[Biete] The Outer Flame

flamedramon

Ungläubiger
The Outer Flame
Kapitel 01 - Der sechste Sinn
-By Gray_Dragon-


Formeln. Weiße, mathematische Formeln begruben jeden Quadratzentimeter der Tafel unter sich. Das war zu viel für Joel, der zusammen mit zwanzig weiteren Schülern in ihrem Kursraum saß. Immer wieder blickte er zum Fenster hinaus. Die Bäume, die schon wieder Blätter trugen, schwankten im Wind. Der Frühling war angebrochen.

Mittlerweile waren schon drei Monate vergangen seit den Ereignissen, die Joel so unwiderruflich geprägt hatten. Was ihn damals jedoch am meisten mitgenommen hatte war der Tod des letzten Digimons, das es auf der Erde gegeben hatte. Er hatte ihn kennen gelernt und gemocht. Kyle strahlte von Anfang an eine unglaubliche Sympathie aus, die Joel regelrecht dazu zwang, ihm in seinem letzten Stunden zu helfen. Das lag höchstwahrscheinlich an seinen wundersamen Eigenschaften und seiner außergewöhnlichen Erscheinung, so glaubte er. Doch das, was Kyle ihm hinterließ als er von ihnen ging, warf in ihm viele Fragen auf. Er hatte ihm seine Hand - wenn man das noch so nennen konnte angesichts der blauen Haut und der Klauen - auf die Stirn gelegt und etwas seltsames war geschehen. Er wusste nicht, wie er es erklären konnte, aber es war, als ob von Kyle so eine Art... Kraft auf ihn übergegangen war. Kurze Zeit später hatte er erste Veränderungen spüren können.
In ihm hatte sich eine warme und mächtige Präsenz entwickelt, die sich um seinen Geist gelegt hatte. Sie verschmolz immer weiter mit seiner Seele und ermöglichte ihm Dinge zu tun, an die er nicht einmal in seinen kühnsten Träumen gedacht hatte. Auch seine Augenfarbe hatte sich seitdem verändert. Seine einst braunen Augen waren nun knallrot, weswegen er immer öfters angestarrt wurde. Seine Sinne waren geschärft und seine Sicht war klarer als je zuvor.
Er betrachtete die Blätter an den Bäumen und wie sie im Wind tanzten, sobald eine neue Böe durch die Wipfel strich. Er hatte wirklich keine Lust auf das Gerede vom Lehrer, was ihm später seiner Meinung nach ohnehin nichts bringen würde.
Als der Unterricht nach mehreren langweiligen Stunden endlich vorbei war, wollte Joel nach Hause gehen. Doch Nate, ein guter Klassenkamerad, und seine Freundin Kate, hielten ihn auf.

"Hey Joel!" Joel hielt an und drehte sich um. "Was gibt's?", begrüßte er ihn.
"Ich weiß du möchtest normalerweise nicht darüber reden, aber was ist denn nun vor drei Monaten passiert? Warum hast du dich nur so verändert?" Joel antwortete ihm nicht. Er drehte sich um und machte Anstalten, einfach weiterzugehen, doch Nates Hand auf seiner Schulter hielt ihn auf. "Hey, ich will dir nichts, Joel! Wir sind seit der zweiten Klasse befreundet. Du könntest es mir so langsam ruhig mal verraten, Kumpel..." 'Kumpel'. Als wenn er ihn daran erinnern wollte, dass sie schon so lange befreundet waren. Kate hielt sich völlig aus der Diskussion raus, starrte Joel aber unentwegt an. Wie alle es taten. "Joel. Wenn du willst, können wir auch alleine reden, ich werde nichts weitererzählen!" Joel seufzte. "Nein, schon in Ordnung. Kate kann ruhig bleiben...", hielt er Nate davon ab, sich mit ihm von Kate zu entfernen. "Schon gut. Ich erzähl' es euch." Joel holte noch einmal Luft, ehe er anfing.

"Ich traf Kyle. Du weißt schon, dieser Junge, der Freund des Digimons, das in unsere Welt kam. Er und Flamedramon - so hieß das Digimon - wollten die Digimon und uns, die Menschen, vereinen. Eine Welt erschaffen, in der Menschen friedlich zusammen mit den Digimon leben konnten, eine Welt, in der die Digimon Teil unserer Gesellschaft sein konnten. Doch als gewaltsam gegen sie vorgegangen wurde, starb Flamedramon schließlich bei dem Versuch, Kyle zu beschützen. Als Flamedramon dann in seinen Armen starb, brachen ganze Welten für ihn zusammen. Der Verlust seines Freundes zerstörte Kyles Seele völlig. So fand ich ihn vor drei Monaten, versuchte ihn aufzubauen und ihm zu helfen. Im Nachhinein konnten wir dann sogar einen Fernsehsender für uns gewinnen, der daraufhin eine Sendung ausstrahlte, um die Menschheit darüber aufzuklären, dass die Digimon nur in Frieden gekommen waren, aber dann..."

Joel kämpfte mit den Traenen, als er sich nun wieder einmal klar an Kyles Tod erinnern konnte. Kyle war nur tot, weil er sich für Joel geopfert hatte. Aber wieso für ihn...? Er war ein Mensch, wie jeder andere auch.

"Was ist dann passiert?", bohrte Nate vorsichtig nach. "Auf... auf ihn ist ein Anschlag verübt worden... Es war eine riesige Explosion, aber das einzige was er tat war, MICH zu retten... Er starb kurz darauf..."
Plötzlich ging ein Impuls tiefer seelischer Trauer durch seinen Körper und brachte ihn ins Schwanken. Er hatte Kyle nur ganz kurz gekannt, und dennoch war der Schmerz über den Verlust so groß, als hätte er ihn bereits jahrelang gekannt. Es war einfach zu viel für ihn. Er fiel auf die Knie und Tränen rannen sein Gesicht herab. Wie hatte sich Kyle nur fühlen müssen, als sein Geliebter in seinen Armen die letzten Atemzüge gemacht hatte? Er konnte es sich nicht vorstellen, er WOLLTE es sich gar nicht vorstellen. Es mussten unerträgliche Qualen gewesen sein, die er leiden musste. Joel hatte plötzlich noch größeren Respekt vor ihm als ohnehin schon.
Nate reagierte sofort und kniete sich neben ihn. Er sah zu Boden und atmete tief durch. "Hör zu, Joel... Du musstest viel durchmachen und hast viel verloren. Du musst mir das alles nicht erzählen, wenn es dir so weh tut. Es tut mir leid, das wusste ich nicht."
"Nein... es ist nicht deine Schuld, ist schon OK...", bemühte Joel sich um eine normale Stimme und ließ sich wieder auf die Beine helfen. Nate sah ihn mit zweifelndem Blick an. "Sicher?" "Ich werd' schon wieder", bekräftigte Joel erneut, nun wieder Herr seiner Stimme.
Jetzt ergriff die eben noch so sweigsame Kate das Wort. "Joel... Wenn etwas ist, wende dich an uns. Wir werden versuchen, dir zu helfen, okay...? Wir sind für dich da wenn du uns brauchst, versprochen, ja?"
Joel sah sie an. "Danke..."
Die beiden nickten ihm zum Abschied noch aufmunternd zu, dann gingen sie Arm in Arm davon und ließen Joel alleine zurück. In der Ferne konnte er erkennen, wie Nate und Kate sich umarmten und sich küssten. Seine Einsamkeit wurde ihm nun wieder schmerzlich bewusst und trieb ihm die Tränen in die Augen. Er senkte den Kopf, sodass seine Haare sein Gesicht bedeckten und aus seinen roten Augen liefen einzelne, schimmernde Tränen. Er starrte den Asphalt an. "Was ist nur los mit mir...?"
Es kam keine Antwort. Das Einzige was zu hören war, war das Heulen des Windes, der über das Land fegte.

Auf dem Nachhauseweg schaltete er seinen MP3-Player an und ob es Ironie des Schicksals oder wirklich nur Zufall war, wusste er nicht, aber ausgerechnet jetzt wählte die Shuffle-Funktion ein Lied aus, das ihm aus der Seele zu sprechen schien. Es hieß '4:AM Forever', von den 'Lostprophets'.

Yesterday I lost my closest friend
Yesterday I wanted time to end
I wonder if my heart will ever mend
I just let you slip away
4 AM forever

Maybe I'll never see you smile again
Maybe you thought that it was all pretend
All these words that I could never say
I just let them slip away
4 AM forever

Why don't you hear me when I'm calling out to you (to you)
Why don't you listen when I try to make it through (to you)
Goodbye, goodbye, goodbye
You never know
Hold a little tighter
4 AM forever


Während er dem Lied lauschte, lief er mit gesenkten Kopf die Strasse entlang. In der Hoffnung auf wundersame Dinge hob er den Kopf und sah sich um, als ob jemand auf ihn warten würde. Er wusste aber selbst nur zu gut, dass es wieder einmal nichts als Illusion war, hervorgerufen durch seine Sehnsucht.

