Reise
Ahillea wickelte sich fester in die dünne Wolldecke ein. Fröstelnd legte sie einen Holzscheit nach.
Zum Glück regnete es nicht. Sie hatte sich das Leben auf Reisen anders vorgestellt. Wie sehr hatte sie doch von
diesem Auftrag geträumt. Jetzt sehnte sie sich in ihr warmes Studierzimmer an der Akademie zurück.
Ihre einst prachtvolle, blaue Robe war mittlerweile verdreckt und abgetragen und ihr war,
als lastete der Rucksack noch immer schwer auf ihren Schultern. Mit einem Seufzer lehnte sie sich gegen die Mauern der Ruine,
in der sie Schutz gesucht hatte. Wie alt sie wohl sein mochte? Ahillea blickte sich um. Der Boden war mit Geröllbrocken übersät
und an den noch vorhandenen Mauern wanden sich Pflanzen empor. Schatten tanzten im Einklang mit den Flammen an ihnen
und hinter den Wänden mischte sich das Rauschen des Meeres unter die Klänge der Nacht. Ahillea schloss die Augen.
Wenn sie doch nur einen Zauber gegen die Kälte wüsste. Immerhin war sie hier vor dem eisigen Seewind sicher.
Wie weit sie wohl noch wandern müsste? Bisher hatten sie ihre Nachforschungen nicht weit
gebracht.
Hoffentlich war sie im nächsten Hafen fündiger.
In Planungen versunken schweiften Ahilleas Gedanken langsam ab.
Immer weniger nahm sie um sich herum wahr, bis sie schließlich in einen leichten Halbschlaf fiel.
Leicht schwebte sie durch die Schwärze ihres Traumes, als sie plötzlich hochschreckte.
Das Feuer war bereits fast vollständig heruntergebrannt und nur noch ein glühender Aschenhaufen spendete unzureichend Wärme.
Ahillea fröstelte. Sie hatte ein ungutes Gefühl. An ihrer Umgebung hatte sich nichts verändert. Sie horchte in die Nacht.
Hatte da etwas geraschelt? Mit einem mal sprang plötzlich eine Gestalt aus den Schatten und setzte sich neben sie.
Ahillea sprang mit einem spitzen Schrei auf. Vor ihr saß ein in robuste Reisekleidung gehüllter Kerl. Schwarze Stoppel
überzogen sein Gesicht und an seiner Seite steckte ein glänzendes Jagdmesser. Ängstlich stolperte Ahillea zurück.
Dann brach der Mann in lautes Gelächter aus. Er konnte nur wenige Jahre älter sein als sie. ,,Wir haben dir wohl nen ziemlichen Schrecken eingejagt,
was Mädchen?“ Wir? Ahillea sah sich hastig um. Um die Glut saßen mittlerweile zwei weitere Männer. Scheinbar
Jäger. ,,Wir bitten vielmals um Entschuldigung. Wir ham dein Feuer gesehen und uns gedacht, etwas Gesellschaft
würde nicht schaden.
Man sieht hier selten neue Gesichter. Sicherlich haben wir uns einiges zu erzählen.“
Ahilleas Herzschlag beruhigte sich langsam.
Der Mann hatte eine recht angenehme und freundliche Stimme. Sie hatte wohl etwas überreagiert.
Beruhigt, aber dennoch vorsichtig nahm
sie Platz. ,,Nun, wir sind Kundschafter. Verzeih, dass wir uns noch nicht vorgestellt haben. Mein Name ist Eichward.
Das sind meine Begleiter
Irgrolm und Rajan.“ Ahillea versuchte sich die Namen einzuprägen. Sie hasste das unangenehme Gefühl,
den Namen einer Person nicht mehr zu kennen. ,,In was für einem Auftrag seid ihr denn unterwegs, wenn ihr Kundschafter seid?“,
versuchte Ahillea das Gespräch fortzuführen. Wieder war es Eichward der sprach: ,,Willst du dich nicht erst einmal selbst vorstellen?“
Ahillea wurde rot. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Aber war es klug, diesen Männern ihre Identität zu offenbaren? Sie kannte sie doch gar nicht.
Sollte sie etwa lügen? Das wäre ehrlos. Am besten ließ sie sie erst einmal etwas mehr Respekt vor ihr haben.
Das würde bestimmt nicht schaden. ,,Mein Name ist Ahillea. Ich bin Sonderbeauftragte der Magiergilde,
aber das habt ihr sicherlich schon an meiner Robe erkannt.“ Die Männer schauten sich ihre Kleidung näher an
. ,,Ah ja.“, schwang da etwas Furcht in der Stimme Eichwards mit? ,,Ihr seid eindeutig eine Magierin.
