So jetzt traue ich mich mal und poste meine erste selbst geschriebene Geschichte. Sie ist noch nicht fertig, aber in meinen Augen lesenswert.
Ich hoffe ihr habt soviel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben. Kritiken und Kommentare bitte in diesen Tread.
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Anmerkung:
Alle Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten zu tatsächlich existierenden Personen sind rein zufällig und nicht von mir gewollt!
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Wo beginnt man mit Erinnerungen, wenn sie lähmend und schleichend wie der Tod sind? Wo beginnt man, wenn man am Ende ist und vor dem Abgrund steht? Wenn einem alles was war und gewesen sein könnte langsam umbringt? Es genügen dazu meistens nur bis zu 4 Worte, wie z. B. du hast mich verletzt. Diese Worte beweisen welche Macht gesprochenes gegenüber geschriebenem hat. Nichts ist verletzender als die Realität, egal aus welcher Sichtweise man sie beobachtet. Ernüchterung, wenn der Alkohol nachlässt. Mit dem man versucht hat die Sorgen zu ertränken. So sitzt man dann dort, auf seinem Bett und resigniert. Die Augen rot, das Nachthemd nass von Tränen. Die Hände Schmerzen, weil man sie vorher wie ihm Wahn gegen die Wand geschlagen hat. Vor ohnmächtiger Wut, einem Anfall von Trauer. Nichts ist mehr wie es war, wenn einem ein kleiner Teil von sich selbst abhanden kommt.
So ging es auch Peter, der nun auf seinem Bett saß. Es war 0 Uhr morgens, das Handy lag noch in seiner Hand. Er hatte Pamela eine SMS geschickt, in der er etwas schwerwiegendes definiert hat: Überleg dir genau, ob ich der richtige für dich bin. Denk genau nach, ich bin bestimmt nicht das was du willst. Es kam keine Antwort, bis gerade eben. Pamela hatte angerufen, weinend ihrer Trauer Luft gemacht. Sie sagte, das er sie verletzt hätte. Vielleicht lag es an dem Satz, du hast geredet wie meine Ex. Jedenfalls beendete sie die Beziehung, die eigentlich seit sie in Mainz waren vorbei gewesen war. Irgendwie war es am bröckeln gewesen, er hatte das Gefühl einfach ingoriert. Peter wollte Klarheit, er bekam nur die ganz persönliche Hölle. Es war als würde seine Welt einstürzen, Tränen liefen über seine Wangen. Seine Hände vergrub er tief in der Bettdecke. Diese spendete ihm jetzt keine Wärme mehr. Eine Bestätigung, er dachte zurück an Mainz. Was passiert war, an die Worte die gefallen waren.
Pamela und er hatten sich zurückgezogen, wie schon so oft zuvor. Sie gingen durch den kleinen Park, bis an die Stelle wo eine Steintreppe nach oben führte. Beide küssten sich kurz, Pamela stank nach Alkohol. Sie hatte vorher etwas zuviel getrunken, nüchtern war sie auf keinen Fall mehr gewesen. Also half er ihr die Treppen nach oben zu gehen. Oben angekommen, konnte man das gesamte freie Feld sehen. Nur eine Mauer trennte einen vor dem Sprung in die Tiefe. Tiefe war so nicht ganz richtig, immerhin ging es nur einige Meter runter. Genug um sich einige Knochen zu brechen. Pamela wollte genau diesen Gegenbeweis anscheinend antreten. Todesmutig kletterte sie auf die Mauer, lehnte sich nach vorne und brüllte: Wenn du mich liebst hälst du mich fest!
Peter stand wie erstarrt, wie konnte sie das nur ernst meinen? Er liebte sie von ganzem Herzen, soweit das in dieser Lage möglich war. Als sie einige Zeit so stand, der Wind sie ins Wanken brachte das sie wirklich zu fallen drohte sagte sie: Du liebst mich einfach nicht, du tust gar nichts für mich! Peter schloss die Augen, zog die Luft scharf ein. In ihm kochte ein Gefühl der Wut. Er sah sie an, sie drehte sich nicht um während sie noch weitere verletzende Worte stammelte. Es lief schon seit einiger Zeit nicht mehr so rosig, irgendwo mangelte es immer. Vielleicht war er auch nicht in der Lage eine Beziehung einzugehen, vielleicht lagen die alten Narben noch nicht weit genug zurück. Pamelaâs Worte rissen alles wieder auf, wie eine Katze schlich er sich davon. Er machte kein Geräusch, nichtmal als er die Steintreppe hinunterglitt. Spring, tu der Welt einen Gefallen und spring, dachte Peter noch bei sich. Er lies den Steinweg hinter sich und lief über das Feld, Gras würde ihn nicht verraten. Was aus ihr wurde, war ihm egal. Ihre Worte hatten ihn getroffen wie Messerstiche. Er musste nachdenken, überlegen was er als nächstes tun wird.
In diesem Moment holte ihn die Realität ein, sein Hand summte und er bekam eine SMS. Er warf das Handy gegen die Wand, er hörte den Aufprall und hörte wie es zersplitterte. Geld für den Arsch, im wahrsten Sinne des Wortes. Er schüttelte den Kopf, irgendwo hatte er doch diese Flasch Vodka verstaut. Eigentlich war es ja verboten, hier Alkohol aufzubewahren. Aber in diesem Fall hat er eine Ausnahme gemacht. Das er gleich auf der Arbeitsstelle wohnte, war ja schließlich nicht seine Schuld. Mühsam erhob er sich in dem Etagenbett und kletterte mühsam die schmale Leiter hinunter. Der Boden unter seine Füßen fühlte sich kalt an, verflucht die Heizung hier brachte auch nichts. Etwas schwankend bewegte er sich zum Schrank, öffnete diesen mit einer einfachen Handbewegung. Peter kramte zwischen den Klamotten, bis er den Flaschenhals zu greifen bekam. Mit einer lässigen Bewegung zog er die Flasche heraus. Sie war noch nicht geöffnet, in den nächsten Tagen würde sich dies ändern. Er sah auf die Uhr, es war mittlerweile 00:30 Uhr geworden. Vom Fenster aus sah man hinauf zum Himmel, Sterne sah man selten. So wie in dieser Nacht, der Himmel schien nichts zu kennen außer Wolken. Langsam schraubte er den Verschluss ab, setzte die Flasche an den Mund und zog fast die halbe flasche auf Ex weg. Peter hat früher schon getrunken, er war in dieser Beziehung mehr als nur gestählt. Seine Kehle brannte wie Feuer, in seinem Magen machte sich ein warmes Gefühl breit. Aber er wurde nicht sofort blau, die Wirkung setzte erst allmählich ein. Schleichend, quälend und langsam. Peter stützte sich auf dem Schreibtisch ab, als der Rausch langsam hochstieg. Er schloss die Augen, kurz drehte sich alles ehe es wieder besser wurde. Seien Beine fühlten sich schwach an, langsam bewegte er sich zurück ins Bett. Er fiel hinein und schloss die Augen, der Schlaf holte ihn jedoch nicht ein. Er lag wach, bis ungefähr 02:00 Uhr. Wo er sich noch ab und zu einen Schluck von dem Vodka könnte. So gegen 02:30 nahm ihn dann der Schlaf in die Arme, gab ihm etwas Ruhe vor seinen Gedanken.
Als Peter erwachte, fühlte er sich elend. Fast die gesamte Flasche Vodka hatte er vernichtet, als der Wecker ihn um 4:50 Uhr aus dem Bett holte. Seine Glieder waren schwer wie blei, er fühlte sich erdrückt. Sein Magen rebellierte ein wenig, doch das Gefühl kannte er. Dieses Gefühl konnt er kontrollieren, unterdrücken. Im Gegensatz zu seinen Kopfschmerzen, die ihm schmerzlich klarmachten was er da angerichtet hatte. Peter kratzte sich am Kopf, jedenfalls versuchte er es. Sein Arm schien mit Sandsäcken behaftet zu sein, in nicht weniger als einer Stunde würde sein Dienst beginnen. Dann müsste er fit sein. Egal wie, egal wie. Er richtete sich auf, was sein Magen mit einem starken Gefühl von Übelkeit quittierte und ihn zurück auf die Matraze zwang. Peter verfluchte sich selbst, vielleicht war er doch nicht mehr so abgehärtet wie früher. Früher, in der guten alten, nein schweren alten Zeit.
Damals war er dabei gerade die Schule im Erfolg zu nehmen, nur Einsen und Zweien zeichneten seinen Weg. Was war er ein Musterschüler, nur in den seltesnten Fällen schrieb er mal eine drei. Aber auch das änderte sich, wenn man sich zwischen Pflicht und Vergnügen stellt. Man muss dann wählen, er traf damals die falsche Entscheidung. Und doch, war sie so süß. Daniella hieß sie. Nachhilfe in EDV wollte sie haben, das bekam sie. Schließlich war er der Beste in seinem Kurs, das schindete Eindruck. Jedoch verwickelte sich das ganze und so wurde etwas handfestes daraus. Etwas Handfestes, darüber konnte er nur lachen. So sah es auch, doch wo Licht ist auch Schatten. Und das Licht ist immer zu langsam, der Schatten ist immer zuerst da. So war und wird es immer sein.
Die ersten Konfrantationen liesen nicht auf sich warten. Einmal sah er eine andere an, nur einmal. Nur angesehen, mehr war da nicht. Wäre es auch nie gewesen, schließlich hatte Peter seine Prinzipien. Der Ausgang des ganzen war ein Bierglas, das sich mitten auf seiner Stirn dazu entschloß zu zersplittern. Geführt wurde das Glas von Daniella, es krachte und splitterte. Blut lief über seine Stirn, die Wunde musste genäht werden. Mit wievielen Stichen wusste er nicht mehr, übrig blieb eine hässliche Narbe.
Peter vergab ihr, weil er ein zu großes Herz hatte. Viele sagten das über ihn. Sie nannten ihn manchmal den Gütigen, den Zuhörer. Er half anderen mit ihren Problemen, lud sich damit aber automatisch mehr auf als er tragen konnte. Er war immer da, hilfsbereit und freundlich. Ein reines Herz, das eigentlich von Anfang an zum scheitern geboren worden war. Denn man sollte sich fragen, wieviel ein Herz ertragen kann ehe es von der Dunkelheit geschluckt wird. Wielange braucht es bis die Dunkelheit das Herz infiziert, in einer Welt in der Chaos und Mord auf der Tagesordnung stehen? Welcher Mensch kümmert sich schon um den anderen? Jeder ist sich selbst der Nächste, jeder sieht nur seinen Gewinn. Auf diesen arbeitet er hin ohne Rücksicht auf Verluste. Wieviele Leichen hat dieser Feldzug bereits hinterlassen. Wenn man dabei nur an Hitler denkt, an Stalin oder das DDR Regime. Immer waren es Menschen, die bewiesen das wir uns gar nicht so sehr von den Tieren unterschieden. Im Grunde besitzen wir nur einen gehobenen Intellekt, der doch immer wieder von Trieben überschattet wird. Im Grunde lassen wir uns immer nur leiten von Hass, Zorn und Gier. Wir sind im Grunde schlimmer noch wie die Tiere, brutaler und mit Raffinesse. Obwohl auch viele Tiere raffiniert sind, ja geradezu erschreckend intellektuell. Doch das wird aus unserer Sicht nicht tolleriert.