Zuhause angekommen grüsste er seine Oma und ging direkt in Richtung seines Zimmers.
"Willst du nichts essen? Du hast heute nicht einmal gefrühstückt!", rief sie ihm hinterher.
"Hab' keinen Hunger..." Ohne auf weitere Worte zu achten, ging er die Treppe hinauf und betrat sein Zimmer. Er öffnete das Fenster, um etwas frische Luft hereinzulassen.
Er sah eine Weile mit leerem Blick in die Ferne, wendete sich dann dem Fernseher zu und schaltete ihn ein.
Er zappte ziellos durch die Programme, bis er schließlich und rein zufällig bei einem Nachrichtensender Halt machte. Seine Augen weiteten sich. Da war wieder das Bild von Kyle in Gestalt eines Digimons!

"Es ist sechzehn Uhr fünfzehn am Freitag. Guten Tag meine Damen und Herren.
Es ist nun drei Monate her, seit einige bedeutsame Veränderungen unser Land beschäftigten. Das Auftauchen und die Vernichtung der so genannten 'Digimon' durch den mittlerweile toten Militärpräsident Kent Ophan hat eine Welle der Entrüstung durch das ganze Land geschickt. Der Tod des letzten Digimons, dessen Name nach zuverlässigen Quellen 'Kyle' war, hat einige Fragen aufgeworfen. Der Geheimdienst konnte vor kurzem eine Organisation der übrigen Anhänger Ophans aufdecken. Sie ist weltweit mittlerweile als die Terrororganisation AKO, die 'Avengers of Kent Ophan', bekannt. Bisher ist jedoch wenig über ihre Beweggründe bekannt. Bestätigt ist jedoch, dass sie allen Anschein nach die gleichen Ziele wie Ophan zu verfolgen scheinen..."

Joel stand der Mund vor Entsetzen offen. War die AKO für Kyles Tod verantwortlich? Alles schien dafür zu sprechen. Joel dachte nach. Doch anstelle Antworten auf seine Fragen zu finden, wurden immer wieder neue aufgeworfen.
Gab es noch Digimon in dieser Welt?

Er trat erneut ans Fenster heran und liess seinen Blick ueber die Hausdaecher schweifen
Wo seit ihr? Warum zeigt ihr euch nicht?

Er verbrachte den Rest des Tages damit, Musik zu hören und seinen Gedanken nachzuhängen. Er hatte keine Lust mehr, irgendwo hinzugehen. So sehr beschäftigte ihn nun die Frage, ob es noch Digimon gab. Immerhin hatte Kyle ihm mit seinen letzten Worten etwas dergleichen gesagt, oder? Doch warum gab es drei Monate lang kein Lebenszeichen von den wundersamen Wesen? Waren sie nun etwa doch ausgestorben? Oder waren Kyles Worte nur Wunschdenken...?

Vor ihm lag eine weite Schneelandschaft, welche jedoch durch die untergehende Sonne in rötliches Licht getaucht war. Der Schnee schien blutrot. Joel musste blinzeln, um sein Umfeld richtig wahrnehmen zu koennen. Auf dem Boden vor ihm lag ein Digimon, ein blaues Digimon. Flamedramon...
Plötzlich fühlte er sich so hilflos und verzweifelt, als eine traurige Gewissheit ihn erbarmungslos in ihre eiskalte Umklammerung nahm. Wie von Geisterhand wurden ihm nun Worte in den Mund gelegt.
"F-flamedramon...? W-w-was...?"
Der Klos in seinem Hals erschwerte ihm das Sprechen enorm. Plötzlich gab es eine Art kurzen Lichtblitz und eine Welle von Erinnerungen überschwemmte ihn.

Er fand sich in T-Shirt und Jeans gekleidet vor einem Haus wieder. Vor ihm stand Flamedramon.
"Ich bin Flamedramon, ein Digimon", lächelte er ihn sanft und warmherzig an.
Wieder ein Lichtblitz und Joel befand sich plötzlich in einer dunklen Gasse. Er sah, wie Flamedramon mit blutverschmierter Brust vor ihm lag und sah Hände, die nicht die seinen waren, auf Flamedramons Brust gelegt. das Gefühl der nackten Verzweiflung ergriff von ihm Besitz, während er den fremden Händen dabei zusah, wie sie Flamedramon eine Herzdruckmassage gaben. Joel wusste nicht, wie ihm geschah, als es schon den nächsten Szenenwechsel gab und eine weitere Erinnerung seinen Geist überkam.

Jetzt war ihm unglaublich warm. Ihm war schon regelrecht heiß.
Er fand sich auf einem hölzernen Boden liegend eng um Flamedramon geschlungen wieder. Er erkannte den Ort sofort als das Baumhaus wieder, in das er Kyle gefolgt war - hier, wo die beiden sich das erste mal näher kamen, hatte er ihn kennengelernt...
Schlagartig veränderten sich seine Gefühle, als die Erinnerung nun auch völlig von seinem Körper Besitz ergriff. Ihn erfüllte eine unglaublich schöne Glückseligkeit und Geborgenheit und seine Lippen formten wieder einmal Worte, die zwar nicht die seinen waren, die in diesem Moment aber wirklich ausdrückten, was er fühlte. "Ich liebe dich so sehr, Flamedramon..." Der blaue Drache in seinen Armen antwortete ihm mit sanfter Stimme. "Ich liebe dich auch..."
Ein unglaubliches Verlangen und das Gefühl purer Liebe ließ ihn seine Lippen in Richtung von Flamedramons wunderschönen Antlitz bewegen und als sich ihre Lippen trafen, rangen ihre Zungen miteinander. Joels Liebe für ihn war so unglaublich groß... er wollte, dass dieser Moment für immer verweilte, wollte nie wieder von Flamedramon getrennt sein...
Schlagartig wurde er aus der Umarmung gerissen und flog wieder durch den Strom der Erinnerungen.
Das blendend helle Licht wurde langsam wieder schwächer und verwandelte sich in eine strahlende Sonne.
Joel saß auf einer Bank. Flamedramon hatte seinen Kopf in seinen Schoß gelegt und lächelte ihn liebevoll an. Das Gefühl der Liebe hypnotisierte Joel völlig. Worte konnte er nicht fassen. Diese unglaublichen Augen... sie waren einfach wunderschön. Diese warme Ausstrahlung... Flamedramon war einfach die Verkörperung der perfekten Schönheit... und er liebte ihn, genau wie er ihn liebte... Er war absolut sprachlos.
Die nächste Erinnerung kam herbei und brachte ihn in eine Höhle, in der er völlig durchnässt auf dem felsigen Boden saß. Hinter ihm befand sich ein Becken, vor ihm stand Flamedramon, der ihn mit einem sehr besorgten Blick ansah. Was Joel aber noch mehr verwunderte, war sein eigener Körper. Er sah aus wie Flamedramon. Er war ein Digimon!
Flamedramons besorgter Blick ließ seine Lippen erneut wie von Geisterhand Wörter formen.
"Was ist los? Stimmt etwas nicht?", hörte er sich selbst fragen. Der Drache sah Joel traurig in die Augen. "Ich hätte dich nicht damit belasten sollen... ", erwiderte er ihm.
Joel wusste nicht wie ihm geschah, als ihm erneut Worte in den Mund gelegt wurden, die er selbst erst kannte, nachdem er sie ausgesprochen hatte.
"Du hast mich nicht belastet! Du hast mich von einer Last befreit!"
"Nein. Wegen mir ist dein Leben jetzt in Gefahr!"
"Mach dich nicht fertig! Es ist nicht deine Schuld! Es ist die Schuld einiger sturer Personen, denen das gesamte Volk blind folgt!" Flamedramon verfiel in ein Schweigen und starrte den Boden an. Die fremden Gefühle, die Joel nun überkamen, formten neue Worte, die ihn wieder nahe an die Tränengrenze brachten.
"DU HAST MEIN LEBEN BEREICHERT, FLAMEDRAMON!!!"
Ein erneuter Schwall von Gedanken überkam Joels Geist und zog ihn wieder zurück in die von der Sonne blutrot gefärbte Schneelandschaft.
In seinen Armen lag Flamedramon, der leise und schwach zu ihm sprach.
"Wir sehen uns wieder... Liebster..."
Der blaue Drache schloss seine Augen und all seine Wärme verschwand aus dem sterbenden Körper.
Es war wie die Hölle selbst.
Joel überkam ein tiefer Schmerz des Verlustes. Warum nur musste Flamedramon ihn verlassen? Wieso musste er sterben und ihn hier alleine lassen? WARUM NUR?
Joel flossen die Tränen in Strömen das Gesicht herab. Vor Schmerz hob er wimmernd den Kopf und brüllte aus tief verletzter Seele in den Himmel...

