[Diskussion] Gone Girl - Das perfekte Opfer (MIT SPOILERN!!)

TheDarkness2

Otaku Elite
Otaku Veteran
Was zunächst nach nem eher seichten Horrorfilm klingt oder Hartz 4 TV auf RTL2 entpuppt sich als packender Thriller von David Fincher. Jeder den Namen schonmal gehört hat weiß was ihn erwartet, alle anderen sollen sich überraschen lassen. Fincher besitzt, wie Hitchcock es besaß, ein Gespür für dieses sezierende und schneidende in der Inszenierung und Darstellung. Schwer zu beschreiben, aber es gibt durchaus Parallelen zwischen den beiden Regisseuren. Und mit Gone Girl liegt nun Finchers nächstes Werk vor, zwar seit 2014 doch darüber sehen wir mal hinweg.

Nick und Amy Dunne scheinen die perfekte Ehe zu führen, zumindest nach außen. Nach innen brodelt es an jeder Ecke, es gibt Reibungspunkte und häuslicher Gewalt. Als Amy dann plötzlich verschwindet, gerät Nick schnell ins Visier der Verdächtigen. Doch hat er es wirklich getan oder steckt mehr hinter dem Verschwinden als es den Anschein hat? Für Nick beginnt ein Teufelskreis...

Die normale amerikanische Mittelmäßigkeit in einem kleinen Vorort bildet die Kulisse zu diesem Thriller. Nach außen perfekt, nach innen marode und faulend. Fincher setzt das Ganze sehr gekonnt um und schaut langsam, schleichend und distanziert hinter den Vorhang dieser perfekten Fassade. Doch das ist nur ein Teil des perfiden Spiels das Fincher aufbaut.

Ben Affleck verkörpert Nick Dunne in einer Weise die man einfach nur mit WOW beschreiben muss. Man kauf ihm jede Situation ab und je tiefer man mit ihm fällt, desto mehr leidet man mit ihm und im selben Moment entwickelt man einen Abscheu von diesem Mann. Denn der Zuschauer muss miträtseln und mitraten ob er Nick für den Mörder hält. Und Nicks Verhalten macht es einem nicht immer leicht Sympathie für Ihn zu hegen. Er ist ein zweiseitiges Schwert, perfekt verkörpert von Affleck.

Rosamund Pike verkörpter Amy Dunne. Sie scheint das unschuldige Mauerblümchen zu sein. Verletzt, missbraucht und misshandelt von ihrem Ehemann. So verzweifelt das sie sich eine Waffe kaufen muss um sich sicher zu fühlen. Sie scheint alles für ihren Mann zu tun und sieht ihr Kind das sie unter dem Herzen trägt als Rettung für Ihre Ehe an. Bis zu dem Punkt kann man nur Sympathie für den Charakter empfinden.

Spulen wir jetzt vor und das wird jetzt ein heftiger Spoiler Part, daher nur lesen wenn ihr euch sicher seit das ihr mehr über die Handlung erfahren wollt:
Während Nick zunächst als derjenige gesehen wird der seine Frau finden will, wirft die Presse natürlich bald ein Ganz anderes Bild auf Ihn. Sie jagen hin, hetzen ihn und legen jeden dunklen Fleck seiner Vergangenheit offen. Aber nicht nur die Presse macht Jagd auf ihn, sondern auch die Polizei. Alle Spuren führen zu ihm, alles Beweise, alles passt einfach perfekt. Die Wandlung von Nick vom besorgten Ehemann, Opfer der Presse und Mordverdächtigen verläuft perfekt und im richtigen Tempo. Doch leider begeht der Film hier einen Twist der einiges ändert und dem Zuschauer bereits einige vorwegnimmt.

Denn Amy lebt noch. Sie hat alles inszeniert und perfekt geplant. Bis ins kleinste Detail hat sie durchgeplant wie sie ihren Mann für die Affäre bluten sehen will. Als Ziel hat sie sich das manipulative Miststück den Stuhl für ihren Mann ausgedacht. Und sie hat das nicht zum ersten Mal gemacht. Sie ist manipulativ, berechnend und kaltschnäuzig. Amy geht über Leichen wenn sie muss und ihr ist jedes Mittel Recht um die angestrebten Ziele zu erreichen.

Während der Zuschauer nun weiß das Amy noch lebt, erlebt er gleichzeitig mit wie sich die Schlinge um den Hals von Nick immer enger zuzieht und Amys Plan aufzugehen scheint. In diesem Moment möchte man Nick einfach helfen, weil man weiß welches Unrecht auf ihn zurast während Amy weiterhin an der Vollendung ihres Planes arbeitet. Diese zwei Ebenen setzt Fincher gekonnt um und spielt so mit den Zuschauern und manipuliert sie genau in die richtige Richtung.

Und am Ende? Nun, das verrate ich wirklich nicht. Etwas Spannung muss in diesem fast 3stündigen Werk ja noch erhalten bleiben. Nur soviel, das Ende ist nicht das was man erwartet hätte und bestimmt nicht der große Knall den man erwartet hat. Aber es passt zum Rest des Films und schmiegt sich gekonnt an. Und der Zuschauer bleibt mit einem fetten WTF überm Kopf zurück.

Ich kann Gone Girl nur empfehlen. Der Film ist zwar sehr langsam aufgebaut, entwickelt dafür an den richtigen Stellen seine Dramatik und dank der vielen Twists und Geheimnisse wird es auch nicht langweilig. Alles passt zusammen am Ende und das ist es was zählt. Seht ihn euch an.
 

Miharu_Yuki

Otakuholic
Otaku Veteran
ach cool.. danke für die beschreibung! hab zwar nur bis spoiler gelesen, aber das hat mir gereicht, dem film doch noch ne chance zu geben :D ich hatte ma angefangen das buch zu lesen und das fand ich schon interessant, aber zum film gucken war ich noch nicht gekommen, vor allem weil ich dachte, dass es mich evtl doch nicht so fesseln würde... aber ich glaube ich tue es mir dann doch bald an und lese dann deinen spoiler :'D
 

4444

Gläubiger
ich weis bis heute nicht, ob ich den Film gut finde oder nicht, auf jeden Fall war er nicht schlecht, aber irgendwie hat mir was gefehlt
 
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