[Hinweis] Interview mit Produzenten von Square Enix

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Masatake

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Kouji Taguchi, Produzent beim Publisher Square Enix, gab nun ein Interview, in dem er auf die Animeproduktion und deren Finanzierung und Auswirkungen auf Mangaverkäufe aus Sicht der Publisher einging.

Produzent Kouji Taguchi (Fullmetal Alchemist, Soul Eater, Kuroshitsuji, Saki) von Square Enix ging im Rahmen der Gekiteki 3-Jikan Show während dem Japan International Contents Festival auf seine Erfahrungen in der Anime-Industrie ein. Laut Taguchi hat Square Enix in den letzten acht Jahren 30 Titel produziert, von denen kein einziger ein Verlustgeschäft für die Firma war. Er selbst begann 1988 bei Enix zu arbeiten, bevor dieses mit Squaresoft fusionierte und zu Square Enix wurde. Derzeit ist er verantwortlich für die Verlags-, Musik- und Werbeabteilung und scheint bei Anime oft unter „Planung“ oder als „Executive Producer“ auf.

Verglichen mit Spielen ist das Publishing Business bei Anime laut Taguchi um einiges einfacher. Laut ihm spezialisiert sich Square Enix auf bestimmte Genre, nämlich Moe, Fujoshi (Otaku für Boys Love/Yaoi), Surreal Gag und traditionelle Shounen Manga. Beispielhaft für Moe-Titel wären Saki und Bamboo Blade, die sich an Männer zwischen 30 und 40 richten. Fullmetal Alchemist ist ein Beispiel für traditionelle Shounen Manga, die das größte der Genres darstellen.

Obwohl er verkündete, dass Square Enix eine zweite Staffel des Fujoshi Anime Kuroshitsuji plant, meinte er, dass dieses Genre eines der schwierigen ist. Der erste Band des Kuroshitsui Mangas verkaufte letztendlich über 1 Million Exemplare, die Erstauflage belief sich jedoch nur auf 50.000 Stück. Ähnlich schwierig ist laut Taguchi das surreal Gag Genre (Beispiele wären Tentai Senshi Sunred und The World of GOLDEN EGGS), die von sich ändernden Trends abhängen. Er merkte etwa an, dass er Gag Manga, die er selbst als Schuljunge gelesen hat, wenn er sie heute liest nicht mehr lustig findet. GOLDEN EGGS etwa begann als kleine Serie auf einen Kabelsender, verbreitet sich dann aber innerhalb von nur fünf Jahren wie ein Lauffeuer.

Für Taguchi ist das Ansprechen der Zuschauer vergleichbar mit fischen, wo man den richtigen Ort und den richtigen Köder braucht. Für eine Firma ist es wichtig zuerst herauszufinden wo die Fische sind (nach populären Genres suchen), sich dann für den Köder zu entscheiden, auf die der Fisch anspricht (das Werk auswählen, das adaptiert werden soll) und schließlich den Fisch dazu bringen anzubeißen (das Animestudio auswählen).

Die Publishing Firmen müssen die Produktions-, Marketing- und Werbekosten übernehmen um einen Anime ins Fernsehen zu bekommen. Eine Episode kostet dabei 10 bis 20 Millionen Yen (76.000 bis 152.000 Euro) in der Produktion. Zusätzlich müssen die Publisher Sponsorgebühr für den Timeslot der TV-Sender zahlen, der bei einem Late Night Slot bis zu 50 Millionen Yen (380.000 Euro) für fünf bis sieben Sender für zwei Saisonen (sechs Monate) kostet. Bei UHF Sendern kostet es ca. die Hälfte. Das komplette Budget für eine Animeserie auf dem Niveau von Fullmetal Alchemist (der bei Schlüsselsendern ein Jahr lang samstags um 18:00 gesendet wurde) sind mindestens 500 Millionen Yen (3,8 Millionen Euro).

Laut Taguchi ist es einfach zu sehen wie Publisher von im Fernsehen gesendeten Anime profitieren. So kostet beispielsweise ein Band des Fullmetal Alchemist Manga den Käufer 420 Yen (3,19 Euro), wobei dem Publisher nach Abzug der Autorengebühr und den Druck- und Papierkosten noch 150 Yen (1,14 Euro) pro Band bleiben. Wenn man also 500 Millionen Yen benötigt um einen Anime fürs Fernsehen zu produzieren, muss der Anime die Mangaverkäufe um mindestens 3,3 Millionen Exemplare erhöhen, damit er für den Publisher profitabel ist.

