völlig perplex auf das schwarzhaarige Mädchen, das sich an ihn schmiegte. âEs tut mir leidâ, hauchte sie zwischen ihren Küssen, âich kann nicht anders. Sei... sei zärtlich zu mir... bitte.â
Kaoru schluckte mit trockenem Hals. âTsu...tsukamu-sanâ, japste er heiser, ânicht auch noch du. Nicht noch einmal...â
âVerzeihâ, stöhnte Hitomi leise und biß dem Jungen zärtlich ins Ohrläppchen, âes... es ist zu stark. Ich... will dich... jetzt... aber wir... dürfen nicht... nngh... nicht bis zum Letzten... uunnh...â
âJa, denkst du denn, ich will?!â Kaoru war nun langsam ein wenig panisch. âLaß mich... ich bin doch nicht dein Liebessklave oder so wmmp!â
Ein wilder Kuß Hitomis ließ ihn verstummen, und während sich die Hand des zierlichen Mädchens in seine Badeshorts zwängte, merkte der Junge, daß diese Situation in zweierlei Hinsicht etwas anders war als die vorherigen. Zwar war wieder einmal ein weibliches Wesen in seiner Gegenwart offensichtlich verrückt geworden, aber erstens war dieses Mal außer ihnen beiden niemand sonst anwesend, was die Lage von âvöllig absurdâ zu âziemlich ungewöhnlichâ verbesserte.
Der zweite Unterschied war, daß es mit Hitomi zum ersten Mal ein Mädchen erwischt hatte, das Kaoru eigentlich ziemlich gutaussehend fand.
âAch, egal; einmal ist keinmal.â
Mit dem Gedanken im Hinterkopf schloß Kaoru die Arme um die Schülerin und ging auf ihren wilden Kuß ein, mit dem Effekt, daß das Mädchen es sich auf seinem Schoß bequem machte und die Beine um seine Hüften schloß. Während sie erhitzt ihren Unterleib an seinem rieb, machte er sich daran, die Bänder die den Badeanzug Hitomis zusammenhielten, hinter ihrem Rücken loszuknoten, was sie mit hellem Brummen und einem noch wilderen Zungenspiel quittierte. Mit einer Hand zerrte sie den Stretchstoff von ihrem Oberkörper herab und drückte sich gegen ihren Liebespartner, der seinerseits ihren Rücken streichelte.
Schließlich erhob sich Hitomi wieder vom Schoß Kaorus und stieg mit den Beinen gänzlich aus ihrem Badeanzug heraus, was der Junge dazu nutzte, seinerseits die Schwimmshorts auszuziehen und seinen inzwischen reichlich erregten Schaft freizulegen. Bei dem Anblick leckte sich das Mädchen hungrig über die Lippen, und aus ihren nun ebenfalls offenliegenden Liebespforten tropfte ihre Erregung förmlich heraus. Erhitzt ließ sie sich wieder auf seinem Schoß nieder, jedoch so weit von ihm entfernt, daß sein Ständer nicht in sie eindrang; und dann rutschte sie ganz eng an ihn heran und schloß ihre Beine wieder um seine Hüften.
In dieser Umarmung fanden sich die Lippen der beiden, und während sich Hitomi stetig an ihm rieb, genoß er das Gefühl des erhitzten Mädchenkörpers in seinen Armen und die stetige Feuchtigkeit, die aus ihren Pforten hervorquoll und seinen Pfahl benetzte. Zärtlich wühlte er im langen schwarzen Haar der zierlichen Schülerin und ließ von Zeit zu Zeit eine Hand über ihren wohlgeformten Oberkörper gleiten, um ihre kleinen, aber festen Brüste sanft zu umspielen und mit vorsichtigem Druck die aufgerichteten Knospen zu reizen. Ab und zu senkte er den Kopf ein wenig und ließ die Zunge über sie gleiten, was dem Mädchen leise, wimmernde Laute des Entzückens entlockte.
Für Hitomi war das Gefühl unvergleichlich schön. Obgleich sie innerlich wußte, daß die in ihr aufgestiegene Erregung unnatürlich war, konnte sie sich ihr nicht verschließen; der einzige Weg aus der Hitze hinaus schien die Erlösung durch einen Höhepunkt zu sein, und ihr ganzer Körper wollte diesen Höhepunkt. Um so erleichternder und befreiender war es für das Mädchen, daß Kaoru überraschend zärtlich mit ihr umging, zumindest soweit sie das in ihrem Zustand beurteilen konnte. Auf jeden Fall waren seine Hände mindestens ebenso gewandt, wie sie im ersten Moment ausgesehen hatten, und wann immer sein Mund ihre Haut berührte, liefen ihr Schauer des Glücks durch den ganzen Körper.
Schließlich faßte sie Kaoru an den Hüften und schob sie ein Stückchen von sich weg, während er selbst die Beine auf die Bank schwenkte, wo er saß. Sachte beugte er sich vor, so daß Hitomi zurückgedrückt wurde und schließlich auf der Bank zu liegen kam, mit ihm obenauf. Das Mädchen erschrak in ihrer süßen Hitze etwas.
âBitteâ, hauchte sie, ânicht zum Letzten.â
âIch weißâ, wisperte der Junge zurück.
Und dann schob er sich langsam vorwärts, daß seine Männlichkeit auf den Liebeslippen der Schülerin zu liegen kam, hob die Hüfte an und begann, seinen Schaft ganz zart zwischen ihren Pforten hin und her zu reiben, so daß er an ihrer feuchten, auf Höchste erregten Perle vorbeistreifte.
Mit einem hellen Stöhnen zog Hitomi ihre Schenkel an und schloß sie hinter dem Rücken Kaorus, während sie ihre Arme um seinen Nacken legte. Zugleich konzentrierte sie die reichlich vorhandene Hitze in ihrem Innersten nahe ihres Nabels, bis sie das vertraute Gefühl explodierender Sternchen in sich fühlen konnte und schickte das Gefühl dann weiter nach unten bis in die äußersten Spitzen ihrer Liebeslippen hinein.
