Generation XXX: Edle Seelen

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Taleweaver

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Folge 10

Hitomi erwachte, als sie den Schrei hörte.

Es war nicht einfach ein Schrei – der Begriff war viel zu schwach, um das barbarische Brüllen auch nur ansatzweise zu beschreiben, das da von jenseits der Metalltüre an die Ohren des Mädchens drang. Mit Sicherheit schrie da ein weibliches Wesen, aber es klang eine derartige Panik, eine solche Unbeherrschtheit heraus, daß es einem kalt den Rücken herunterlaufen mußte. Der Schrei hielt einige Sekunden an... dann verstummte er plötzlich in einem erstickten Stöhnen.
Verwirrt setzte sich Hitomi auf. Was war denn das gewesen? Wieder eins von Azakusas Experimenten? Langsam rückte sie an die Türe vor, so weit es die Fesseln an ihren Händen und Füßen zuließen, die sie an die hintere Wand banden und lauschte. Ja, sie konnte draußen unzweifelhaft die Stimme des Arztes hören. „...ihr ist nichts pas...“, verstand sie. „...zweifle nur, daß sie so sch...ne kommt. Bei dir würd...lung ...paren...denke, es wird für uns ...nehm, wenn ich dich durch die Ge... muß. Wärst du als... mir keine...“
In diesem Moment erklang ein lautes Zischen, vielleicht war es auch ein helles Rauschen, gefolgt vom Geräusch fließenden Wassers, dann ein metallisches „Klong“, als pralle etwas Schweres gegen eine Eisenplatte, schließlich Schritte. Das Geräusch eines aufschlagenden Eisengitters, mehr Schritte, Getrappel, Stille und entfernte, kaum zu identifizierende Rufe. Schließlich wieder Ruhe. Unter der Türe zu Hitomis Zelle floß eine Pfütze klarer, leicht süßlich riechender Flüssigkeit hindurch.

Was war da draußen nur los?

Erst Minuten später regte sich wieder etwas beim Mädchen unten. Viele Schritte, ihre Türe wurde aufgeschlossen, dann traten vier von Azakusas Sklavinnen ein. Auf mysteriöse Weise schienen die Frauen hier Azakusa willenlos zu gehorchen. „Nehmt ihr die Fesseln ab und bringt sie hinaus“, konnte Hitomi den Arzt von hinten sagen hören, und man schloß die Schellen an ihren Hand- und Fußgelenken auf und zog sie mit sich.
Die schwache Glühbirne in ihrer Zelle war kein Vergleich zu den kalt strahlenden Neonröhren draußen im Gang, und das Mädchen zog ihre Augenlider der unangenehmen Helligkeit wegen zusammen. Durch die verengten Schlitze konnte sie Azakusa auf sich zukommen sehen. Der Mann trug seine übliche Kleidung... aber wieso war er tropfnaß? Und... hatte er sich etwa rasiert? Wo war sein Bart geblieben, wo seine Brille. Und wieso sah er auf einmal aus wie...
„...Toshi?!“

„Nehmt sie mit“, befahl der Mann seinen Dienerinnen, wandte sich auf dem Absatz um und marschierte durch den Gang zu der Klapptreppe, über die Hitomi vor Wochen hier herunter gebracht worden war. Die willenlosen Frauen, die Hitomi an den Armen gepackt hatten, führten sie widerspruchslos mit sich und folgten 'Azakusa' auf dem Fuß.
„Warum...“ begann Hitomi.
„Warum ich dich wegbringen lasse?“ gab der Mann zurück, ohne sich auch nur umzusehen. „Weil deine Freundinnen dein Versteck hier gefunden haben. Eben war Tsukune hier, zusammen mit einer anderen Zweitgeneration. Bis vor deine Tür hat sie es geschafft. Also wirst du jetzt umquartiert.“
Das Mädchen biß sich auf die Lippe. Tsukune also... aber wer war die andere gewesen? Sakura schrie nicht so... egal, jetzt gab es Wichtigeres: „Ich wollte etwas anderes fragen“, sagte sie.
„Ich weiß“, war die Antwort, „und du wirst deine Frage noch stellen dürfen. Aber nicht jetzt. Erst, wenn wir im Auto sind.“

Die Sklavinnen zogen Hitomi quer durch den Nachtclub bis zur Hintertüre, die 'Azakusa', der allen voranging, schon geöffnet hatte. Draußen wartete ein weißer Toyota-Lieferwagen mit laufendem Motor – und am Steuer konnte das Mädchen entsetzt Mitsumi erkennen! Die schlanke Frau war seit Hitomis Entführung in allen ihren Alpträumen erschienen, und sie war froh gewesen, nicht in ihrer Nähe sein zu müssen. Nun aber wurde sie von 'Azakusas' Dienerinnen in den Lieferwagen gestoßen, der weißhaarige Mann stieg hinterher, und man schloß hinter ihnen die Türen. Gnädigerweise war der Laderaum von der Fahrerkabine vollkommen abgetrennt.
Völlig ohne eine Regung nahm 'Azakusa' auf der rechten Sitzbank im Laderaum Platz, während der Wagen anfuhr. „Setz dich doch“, bot er dem Mädchen mit einer Handbewegung in Richtung der gegenüberliegenden Bank an, und immer noch reichlich verschüchtert zog sie sich an der anderen Seite hoch und nahm auch Platz.
„Du hattest eine Frage“, griff der Mann das Gespräch wieder auf, als sie saß.
„Das habe ich“, nickte Hitomi. „Sind sie... bist du... nein... sind sie der Mann, den ich aus der Uniklinik noch als Toshi Yuushuu kenne?“
Ein kurzes Lächeln und ein Nicken waren die Antwort. „Du hast recht“, sagte er, „auch wenn sich seither einige Dinge geändert haben.“
Das Mädchen schluckte. „Als ich sie zuletzt sah“, warf sie etwas kleinlaut ein, „waren sie tot, Yuushuu-san.“