Verzeiht, wenn wir euch mit dem falschen Titel ansprachen, Herrin. Ihr seid doch sicher gewillt,
uns aus dieser überaus peinlichen Situation zu helfen und uns Euren Stand zu verraten, damit wir Euch den nötigen Respekt zollen können.“
Ahillea blickte sich verloren um. Sie konnte sich doch nicht für jemand höher gestellten ausgeben.
,,I-Ich bin Novizin.“ Die Männer blickten sich einen Moment lang an. ,,Sonderbeauftragte Novizin also? Ihr fühlt Euch sicherlich geehrt.“
Ahillea blickte den Mann fragend an. Klang da ein Hauch von Spott in seiner Stimme mit? ,,Naja, ich stehe der Gildenleiterin sehr nah.
Und da ist es nicht wunderlich, dass ich so wichtige Aufträge bekomme.“
,,Welcher Auftrag könnte denn so wichtig sein, eine so zierliche Dame allein
auf Reisen zu schicken?“
Das ging nun eindeutig zu weit. Hätte sie diesen Männern doch nur nie etwas gesagt.
,,Mein Auftrag ist vertraulich.“ Versuchte sich Ahillea zu retten, doch ihre Stimme klang nicht annähernd so sicher,
wie sie es sich erhofft hatte. ,,Komm schon. Du musst verstehen, dass wir uns hier schrecklich langweilen.
Wir bekommen so gut wie nie Gesellschaft... Und außerdem, wem sollten wir schon etwas erzählen? Hat es
etwas mit deinem schweren Rucksack zu tun? Ich bin mir sicher, es ist eine spannende Geschichte.“ Ahillea
zog den Rucksack an sich. ,,Nein, i-ich soll nur eine Nachricht überbringen. Hier drin sind nur einige Bücher
für meine Reise.“ Das war sogar nicht wirklich gelogen, dachte sie stolz. Die Männer richteten sich langsam auf.
,,Solche Bücher haben doch sicherlich einigen Wert. Vielleicht helfen wir dir besser tragen, bevor noch jemand auf die Idee kommt,
sie dir zu stehlen.“ Ahillea sah Eichward aus ängstlichen Augen an. Was sollte sie tun? Die Bücher waren von unschätzbarer Wichtigkeit
für die Gilde. Wenn sie sie verlöre, würde sie ihre Ausbildung niemals beenden dürfen! Verzweifelt versuchte sie mitsamt
dem Rucksack loszurennen, doch Eichward packte sie. ,,He, sind wir etwa so eine schlechte Gesellschaft?“
Die Männer versuchten nun nicht mehr, ihr Freundlichkeit vorzuspielen. Mit einem boshaften Grinsen kamen sie näher.
,,Am besten du bist brav, dann müssen wir dir nicht wehtun.“ Ahillea klammerte sich an den Rucksack.
Was würden diese Männer mit ihr tun wenn sie ihn bekommen hatten? Hätte ihr Leben überhaupt einen Wert für sie
? Wenn ihr doch bloß ein Zauber einfallen würde. Hektisch versuchte sie die Formeln der ihr bekannten Kampfzauber
zu rezitieren, doch die Angst legte sich wie ein Schleier über ihre Erinnerungen und nahm ihr jede Konzentration.
Rajan hatte ihr mittlerweile den Rucksack abgenommen. Er warf einen kurzen Blick hinein, blätterte durch die Bücher
und verstaute dann alles zufrieden. ,,Wunderbar.“, sagte er. ,,Das wärs.“ Eichward blickte ihn verdutzt an:
,,Du willst schon gehen? Es wird doch grade erst lustig.“ Rajan schaute einen Moment ratlos, dann trat ei
n entsetzter Ausdruck auf sein Gesicht: ,,Nein. Eichward, sie hat nichts damit zu tun. Wir sollten doch nur...“,
er brach ab. Wütend stapfte Rajan mitsamt des Rucksacks aus der Ruine. ,,Dann wäre das doch geklärt.“,
flüsterte Eichward Ahillea ins Ohr. Reglos und mit aufgerissenen Augen spürte sie seine groben Hände über ihre Brüste streichen.
Seine Umklammerung wurde fester. Irgrolm packte ihr Gesicht und lächelte sie bösartig an. ,,Bitte, nein...“,
hauchte Ahillea, doch fehlte ihr alle Kraft. Mit kräftigem Griff rieb Eichwards Hand zwischen ihren Schenkeln,
während er sich an ihren Hintern drückte. Ahillea schluchzte.
Nein, so hatte sie sich das Reisen wirklich nicht vorgestellt.
Entsetzt fühlte sie, wie zwei Hände ihre Robe anhoben.
