[Hinweis] Schuldensünder: IWF ermahnt Japan zum Sparen

yurai-yukimura

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Die Verbindlichkeiten des ostasiatischen Landes sind doppelt so hoch wie die Wirtschaftsleistung. Tokio müsse endlich das Schuldenproblem anpacken, mahnt der Internationale Währungsfonds. Zudem müssten sich die Banken besser gegen Finanzmarktrisiken absichern.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat Japan zu einer entschlossenen Sanierung seines Haushalts aufgerufen. "Es ist sehr wichtig, dass der Staat spezifische Sparpläne vorlegt und auch ernsthaft mit der Umsetzung beginnt", mahnte der stellvertretende IWF-Direktor Naoyuki Shinohara am Mittwoch auf einer Konferenz in Tokio. Die hohe Staatsverschuldung des Landes sei langfristig untragbar, sagte Shinohara, der bis vor wenigen Jahren als Staatssekretär im japanischen Finanzministerium arbeitete.

Die japanische Schuldenlast ist mit über 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) mehr als doppelt so hoch wie die Wirtschaftsleistung des Landes. Damit übertrifft Japan alle anderen Industriestaaten. Zum Vergleich: In Griechenland, das im vergangenen Frühjahr mit Notkrediten von EU und IWF vor der Zahlungsunfähigkeit bewahrt werden musste, lag die Gesamtverschuldung 2010 bei rund 140 Prozent des BIP.
Anders als Griechenland und andere hoch verschuldete Euro-Staaten ist Japan aber weitgehend unabhängig von ausländischen Gläubigern. Laut IWF befinden sich über 90 Prozent der japanischen Staatsanleihen in den Händen einheimischer Investoren. Das Land sei deshalb vor Spekulanten-Angriffen relativ gut geschützt, sagte Shinohara.

Während die Peripheriestaaten der Euro-Zone unter hohen Refinanzierungskosten leiden, hat Japan bislang keinerlei Probleme, an frisches Geld zu kommen. Die Zinsen auf zehnjährige japanische Staatsanleihen liegen seit Jahren unter zwei Prozent und damit noch unter der Rendite vergleichbarer Bundesanleihen. Niedrige Renditen gehen bei Anleihen mit hohen Kursen einher, signalisieren also eine große Nachfrage nach den Schuldtiteln.

Dennoch stufte die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) im Januar die Kreditwürdigkeit Japans herab. Tokio habe bislang kein überzeugendes Konzept für den Abbau des gigantischen Schuldenbergs vorgelegt, schrieb S&P zur Begründung. Mit der Herabstufung auf AA- schloss sich die US-Ratingagentur der Bewertung der britischen Konkurrentin Fitch an.

Dagegen beließ die dritte große Ratingagentur Moody's am Mittwoch die Bonitätsnote für Japan bei AA2, eine Stufe höher als Fitch und S&P. Zugleich richtete der Moody's-Experte Tom Byrne aber warnende Worte an Tokio: Moody's warte den für Juni angekündigten Sparplan der Regierung ab, sagte Byrne der Nachrichtenagentur Reuters. Sollte sich dessen Umsetzung verzögern, so drohe Japan im schlimmsten Fall eine Herabstufung.

Der IWF forderte zudem die japanischen Banken auf, ihr Eigenkapital zu stärken, um sich gegen Risiken für das globale Finanzsystem abzusichern. Dazu zählten die Schuldenkrise in Europa, die Gefahr einer Konjunkturflaute in den USA und ein "möglicher Einbruch des Immobilienbooms in Schwellenländern wie China", sagte Shinohara. "Solche externen Schocks könnten den Aktien- und Devisenmärkte schaden und die japanischen Wachstumsaussichten schwer belasten."

Japan leidet schon seit Jahren unter einem schwachen Wirtschaftswachstum. Nach der schweren Rezession 2009 stieg das Bruttoinlandsprodukt nach Einschätzung des IWF im vergangenen Jahr zwar um vier Prozent, für die kommenden Jahre sagt der Währungsfonds Tokio aber erneut Wachstumsraten von weniger als zwei Prozent voraus.


Quelle: ftd.de
 
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