Und in einer Welt wo Kinder geschändet, Frauen brutal geschlagen und Morde praktisch im Sekundentakt passieren wie kann da ein Herz über lange Zeit rein bleiben? Im Grunde existiert in jedem Herzen ein Stück Dunkelheit, das nur darauf wartet auszubrechen. Wenn die Mutter mit einem Kerl nach dem anderen in die Kiste hüpft, dieser einen danach so zusammenschlägt das man nicht mehr aufrecht stehen kann. Solche und andere Dinge bilden eine schwarze Ader, die unbemerkt in dem reinen Herz pocht, es infiziert. Es kann Jahre dauern, manchmal bis ins hohe Alter. Aber manchmal reicht schon ein einziger Auslöser. Aus einem freundlichen, netten jungen Menschen wird dann ein Tier. Ein Tier das handelt, konsequent und ohne Rücksicht auf alle Verluste.
So war es auch bei Peter, obwohl sein Herz ihm die Weißung gab ihr zu verzeihen. Er tat es, gutgläubig und immer noch an das gute im Menschen glaubend. Er war naiv gewesen, in vielerlei Hinsicht war er das sogar heute noch. Er sah in den Menschen hinein, sah immer etwas gutes. Egal ob es sich dabei um jemanden handelte der gerade eben einem anderen die Seele aus dem Leib schlug, oder ob es sich um jemanden handelte der im Fernsehen gerade seine Frau umgebracht hatte. Peter sah in die Augen des Menschen. Er verurteilte sie nicht, er lebte mit der Gewissheit das manchmal die Dinge anders kommen konnten. Ganz anders als geplant. Doch die schwarze Ader pocht, infiziert das Gütige und tilgt es aus. Im Grunde war es schon immer so, irgendwann zerbricht der Glaube. Denn Hoffnung hat im Grunde niemand, egal wie sehr er daran festhält. Hoffnung ist umsonst, wenn man kein Ziel hat auf das man hinarbeiten kann. Hinarbeiten, das tun nur diejenigen denen nicht die Mittel zur Verfügung stehen. Irgendwann besitzen sie diese, durch Korruption und Erpressung. Dann sitzen sie weit oben, als Politiker, Richter und Beatme. Entscheiden über die Welt, über die Geschicke des Volkes. Erschreckend, aber Realität. Der kleine Mann muss an sich selbst zugrunde gehen. So war es immer, Bauern in einem Schachspiel. Der König befiehlt, die Figuren ziehen ins sichere Verderben.
Im Grunde war es erschreckend, was ein paar Gefühle in einem verändern können. Aus oben wird unten, was gerade noch Richtigkeit besaß ist nichtig. Alle Regeln der Physik sind aufgehoben. Es zählt nur der Glaube. Doch wie definiert man Glaube? Glaube ist für Schwache, Hoffnung ist nur ein Wort. Das erkannte Peter leider erst sehr spät. Er konnte nicht anders, als sich selbst den letzten Rest zu geben. Vielleicht hätte er auf einige Kollegen, sogenannte, hören sollen. Doch wäre dann vielleicht das schlimmste abhanden gekommen? Wäre dann der Lauf der Dinge in eine andere Richtung gelenkt worden? Wäre er dann heute erfolgreich, wie sein Großvater es sich wünscht? Oder wäre er im Grunde doch nur der Verlierer geblieben, der er jetzt war? Wäre er nicht genauso auf den Boden aufgeschlagen, wie damals wo seine Mutter ihn ohne Grund vor die Tür gesetzt hat? Manchmal geht das Leben komische Wege, manchmal musste einer sie aufgebürdet bekommen. Manch einer zerbricht an der Last, andere tragen sie und werden zu anderen Menschen.
Die Sache mit dem Bierglas war nur ein kurzer Moment gewesen, flüchtig und aussagekräftig. In dieser Tat stand Schicksal und Zukunft geschrieben. Kleine Dinge sind meist die Vorboten von etwas viel größerem. Nur erkennt man nicht die gesamte Bandbreite der Kreise, die sich durch das Leben ziehen wie ein Spinnenetz. Ausweg? Nein, nicht möglich. Alle Linien laufen in eine Richtung und treffen an einer anderen wieder zusammen. Ein ewiger Kreis, alles wiederholte sich. Die Sache mit dem Bierglas war nur ein Anfang, die Beziehung hielt immerhin 3 volle Jahre. Versteckt vor seinen Großeltern und versteckt vor dem Rest der Welt. Eine gute Tarnung, alles geschickt arrangiert. Peter konnte die richtigen Masken wählen, das richtige Stück inzenieren wenn es sein musste. Er war kein Manipulator, aber er handelte nach seinem Ermessen. Wenn er es wollte drehte sich die Welt um ihn herum, wenn nicht dann halt nicht. Er besaß viele Masken, keine davon spiegelte jedoch sein Innerstes. Manchmal trägt man auch soviele Masken, das dass ware Ich niemals mehr zum Vorschein kommt. Das die Masken die man wählt, das eigene Schicksal werden. Man kann nicht mehr ohne sie leben, sie spiegeln Gefühle und Gedanken. Sie sind der traurige Prophet durch den man spricht oder der Hoffnarr der einen an der Nase herumführt und seine Streiche ausheckt.
Doch selbst Einfluss und genügend Vitamin B schützen vor Strafe nicht. Das wusste Peter, nur nicht wie weit ein Schnitt gehen kann der zur rechten Zeit gesetzt wird. Der klar macht, das man trotz aller Masken ein Mensch ist. Verletzbar, klein und hoffnungslos. Dieser Schnitt kam, wie alles andere auch mehr als überraschend. Nach 3 Jahren, gestand sie ihm schwanger zu sein. Freude, Euphorie und Panik standen in sein Gesicht gestanzt. Erstere Gefühle überwogen schnell die anderen, denn was sollte schon passieren. Die Großeltern würden Peter nicht hängen lassen, egal wie schrecklich die Zeiten waren. Niemals würden sie ihn hängen lassen, zumindest seine Oma. Sie war immer für ihn da gewesen, auch wenn er es ihr nicht zeigte. Er war grausam zu ihr, brutal manchmal. Geschlagen hat er sie, sich später dafür bis zur Hölle geschähmt. Entschuldigung hat er, obwohl sie es verdiente, nie gesagt. Sie hat ein ebenso großes Herz wie er, ein Herz das mit Gold nicht aufzuwiegen ist. Aber das spielte keine Rolle, denn das Leben ist kein Spiel. Bitterer Ernst, blutige Abrechnung eines Gottes der sich totlacht wenn seine Schöpfung mal wieder einen Fehler macht. So auch an diesem Tag und für Peter war es als würde die Welt gefrieren und ein Sog der Dunkelheit ihn für immer verschlucken. Sein Herz, sein Leben sollte sich von diesem Moment an für immer wandeln.
Wie gesagt, Daniella war schwanger. Peter stürmte aus der Wohnung um Luft zu bekommen. Da stellte er fest das er den Schlüssel vergessen hatte. Also eilte er zurück ins Haus. Dort war seine Freundin am telefonieren, leider waren diese Worte nicht für sein Ohr bestimmt. Sie sagte, das er es geschluckt habe das dass Kind von ihm ist. Diese Worte liesen das Herz brechen, die schwarze Ader schloss die Lücke. Von da an existierte kein reines Herz mehr, sondern nur noch ein schwarzer Klumpen. Die Seele fiel in einen Abgrund, aus dem er bis heute nicht herausgekommen ist. Er fühlte sich von diesen Worten an, in der Dunkelheit wohler als im hellen Licht. Licht war trügerisch, Sicherheit auf Zeit. Die Dunkelheit schließt mit ihrer Kälte und ihrer Schwärze jedes Gefühl aus. Ist wie ein schützender Mantel, der einen umarmt und langsam hinübergleiten lässt.
Natürlich stellte Peter sie zur Rede, doch die Macht der Worte war stärker als sein Einfluss. Sie wandelte sein Leben in eine private Hölle, Freunde zu Feinden und geglaubte Sicherheit wurde zu einer morschen Holzbrücke. Ein Fall, nicht für Sekunden. Daniella drehte den Spieß geschickt um, nutzte das insgeheim anvertrautete gegen ihn. Sie wusste wo sie ansetzen musste um Peter zu brechen. Jede Attacke saß, bis nur noch ein Wrack übrig war. Schule egal, Leben egal. Nur noch raus aus dieser Hölle. Am Vater orientiert griff er zur Flasche. Manchmal schon vor der Schule, manchmal danach. Hauptsache nichts mehr fühlen, nichts mehr erleben. Wie eine Leiche, ohne jede Regung den Tag hinter sich bringen. Die Schule ging den Bach runter, Noten wurden egal. In den Augen seiner Kameraden ein Rebell, in seinen eignen Augen nur ein Versager. Doch die Maske des Widerständlers, der sich nichts von irgendjemand sagen lies passte. Hätte er sie nur unten gelassen und hätte auf die Ratschläge gehört, hätte auf die gehört die es gut mit ihm meinten. Hätte deren Hilfe akzeptiert und hätte nicht alles in den Wind gehauen. Aus Fehlern wird man klug und die Zeit heilt alle Wunden. Zwei Sprichworte die Peter nicht unterstreichen konnte. Alte Fehler wiederholte man zu oft, die Wunden rissen dadurch immer wieder auf. Vielleicht aber auch durch Erinnerungen und die damit verbundenen Schmerzen. So ging die Schule vor die Hunde, die Großeltern waren sauer und er selbst? Nun, er war gefangen in einem Teufelskreis aus dem es keinen Ausweg mehr gab. Er hatte alles verloren, wirklich alles. An eine berufliche Zukunft war nicht zu denken, nach außen hin verteidigte ihn die Maske des unnahbaren Rebellen. Doch nach innen? Nach innen sah es dunkel aus, dort saß ein kleines geschundenes Kind und weinte. Umhüllt von Dunkelheit, ohne Licht auf einem kalten Stein. Keine Kleider, Narben auf der kalkweißen Haut. Doch an diese Stelle dringt niemand vor, im Grunde ist es scheißegal. Ein Mensch sieht nur das was er sehen will.