„Die Augen täuschen einen Menschen oft“, schmunzelte ihr Gegenüber. „Aber in diesem Fall lagen sie gar nicht so falsch. Als Professor Hojo mich niederschoß, starb wirklich ein Teil von mir. Der Teil, der noch Hoffnung hatte.“
„Was... was bedeutet das, Yuushuu-san?“ Man sah Hitomi förmlich an, wie es in ihrem Kopf arbeitete.
Der Mann sah sie mit ruhigen, aber fast etwas traurigen Augen an. „Darf ich dich jetzt zuerst einmal um etwas bitten, Tsukamu-san?“ fragte er so leise, daß es die Schülerin über dem Motorengeräusch nur gerade so verstand.
Sie verzog unsicher den Mund. „Um was?“
„Nenn mich nicht mehr Yuushuu-san“, bat er. „Der Name liegt hinter mir.“
„Und wie soll ich dich dann nennen?“

Mit einem tiefen Atemzug lehnte sich der Mann nach vorne. „Mein richtiger Name ist Shuutoshikenyu“, kam es aus seinen Lippen.
Hitomi weitete die Augen. „Shuuto...“
„Ich denke“, wurde sie sanft unterbrochen, „als Abkürzung wird mir 'Toshi' genügen. Mit dem Namen bist du bereits vertraut, Tsukamu-san. Und einer Ehrenanrede bin ich nicht würdig.“
„Ja“, gab das Mädchen leise zurück, und in ihren Augen flackerte Verständnis auf. „Dein wahrer Name... das ist nicht der Name eines Menschen.“
Abermals nickte Toshi leicht. „Und ich bin auch kein Mensch“, sagte er. „Seit mich Professor Hojo niederschoß, habe ich nichts Menschliches mehr in mir.“
Einen Moment dachte Hitomi darüber nach. „Das heißt“, sagte sie dann, „vorher warst du ein Mensch? Oder hattest zumindest etwas von einem Menschen? Hat das mit Impfstoff XXX zu tun, oder liege ich ganz falsch?“

„Mein Vater“, erzählte Toshi, „war Katsuichi Shinanosuke, Shireikan in der Armee des Meiji-Kaisers bis zur Restauration. Danach desertierte er und floh in die östlichen Wälder von Yoshino,um über Winter vor Verfolgung sicher zu sein. Und dort traf er auf meine Mutter... Higashiko Yukino, die Schneejungfer des Ostens.“
„Eine Schneejungfer?“ Die Augen der Schülerin weiteten sich. „Deine Mutter ist eine Schneejungfer?“
Der weißhaarige Mann nickte ernst. „Sogar eine der großen Schneejungfern der vier Himmel. Sie war eins der letzten reinen Wesen dieses Landes – sie hatte sich von den Menschen immer ferngehalten. Aber wie es das Schicksal des Schnees ist, im Frühling zu schmelzen, so ist es das Schicksal einer Schneejungfer, ihre Unbeflecktheit an einen Menschen zu verlieren... und dieser Mensch war eben Katsuichi Shinanosuke.

„Mein Vater überlebte die Begegnung mit ihr nicht – wie die meisten Menschen erfror er beim Akt mit ihr – aber sein Ki war stark genug, um meine Mutter zu erwärmen, und so wurde ich gezeugt. Im darauffolgenden Winter erblickte ich das Licht der Welt, ein Geschöpf halb Mensch und halb Geist. Meine Mutter hatte vor, mir bei den Füchsen das Gestaltwandeln beibringen zu lassen, wenn ich alt genug war, aber bis ich sechzehn wurde, war das japanische Eisenbahnnetz fertiggebaut worden, und die Füchse waren vor den Menschen aus ihren alten Revieren geflohen. Und ich, selbst ein halber Mensch, war bei ihnen nicht mehr willkommen.
Ich wurde ein Wanderer. Ich war weder bei den Menschen noch bei den Geistern wirklich zuhause, aber in den Städten und Dörfern kam ich leichter zurecht als in der Natur. Man hielt mich zuerst oft für einen Gaijin, wegen meines Haars, aber ich lernte schnell, daß die Vorurteile ganz schnell verschwunden waren, wenn ich es schwarz färbte. Ich kam vor allem mit den Frauen gut aus – nun ja, das Blut meiner Mutter hatte mir eine Geisterkraft verliehen, die den Frauen sehr gut gefiel. Länger als ein Jahrzehnt konnte ich aber nie an einem Ort bleiben, sonst wurde es zu offensichtlich, daß ich nicht alterte.“

