[Review] Resident Evil 6 - Eine verspätete Review

Ancarius

~Dreamer~
Otaku Veteran

Seit etwa 4 Monaten gibt es Resident Evil 6 nun schon. Einige haben es schon gespielt, andere haben Reviews gelesen/gesehen und andere haben dieses Spiel komplett ignoriert.
Ein Kumpel wollte für das Wochenende irgendwas mit Zombies/Monster/Untoten/... haben, also war es meine Aufgabe ein schickes Spiel zu bringen.
In der Videothek angekommen stehen nur Left 4 Dead 2, Dead Space 3 und eben halt Resident Evil 6.
Da wir mit Left 4 Dead nie großen Spaß hatten und ich Dead Space 3 nicht mochte, entschied ich mich für Resident Evil 6.
Ich erinnerte mich an die große Kritik der Fans über den Wechsel von Horror zu Action, ähnlich wie der bei Dead Space 3.
Nur bei Capcom dachte ich mir, die machen das schon ordentlich.

Die 4 Kampangen:
Die Geschichte wird aus 4 Perspektiven erzählt. Leon und Helena, Chris und Piers, Jake und Sherry und zu guter Letzt Ada, welche nach dem neusten Update sofort spielbar ist.
Capcom versuchte alle Geschmäcker der Fans zufrieden zu stellen. Horror für Leon, Action für Chris, ein Gemisch aus beiden für Jake und Rätsel bei Ada.
Angeblich sollte das ja kräftig schiefgegangen sein. Glücklicherweise ging das schief.

Man braucht ~5h für eine der Kampangen, macht also etwas 20h für das komplette Paket.
Ich könnte mich nicht alle 5h auf eine andere Stimmung verlagern.
Erst Munition sparsam nutzen, danach alles verballern was geht, dann irgendwie das Ding dazwischen finden und zuletzt den Schießprügel fast gänzlich weglegen.
Da es also auf einem ähnlichen Level blieb, konnte ich mein eigenes Tempo finden.
So komisch es auch klingen mag, Leon fand ich grauenhaft in Szene gesetzt, was die Action betrifft. Die Passage in Kapitel 5 mit dem Helikopter und der einstürzenden Brücke war völlig übertrieben.
Bei Chris hatte es aber extrem gepasst. Die Action war auf einem ordentlichen Hollywood Level und das Gameplay war spaßig. Die Jetszene in Kapitel 4 oder die Verfolgungsjagd in Kapitel 3 passten zum Adrenalinpegel des Momentes.
Bei Jake und Sherry hingegen hat mir die Beziehung zwischen ihnen gefallen. Auch Jake als Weskers Sohn gefiel mir gut. Der Ustanak, der einen ständig verfolgt, stirbt genau dann wenn er einem langsam wirklich auf die Nerven geht.
Ada hatte ihren Fokus auf Rätsel die alle nett waren und nicht allzu viel Zeit zum denken erforderten. Das würde einem auch sonst aus dem eigentlich hohen Tempo des Spieles heraus reisen.
Da jeder Charakter auch einige exklusive Waffen besitzt, lockert es das Waffenarsenal ein bisschen auf. Somit hängt man nicht nur mit seinem ~6 Waffen das ganze Spiel rum.

Alles in allem war die Idee mit den Kampangen schön umgesetzt. Auch die Videosequenzen sind chronologisch geordnet um die Übersicht zu bewahren.
Jede hatte ihre eigenen Highlights.

Der Wechsel Horror -> Action:
Der Kritikpunkt schlechthin, in jedem Test genannt und in jedem Kommentarbereich benutzt zum flamen.
Er ist berechtigt, keine Frage. Wenn man das definierende für eine Serie komplett wegschneidet und es durch etwas ersetzt, welches irgendwie immer schlecht ankommt, dann kommt höchstwahrscheinlich etwas schlechtes dabei raus.
Wenn ich mich so umhöre kenne ich nur die schlechten Teile des Resident Evil Hauptfranchises, nämlich Teil 5 und 6. Ich sollte doch unbedingt die ersten beiden Teile spielen, höre ich öfters.
Ist mir egal, ich bin nicht für diese Richtung gemacht. Vieleicht bin ich einer dieser CoD-Kiddies/Fanboys die absolut keine Ahnung haben. Aber ich will halt lieber alles umlegen. Und wenn es dann kommt dass ich Munition sparen muss, da später ein Boss kommt und mich dann dieser eine Zombie umlegt, dann krieg ich eine Krise.
Es soll eine Möglichkeit für den Nahkampf gegeben haben. Aber ich vermute mal die lief nicht so besonders gut. Vieleicht wie bei Silent Hill, ich weiß es nicht. Hab sie ja nie gespielt.
Wenn es nun halt wie in Resident Evil 6 gewesen wäre, wo das nicht nur effektiv und einfach zu nutzen ist, nein es sieht sogar geil aus, dann würde ich mich vieleicht nochmal dransetzen.

Außerdem könnte man die Story nicht mit diesem Gameplay verbinden. Für das Gameplay passt eher ein kleineres Setting, von der geografischen Größe aus. Aber hier geht es um eine globale Katastrophe. In Osteuropa stehen riesige BOW's und J'avos die bei fast allen Treffern mutieren. In China gibt es mehr als 100.000 Zombies. Da ist Munition sparen und Angst vor dem nächsten Kamerabild absolut unpassend.
Der Wechsel zu Action passt halt zu dem Ausmaß der Katastrophe.