Ruckartig wurde Joel aus der Vision gerissen und fand sich schweißgebadet in seinem Bett wieder. Er stöhnte, erschreckt von dem, was er gerade erlebt hatte, auf. Was war das? Waren das etwa Kyles Erinnerungen?
Er bemerkte die Tränen auf seiner Wange. Er verstand alles, er wusste nun, was los war.
Kyle hat gelitten. Er hatte größere Qualen erlitten als man sich vorstellen konnte.
"Ich muss sie finden! Oh Gott, ICH MUSS SIE FINDEN!!" Joel sprang auf und zog sich seine Sachen an. Er wollte, nein, er KONNTE Kyle nicht enttäuschen! Es gab sie immer noch! Die Digimon waren nicht ausgestorben!
Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war zwei Uhr morgens. Das war ihm jedoch egal. Er musste sie finden!
Er schlich sich runter zu Tür, zog sich warme Sachen an und trat ins Freie.
Er wusste, was zu tun war. Es war der See, die Natur. Dort würden sie sein...
Er wusste es.

The Outer Flame: Kapitel 2 - Suche

Das Land war leicht vom Mondlicht und der Straßenlaternen erleuchtet. Der Wind ließ die wenigen Bäume schwanken und ihre Schatten geisterhaft wirken. Die Straßen waren menschenleer, bis auf eine Figur, die sich durch die Gassen bewegte.
Joel ging in schnellen Schritten. Dieser Traum war so echt, so greifbar. Es konnte einfach kein Zufall sein, dass er ausgerechnet Kyles Erinnerung durchlebt hat.
Er hatte neue Hoffnung gewonnen, denn nach drei Monaten gab es endlich wieder ein Zeichen.
Nach einiger Zeit sah er die ersten Bäume des Green-Heart Parks. Er erhöhte sein Tempo und verschwand schon bald unter dem neu gewachsenen Blätterdach. Da hier wenig Beleuchtung war, war Joel fast im völliger Finsternis unterwegs. Bald schon vernahm er nichts mehr als das Rascheln der Blätter, das Zirpen der Grillen und die Rufe einer Eule. Er war nun zwischen den Bäumen jenseits des Weges unterwegs und tappte in völliger Finsternis. Er versuchte sich zu erinnern, wie er Kyle in seinem Baumhaus aufgespürt hat. Doch schließlich verlor er die Orientierung. Nun irrte er herum wie ein Blinder ohne Stock. Er suchte nach irgendeinem Hinweis, doch das Tasten seiner Hände allein half ihm kein Stück. Er bewegte sich immer tiefer in den dichten Wald und war schon bald völlig verirrt.
Verärgert über seinen eigenen Leichtsinn tastete er sich bis zum nächsten Baum und setzte sich auf eine Wurzel.
„Was soll ich nur tun?", fragte er in die Dunkelheit. Er senkte den Kopf und ließ ihn hängen. Wieso hatte er nur diese dumme Idee? Hatte er Wahnvorstellungen vor Sehnsucht?
Er legte sich auf die Wurzel und schloss die Augen. Nun lauschte er seinem Umfeld. Wieder vernahm er nur die Geräusche, die sein Umfeld sonst prägten.
Erst ein Zirpen, dann ein Eulenruf...
Joel kam allmählich der Gedanke umzukehren. Doch er wusste nicht einmal, wo er genau war. Er beschloss, einfach da zu bleiben, bis der Morgen anbricht. Doch er wollte einfach nicht wahrhaben, dass alles umsonst war, dass er allein war...
Nun setzte er sich auf den Boden und lehnte sich gegen die Wurzel und suchte eine halbwegs gemütliche Haltung. Langsam verschwand seine Hoffnung und tiefe Ernüchterung überkam ihn.
Mit feuchten Augen verfiel er der Müdigkeit und versuchte zu schlafen...
Eine Brise Wind hauchte ihm ins Gesicht und ließ seine Haare flattern. Sein Herz schlug nun immer langsamer und sein Geist schaltete ab, bis er nur noch den pfeifenden Wind hörte...
Die Bäume wiegten sich in der Brise,
Die Welt war in Aufruhr,
Sie war im Wandel,
Ein frischer Wind fegte über das Land...
Ein Licht, ein Funke. Etwas ließ Joels Verstand wieder zu sich kommen. Langsam stieg er aus dem Schlaf auf und untersuchte sein Umfeld.
Plötzlich erstrahle etwas in der Ferne und erlosch genauso schnell, wie es erschienen ist. Ruckartig wurde Joel aus seiner Schläfrigkeit gerissen. War das etwa ein Licht?
Er konnte nicht so recht glauben, wie ihm geschah. Wie aus Reflex richtete er sich auf und eilte in die Richtung, aus der das Licht kam. Er stöhnte schmerzerfüllt auf, als sein Gesicht einen stacheligen Zweig streifte. Er vergaß den Scherz und das Blut, dass aus den Wunden tropfte, während er zielstrebig in diese eine Richtung ging, aus der wortwörtlich ein Hoffnungsschimmer kam.
Das Blut erhitzte sein Gesicht und ließ ihn schwer atmen. Verzweifelt und keuchend jagte er zwischen den Bäumen durch den Wald.
Und dann stieß er gegen ein festes, frei hängendes Stück Holz. Als er es näher untersuchte, stieg seine Aufregung. Es war eine Leiter. Mit neuem Optimismus griff er das Holz und stieg hinauf. Mit jedem Zug stieg seine Erwartung, ihm würde was sonderbares widerfahren. Schließlich erreichte er eine massive Kante und kletterte auf den festen Holzboden des Baumhauses.
Alles war dunkel. Joel tastete sich durch den Raum.
Plötzlich fegte ihm ein gewaltiger Wind entgegen und pfiff ihm um die Ohren. Er rannte an das Loch im Holz, das ein Fenster ersetzte. Ruckartig wurde das dichte Blätterdach zur Seite gerissen und der Mondschein erhellte den Raum. Was Joel nun sah, ließ seinen Atem stocken.
Ein Wesen erhob sich in die Lüfte und entfaltete zwei gewaltige Schwingen. Joel weitete seine Augen und betrachtete die majestätische Silhouette eines Drachen, aus dessen Schnauze ein Horn in Form einer rasierklingenscharfen Klinge ragte. Da er den Rücken zu Joel gekehrt hatte, konnte er seine Gestalt nicht genau sehen. Der Drache erhob sich in die Lüfte und flog gegen den Mond. Seine Schönheit ließ Joel erstarren, ihm die Luft rauben.
Er betrachtete ihn, bis er am Horizont verschwand.
Dann setzte er sich völlig baff auf den Boden und sagte:
„Kyle... Du hattest recht"
Die Antwort kam in einem leichten Windstoß...
Allmählich kroch die Sonne hinter dem Horizont hervor. Ein neuer Morgen war angebrochen.

Als Joel nach einem langen Fußweg zuhause ankam, öffnete er vorsichtig die Tür, um seine Großeltern nicht zu wecken. Mit behutsamen Schritten schlich er durch die Wohnung. Er erschrak, als er hörte:
„Joel, wo bist du gewesen? Was hast du da im Gesicht?"
Seine Oma stand mit verschränkten Armen in der Küche und beäugte ihn. Joel suchte verzweifelt nach einer Ausrede für seinen Mitternachtsausflug. Doch in seiner Aufregung fand er keine logische.
„Ich... konnte nicht... schlafen, also hab ich einen Spaziergang gemacht. Bin gestolpert"
„Du warst die ganze Nacht unterwegs? Ich bitte dich!"
„Nein..."
„Du kannst mir ruhig erzählen, dass du bei einer Freundin warst. Du bist ja schließlich kein Kind mehr!"
„Ne...Ja."
Joel kam sich ziemlich dumm vor, sie anzulügen.
„Und wie findest du sie?"
„W-wen?"
„Deine Freundin! Wie heißt sie? Wo wohnt sie?"
„Sie... ist noch nicht meine feste Freundin... Ich.. ääh... war mit ihr in einer Art Spätdisko."
„Spätdisko!?"
Joel hätte sich am Liebsten für seine Ungeschicklichkeit selbst geohrfeigt.
„Jaah... Solche Partys laufen bis früh morgens. Ist etwas neuer..."
„Ach so. Ja gut. Aber sag mir bloß Bescheid, wenn du so etwas nochmal vorhast!"
„Ja"
Sie nickte ihm zu und verschwand mit einem tiefen Seufzen im Wohnzimmer. Erleichtert ging Joel in sein Zimmer und ließ sich auf sein Bett fallen. Es war wirklich war! Die Digimon waren nicht ausgestorben. Es gab sie. Das fliegende drachenartige Digimon war der Beweis dafür.
Mit der Zeit schien ihn die Müdigkeit fast umzubringen, da er fast nicht geschlafen hatte. Er beschloss, den Dingen später nachzugehen und schlief schnell ein.