„Entschuldige, wenn ich mich einmische“, ließ sich Hitomi in den Monolog hinein vernehmen, „aber... du alterst nicht? Wenn du doch zur Hälfte ein Mensch bist...“
Toshi schmunzelte warm. „Zur Hälfte, ja“, erklärte er, „aber bei Yokaijin wie mir ist es nicht so, daß wir das Geschenk der Sterblichkeit schon von Geburt an erlangen. Wir können es uns verdienen, wenn wir uns vor den Himmeln als wahre Menschen beweisen, und immerhin lebte ich unter den Menschen, aber ich zeugte nie eigene Kinder. Wozu auch? Mein Vater hatte mich gezeugt und war dabei gestorben, und ich hatte durchaus noch Lust am Leben.“
Die Schülerin überlegte wieder. „Du hättest aber Kinder zeugen können?“ hakte sie noch einmal nach.
„Sicher“, nickte der Mann. „Und ja, ich kann mir denken, worauf die Frage hinausläuft – Professor Hojo und sein Geheimprojekt. Aber dazu komme ich noch.

„Zuerst aber solltest du wissen, daß ich in all den Jahren immer noch regelmäßig meine Mutter besucht habe. Sie war meine einzige Bezugsperson zur Welt der Geister, und ich kam jeden Winter für ein oder zwei Wochen zu ihr. Auch als es zur Mitte des letzten Jahrhunderts hin immer schwieriger wurde, sich frei zu bewegen, unterließ ich diese Reise nie. Sie hatte mich auf die Welt gebracht, das war ich ihr einfach schuldig. Selbst der große Krieg, der über unser Land hereinbrach, konnte mich nicht aufhalten – letzten Endes waren es nur Menschen, die andere Menschen umbrachten, und die Geisterwelt kümmerte sich kaum darum.
„Tatsächlich lag der große Krieg schon ein Vierteljahrhundert hinter mir, als meine Welt plötzlich zusammenbrach. Es war im Winter 1971, als ich mich wieder einmal auf den Weg zu meinem Geburtsort begab – und ihn zerstört fand. Der Bambuswald, wo ich aufgewachsen war, war abgeholzt worden und es stand jetzt eine große Baustelle da. Von meiner Mutter war keine Spur zu finden; überhaupt schienen alle Geister von dem Ort geflohen zu sein. Es war entsetzlich – noch im Jahr zuvor war das Wäldchen als Naturschutzgebiet gekennzeichnet gewesen, und jetzt ließ es jemand einebnen.
„Zu meiner nicht geringen Überraschung war es nur ein einziger Mensch gewesen, der das alles veranlaßt hatte. Es war ein Mann aus der medizinischen Forschung, der sich hier eine Sommerresidenz bauen ließ und, wie ich später herausfand, einen Mann von der Verwaltung bestochen hatte, um das Bauland hier bekommen zu können. Er war über alle Umstände des Bauprojektes informiert worden, und er mußte etwas davon gemerkt haben, daß man sein Haus quasi direkt auf einer schlafenden Schneejungfer gebaut hatte. Der Name dieses Mediziners war Azaku Kadokawa.“

Hitomi verstand. „Daher hast du also den Namen 'Azakusa'“, sagte sie. „Nicht besonders einfallsreich, wenn du micht fragst.“
Schmunzelnd schüttelte Toshi den Kopf. „Zugegeben“, meinte er, „ich habe den Namen von ihm, aber nicht, weil mir kein besserer eingefallen wäre. Es ist ein spätes Dankeschön an Kadokawa für das, was er mir ermöglicht hat.“
„Ermöglicht?“ Das Mädchen sah ihn verständnislos an. „Ich dachte, er hat deine Heimat abgerissen. Warum ein Dankeschön?“
„Dazu komme ich noch“, gab ihr Gegenüber zurück. „Im Moment sind aber, das siehst du ganz richtig, erst einmal die Umstände wichtig, unter denen meine Mutter verschwand.

„Ich versuchte, an Kadokawa heranzukommen, aber das war so gut wie unmöglich für einen Außenstehenden. Er gab sich fast nur mit anderen Ärzten ab. Also mußte ich selbst Arzt werden. Ich wanderte nach Tokio und verschaffte mir eine Geliebte in der dortigen Stadtverwaltung, die mir die nötigen Papiere fälschte und es mir ermöglichte, mich an der medizinischen Fakultät der Universität einzuschreiben. Mein Deckname wurde damals Toshi Yuushuu. Ich spezialisierte mich auf das selbe Fachgebiet wie Kadokawa – Gentechnik – kam aber nicht gleich bei seinen Projekten unter, sondern mußte mich längere Zeit unter seinen Kollegen herumschlagen.
„Kadokawas Lebenslauf verlief nicht unbedingt geradlinig, und sein Ruf als Forscher litt ziemlich, was mir aber ganz gelegen kam, denn je schlechter sein Ruf wurde, um kleiner wurde die Zahl der Leute, die mit ihm arbeiten wollten und meine Berufung wurde immer wahrscheinlicher. Er verließ Anfang der achtziger Jahre sogar die Forschung, um als Arzt in der Uniklinik zu arbeiten. Aber just in dem Jahr, als er mich zum ersten Male bemerkt hatte und es so aussah, als würde er mich bald in seinem Stab haben wollen, wurde er von der Polizei erschossen. Es war offenbar geworden, daß er an Menschenversuchen gearbeitet hatte, und einer seiner Kollegen hatte ihn angezeigt – ein älterer Arzt namens Imagawa.“