Peter lag immer noch auf der Matraze, unfähig zu denken oder zu handeln. Sein Körper fühlte sich immer noch matt an, niedergerungen und zerstört. Sein Hirn hatte nach 2 kalten Entzügen, fernab seines Vaters und seiner Großeltern bei einem Freund der ihm als einziger blieb, Schaden genommen. Er lernte langsamer, schwerer als vorher. Das artikulieren von Sätzen hatte er danach wieder in den Griff bekommen, er blieb nicht mehr hängen und verhedderte sich mitten im Satzgeflecht. Trotzdem hatte der kalte Entzug ihn gekennzeichnet, zitternde Hände und ein nervöses Auftreten. Das Zittern ist das schlimmste, es lässt sich nicht kontrollieren. Es ist schwerer zu erklären wie Nervosität, aber letzten Ende gelang es ihm auch das zu schaffen.
Jetzt lag er wieder im Bett, kaputt und zerstört von der Droge die er niemals mehr anrühren wollte. Er rauchte auch, hatte vor einigen Monaten angefangen. Was seinem Asthma sicherlich auf Dauer schaden würde, doch was waren schon ein paar Nägel mehr zu seinem Sarg. Im Moment gab es eigentlich keinen Grund am Leben zu bleiben. Die Welt war beschissen, jedes Mal der tägliche Trott. Ein Rennen gegen die Uhr, das er niemals gewann. Egal wie sehr er sich bemühte und wie sehr er sich anstrengte. Es war eine Hölle, ein Ausweg den er nur gewählt hat weil die Perspektive fehlte. Peter fand sich mit seiner Rolle ab, wenn er sich schon nicht selbst helfen konnte dann wenigstens anderen. Das konnte er, hat er schon oft bescheinigt bekommen. Er lächelte, was sofort mit einem Übelkeitsstoß aus seiner Magengegend quittiert wurde. Nein, so durfte es nicht enden. Mühsam rappelte er sich auf, da passierte es. Es kam ihm hoch, er schloss die Lippen fest und würgte es wieder herunter. Der Geschmack war ekelhaft, aber immerhin blieb er sitzen. Mühsam und wie ein Roboter stieg er aus dem Bett, heut war nicht sein Tag. Und dann auch noch Frühschicht, wo er 100 Prozent fit sein musste. Das Leben konnte schon grausam sein, vor allem wenn man sich als Marionette fühlt der alles genommen wurde. Warum nur er? Hatte er nicht schon genug durchgemacht?
Langsam quälte er sich in seine Dienstkleidung, die noch aus einer schwarzen Hose und einem schwarzen T-Shirt bestand. Niemand sagte etwas dazu, niemand. Sie trauten sich nicht, sie hatten kapiert das man ihm lieber nicht zu nahe kommen sollte. Man konnte mit ihm reden, vernünftig und klar. Aber wenn ihm jeamand zu nahe kam, war es vorbei. Diese Gereiztheit war ebenfalls etwas was der Alkoholmissbrauch mit sich bringt. Man wird aggressiver, hat leichte Tendenzen und Schwankungen innerhalb seiner Stimmung. Es war zum fürchten und doch amüsant. Er verstand sich eigentlich mit den meisten, war nur den falschen ein paar Mal zu oft auf die Füße getreten. Das passierte dauernd, dazu brauchte er sich nicht einmal anzustrengen. Er lies keine Gelegenheit aus, feuerte sich damit nur selbst in die Pfanne. Egal wie, er steuerte sich selbst in eine Sackgasse. Aber noch dem heutigen Morgen war eh alles gelaufen. Sein Kurs hieß definitiv Selbstzerstörung, wenn er schon zur Hölle fuhr dann wollte er wenigstens seine Zeichen setzen. Das ging am besten, wenn man jede gute Moral über Bord wirft. Wenn man dort ansetzt wo es weh tut, wenn man andere Menschen verletzt. Doch sie wie er sich jetzt fühlte, wäre er nicht einmal in der Lage gewesen eine Fliege zu erwischen. Er konnte froh sein, wenn sein Körper den Strapazen gewachsen war die auf ihn zukamen. Peter hatte seinen Körper oft bis an die Grenzen getrieben, manchmal sogar darüber hinaus. Der beste Beweis dafür war seine kaputte Schulter, die nur notbedürftigt versorgt worden war. Mehr wollte er nicht, er wollte weitermachen. Es war wie ein Drang, dem er nachgeben musste. Wieviel konnte er aushalten? Wieviel ertragen, ehe er Blut kotzte? Letzteres hatte er noch nicht, aber sein Körper hatte ihm schon gezeigt wenn es bergab ging. Wenn es Zeit war einen Schongang einzulegen.
Doch dann hielt er sich mit Medikamenten über Wasser, trieb den Körper bis auf die Spitze der Belastbarkeit. Einmal war er deswegen sogar zusammengebrochen. Nach einger Zeit ging es wieder, wenn man Extreme sucht muss man erstmal lernen die Grenzen zu sprengen. Genau das würde er heute auch tun, seine Grenzen überwinden. 20 bis 25 Tropfen MCP und der Magen würde aufhören sich zu beschweren. Er lächele müde, eher gequält. Er schleppte sich mit letzter Kraft in die öffentliche Toilette. Peter hatte das Zivizimmer durch viel Glück bekommen, dafür war er dem Haus sehr dankbar. Er drückte den Lichtschalter und blickte in den Spiegel. Ein eingefallenes Gesicht, rote Augen und ein 3 Tage Bart der abscheulich aussah. Mit einer Handbewegung lies er kaltes Wasser über seine Hände laufen und warf sich dieses ins Gesicht. Es half nichts, der Kopfschmerz war zu extrem. Dann halt noch 2 Aspirin, murmelte Peter zu sich selbst. Es wird schon gehen, es wird schon gehen. Mühsam schleppte er sich wieder hinaus auf den Flur, es war Zeit nach oben zu gehen und den Weg zu beschreiten. Den Weg, den er nun so oft gegangen war.
Er hatte nie geglaubt das er dazu überhaupt im Stande war. Im Stande, diesen Druck zu erfüllen. Unter Zeitdruck und Gerüchten seinen Lohn zu erarbeiten. Aber es ging, mit jedem Tag besser. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, so kann man es unterstreichen. Man wird schneller, unter der richtigen Kollegin und dem richtigen Befehlston. So lernt man abgestumpft zu werden, obwohl Schmerzen ja gewohnt sind. Damals als seine Mutter einen Knasti nach dem anderen ins Bett zog. Als diese jede Nacht oder jeden Morgen seine Frust an ihm ausließen. Ihre Frust über ihre Verhaftung und ihr beschissenes Leben. Ihre Fäuste waren wie eine Bestrafung, die er irgendwann nur noch mit einem Lächeln hinnahm. Egal wie grün und blau er danach war, egal ob er zur Schule gehen konnte oder nicht. Er lernte Schmerzen zu erdulden, er konnte sogar eine Zigarette an sich ausdrücken ohne das es weh tat. Oder mit der Rasierklinge am Oberschenkel tiefe Kerben reißen, es war egal geworden. Schmerz ist relativ, es kommt auf die Dosis an. Und diese musste bei Peter mittlerweile extrem hoch sein damit er etwas spürte.
Peter schaffte es die Treppen zu erklimmen, sein Magen fühlte sich an als hätte ihm eine Herde Profiboxer hineingeschlagen. Er jappste nach Luft, dann umschloss seine Hand die Klinge und er trat in den Flur den er gestern Mittag verlassen hatte. Er begrüßte den Nachtdienst und erklärte diesem die Lage. Natürlich bekam er MCP und Aspirin, aber auch ein Schmerzmittel. Ja, jetzt war er sich sicher. Die Schicht würde wie jede andere vorbeigehen. Nur etwas härter als sonst, aber dann konnte er wenigstens seine Schmerzgrenze erhöhen. Er lächelte als die Kollegen eintrafen. Sie waren gut besetzt, also auf eine weitere Runde. Eine Runde mehr in einem Spiel, das er wahrscheinlich nicht lange durchhalten würde. Der Anruf von Pamela war eindeutig gewesen, er hatte im Moment nicht den Kopf um sich Gedanken zu machen wie er heute morgen wen waschen würde. Oder gar wen er als erstes seinem Schlaf entriss. Vielleicht würde er vorgehen wie immer, aber das glaubte er nicht. Er sah auf die Uhr und wusste, es würde vorrübergehen. Egal wie.
Seit diesem Zeitpunkt war einiges geschehen, es kam keine Nachricht mehr von Pamela. Dementsprechend war Peter down, er hatte gehofft das sie sich nochmal meldete. Ihm verzieh, obwohl es aus heutiger Sicht nichts zu verzeihen gab. Sie hatte überreagiert, er hatte zur Flasche gegriffen. Aus Fehlern lernt man, so ein Schwachsinn. Sein Körper war einigermaßen fit, er würde sie wiedersehen. Das monatliche Gruppentreffen stand an, psychisch geschwächt war er sowieso. Der Job laugte an ihm, wie ein Vampir der sich jeden Tag seine tägliche Dosis Blut holte. Eigentlich hatte Peter sich selten so schlecht gefühlt wie in diesen Tagen. Es gab viel Zoff, er legte sich mit allem an was Rang und Namen hatte. Hielt seine Fresse nicht, auch wenn es besser gewesen wäre. Doch was kann man einem Menschen schon nehmen, der gar nichts hat? Diese Frage stellte er sich oft, wenn er mal wieder eine Grenzlinie überschritt. Antworten bekam er bis heute nicht, er lebte sein Leben am Limit.
Wieder schweiften seine Gedanken zurück, an sie. Sie begegneten sich auf beim ersten Gruppentreffen. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt mit irgendjemandem Kontakte zu knüpfen oder etwas anzufangen. Die alten Wunden saßen noch tief, auch wenn er sich einigermaßen erholt hatte. Doch bereits am ersten Tag ging sein Vorsatz den Bach runter, er lernte sie kennnen. Pamela fiel ihm ins Auge, und blieb auch darin erhalten. Sie spielten zusammen Billard, wobei Peter ihr die gängisten Regeln erklären musste. Erst als sie zusammen in die Stadt gingen, sich unterhielten merkte er was für Probleme sie eigentlich hatte. Ihr Großvater war ein Tyrann, der sie mit eisener Faust behandelte. Unterdrückt und ständig tyrannisiert war sie ständig auf der Flucht. Peter empfand Mitleid und versuchte ihr einige Dinge näherzubringen. Schlug Lösungen vor, nahm sie als Erwachsenen Menschen wahr. Sie vertieften sich ins Gespräch, bis ihm ihre Tränen auffielen. Mit einer Handbewegung wischte er die Tränen ab und sagte: Die passen nicht zu deinem schönen Gesicht. Ihre Blicke trafen sich, es war ein Knistern in der Luft. Etwas später folgte der erste Kuss und alles nahm seinen Lauf. Irgendwie unheimlich, es war nie wie in Romantikfilmen. Das ganze heile Welt, wird alles gut Image passt nicht in die Realität. Erobern, verführen und betören. All das sind Fremdworte auf jeder Wirklichkeitsebene, oder was wir als Wirklichkeit ansehen. Manchmal ging es schneller als mit einem D-Zug, einfach umgerollt und über den Haufen gefahren. Gefühle erobern jeden Winkel, wo eben noch eiskalter präziser Verstand arbeitete.