Sie konnte Eichwards Gemächt durch seine Hose erhärten spüren. Eine einzelne Träne lief über Ahilleas Wange
, dann drückte Irgrolm ihr Gesicht herunter. Ahillea schloss die Augen, versuchte sich an einen anderen Ort zu denken,
doch es wollte ihr nicht gelingen. Etwas warmes, fleischiges drückte gegen ihre Lippen. Sie versuchte den Kopf zu verdrehen,
doch Irgrolm drückte sie immer fester dagegen. Unter dem grauenvollen Lachen der Kerle schluchzte Ahillea.
Versuchte den Schlägen zu trotzen bis sie sich schließlich fügte und den Mund öffnete.
Salzig und bitter schob sich etwas ihren Rachen hinab. Ahillea musste würgen, doch Irgrolm presste sie gegen sich.
Tränen flossen aus Ahilleas Augen, während ihr Kopf vor und zurück bewegt wurde. Speichel lief aus
ihren Mundwinkeln und mit jedemmal drückte sich der Mann tiefer, während Ahillea sich unter lauten Würgegeräusche zurück
in ihr Studierzimmer wünschte. Eine weitere Berührung ließ sie erstarren. Eichward ließ nun von ihren schmerzenden Brüsten ab,
schlug auf ihren Hinter und drang dann mit einem gewaltigen Stoß in ihre Scheide ein. Ahillea wollte schreien,
doch drang kaum ein laut aus ihrer verstopften Kehle. In rasantem Tempo bewegten sich die Männer in ihr.
Ihr Körper wurde durchgeschüttelt und sie spürte eine warme Flüssigkeit zwischen ihren Schenkeln entlang laufen.
Windend und strampelnd versuchte Ahillea zu entkommen, doch der Griff der Kerle war zu stark.
Unter stummen Tränen ließ sie die Pein über sich ergehen. Spürte, wie sich die Männer lustvoll in ihrem Körper rieben.
Dann wurde ihr ein Schwall warmer Flüssigkeit in den Mund gespritzt, während sich etwas, das sie nicht wahrhaben wollte,
von innen gegen ihre Wange drückte. Ahillea versuchte es auszuspucken. Warf den Kopf hin und her.
Erneut versuchte sie verzweifelt, sich an eine Formel zu erinnern. Auch durch Eichwards Körper ging ein Schauer.
Sie spürte seine Erregung in sich. Panisch versuchte Ahillea die Männer wegzustoßen. Das musste ein Ende haben.
Was würden sie mit ihr tun, jetzt wo sie ihr alles genommen hatten? Unter Aufwand aller Kraft stemmte sich Ahillea gegen Irgrolm.
Plötzlich tauchten Wortfetzen in ihren Erinnerungen auf. Intuitiv brüllte sie sie heraus.
Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde wurde Irgrolm von einer gewaltigen Stoßwelle erfasst.
Als würde die Zeit langsamer fließen, sah Ahillea, wie sein Körper gegen die Mauer der Ruine geschleudert wurde
. Ein markerschütterndes Knacken und Knirschen ertönte. Ahillea sah weg. Eichward blickte sie kurz entsetzt an.
Dann rannte er unter panischen Rufen davon.
Reglos harrte Ahillea aus. Immer wieder spukte sie und hatte sich bestimmt bereits
zum hundertsten mal den Mund ausgewaschen. Sie wusste nicht mehr, wann sie zur Küste gegangen war.
Erneut wusch sie ihren mittlerweile völlig unterkühlten Körper im Meer. Die Kälte nahm sie schon nicht mehr wahr,
und doch spürte sie noch die Berührungen der Männer. Weitere Zeit verging, bis sie sich an das erloschene Feuer legte,
die Decke fest umklammert. Mit Tränen in den Augen begann sie einen Zauber zu weben, um die Schrecke der Nacht für
immer aus ihrem Bewusstsein zu verbannen.
Wie aus einem schlechten Traum erwacht schreckte Ahillea mit den ersten Sonnenstrahlen hoch.
Der Boden um sie herum war blutüberströmt, doch nahm sie dies nicht wahr. Ihr Blick fiel auf den toten Körper Irgrolms.
Hatte sie das getan? Ängstlich und angewidert trat Ahillea auf den mittlerweile von Fliegen bedeckten Körper zu.
Neben ihm lag eine Umhängetasche. Neugierig öffnete sie sie. Ahillea zog einen Brotbeutel und etwas Hartwurst hervor.
Vielleicht sollte sie es an sich nehmen. Ihre Vorräte waren schließlich im Rucksack gewesen...
Der Rucksack! Eine Erinnerung blitzte in ihrem Kopf auf. Sie musste ihn wiederfinden! Wie hatte sie nur so naiv sein können!