Hitomi schnappte nach Luft. „DER Imagawa?“ wollte sie wissen.
Wieder ein Nicken von Toshi. „Genau der“, stimmte er zu. „Hojo hat sich später damit gebrüstet, wie leicht er aus dem Weg zu räumen gewesen war. Leider hatte ich damals nicht erkannt, daß er später noch einmal wichtig werden sollte – vorerst hatte er meine einzige brauchbare Spur zu meiner Mutter verwischt. Ich wußte immer noch nicht, wo sie sein konnte, und der einzige Mann, der es wußte, war tot. Ich hatte Jahre damit verbracht, Medizin zu studieren, und dann so eine Enttäuschung.
„Niedergeschlagen wie ich war, gab ich meine Suche auf, kündigte meine Stelle und begann, in Tokio vor mich hinzuleben. Mir machte damals nichts mehr wirklich Freude; ich hatte ja auch kein Ziel mehr. Mir fehlte sogar die Kraft, wieder zu einem Wanderer zu werden, so sehr hatte ich mich bereits an das Leben an einem einzigen Ort gewöhnt. Wahrscheinlich hätte ich irgendwann eine Frau gefunden, die mir gut genug gefallen hätte, um mit ihr ein Kind zu haben, wäre sterblich geworden und hätte dann bis zu meinem Tod ein erfülltes Leben als Familienvater geführt. Aber da kam Katsuya dazwischen.“

„Oha.“ Das Mädchen sah auf. „Unser Katsuya?“
Toshi nickte. „Unser Katsuya“, bestätigte er, „dem du so übel mitgespielt hast. Wir trafen uns in einer Disco, als er mir meine damalige Freundin ausspannen wollte. Ich hatte damals jede Woche eine andere Partnerin, einfach nur aus Langeweile, aber dann kam da plötzlich dieser aufdringliche, schlecht gekleidete Kerl mitten in meinen Flirt und sagte zu ihr: 'Was willst du mit dem Langweiler? Komm mit mir und ich zeig dir mal, was sexuelle Erfüllung wirklich heißt.'“
„Oh je.“ Nun mußte auch Hitomi schmunzeln. „Und das, wo sie bereits dich kannte.“
„Eben“, gab der Mann zurück. „Ich war so amüsiert, daß ich lauthals loslachte, meine Freundin tat es mir gleich, und das machte Katsuya so wütend, daß er an Ort und Stelle seine Hose aufmachte, seinen Schwengel auf die Theke legte und uns demonstrierte, wozu er in der Lage war.

„Natürlich warf man uns drei sofort hinaus, und das Mädchen bei uns fand das so peinlich, daß sie alleine nach Hause ging. Mir aber war das in dem Moment vollkommen recht, denn mir war sofort klar, daß seine besondere 'Beweglichkeit' nur eine Geisterkraft sein konnte, vielleicht von einem Tanuki oder einem Bakeneko. Hatte ich etwa einen Blutsbruder gefunden, einen anderen Yokaijin? Ich ließ einige Andeutungen fallen, aber er verstand keine davon. Statt dessen erzählte er geheimnisvoll etwas von 'Wundern der Wissenschaft' und daß er etwas Besonderes war. Ich wagte es, ihm gegenüber zu erwähnen, daß ich auch etwas Besonderes konnte, und er schlug vor, mich doch einmal bei der Person zu melden, die er im Moment besuchte, wenn er Geld brauchte: Professor Hojo.
„So traf ich auf den Mann, der euch später einmal gefangennehmen sollte. Hojo war eigentlich kein Genmediziner, sondern in der Hauptsache Psychiater, aber er gehörte zu den Leuten, die an das Supersoldaten-Projekt glaubten, das Impfstoff XXX erzeugen sollte. Kadokawa hatte es in den achtziger Jahren ins Leben gerufen, und nun war mir auch klar, warum er sich so sehr abgeschottet hatte: Wenn Impfstoff XXX dafür sorgte, daß Menschen mit Geisterkräften geboren wurden, dann mußte er aus den Kindern irgendwie halbe Geister machen, wie ich selbst einer war. Ich hatte genug Erfahrung mit Gentechnik aus meinem eigenen Studium, und als ich mir den Impfstoff näher ansah, entdeckte ich, daß er auf einem Retrovirus aufbaute, der die menschliche DNS umschrieb und erweiterte – mit der DNS eines nichtmenschlichen Wesens! Und das konnte nur eins heißen...“