Er schlief bis zum späten Nachmittag durch, als er durch sein Telefon geweckt wurde. Er sprang auf und rannte zum Hörer und nahm ihn ab.
„Hier Joel!"
„Hi, Joel! Ich bins, Nate!"
„Hey, alles klar?"
„Bei mir schon! Und bei dir so?"
„Hab im Moment so einige Dinge am Kopf"
„Versteh ich... Sag mal, möchtest du nicht gleich zur Kirmes mitkommen? Ich nimm noch Kate und zwei andere Freunde mit. Wird Zeit, das du mal wieder mit uns rauskommst!"
Joel war zwar gerade sehr auf die Erfahrung konzentriert, doch er dachte, sich mit seinen Freunden zu treffen könnte nicht schaden:
„Geile Idee! Wann und wo treffen wir uns?"
„In East-Midtown, Newton-Street 16. Weißt du, wo das ist?"
„Jep. Wann soll ich kommen?"
„Kannst du in einer Stunde da sein?"
„Schaff ich. Hört sich gut an"
„Geil! Wir freuen uns auf dich!"
„Jop, bis gleich!"
„Bis gleich!"
Joel legte den Hörer auf. Es war ein Trost für ihn, dass sich seine Freunde so für ihn sorgten, seit er so viel verloren hat. Doch auch das schien ihn nicht völlig zu entlasten. Das geheimnisvolle Digimon hat ihn zu sehr beschäftigt, als das er sich jetzt auf andere Dinge konzentrieren konnte.
Es hat ihn schier völlig in seinen Bann gezogen.
Als er auf die Uhr schaute, merkte er, dass er los musste. Er machte sich fertig und machte sich auf den Weg...


Strahlende Gesichter empfingen ihn, als er am Eingang der Kirmes ankam. Dort warteten bereits Kate, Nate und zwei weitere Freunde, die sie mitgebracht haben. Joel gab den beiden eine freundschaftliche Umarmung und schüttelte den beiden anderen die Hände. Nate fragte:
„Warum hast du überall im Gesicht Wunden?"
„Ein blöder Unfall. Bin in ein Dornenbusch gestolpert"
„Warst du beim Arzt?"
„Mir gehts gut! Halb so wild!"
Nate nickte und wandte sich den beiden anderen Leuten zu:
„Joel, ich weiß nicht ob du Lukas kennst. Er ist mein Nachbar und ein guter Kumpel von mir. Der lange neben ihm heißt Josh. Ist auch ein guter Freund von mir und Kate"
Joel nickte den beiden zu, die ihre Augen geweitet hatten. Vermutlich lag es an Joels purpurnen Augen. Doch sie ließen sich ihr Erstaunen nicht weiter anmerken.

Die Freunde schlenderten an den Ständen vorbei und wurden immer wieder von Kate angehalten, die Nate förmlich anflehte, ihr etwas zu kaufen.
Später kam er zu Joel und sagte leise, damit Kate es nicht hörte:
„Sei froh, dass du noch keine Perle hast. Manchmal kann die einen zur Weißglut bringen"
Josh und Lukas lachten daraufhin leicht.
Als die fünf beim Riesenrad ankamen, bezahlten sie für eine Fahrt.
Natürlich wählten Kate und Nate zusammen eine Gondel. Als Joel mit einsteigen wollte, wurde er von Josh zurückgehalten:
„Lass sie alleine. Die sind zu sehr miteinander beschäftigt"
Joel nickte und stieg mit den Lukas und Josh in die nächste Gondel. Als sich die Teenager niederließen, schaute Josh ihn eine Weile nachdenklich an. Dann sagte er:
„Trägst du Kontaktlinsen, oder ist das echt?"
Joel fand keinen Grund, warum er nicht die Wahrheit erzählen sollte.
„Das ist echt so"
Lukas hielt sich komplett aus dem Gespräch raus.
Josh beugte sich nun nach vorne, damit Joel ihn besser hören konnte:
„Wenn ich genauer hinschaue, hast du die gleiche Augenfarbe wie die Digimon, die von Ophan vernichtet wurden. Warum ist das so? Ich bin ein bisschen verwirrt"
„Ich habe vor drei Monaten ein Digimon getroffen. Er war eine Mischung aus Drache und Mensch. Sein Kopf, seine Hände und die Füße erinnerten eher an einen Drachen oder einem Reptil, doch sein Körperbau war der eines Menschen..."
Joel erzählte den beiden von seiner Begegnung mit Kyle bis zu dessen Tod. Er sagte auch, dass er die Augen seit seinem Ableben hatte.

„Wow", sagte Lukas, der nun auch mal den Mund aufmachte.
„Und das ist alles wahr?", fragte Josh fasziniert.
„Glaubt es mir oder nicht. Ihr wisst ja seit dem Auftauchen der Digimon, dass das Übernatürliche nicht gleich unmöglich ist. Ich habe Dinge gesehen, die mich geprägt haben"
Lukas meldete sich zu Wort:
„War... er menschlich?"
„Er war menschlicher als viele. Er hatte eine reine Seele und einen eisernen Willen. Seine Geschichte ist eine andere..."

Joel war sich nicht sicher, ob er den beiden, die er gerade erst kennen gelernt hat, alles über Kyle und Flamedramon sagen soll. Doch die beiden waren Teenager, genau wie er. Sie waren keine machtgierigen Tyrannen oder ähnliches.
Joel fasste einen Entschluss und erzählte ihnen über Kyle, der einst ein Mensch war und sich in das Digimon Flamedramon verliebte. Als er von der Zuneigung der beiden erzählte, errötete er leicht, verdrängte es aber schnell. Er berichtete von der Begegnung, der Entführung, Kyles Verwandlung in ein Digimon und Flamedramons Verlust, der Kyle für immer prägte. Er scheute sich nicht, ihnen zu sagen, dass Kyle es war, der Ophan getötet hat.
„Was?", keuchte Josh, als Joel fertig war,"Er hat den Tyrannen getötet?"
Joel nickte und erwartete Entsetzten, doch es war anders.
„Er hat uns von diesem Arschloch befreit, diesem Kriegstreiber. Ist dir klar, was Kyle uns damit für einen Gefallen getan hat!?"
„Psssst", zischte Lukas und stieß ihn an,"Nicht so laut"
Josh vestummte und sprach leise:
„Wer weiß sonst davon?"
„Noch wisst nur ihr beide es. Ich werde es aber auch Kate und Nate erzählen. Könnt ihr das für euch behalten?"
Die beiden nickten mit ernsten Blicken und versicherten ihm, dass ihre Münder verschlossen sind.

Als die Fahrt vorbei war, stieg die Gruppe nacheinander aus und ging weiter an den Ständen vorbei.
Die Sonne ging langsam unter.
Bei einer Verlosung wurde Nate von Kate angehalten und gebeten, mitzuspielen. Er willigte ein und fragte die anderen drei. Sie stimmten ein und nahmen ebenfalls an der Verlosung teil.

Die Zeit verging, in der der Moderator die Gewinner aussprach. Nur war es bisher keiner von ihnen. Allmählich verloren sie die Hoffnung und sagten sich, das sie das Geld hätten sparen können. Doch dann sagte der Moderator:
„Und der Gewinner für den 100$-Einkaufsgutschein ist... Nummer 202!"
Nate stieß Joel an, der im Geiste etwas abwesend war. Der schaute auf seine Karte und bemerkte, das er die Nummer 202 war. Er grinste die anderen an und ging auf die Bühne, wo sein Gewinn wartete. Das Publikum klatschte, als er die Bühne betrat. Der Moderator schüttelte ihm die Hand und sagte:
„Ihre Nummer bitte"
Joel zeigte stolz seine Ziffer.
Der Moderator sah kurz drauf und überreichte ihm den Gutschein
„Die Kontaktlinsen haben ihnen wohl Glück gebracht! Viel Spaß damit!"
Damit spielte er wohl auf seine Augenfarbe an.
Joel bedankte sich und wollte gerade umkehren, als plötzlich sein Puls in die Höhe schoss. Im Augenwinkel sah er die Menge in Panik ausbrechen. Dann hörte er in der Ferne Krach. Es war jedoch kein gewöhnlicher Krach. Es waren Schüsse.
Joel hörte ein schnelles Surren, das kurz vor ihm endete. Dann baute sich ein Druck in seinem Arm auf und wurde dicht von einem fürchterlichen Schmerz gefolgt. Er fasste sich an seinen Arm und merkte, das er von einer Kugel durchbohrt wurde. Er verfiel selbst in Panik, als er das Surren weiterer Kugeln hörte, die sich ihm in einem schnellen Tempo näherten. Ihm kamen vor Angst die Tränen. So schnell endet es. Einfach so bei einem Ausflug mit Freunden? Wo er nicht einmal wusste, wer es war und warum...?
Das Surren kam wie in Zeitlupe näher. Joel sah seinen Tod regelrecht auf sich zufliegen. Er dachte noch einmal über sein Leben nach, ehe es von dem tödlichen Metall beendet werde. Seine Eltern... Seine alten Freunde... Nate... Kate... Seine Großeltern, Kyle...