Hektisch wühlte sie tiefer in der Tasche, bis sie auf eine Pergamentrolle stieß. Vorsichtig rollte sie sie auf.
Ahillea blickte auf eine grob gezeichnete Seekarte mit einigen Notizen darauf. Sie konnte nur hoffen,
dass es sich um die Wegbeschreibung des Punktes handelte, zudem die Männer des Rucksack bringen sollten.
Schließlich hatte einer der Kerle irgendetwas von einem Auftrag angedeutet.
Ahillea betete, dass sie die Bücher nicht den Feinden der Gilde zugespielt hatte,
während sie zur nächsten Stadt eilte. Die kurze Strecke kam ihr endlos vor.
Ohne auf ihre Umgebung zu achten drängte sich Ahillea ins Hafenviertel.
Der Geruch von fauligem Fisch und Alkohol stieg in ihre Nase, als sie die Docks betrat.
Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel und viele Männer waren damit beschäftigt,
große Holzkisten von einem Schiff in eine heruntergekommene Lagerhalle zu verfrachten.
Insgesamt lagen drei größere Schiffe vor Anker. Ahillea wich einem betrunkenen Alten aus und trat auf das größte der Schiffe zu.
Etwas irritiert sah sie sich um. Eine Stimme vom Deck des Schiffes erweckte ihre Aufmerksamkeit. ,,Heh, was wollt ihr, Magierin?“,
rief einer der Matrosen ihr zu. ,,Ich bin auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit.“, schrie Ahillea zurück.
Einen kurzen Moment später trat ein gut gekleideter Mann vom Schiff auf sie zu. ,,Wo wollt ihr denn hin?“
Ahillea überlegte kurz und zeigte dem Mann dann die Pergamentrolle. ,,Haha, das sieht ja aus wie eine Schatzkarte.
Ich kenne diesen Ort. Doch er liegt weit ab von unserer Route. Das könnte teuer für Euch werden.
Was seid ihr denn zu zahlen bereit?“ Der Mann musterte sie, doch Ahillea begann in ihrer Gürteltasche zu wühlen.
,,Nun, ich könnte Euch sechs Silbertaler bieten.“, bot Ahillea hoffnungsvoll an, doch die Antwort war nur ein Lachen.
,,Versucht es doch mal bei diesen zwielichtigen Gestalten dort. Die nehmen alles auf.“, rief ihr der Mann hinterher,
während er zurück an Deck ging. Verärgert marschierte Ahillea auf das ihr empfohlene Schiff zu.
Wie sollte sie denn ohne Geld zu ihrem Ziel kommen? Die Worte des Mannes gingen ihr nocheinmal durch den Kopf.
Dann trat sie mit einem Grinsen auf die Gestalt mit Dreispitz, Holzbein und Augenklappe zu. ,,Ich hörte ihr seid an Geld interessiert.“,
flüsterte Ahillea verschwörerisch. Über ihre Lügen versuchte sie sich keine Gedanken zu machen. In diesem Fall,
musste der Zweck die Mittel heiligen. Der Seemann blickte sie interessiert an.
,,Ich bin wie ihr sicher erkannt habt im Auftrag der Magiergilde unterwegs.
Wir konnten diese alte Karte in unseren Besitz bringen.“ Geheimtuerisch zeigte sie ihm die Karte.
Meine Gilde ist an einer auf dieser, sie deutete auf ihr Ziel, Insel befindlichen magisch versiegelten Kammer interessiert,
in der sich für uns wertvolle Dokumente befinden. Doch brauche ich jemand erfahrenes, der mich dorthin bringt.“
Scheinbar hatte ihr Plan Erfolg. Mit gedämpfter Stimme antwortete der Mann: ,,Und in dieser Kammer,
was ist da noch so drin?“ Ahillea setzte ein Grinsen auf: ,,Gut dass Ihr fragt. Neben den Dokumenten,
sind da noch mehrere Wertgegenstände wie Gold, Schmuck und diverse Steine, die meine Gilde jedoch nicht interessieren.
“ Der Seemann lächelte nun ebenfalls: ,,Dann nehme ich an, dass wir Euch zu dieser Insel bringen könnten und ihr uns,
nachdem ihr die Kammer geöffnet habt, diese Wertgegenstände überlasst?“ Ahillea war überrascht, wie leichtgläubig der Mann war
. Sie schämte sich schon fast dafür, wie sehr sie sein Vertrauen missbrauchte, doch sie musste diese Bücher wiedererlangen.
,,Ihr seid klug. Genau so lautet mein Angebot.“ Der alte Seemann überlegte kurz. Dann antwortete er strahlend:
,,Darauf hat meine Crew seit langem gewartet! Kommt an Bord. Morgen brechen wir auf zur Schatzsuche!“
Ahillea wickelte sich fester in die dünne Wolldecke ein. Fröstelnd legte sie einen Holzscheit nach.