Viele Gedichte, Tragödien und Schicksale wurden darüber geschrieben. Manchmal ganze Legenden und Mythen drum gesponnen. Aber vieles davon war Fiktion, wenn es funkte war es vorbei. Alle Grenzen lösten sich auf, verschwanden im Nichts. Es existierte kein Oben oder Unten, man schwebte über Tatsachen und Fakten. Peter lächelte gequält als er den Berg hinaufschritt. Ja, so manches hatte er bereits mitgemacht. Vieles überlebt, auch wenn er auf vieles verzichten musste. Nach einem guten Fußmarsch erreichte er die Jugendherberge im Nirgendwo, besonders einladend sah sie nicht aus. Dies würde also der Schauplatz werden, an dem alles endet. Hier würde das letzte große Gefecht geschlagen. Ein Duell das niemand überleben konnte, weder psychisch noch physisch. Er kannte das Duell, von Daniella. Damals jedoch wurde er wesentlich mehr verletzt, ihm wurde alles genommen. Er war schwach, das wusste er auch. Seine Knie zitterten, seine Gefühle standen ihn für eine Abrechnung im Weg. Doch wie lange konnte man ihnen wiederstehen, wie lange sie aufhalten? Gar nicht, das war die grausame Erkenntnis. Als er die Tür öffnete und hineintrat, herrschte eisige Stimmung. Obwohl es verboten war, zündete er sich eine Zigarette an. Auf in die Schlacht, möge ich in Gnade fallen dachte er bei sich.
Einige Wochen später stürmte ein Sanitäter in das Zivizimmer, dort stand bereits eine Schwester von der Station. Der Notarzt sah auf den leblosen Körper auf der Bettdecke. Neben ihm lagen etliche Tabletten, nebst einigen flaschen Schnaps und Whiskey. Die meisten davon waren geleert, der Notarzt wand sich wieder dem leblosen Körper zu. Er fühlte nach dem Puls, ohne Ergebnis. Er schloss die Augen, dachte bei sich: Bitte, so darf es doch nicht enden. Warum hast du das getan? Der Notarzt zog sein Programm durch, Tränen standen ihm in den Augen als er sich wieder der Schwester zuwand. Mit tränenschwerer Stimme sagte er: âPeter ist tot. Überdosis Tabletten mit Alkohol. Informieren sie seine Familie?â Die Schwester nickte nur und verschwand, der Notarzt untersuchte nochmal den leblosen Körper um Gewissheit zu bekommen. Ja, er war verschieden. Doch da war etwas das er vorher nicht gesehen hatte. Ein kleines Tagebuch, zitternd nahm er es an sich. Die ersten Seiten beinhalteten Gedichte. Nicht sonderlich gut geschrieben, manche einfach nur schrecklich formuliert. Aber dann fand er einen Aufsatz unter dem Titel 5 Tage bis zu meiner Himmelfahrt. Obwohl ihm sein Verstand sagte das er es lassen sollte, begann er zu lesen.
Persönliche Notizen, Peter, 5 Tage bis zu meiner Himmelfahrt
Tag 1
Die Ankunft war wie erwartet. Alle gesammelt, Zimmerschlüssel ausgeteilt. Ich hab ein Zweibettzimmer geholt, musste es jedoch kurz darauf eintauschen weil die 2 Deppen zusammenliegen wollten um zu kiffen. Als der eine mich daraufhin dumm anmachte, hätte ich ihm beinahe die Nase gebrochen. So blieb es bei einer aufgeplatzten Lippe.
Sie war auch da, schenkte mir jedoch wenig Beachtung. Aber ihre Blicke waren mehr als tödlich. Jedesmal wenn sie mich so kalt ansah, schmerzte es wie die Hölle. Die dämlichen Spiele der Gruppenleiterinen konnten daran auch nichts ändern, durch einen Zimmerkollegen hatte ich immerhin Alkohl. Anfangs konsumierte ich eher schwach.
Der erste Tag verlief ohne weitere Zwischenfälle, besser als erwartet. Aber ich sah Pamela mit einigen anderen Hotelgästen im Zimmer verschwinden. Ich malte mir die schlimmsten Dinge aus, denn sie war sowas wie ein leichtes Mädchen. Die richtigen Knöpfe gedrückt konnte man alles bekommen.
Ich schlief die Nacht nicht, machte mir zuviele Gedanken. Erst als ich die halbe Flasche Schnaps geext hatte ging es mir wieder besser und der Schlaf nahm mich in seine Arme.
Tag 2
Konfrontation, egal ob in der Stadt oder wo wir sonst auch waren. Pamela lies keine Gelegenheit aus um mir zu zeigen wie wenig wert ich war. Ich war stinksauer, aber meine Wut verschwand hinter eine Maske die bröckelte. Ich war angeschlagen, Worte sind stärker als das Schwert. Wie ich es auch drehte, ich hatte die Konfrontation gewählt und nun half mir nur noch der Alkohol auf den Füßen zu stehen. Mal wieder, wie es schon einmal war.
Kurz vorm schlafen gehen bekam ich Besuch von den Typen mit denen Pamela jetzt rumhängt. Sie sagten mir ich soll die Kleine in Ruhe lassen, was dachten die wohl was ich die ganze Zeit mache? Es artete in eine Schlägerei aus, die ganz und gar nicht harmlos eskalierte. Ich bekam den Stuhl zu greifen und ohne nachzudenken schlug ich zu, der Stuhl zerbrach aufgrund der Wucht vom Aufschlag. Der Kerl sank ohnmächtig zusammen, blutete an mehreren Stellen. Der andere ergriff die Flucht und ich bekam noch richtig Ärger. Aber am Eingang stand Pamela und lachte sich einen Wolf.
Die 2. Nacht schlief ich ebenfalls nicht, wieder war es der Alkohol der mir half einigermaßen normal einzuschlafen.
Tag 3
Pamela beginnt mich schlechtzumachen, sie nutzt mein Vertrauen wie Daniella aus. Hinterlistig lässt sie es jedoch nicht direkt an mir aus, sondern spielt die anderen gegen mich aus. Ein heimtückisches Spiel, bei dem ich nicht gewinnen kann.
Die Lage eskaliert in Anfeindungen und sogar Morddrohungen. Krass, aber mittlerweile war ich sowieso fast eine Alkoholleiche. Ich kotzte mir regelmäßig die Seele aus dem Leib, auch ansonsten ging es nur bergab. Klare Gedanken konnte ich schon gar keine mehr fassen, das erste was ich mache wenn ich aufstehe ist mir mehrere Flaschen Bier reinziehen damit ich über Wasser bleibe.
Die Lage eskaliert, ich fliehe in die Stadt und in meinen Betrieb. Dort arbeitet ein Kollege der mir hilft, ich zittere am ganzen Leib und brauche dringend wieder einen Schluck. Ich verschwinde im Zivizimmer und genehmige mir einen. Wie schnell sich der Alkohol wieder des Körpers bemächtigt ist erschreckend. Doch wie lange konnte ich noch standhalten, ich musste zurück. Egal was passieren würde, sie würden mich suchen. Mein Kollege konnte mich nicht ewig decken.
Schweren Herzen ging ich zurück, wo mich die Gruppenleiterin bereits erwartete. Ich durfte mir eine Standpauke anhören und so floh ich erneut, begleitet von dem Gelächter der anderen und einer triumphierend grinsenden Pamela. Mein Leben war aus, noch 2 Tage musste ich durchhalten oder verrecken. Mir ist klar geworden das ich ab heute keine Alternativen mehr habe. Es war erst der 3. Tag und ich trank allein an einem Tag soviel das mich selbst Harald Junke erstaunt ansehen würde.
Ich schlafe auf einer Parkbank, die Nacht ist nicht sonderlich kalt oder warm. Doch am nächsten Morgen wünschte ich mir, allein wegen meines Kreuzes und dem darauf folgenden Ärger ich hätte mich im Fluss ertränkt.
Tag 4
Pamela hat sich verschätzt, ich lieg in einem Einzelzimmer. Ihr Zimmer direkt nebenan, mein Körper schwitzt und ich zittere vor Entzug. Der Umgang mit mir wurde von der Gruppenleiterin untersagt, so lag ich da in meinem Bett und stand den Entzug durch. Innerhalb von 4 Tagen zurück zum Alki, was für eine Bilanz. Aber es kam wohl auch auf die Menge an die ich konsumierte und das war mehr als ein Mensch vertragen konnte. Egal wie oft ich kotzte, ich schob immer nach. Nichts fühlen, nichts denken und bloß nicht reagieren oder gar etwas verstehen.
Jemand brach die Regeln, betrat mein Zimmer. Mit den Worten das ich Scheiße aussähe begrüßte er mich. Ich veruschte zu lächeln, schaffte es aber nicht. Er erzählte mir das Pamela sich verplappert hat, das ihre Lügen und Intrigen aufgeflogen wären. Er wollte sich entschuldigen im Namen der ganzen Gruppe, bis auf eine Ausnahme: Pamela. Ich stammelte etwas, das ich selbst nicht verstand. Keine Ahnung wie ich das übersehen konnte.
Der gleiche Kerl besorgte mir auch die nötigen Medikamente damit ich nicht zu sehr in den Entzug rutschte. Er hatte gutes Vitamin B, weswegen er sich keine Sorgen machen musste. Er kam an alles wenn es sein musste. So auch an das was mir half, so das ich gegen Abend einigermaßen wankend das Bett wieder verlassen konnte.
Da stürmte auch eine Kollegin von Pamela rein und schnauzte mich an was das sollte, schlecht über sie zu reden. Ich ignorierte sie, stieß sie zur Seite. Ich würde die Fronten jetzt schon klären. Wankend ging ich über den Flur, ein Typ stand vor der Tür. Es war derjenige der geflohen war nachdem ich den anderen ins Krankenhaus befördert hatte. Er sah in mir anscheinend keinen Gegner und kam lächelnd auf mich zu.
Mein Knie erwischte ihn in den Genitalien, was ihn wimmernd zu Boden gehen lies. Dann betrat ich Pamelaâs Zimmer. Ich riss die Tür auf, dort saß sie auf dem Bett. Tränen standen ihr im Gesicht, ein Messer hielt sie sich an die Pulsadern. Ich reagierte ohne nachzudenken, ich hatte schnell genug die Hand gepackt und zugetrügt. Das Messer fiel auf den Boden, ich stieß sie zurück auf das Bett.
Was folgte war ein kurzes Gespräch, ein kurzer Augenblick wo Altes noch Bestand hatte. Jedoch hatte ich mit allem anbgeschlossen, ich ging später sogar zum Psychater. Doch der bohrt lieber in alten Erinnerungen rum aber helfen kann er nicht.
