[In Entwicklung] Crescendo

Swordspirit

Dunkeldeutscher
Achtung: Es handelt sich hierbei um einen alten Review von mir, der wenn Zeit und Lust da ist, auf das aktuelle Format gebracht wird!

Einführung

Crescendo ist eine erotische Novelle, entwickelt von „Digital Object“ (Macher von „Kana, little Sister“) Grund genug für mich das Spiel mal genauer anzuschauen.

Der Protagonist ist Ryo, ein Schüler der fünf Tage vor seiner Abschlusszeremonie steht. In dieser kurzen Zeit muss er sich entscheiden ob und welche Dame an seiner Seite in der Zukunft steht. Klar das dies nicht ohne Probleme und eine ordentliche Portion Drama geschieht.

Charaktere:

Ryo Sasaki:
Der Protagonist des Spiels. Seit einer Schlägerei gilt er als Unruhestifter in der gesamten Schule, so dass die meisten Lehrer und Mitschüler ihn ignorieren. Akzeptiert wird er erst im Literaturclub
Ayame Sasaki:
Die große Schwester Ryos, obwohl die beiden nicht blutsverwandt sind, hat Ayame ihre eigenen Ziele und Träume geopfert um ihren kleinen Bruder eine gute Schulausbildung und ein Heim zu geben.
Kaori Shito:
Sie ist die Schulkrankenschwester auf Ryos Schule. Ryo ist ein regelmäßiger Gast bei ihr, da er dort ungestraft ein Nickerchen halten kann. Sie ist sehr kühl und abweisend, wodurch sie keinen engeren Kontakt mit den Schülern hat, Ryo ist die erste Ausnahme.
Yuka Otowa:
Sie ist eine Klassenkameradin von Ryo. Sie wird allgemein geächtet und ignoriert, da sie sich als Prostituierte in der Schule verdient. Von den Mädchen gehasst und von den Jungs ausgenutzt steht Ryo ihr am Anfang sehr kritisch gegenüber, da er ihr Verhalten für moralisch verwerflich hält.
Kyoko Ashihara:
Sie ist eine gute Freundin von Ryo und Kaho, sowie Mitglied im Literaturclub. Sie ist ein Jahrgang vor Ryo und Kaho weshalb sie noch nicht vor ihrer Abschlusszeremonie steht. Sie ist sehr schläfrig und darüber ungewöhnlich groß, womit sie sehr zu kämpfen hat. Sie ist seit längerem in den Protagonisten verliebt.
Kaho Nagira:
Die beste Freundin des Protagonisten und Vorsitzende des Literaturclubs. Sie ist das Vorzeigemädchen der Schule, klug, hübsch und freundlich. Sie war auch die Erste die Ryo aus seiner Isolation befreit hat. Aktuell ist sie mit seinem einzigen männlichen Freund zusammen.

Allgemeines:
Wie schon bei Kana, so befinden sich auch diesmal die Bilder im Hintergrund, während der Text darüber gelegt ist.
Die Übersetzung ist unprofessionell erledigt worden. Rechtschreibfehler und eine bescheuerte Trennung (The wird zu T-he) ziehen sich leider durch das gesamte Spiel. Wodurch der Lesefluss erst getrübt wird. Wenn man sich aber an diese abenteuerliche Art gewöhnt hat, kommt man mit dem Lesen gut voran.

Jede Dame hat ein „Gutes“ und ein „Schlechtes“ Ende, wenn man von allen Damen das gute Ende erreicht hat, wird ein Bonus-Charakter zugänglich.
Die Entscheidung welches Ende sich zeigt liegt beim Spieler, in dem er wenige aber harte Entscheidungen trifft. So kam ich erst beim dritten Durchspielen auf ein positives Ende.

Mit dem ersten Durchspielen kann man im Hauptmenü auch die Extra-Optionen auswählen, wo man sich einzelne Bilder ansehen und Lieder nochmal anhören kann.

Im Spiel selber kann man jederzeit Speichern und Laden, es gibt die Möglichkeit mit dem Text nochmal zurück zu gehen und eine Skip-Möglichkeit ist auch vorhanden.