Zum Glück regnete es nicht. Sie hatte sich das Leben auf Reisen anders vorgestellt. Wie sehr hatte sie doch von
diesem Auftrag geträumt. Jetzt sehnte sie sich in ihr warmes Studierzimmer an der Akademie zurück.
Ihre einst prachtvolle, blaue Robe war mittlerweile verdreckt und abgetragen und ihr war,
als lastete der Rucksack noch immer schwer auf ihren Schultern. Mit einem Seufzer lehnte sie sich gegen die Mauern der Ruine,
in der sie Schutz gesucht hatte. Wie alt sie wohl sein mochte? Ahillea blickte sich um. Der Boden war mit Geröllbrocken übersät
und an den noch vorhandenen Mauern wanden sich Pflanzen empor. Schatten tanzten im Einklang mit den Flammen an ihnen
und hinter den Wänden mischte sich das Rauschen des Meeres unter die Klänge der Nacht. Ahillea schloss die Augen.
Wenn sie doch nur einen Zauber gegen die Kälte wüsste. Immerhin war sie hier vor dem eisigen Seewind sicher.
Wie weit sie wohl noch wandern müsste? Bisher hatten sie ihre Nachforschungen nicht weit
gebracht.
Hoffentlich war sie im nächsten Hafen fündiger.
In Planungen versunken schweiften Ahilleas Gedanken langsam ab.
Immer weniger nahm sie um sich herum wahr, bis sie schließlich in einen leichten Halbschlaf fiel.
Leicht schwebte sie durch die Schwärze ihres Traumes, als sie plötzlich hochschreckte.
Das Feuer war bereits fast vollständig heruntergebrannt und nur noch ein glühender Aschenhaufen spendete unzureichend Wärme.
Ahillea fröstelte. Sie hatte ein ungutes Gefühl. An ihrer Umgebung hatte sich nichts verändert. Sie horchte in die Nacht.
Hatte da etwas geraschelt? Mit einem mal sprang plötzlich eine Gestalt aus den Schatten und setzte sich neben sie.
Ahillea sprang mit einem spitzen Schrei auf. Vor ihr saß ein in robuste Reisekleidung gehüllter Kerl. Schwarze Stoppel
überzogen sein Gesicht und an seiner Seite steckte ein glänzendes Jagdmesser. Ängstlich stolperte Ahillea zurück.
Dann brach der Mann in lautes Gelächter aus. Er konnte nur wenige Jahre älter sein als sie. ,,Wir haben dir wohl nen ziemlichen Schrecken eingejagt,
was Mädchen?“ Wir? Ahillea sah sich hastig um. Um die Glut saßen mittlerweile zwei weitere Männer. Scheinbar
Jäger. ,,Wir bitten vielmals um Entschuldigung. Wir ham dein Feuer gesehen und uns gedacht, etwas Gesellschaft
würde nicht schaden.
Man sieht hier selten neue Gesichter. Sicherlich haben wir uns einiges zu erzählen.“
Ahilleas Herzschlag beruhigte sich langsam.
Der Mann hatte eine recht angenehme und freundliche Stimme. Sie hatte wohl etwas überreagiert.
Beruhigt, aber dennoch vorsichtig nahm
sie Platz. ,,Nun, wir sind Kundschafter. Verzeih, dass wir uns noch nicht vorgestellt haben. Mein Name ist Eichward.
Das sind meine Begleiter
Irgrolm und Rajan.“ Ahillea versuchte sich die Namen einzuprägen. Sie hasste das unangenehme Gefühl,
den Namen einer Person nicht mehr zu kennen. ,,In was für einem Auftrag seid ihr denn unterwegs, wenn ihr Kundschafter seid?“,
versuchte Ahillea das Gespräch fortzuführen. Wieder war es Eichward der sprach: ,,Willst du dich nicht erst einmal selbst vorstellen?“
Ahillea wurde rot. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Aber war es klug, diesen Männern ihre Identität zu offenbaren? Sie kannte sie doch gar nicht.
Sollte sie etwa lügen? Das wäre ehrlos. Am besten ließ sie sie erst einmal etwas mehr Respekt vor ihr haben.
Das würde bestimmt nicht schaden. ,,Mein Name ist Ahillea. Ich bin Sonderbeauftragte der Magiergilde,
aber das habt ihr sicherlich schon an meiner Robe erkannt.“ Die Männer schauten sich ihre Kleidung näher an
. ,,Ah ja.“, schwang da etwas Furcht in der Stimme Eichwards mit? ,,Ihr seid eindeutig eine Magierin.
