[Diskussion] Rambo: Last Blood

TheDarkness2

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Rambo ist schon eine seltsame Serie. Der erste Teil ist ein bodenständiger Actionfilm mit einem tieferen Sinn. Der Staat der aus einem Mann die perfekte Kriegsmaschine macht und dann die Konsequenzen die der Krieg auf diese Maschine hat. John Rambo war eine tragische Figur, der aufgrund von Hass, Arroganz und Vorurteilen der Krieg erneut aufgezwungen wurde. Es war mehr ein Drama mit Action Einschlag. Rambo 2 dagegen, nun es war ein solider Action Flick wie es sie damals zu Hunderten gab. Aber Stallone verstand seine Figur, er gab ihr Tiefe und Persönlichkeit. Und das hob Rambo 2 dann doch ein wenig über die ganzen Streifen von damals. Rambo 3, tja da wird es schwierig. Rambo ist in diesem Film die Onliner klopfende, unaufhaltbare und brutale Kriegsmaschine die mal eben eine ganze Armee aushebt ohne mit der Wimper zu zucken. Es ist und bleibt ein Over the Top Action Streifen der sich selbst nicht ernst nimmt und überzogene Gewalt der eher geerdeten Action der ersten beiden Filme vorzieht. Danach dauerte es fast 20 Jahre bis Stallone zurück kehrte in seiner ikonischen Rolle als gebeutelter Kriegsveteran. John Rambo ist indiziert und das hat seinen Grund. Der Film ist eine schonungslose und realistisch aufgebaute Kriegsdokumentation. Kinder werden flambiert, enthauptet und abgeschlachtet. Menschen werden gefoltert, Frauen und Kinder vergewaltigt und Hoffnung gibt es nur im Tod. Es ist ein krasser, realistischer und schonungsloser Blick auf die Wirklichkeit. Aber auch das letzte Hurra für John Rambo, der trotz seines Alters nichts verlernt hat und mit sich selbst im inneren Konflikt liegt. Er tut was er für Richtig hält und zieht erneut in den Krieg und dieser ist auf Ihn nicht vorbereitet. Am Ende scheint Rambo seinen Frieden gefunden zu haben, genau wie Rocky Balboa genau 1 Jahr zuvor. Aber nichts für die Ewigkeit und mit Creed ging die Rocky Reihe weiter und 2019 erhielt Rambo einen finalen (?) Auftritt in Rambo: Last Blood.

John lebt jetzt auf der Farm seiner Eltern wo er die alte Haushälterin Maria weiterbeschäftigt und sich hauptsächlich der Pferdezucht gewidmet hat. Zu der Enkelin von Maria, Gabrielle, führt John fast ein väterliches Verhältnis. Gabrielle findet bald eine Spur zu ihrem Vater der damals ihre Mutter verlassen hat dank einer ehemaligen Freundin. Gegen den Rat von Maria und John bricht sie auf nach Mexiko wo sie die Hölle findet die sie unabdingbar nach unten zieht, denn ihr Vater will nichts von ihr Wissen und durch ihre Freundin gerät sie an einen Menschenhändlerring der sie als Sexsklavin immer weiter reicht. Als John nach Mexiko geht um sie zu finden gerät er mit dem Kartell aneinander und überlebt nur knapp. Als er wieder bei Kräften ist nimmt er zusammen mit der Journalistin Carmen, die ihn gesund gepflegt hat, den Kampf auf. Er entfesselt die Hölle und das ohne Rücksicht auf Verluste John kann Gabrielle retten, doch sie stirbt auf dem Weg nach Arizona und das Kartell greift Rambos Farm an. Die letzte große Schlacht hat begonnen und Rambo entfesselt einen Krieg der die Grenzen einreißt und nichts als verbrannte Erde hinterlässt...