Und sachte streckten sich die Blütenblätter des Mädchens und legten sich um den Schaft des Jungen, als wollten sie ihn umarmen.
Mit einem Keuchen der Überraschung weiteten sich Kaorus Augen, als er bemerkte, was da unten zwischen den Beinen Hitomis vorging, doch er war schon bei weitem zu erregt, um sich jetzt auch noch darum Gedanken zu machen. Statt dessen beschleunigte er seine Stöße etwas, da sich nun nicht mehr darauf konzentrieren mußte, aus der kleinen heißen Spalte herauszurutschen, und sachte verstärkte er den Druck seines Schaftes auf die Liebesperle des Mädchens und genoß das Gefühl, wie mehr und mehr Feuchtigkeit aus der Grotte hervorquoll, deren Eingang er so innig verwöhnte.
Es dauerte nicht mehr lange, bis die Erregung in den beiden jungen Liebespartnern überquoll. Hitomi war die erste, die ihren Höhepunkt erreichte und sich mit einem kleinen, hellen Schrei aufbäumte, während die Säfte aus ihrem Innersten in kleinen Fontänen hervorspritzten. Keine fünf Sekunden später war Kaoru auch soweit, und seine Männlichkeit ergoß ihren Inhalt in einem kräftigen Strahl über Hitomis Bauch, während er tief und erlöst brummte. Sofort zog das Mädchen ihn sachte herab, und ihre Lippen fanden abermals die seinen, und sie küßten sich tief und innig.
âDankeâ, war das erste Wort, das sie ihm ins Ohr wisperte, als sie wieder sprechen konnte.
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âImpfstoff XXX also...â
Hitomi nickte leicht, während sie neben Kaoru im Becken schwamm. âSo heißt die Substanz, die dafür sorgt, daß wir anders sind andere Leuteâ, erklärte sie. âWir wissen nicht, wie viele es sind, aber möglicherweise könnten es hundert oder mehr sein, die das Gen in sich tragen.â
Der Junge blickte ernst vor sich hin. âDas Genâ, murmelte er, âdas Supersoldaten hervorbringen soll...â
âGenau darumâ, nickte die Schülerin, âdarf ich nie von jemandem schwanger werden, der das Gen auch in sich trägt. Darum meine Bitte von vorhin...â Sie verstummte und errötete leicht.
âIch versteheâ, meinte Kaoru sanft. âNa ja, wenigstens verstehe ich das. Ich weiß zwar immer noch nicht, warum ich meine Kräfte nicht so kontrollieren kann wie die anderen Leute, aber immerhin hab ich den Teil schon mal verstanden.
Hitomi mußte schmunzeln. âAlso, das Rätsel hab ich inzwischen gelöstâ, sagte sie und stupste den schwarzhaarigen Jungen an. âWillst duâs wissen?â
Kaorus Augen weiteten sich neugierig. âImmer doch.â
âIst gar nicht so schwerâ, erklärte das Mädchen. âBei dir ist es der Körpergeruch. Wenn du willst, dann wird dein Körpergeruch für Frauen ungeheuer anziehend... natürlich mußt du dich auch darauf konzentrieren, sonst wird das nichts. Und von alleine wärst du wahrscheinlich nicht drauf gekommen, daß du so was könntest. Also hast du es auch nie gemacht.
âAber in diesem Jahr haben wir einen heißen Sommer. Einen verflucht heißen. Wir alle schwitzen ja wie verrückt. Und in dem ganzen Schweiß von dir ist auch der Geruch drin, der Frauen verrückt nach dir macht. Normalerweise ist das so wenig, daß es keinen Effekt hat. Aber jetzt im Sommer hat es eben ein paar Mal ausgereicht. Die heiße Disco... die überfüllte U-Bahn... es ist wie bei den Bienchen und den Blümchen. Wenn die Blumen besonders stark duften, locken sie auch besonders viele Bienen an.â
Kaoru grinste verlegen. âScheint so, als müßte ich das Deo wechselnâ, meinte er. âOder öfter unter die Dusche.â
âApropos Duscheâ, grinste Hitomi zurück. âIst es bei dir eigentlich auch so, daß du viel lieber heiß als kalt duschst?â
âÄh, jaâ, meinte der Junge überrascht. âWarum fragst du?â
âNur soâ, kicherte das Mädchen leise.
Aber innerlich ging ihr ein anderer Satz durch den Kopf: âDann kann ich ja gerne mal bei dir unter die Dusche schlüpfen.â
Vielleicht würde sie den Satz sogar eines Tages aussprechen, dachte sie.
Der Spätsommer in Japan war fast immer drückend heiß und mit seiner hohen Luftfeuchtigkeit eine fürs Arbeiten eher ungeeignete Jahreszeit, doch in diesem Jahr hatte das Thermometer Höhen erklommen, die selbst für Tokio ungewöhnlich waren. Und selbst Leute, die gegen Hitze sonst nichts einzuwenden hatten, wurden durch das extreme Klima beeinflußt.
Hitomi Tsukamu war quasi den ganzen Tag über müde und schlapp.
Natürlich hatte das im Fall des Mädchens nicht nur etwas mit dem Wetter zu tun, doch die Hitze war bei ihr quasi der letzte Kieselstein gewesen, der ihre tägliche Belastung ins Unerträgliche hatte steigen lassen. Hitomi war immer eine sehr pflichtbewußte Schülerin gewesen, und so verbrachte sie gewöhnlich viel Zeit mit dem Lernen für den Unterricht, nahm an allen Aktivitäten des Volleyball-Clubs teil, engagierte sich außerdem noch in den Organisationsgruppen für Schulfeste, und seit einigen Wochen (genauer gesagt, seit dem Zwischenfall mit Yuriko) gab sie ihrer Freundin Sakura noch Nachhilfeunterricht. Alles in allem wäre das für die Schülerin eigentlich noch zu machen gewesen.