Ich hoffe ihr habt soviel Spaß beim Lesen wie ich beim Schreiben. Kritiken und Kommentare bitte in diesen Tread.
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Anmerkung:
Alle Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten zu tatsächlich existierenden Personen sind rein zufällig und nicht von mir gewollt!
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Wo beginnt man mit Erinnerungen, wenn sie lähmend und schleichend wie der Tod sind? Wo beginnt man, wenn man am Ende ist und vor dem Abgrund steht? Wenn einem alles was war und gewesen sein könnte langsam umbringt? Es genügen dazu meistens nur bis zu 4 Worte, wie z. B. du hast mich verletzt. Diese Worte beweisen welche Macht gesprochenes gegenüber geschriebenem hat. Nichts ist verletzender als die Realität, egal aus welcher Sichtweise man sie beobachtet. Ernüchterung, wenn der Alkohol nachlässt. Mit dem man versucht hat die Sorgen zu ertränken. So sitzt man dann dort, auf seinem Bett und resigniert. Die Augen rot, das Nachthemd nass von Tränen. Die Hände Schmerzen, weil man sie vorher wie ihm Wahn gegen die Wand geschlagen hat. Vor ohnmächtiger Wut, einem Anfall von Trauer. Nichts ist mehr wie es war, wenn einem ein kleiner Teil von sich selbst abhanden kommt.
So ging es auch Peter, der nun auf seinem Bett saß. Es war 0 Uhr morgens, das Handy lag noch in seiner Hand. Er hatte Pamela eine SMS geschickt, in der er etwas schwerwiegendes definiert hat: Überleg dir genau, ob ich der richtige für dich bin. Denk genau nach, ich bin bestimmt nicht das was du willst. Es kam keine Antwort, bis gerade eben. Pamela hatte angerufen, weinend ihrer Trauer Luft gemacht. Sie sagte, das er sie verletzt hätte. Vielleicht lag es an dem Satz, du hast geredet wie meine Ex. Jedenfalls beendete sie die Beziehung, die eigentlich seit sie in Mainz waren vorbei gewesen war. Irgendwie war es am bröckeln gewesen, er hatte das Gefühl einfach ingoriert. Peter wollte Klarheit, er bekam nur die ganz persönliche Hölle. Es war als würde seine Welt einstürzen, Tränen liefen über seine Wangen. Seine Hände vergrub er tief in der Bettdecke. Diese spendete ihm jetzt keine Wärme mehr. Eine Bestätigung, er dachte zurück an Mainz. Was passiert war, an die Worte die gefallen waren.
Pamela und er hatten sich zurückgezogen, wie schon so oft zuvor. Sie gingen durch den kleinen Park, bis an die Stelle wo eine Steintreppe nach oben führte. Beide küssten sich kurz, Pamela stank nach Alkohol. Sie hatte vorher etwas zuviel getrunken, nüchtern war sie auf keinen Fall mehr gewesen. Also half er ihr die Treppen nach oben zu gehen. Oben angekommen, konnte man das gesamte freie Feld sehen. Nur eine Mauer trennte einen vor dem Sprung in die Tiefe. Tiefe war so nicht ganz richtig, immerhin ging es nur einige Meter runter. Genug um sich einige Knochen zu brechen. Pamela wollte genau diesen Gegenbeweis anscheinend antreten. Todesmutig kletterte sie auf die Mauer, lehnte sich nach vorne und brüllte: Wenn du mich liebst hälst du mich fest!
Peter stand wie erstarrt, wie konnte sie das nur ernst meinen? Er liebte sie von ganzem Herzen, soweit das in dieser Lage möglich war. Als sie einige Zeit so stand, der Wind sie ins Wanken brachte das sie wirklich zu fallen drohte sagte sie: Du liebst mich einfach nicht, du tust gar nichts für mich! Peter schloss die Augen, zog die Luft scharf ein. In ihm kochte ein Gefühl der Wut. Er sah sie an, sie drehte sich nicht um während sie noch weitere verletzende Worte stammelte. Es lief schon seit einiger Zeit nicht mehr so rosig, irgendwo mangelte es immer. Vielleicht war er auch nicht in der Lage eine Beziehung einzugehen, vielleicht lagen die alten Narben noch nicht weit genug zurück. Pamelaâs Worte rissen alles wieder auf, wie eine Katze schlich er sich davon. Er machte kein Geräusch, nichtmal als er die Steintreppe hinunterglitt. Spring, tu der Welt einen Gefallen und spring, dachte Peter noch bei sich. Er lies den Steinweg hinter sich und lief über das Feld, Gras würde ihn nicht verraten. Was aus ihr wurde, war ihm egal. Ihre Worte hatten ihn getroffen wie Messerstiche. Er musste nachdenken, überlegen was er als nächstes tun wird.
In diesem Moment holte ihn die Realität ein, sein Hand summte und er bekam eine SMS. Er warf das Handy gegen die Wand, er hörte den Aufprall und hörte wie es zersplitterte. Geld für den Arsch, im wahrsten Sinne des Wortes. Er schüttelte den Kopf, irgendwo hatte er doch diese Flasch Vodka verstaut. Eigentlich war es ja verboten, hier Alkohol aufzubewahren. Aber in diesem Fall hat er eine Ausnahme gemacht. Das er gleich auf der Arbeitsstelle wohnte, war ja schließlich nicht seine Schuld. Mühsam erhob er sich in dem Etagenbett und kletterte mühsam die schmale Leiter hinunter. Der Boden unter seine Füßen fühlte sich kalt an, verflucht die Heizung hier brachte auch nichts. Etwas schwankend bewegte er sich zum Schrank, öffnete diesen mit einer einfachen Handbewegung. Peter kramte zwischen den Klamotten, bis er den Flaschenhals zu greifen bekam. Mit einer lässigen Bewegung zog er die Flasche heraus. Sie war noch nicht geöffnet, in den nächsten Tagen würde sich dies ändern. Er sah auf die Uhr, es war mittlerweile 00:30 Uhr geworden. Vom Fenster aus sah man hinauf zum Himmel, Sterne sah man selten. So wie in dieser Nacht, der Himmel schien nichts zu kennen außer Wolken. Langsam schraubte er den Verschluss ab, setzte die Flasche an den Mund und zog fast die halbe flasche auf Ex weg. Peter hat früher schon getrunken, er war in dieser Beziehung mehr als nur gestählt. Seine Kehle brannte wie Feuer, in seinem Magen machte sich ein warmes Gefühl breit. Aber er wurde nicht sofort blau, die Wirkung setzte erst allmählich ein. Schleichend, quälend und langsam. Peter stützte sich auf dem Schreibtisch ab, als der Rausch langsam hochstieg. Er schloss die Augen, kurz drehte sich alles ehe es wieder besser wurde. Seien Beine fühlten sich schwach an, langsam bewegte er sich zurück ins Bett. Er fiel hinein und schloss die Augen, der Schlaf holte ihn jedoch nicht ein. Er lag wach, bis ungefähr 02:00 Uhr. Wo er sich noch ab und zu einen Schluck von dem Vodka könnte. So gegen 02:30 nahm ihn dann der Schlaf in die Arme, gab ihm etwas Ruhe vor seinen Gedanken.
Als Peter erwachte, fühlte er sich elend. Fast die gesamte Flasche Vodka hatte er vernichtet, als der Wecker ihn um 4:50 Uhr aus dem Bett holte. Seine Glieder waren schwer wie blei, er fühlte sich erdrückt. Sein Magen rebellierte ein wenig, doch das Gefühl kannte er. Dieses Gefühl konnt er kontrollieren, unterdrücken. Im Gegensatz zu seinen Kopfschmerzen, die ihm schmerzlich klarmachten was er da angerichtet hatte. Peter kratzte sich am Kopf, jedenfalls versuchte er es. Sein Arm schien mit Sandsäcken behaftet zu sein, in nicht weniger als einer Stunde würde sein Dienst beginnen. Dann müsste er fit sein. Egal wie, egal wie. Er richtete sich auf, was sein Magen mit einem starken Gefühl von Übelkeit quittierte und ihn zurück auf die Matraze zwang. Peter verfluchte sich selbst, vielleicht war er doch nicht mehr so abgehärtet wie früher. Früher, in der guten alten, nein schweren alten Zeit.
Damals war er dabei gerade die Schule im Erfolg zu nehmen, nur Einsen und Zweien zeichneten seinen Weg. Was war er ein Musterschüler, nur in den seltesnten Fällen schrieb er mal eine drei. Aber auch das änderte sich, wenn man sich zwischen Pflicht und Vergnügen stellt. Man muss dann wählen, er traf damals die falsche Entscheidung. Und doch, war sie so süß. Daniella hieß sie. Nachhilfe in EDV wollte sie haben, das bekam sie. Schließlich war er der Beste in seinem Kurs, das schindete Eindruck. Jedoch verwickelte sich das ganze und so wurde etwas handfestes daraus. Etwas Handfestes, darüber konnte er nur lachen. So sah es auch, doch wo Licht ist auch Schatten. Und das Licht ist immer zu langsam, der Schatten ist immer zuerst da. So war und wird es immer sein.
Die ersten Konfrantationen liesen nicht auf sich warten. Einmal sah er eine andere an, nur einmal. Nur angesehen, mehr war da nicht. Wäre es auch nie gewesen, schließlich hatte Peter seine Prinzipien. Der Ausgang des ganzen war ein Bierglas, das sich mitten auf seiner Stirn dazu entschloß zu zersplittern. Geführt wurde das Glas von Daniella, es krachte und splitterte. Blut lief über seine Stirn, die Wunde musste genäht werden. Mit wievielen Stichen wusste er nicht mehr, übrig blieb eine hässliche Narbe.
Peter vergab ihr, weil er ein zu großes Herz hatte. Viele sagten das über ihn. Sie nannten ihn manchmal den Gütigen, den Zuhörer. Er half anderen mit ihren Problemen, lud sich damit aber automatisch mehr auf als er tragen konnte. Er war immer da, hilfsbereit und freundlich. Ein reines Herz, das eigentlich von Anfang an zum scheitern geboren worden war. Denn man sollte sich fragen, wieviel ein Herz ertragen kann ehe es von der Dunkelheit geschluckt wird. Wielange braucht es bis die Dunkelheit das Herz infiziert, in einer Welt in der Chaos und Mord auf der Tagesordnung stehen? Welcher Mensch kümmert sich schon um den anderen? Jeder ist sich selbst der Nächste, jeder sieht nur seinen Gewinn. Auf diesen arbeitet er hin ohne Rücksicht auf Verluste. Wieviele Leichen hat dieser Feldzug bereits hinterlassen. Wenn man dabei nur an Hitler denkt, an Stalin oder das DDR Regime. Immer waren es Menschen, die bewiesen das wir uns gar nicht so sehr von den Tieren unterschieden. Im Grunde besitzen wir nur einen gehobenen Intellekt, der doch immer wieder von Trieben überschattet wird. Im Grunde lassen wir uns immer nur leiten von Hass, Zorn und Gier. Wir sind im Grunde schlimmer noch wie die Tiere, brutaler und mit Raffinesse. Obwohl auch viele Tiere raffiniert sind, ja geradezu erschreckend intellektuell. Doch das wird aus unserer Sicht nicht tolleriert.
