[Hinweis] Japaner misstrauen ihren Banken

yurai-yukimura

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Auch wenn die Kapitaldecke noch dünn ist - die japanischen Banken erholen sich. Doch deren Aktionäre fürchten, dass die Vorstände zu viel kassieren. Und dem neuen Minister für Finanzwesen gefällt die Auslandsstrategie der Kreditinstitute nicht.

TOKIO HB. Für japanische Verhältnisse grenzte der Antrag an Majestätsbeleidigung. Ob man nicht die Vergütung aller Manager individuell aufschlüsseln könne, wollte ein Aktionär vergangene Woche auf der Hauptversammlung der Mizuho-Finanzgruppe wissen. Brüsk wurde sein Ansinnen abgelehnt. Immerhin aber ließ Takashi Tsukamoto, Chef der zweitgrößten Bank im Lande, die Aktionäre wissen, dass man angesichts der Finanzkrise nicht einfach so zur Tagesordnung übergehe: Seine eigene Entlohnung und die der zwei anderen Präsidenten in der Gruppe würden für drei Monate um 30 Prozent gekürzt.

Ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Situation von Japans Banken sei geprägt von einer „weiterhin schwachen Performance“, urteilte die Rating-Agentur Fitch.

Die Finanzkrise scheint zwar überstanden, aber der wirtschaftliche und politische Druck bleibt groß. Ob es die international diskutierten Anforderungen an das Eigenkapital sind, die Pläne für eine Bankensteuer oder die Vergütung der Führungsriege ist – die Kreditinstitute müssen sich zunehmend unangenehme Fragen gefallen lassen.

Am 29.06.2010 waren bei der größten und der drittgrößten Bank im Land, der Mitsubishi UFJ Finanzgruppe und der Sumitomo Mitsui, die Hauptversammlungen. Besonderer Aufreger dürfte dort auch die Strategie der großen Banken sein, stärker in Übersee Geschäfte zu machen. Ein Ansinnen, das der neue Minister für das Finanzwesen, Shozubaru Jimi, kritisiert: „Japanische Banken waren nie so gut im Investment-Banking wie etwa Goldman Sachs“, sagte er und ergänzte. „Sie sollten sich daran erinnern. Die Profitabilität zu stärken, ist jetzt die wichtigste Aufgabe.“ Jimi zielt damit etwa auf Beteiligungen von Mizuho an Merrill Lynch, von Sumitomo Mitsui an Barclays und Mitsubishi UFJ an Morgan Stanley.

Tatsächlich befinden sich die heimischen Banken noch im Erholungsprozess. Im abgelaufenen Geschäftsjahr kehrten etwa Mizuho mit einem Nettogewinn von 239 Mrd. Yen (2,2 Mrd. Euro) und Sumitomo mit einem Nettogewinn von 271 Mrd. Yen (2,5 Mrd. Euro) zwar in die schwarzen Zahlen zurück, doch die Eigenkapitaldecke ist bedenklich dünn. Marktbeobachter gehen davon aus, dass das Basel-Komitee zur Regelung des Kapitalmarkts die neue Quote auf 6,5 Prozent festlegen könnte. Diejenige der japanischen Banken wird derzeit auf zwei bis maximal fünf Prozent geschätzt.

Hinzu kommt, dass die von den G20-Staaten angestrebte Methode zur Berechnung des Kapitals für die Japaner ungünstig ausfallen dürfte. So sollen die Werte etwa von Softwarepaketen, Überkreuzbeteiligungen und künftigen Steuererstattungen herausgerechnet werden. Allein die Steuererstattungen machen laut Martin Schulz vom Fujitsu Research in Tokio bislang rund ein Prozent der Eigenkapitaldecke aus.

Nicht zuletzt deswegen geben die großen japanischen Banken neue Aktien aus. Sumitomo Mitsui hat sich so bereits neun Mrd. Dollar beschafft. Bei Mizuho waren es bislang sechs Mrd. Dollar (7,4 Mrd. Euro). Mitsubishi UFJ nahm bislang vier Mrd. Dollar (3,3 Mrd. Euro) ein. Mizuho plant Ende Juli per Kapitalerhöhung an weitere 857,6 Mrd. Yen (gut 7,7 Mrd. Euro) zu kommen.

Kein Wunder, dass das Interesse an der Gehaltsstruktur selbst im zurückhaltenden Japan größer wird – zumal die großen Banken zugleich die Dividende kürzen. Nach einem neuen Gesetz müssen alle gelisteten Unternehmen in Japan erstmals in diesem Jahr Vergütungen über 100 Mio. Yen (910 000 Euro) individualisiert aufschlüsseln.

Zu ersten Konsequenzen hat das offenbar bei der Shinsei-Bank geführt, die hohe Schulden von 1,3 Mrd. Euro drücken. Dort geht nun Finanzvorstand Rahul Gupta – angeblich auch wegen einer Vergütung von jährlich mehr als 100 Mio. Yen. „Die Unternehmens-Performance sollte auf einer Linie liegen mit der Managementbezahlung“, bringt es Kengo Nishiyama von Nomura auf den Punkt.

Dabei sind Vergütungen wie die von Gupta im internationalen Vergleich eher niedrig. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann kam im vergangenen Jahr auf knapp zehn Mio. Euro. Mizuho lenkte einen Tag nach der Hauptversammlung doch noch ein und schlüsselte auf, wer wie viel verdient hat. Banken-Boss Tsukamoto kassierte 114 Mio. Yen.
 

Ironhide

Na hast du Angst Kleiner?
VIP
Japanischen Banken geht es auch nicht besser als die aller anderen Nationen. Wie auch, es war eine Weltweite Krise, von der wir uns immernoch nicht wirklich erholt haben.

Die Stimmen werden überall laut und überall fordert man mehr transparenz der Banken und überhaupt des globalen Finanzmarkt. Das nimmt natürlich auch nicht vor Japan halt. Mögen die Banken dort auch nicht zu den Weltweiten Topbanken gehören und an der Spitze des Finaznmarktes stehen, so sind auch sie nicht ausgenommen davon.
 
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