Aber diese Hitze...
Während der Sommerferien war es noch halbwegs erträglich gewesen â von Tokio aus war das Meer nicht weit, und sie hatte oft schwimmen gehen können. Nur hatte die Hitze zum Ende der Ferien nicht nachgelassen, sondern eher noch zugenommen, und die Klimaanlage der St. Hebereke-High-School befand sich in einem beklagenswerten Zustand. Hitomi verbrachte ihre Schulzeit buchstäblich im Schweiße ihres Angesichts, mußte danach im Volleyballclub volle Leistung bringen, hatte anschließend anstelle eines entspannenden (und abkühlenden) Badbesuches Sakura zu unterrichten, und wenn sie dann nach 8 Uhr abends nach Hause kam und nur noch schlafen wollte, fand sie wegen der lärmenden Zikaden draußen kaum Ruhe.
Und so kam das Mädchen schließlich an einem Samstagabend zu einem für sie mehr als ungewöhnlichen Entschluß:
Sie würde sich morgen einen freien Tag nehmen.
Sonntage waren für Hitomi normalerweise Lerntage, an denen sie sich eingehend auf den Unterricht der kommenden Woche vorbereitete und die Hausaufgaben erledigte, zu denen sie die Woche über nicht gekommen war. Manchmal ergab es sich, daß sie nachmittags drei oder vier Stunden freimachen konnte, um sich mit Tsukune und Sakura zu treffen, aber selbst wenn nur relativ wenig zu tun war, hatte das Mädchen die Zeit immer zu etwas Produktivem genutzt. Einen ganzen Tag lang wirklich nur zur Entspannung zu verwenden, so etwas hatte es bei ihr bisher nicht gegeben.
Nun ja, jetzt war es wohl notwendig geworden.
Schon recht früh am Morgen verließ Hitomi das Haus, um noch so früh wie möglich in ein Schwimmbad zu kommen. Keins der klassischen Bäder um eine der zahlreichen heißen Quellen, sondern das Meiji-Jingu-Schwimmbad in der Nähe der Gärten des Kaiser-Meiji-Schreins, das größte Sportbad der Stadt. Hier waren die Preise noch halbwegs akzeptabel, da es im Gegensatz zu den Onsen-Bädern gute Schülerrabatte gab; und dem Mädchen stand der Sinn ohnehin eher nach Abkühlung als nach Entspannung in der Hitze. Außerdem war nicht zu erwarten, daß ihr da jemand über den Weg lief, den sie von der Schule kannte.
Es war für die Schülerin keine Überraschung, daß das Schwimmbad bei diesem Wetter ziemlich überlaufen war, allerdings hauptsächlich mit älteren Männern und Frauen sowie einigen wenigen Sportschwimmern. Jüngere Leute hätten wahrscheinlich eins der Freibäder bevorzugt. Hitomi war das gar nicht so unrecht; so war nicht zu erwarten, daß es zu irgendwelchen unangenehmen Begegnungen kam. Schnell war sie in einer der Kabinen umgezogen und trat unter eine Brause, die sie auf eiskalt stellte. Die Abkühlung war himmlisch â gewöhnlich bevorzugte sie sehr heißes Wasser beim Duschen, aber im Moment war ihr alles recht, was ihr den Schweiß abspülte. Fast drei oder vier Minuten brauste sie sich ab, ehe sie ihr langes Haar unter eine Badekappe zwängte, in die Halle trat, ihr Handtuch in einer der vorgesehenen Nischen deponierte und ins erstbeste Schwimmbecken stieg.
Langsam zog das Mädchen einige Bahnen, einfach nur, um ein wenig das Wasser genießen zu können. Freilich mußte sie ziemlich aufpassen, nicht dauernd mit anderen Leuten zusammenzustoßen, denn das Bad war reichlich voll. Glücklicherweise, das wußte sie, gab es jede Stunde einmal eine âBadepauseâ von 15 Minuten, damit Leute, die zum Sportschwimmen gekommen waren, die Bahnen für das Training hatten. Hitomi war nicht gerade eine Wettkampfschwimmerin wie Tsukune, aber sie schwamm immerhin schnell genug, um nicht übermäßig aufzufallen, wenn sie sich unter die Sportler mischte.
Diesmal allerdings hatte sie kein Glück. Als die Schwimmpause ausgerufen wurde, stellten sich gleich an allen acht Bahnen des großen Beckens so viele Leute an, die die Sportlerzeit nutzen wollten, daß Hitomi keine Chancen sah, in der Viertelstunde auch an die Reihe zu kommen. Nun ja... vielleicht beim nächsten Mal; der Tag war ja noch lang. Das Mädchen trat vom Becken weg und ging in den hinteren Bereich der Halle, wo die Imbißstände und die Bänke waren. Kurzerhand nahm sie ihr Handtuch, trocknete sich oberflächlich ab, hängte es zurück an den Haken in der Nische und setzte sich hin, um ihren Blick ein wenig schweifen zu lassen.
Jetzt, wo die meisten jüngeren Badbesucher anstanden, um die Bahnen zum Sportschwimmen zu benutzen, waren in Hitomis Nähe fast nur noch ältere Leute. Um so mehr fiel der Schülerin eine junge Frau auf, die einige Meter von ihr entfernt an der Wand lehnte und durch einen Strohhalm an einem Getränk sog. Sie war vielleicht achtzehn oder zwanzig Jahre alt, recht hochgewachsen mit etwa 1,75 m Körpergröße und hatte schulterlanges, brünettes Haar, in dem einige Strähnen blondiert waren. Sie hatte einen außergewöhnlich wohlproportionierten Körper â mit Sicherheit brauchte man Körbchengröße C, um ihre Oberweite aufzunehmen, und auch die Kurven ihrer Taille und Hüfte wurden von ihrem Badeanzug angenehm betont.