Und in einer Welt wo Kinder geschändet, Frauen brutal geschlagen und Morde praktisch im Sekundentakt passieren wie kann da ein Herz über lange Zeit rein bleiben? Im Grunde existiert in jedem Herzen ein Stück Dunkelheit, das nur darauf wartet auszubrechen. Wenn die Mutter mit einem Kerl nach dem anderen in die Kiste hüpft, dieser einen danach so zusammenschlägt das man nicht mehr aufrecht stehen kann. Solche und andere Dinge bilden eine schwarze Ader, die unbemerkt in dem reinen Herz pocht, es infiziert. Es kann Jahre dauern, manchmal bis ins hohe Alter. Aber manchmal reicht schon ein einziger Auslöser. Aus einem freundlichen, netten jungen Menschen wird dann ein Tier. Ein Tier das handelt, konsequent und ohne Rücksicht auf alle Verluste.
So war es auch bei Peter, obwohl sein Herz ihm die Weißung gab ihr zu verzeihen. Er tat es, gutgläubig und immer noch an das gute im Menschen glaubend. Er war naiv gewesen, in vielerlei Hinsicht war er das sogar heute noch. Er sah in den Menschen hinein, sah immer etwas gutes. Egal ob es sich dabei um jemanden handelte der gerade eben einem anderen die Seele aus dem Leib schlug, oder ob es sich um jemanden handelte der im Fernsehen gerade seine Frau umgebracht hatte. Peter sah in die Augen des Menschen. Er verurteilte sie nicht, er lebte mit der Gewissheit das manchmal die Dinge anders kommen konnten. Ganz anders als geplant. Doch die schwarze Ader pocht, infiziert das Gütige und tilgt es aus. Im Grunde war es schon immer so, irgendwann zerbricht der Glaube. Denn Hoffnung hat im Grunde niemand, egal wie sehr er daran festhält. Hoffnung ist umsonst, wenn man kein Ziel hat auf das man hinarbeiten kann. Hinarbeiten, das tun nur diejenigen denen nicht die Mittel zur Verfügung stehen. Irgendwann besitzen sie diese, durch Korruption und Erpressung. Dann sitzen sie weit oben, als Politiker, Richter und Beatme. Entscheiden über die Welt, über die Geschicke des Volkes. Erschreckend, aber Realität. Der kleine Mann muss an sich selbst zugrunde gehen. So war es immer, Bauern in einem Schachspiel. Der König befiehlt, die Figuren ziehen ins sichere Verderben.
Im Grunde war es erschreckend, was ein paar Gefühle in einem verändern können. Aus oben wird unten, was gerade noch Richtigkeit besaß ist nichtig. Alle Regeln der Physik sind aufgehoben. Es zählt nur der Glaube. Doch wie definiert man Glaube? Glaube ist für Schwache, Hoffnung ist nur ein Wort. Das erkannte Peter leider erst sehr spät. Er konnte nicht anders, als sich selbst den letzten Rest zu geben. Vielleicht hätte er auf einige Kollegen, sogenannte, hören sollen. Doch wäre dann vielleicht das schlimmste abhanden gekommen? Wäre dann der Lauf der Dinge in eine andere Richtung gelenkt worden? Wäre er dann heute erfolgreich, wie sein Großvater es sich wünscht? Oder wäre er im Grunde doch nur der Verlierer geblieben, der er jetzt war? Wäre er nicht genauso auf den Boden aufgeschlagen, wie damals wo seine Mutter ihn ohne Grund vor die Tür gesetzt hat? Manchmal geht das Leben komische Wege, manchmal musste einer sie aufgebürdet bekommen. Manch einer zerbricht an der Last, andere tragen sie und werden zu anderen Menschen.
Die Sache mit dem Bierglas war nur ein kurzer Moment gewesen, flüchtig und aussagekräftig. In dieser Tat stand Schicksal und Zukunft geschrieben. Kleine Dinge sind meist die Vorboten von etwas viel größerem. Nur erkennt man nicht die gesamte Bandbreite der Kreise, die sich durch das Leben ziehen wie ein Spinnenetz. Ausweg? Nein, nicht möglich. Alle Linien laufen in eine Richtung und treffen an einer anderen wieder zusammen. Ein ewiger Kreis, alles wiederholte sich. Die Sache mit dem Bierglas war nur ein Anfang, die Beziehung hielt immerhin 3 volle Jahre. Versteckt vor seinen Großeltern und versteckt vor dem Rest der Welt. Eine gute Tarnung, alles geschickt arrangiert. Peter konnte die richtigen Masken wählen, das richtige Stück inzenieren wenn es sein musste. Er war kein Manipulator, aber er handelte nach seinem Ermessen. Wenn er es wollte drehte sich die Welt um ihn herum, wenn nicht dann halt nicht. Er besaß viele Masken, keine davon spiegelte jedoch sein Innerstes. Manchmal trägt man auch soviele Masken, das dass ware Ich niemals mehr zum Vorschein kommt. Das die Masken die man wählt, das eigene Schicksal werden. Man kann nicht mehr ohne sie leben, sie spiegeln Gefühle und Gedanken. Sie sind der traurige Prophet durch den man spricht oder der Hoffnarr der einen an der Nase herumführt und seine Streiche ausheckt.
Doch selbst Einfluss und genügend Vitamin B schützen vor Strafe nicht. Das wusste Peter, nur nicht wie weit ein Schnitt gehen kann der zur rechten Zeit gesetzt wird. Der klar macht, das man trotz aller Masken ein Mensch ist. Verletzbar, klein und hoffnungslos. Dieser Schnitt kam, wie alles andere auch mehr als überraschend. Nach 3 Jahren, gestand sie ihm schwanger zu sein. Freude, Euphorie und Panik standen in sein Gesicht gestanzt. Erstere Gefühle überwogen schnell die anderen, denn was sollte schon passieren. Die Großeltern würden Peter nicht hängen lassen, egal wie schrecklich die Zeiten waren. Niemals würden sie ihn hängen lassen, zumindest seine Oma. Sie war immer für ihn da gewesen, auch wenn er es ihr nicht zeigte. Er war grausam zu ihr, brutal manchmal. Geschlagen hat er sie, sich später dafür bis zur Hölle geschähmt. Entschuldigung hat er, obwohl sie es verdiente, nie gesagt. Sie hat ein ebenso großes Herz wie er, ein Herz das mit Gold nicht aufzuwiegen ist. Aber das spielte keine Rolle, denn das Leben ist kein Spiel. Bitterer Ernst, blutige Abrechnung eines Gottes der sich totlacht wenn seine Schöpfung mal wieder einen Fehler macht. So auch an diesem Tag und für Peter war es als würde die Welt gefrieren und ein Sog der Dunkelheit ihn für immer verschlucken. Sein Herz, sein Leben sollte sich von diesem Moment an für immer wandeln.
Wie gesagt, Daniella war schwanger. Peter stürmte aus der Wohnung um Luft zu bekommen. Da stellte er fest das er den Schlüssel vergessen hatte. Also eilte er zurück ins Haus. Dort war seine Freundin am telefonieren, leider waren diese Worte nicht für sein Ohr bestimmt. Sie sagte, das er es geschluckt habe das dass Kind von ihm ist. Diese Worte liesen das Herz brechen, die schwarze Ader schloss die Lücke. Von da an existierte kein reines Herz mehr, sondern nur noch ein schwarzer Klumpen. Die Seele fiel in einen Abgrund, aus dem er bis heute nicht herausgekommen ist. Er fühlte sich von diesen Worten an, in der Dunkelheit wohler als im hellen Licht. Licht war trügerisch, Sicherheit auf Zeit. Die Dunkelheit schließt mit ihrer Kälte und ihrer Schwärze jedes Gefühl aus. Ist wie ein schützender Mantel, der einen umarmt und langsam hinübergleiten lässt.
Natürlich stellte Peter sie zur Rede, doch die Macht der Worte war stärker als sein Einfluss. Sie wandelte sein Leben in eine private Hölle, Freunde zu Feinden und geglaubte Sicherheit wurde zu einer morschen Holzbrücke. Ein Fall, nicht für Sekunden. Daniella drehte den Spieß geschickt um, nutzte das insgeheim anvertrautete gegen ihn. Sie wusste wo sie ansetzen musste um Peter zu brechen. Jede Attacke saß, bis nur noch ein Wrack übrig war. Schule egal, Leben egal. Nur noch raus aus dieser Hölle. Am Vater orientiert griff er zur Flasche. Manchmal schon vor der Schule, manchmal danach. Hauptsache nichts mehr fühlen, nichts mehr erleben. Wie eine Leiche, ohne jede Regung den Tag hinter sich bringen. Die Schule ging den Bach runter, Noten wurden egal. In den Augen seiner Kameraden ein Rebell, in seinen eignen Augen nur ein Versager. Doch die Maske des Widerständlers, der sich nichts von irgendjemand sagen lies passte. Hätte er sie nur unten gelassen und hätte auf die Ratschläge gehört, hätte auf die gehört die es gut mit ihm meinten. Hätte deren Hilfe akzeptiert und hätte nicht alles in den Wind gehauen. Aus Fehlern wird man klug und die Zeit heilt alle Wunden. Zwei Sprichworte die Peter nicht unterstreichen konnte. Alte Fehler wiederholte man zu oft, die Wunden rissen dadurch immer wieder auf. Vielleicht aber auch durch Erinnerungen und die damit verbundenen Schmerzen. So ging die Schule vor die Hunde, die Großeltern waren sauer und er selbst? Nun, er war gefangen in einem Teufelskreis aus dem es keinen Ausweg mehr gab. Er hatte alles verloren, wirklich alles. An eine berufliche Zukunft war nicht zu denken, nach außen hin verteidigte ihn die Maske des unnahbaren Rebellen. Doch nach innen? Nach innen sah es dunkel aus, dort saß ein kleines geschundenes Kind und weinte. Umhüllt von Dunkelheit, ohne Licht auf einem kalten Stein. Keine Kleider, Narben auf der kalkweißen Haut. Doch an diese Stelle dringt niemand vor, im Grunde ist es scheißegal. Ein Mensch sieht nur das was er sehen will.