Hitomi schluckte. „Deine Mutter“, sagte sie. „Kadokawa hat Experimente mit deiner Mutter gemacht und ihr DNS entnommen.“
Langsam ließ Toshi den Kopf sinken. „So ist es“, bestätigte er. „Ihr alle aus der zweiten Generation, du, Tsukune, Sakura, Katsuya, ausnahmslos alle, ihr seid genetisch Enkel der Schneejungfer Higashiko Yukino. Zueinander seid ihr Cousins und Cousinen, und ich könnte genetisch euer Onkel sein; immerhin ist meine Mutter eure Großmutter. Komplizierte Verwandtschaftsverhältnisse, nicht wahr?“ Er schmunzelte bitter. „Nun ja, diese plötzliche Entdeckung erschreckte mich ganz gewaltig, aber zugleich gab sie mir auch wieder Hoffnung. Nach so langer Zeit hatte ich endlich wieder eine Spur zu meiner Mutter gefunden. Nun konnte ich nur hoffen, daß sie mich auch zu ihr führte.
„Leider war das wieder nicht ganz einfach. Gegenüber Hojo gab ich mich als Junge von siebzehn Jahren aus, um ihm nicht zu offenbaren, daß ich eigentlich gar nichts mit dem Impfstoff XXX zu tun gehabt hatte, also konnte ich schlecht zugeben, daß ich ihm bei seinen gentechnischen Versuchen gut hätte zur Hand gehen können. Ich konnte auch nicht so einfach fragen, wo die Quelle von Impfstoff XXX hingekommen war. Mir blieb nichts übrig, als mich seinem Projekt anzuschließen und es insgeheim selbst auszuwerten. In einer Hinsicht hatte Kadokawa schon von Anfang an richtig gelegen: Die Kinder zweier Generation-2-Menschen würden etwas Besonderes sein. Sie würden vollblütige Menschen sein, aber zugleich vollen Zugriff auf alle Kräfte des Geisterreichs haben. Weder wäre ihre Sterblichkeit und ihre Fähigkeit zur Weiterentwicklung wie bei Yokaijin eingeschränkt, noch hätten sie Grenzen bei ihren Geisterkräften. Eine in der Tat erschreckende Perspektive.

„Dann kamt ihr, und ich war mir sicher, Hojo würde mit einer Schwangerschaft unter euch genug haben und endlich wieder zur Grundlagenforschung am Impfstoff XXX zurückkehren, also zurück zu meiner Mutter. Nun ja, es kam anders, wie du weißt. Hojo schoß mich nieder, als ich das Projekt alleine zu Ende bringen wollte, und das war der Tag, an dem Toshi Yuushuu starb. Genauer gesagt, der Mensch Toshi Yuushuu.“
Mit einem Nicken zeigte Hitomi, daß sie ihm hatte folgen können. „Du hattest das schon vorher erwähnt“, sagte sie, „daß alles Menschliche in dir starb, als Hojo dich erschoß. Ich nehme an, du meintest das ganze wörtlich? Nur das, was an dir Mensch war, starb, und der Geist überlebte?“
Toshi lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Meine Hochachtung“, sagte er, „deine Schlußfolgerungen sind ausgezeichnet. Binnen dreißig Minuten war der menschliche Teil meines Wesens fort, mein Haar wurde so weiß, wie du es jetzt siehst, und meine Augen...“ Er beugte sich ein Stück vor, feuchtete einen Finger an und wischte damit vorsichtig über sein rechtes Auge, so daß eine kleine Kontaktlinse auf seiner Fingerspitze zum Vorschein kam. Als er wieder aufsah, bemerkte Hitomi, daß seine Pupille nicht mehr rund, sondern eigenartig gezackt war – wie eine Eisblume an einer Fensterscheibe.

„Ein Hoch auf die moderne Augenoptik“, fuhr der Mann spöttisch fort, während er die gefärbte Kontaktlinse wieder einsetzte. „Meinen Plan, weiter an Hojo dranzubleiben, konnte ich nach seiner Verhaftung natürlich auch vergessen. Aber jetzt, wo ich nicht mehr durch mein Menschenblut am vollen Einsatz meiner Geisterkräfte gehindert wurde, war es plötzlich sehr viel leichter, an Hojos Aufzeichnungen zu gelangen. Sein Haus war für mich kein Hindernis mehr, und ich fand darin alle Unterlagen, die damals noch Kadokawa über das ganze Projekt aufgezeichnet hatte. Und ich fand heraus, daß ich wieder einmal einer vergeblichen Hoffnung aufgesessen war.
„Meine Mutter war tot. Schon seit den achtziger Jahren. Kadokawa hatte Unmengen von Genmaterial aus ihr extrahiert, war aber bei seinen Forschungen nicht weitergekommen, weil alle seine Versuchsobjekte, die er mit der ersten Version seines Impfstoffes behandelte, nur tote Kinder auf die Welt brachten – was kein Wunder war, denn die Kinder, die auf die Welt kamen, waren keine Menschen und bekamen so keine menschlichen Seelen, die sie am Leben gehalten hätten. Er nannte seine Forschungen 'Omega-Projekt', aber es schien, als sollten sie ein Ende finden, ehe er sie beendet hatte: Es ging einfach nicht voran.
„Im Zorn hatte Kadokawa nach allen nur möglichen Lösungen für sein Problem gesucht und war schließlich auf den Okkultismus gestoßen. In alten Schriften aus dem siebzehnten Jahrhundert hatte er einen Leitfaden zur Beschwörung von Oni entdeckt – Dämonen aus der Unterwelt – und eben diese Beschwörung erforderte das Opfer eines Geisterwesens. Genug DNS hatte er ja schon extrahiert, also vollzog er das Ritual, tötete meine Mutter und bekam im Austausch die Seele eines Oni, die in den leeren Körper einer Neugeborenen aus der ersten Versuchsreihe schlüpfte.
„Dieses Wesen mit einem menschlichen Körper, das Zugriff auf alle Geisterkräfte, aber eine dämonische Seele hat, kennst du bereits, Hitomi. Es ist Mitsumi, meine treue Gehilfin.“