Hitomis Blick blieb noch ein wenig länger an der jungen Frau hängen. Sie schien schon einige Zeit länger aus dem Wasser heraus zu sein; ihr Haar war kaum mehr feucht, und sie hatte die Badekappe anscheinend irgendwo anders verstaut. Als sie den Strohhalm aus ihrem Mund nahm, leckte sie mit der Spitze ihrer Zunge kurz über ihre Oberlippe, um den letzten Tropfen ihres Getränks von dort zu entfernen, und dann atmete sie einmal tief und entspannt durch, die Augen kurz schließend, während sich ihr ansehnlicher Oberkörper sachte hob und senkte. Allem Anschein nach war sie jemand, der sehr genau um die Wirkung solcher kleiner Gesten wußte.
Gerade, als sich Hitomi zu wundern begann, ob das das übliche Gehabe der jungen Frau war, wurde ihre Aufmerksamkeit von etwas anderem abgelenkt.
âÄh... meine Damen... es tut mir leid... aber...â
Der Blick des Schulmädchens schwenkte hinüber zu der recht irritiert klingenden Stimme, die einige Meter in die andere Richtung erklang, und sie sah einen dunkelhaarigen Jungen, etwa in ihrem Alter, der langsam rückwärts schritt â rückwärts weg von vier älteren Frauen, die langsam auf ihn zukamen und von denen die jüngste vielleicht Anfang 50 war. Alle vier hatten die Hände in Richtung des Jungen ausgestreckt, und ihre Gesichter drückten eine... eigenartige Sehnsucht aus, sofern Hitomi das feststellen konnte.
Erst in dem Moment fiel ihr auf, daß sie eine der Frauen kannte.
Shikima-sensei, ihre Mathematiklehrerin.
âKomm her und nimm mich, du Liebesgott!â
Das hatte Shikima-sensei doch eben nicht wirklich gesagt, oder?
Ruckartig stand Hitomi auf und ging auf die Gruppe der vier Frauen zu, die den jungen Mann langsam in Richtung des Schwimmbeckens zurückdrängten. Der Himmel alleine mochte wissen, was in ihre Lehrerin gefahren war, daß sie sich derart daneben benehmen konnte, aber als ihre Schülerin war es eine Pflicht für das Mädchen, ihr aus dieser Situation herauszuhelfen. Nicht, weil sie Shikima-sensei so sehr gemocht hätte, aber wenn es um sie einen Skandal gab und sie mitten im Schuljahr von einem anderen Lehrer ersetzt wurde, dann hieß das, unter einem neuen Lehrer den gesamten Unterrichtsstoff noch einmal aufarbeiten zu müssen â jeder Lehrer setzte andere Akzente, was das Lernen anging, und wenn man nicht genau auswendig lernen konnte, was verlangt war, waren fehlerfreie Arbeiten nahezu unmöglich.
Außer Hitomi schien sich keiner der anderen Badbesucher sehr um das eigenartige Verhalten der Frauen zu kümmern... es war eine Eigenart der japanischen Gesellschaft, daß man peinliche Situationen so lange wie möglich übersah, solange man nicht selbst darin involviert war. Das war auch der Grund, warum das Mädchen eine gute Chance sah, die Lage noch retten zu können. Wenn sie Shikima-sensei loseisen konnte, ehe etwas wirklich Unanständiges geschah, würde niemand mehr einen zweiten Gedanken an das seltsame Verhalten verschwenden. Zumindest scherte sich in der U-Bahn auch niemand um einen Grabscher, solange sein Opfer nicht wirklich Zeter und Mordio schrie...
âShikima-senseiâ, versuchte Hitomi die Aufmerksamkeit der Lehrerin auf sich zu lenken, aber deren Augen schienen wie die der drei anderen Frauen um sie auf den Jungen geheftet zu sein. âShikima-senseiâ, wiederholte sie nochmals, âhallo, haben sie einen Moment Zeit?â Dabei winkte sie mit einer Hand vor den Augen der Mittfünfzigerin herum.
Immerhin lenkte das den Blick der Frau auf die Schülerin. âVerschwindeâ, fauchte sie unwillig und wedelte mit der Hand in Hitomis Richtung, wie um eine Fliege zu verscheuchen, ehe sich ihre Augen wieder auf das ursprüngliche Ziel ihrer Begierde richteten. âKomm zu mirâ, rief sie, wieder etwas lauter, und der Junge beschleunigte seine Flucht nach hinten noch ein wenig.
Hitomi entschloß sich, zu drastischeren Mitteln zu greifen und trat ihrer Lehrerin direkt in den Weg. âSensei, es ist wichtigâ, drängte sie, doch abermals war ein vernichtender Blick der einzige Erfolg, während Frau Shikima ihren Weg unbeirrt fortsetzte.
Nicht gut.
Als letztes Mittel blieb dem Mädchen nur noch eins zu tun: sie blieb stehen und faßte die ältere Frau an den Schultern. âShikima-sensei, kommen sie zu sichâ, flehte sie. âWenn sie jetzt nicht...â
Die schallende Ohrfeige traf Hitomi völlig unvorbereitet.
Verdattert stolperte das Mädchen ein paar Schritte zurück, kam auf dem feuchten Boden des Schwimmbades ins Rutschen und stieß mit dem Rücken gegen jemand anderen, an dem sie sich instinktiv festhielt. Ärgerlicherweise war dieser âjemandâ der Junge, der gerade auf dem Rückzug vor den älteren Frauen gewesen war, und dessen momentane Standfestigkeit war auch nicht gerade die beste. Auch er kam ins Taumeln, und alle beide verloren das Gleichgewicht und stürzten mit einem Klatschen ins Schwimmbecken, in dem gerade die Sportschwimmer ihre Bahnen zogen.