Verzeiht, wenn wir euch mit dem falschen Titel ansprachen, Herrin. Ihr seid doch sicher gewillt,
uns aus dieser überaus peinlichen Situation zu helfen und uns Euren Stand zu verraten, damit wir Euch den nötigen Respekt zollen können.“
Ahillea blickte sich verloren um. Sie konnte sich doch nicht für jemand höher gestellten ausgeben.
,,I-Ich bin Novizin.“ Die Männer blickten sich einen Moment lang an. ,,Sonderbeauftragte Novizin also? Ihr fühlt Euch sicherlich geehrt.“
Ahillea blickte den Mann fragend an. Klang da ein Hauch von Spott in seiner Stimme mit? ,,Naja, ich stehe der Gildenleiterin sehr nah.
Und da ist es nicht wunderlich, dass ich so wichtige Aufträge bekomme.“
,,Welcher Auftrag könnte denn so wichtig sein, eine so zierliche Dame allein
auf Reisen zu schicken?“
Das ging nun eindeutig zu weit. Hätte sie diesen Männern doch nur nie etwas gesagt.
,,Mein Auftrag ist vertraulich.“ Versuchte sich Ahillea zu retten, doch ihre Stimme klang nicht annähernd so sicher,
wie sie es sich erhofft hatte. ,,Komm schon. Du musst verstehen, dass wir uns hier schrecklich langweilen.
Wir bekommen so gut wie nie Gesellschaft... Und außerdem, wem sollten wir schon etwas erzählen? Hat es
etwas mit deinem schweren Rucksack zu tun? Ich bin mir sicher, es ist eine spannende Geschichte.“ Ahillea
zog den Rucksack an sich. ,,Nein, i-ich soll nur eine Nachricht überbringen. Hier drin sind nur einige Bücher
für meine Reise.“ Das war sogar nicht wirklich gelogen, dachte sie stolz. Die Männer richteten sich langsam auf.
,,Solche Bücher haben doch sicherlich einigen Wert. Vielleicht helfen wir dir besser tragen, bevor noch jemand auf die Idee kommt,
sie dir zu stehlen.“ Ahillea sah Eichward aus ängstlichen Augen an. Was sollte sie tun? Die Bücher waren von unschätzbarer Wichtigkeit
für die Gilde. Wenn sie sie verlöre, würde sie ihre Ausbildung niemals beenden dürfen! Verzweifelt versuchte sie mitsamt
dem Rucksack loszurennen, doch Eichward packte sie. ,,He, sind wir etwa so eine schlechte Gesellschaft?“
Die Männer versuchten nun nicht mehr, ihr Freundlichkeit vorzuspielen. Mit einem boshaften Grinsen kamen sie näher.
,,Am besten du bist brav, dann müssen wir dir nicht wehtun.“ Ahillea klammerte sich an den Rucksack.
Was würden diese Männer mit ihr tun wenn sie ihn bekommen hatten? Hätte ihr Leben überhaupt einen Wert für sie
? Wenn ihr doch bloß ein Zauber einfallen würde. Hektisch versuchte sie die Formeln der ihr bekannten Kampfzauber
zu rezitieren, doch die Angst legte sich wie ein Schleier über ihre Erinnerungen und nahm ihr jede Konzentration.
Rajan hatte ihr mittlerweile den Rucksack abgenommen. Er warf einen kurzen Blick hinein, blätterte durch die Bücher
und verstaute dann alles zufrieden. ,,Wunderbar.“, sagte er. ,,Das wärs.“ Eichward blickte ihn verdutzt an:
,,Du willst schon gehen? Es wird doch grade erst lustig.“ Rajan schaute einen Moment ratlos, dann trat ei
n entsetzter Ausdruck auf sein Gesicht: ,,Nein. Eichward, sie hat nichts damit zu tun. Wir sollten doch nur...“,
er brach ab. Wütend stapfte Rajan mitsamt des Rucksacks aus der Ruine. ,,Dann wäre das doch geklärt.“,
flüsterte Eichward Ahillea ins Ohr. Reglos und mit aufgerissenen Augen spürte sie seine groben Hände über ihre Brüste streichen.
Seine Umklammerung wurde fester. Irgrolm packte ihr Gesicht und lächelte sie bösartig an. ,,Bitte, nein...“,
hauchte Ahillea, doch fehlte ihr alle Kraft. Mit kräftigem Griff rieb Eichwards Hand zwischen ihren Schenkeln,
während er sich an ihren Hintern drückte. Ahillea schluchzte.
Nein, so hatte sie sich das Reisen wirklich nicht vorgestellt.
Entsetzt fühlte sie, wie zwei Hände ihre Robe anhoben.