Das Design:
Capcom versteht sich ja in gutem Design was Charaktere und besonders die Gegner betrifft. Das war mein leider Problem mit der Leon Kampagne. Die Zombies sind langweilig. Einzig die Bossgegner wie Deborah und Simmons sind "wunderschön". Allgemein sind alle Bosse ein Highlight. Carla in Kapitel 4 von Ada's Kampagne war mein Lieblingsboss. Ein riesiger Haufen quarzfarbener Schleim, der sich durch den gesamten Flugzeugträger quetscht. Sicherlich waren viele davon nur ein Haufen QTE's (Quick Time Events). Aber sie waren toll inszeniert. Die J'avos, die neuen Monster durch den C-Virus, können eigentlich jedes Körperteil mutieren lassen und geben dadurch einen wirklich Kick frisches zum Gameplay. Im schlimmsten Falle gehen sie in Kokons und werden zu einer BOW, was sie sehr viel stärker macht.

Die Schauplätze sind schön anzusehen. Der Friedhof bei Leon, die Innenstadt von Osteuropa bei Chris, die schneebedeckten Berge bei Jake und das U-Boot bei Ada. Alle Orte haben ihr eigenes Flair.
Die Hauptcharacktere selbst sehen auch gut aus, ebenfalls ihre Gestik und Mimik. Die Annimationen überhaupt sind flüssig und schön anzusehen.

Die Zusatzinhalte:
Neben der großartigen Kampagne gibt es auch danach noch etwas zu tun.
Wir hätten den Söldnermodus, welcher schon in Teil 5 vielen Spaß gemacht haben soll, mit neuen Charakteren und der Möglichkeit eine Extrafähigkeit auszuwählen. Weitere Charaktere lassen sich freischalten.
In "Jagd auf die Agenten" könnt ihr in das Kampangenspiel eines anderen eindringen und dort die zurzeit lebenden Spezialzombies übernehmen, um dem Spieler das Leben schwerer zu machen.

Nach der Kritik am zu leichten Schwierigkeitsgrad "Profi", mit benutzten Skillset, gibt es nun Besserung. Die neue Stufe "Höllisch" macht das Spiel noch schwerer und deaktiviert die Fähigkeiten, sodass ihr dann doch mal an das Munitionssparen denken solltet.

Capcom hat sich ja mit seiner DLC Politik nicht gerade beliebt gemacht. ~13 DLC's gibt es im deutschen PSN. 6 davon sind Avatare und die anderen sind Karten für den Söldnermodus, welcher leider nur anfangs 3 enthält. Wem also der Söldnermodus Spaß macht, bekommt hier ~7 Karten für einen 10€ PSN Code.

Das Selbstfindungsproblem:
Wer bis hierhin dachte ich würde dieses Spiel in den Himmel loben, der liegt im Unrecht.
Unter all der grandiosen Action liegt ein Problem. Etwas was irgendwie zu Monster und ekel dazugehört. Gewalt wird fast gar nicht gezeigt.
Mit Nacktheit und Sexualität hat das Spiel keine Probleme. Deborah ist splitternackt als Boss unterwegs, natürlich noch mit ihren Tentakeln aus dem Körper. Ada und Helena tragen eine relativ tiefen Ausschnitt. Aber wenn es um den Goreanteil geht, da fehlt irgendwas. Die J'avos mutieren extrem eklig, das ist stimmig. Wenn man ihnen auf den Arm schießt und der dann plötzlich platzt und einfach nur ein riesiges irgendwas wird, dann ist das stimmig. Aber wenn die Charaktere hingerichtet werden, dann fährt entweder die Kamera so dass man nichts sieht, oder es sind nur ein paar Blutspritzer zu sehen. Der einzige Gegner wo es das richtige Level hatte, waren diese unsterblichen Wesen. Die pumpen ihren Schlauch aus dem Mund, welcher schon so groß wie der Kopf selbst ist, in deinen Charakter rein. Danach platzt aus deinem Magen so ein Monster heraus. Wenn der Goreanteil der Hinrichtungen ein Level wie bei Dead Space erreicht, dann bin ich zufrieden. Ich bin kein Gore Fetischist, aber es würde einfach dazu mehr passen.

Wie man das Spiel nun bewerten soll:
Bei allen Spielen die Teil eines Franchises sind, ist das eigentlich das größte Problem für jeden Reviewer.
Betrachtet man nun das Spiel für sich oder als Teil des Franchises?
Würde man Resident Evil 6 als Teil der Reihe betrachten würde es extrem schlecht abschneiden. Da es ja so gut wie garnichts mit seinen Wurzeln zu tun hat.
Aber für sich bewertet, kriegt ihr hier ein extrem gutes Action Spiel. Die Inszenierung ist klasse, das Monsterdesign überwältigend und die Story spannend gehalten.
Wer einfach an das Spiel mit den Erwartungen rangeht, ein gutes Actionfeuerwerk zu bekommen, der wird zu keinem Punkt enttäuscht.
Für Actionfans sogar ein Pflichtspiel, würde ich meinen.
Da es ja bald auf Steam für 30€ erscheint, habt ihr sogar einen günstigen Preis.
Mit einem Kumpel macht es sogar noch mehr Spaß, auch wenn die KI ihren Job ordentlich macht.

Mir hat Resident Evil 6 sehr gut gefallen. Sicherlich stört es mich das man immer öfters versucht, Action in Spiele zu zwingen. Aber wenn sie auf der Qualitätsstufe sind wie dieses Spiel, dann hab ich kein Problem damit. Spielt dieses Spiel einfach, ihr verpasst sonst was im Actionbereich.

Euer Ancarius
 
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