Auch außergewöhnlich, es liegt kein „Ich-Erzähler“ vor. Stattdessen bedient man sich eines außenstehenden allwissenden Erzählers, der das Passierte auch kommentiert (Erzähler in der Dritten-Person). Aber keine Angst es sind keine gewaltigen Monologe die er von sich gibt sondern mehr Ein-Satz-Kommentare.

Bewertung:

Grafik:
Die Grafik ist hervorragend gelungen, so stehen neben diversen Gestiken und Mimiken auch verschiedene Outfits für die Damen bereit, der Hintergrund ist auch gelungen und hebt sich durch kleine Details von der Konkurrenz ab. Auch eigentliche Nebencharaktere ist ein eigenes Bild spendiert worden. In Klassenräumen finden sich im Hintergrund andere Schüler, wodurch die Welt von Crescendo sehr belebt wirkt. Die H-Szenen sind sehr gut gelungen und die Bilder und die Beschreibung wirken sehr realistisch.
Leider sehen manche Charaktere sich sehr ähnlich, besonders die Männer, die sich scheinbar nur durch verschiedene Haarfarben voneinander unterscheiden. Auch habe ich mich gefragt, warum alle(!) Charaktere dieselbe Augenfarbe haben? Hier hätte ich mir etwas mehr Abwechslung gewünscht.

Allgemein:
Crescendo ist eine sehr kurze Novelle, mit nur fünf „In-Spiel-Tagen“. Es bleibt also keine Zeit für ein großes Vorgeplänkel, von einer Charakterentwicklung ganz zu schweigen. Dies war den Entwicklern scheinbar bewusst, versuchen sie doch dieses Grundproblem des Spiels folgenderweise zu überdecken:

1) Der Erzähler: Durch den Erzähler in der Dritten-Person wird eine sehr große Intensität erzeugt, da dieser zwischen den Damen und Ryo wechselt. Auch Gespräche nur zwischen den Damen kriegt der Leser mit und hat somit ein Wissensvorsprung vor dem Protagonisten. Auch gerade was sich anbahnende Katastrophen angeht und man fragt sich, wie Ryo wohl reagieren wird.

2) Rückblenden: Im Spiel gibt es zig Rückblenden von Ereignissen, die Ryo mit den Damen hatte. So wird etwas mehr Zeit und Intimität mit den Damen erschaffen. Was auch dringend nötig ist, da man als Leser mit den Damen einfach nur fremd ist.

3) Fokussierung: Sobald man sich auf den „Pfad“ einer Dame begeben hat (spätestens am Tag 2) tritt diese fast ausschließlich auf und die anderen Damen verschwinden fast vollständig von der Bildfläche. Dadurch entsteht leider ein gewisser Zwang, die eine oder keine, denn einmal auf dem Pfad gibt es keinen Weg mehr zurück.

Trotzdem werden Fans von den Epos (Kana, little Sister, Family Project) hiermit ihre Schwierigkeiten haben.
Als Leser wird man sofort in die Problematik geworfen und wie man diese Lösen kann. Die Entwickler haben voll auf die Story gesetzt was ich sehr schade fand. So ist doch letztendlich (mit den Rückblenden) genug Material da gewesen um zumindest einen „Spiel-Monat“ zu erschaffen. So hätte man sich das krampfhafte und hektische sparen können. Und den Geschichten mehr Zeit gegeben, was manche auch dringend nötig gehabt hätten.
Generell es fehlt einfach das „in die Welt eintauchen“, man muss sofort harte Entscheidungen treffen ohne die Damen richtig kennen gelernt zu haben, da ansonsten ein gutes Ende nicht mehr schaffbar ist.
Generell muss man sich auch fragen, welchen Geschmack Crescendo letztendlich bedienen will. Das schienen die Macher selbst nicht so genau zu wissen. Will es die erste unbeholfene große Liebe zeigen, oder eher die Fans von „Härteren“ Sachen ansprechen. Für mich passen Jugendliebe und Rape sowie Gangrape einfach nicht zusammen. Diese Aktionen wirken für mich daher total fehl am Platze.