Dem Mädchen verschlug es die Sprache. Sie rang einige Momente mit der Fassung, und als sie sich wieder gefangen hatte, sprudelten die Fragen förmlich aus ihr heraus: „Aber sind denn Geisterwesen und Dämonen nicht Todfeinde? Und wenn das Experiment geklappt hatte, wieso machte dann Kadokawa mit dem Impfstoff noch weiter? Ich meine... er hätte doch sie als Prototyp gehabt.“
Toshi schüttelte den Kopf. „Kadokawa war kein Idiot“, sagte er. „Er mußte gewußt haben, daß es pures Glück war, einmal eine Schneejungfer in die Hände bekommen zu haben. Für jeden weiteren seiner 'Supersoldaten' wieder ein Geisterwesen fangen zu müssen, das wäre doch irgendwie ziemlich wahnsinnig gewesen, denkst du nicht auch? Außerdem hatte er ein großes eigenes Opfer gebracht: Das Kind, welches die Dämonenseele bekam, war sein eigenes. Er hatte seiner eigenen Frau ebenfalls den Impfstoff verabreicht, und bei der Geburt war sie an den Strapazen verstorben. Dafür aber hatte er seinen 'Übermenschen', und sogar noch mehr, als er sich erhoffen konnte: Vom ersten Moment an war Mitsumi in der Lage, mit ihm zu sprechen – ihre Seele war ja schon uralt – und sie hatte ihm einiges zu erzählen: Von ihr kam die Idee, den Entwicklungsprozeß in zwei Teile aufzuspalten und aus dem ersten Retrovirus einen Impfstoff für die dritte Generation zu machen – eben Impfstoff XXX.“

„Mitsumi wußte, daß die Seelen aus dem Rad der Wiedergeburt nur in Körper schlüpfen würden, die sie als menschlich anerkannten, und das waren eben Kadokawas erste Kreationen wegen ihrem direkten Band zum Geisterreich nicht. Erst die Aufteilung in Muttergeneration und Tochtergeneration brachte den Durchbruch. Mitsumi fand zwar, es wäre viel besser gewesen, noch ein paar hundert Dämonen zu beschwören, anstelle noch mehr mit Gentechnik herumzuexperimentieren, doch Kadokawa war hocherfreut und vollendete sein Werk dank ihren Hinweisen – nun ja, und den Rest weißt du ja. Die Polizei erschoß ihn, und Mitsumi, damals körperlich noch ein Kleinkind, kam zu Pflegeeltern, dem Ehepaar Okami.
„Dort fand ich sie dann auch, nachdem ich alle Unterlagen kannte. Sie hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich damit abgefunden, das Leben eines normalen Menschen führen zu müssen – sie stand nun einmal ziemlich alleine auf der Welt da; in die Unterwelt konnte sie mit ihrem Zugang zu Geisterkräften nicht, und das Geisterreich akzeptierte keine Dämonenseelen. Sie war natürlich an Kräften allen anderen Menschen absolut überlegen, was ihr Leben ziemlich langweilig machte, aber sie war bereit mir zuzuhören.
„Und da sind wir nun bei der Frage, ob Geisterwesen und Dämonen nicht eigentlich Feinde sind.“

Toshi legte eine kleine Pause ein und sah in Richtung der Fahrerkabine des Lieferwagens, der inzwischen über eine ziemlich ruckelige Strecke fuhr, so daß alle Insassen ein wenig durchgeschüttelt wurden. „Wir müßten bald da sein“, bemerkte er leise. „Zeit, daß ich zum Ende komme.“
Hitomi wurde mit einem Male wieder bewußt, daß sie hier im Auto nicht mit einem alten Bekannten saß, sondern mit der Person, die sie hatte entführen und über Wochen einsperren lassen. Der Begriff „zum Ende kommen“ gefiel ihr in diesem Zusammenhang nicht im Geringsten. „Was... was hast du vor?“ fragte sie sehr vorsichtig, wobei sie sich vor allem eine Antwort auf die Frage erhoffte, was man mit ihr selbst vorhatte.
„Darauf läuft es wohl am Ende immer hinaus, oder?“ gab der Mann ihr gegenüber schmunzelnd zurück. „Der finstere Bösewicht offenbart der strahlenden Heldin seine Pläne, weil er sich sicher ist, daß sie ihm niemals entkommen wird und er völlig ungefährdet offen mit ihr sein kann. Und dann entkommt die Heldin doch, und mit dem Wissen, das sie nun hat, vereitelt sie ihm die bösen Pläne. Ich nehme an, es ist das, worauf du spekulierst, oder?“
„Eigentlich nicht“, gab das Mädchen kleinlaut zu und errötete etwas. „Ich habe mich nur gefragt, was du jetzt mit mir vorhast, wo du mir alles über dich erzählt hast.“
Prüfend sah Toshi sie an, aber nachdem ihre Worte aufrichtig gesprochen waren, nickte er schließlich. „Gut“, stimmte er zu, „ich hatte ohnehin vor, dich darüber aufzuklären. Die Tatsache, daß Deine Freundinnen mein Versteck unter dem Nachtclub entdeckt haben, hat sowieso einige Dinge in meinen Plänen verändert. Du sollst wissen, was du wissen mußt, und ich hoffe, daß du dann zum selben Schluß wie ich kommst.