Die gellende Trillerpfeife des Bademeisters war das erste, was Hitomi wieder hörte, als sie aus dem Becken auftauchte.
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âHabt ihr zwei jungen Leute es mal wieder nicht abwarten können? Ihr kennt doch die Regeln, oder?â
Hitomi und der Junge zogen unter der Strafpredigt des Bademeisters beide die Köpfe ein. Wie zu erwarten gewesen war, hatten die Besucher des Schwimmbades das eigenartige Verhalten von Shikima-sensei und den anderen drei Frauen völlig ignoriert, nicht aber die Tatsache, daß zwei junge Leute völlig gegen alle guten Sitten mitten während der Zeiten für Sportschwimmer ins Becken gesprungen waren. Daß sie gefallen und nicht gesprungen waren, machte keinen besonderen Unterschied, zumindest nicht für den Bademeister.
âIhr könnt von Glück sagenâ, schimpfte der Mann weiter, âdaß ich euch nicht aus dem Bad verweisen lasse. Wie sind eure Namen?â
âNiowaseâ, erhob der schwarzhaarige Junge zaghaft die Stimme. âKaoru Niowase.â
Der Bademeister sah rasch eine Liste mit Namen durch und nickte dann. âUnd du?â wollte er von Hitomi wissen.
âTsukamu, Hitomi Tsukamu.â
Abermals flogen die Augen des Mannes über die Liste, ehe er nickte und am unteren Ende beide Namen hinzufügte. âSoâ, sagte er dann, âich hab euch jetzt aufgeschrieben. Falls ihr noch einmal hier auffällig werdet, dann setzt es Hausverbot. Hab ich mich klar ausgedrückt?â
Beide jungen Leute nickten heftig, und der Bademeister schloß das Buch mit der Namensliste geräuschvoll. âDann habt ihr jetzt eine Stunde Beckenverbotâ, entschied er. âDas heißt, um zwei dürft ihr wieder ins Wasser. Wenn ich euch vorher erwische â Hausverbot.â
Eilig verneigten sich Hitomi und der Junge und verließen die Kabine des Bademeisters in Richtung der Halle wieder und liefen langsam zu den Imbißständen. Seufzend öffnete Kaoru die Reißverschlußtasche seiner Badeshorts und nahm den Plastikchip heraus, der im Schwimmbad auch als âKreditkarteâ fungierte. âTut mir leidâ, wandte er sich an das Mädchen, âdaß du wegen mir in Schwierigkeiten gekommen bist. Ich hab gesehen, daß du versucht hast, die Situation zu retten.â
Hitomi errötete leicht. âÄhmâ, meinte sie, âdas hatte nichts mit dir zu tun, Niowase-san. Ich... ich kannte eine der Frauen, weißt du; sie ist eine meiner Lehrerinnen, und ich wollte... es war einfach eine peinliche Lage...â
âJaâ, meinte der Junge leise, âso was passiert mir dauernd. Kann ich dich auf irgendwas zu trinken einladen, Tsukamu-san? Ich meine, die Leute hier denken jetzt sowieso, daß wir zusammen hier sind, wo der Bademeister uns beide angegeigt hat.â
Die Schülerin schmunzelte. âNa meinetwegenâ, stimmte sie zu. âEine Ramune Peach nehm ich. Und dann setzen wir uns raus. Ich hab keine Lust, mich eine Stunde lang hier drinnen anstarren zu lassen.â
âGeht klar.â
Der Junge hatte schnell zwei Flaschen zu trinken aus einem der Automaten besorgt, und dann trat er zusammen mit Hitomi aus der Schwimmhalle in Richtung des Ganges, der nach draußen zu den Liegewiesen führte.
Das Mädchen sah verstohlen zu Kaoru hinüber und musterte ihn beiläufig näher. Er war nur etwa 1,70 m groß und zwar recht schlank, aber nicht ausgesprochen sportlich gebaut. Sein Gesicht war recht durchschnittlich, weder besonders hübsch noch besonders häßlich, und sein dunkles Haar war kurz und nicht sehr modisch geschnitten. Allerdings hatte er schöne Hände mit sehr schlanken, grazilen Fingern... ob er irgend ein Musikinstrument spielte?
Kaoru mußte die Blicke bemerkt haben, denn er sah seinerseits zur Seite und musterte Hitomi aus den Augenwinkeln. âIst irgendetwas?â meinte er schließlich, und die Schülerin errötete leicht. âNein...â murmelte sie, âich war nur... neugierig...â
Zu ihrer Überraschung blieb der Junge plötzlich stehen, trat einen Schritt von ihr weg und sah sie ernst an. âNeugierig?â meinte er. âSicher, daß es Neugierde ist?â
âUh?â Hitomi blinzelte verwirrt. âJa... ich meine... was sollte es denn sonst sein?â
âMan weiß nieâ, murmelte Kaoru. âIn letzter Zeit... ach vergiß es.â
Die Schülerin lehnte sich etwas zurück und stützte eine Hand in die Seite. âVergiß was?â wollte sie wissen.
âNichts.â
âNichts kann es nicht sein; sonst würdest du nicht so ein Aufhebens drum machen.â
Der Junge atmete einmal tief durch. âGlaub mirâ, meinte er dann, âdu würdest es nicht wissen wollen. Und selbst wenn du es wissen wolltest, würdest du es nicht glauben.â
âOh, ich kann eine ganze Menge glaubenâ, gab Hitomi zurück. âWarum versuchst duâs nicht?â
âWeil...â Kaoru sah zu Boden. âAch, Mist. Okay. Aber nicht hier unten.â Sein Blick fiel auf eine der Türen, die den Gang nach draußen links und rechts säumten, auf der die Aufschrift âMannschaftsumkleideâ prangte. âDa reinâ, meinte er und öffnete die Türe kurzerhand.
