Taleweaver
Scriptor
Fanfiction, oder: Spieglein, Spieglein...
Ginny Weasley erstarrte, als sie das Bild sah, das sich ihr bot: Draco Malfoy hatte Harry Potter die Jeans bis zu den Kniekehlen heruntergezogen und vögelte ihn mit harten Stößen in den Arsch, während er ihm mit einer Peitsche blutige Striemen auf den Rücken zeichnete. Harry stöhnte unter ihm lustvoll auf, während sein riesiges Genital unablässig Sperma ausspie, das Albus Dumbledore, der vor ihm kniete, mit dem Mund auffing.
Ginny öffnete ihre pinkfarbene Handtasche und zog ihre Lieblingsreitgerte hervor, die ebenfalls pink war. "Darf ich mitmachen?" fragte sie.
Kommt jemandem die obige Szene so oder ähnlich bekannt vor? Ja? Herzlichen Glückwunsch, dann habt ihr bereits gesehen, wozu schlechte Autoren in der Lage sind, wenn sie sich daran machen, Fanfictions zu schreiben. Fanfictions (für die zwei Leute in Deutschland, die es noch nicht wußten) sind von Fans verfaßte Geschichten, die nicht in von den Fans erdachten Welten, spielen, sondern auf beliebten Büchern, Filmen oder Musicals aufbauen. In solchen Geschichten werden neue Abenteuer für die Helden der anderen Quellen erfunden - und nicht immer bleiben die fremden Figuren auch in ihrem Verhalten bei dem, was man bereits aus den Originalen kennt.
Im Prinzip ist das nicht schlimm, und gerade im Hentai-Bereich kann es ganz spaßig sein, den altbekannten Leuten ein paar neue Eigenschaften anzudichten. Klassisch sind in diesem Zusammenhang vor allem die homosexuellen Beziehungen zwischen Männerfreunden (was so alles zwischen den Gefährten im "Herr der Ringe" passieren könnte, ist schon lustig auszudenken), aber auch kleine Perversionen haben durchaus ihren Platz.
Nur: Allzu oft wird dabei übersehen, daß eine Fanfiction, in der die handelnden Charaktere außer den Namen nichts mehr mit ihren Originalen zu tun haben, eigentlich gar keine Fanfiction mehr ist. Ein kleiner Test:
Jennifer Carter erstarrte, als sie das Bild sah, das sich ihr bot: Eric Simmons hatte John Rowland die Jeans bis zu den Kniekehlen heruntergezogen und vögelte ihn mit harten Stößen in den Arsch, während er ihm mit einer Peitsche blutige Striemen auf den Rücken zeichnete. John stöhnte unter ihm lustvoll auf, während sein riesiges Genital unablässig Sperma ausspie, das Scott Wilcox, der vor ihm kniete, mit dem Mund auffing.
Jennifer öffnete ihre pinkfarbene Handtasche und zog ihre Lieblingsreitgerte hervor, die ebenfalls pink war. "Darf ich mitmachen?" fragte sie.
Wie man sieht: sobald die Namen sich ändern, ist nicht mehr zu erkennen, daß es sich im obigen Text mal angeblich um einen Auszug aus einer Harry-Potter-Fanfiction gehandelt haben soll. Eben genau das gilt es beim Schreiben von Fanfictions zu vermeiden: Der Bezug auf die ursprüngliche Erzählwelt muß auf jeden Fall gewahrt bleiben, entweder indem den Charakteren klare Persönlichkeitszüge ihrer Originale verliehen werden, oder aber indem die Weltbeschreibung und die Handlung unverwechselbar in ein festes Universum hineingehören.
Zum Abschluß ein Beispiel aus der beliebten Reihe "Brokeback Mordor":
Frodo erwachte keuchend aus seinem Halbschlaf und riß die Augen auf, als der Ring auf seiner Brust wie Feuer zu brennen begann. Stocksteif blickte er in den finsteren Nachthimmel, in dem die Sterne nur schwache Punkte waren. Die Nähe des Schicksalsbergs lastete schwer auf seiner Seele, und der Ruf des Einen Rings war immer lauter, kaum mehr zu überhören...
"Ruhig, Herr Frodo", ertönte in diesem Moment ganz sanft Sams Stimme an seiner Seite, und er konnte spüren, wie die Hand seines Freundes sich in die seine schob. "Ich bin bei dir. Dir wird nichts passieren."
"Es ist der Ring", wisperte Frodo heiser. "Er erdrückt mich. Sein Feuer... es verbrennt mich von innen. Ich kann nicht mehr lange..."
"Sschhht", hauchte Sam und beugte sich über den Ringträger, um seine Lippen sanft mit einem Kuß zu schließen. "Du mußt schlafen, Herr Frodo. Du brauchst deine Kraft für den Rest des Wegs. Ich habe den Ring schon einmal für dich getragen. Noch einmal kann ich das nicht mehr."
Frodo streichelte Sam zärtlich über das breite, freundliche Gesicht. "Ich fürchte", sagte er traurig, "ich werde erst wieder schlafen, wenn ich tot bin. Mordor raubt mir jeden Schlaf."
Mit einem warmen Lächeln ließ Sam seine Hand über den Bauch seines Freundes wandern. "Soll ich versuchen, ob ich dir die Stunden wenigstens versüßen kann, Herr Frodo?"
"Ja, tu das", hauchte der Ringträger und streichelte Sams lockiges Haar. "Tu das. Vielleicht ist es das letzte Mal."
Und mit einem Nicken glitt Sam an Frodo herunter und öffnete seine Hose, um den ihm wohlvertrauten kleinen Hobbit seines besten Freundes hinaus ins Sternenlicht zu holen.