Peter lag immer noch auf der Matraze, unfähig zu denken oder zu handeln. Sein Körper fühlte sich immer noch matt an, niedergerungen und zerstört. Sein Hirn hatte nach 2 kalten Entzügen, fernab seines Vaters und seiner Großeltern bei einem Freund der ihm als einziger blieb, Schaden genommen. Er lernte langsamer, schwerer als vorher. Das artikulieren von Sätzen hatte er danach wieder in den Griff bekommen, er blieb nicht mehr hängen und verhedderte sich mitten im Satzgeflecht. Trotzdem hatte der kalte Entzug ihn gekennzeichnet, zitternde Hände und ein nervöses Auftreten. Das Zittern ist das schlimmste, es lässt sich nicht kontrollieren. Es ist schwerer zu erklären wie Nervosität, aber letzten Ende gelang es ihm auch das zu schaffen.
Jetzt lag er wieder im Bett, kaputt und zerstört von der Droge die er niemals mehr anrühren wollte. Er rauchte auch, hatte vor einigen Monaten angefangen. Was seinem Asthma sicherlich auf Dauer schaden würde, doch was waren schon ein paar Nägel mehr zu seinem Sarg. Im Moment gab es eigentlich keinen Grund am Leben zu bleiben. Die Welt war beschissen, jedes Mal der tägliche Trott. Ein Rennen gegen die Uhr, das er niemals gewann. Egal wie sehr er sich bemühte und wie sehr er sich anstrengte. Es war eine Hölle, ein Ausweg den er nur gewählt hat weil die Perspektive fehlte. Peter fand sich mit seiner Rolle ab, wenn er sich schon nicht selbst helfen konnte dann wenigstens anderen. Das konnte er, hat er schon oft bescheinigt bekommen. Er lächelte, was sofort mit einem Übelkeitsstoß aus seiner Magengegend quittiert wurde. Nein, so durfte es nicht enden. Mühsam rappelte er sich auf, da passierte es. Es kam ihm hoch, er schloss die Lippen fest und würgte es wieder herunter. Der Geschmack war ekelhaft, aber immerhin blieb er sitzen. Mühsam und wie ein Roboter stieg er aus dem Bett, heut war nicht sein Tag. Und dann auch noch Frühschicht, wo er 100 Prozent fit sein musste. Das Leben konnte schon grausam sein, vor allem wenn man sich als Marionette fühlt der alles genommen wurde. Warum nur er? Hatte er nicht schon genug durchgemacht?
Langsam quälte er sich in seine Dienstkleidung, die noch aus einer schwarzen Hose und einem schwarzen T-Shirt bestand. Niemand sagte etwas dazu, niemand. Sie trauten sich nicht, sie hatten kapiert das man ihm lieber nicht zu nahe kommen sollte. Man konnte mit ihm reden, vernünftig und klar. Aber wenn ihm jeamand zu nahe kam, war es vorbei. Diese Gereiztheit war ebenfalls etwas was der Alkoholmissbrauch mit sich bringt. Man wird aggressiver, hat leichte Tendenzen und Schwankungen innerhalb seiner Stimmung. Es war zum fürchten und doch amüsant. Er verstand sich eigentlich mit den meisten, war nur den falschen ein paar Mal zu oft auf die Füße getreten. Das passierte dauernd, dazu brauchte er sich nicht einmal anzustrengen. Er lies keine Gelegenheit aus, feuerte sich damit nur selbst in die Pfanne. Egal wie, er steuerte sich selbst in eine Sackgasse. Aber noch dem heutigen Morgen war eh alles gelaufen. Sein Kurs hieß definitiv Selbstzerstörung, wenn er schon zur Hölle fuhr dann wollte er wenigstens seine Zeichen setzen. Das ging am besten, wenn man jede gute Moral über Bord wirft. Wenn man dort ansetzt wo es weh tut, wenn man andere Menschen verletzt. Doch sie wie er sich jetzt fühlte, wäre er nicht einmal in der Lage gewesen eine Fliege zu erwischen. Er konnte froh sein, wenn sein Körper den Strapazen gewachsen war die auf ihn zukamen. Peter hatte seinen Körper oft bis an die Grenzen getrieben, manchmal sogar darüber hinaus. Der beste Beweis dafür war seine kaputte Schulter, die nur notbedürftigt versorgt worden war. Mehr wollte er nicht, er wollte weitermachen. Es war wie ein Drang, dem er nachgeben musste. Wieviel konnte er aushalten? Wieviel ertragen, ehe er Blut kotzte? Letzteres hatte er noch nicht, aber sein Körper hatte ihm schon gezeigt wenn es bergab ging. Wenn es Zeit war einen Schongang einzulegen.
Doch dann hielt er sich mit Medikamenten über Wasser, trieb den Körper bis auf die Spitze der Belastbarkeit. Einmal war er deswegen sogar zusammengebrochen. Nach einger Zeit ging es wieder, wenn man Extreme sucht muss man erstmal lernen die Grenzen zu sprengen. Genau das würde er heute auch tun, seine Grenzen überwinden. 20 bis 25 Tropfen MCP und der Magen würde aufhören sich zu beschweren. Er lächele müde, eher gequält. Er schleppte sich mit letzter Kraft in die öffentliche Toilette. Peter hatte das Zivizimmer durch viel Glück bekommen, dafür war er dem Haus sehr dankbar. Er drückte den Lichtschalter und blickte in den Spiegel. Ein eingefallenes Gesicht, rote Augen und ein 3 Tage Bart der abscheulich aussah. Mit einer Handbewegung lies er kaltes Wasser über seine Hände laufen und warf sich dieses ins Gesicht. Es half nichts, der Kopfschmerz war zu extrem. Dann halt noch 2 Aspirin, murmelte Peter zu sich selbst. Es wird schon gehen, es wird schon gehen. Mühsam schleppte er sich wieder hinaus auf den Flur, es war Zeit nach oben zu gehen und den Weg zu beschreiten. Den Weg, den er nun so oft gegangen war.
Er hatte nie geglaubt das er dazu überhaupt im Stande war. Im Stande, diesen Druck zu erfüllen. Unter Zeitdruck und Gerüchten seinen Lohn zu erarbeiten. Aber es ging, mit jedem Tag besser. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, so kann man es unterstreichen. Man wird schneller, unter der richtigen Kollegin und dem richtigen Befehlston. So lernt man abgestumpft zu werden, obwohl Schmerzen ja gewohnt sind. Damals als seine Mutter einen Knasti nach dem anderen ins Bett zog. Als diese jede Nacht oder jeden Morgen seine Frust an ihm ausließen. Ihre Frust über ihre Verhaftung und ihr beschissenes Leben. Ihre Fäuste waren wie eine Bestrafung, die er irgendwann nur noch mit einem Lächeln hinnahm. Egal wie grün und blau er danach war, egal ob er zur Schule gehen konnte oder nicht. Er lernte Schmerzen zu erdulden, er konnte sogar eine Zigarette an sich ausdrücken ohne das es weh tat. Oder mit der Rasierklinge am Oberschenkel tiefe Kerben reißen, es war egal geworden. Schmerz ist relativ, es kommt auf die Dosis an. Und diese musste bei Peter mittlerweile extrem hoch sein damit er etwas spürte.
Peter schaffte es die Treppen zu erklimmen, sein Magen fühlte sich an als hätte ihm eine Herde Profiboxer hineingeschlagen. Er jappste nach Luft, dann umschloss seine Hand die Klinge und er trat in den Flur den er gestern Mittag verlassen hatte. Er begrüßte den Nachtdienst und erklärte diesem die Lage. Natürlich bekam er MCP und Aspirin, aber auch ein Schmerzmittel. Ja, jetzt war er sich sicher. Die Schicht würde wie jede andere vorbeigehen. Nur etwas härter als sonst, aber dann konnte er wenigstens seine Schmerzgrenze erhöhen. Er lächelte als die Kollegen eintrafen. Sie waren gut besetzt, also auf eine weitere Runde. Eine Runde mehr in einem Spiel, das er wahrscheinlich nicht lange durchhalten würde. Der Anruf von Pamela war eindeutig gewesen, er hatte im Moment nicht den Kopf um sich Gedanken zu machen wie er heute morgen wen waschen würde. Oder gar wen er als erstes seinem Schlaf entriss. Vielleicht würde er vorgehen wie immer, aber das glaubte er nicht. Er sah auf die Uhr und wusste, es würde vorrübergehen. Egal wie.
Seit diesem Zeitpunkt war einiges geschehen, es kam keine Nachricht mehr von Pamela. Dementsprechend war Peter down, er hatte gehofft das sie sich nochmal meldete. Ihm verzieh, obwohl es aus heutiger Sicht nichts zu verzeihen gab. Sie hatte überreagiert, er hatte zur Flasche gegriffen. Aus Fehlern lernt man, so ein Schwachsinn. Sein Körper war einigermaßen fit, er würde sie wiedersehen. Das monatliche Gruppentreffen stand an, psychisch geschwächt war er sowieso. Der Job laugte an ihm, wie ein Vampir der sich jeden Tag seine tägliche Dosis Blut holte. Eigentlich hatte Peter sich selten so schlecht gefühlt wie in diesen Tagen. Es gab viel Zoff, er legte sich mit allem an was Rang und Namen hatte. Hielt seine Fresse nicht, auch wenn es besser gewesen wäre. Doch was kann man einem Menschen schon nehmen, der gar nichts hat? Diese Frage stellte er sich oft, wenn er mal wieder eine Grenzlinie überschritt. Antworten bekam er bis heute nicht, er lebte sein Leben am Limit.
Wieder schweiften seine Gedanken zurück, an sie. Sie begegneten sich auf beim ersten Gruppentreffen. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt mit irgendjemandem Kontakte zu knüpfen oder etwas anzufangen. Die alten Wunden saßen noch tief, auch wenn er sich einigermaßen erholt hatte. Doch bereits am ersten Tag ging sein Vorsatz den Bach runter, er lernte sie kennnen. Pamela fiel ihm ins Auge, und blieb auch darin erhalten. Sie spielten zusammen Billard, wobei Peter ihr die gängisten Regeln erklären musste. Erst als sie zusammen in die Stadt gingen, sich unterhielten merkte er was für Probleme sie eigentlich hatte. Ihr Großvater war ein Tyrann, der sie mit eisener Faust behandelte. Unterdrückt und ständig tyrannisiert war sie ständig auf der Flucht. Peter empfand Mitleid und versuchte ihr einige Dinge näherzubringen. Schlug Lösungen vor, nahm sie als Erwachsenen Menschen wahr. Sie vertieften sich ins Gespräch, bis ihm ihre Tränen auffielen. Mit einer Handbewegung wischte er die Tränen ab und sagte: Die passen nicht zu deinem schönen Gesicht. Ihre Blicke trafen sich, es war ein Knistern in der Luft. Etwas später folgte der erste Kuss und alles nahm seinen Lauf. Irgendwie unheimlich, es war nie wie in Romantikfilmen. Das ganze heile Welt, wird alles gut Image passt nicht in die Realität. Erobern, verführen und betören. All das sind Fremdworte auf jeder Wirklichkeitsebene, oder was wir als Wirklichkeit ansehen. Manchmal ging es schneller als mit einem D-Zug, einfach umgerollt und über den Haufen gefahren. Gefühle erobern jeden Winkel, wo eben noch eiskalter präziser Verstand arbeitete.