Etwas verunsichert folgte ihm das Mädchen und war im nächsten Moment schon sicher, einen Fehler gemacht zu haben: Obgleich der Raum, wie der Gang, eigentlich unterirdisch lag, hatte er ein langes Milchglasfenster nach oben, durch das Sonnenlicht hereinfiel, und durch dieses Fenster hatte sich die Luft im Raum sehr erhitzt. Waren es im Gang noch vielleicht fünfundzwanzig Grad warm gewesen, hatte es hier drinnen leicht vierzig. Allem Anschein nach lief die Klimaanlage der Mannschaftsumkleiden nur dann, wenn diese auch benutzt wurden, und das war ja im Moment nicht der Fall.
Schnaufend setzte sich Hitomi auf eine der Bänke im Inneren, und Kaoru setzte sich ihr gegenüber, nachdem er die Türe geschlossen hatte. Einen Moment sah er zum Mädchen, anscheinend unsicher, was er sagen sollte, dann wischte er sich kurz den Schweiß von der Stirne und begann zu erzählen.
âIn letzter Zeitâ, sagte er, âpassieren mir die blödesten Sachen, und es hat immer was mit Frauen zu tun. Dieser Sommer ist wie verhext, und ich frag mich langsam, ob ich verrückt werde oder ob die Welt verrückt geworden ist.
âVor drei Monaten war ich zum ersten Mal in der Disco in âAqua Cityâ - die ab sechzehn, du kennst die sicher. Ich hab mich unten an die Bar gesetzt, mich ein bißchen umgeschaut, wer so alles da ist, und wie ich mich so umsehe, faßt mich plötzlich jemand an der Schulter an. Ich drehe mich um, und ehe ich michâs versehe, wirft sich so eine aufgetakelte Gothic-Braut Mitte 20 an mich und drückt mir einen Kuß auf den Mund, daß mir Hören und Sehen vergeht. Ich meine, mit Zunge und allem! Ich weiß nicht, wie mir geschieht, da packt mich auch schon der Freund von der Braut von hinten und fährt mich an, was ich mir denn mit seinem Mädchen erlaube. Tja, die Security hat uns dann beide rausgeworfen, und ich hab zugesehen, daß ich Land gewinne.
âKeine Woche später in der U-Bahn bin ich plötzlich von so einer Bürodame befingert worden. Wird vielleicht dreißig oder so gewesen sein, und sie ist mir in die Hose gegangen! So richtig in die Hose... und dann versuch mal, in der U-Bahn so was abzuwehren, ohne dabei wie ein Idiot zu wirken. Zum Glück kam ich an der nächsten Station aus dem Zug raus, als sie zu stöhnen begann.
âDann im Kaufhaus neulich hat sich eine ganze Traube von Mittelschülerinnen an mich rangehängt und mich umschwärmt, als wär ich der neueste Star bei Glay oder sonst einer Bishounen-Band. Eine von den Mädels hat sich mitten in der CD-Abteilung das Höschen ausgezogen und es mir zugeworfen, kannst du dir das vorstellen? Ich hab sie dann draußen im Einkaufsviertel abgehängt, indem ich bei Rot über die Straße gerannt bin.
âVor zwei Wochen war ich dann am Tôshô-gu-Schrein, um feststellen zu lassen, ob vielleicht ein Fluch auf mir liegt. Ich hab der Schreinhüterin vor Ort meine Probleme lang und breit geklagt, und sie hat mir freundlich zugehört, mir versprochen, daß sie mir ein Gebet für meine Probleme sprechen wird... und sich dann förmlich auf mich geworfen und darum gebettelt, daß ich es ihr besorgen soll.
âSo. Und jetzt kannst du mir gerne sagen, daß du mir kein Wort glaubstâ, beendete Kaoru seine Erklärung. âIch würd es auch nicht tun, wenn ich an Deiner Stelle wäre.â
Zu seiner Überraschung schien Hitomi weder amüsiert noch abgeschreckt zu sein. âEigentlich hab ich nur eine Frageâ, erwiderte sie ruhig. âKann es sein, daß immer dann, wenn so etwas passiert ist, du ein eigenartiges Gefühl im Bauch hattest?â
âEigenartig?â
âAls ob Tausende von kleinen Sternen in deinem Bauch explodieren.â
Kaorus Augen weiteten sich überrascht. âWoher...â
Augenblicklich hob das Mädchen eine Hand. âDas würde jetzt ein wenig zu weit führenâ, unterbrach sie ihn, âwenn ich dir alles genau erkläre, aber eins mußt du wissen: Du bist nicht alleine mit deinen Problemen.â
âNicht alleine?!â Der Junge sprang auf, daß der Schweiß von ihm nur so tropfte. âWas meinst du, nicht alleine? Willst du sagen, es gibt noch andere Leute, die auch so mir nichts dir nichts plötzlich... überfallen werden?â
âNicht ganzâ, versuchte Hitomi zu erklären. âDas, was dir passiert, ist mir in der Form noch nicht untergekommen, aber so etwas Ähnliches durchaus. Ich hab eine Freundin, die kann... na, sagen wir mal, wenn sie will, hinterläßt sie einen ziemlichen... Eindruck bei anderen Leuten. Und dann gibt es noch ein paar, bei denen sind auch ein paar Sachen... na ja, anders eben. Wenn sie es drauf anlegen, können sie Dinge, die nicht... normal sind. Also, normal wie es eben andere normale Menschen sind.â
Kaoru schien eher verwirrt als überzeugt. âWie meinst du das, nicht normal?â wollte er wissen. âMeinst du, die sind pervers oder so was?â
Mit heftigem Kopfschütteln wehrte das Mädchen den Gedanken ab. âNicht perversâ, widersprach sie, âeinfach nur anders. Sakura zum Beispiel... wenn sie will, dann berührt sie einen, und man wird dann... also... ganz erregt. Und Tsukune hat... ähm... Brüste... also große Brüste... die noch größer werden, wenn sie will.â
âGrößer?!â Der Junge schluckte und errötete nun auch leicht, und das lag nicht unbedingt an der Hitze im Raum. âAber... du sagst doch, wenn die Leute wollen, dann passiert das, und bei mir... da will ich nicht, daß etwas passiert.â
âDas verstehe ich auch noch nichtâ, gab Hitomi zu und sah ihr Gegenüber an, dem der Schweiß in ziemlichen Rinnsalen den Körper herunterlief. âSeit wann, sagst du, passiert das?â
âSeit diesem Frühsommerâ, erklärte Kaoru.