Die Kugeln waren kurz davor, Joel zu treffen, als ein Wunder geschah. Eine geflügelte Kreatur, die doppelt so groß wie Joel war, stellte sich zwischen ihn und die tödlichen Geschosse. In eine X-Form überkreuzte er seine Arme und fing die Kugeln damit ab. Diese bohrten sich in das Fleisch, durchschossen die Arme jedoch nicht. Bevor Joel irgendwie reagieren konnte, wurde er von zwei starken Armen hochgehoben. Dann fühlte er, wie er in die Lüfte stieg...
Joel öffnete die Augen und merkte, das er hoch über der Erde war. Er fühlte, wie er von zwei muskulösen Armen an einem Körper gehalten wurde. Obwohl ihn die Arme ohne Mühe zerquetschen konnten, wurde er unglaublich gefühlvoll festgehalten. Nun wagte er es, aufzuschauen. Sein Puls stieg, seine Augen weiteten sich. Sein Kreislauf war im vollen Gange.
Über ihm befand sich der Kopf eines Drachen, dessen Kopfbau ungefähr die Form von Kyle hatte. Doch das dolchartige Horn war fest im Kopf integriert und zwei Reißzähne standen aus der Schnauze heraus. Im Gegensatz zu Kyle jedoch war dieses Digimon doppelt so groß und wirkte viel mächtiger. Auch die Farbe war anders. Der Bauch und der Unterkiefer war nach wie vor weiß, doch die Hauptfarbe war schwarz. Das Hauptmerkmal war ein graues „X" auf der Brust des Drachen.
Joel hatte Fragen. Er wollte mehr über das geheimnisvolle Digimon herausfinden. Doch er wusste nicht einmal, ob es überhaupt sprechen konnte. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und sagte:
„Wieso hast du mich gerettet?"
Der Drache senkte seine Kopf und schaute ihm nun direkt an. Die Blicke der roten Augen trafen sich:
„Du bist der einzige Mensch, der die Eigenschaften eines Digimon hat. Du bist wichtig"
Die Stimme des Digimon war tief, war jedoch gleichzeitig ungemein beruhigend. Joel fragte:
„Und du bist...?"
„Ich habe verschiedene Namen. In meiner jetzigen Form bin ich Exveemon, in meiner anderen Form bin ich Flamedramon. Aber meistens werde ich Gren genannt. Es liegt an meiner Farbe.
Wie heißt du?"
„Ich bin Joel"
Gren musterte ihn nun
„Joel, aha"
„Was ist mit mir?"
„Deine Augen. Sie erinnern mich an ihn"
„An wen?"
„An das blaue Flamedramon, das eure Welt als erster betrat"
Joel sah ihn mit einem verwunderten Blick an. Dann lächelte der Drache
„Du bist sein Erbe, stimmt's?"
Joel schüttelte nun den Kopf:
„Ich weiß nicht, was meine Augenfarbe bedeutet. Ich weiß fast gar nichts, außer das, was Kyle mir erzählt hat"
„Kyle?"
Gren schien gar nichts über die Geschehnisse zu wissen. Joel entschied sich, ihm alles über Flamedramon und Kyle zu erzählen.

Gren schwieg lange, sagte aber dann:
„Wir reden später weiter. Erst suchen wir uns einen sicheren Ort"
Joel peitschte der Wind um die Ohren, als Gren in einen steilen Sturzflug ging und geradewegs auf ein Waldstück zustürzte.
Kurz vor den Baumkronen legte er die Flügel so an, dass er den Sturzflug abfing und sich nun aufrecht herabließ. Joel konnte am Boden das Baumhaus ausmachen, wo er Gren zum ersten Mal gesehen hatte.
Mit einem dumpfen Aufprall landete er und ließ Joel runter. Nun war Grens Größe besser auszumachen. Joel war gerade mal so groß wie die Länge seiner Beine.
Gren bemerkte Joels Erstaunen und sagte:
„Bin ich dir zu riesig? Moment... das haben wir gleich"
„Nein du brauchst nicht..:", doch Joel wurde von einem strahlendem Licht abgelenkt, von dem Gren nun umgeben war.
Seine Größe schrumpfte auf die ungefähre Größe von Joel und auch seine gewaltigen Muskeln schrumpften.
Joel kamen nun Erinnerungen an Kyle hoch, als vor ihm ein Ebenbild von Kyle stand, dessen einziger Unterschied war, dass seine Hauptfarbe schwarz war. Joel setzte sich auf die Wurzel eines Baumes und fragte:
„Kannst du mir sagen, was Kyle mir da vor seinem Tod übertragen hat?"
Gren ging zu ihm und setzte sich neben ihm. Er sah ihn nun an und sagte:
„Du bist mit einer Gabe ausgestattet worden..."
„Welche Gabe genau?"
„Ich weiß nicht genau... Du hast aber eine bestimmte Eigenschaft übernommen"
„Kannst du mir überhaupt nicht sagen, was es bedeutet?"
Gren senkte den Kopf:
„Nein. Ich weiß nichts über so etwas... Tut mir leid"
Joel hatte gehofft, er würde die Antwort finden, doch er war enttäuscht. Dennoch war er erleichtert, dass es noch Digimon gab.
„Gibt es noch weitere Digimon hier?"
Gren sah wieder auf und sagte:
„Ja. Mit mir ist ein weiteres Digimon gekommen. Es war Guilmon, ein guter Freund von mir"
„Warum wurdet ihr getrennt?"
„Ich weiß nicht, wieso wir getrennt wurden. Seitdem wir das Portal betreten haben, hab ich ihn nicht mehr gesehen"

Die beiden redeten weiter über die Vergangenheit, als die Nacht immer näher rückte. Schließlich fragte Joel:
„Wo willst du schlafen?"
„Ich werde da oben schlafen"
Gren deutete auf das Baumhaus. Joel nickte und folgte ihm, als er hinauf ging.
Dieser sah sich im Raum um und suchte sich einen Ort zum schlafen.
„Du willst auf den harten Boden schlafen?", fragte Joel.
„Ich bin ein Digimon, ich bin das gewohnt", antwortete Gren.
Joel hatte plötzlich eine Art Deja-Vu. Ihm kam es vor, als hätte er das alles schon einmal erlebt. Der Ort, die Worte, das Digimon. Er bekam einfach nicht aus dem Kopf, dass er diese Situation schon einmal erlebt hat.
Gren ließ nun seine magische Rüstung vom Körper gleiten und zog sein rotes Shirt aus. Nun war er völlig nackt.
Joel schaute weg, als er errötete. Eine unglaubliche Aura ging von Gren aus, wie Joel sie noch nie erlebt hatte.
„Stimmt etwas nicht?", fragte Gren, der bereits auf dem Boden lag.
„Ja... alles in Ordnung"
Doch dann machte er, so fand er, einen Fehler. Er sah Gren an, der nun bemerkte, dass Joel errötet war.
Schnell ging Joel zur Luke und sagte noch:
„Ich... werde jetzt wohl nach hause gehen. Bist du morgen hier?"
„Natürlich. Ich warte auf dich"
Gren lächelte ihn an, was Joel nur noch mehr schwächte.
„Ok, bis morgen", sagte Joel noch, ehe er durch die Luke stieg...

Auf seinem Weg nach hause gingen dem Teenager Gedanken durch den Kopf, die ihn an den Wahnsinn trieben. Hatte er gerade...? Joel wollte nicht weiter nachdenken und alles auf den nächsten Tag verschieben.

Später merkte er, dass seine Entscheidung, zu gehen, ihn niedergeschlagen machte.
Es war etwas an Gren...
Was war nur los mit ihm...?

The Outer Flame: Kapitel 3 - Ausbruch der Sinne

Die Vögel zwitscherten munter, während die Sonne hinter dem Horizont hervor gekrochen kam. Joel öffnete seine Augen und betrachtete durch das Fenster die Umwelt..
Der Himmel war strahlend blau und keine einzige Wolke war zu sehen.
Der Teenager richtete sich auf und schaute auf dem Wecker. Es war 9:00 Uhr am 15.April. An diesem Tag war sein Geburtstag. Verwundert, dass er fast seinen eigenen Geburtstag vergessen hätte, stand der nun 17-jährige auf und blickte aus dem Fenster in Richtung Wald. Ruckartig fiel ihm der Gedanke ein, dass Gren möglicherweise noch auf ihn wartet.
Schnell ging er ins Bad und machte sich fertig. Als er vor dem Spiegel stand, blickte er in sein Ebenbild. Seine Augen schienen noch animalischer geworden zu sein, seit er angegriffen wurde. Plötzlich fiel ihm etwas ein. Was war mit seiner Schusswunde im Arm?
Er hatte die ganze Zeit keinen Schmerz verspürt. Es tat ihm nur weh, als die Kugel seinen Arm durchbohrte.
Er zog seinen Ärmel hoch und blickte auf die Stelle, die nun völlig verheilt war. Joel schnappte nach Luft. Die Wunde war tief und ist trotzdem innerhalb von mehreren Stunden verheilt? War es Kyles Gabe an ihn?
Erneut blickte er in sein Spiegelbild und sagte:
„Was bin ich?"