„Zuerst wird es keine Überraschung für dich sein, daß ich mit der Menschheit ziemlich fertig bin. Mitsumi übrigens auch. Uns beiden wurde übel mitgespielt. Mir hat man zuerst meine Mutter und dann die Hoffnung auf eine Wiedergeburt in einem besseren Leben genommen. Auf sie wartet ein Leben in endloser Langeweile unter den Menschen, fernab von den finsteren Vergnügungen der Unterwelt – sie kann ja schlecht hier in der Menschenwelt anfangen, sündige Leute zu quälen, was als Dämon ihre Aufgabe wäre. Dafür wollen wir eine Wiedergutmachung. Wir wollen, daß die Menschen wieder Respekt vor den fremden Reichen haben, dem Geisterreich und der Unterwelt. Darum wollen wir ihnen einen Schrecken versetzen. Einen, den sie so bald nicht vergessen
„Wir wollen eine Truppe von einhundertundacht Kämpferinnen und Kämpfern aus der dritten Generation des Impfstoffs XXX aufbauen. Einhundertundacht Soldaten als Erinnerung an die einhundertundacht Sünden, die die Menschen begehen. Mit diesen Soldaten werden wir gegen die Sünde vorgehen, hier in Japan und überall auf der Welt. Niemand, der Unrecht begeht, soll sich noch sicher fühlen können.
„Dazu, Hitomi, brauchen wir dein Kind. Das Kind, das in deinem Leib heranwächst und an dem Mitsumi schon gerochen hat, daß es eins der dritten Generation sein wird.“

Die Schülerin schlang beide Arme um ihren Bauch, und ihr Gesicht verhärtete sich. „Mein Kind bekommt ihr nicht“, sagte sie leise, aber finster. „Eher sorge ich dafür, daß es tot auf die Welt kommt, als daß ich es mir von euch wegnehmen lasse!“
Beruhigend hob Toshi die Hände. „Niemand wird dir dein Kind wegnehmen“, versicherte er ihr. „Das einzige, was wir von deinem Kind brauchen, ist sein Erbgut; einfach nur einige hundert seiner Zellen. Wir werden es klonen, und diese Klone werden unsere Soldaten sein. Wir werden sie mit Respekt und Liebe aufziehen, und sie werden sicher die Notwendigkeit des Kampfs gegen das Unrecht verstehen.“
„Respekt und Liebe?“ entgegnete Hitomi aufgebracht. „Ihr habt mich entführt, und von dieser... dieser liederlichen Hikari weiß ich, daß Mitsumi den Auftrag hat, alle meine Freunde umzubringen, außer denen, die schwanger sind! Nennt ihr das Respekt oder Liebe?“
Der weißhaarige Mann seufzte leise. „Ich wußte, das würde noch ein Fehler sein“, gab er leise zu. „Die Idee kam von Mitsumi. Sie sagte, wir könnten uns nicht das Risiko leisten, vor der Vollendung unseres Planes entdeckt zu werden, und eure 'Generation XXX' plaudert das Wissen über genetisch veränderte Jugendliche mit dem Potential, Übermenschen als Kinder zu bekommen, überall munter aus. Ich gestehe, ich war nicht abgeneigt, als sie vorschlug, euch zu eliminieren, obwohl ich das Töten verabscheue. Aber du hast recht: Wir, die wir gegen das Unrecht auf der Welt vorgehen wollen, verwenden selbst unrechte Mittel – das kann so nicht weitergehen. Ich schlage dir darum vor, daß ich Mitsumi von den Mordabsichten gegen deine Freunde abbringe, wenn du dich meiner Sache anschließt.“
Der Blick der Schülerin war kein bißchen freundlicher. „Die ganze Sache hier hat immer noch einen gewaltigen Haken“, warf sie ein. „Wenn ihr das so durchzieht, wie ihr das plant, dann werden immer noch Menschen leiden. Oder habt ihr vor, hundertundacht Supersoldaten aufzustellen und die dann nur zum Schimpfen zu benutzen?“

