Als Postbote lernt man natürlich beide Parteien kennen und hört zudem noch die Geschichten von den Stammzustellern.
Bin der Ansicht, dass es bei den Messies vorher in der Familie jemanden gab, der für Ordnung gesorgt hat. Dann ist die Person verstorben oder ausgezogen und die Sammelei geht los. Scheinen wohl selbstständig keine Ordnung halten zu können. Denke mal nicht, dass man schon als Messie geboren wird. Muss wohl was in der Kindheit vorgefallen sein, entweder, dass man lernt, nicht alles sofort wegzuschmeissen und man bestraft wird, wenn man es doch tut und später gar nicht mehr entscheiden kann, was wirklich Müll ist oder noch einen Wert hat oder dass die Wohnung nicht nur sauber, sondern richtig steril gehalten wurde, dass später dazu eine Anti-Haltung entstand. So ungefähr.
Hatte auch mal Mietnomaden in einem Revier. Da kann ich aber nicht behaupten, dass da in der Kindheit was falsch glaufen ist, das ist einfach nur kriminell. Das macht man ja ganz bewusst. Zudem kommt noch, dass die sich nicht nur um nichts kümmern, sondern die Wohnung absichtlich ruinieren. Ist denen ja auch egal, nach ihnen kommt ja bekanntlich die Sintflut.
Da hatte ich einen, der hat sich ein richtiges Schwein in der Wohnung gehalten. So ein Tier "saut" ja ganz schön rum, so dass der Vermieter am Ende auf über 20.000 Euro Renovierungskosten sitzen geblieben ist, weil schon teilweise der Siff ins Fundament eingegangen ist. Hinzu kommt noch die fehlenden Einnahmen aus den vorherigen Monaten und die zukünftig fehlenden Einnahmen, denn die Wohnung ist ja erst einmal unbewohnbar, dafür kannste ja nichts nehmen.
Obwohl es aber auch unter den Mietern dann viele gibt, die die Wohnung trotzdem weitervermieten und die neuen Mieter hinterher versuchen, als schuldige für die Schäden hinzustellen.
Aber eine dritte Gruppe, hab ich fast in jedem Revier, die erkennt man sofort an der Post, ohne die Leute je gesehen zu haben und ohne die Geschichte vom Stammzusteller, undzwar sind das die, die über ihren Verhältnissen leben. Das sind jetzt nicht die, die einen Kredit aufgenommen haben und ihnen kommt was dazwischen, wie z. B. Unfall mit anschließender Arbeitsunfähigkeit, die sind nämlich noch meistens so bodenständig, dass sie sich eine günstigere Wohnung suchen, um wenigstens von den Schulden runterzukommen. Es sind die Leute, die ganz bewusst in ein Villenviertel ziehen und versuchen mit den Leuten dort mitzuhalten. Da hat vielleicht einer aus der Familie einen gut bezahlten Job, aber es reicht vielleicht nur fürs Haus und fürs Auto, aber damit geben sich die Leute ja nicht zufrieden, es muss ja mit den anderen mitgehalten werden, also auch teure Hobbies, Urlaub, Designerklamotten usw. Wer es kann, der soll es ja tun, ist auch gut so, weil dadurch ganze Industriezweige ernährt werden, aber diese Leute können es definitiv nicht.
Keine Frage; dass da irgendwann Schluss ist, ist einfach nur das logische Ende.
ABER - und da kommen wir alle ins Spiel - kriegen die Banken und Unternehmen ja meistens nur einen Teil ihres Geldes zurück. Die Folge ist natürlich, dass austehende Beträge mit den Zinsen und Preisen verrechnet werden, die letztendlich von allen gezahlt werden. Hab auch selber solche Leute in der Familie und wir warten halt nur noch auf den beschriebenen Tag X, an dem das Ende erreicht ist. Die können uns danach gerne die Ohren volljankern, wie schlecht es ihnen geht, aber die sollen auf keinen Fall wegen Geld angeschissen kommen. Die sollen viel mehr froh sein, dass der Staat sie nicht verhungern lässt.
Jetzt noch ein bisschen zu mir: Ich bin der absolute Anit-Messie.
Alles was ich nicht mehr brauche kommt weg oder wird verkauft. Als ich früher kein normales Fernsehprogramm mehr geguckt hab, sondern mich nur noch mit dem Internet beschäftigt hab, ist der Fernseher verkauft worden. DVDs/CDs kann ich auch über den Rechner gucken/hören. Als mein Wecker kaputtgegangen ist, hab ich auch keinen neuen geholt, warum auch, das Handy hat doch eine Weckfunktion, sowie eine Kamera, also wozu noch eine normale Kamera behalten? Radio und Stereoanlage brauch ich nicht, dafür hab ich Internet und anständigen Sound. Blumen kommen mir gar nicht in die Bude, Dekoration beschränkt sich auf die Bilder an der Wand und eine Wanduhr, die eigentlich auch nicht sein müsste, aber die zeigt mir ja auch ganz praktisch die Temperatur und die Mondphase an. Selbst Mangas werden nach dem Lesen verkauft, die werden hier auch nicht gesammelt. Wer meint, mir ein Parfumm schenken zu müssen, muss sich nicht wundern, wenns bei eBay auftaucht, mehr als max. zwei will ich hier nicht rumstehen haben. Was soll ich mit ner Kaffeemaschine, wenn ich selbst keinen Kaffee trinke? Was soll ich mit nem Eisfach im Kühlschrank, ich will das Bier trinken und nicht lecken. Spart man noch ein bisschen an den Kleinteilen, da kann dann schon mal eine Kommode wegfallen, die Nachttischlampe ersetzen wir durch ein Drucklicht mit Wandmontage, das Bett kann somit näher an die Wand und wir haben wieder mehr Platz und weniger zu putzen. Ältere Dokument und Schreiben werden eingescannt, brauch ich nicht so viele Ordner horten.
Das einzige, wovon ich viel hab, sind Klamotten. Wohl meine weiblichen Gene. Hab ja auch genug Platz dafür und ein Kleiderschrank steht ja auch eher unauffällig und pflegeleicht im Raum.
Für einen Umzug brauch ich keinen 7,5 Tonner, das kriegste alles in einen Bulli rein, ohne zweimal fahren zu müssen.
Nun könnt man das alles als unpersönlich und kalt beschreiben, aber ich fühl mich so wohl. Platz zu haben und möglichst alles pflegeleicht, kein unnötiges Gedöns, ist meine eigene Vorstellung von Freiheit. Wenn ich z. B. den Fernseher behalten hätte, dann nur, weil es die allgemeine Vorstellung von "Normalbesitz" ist. Ich würde da immer schön staubputzen, aber nutzen würde ich es nicht. Das ist doch scheiße, zumal so ein Teil auch noch Platz wegnimmt.
Ich fühl mich einfach unwohl in Räumen, die so voll Zeug stehen, dass man sich nicht einfach mal umdrehen kann, ohne Angst zu haben, etwas abzuräumen. Das ist nichts für mich, ich will keinen Wohlstand definieren, indem ich viel besitze, ich will einfach nur frei sein.