Als er geduscht hatte, zog er sich etwas an und stürmte die Treppe runter. Kurz bevor er die Tür erreichte, wurde er von seiner Oma gestoppt, die bereits wach war.
Sie ging auf ihn zu und umarmte ihren Enkel liebevoll und sagte: „Herzlichen Glückwunsch zu deinem 17. Geburtstag, Joel"
Er musste sich bücken, damit sie ihm einen Kuss auf die Wange geben konnte. „Danke, Oma"
Sie lächelte ihn an und sagte: „Wenn nur deine Eltern sehen könnten, was aus dir geworden ist. Du bist ein starker junger Mann geworden"
Joel bildete sich ein Kloß im Hals, als sie seine Eltern erwähnte. Immer wenn irgendjemand seine Eltern erwähnte, musste er an den Unfall denken, der sein Leben einst veränderte. Joel kam wieder zu Situation zurück. Er sagte:
„Danke, dass du daran gedacht hast, aber ich muss gehen. Ich habe mich verabredet"
„Auf gar keinen Fall! Du wirst erst frühstücken! Du isst in letzter Zeit fast gar nichts mehr!"
Joel wollte sich widersetzten, doch sie ließ nicht mit sich reden. Sie bestand darauf, dass Joel zum Frühstück bleibt.
In der Küche hatte sie bereits einen Kuchen, auf dem „Happy Birthday" mit Zuckerglasur kreiert war. Er belegte ein Brot mit gekochten Schinken und setzte sich gegenüber seiner Oma, die Zeitung las.
Ein paar Minuten später schaute sie auf und faltete die Hände am Tisch, was für Joel bedeutete, dass sie reden wollte:
„Joel, ich möchte mit dir reden"
„Was gibt es?"
„Du bist in letzter Zeit so... traurig und verschlossen. Was ist passiert"
„Mir geht's fabelhaft!", lenkte Joel ab und biss in sein Brot.
„Du kannst mir nichts vormachen. Ist es wegen dem Vorfall vor drei Monaten?"
Langsam fragte Joel sich wirklich, ob sie Gedanken lesen konnte. Er kämpfte innerlich, ob er ihr die Geschehnisse der letzten Tage erzählen sollte. Nach dem Verlust seiner Eltern und damaligen Freunde war sie neben Nate und Kate die einzige Bezugsperson. Sie hatte nun Güte und Verständnis in ihren Augen. Was immer Joel ihr erzählen würde, sie würde Verständnis zeigen.
Joel atmete tief durch und erzählte ihr von dem seltsamen Traum. Er erwähnte aber nicht die Stellen, wo er im Traum mit Flamedramon zusammen war. Sein Scham war noch zu groß. Dann erzählte er ihr von der Wahrnehmung, die ihn dazu brachte, in den Wald zu gehen, wo er Gren fand. Er erzählte ihr von dem Drachen, der kurz nach seiner Ankunft im Baumhaus davon flog.
Nach einer weiteren Überlegung sagte er auch, dass er bei seinem Ausflug in der Kirmes angegriffen wurde, aber von Gren gerettet wurde.

„Ach du meine Güte...", Sie war völlig baff von dieser Geschichte. Sie rieb sich die Augen und sah ihn erneut ernst an:
„Warum hast du mir nicht früher davon erzählt? Was geht nur vor sich?"
Joel antwortete:
„Ich weiß nicht. Sicher ist, dass die Digimon keine bösen Absichten haben. Gren hat eine gute Seele. Ich glaube nicht, dass er böses vorhat"
Sie griff zur Wasserflasche und nahm einen tiefen Schluck. Dann wandte sie sich ihm wieder zu:
„Gren... Joel, ich will, dass du ihn mir vorstellst. Ich will mit einem Digimon reden. Ich will mehr über sie erfahren"
Joel wusste nicht, ob Gren das wollte. Ihm kam der Gedanke:
„Oma? Könnte ich ihn vielleicht mit nach Hause bringen?"
Sie runzelte die Stirn:
„Ich weiß nicht recht. Könnte er nicht gefährlich werden? Immerhin geht es hier um eine völlig neue Art von Lebewesen"
„Die Digimon sind menschlich! Sie haben ein gutes Urteilsvermögen. Ich glaube sogar, es ist besser als bei uns"
Ein paar Sekunden verstummte sie, sagte aber dann:
„Also gut. Aber bitte lass ihn nicht mein Haus auseinander nehmen. Er darf erstmal hier bleiben"
Mit einem Lächeln im Gesicht bedankte sich Joel und aß den letzten Bissen seines Brotes auf.
Als sie fertig gefrühstückt hatten, verabschiedete er sich und machte sich auf zum Baumhaus.


Als er durch die Luke schaute, stand Gren vor ihm und reichte ihm seine Hand:
„Da bist du ja!"
Joel packte sie und ließ sich hochziehen
„Du hast die ganze Zeit gewartet?"
„Natürlich. Hab ich das nicht gestern versprochen"
Mit einem breiten Grinsen breitete er die Arme aus. Joel wusste, dass er ihn aufforderte, ihn zu umarmen, was Joels Puls wieder in die Höhe schießen lies.
Er zögerte, umarmte ihn dann aber freundschaftlich und klopfte ihm auf die Schulter.
„Gren... Ich muss dich was fragen"
„Was gibt's?"
„Hier draußen bist du obdachlos. Ich kenne dich schon länger und würde dich gerne fragen..., ob du nicht bei mir Zuhause wohnen willst?"
Gren lächelte ihn nun begeistert an:
„Das würdest du für mich tun?"
„Natürlich. Immerhin hast du mein Leben gerettet"
„Joel, du bist der beste!"
Er wurde beinahe erwürgt, als das schwarze Flamedramon ihn erneut umarmte. Nun wurde er jedoch knallrot. Er verfiel innerlich in Panik und betete, dass Gren die auffällige Farbe nicht sieht.
Als Gren jedoch sein Gesicht sah, fragte er:
„Oh! Hab ich zu feste gedrückt?"
Verzweifelt suchte er nach einer
„Jaah... Du bist ziemlich kräftig"
Doch Gren schien Joels Verlegenheit bemerkt zu haben. Sein Blick sagte 1000 Worte. Joel versuchte verzweifelt vom Thema abzulenken, als ihm schließlich ein paar Fragen einfielen:
„Weißt du eigentlich, wer hinter dem Angriff von gestern steckt?"
Das schwarze Flamedramon kratzte sich an den Ohren und sagte:
„Ich weiß nicht genau, wer es war. Ich konnte aber erkennen, dass sie auf ihren Westen den Schriftzug „AKO" hatten"
„AKO..."
„Was bedeutet das?"
„Es ist eine Untergrundorganisation, die Ophans Ziele verfolgt. Sie jagen alles, was mit Digimon zu tun hat"
„Du wurdest also wegen deiner Augen angegriffen?"
„Schon möglich... Aber wie haben sie das herausgefunden?"
Gren konnte auf diese Frage nur mit den Schultern zucken und sagen:
„Vielleicht Spionage..."
„Spionage...?"
„Irgendjemand muss dich von nahem betrachtet haben oder dich mit Kyle gesehen haben. Eigentlich würde auch ein einziger Augenkontakt mit dir reichen, um dich zu erkennen. Solche Augen hat kein Mensch. Es kann auch sein, dass jemand von deiner Geschichte weiß und es ihnen erzählt hat"
Joel weitete die Augen vor Entsetzten. Er suchte in seinen Erinnerung nach einem Hinweis. Diejenigen, die ihn von nahem betrachtet haben, waren nur Leute, die er gut kannte. Josh und Lukas waren ganz normale Teenager, die ganz sicher auf seiner Seite standen. Aber wie nur konnte die AKO das erfahren? Joel zerbrach sich regelrecht den Kopf darüber.
„Schon möglich, dass mich jemand an die verraten hat. Nur kommt für mich keiner infrage. Allen, denen ich meine Geschichte erzählt habe, sind Freunde. Ich vertraue ihnen! Sie hätten keinen Grund, so etwas zu tun!"
„Gut möglich..."
Joel wechselte das Thema:
„Du hattest „Guilmon" erwähnt. Es ist ein weiteres Digimon, stimmt's?"
„Ja, er ist aber noch jünger als ich. Würde ich es mit dem Menschenalter vergleichen, wäre er dreizehn Jahre alt"
„Und er musste mitkommen? Er ist doch noch ein Kind!"
„Sein ganzes Leben hat er sich auf den Tag vorbereitet, an dem er mit mir in die neue Welt geht. Guilmon hat so eine neugierige Natur, alles andere hätte ihn wahnsinnig gemacht"
„Und wo ist er jetzt?"
„Ich weiß es nicht. Er könnte tausende Meilen entfernt sein, oder direkt vor unsere Nase. Ich weiß einfach nicht, wo er ist..."
Gren senkte betrübt den Kopf und starrte den Boden an. Kummer lag in seinen Augen. Dies ließ Joel fast dazu drängen ihn in die Arme zu nehmen, doch seine Schüchternheit blockierte ihn. Stattdessen fragte er:
„Er fehlt dir?"
„Er war schon immer wie ein kleiner Bruder für mich. Als er geboren wurde, sah er mich von Anfang an als einen Bruder. Mit der Zeit gewöhnte ich mich dran und passte auf ihn auf. Und jetzt ist er ganz alleine da draußen..."
Ein kurzes Schniefen entkam seiner Schnauze und in seinen Augen schimmerten Tränen. Guilmon schien für ihn eine Art Familienmitglied zu sein.
Nun gab Joels Zurückhaltung auf. Er näherte sich Gren und umarmte ihn tröstend.
„Ich werde dir helfen, Guilmon zu finden. Er wird nicht in die Hände der AKO fallen"
„Danke, Joel"
Als sie die Umarmung lösten, lief dem Drachen eine Träne herunter. Als Joel ihn besorgt ansah, sagte er:
„Ist schon gut... Wird schon wieder"
Er blickte ihn nun an und lächelte:
„Du bist ein wirklich guter Mensch, Joel. Ich danke dir, dass du mir helfen willst"
Joel antwortete mit einem Lächeln... Ein Lächeln des Vertrauens...
Es blitzte...
Es war nur ihr Blickkontakt...
Eine Magie baute sich auf...
Sie überkam Joel...
Diese Augen, dieses wunderschöne Wesen...
Gren...