Die Verkäufe nur für den ersten Band von Fullmetal Alchemist sprangen von 150.000 auf 1,5 Millionen Bände nachdem der Anime auf Sendung ging. Bevor die zweite Serie begann, wurden von jedem Band 1,9 Millionen verkauft, während es jetzt 2,1 Millionen sind. Taguchi schätzt, dass insgesamt ca. 4,6 Millionen zusätzliche Fullmetal Alchemist Mangabände mehr verkauft wurden dank dem Anime.

Vier Wochen bevor der Saki Anime auf Sendung ging, verkaufte der Manga ungefähr 500 Bände pro Woche. Vor der Premiere waren es dann schon 3.000 pro Woche, schließlich 4.500 in der Woche der Premiere, 17.000 in der zweiten Woche und 9.000 in der dritten Woche. Während jeder Mangaband vor dem Anime rund 150.000 Mal verkauft wurde, stieg der durchschnittliche Verkauf danach auf 350.000 (bei nunmehr sechs Bänden).

Zum Vergleich, der erste Band von Kuroshitsuki verkaufte drei Wochen vor dem Animestart 4.000 Exemplare pro Woche, zwei Wochen vor Beginn schon 8.000, eine Woche davor 12.000. In der Woche der Premiere waren es dann 14.000, dann 17.000 in der zweiten Woche, 16.000 in der dritten Woche, 14.000 in der vierten Woche, 13.000 in der fünften Woche und 14.000 in der sechsten Woche. Während der erste Band des Mangas vor Start des Anime 600.000 Mal verkauft wurde, stiegen die verkauften Bände bis zum Ende auf 910.000 (und liegen inzwischen bei 1 Million).

Taguchi merkte an, dass die Japan Expo in Paris und die Comic Con International in San Diego zwar jeden Juli jeweils über 100.000 Besucher anziehen, dass das Comicgeschäft seiner Meinung nach aber in Übersee nicht wirklich gut läuft. Nachdem Fullmetal Alchemist auf Sendung ging, waren Fullmetal Alchemist und Naruto unter den bestverkauften Comics in Amerika, was allerdings immer noch nur 1/20 bis 1/10 der japanischen Verkäufe ausmacht.

Für Taguchi ist der erste Grund für diesen Unterschied der höhere Preis von Manga in Übersee durch die geringeren Auflagen. Der zweite Grund ist das geringere Budget, das Kindern dort zur Verfügung steht. Der dritte Grund ist geographischer Natur. Laut Taguchi kann der durchschnittliche Einwohner von Tokio auf dem Fahrrad drei Buchgeschäfte erreichen, während Kinder in Übersee dafür am Wochenende mit ihren Eltern in ein Einkaufszentrum fahren müssen. Das Resultat ist, dass TV Anime unter vielen Leuten sehr populär sind, diese jedoch meistens keine Manga kaufen.

Taguchi berichtet auch, dass Shueisha, Shogakukan, Kadokawa Shoten und Square Enix letztes Monat auf der Tokyo Game Show angekündigt haben zukünftig Manga über das Sony PlayStation Network für japanische PlayStation Portable Konsolen zugängig zu machen. Für ihn würden ähnliche Verkaufsmethoden auch in europäischen und amerikanischen Gebieten mit weniger Buchgeschäften die Barriere für Mangaverkäufe verringern. Allerdings merkt er auch an, dass die Spezifikationen westlicher Handys nicht vergleichbar sind mit denen japanischer, weshalb er nicht glaubt dass standardmäßige Handy-Manga ebenso gut verkauft werden könnten wie welche für Smartphones, PSPs, Apple iPods und Nintendo DS Konsolen. Auch dem Vertrieb von Manga über das Internet für Europa und Amerika steht er eher reserviert gegenüber, während Square Enix in Japan schon eine eigene Gangan Online Seite betreibt.

Während er wenig Chancen für Surreal Gag Manga sieht, sieht es für das Moe und Fujoshi Genre besser aus, was man laut ihm anhand der Menge an Haruhi-Tänzern und den Einfluss der Gothic Lolita Mode auf der Japan Expo erkennen kann.

Quelle: as
 
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