âAlso seitdem es so heiß ist...â
Und in diesem Moment verstand Hitomi.
âDein Körpergeruch...â
Und da war es auch schon zu spät.
Mit einem Stöhnen sprang die Schülerin auf, als ihr die Erregung wie ein Blitz in den Unterleib fuhr und sie mit unbändigem Verlangen nach dem schwarzhaarigen Adonis (zumindest erschien er ihr mit einem Male wie einer) vor ihr übermannte. Sie warf sich dem völlig verblüfften Jungen an die Brust und küßte hungrig seinen Hals. Erschrocken und überrumpelt fiel Kaoru auf die Bank zurück und blickte völlig perplex auf das schwarzhaarige Mädchen, das sich an ihn schmiegte. âEs tut mir leidâ, hauchte sie zwischen ihren Küssen, âich kann nicht anders. Sei... sei zärtlich zu mir... bitte.â
Kaoru schluckte mit trockenem Hals. âTsu...tsukamu-sanâ, japste er heiser, ânicht auch noch du. Nicht noch einmal...â
âVerzeihâ, stöhnte Hitomi leise und biß dem Jungen zärtlich ins Ohrläppchen, âes... es ist zu stark. Ich... will dich... jetzt... aber wir... dürfen nicht... nngh... nicht bis zum Letzten... uunnh...â
âJa, denkst du denn, ich will?!â Kaoru war nun langsam ein wenig panisch. âLaß mich... ich bin doch nicht dein Liebessklave oder so wmmp!â
Ein wilder Kuß Hitomis ließ ihn verstummen, und während sich die Hand des zierlichen Mädchens in seine Badeshorts zwängte, merkte der Junge, daß diese Situation in zweierlei Hinsicht etwas anders war als die vorherigen. Zwar war wieder einmal ein weibliches Wesen in seiner Gegenwart offensichtlich verrückt geworden, aber erstens war dieses Mal außer ihnen beiden niemand sonst anwesend, was die Lage von âvöllig absurdâ zu âziemlich ungewöhnlichâ verbesserte.
Der zweite Unterschied war, daß es mit Hitomi zum ersten Mal ein Mädchen erwischt hatte, das Kaoru eigentlich ziemlich gutaussehend fand.
âAch, egal; einmal ist keinmal.â
Mit dem Gedanken im Hinterkopf schloß Kaoru die Arme um die Schülerin und ging auf ihren wilden Kuß ein, mit dem Effekt, daß das Mädchen es sich auf seinem Schoß bequem machte und die Beine um seine Hüften schloß. Während sie erhitzt ihren Unterleib an seinem rieb, machte er sich daran, die Bänder die den Badeanzug Hitomis zusammenhielten, hinter ihrem Rücken loszuknoten, was sie mit hellem Brummen und einem noch wilderen Zungenspiel quittierte. Mit einer Hand zerrte sie den Stretchstoff von ihrem Oberkörper herab und drückte sich gegen ihren Liebespartner, der seinerseits ihren Rücken streichelte.
Schließlich erhob sich Hitomi wieder vom Schoß Kaorus und stieg mit den Beinen gänzlich aus ihrem Badeanzug heraus, was der Junge dazu nutzte, seinerseits die Schwimmshorts auszuziehen und seinen inzwischen reichlich erregten Schaft freizulegen. Bei dem Anblick leckte sich das Mädchen hungrig über die Lippen, und aus ihren nun ebenfalls offenliegenden Liebespforten tropfte ihre Erregung förmlich heraus. Erhitzt ließ sie sich wieder auf seinem Schoß nieder, jedoch so weit von ihm entfernt, daß sein Ständer nicht in sie eindrang; und dann rutschte sie ganz eng an ihn heran und schloß ihre Beine wieder um seine Hüften.
In dieser Umarmung fanden sich die Lippen der beiden, und während sich Hitomi stetig an ihm rieb, genoß er das Gefühl des erhitzten Mädchenkörpers in seinen Armen und die stetige Feuchtigkeit, die aus ihren Pforten hervorquoll und seinen Pfahl benetzte. Zärtlich wühlte er im langen schwarzen Haar der zierlichen Schülerin und ließ von Zeit zu Zeit eine Hand über ihren wohlgeformten Oberkörper gleiten, um ihre kleinen, aber festen Brüste sanft zu umspielen und mit vorsichtigem Druck die aufgerichteten Knospen zu reizen. Ab und zu senkte er den Kopf ein wenig und ließ die Zunge über sie gleiten, was dem Mädchen leise, wimmernde Laute des Entzückens entlockte.
Für Hitomi war das Gefühl unvergleichlich schön. Obgleich sie innerlich wußte, daß die in ihr aufgestiegene Erregung unnatürlich war, konnte sie sich ihr nicht verschließen; der einzige Weg aus der Hitze hinaus schien die Erlösung durch einen Höhepunkt zu sein, und ihr ganzer Körper wollte diesen Höhepunkt. Um so erleichternder und befreiender war es für das Mädchen, daß Kaoru überraschend zärtlich mit ihr umging, zumindest soweit sie das in ihrem Zustand beurteilen konnte. Auf jeden Fall waren seine Hände mindestens ebenso gewandt, wie sie im ersten Moment ausgesehen hatten, und wann immer sein Mund ihre Haut berührte, liefen ihr Schauer des Glücks durch den ganzen Körper.