Viele Gedichte, Tragödien und Schicksale wurden darüber geschrieben. Manchmal ganze Legenden und Mythen drum gesponnen. Aber vieles davon war Fiktion, wenn es funkte war es vorbei. Alle Grenzen lösten sich auf, verschwanden im Nichts. Es existierte kein Oben oder Unten, man schwebte über Tatsachen und Fakten. Peter lächelte gequält als er den Berg hinaufschritt. Ja, so manches hatte er bereits mitgemacht. Vieles überlebt, auch wenn er auf vieles verzichten musste. Nach einem guten Fußmarsch erreichte er die Jugendherberge im Nirgendwo, besonders einladend sah sie nicht aus. Dies würde also der Schauplatz werden, an dem alles endet. Hier würde das letzte große Gefecht geschlagen. Ein Duell das niemand überleben konnte, weder psychisch noch physisch. Er kannte das Duell, von Daniella. Damals jedoch wurde er wesentlich mehr verletzt, ihm wurde alles genommen. Er war schwach, das wusste er auch. Seine Knie zitterten, seine Gefühle standen ihn für eine Abrechnung im Weg. Doch wie lange konnte man ihnen wiederstehen, wie lange sie aufhalten? Gar nicht, das war die grausame Erkenntnis. Als er die Tür öffnete und hineintrat, herrschte eisige Stimmung. Obwohl es verboten war, zündete er sich eine Zigarette an. Auf in die Schlacht, möge ich in Gnade fallen dachte er bei sich.
Einige Wochen später stürmte ein Sanitäter in das Zivizimmer, dort stand bereits eine Schwester von der Station. Der Notarzt sah auf den leblosen Körper auf der Bettdecke. Neben ihm lagen etliche Tabletten, nebst einigen flaschen Schnaps und Whiskey. Die meisten davon waren geleert, der Notarzt wand sich wieder dem leblosen Körper zu. Er fühlte nach dem Puls, ohne Ergebnis. Er schloss die Augen, dachte bei sich: Bitte, so darf es doch nicht enden. Warum hast du das getan? Der Notarzt zog sein Programm durch, Tränen standen ihm in den Augen als er sich wieder der Schwester zuwand. Mit tränenschwerer Stimme sagte er: âPeter ist tot. Überdosis Tabletten mit Alkohol. Informieren sie seine Familie?â Die Schwester nickte nur und verschwand, der Notarzt untersuchte nochmal den leblosen Körper um Gewissheit zu bekommen. Ja, er war verschieden. Doch da war etwas das er vorher nicht gesehen hatte. Ein kleines Tagebuch, zitternd nahm er es an sich. Die ersten Seiten beinhalteten Gedichte. Nicht sonderlich gut geschrieben, manche einfach nur schrecklich formuliert. Aber dann fand er einen Aufsatz unter dem Titel 5 Tage bis zu meiner Himmelfahrt. Obwohl ihm sein Verstand sagte das er es lassen sollte, begann er zu lesen.
Persönliche Notizen, Peter, 5 Tage bis zu meiner Himmelfahrt
Tag 1
Die Ankunft war wie erwartet. Alle gesammelt, Zimmerschlüssel ausgeteilt. Ich hab ein Zweibettzimmer geholt, musste es jedoch kurz darauf eintauschen weil die 2 Deppen zusammenliegen wollten um zu kiffen. Als der eine mich daraufhin dumm anmachte, hätte ich ihm beinahe die Nase gebrochen. So blieb es bei einer aufgeplatzten Lippe.
Sie war auch da, schenkte mir jedoch wenig Beachtung. Aber ihre Blicke waren mehr als tödlich. Jedesmal wenn sie mich so kalt ansah, schmerzte es wie die Hölle. Die dämlichen Spiele der Gruppenleiterinen konnten daran auch nichts ändern, durch einen Zimmerkollegen hatte ich immerhin Alkohl. Anfangs konsumierte ich eher schwach.
Der erste Tag verlief ohne weitere Zwischenfälle, besser als erwartet. Aber ich sah Pamela mit einigen anderen Hotelgästen im Zimmer verschwinden. Ich malte mir die schlimmsten Dinge aus, denn sie war sowas wie ein leichtes Mädchen. Die richtigen Knöpfe gedrückt konnte man alles bekommen.
Ich schlief die Nacht nicht, machte mir zuviele Gedanken. Erst als ich die halbe Flasche Schnaps geext hatte ging es mir wieder besser und der Schlaf nahm mich in seine Arme.
Tag 2
Konfrontation, egal ob in der Stadt oder wo wir sonst auch waren. Pamela lies keine Gelegenheit aus um mir zu zeigen wie wenig wert ich war. Ich war stinksauer, aber meine Wut verschwand hinter eine Maske die bröckelte. Ich war angeschlagen, Worte sind stärker als das Schwert. Wie ich es auch drehte, ich hatte die Konfrontation gewählt und nun half mir nur noch der Alkohol auf den Füßen zu stehen. Mal wieder, wie es schon einmal war.
Kurz vorm schlafen gehen bekam ich Besuch von den Typen mit denen Pamela jetzt rumhängt. Sie sagten mir ich soll die Kleine in Ruhe lassen, was dachten die wohl was ich die ganze Zeit mache? Es artete in eine Schlägerei aus, die ganz und gar nicht harmlos eskalierte. Ich bekam den Stuhl zu greifen und ohne nachzudenken schlug ich zu, der Stuhl zerbrach aufgrund der Wucht vom Aufschlag. Der Kerl sank ohnmächtig zusammen, blutete an mehreren Stellen. Der andere ergriff die Flucht und ich bekam noch richtig Ärger. Aber am Eingang stand Pamela und lachte sich einen Wolf.
Die 2. Nacht schlief ich ebenfalls nicht, wieder war es der Alkohol der mir half einigermaßen normal einzuschlafen.
Tag 3
Pamela beginnt mich schlechtzumachen, sie nutzt mein Vertrauen wie Daniella aus. Hinterlistig lässt sie es jedoch nicht direkt an mir aus, sondern spielt die anderen gegen mich aus. Ein heimtückisches Spiel, bei dem ich nicht gewinnen kann.
Die Lage eskaliert in Anfeindungen und sogar Morddrohungen. Krass, aber mittlerweile war ich sowieso fast eine Alkoholleiche. Ich kotzte mir regelmäßig die Seele aus dem Leib, auch ansonsten ging es nur bergab. Klare Gedanken konnte ich schon gar keine mehr fassen, das erste was ich mache wenn ich aufstehe ist mir mehrere Flaschen Bier reinziehen damit ich über Wasser bleibe.
Die Lage eskaliert, ich fliehe in die Stadt und in meinen Betrieb. Dort arbeitet ein Kollege der mir hilft, ich zittere am ganzen Leib und brauche dringend wieder einen Schluck. Ich verschwinde im Zivizimmer und genehmige mir einen. Wie schnell sich der Alkohol wieder des Körpers bemächtigt ist erschreckend. Doch wie lange konnte ich noch standhalten, ich musste zurück. Egal was passieren würde, sie würden mich suchen. Mein Kollege konnte mich nicht ewig decken.
Schweren Herzen ging ich zurück, wo mich die Gruppenleiterin bereits erwartete. Ich durfte mir eine Standpauke anhören und so floh ich erneut, begleitet von dem Gelächter der anderen und einer triumphierend grinsenden Pamela. Mein Leben war aus, noch 2 Tage musste ich durchhalten oder verrecken. Mir ist klar geworden das ich ab heute keine Alternativen mehr habe. Es war erst der 3. Tag und ich trank allein an einem Tag soviel das mich selbst Harald Junke erstaunt ansehen würde.
Ich schlafe auf einer Parkbank, die Nacht ist nicht sonderlich kalt oder warm. Doch am nächsten Morgen wünschte ich mir, allein wegen meines Kreuzes und dem darauf folgenden Ärger ich hätte mich im Fluss ertränkt.
Tag 4
Pamela hat sich verschätzt, ich lieg in einem Einzelzimmer. Ihr Zimmer direkt nebenan, mein Körper schwitzt und ich zittere vor Entzug. Der Umgang mit mir wurde von der Gruppenleiterin untersagt, so lag ich da in meinem Bett und stand den Entzug durch. Innerhalb von 4 Tagen zurück zum Alki, was für eine Bilanz. Aber es kam wohl auch auf die Menge an die ich konsumierte und das war mehr als ein Mensch vertragen konnte. Egal wie oft ich kotzte, ich schob immer nach. Nichts fühlen, nichts denken und bloß nicht reagieren oder gar etwas verstehen.
Jemand brach die Regeln, betrat mein Zimmer. Mit den Worten das ich Scheiße aussähe begrüßte er mich. Ich veruschte zu lächeln, schaffte es aber nicht. Er erzählte mir das Pamela sich verplappert hat, das ihre Lügen und Intrigen aufgeflogen wären. Er wollte sich entschuldigen im Namen der ganzen Gruppe, bis auf eine Ausnahme: Pamela. Ich stammelte etwas, das ich selbst nicht verstand. Keine Ahnung wie ich das übersehen konnte.
Der gleiche Kerl besorgte mir auch die nötigen Medikamente damit ich nicht zu sehr in den Entzug rutschte. Er hatte gutes Vitamin B, weswegen er sich keine Sorgen machen musste. Er kam an alles wenn es sein musste. So auch an das was mir half, so das ich gegen Abend einigermaßen wankend das Bett wieder verlassen konnte.
Da stürmte auch eine Kollegin von Pamela rein und schnauzte mich an was das sollte, schlecht über sie zu reden. Ich ignorierte sie, stieß sie zur Seite. Ich würde die Fronten jetzt schon klären. Wankend ging ich über den Flur, ein Typ stand vor der Tür. Es war derjenige der geflohen war nachdem ich den anderen ins Krankenhaus befördert hatte. Er sah in mir anscheinend keinen Gegner und kam lächelnd auf mich zu.
Mein Knie erwischte ihn in den Genitalien, was ihn wimmernd zu Boden gehen lies. Dann betrat ich Pamelaâs Zimmer. Ich riss die Tür auf, dort saß sie auf dem Bett. Tränen standen ihr im Gesicht, ein Messer hielt sie sich an die Pulsadern. Ich reagierte ohne nachzudenken, ich hatte schnell genug die Hand gepackt und zugetrügt. Das Messer fiel auf den Boden, ich stieß sie zurück auf das Bett.
Was folgte war ein kurzes Gespräch, ein kurzer Augenblick wo Altes noch Bestand hatte. Jedoch hatte ich mit allem anbgeschlossen, ich ging später sogar zum Psychater. Doch der bohrt lieber in alten Erinnerungen rum aber helfen kann er nicht.