Joel verfiel in eine Trance der Emotionen. Er sah in diese Augen, die sich in sein Herz einprägten.
Im Puzzle fehlten nur noch zwei Teile...
Das eine war Joel, das andere Gren...
Sie waren verschieden...
Und doch, waren sie sich so nahe...
Sie passten...
Das Puzzle war komplett...


Joel vergaß die Zeit, die er Gren einfach nur anstarrte. Wie von Geisterhand bewegten sich seine Lippen:
„Gren?"
Auch dieser schien sich in etwas verloren zu haben:
„Ja... Joel?"
„Ich l-li..."
Mit einem Schock kam Joels Verstand zurück. Panisch suchte er nach einem anderen Wort:
„l-liebe Kuchen. Wollen wir nach hause gehen? Ich habe dort Kuchen! Du hast sicher Hunger..:"
mit Entsetzten fühlte Joel, wie er schwitzte. Jeder Idiot hätte gemerkt, dass er etwas spezielles empfand. Gren sah ihn schief an. Er schien zu wissen, dass Joel ihm etwas verheimlichte:
„Gerne"

Den ganzen Weg zurück fühlte sich Joel fürchterlich verklemmt. Sie sprachen kein einziges Wort, bis sie Personen entdeckten. Schnell reagierte Joel. Er packte Grens Arm und zog ihn in ein Gebüsch
„Was machst du da?", flüsterte er verdutzt.
„Die AKO könnte überall ihre Augen haben. Es wäre besser, wir gehen fremden Leuten erstmal komplett aus dem Weg"
„Es hat sich also nichts geändert..."
„Leider nicht. Ich glaube nicht, dass alle gegen uns sind, aber es gibt immer noch eine Gruppe, die verdammt viel gegen uns hat. Wir müssen einfach vorsichtig sein"
„Und was hast du vor? Die Straßen sind voll mit Menschen"
„Ich weiß es nicht... Hast du nicht...?"
„Warte mal kurz"
Gren ging etwas tiefer in den Wald, wo er nicht gesehen werden konnte. Joel folgte ihn und fragte ihn, was er vorhatte.
„Du wirst schon sehen. Vertrau mir"
Kurz nachdem er das gesagt hatte, erstrahlte sein ganzer Körper in einem grellen Licht, was bedeutete, dass er digitierte. Der Körper schoss geradezu in die Höhe und aus dem Rücken des Drachen wuchsen zwei kräftige Flügel. Er hatte sich nun wieder in Exveemon verwandelt.
„Komm...", sagte er mit nun deutlich tieferer Stimme. Joel hatte ihn zwar vorher gesehen, trotzdem war er erneut von seiner majestätischen Ausstrahlung beeindruckt.
Er fing sich wieder und ging zu Gren, der seine Arme ausgestreckt hatte.
Vorsichtig fasste er den Jungen mit seinen Händen, die so groß wie Joels Arme waren. Dann drückte er ihn sicher an seine Brust, sodass er nicht mehr abrutschen konnte. Bei diesem Gefühl lächelte Joel voller Geborgenheit.
Er konnte sein Herz schlagen hören...
Er fühlte seine angenehme Wärme...
Joel wünschte sich, er würde für immer so bleiben. Geschützt in den Armen Grens.
Für immer...
Der Drache hob ab und fegte die Äste zur Seite, bis er über dem dichten Blätterdach auskam. Ohne zu zögern, schoss er in den Himmel hinauf. Die Luft wurde immer kälter, doch Joel merkte nichts davon. Die Wärme, die von Gren ausging, ließ ihn die Kälte vergessen.
Schließlich durchbrach Gren eine Wolkendecke und flog nun über eine weiße Landschaft, durchflutet vom Licht der aufgehenden Sonne.
Joel vergaß die Zeit, in der sie durch die Lüfte flogen. Er wollte nichts mehr über die Welt wissen. Der Staat, die AKO, seine Feinde. Er wollte nur noch an ihn denken.
Dieser Augenblick...
Alles war perfekt...

Einige Minuten später, die Joel gar nicht zählte, ging Gren in einen Sturzflug und durchbrach erneut die Wolkenschicht. Unter ihnen erstreckte sich die Gegend, in der Joel wohnte. Er war erleichtert, dass niemand dort unterwegs war.
Als Gren in der Höhe der Dächer war, fing er den Sturzflug ab und gleitete langsam zu Boden. Dort ließ er Joel herunter, dessen Sinne sich jedoch sträubten. Trotzdem ließ er los und sprang ab. Das Gefühl war noch in ihm, was ihn zum Taumeln brachte. Er verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden.
„Vorsichtig", kicherte Gren.
Er legte seinen Schwanz um den Körper des Jungen und hob ihn damit hoch.
„Danke", sagte Joel.
Nun digitierte Gren wieder zu Flamedramon zurück. Dieser taumelte nun ebenfalls. Schnell eilte Joel herbei und stützte ihn.
„Was ist mit dir los?"
„Je stärker meine Form ist, desto mehr Energie verbrauche ich..."
„Du solltest dich ausruhen"
„Ja..."

Joel hatte einen Ansturm von seiner Oma erwartet, als er durch die Tür ging. Stattdessen hatte sie einen Zettel mit der Aufschrift „Eben Einkaufen" hinterlassen.
Gren sah sich neugierig um und musterte die Bilder, die an der Wand hingen.
„Sind das deine Eltern?", fragte er Joel, der gerade in der Küche war. Diesem kam genau jetzt wieder das Trauma ins Gedächtnis, doch er ignorierte es
„Ja... Sie sind vor langer Zeit gestorben"
„Tut mir Leid..."
„Dir braucht nichts Leid zu tun. Es ist so passiert und ich kann nichts mehr dran ändern"
Joel bemerkte nicht, dass ein bitterer Unterton in seiner Stimme lag. Gren reagierte:
„Joel..."

Allmählich schien seine Schüchternheit nachzulassen. Joel merkte auch, dass Gren etwas für ihn empfand, doch er traute sich einfach nicht, ihm zu antworten.
„Was ist da oben?", fragte Gren neugierig.
„Ach... Da oben ist mein Zimmer. Willst du es mal sehen"
„Gerne"
Joel half ihm, die Treppen hinauf zu gehen, weil Gren noch von seiner Digitation geschwächt war.
Später im Zimmer musterte er neugierig vor allem die technischen Dinge.
Er deutete auf den Fernseher und fragte: „Was ist das?"
„Das ist ein Fernseher. Er dient zur Unterhaltung..."

Als Gren Joel ausgefragt hatte, ließ sich der Drache auf seinem Bett nieder.
„Ich ruhe mich ein bisschen hier aus. Ist das okay?"
„Klar, mach's dir bequem"
Er lächelte und begann, seine Rüstung und sein Shirt auszuziehen. Als er Joels erstarrten Blick bemerkte, sagte er:
„Es stört dich doch nicht, oder?"
„Nein! Überhaupt nicht"

Es störte Joel wirklich nicht, aber es lag an etwas anderem.
Als Gren sich völlig entblößte, bildete sich ihm ein Klos im Hals. Ihm wurde beinahe schlecht, so verspannt fühlte sich Joel.
„Ich komme gleich zurück", sagte er schnell und verließ den Raum. Er ging geradewegs Richtung Badezimmer, wo er sich einschloss.