Die Geschichten (Statt Charakterbewertung, da keine großen Entwicklungen vorliegen):

Kaho/Kyoko:
Die mit am Besten gelungene Geschichte des Spiels. Der Leser wird in einem Wulst aus Liebe, Verrat und Freundschaft geworfen. Die Romantiker werden hier ihre volle Freude dran haben, wird das Thema Jugendliebe hier doch am Besten aufgegriffen. In hervorragender GZSZ Manier wird das süße Gefühlschaos der drei Personen beleuchtet, hier sticht auch besonders der Erzähler. So erhält man ausführlich Einblick in das Gefühlsleben der Damen und ihre Befürchtungen.

Yuka:
Die Geschichte einer Prostituierten die gerne unschuldig wäre. Sicher mit einer der interessanteren Themen in dieser Novelle auch die Frage nach der „Schmutzigkeit“ der Seele/Körpers wird ausführlich eingegangen. Nur einige Überharte Szenen verderben mir den Spaß an einer ansonsten gelungenen Geschichte.

Kaori:
Die kühle Krankenschwester die in eine arrangierte Ehe geht, fand ich persönlich weniger interessant, viel mehr hat mich der Aspekt: Unerfahrener Mann/ Erfahrene Frau gereizt. Eine Geschichte, die man wahrscheinlich schnell wieder vergessen hat, denn es ist einfach nichts besonderes. Hervorzuheben ist noch ein kurzer grundlegender Restaurant-Knigge. Wer also immer schon mal wissen wollte, in welcher Reihenfolge man das Besteck benutzt und was ein Aperitif ist, wird hier fündig. Was sowas in einer Novelle verloren hat, steht wieder auf einem anderen Blatt.

Ayame: Wer von den Machern von Kana, little Sister hier eine kleine Fortsetzung erwartet hat wird maßlos enttäuscht. Verwirrend, nicht nachvollziehbar ( weder die Handlung noch die Gefühle), unfreiwillig komisch, so würde ich Ayames Geschichte beschreiben. Einen inkonsequenten Murks liefern hier die Macher ab. Mit einer der schlechtesten Geschichte die ich seit langem gelesen habe.

Mein persönliches Fazit:
Nachdem ich in letzter Zeit nur sehr lange H-Games gespielt habe freute ich mich persönlich auf eine kurzweilige Novelle. Ich muss nicht immer als Hobbypsychologe mich durch die gesamte Kindheitsgeschichte der Damen kämpfen. Und ich hatte auch Glück, dass ich zuerst auf die Kaho/Kyoko Geschichte geraten bin. Bestes Popcorn-Kino wurde mir geboten und nach etwa 1,5 Stunden war es dann auch vorbei. Schön dachte ich mir, endlich mal kleine Geschichten für „Zwischendurch“
Dann kamen die anderen Geschichten dran und es ging in den Keller. Nichts Besonderes stach da heraus, stattdessen wurden die Geschichten viel zu vorhersagbar und einfach. Und dann kam es, die Ayame-Geschichte. Scheinbar wollten die Macher nun alle großen Themen auf einmal abhandeln:
Inzest, Vergewaltigung, Sünde, Opfer, Zukunftsangst, Reaktionen der Gesellschaft und das alles in 5 Spieltagen. Keines der Themen kann tiefergehen, keines der Themen überzeugt. Hätte ich bei der Geschichte von Kana, little Sister mitgewirkt, so würde ich leugnen bei dieser Geschichte mitgearbeitet zu haben, vllt. Ist das auch der Grund, warum bei den Credits viele der Entwickler nur mit Spitznamen oder Vornamen vertreten sind.
Sehr schade, denn letztendlich sind überzeugende Neuerungen dabei, klar neue Leistungstandarts konnten nicht gesetzt werden, was aber auch scheinbar nicht die Absicht der Entwickler war. Aber ein gutes kleines Spiel hätte es werden können, so mit sehr viel Wohlwollen ein befriedigendes Spiel (3).

Swordspirit

Kommentare und Kritik sind wie immer sehr willkommen.
 
Oben