John ist alt geworden, er ist nicht mehr so gelenkig wie früher oder so schnell. Das Alter hat ihn eingeholt und die Dämonen der Vergangenheit plagen ihn immer noch. Er ist ein gebrochener alter Mann der die Dunkelheit in seinem Herzen versucht zu bändigen indem er Gutes tut. Stallone spielt den Charakter mit Würde und Integrität, Man nimmt ihm den gebrochenen alten Mann ab, aber auch die Brutalität und Härte die er ohne mit der Wimper zu zucken an den Tag legt. Und er ist verletzbar, er ist nicht der Übermensch der alles einfach wegsteckt. Er ist verletzbar, das Alter bereitet ihm Schmerzen und die Erinnerungen sind Dämonen die ihn peinigen. Damit führt Stallone die Figur wieder zurück zu ihren Wurzeln, selbst in John Rambo war Rambo zwar ein wenig verletzbar aber er mähte sich trotzdem durch die Menge ohne allzuviel abzubekommen. Hier ist das Gegenteil der Fall. Er muss sich auf seine Intelligenz verlassen, sein Geschick und das was ihm indoktriniert wurde. So kompensiert er das Alter und die Gebrechen die er dadurch davon trägt. Es ist schön den Charakter wieder etwas geerdet und realistischer zu erleben. Gabrielle ist ein weiterer wichtiger Charakter. Das verletzbare Mauerblümchen das ihren Weg im Leben sucht, das glaubt die Antworten ihrer verkorksten Vergangenheit bei ihrem Vater zu finden der sie damals verlassen hat nachdem ihre Mutter an Krebs gestorben ist. Doch ihr Vater macht schnell klar das Beide nur eine Last waren und er einen Scheiß auf sie gibt. Und ihre Freundin verrät sie, liefert sie dem Kartell aus und damit beginnt ihr Abstieg in die Hölle. Und ich sag es nicht gerne, aber "Revenge" wäre stolz auf das was hier abgeht. Was in dem Prostitutionsring abgeht ist heftig. Die Damen werden als Hunde angesehen und genau so behandelt. Die Vergewaltigungen sind schonungslos gehalten, genau wie die Folter und der psychische Missbrauch. O man das Gut oder Schlecht findet sei dahingestellt. Rassismus wird dem Film unterstellt da er die Kartelle darstellt wie sie sind: Brutal, Schonungslos und über dem Gesetz. Die Figuren bedienen sich dabei den Klischees die man erwartet. Wenn das rassistisch ist weil es nicht in das grenzdebil beschränkte Hirn einiger Menschen geht tut es mir leid.

Und sonst? Der Film bricht mit den Vorgängern und bedient sich mehr an Taken oder Mann unter Feuer. Es ist kein Krieg, jedenfalls nicht im klassischen Sinn. Rambo marschiert nach Mexiko und macht direkt klar das der Dämon immer noch in ihm steckt. Er verhandelt nicht, er schlägt zu und das ohne Kompromisse. Er hat ein Ziel, eine Mission. Und alles was zwischen Ihm und diesem Ziel steht ist entbehrlich. Es muss eben getan werden was getan werden muss. Die Gewalt ist realistisch, erbarmungslos und ganz im Stil von Teil 4 gehalten. Es brechen Knochen, Blut spritzt und es gibt keine Gnade. Als John vom Kartell umzingelt wird und danach fertig gemacht wird ist eine heftige Szene. John wägt seine Chancen ab, zählt und man sieht in seinen Augen sieht man richtig wie er die Chancen abwägt. Und man merkt das er weiß das er unterlegen ist, aber er will kämpfen. Lässt sich dann aber fertig machen weil er dem Kartell noch eine Chance geben will, doch sie verspielen sie und sagen ihm was sie mit Gabrielle machen werden. Der tödlichste Fehler in deren Leben, was man John trotz seinem Zustand auch ansieht. Er weiß nicht wie er überleben wird, aber er weiß das er die Hölle über das Kartell und wenn es sein muss ganz Mexiko bringen wird. Oder um Blood 2 zu zitieren: The Right is about to get bloody.

