[Hinweis] Interview mit 'Sword of the Stranger'-Regisseur Masahiro Ando

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Mit 'Sword of the Stranger' kam am 26. Februar ein aufsehenerregender Samurai-Animefilms nach Deutschland. Aus gegebenem Anlass hat die AnimaniA in Zusammenarbeit mit dem französischen Magazin Animeland ein Interview mit dem Regisseur Masahiro Ando veröffentlicht. Den Link dazu findet ihr untenstehend

In dem Interview erzählt der Filmemacher über die Schwierigkeit, einen Anime-Kinofilm auf die Beine zu stellen, seine Arbeit an 'Sword of the Stranger' und auch über seine nächste Arbeit an der Anime-Serie 'CANAAN'.



Interview mit dem "Sword of the Stranger"-Regisseur
Anlässlich des hiesigen Releases des Samurai-Movies Sword of the Stranger (Bild links) am 26. Februar 2010 präsentieren wir euch in freundlicher Zusammenarbeit mit dem französischen Magazin Animeland ein Interview mit dem Regisseur Masahiro Ando.


Hallo, Herr Ando. Könnten Sie sich zunächst vorstellen und Ihren Werdegang bis zu Ihrem Regiedebüt Sword of the Stranger schildern?


Masahiro Ando (MA): Ich arbeite bereits seit etwa 20 Jahren im Anime-Bereich und war anfangs vorwiegend für Projekte anderer Regisseure tätig. So habe ich Storyboards zu der von Seiji Mizushima inszenierten Fullmetal Alchemist-TV-Serie sowie deren Movie-Sequel Der Eroberer von Shamballa beigesteuert. Außerdem habe ich unter anderem als Animation-Director-Support an Shinichiro Watanabes Movie Cowboy Bebop: Der Film sowie als Key-Animator an unzähligen weiteren Produktionen mitgewirkt, darunter der Movie Jin-Roh. An meinem 30. Geburtstag habe ich dann beschlossen, eigene Animes zu realisieren. Um mich mit dem Regiehandwerk vertraut zu machen, habe ich daraufhin als Episode-Director für verschiedene TV-Serien gearbeitet, darunter RahXephon und True Tears. Und als ich schließlich von BONES die Chance bekam, mit Sword of the Stranger erstmals die künstlerische Gesamtleitung einer Anime-Produktion zu übernehmen, habe ich sie direkt beim Schopf gepackt. (lacht)


Ein Trailer zu Sword of the Stranger wurde bereits im Rahmen der Tokyo Anime Fair 2003 präsentiert. Warum hat es anschließend noch vier Jahre gedauert, bis er in die Kinos kam?

MA: Es hat danach noch einige Zeit gekostet, Investoren zu finden, denn das japanische Kinopublikum schaut sich in letzter Zeit nur noch Anime-Filme an, wenn es Werke aus dem Hause Ghibli sind oder der Titel Pokémon oder Doraemon enthält. Nicht einmal mehr Filme von Mamoru Oshii oder Katsuhiro Otomo können da heute noch mithalten. Und wenn dies nicht einmal ihnen gelingt, wie soll man da Investoren für einen Film finden, der von einem noch unbekannten Regisseur mit einer eigenen und noch dazu solch epochalen Story inszeniert werden soll? Ich weiß, dass es meinem Produzenten Masahiko Minami sehr schwer fiel, die finanziellen Mittel für Sword of the Stranger aufzutreiben, auch wenn er nie mit mir darüber gesprochen hat und mir stets das Gefühl gab, alles tun zu können, was ich möchte.


Es war das erste Mal, dass BONES einen Film mit einer Originalgeschichte realisierte, während das Studio zuvor ausschließlich Movies produziert hatte, die Adaptionen von TV-Serien waren. Hat Sie das unter Druck gesetzt?

MA: In gewisser Weise schon. Obwohl irgendwann klar war, dass das Projekt vorangehen würde, habe ich lange Zeit nicht geglaubt, dass dieser Film tatsächlich möglich ist. Zu Beginn stand einzig die Thematik fest und es war noch völlig offen, ob daraus eine TV-Serie, eine OVA oder ein Movie werden würde. Es wäre sehr viel einfacher gewesen, Investoren für eine Videoveröffentlichung zu finden, aber ich hatte diese präzise Idee, die ich unbedingt auf der Kinoleinwand sehen wollte. Ich hatte mich jedoch von vornherein auf eine diesbezügliche Absage von meinem Produzenten eingestellt und hielt es daher für nicht mehr als einen schlechten Scherz, als er sofort ja sagte. (lacht) Die Arbeit, die mich dann erwartete, war gigantisch, denn das finale Ergebnis existierte ja noch nirgends sonst außer in meinem Kopf. Dass Herr Minami mir und meinem Team einen so großen Vertrauensvorschuss schenkte, hat uns jedoch die nötige Zuversicht gegeben. So gewann ich nach und nach nicht nur die Überzeugung, dass wir den Film realisieren können, sondern dass er zudem unseren hohen Erwartungen gerecht werden würde.