Sie konnte Eichwards Gemächt durch seine Hose erhärten spüren. Eine einzelne Träne lief über Ahilleas Wange
, dann drückte Irgrolm ihr Gesicht herunter. Ahillea schloss die Augen, versuchte sich an einen anderen Ort zu denken,
doch es wollte ihr nicht gelingen. Etwas warmes, fleischiges drückte gegen ihre Lippen. Sie versuchte den Kopf zu verdrehen,
doch Irgrolm drückte sie immer fester dagegen. Unter dem grauenvollen Lachen der Kerle schluchzte Ahillea.
Versuchte den Schlägen zu trotzen bis sie sich schließlich fügte und den Mund öffnete.
Salzig und bitter schob sich etwas ihren Rachen hinab. Ahillea musste würgen, doch Irgrolm presste sie gegen sich.
Tränen flossen aus Ahilleas Augen, während ihr Kopf vor und zurück bewegt wurde. Speichel lief aus
ihren Mundwinkeln und mit jedemmal drückte sich der Mann tiefer, während Ahillea sich unter lauten Würgegeräusche zurück
in ihr Studierzimmer wünschte. Eine weitere Berührung ließ sie erstarren. Eichward ließ nun von ihren schmerzenden Brüsten ab,
schlug auf ihren Hinter und drang dann mit einem gewaltigen Stoß in ihre Scheide ein. Ahillea wollte schreien,
doch drang kaum ein laut aus ihrer verstopften Kehle. In rasantem Tempo bewegten sich die Männer in ihr.
Ihr Körper wurde durchgeschüttelt und sie spürte eine warme Flüssigkeit zwischen ihren Schenkeln entlang laufen.
Windend und strampelnd versuchte Ahillea zu entkommen, doch der Griff der Kerle war zu stark.
Unter stummen Tränen ließ sie die Pein über sich ergehen. Spürte, wie sich die Männer lustvoll in ihrem Körper rieben.
Dann wurde ihr ein Schwall warmer Flüssigkeit in den Mund gespritzt, während sich etwas, das sie nicht wahrhaben wollte,
von innen gegen ihre Wange drückte. Ahillea versuchte es auszuspucken. Warf den Kopf hin und her.
Erneut versuchte sie verzweifelt, sich an eine Formel zu erinnern. Auch durch Eichwards Körper ging ein Schauer.
Sie spürte seine Erregung in sich. Panisch versuchte Ahillea die Männer wegzustoßen. Das musste ein Ende haben.
Was würden sie mit ihr tun, jetzt wo sie ihr alles genommen hatten? Unter Aufwand aller Kraft stemmte sich Ahillea gegen Irgrolm.
Plötzlich tauchten Wortfetzen in ihren Erinnerungen auf. Intuitiv brüllte sie sie heraus.
Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde wurde Irgrolm von einer gewaltigen Stoßwelle erfasst.
Als würde die Zeit langsamer fließen, sah Ahillea, wie sein Körper gegen die Mauer der Ruine geschleudert wurde
. Ein markerschütterndes Knacken und Knirschen ertönte. Ahillea sah weg. Eichward blickte sie kurz entsetzt an.
Dann rannte er unter panischen Rufen davon.
Reglos harrte Ahillea aus. Immer wieder spukte sie und hatte sich bestimmt bereits
zum hundertsten mal den Mund ausgewaschen. Sie wusste nicht mehr, wann sie zur Küste gegangen war.
Erneut wusch sie ihren mittlerweile völlig unterkühlten Körper im Meer. Die Kälte nahm sie schon nicht mehr wahr,
und doch spürte sie noch die Berührungen der Männer. Weitere Zeit verging, bis sie sich an das erloschene Feuer legte,
die Decke fest umklammert. Mit Tränen in den Augen begann sie einen Zauber zu weben, um die Schrecke der Nacht für
immer aus ihrem Bewusstsein zu verbannen.
Wie aus einem schlechten Traum erwacht schreckte Ahillea mit den ersten Sonnenstrahlen hoch.
Der Boden um sie herum war blutüberströmt, doch nahm sie dies nicht wahr. Ihr Blick fiel auf den toten Körper Irgrolms.
Hatte sie das getan? Ängstlich und angewidert trat Ahillea auf den mittlerweile von Fliegen bedeckten Körper zu.
Neben ihm lag eine Umhängetasche. Neugierig öffnete sie sie. Ahillea zog einen Brotbeutel und etwas Hartwurst hervor.
Vielleicht sollte sie es an sich nehmen. Ihre Vorräte waren schließlich im Rucksack gewesen...
Der Rucksack! Eine Erinnerung blitzte in ihrem Kopf auf. Sie musste ihn wiederfinden! Wie hatte sie nur so naiv sein können!