Die Reporterin Carmen hilft ihm wieder auf die Beine zu kommen und danach eskaliert die Lage wie es zu erwarten war. Carmen ist Reporterin die dem Kartell das Handwerk mit legalen Mitteln legen will. Doch Rambo hat seine Entscheidung schon längst gefällt und seine Vorstellung wie er mit der Situation umgehen wird ist nicht wirklich im Einklang mit dem was sich John vorstellt. Und dank Carmen bekommt er all die wichtigen Informationen die er brauch um sich auf den Krieg vorzubereiten. Nur mit einem Hammer bewaffnet dringt er in das Bordell ein und hinterlässt Leichenberge bevor er an Gabrielle rankommt. Die Gewalt ist realistisch gehalten und gnadenlos brutal. Die Gewalt könnte glatt aus einem hochrangigen Splatterfilm kommen. War diese Form der Gewaltdarstellung nötig? Ich sage ja. Was John Rambo mit dem Krieg tat, tut er hier mit den Kartellen. Er stellt sie da wie sie sind: Hässlich und Gnadenlos. Das gefällt nicht jedem und muss es auch nicht. Die wahre Stärke des Films zeigt sich jedoch im Dialog zwischen John und Gabrielle als diese sterbend neben ihm liegt, es ist ein Geständnis von ihm und zeigt wie verletzlich er ist. Leider stirbt Gabrielle und die Trauer, Wut und der Zorn entfesseln endgültig die Maschine. Es ist intensiv gespielt, glaubwürdig und es geht einem nahe. Auch die folgende Szene zwischen Maria und John, die Beerdigung und das drumherum sind großartig in Szene gesetzt. Hier blitzt das Drama durch und man kann mitfühlen, mittrauern. Das ist eine starke Leistung für so einen Film. John jedoch hat versagt und der Krieg nähert sich unaufhaltsam erneut seinem Leben. John schickt Maria weg, da sie beide nichts mehr auf der Farm hält. Auch hier triumphiert der Dialog und die Gestik & Mimik von Stallone. Ich liebe es, das hat die Reihe vermisst seit dem ersten Teil. John jedoch bleibt und verwandelt die Farm in ein Todesfalle. Er weiß das er nur eine Chance hat wenn die Trommeln des Krieges lauter schlagen und das Inferno seinen Anfang nimmt. Und die will er nutzen. Er diktiert diesmal die Regeln, er gibt die Strategie vor und der Dämon in ihm lechzt regelrecht nach Blut und Rache. Auch hier gibt es nette Nostalgiegänsehaut. Er baut Fallen, er plant und zeigt sein strategisches Können. Er bastelt seine Waffen selbst, er bereitet das Ende vor von dem er vielleicht nicht zurück kommt. Er sucht erneut Carmen auf und auch hier brilliert der Dialog. Es ist ein Zwiespalt der aufgezeigt wird, zwei Weltbilder die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und danach greift er das Kartell offen an. Keine Gnade, keine Schonfrist und kein Weg zurück. Das sendet natürlich Schockwellen und John hat sich den Kopf des einen Bruders geholt und somit die Kriegserklärung ausgesprochen die sofort akzeptiert wird. Und das Finale ist vor allem Eins: Blutig, dreckig und hart. Das Kartell weiß jedoch nicht in welchen Krieg sie sich begeben bis es zu spät ist. John ist bereit und mit ihm die Hölle.

Doch was soll man am Ende sagen wenn Rambo das Herz aus der Brust reißt und damit das Kapitel schließt bevor er in den Sonnenuntergang reitet? War es der Schwanengesang den John verdient? Oder wäre das Ende von John Rambo nicht am Besten für sich stehen geblieben? Es ist ein komplett anderer Film als die gesamten Vorgänger und ein ganz anderes Genre. Der Schluss, gerade in den Tunneln, erinnert stark an die alten Zeiten. Dieser Film ist eine Menge Drama und gegen Ende ein blutiges Actionspektakel das man so heutzutage nicht mehr erwarten würde. War der Film nötig? Nein, das Ende von John Rambo hätte gereicht. Aber so darf der alte Mann am Ende in den Sonnenuntergang reiten und die Reihe beenden (?). Und es ist ein allemal besserer Abschluss als der geplante Film wo Rambo in Afrika gegen mutierte Viecher und Dämonen kämpfen sollte wie es ursprünglich geplant war. Da bevorzuge ich doch diese Variante als Ende.

Rambo: Last Blood ist eigentlich überflüssig, aber ein interessanter Ansatz für ein letztes Hurrah. Es stimmt ein bisschen wehleidig und nostalgisch. Aber Stallone ist mittlerweile echt zu alt für die Scheiße und das merkt man. Erwartet keinen Rambo Film, erwartet ein Drama mit einem blutigen Finale als Höhepunkt. Verabschiedet hat sich Rambo bereits in John Rambo, das hier wirkt eher wie ein netter Anhang und Epilog. Wenn es der Letzte war, muss man sagen es hätte Schlimmer kommen können. Ansehen lohnt sich, man macht nichts falsch.
 
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