Schließlich faßte sie Kaoru an den Hüften und schob sie ein Stückchen von sich weg, während er selbst die Beine auf die Bank schwenkte, wo er saß. Sachte beugte er sich vor, so daß Hitomi zurückgedrückt wurde und schließlich auf der Bank zu liegen kam, mit ihm obenauf. Das Mädchen erschrak in ihrer süßen Hitze etwas.
âBitteâ, hauchte sie, ânicht zum Letzten.â
âIch weißâ, wisperte der Junge zurück.
Und dann schob er sich langsam vorwärts, daß seine Männlichkeit auf den Liebeslippen der Schülerin zu liegen kam, hob die Hüfte an und begann, seinen Schaft ganz zart zwischen ihren Pforten hin und her zu reiben, so daß er an ihrer feuchten, auf Höchste erregten Perle vorbeistreifte.
Mit einem hellen Stöhnen zog Hitomi ihre Schenkel an und schloß sie hinter dem Rücken Kaorus, während sie ihre Arme um seinen Nacken legte. Zugleich konzentrierte sie die reichlich vorhandene Hitze in ihrem Innersten nahe ihres Nabels, bis sie das vertraute Gefühl explodierender Sternchen in sich fühlen konnte und schickte das Gefühl dann weiter nach unten bis in die äußersten Spitzen ihrer Liebeslippen hinein.
Und sachte streckten sich die Blütenblätter des Mädchens und legten sich um den Schaft des Jungen, als wollten sie ihn umarmen.
Mit einem Keuchen der Überraschung weiteten sich Kaorus Augen, als er bemerkte, was da unten zwischen den Beinen Hitomis vorging, doch er war schon bei weitem zu erregt, um sich jetzt auch noch darum Gedanken zu machen. Statt dessen beschleunigte er seine Stöße etwas, da sich nun nicht mehr darauf konzentrieren mußte, aus der kleinen heißen Spalte herauszurutschen, und sachte verstärkte er den Druck seines Schaftes auf die Liebesperle des Mädchens und genoß das Gefühl, wie mehr und mehr Feuchtigkeit aus der Grotte hervorquoll, deren Eingang er so innig verwöhnte.
Es dauerte nicht mehr lange, bis die Erregung in den beiden jungen Liebespartnern überquoll. Hitomi war die erste, die ihren Höhepunkt erreichte und sich mit einem kleinen, hellen Schrei aufbäumte, während die Säfte aus ihrem Innersten in kleinen Fontänen hervorspritzten. Keine fünf Sekunden später war Kaoru auch soweit, und seine Männlichkeit ergoß ihren Inhalt in einem kräftigen Strahl über Hitomis Bauch, während er tief und erlöst brummte. Sofort zog das Mädchen ihn sachte herab, und ihre Lippen fanden abermals die seinen, und sie küßten sich tief und innig.
âDankeâ, war das erste Wort, das sie ihm ins Ohr wisperte, als sie wieder sprechen konnte.
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âImpfstoff XXX also...â
Hitomi nickte leicht, während sie neben Kaoru im Becken schwamm. âSo heißt die Substanz, die dafür sorgt, daß wir anders sind andere Leuteâ, erklärte sie. âWir wissen nicht, wie viele es sind, aber möglicherweise könnten es hundert oder mehr sein, die das Gen in sich tragen.â
Der Junge blickte ernst vor sich hin. âDas Genâ, murmelte er, âdas Supersoldaten hervorbringen soll...â
âGenau darumâ, nickte die Schülerin, âdarf ich nie von jemandem schwanger werden, der das Gen auch in sich trägt. Darum meine Bitte von vorhin...â Sie verstummte und errötete leicht.
âIch versteheâ, meinte Kaoru sanft. âNa ja, wenigstens verstehe ich das. Ich weiß zwar immer noch nicht, warum ich meine Kräfte nicht so kontrollieren kann wie die anderen Leute, aber immerhin hab ich den Teil schon mal verstanden.
Hitomi mußte schmunzeln. âAlso, das Rätsel hab ich inzwischen gelöstâ, sagte sie und stupste den schwarzhaarigen Jungen an. âWillst duâs wissen?â
Kaorus Augen weiteten sich neugierig. âImmer doch.â
âIst gar nicht so schwerâ, erklärte das Mädchen. âBei dir ist es der Körpergeruch. Wenn du willst, dann wird dein Körpergeruch für Frauen ungeheuer anziehend... natürlich mußt du dich auch darauf konzentrieren, sonst wird das nichts. Und von alleine wärst du wahrscheinlich nicht drauf gekommen, daß du so was könntest. Also hast du es auch nie gemacht.
âAber in diesem Jahr haben wir einen heißen Sommer. Einen verflucht heißen. Wir alle schwitzen ja wie verrückt. Und in dem ganzen Schweiß von dir ist auch der Geruch drin, der Frauen verrückt nach dir macht. Normalerweise ist das so wenig, daß es keinen Effekt hat. Aber jetzt im Sommer hat es eben ein paar Mal ausgereicht. Die heiße Disco... die überfüllte U-Bahn... es ist wie bei den Bienchen und den Blümchen. Wenn die Blumen besonders stark duften, locken sie auch besonders viele Bienen an.â
Kaoru grinste verlegen. âScheint so, als müßte ich das Deo wechselnâ, meinte er. âOder öfter unter die Dusche.â
âApropos Duscheâ, grinste Hitomi zurück. âIst es bei dir eigentlich auch so, daß du viel lieber heiß als kalt duschst?â
âÄh, jaâ, meinte der Junge überrascht. âWarum fragst du?â
âNur soâ, kicherte das Mädchen leise.
Aber innerlich ging ihr ein anderer Satz durch den Kopf: âDann kann ich ja gerne mal bei dir unter die Dusche schlüpfen.â
Vielleicht würde sie den Satz sogar eines Tages aussprechen, dachte sie.