Hektisch wühlte sie tiefer in der Tasche, bis sie auf eine Pergamentrolle stieß. Vorsichtig rollte sie sie auf.
Ahillea blickte auf eine grob gezeichnete Seekarte mit einigen Notizen darauf. Sie konnte nur hoffen,
dass es sich um die Wegbeschreibung des Punktes handelte, zudem die Männer des Rucksack bringen sollten.
Schließlich hatte einer der Kerle irgendetwas von einem Auftrag angedeutet.
Ahillea betete, dass sie die Bücher nicht den Feinden der Gilde zugespielt hatte,
während sie zur nächsten Stadt eilte. Die kurze Strecke kam ihr endlos vor.
Ohne auf ihre Umgebung zu achten drängte sich Ahillea ins Hafenviertel.
Der Geruch von fauligem Fisch und Alkohol stieg in ihre Nase, als sie die Docks betrat.
Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel und viele Männer waren damit beschäftigt,
große Holzkisten von einem Schiff in eine heruntergekommene Lagerhalle zu verfrachten.
Insgesamt lagen drei größere Schiffe vor Anker. Ahillea wich einem betrunkenen Alten aus und trat auf das größte der Schiffe zu.
Etwas irritiert sah sie sich um. Eine Stimme vom Deck des Schiffes erweckte ihre Aufmerksamkeit. ,,Heh, was wollt ihr, Magierin?“,
rief einer der Matrosen ihr zu. ,,Ich bin auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit.“, schrie Ahillea zurück.
Einen kurzen Moment später trat ein gut gekleideter Mann vom Schiff auf sie zu. ,,Wo wollt ihr denn hin?“
Ahillea überlegte kurz und zeigte dem Mann dann die Pergamentrolle. ,,Haha, das sieht ja aus wie eine Schatzkarte.
Ich kenne diesen Ort. Doch er liegt weit ab von unserer Route. Das könnte teuer für Euch werden.
Was seid ihr denn zu zahlen bereit?“ Der Mann musterte sie, doch Ahillea begann in ihrer Gürteltasche zu wühlen.
,,Nun, ich könnte Euch sechs Silbertaler bieten.“, bot Ahillea hoffnungsvoll an, doch die Antwort war nur ein Lachen.
,,Versucht es doch mal bei diesen zwielichtigen Gestalten dort. Die nehmen alles auf.“, rief ihr der Mann hinterher,
während er zurück an Deck ging. Verärgert marschierte Ahillea auf das ihr empfohlene Schiff zu.
Wie sollte sie denn ohne Geld zu ihrem Ziel kommen? Die Worte des Mannes gingen ihr nocheinmal durch den Kopf.
Dann trat sie mit einem Grinsen auf die Gestalt mit Dreispitz, Holzbein und Augenklappe zu. ,,Ich hörte ihr seid an Geld interessiert.“,
flüsterte Ahillea verschwörerisch. Über ihre Lügen versuchte sie sich keine Gedanken zu machen. In diesem Fall,
musste der Zweck die Mittel heiligen. Der Seemann blickte sie interessiert an.
,,Ich bin wie ihr sicher erkannt habt im Auftrag der Magiergilde unterwegs.
Wir konnten diese alte Karte in unseren Besitz bringen.“ Geheimtuerisch zeigte sie ihm die Karte.
Meine Gilde ist an einer auf dieser, sie deutete auf ihr Ziel, Insel befindlichen magisch versiegelten Kammer interessiert,
in der sich für uns wertvolle Dokumente befinden. Doch brauche ich jemand erfahrenes, der mich dorthin bringt.“
Scheinbar hatte ihr Plan Erfolg. Mit gedämpfter Stimme antwortete der Mann: ,,Und in dieser Kammer,
was ist da noch so drin?“ Ahillea setzte ein Grinsen auf: ,,Gut dass Ihr fragt. Neben den Dokumenten,
sind da noch mehrere Wertgegenstände wie Gold, Schmuck und diverse Steine, die meine Gilde jedoch nicht interessieren.
“ Der Seemann lächelte nun ebenfalls: ,,Dann nehme ich an, dass wir Euch zu dieser Insel bringen könnten und ihr uns,
nachdem ihr die Kammer geöffnet habt, diese Wertgegenstände überlasst?“ Ahillea war überrascht, wie leichtgläubig der Mann war
. Sie schämte sich schon fast dafür, wie sehr sie sein Vertrauen missbrauchte, doch sie musste diese Bücher wiedererlangen.
,,Ihr seid klug. Genau so lautet mein Angebot.“ Der alte Seemann überlegte kurz. Dann antwortete er strahlend:
,,Darauf hat meine Crew seit langem gewartet! Kommt an Bord. Morgen brechen wir auf zur Schatzsuche!“
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