„Ja“, gab der Mann widerstrebend zu, „es werden Menschen leiden. Wahrscheinlich werden auch Menschen sterben. Aber schau, Hitomi, es werden doch nur Menschen sein, die es verdient haben! Menschen, die Unrecht begangen haben.“
„Und wer entscheidet, was Recht und Unrecht ist?“
„Wir, wer sonst?“ Toshi hob beide Augenbrauen hoch. „Das ist doch nur natürlich. Wir und unsere Soldaten werden den meisten Menschen vollkommen überlegen sein, körperlich wie moralisch. Ich meine, sieh nur einmal dich selbst an. Dein Körper ist einem gewöhnlichen weit überlegen, und du hast einen so wachen Geist, daß dahinter nur eine wahrhaft edle Seele sitzen kann.“
Hitomi schnaufte tief durch. „Dann“, sagte sie, „lehne ich ab.“
Erstaunt weiteten sich die Augen des Weißhaarigen. „Aber wir brauchen dich“, warf er ein. „Damit die Kinder der dritten Generation aufwachsen können, müssen sie von einer Mutter aus der zweiten Generation gestillt werden. Du erinnerst dich doch an Hikari? Sie ist auch aus der zweiten Generation, und sie war bereit, der dritten Generation als Amme zur Verfügung zu stehen. Aber sie hat sich letzte Nacht nicht wie vereinbart gemeldet, und nachdem in der selben Nacht deine Freundinnen zu 'Besuch' kamen, nehme ich an, sie haben Hikari gefangen oder getötet. Mit einer Hormonbehandlung kannst du leicht sehr viel mehr Muttermilch haben, als du für dein Kind brauchst, und wenn wir die dann haltbar machen...“
„Reicht es denn nicht, wenn ich einmal nein sage?“ Das Mädchen war nun ernsthaft wütend. „Ich werde an eurem idiotischen Plan nicht mitarbeiten. Ihr werdet mich schon zwingen müssen.“
„Ist das dein letztes Wort?“

In diesem Moment hielt der Lieferwagen mit einem Ruck, und Hitomi geriet einen Moment aus dem Gleichgewicht. Dann aber sah das Mädchen den Mann wieder fest an. „Das ist mein letztes Wort“, sagte sie. „Nicht freiwillig.“
Toshi nickte. „In Ordnung, ich respektiere das“, sagte er und pochte von innen zweimal langsam an die Tür. Mitsumi öffnete sie von außen und sah ihn an. „Macht sie mit?“ wollte sie wissen.
„Leider nicht.“ Die Stimme des Mannes war überraschend traurig. „Es ist für sie moralisch nicht vertretbar, nehme ich an, und sie...“
„Na dann“, unterbrach die junge Frau ihn rüde, griff in den Lieferwagen und zerrte mit eisenhartem Griff Hitomi heraus. „Dann mal auf, junge Dame. Willkommen in deinem neuen Zuhause.“
Das Mädchen stolperte aus dem Toyota und sah sich um. Sie stand in einer Tiefgarage, soviel war klar, aber wo genau, das vermochte sie nicht zu sagen. Außer dem Lieferwagen, in dem sie gekommen war, war auf der ganzen, nicht gerade kleinen Ebene kein anderes Auto zu sehen. War das hier ein privates Haus? Oder war heute irgend ein Feiertag und die Tiefgarage eigentlich geschlossen?
Mehr Zeit für Gedanken blieb ihr nicht, denn Mitsumi war schon dabei, sie zum Aufzug zu zerren, während Toshi beim Wagen blieb. Es ging hinein in die Kabine, ein Knopfdruck, dann auf ins Dachgeschoß â€“ einunddreißigstes Stockwerk? Ganz schön groß. Als sich die Türen des Lifts öffneten, war da nur noch ein kleines Stück von zwei Metern Gang, dann eine recht edle, mit Schnitzereien verzierte Holztür am Ende, die die junge Frau mit einem Schlüssel aufschloß. Es ging hinein in eine kaum möblierte Wohnung, gleich rechts ums Eck, abermals schloß Mitsumi eine Türe auf, öffnete sie und stieß dann Hitomi hinein.

„Gesellschaft, Prinzessin“, rief sie mit Sarkasmus in der Stimme, ehe sie die Türe wieder verschloß, und das Mädchen merkte, daß sie mit „Prinzessin“ nicht gemeint gewesen war, als sie auf einem Bett noch eine andere Person liegen war, weiblich und allem Anschein nach in recht schlechtem Zustand. An ihrer Stirne war eine nur unzureichend versorgte Platzwunde und ihr linkes Auge war, wohl von einem Fausthieb, deutlich angeschwollen. Als die Schülerin hereinstolperte, wandte sie ihr den Kopf zu, aber zu mehr schien sie kaum in der Lage.
„Äh...“ Hitomi wußte nicht recht, was sie sagen sollte, entschied sich aber dann dazu, sich erst einmal vorzustellen. „Hallo“, grüßte sie. „Ich bin Hitomi. Hitomi...“

„...Tsukamu“, vollendete die andere Person den Satz. „Ich weiß. Mein Name ist Yuriko. Yuriko Shinai.“
 

Taleweaver

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Ich weiß - der Teil hier heißt anscheinend auch "Lebende Tote". Tut er nicht. Ich hab bereits einen Moderator informiert; mir ist beim Posten ein Fehler unterlaufen. Eigentlich heißt er "Edle Seelen". So. Alle Klarheiten beseitigt?

Edit by Cloud: PM gelesen. Threadnamen geändert.
 

Atomar

Novize
interesant. freu mich schon auf nachsten teil. vor allem im vergleich zu deinen ersten teilen wird der hentei bereicht immer weniger. Aber bin gespannt :D
 

Taleweaver

Scriptor
Keine Panik, der Hentai kommt wieder. Der nächste Teil wird "Alte Bekannte" heißen und seine expliziten Szenen haben. Nur im Moment paßte es nicht in die Handlung. Insgesamt wird "Generation XXX" aus 13 Fics bestehen (mit dem "Christmas Special" 14), es läuft also so langsam aufs Finale hinaus.
 
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