Wie gestaltete sich Ihre Arbeit mit dem Drehbuchautor Fumihiko Takayama?

MA: Da ich mit Herrn Takayama die Leidenschaft für das Kino teile, haben wir uns auf Anhieb gut verstanden. Wir waren uns auch sofort darüber einig, dass wir einen klassischen epochalen Film in Animationsform machen wollten, um das Genre zu neuem Leben zu erwecken. Ich hatte schließlich die Idee, dass sich die Geschichte um die Freundschaft zwischen einem Erwachsenen und einem kleinen Jungen dreht: Ein Kind erlaubte es, der Story, die in einer solch unbarmherzigen Welt spielt, einen Hoffnungsschimmer zu geben. Ausgehend von dieser Grundkonstellation haben wir die Handlung dann gemeinsam entwickelt.


Sword of the Stranger besitzt einen einzigartigen visuellen Stil. Können Sie uns verraten, wodurch Sie sich für den Look des Movies inspirieren ließen?

MA: Prinzipiell sind es Live-Action-Filme, die mir diese Ideen geben. Bei der visuellen Umsetzung von Sword of the Stranger habe ich mich an der Bild- und Kameraästhetik großer Kinoproduktionen orientiert: Die daraus gewonnenen Eindrücke habe ich insbesondere in die Choreographien der Kampfsequenzen mit einfließen lassen. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass die Qualität aktueller Action-Realfilme seit Matrix stark nachgelassen hat. Die digitale Technik hat in den letzten Jahren so große Fortschritte gemacht, dass die meisten davon inzwischen wie Animationsfilme produziert werden. Es wird zu viel Wert auf digitale Finessen wie Bullet-Time-Effekte gelegt, wodurch leider allzu oft die eigentliche Story in den Hintergrund rückt. Ich denke, dass es nicht der ausschließliche Sinn eines Actionfilms ist, möglichst viele Special-Effects in eine einzige Szene zu packen, sondern dass es mindestens ebenso wichtig ist, dem Zuschauer einen emotionalen Bezug zu den Figuren zu vermitteln.


Welche ist Ihre Lieblingsszene in Sword of the Stranger?

MA: In gewisser Weise fühle ich mich mit jeder einzelnen Sequenz verbunden. (lacht) Ich würde aber sagen, dass die Szenen zwischen den drei Helden, also Nanashi, Kotaro und dessen Hund Tobimaru, während ihrer Reise nach Shirato zu meinen persönlichen Favoriten zählen. Ich bin jedoch auch auf das Finale stolz: Der umfangreiche Showdown bietet kompromisslose Action und war damals eine der letzten Sequenzen, die wir produziert haben.


Sword of the Stranger erwies sich nicht nur als Erfolg beim internationalen Publikum: Auch Ihre Kollegen aus der Anime-Branche waren voll des Lobes für Ihr Regiedebüt. Macht Sie diese Anerkennung besonders stolz?

MA: Um ehrlich zu sein schon, denn meine Kollegen in der Branche sind im Allgemeinen recht geizig mit Komplimenten. (lacht) Aber mal im Ernst: Natürlich hat es mich sehr gefreut, dass ich auch und insbesondere von dieser Seite ein solch positives Feedback erhalten habe.


Können Sie uns abschließend etwas zu der TV-Serie CANAAN (Bild links)erzählen, Ihrer bislang aktuellsten Regiearbeit, die ab dem 2. April auch in Deutschland bei Universum Anime erscheinen wird?

MA: Mit CANAAN bot sich mir die Gelegenheit, an etwas völlig Neuem zu arbeiten. Ich bin zwar den Verantwortlichen bei BONES unendlich dankbar, dass sie mir mit Sword of the Stranger mein Regiedebüt ermöglicht haben, aber ich suche auch immer nach neuen Herausforderungen. Als mir das Studio P.A. Works anbot, CANAAN zu inszenieren, nutzte ich die Chance, mit einem neuen Team an einem neuen Thema zu arbeiten. Während es bei Sword of the Stranger im Kern um eine Art Männerfreundschaft ging, stehen im Mittelpunkt von CANAAN diverse Frauenbeziehungen, allerdings verpackt in eine knallharte Actionstory. Das war eine echte Herausforderung, denn anders als der Movie, der auch Anime-unkundige Zuschauer anspricht, richtet sich die Serie an ein reines Fanpublikum.

Herr Ando, vielen Dank für das Interview.


Quelle: AnimaniA/animey.net
 
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