Er starrte sein Ebenbild an, dass genauso fassungslos zurückstarrte. Er fühlte sich wie ein verklemmter Idiot, der zu feige ist, seine Gefühle rauszulassen.
„Soll ich wirklich...?", fragte er sein Spiegelbild, als würde er eine Antwort erwarten. Was würde ihm schaden? Gren hatte den Pfeil genau in sein Herz getroffen, sogar vom ersten Moment an. Joel wollte es ihm so gerne sagen. Sein Verlangen danach war nun kurz vorm Explodieren.
Er sah auf den Boden und atmete tief durch.
Er hatte nichts mehr zu verlieren...
Entweder Gren versteht ihn, oder nicht. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, wie sehr er durchdrehen würde, wenn er abgelehnt wird.
Erneut schaute er sich an und sagte:
„Ich mache es"

Als Joel erneut in sein Zimmer kam, hatte Gren den Fernseher eingeschaltet und zappte zwischen den Programmen hin und her:
„Wie funktioniert dieses Ding?"
Joel ging auf ihn zu und setzte sich zu ihm an die Bettkante. Sein Puls beschleunigte sich.
Dann fasste er um seine Hand, sodass er jetzt gemeinsam mit Gren die Fernbedienung hielt.
„Mit diesen Knöpfen änderst du die Lautstärke, mit diesen hier das Programm..."
Joel stoppte, als er im Augenwinkel sah, dass Gren das Fernsehen ignorierte. Er sah ihm tief in die Augen.
Joel sah ihn nun an und errötete, ohne jedoch wie vorher den Blick abzuwenden.
„Willst du mir sonst was sagen... Joel?"
„Ich..."
Joel entkam nun endlich seinen Hemmungen. Er wollte nichts anderes mehr als nur noch mit Gren zusammen sein.
Er rutschte näher zu ihm hin, bis sie kurz davor waren, sich zu berühren. Joel brachte trotzdem keine Worte raus. Das, was er vorhatte zu sagen, würde sein Leben für immer verändern.
„Joel... Du brauchst keine Angst zu haben"
Grens Stimme war so warm und liebevoll, dass Joel Gänsehaut bekam.
Vertrauen...
Freundschaft...
Einigkeit...
„Ich liebe dich...", brachte Joel heraus. Seine Sinne spielten bei diesen Worten verrückt. Sie bettelten nach einer Antwort, nach Erlösung.

Grens Miene war zuerst überrascht, dann jedoch ging sie in ein wohliges Lächeln über.
„Du liebst mich wirklich?"
Joel kamen nun vor inneren Druck die Tränen.
„Als ich dich gesehen hab, spielten meine Sinne verrückt. Du bist mein Licht in der Dunkelheit meines Lebens. Du gibst den Leben mehr Sinn als je zuvor. Ja... Ich liebe dich, Gren"
Joel fand seine Worte überraschend poetisch. Jetzt war alles raus. Es gab nun kein Zurück mehr.
Gren schwieg, tat dann aber etwas, was Joel nicht vorhergesehen hatte.
Joel errötete erneut, als Gren seine Lippen auf seine eigenen drückte und ihn küsste. War es wirklich wahr? War es kein Traum oder eine Vision? Joel fiel ein Stein, gar ein Fels vom Herzen, als Gren ihn mit diesem Kuss von seinen Hemmungen erlöste.
Joel wollte jedoch weiter gehen. Er öffnete seinen Mund und berührte Grens Mund mit seiner Zungen. Dieser öffnete sich und er umschlang Joels Zunge mit seiner wesentlich längeren und breiteren Zunge.
Joel konnte fast nicht glauben, dass er gerade mit einem Digimon einen Zungenkuss hatte. Ihm waren jedoch nun alles andere egal.
Er musste leicht stöhnen, als Grens Zunge in seine Mundhöhle eindrang und sich bis zum Hals schlängelte. Dann zog Gren sie langsam wieder raus und leckte Joel über die Wange.
„Ich... ich liebe dich, Joel! Du..." Gren konnte sich nicht mehr halten. Er packte Joel setzte sich auf seinen Schoß. Dann küsste er ihn erneut mit so viel Leidenschaft, das Joel vor Glückseligkeit stöhnen musste.
Gren liebte ihn...
Joel war frei...
frei...
Als sie den Kuss beendeten, umarmten sie sich mit größter Liebe. Joel konnte die Wärme spüren, die jedoch größer war als je zuvor.
Er spürte Grens Herzschlag
Er spürte seinen Atem, der leise aus seinen Nüstern kam
Er spürte die Liebe...

Schließlich richtete sich Joel auf und half auch Gren hoch.
„Ich komme gleich wieder. Ich muss mich eben duschen"
„Du brauchst nicht wieder zu kommen. Ich... bleibe bei dir"
Grens Worte waren warm und trotzdem lüstern. Joel konnte erahnen, was er vorhatte. Was SIE vorhatten.
Er lächelte seinen neuen Partner an und ging durch den Flur in Richtung Bad, dicht gefolgt von ihm.
Sie erreichten das Badezimmer.
Joel schloss die Tür ab...
Seine Aufregung überkam ihn beinahe...
Bald ist er im Paradies...

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Wie euch bestimmt aufgefallen ist, sind die Absätze an manchen Stellen poetisch. Ich finde, so kann man sich besser mit der Situation treiben lassen. Was sagt ihr dazu?

Hoffentlich gefällt euch dieses Kapitel, denn ich habe lange über die Storyline nachgedacht.



The Outer Flame: Kapitel 4 - Liebe kennt keine Grenzen

Die Zeit stand still, die Emotionen kochten und die Flamme brannte. Joel war nun in einer Situation, die für ihn wie ein Traum war. Die letzten Tage waren für ihn wie Wochen, gar wie Monate oder Jahre. Gren war ihm von Anfang an ein Licht. Sein warmer Charakter, seine Ausstrahlung und seine Fürsorge hatten ihn mitten ins Herz getroffen. Er hat einen Tag seine Gefühle für ihn verborgen, die für ihn eine Tortur waren. Die Gefühle waren von Anfang an so stark, dass sie zu explodieren drohten.
Nun aber gab es keinen inneren Druck mehr. Zurückhaltung und Schüchternheit gehörten der Vergangenheit an. Was Joel jedoch besonders berührte: Gren liebte auch ihn. Er liebte ihn wirklich, das hat er ihn durch einen so leidenschaftlichen Kuss bewiesen, in dem Joel fast in eine Trance versank.
Nun war er ganz alleine mit Gren im Badezimmer. Niemand stand zwischen ihnen. Joels Aufregung ließ sein Herz in die Hose rutschen. Er war an die Tür gelehnt, die er gerade abgeschlossen hatte. Gren stand ihm gegenüber und sah ihn mit einem Blick an, den Joel nicht genau beschreiben konnte.

Es war eine Mischung aus Freude und Liebe. Er wollte ihn nochmal spüren.
Er streckte die Arme aus und schlang sie um Gren, der die Umarmung erwiderte. Es baute sich ein unzertrennliches Band zwischen ihnen auf.
Das Puzzle war komplett...
Sie streichelten sich gegenseitig über ihre Körper. Joel wollte es noch mal erleben. Er wollte Gren unbedingt noch mal küssen. Er ging löste die Umarmung leicht, bis sein Gesicht direkt vor Grens war. Ihre Blicke trafen sich. Ihre Seelen trafen aufeinander und liebkosten sich in aller Leidenschaft. Joel legte seine Hände um den Nacken des Flamedramon und küsste ihm erneut auf den Mund, wobei in ihm wieder ein unbeschreibliches Glücksgefühl ausbrach. So könnte sein Leben bleiben. Mit Gren würde er alles durchstehen. Selbst der größte Schmerz wäre dank ihm vergessen. Er war nun sein Licht, das fehlende Stück seines bisher so zerbrochenen Herzens. Es war nun wieder ganz.
„Oh...Joel", flüsterte Gren woraufhin er mit Joel in einen leidenschaftlichen Zungenkuss überging. Über Minuten rangen ihre Zungen miteinander, ohne das eine gewann. Schließlich lösten sie den Kuss und sahen sich erneut an. Das Verlangen nach dem anderen war immer stärker. Beide hatten nur noch eine einzige Leidenschaft: Der Andere. Es gab für sie kein Umfeld mehr.
Nun fing Gren erneut mit einem Zungenkuss an, nur streichelte er dabei wild über Joels Körper. Dieser verlor fast das Gleichgewicht, als er von Gren gegen die Wand gedrückt wurde und vom Zungenkuss übermannt wurde. Über Minuten küssten sie sich mit aller Liebe, die sie für den anderen nur aufbringen konnten. Die tiefe innige Wärme in Joel verlieh ihm solch ein Glücksgefühl. Er hatte noch nie in seinem ganzen Leben so ein schönes Gefühl gehabt. Es war Liebe, die seinen ganzen Körper überkam und ihn nicht mehr losließ.
Widerwillig löste er den Kuss und wich von Gren zurück. Er musste sich stark beherrschen, ihn nicht erneut zu küssen.
„Ich dusche mich eben. Ich bin gleich wieder da"
Gren grinste ihn voller Freude an und nickte langsam.
Er hatte nur noch Augen für Joel.
Joel wurde ganz warm ums Herz. Er ging hinüber zur Duschkabine. Gren wandte seinen Blick nicht ab.
Er hielt vor der Kabine inne und sah auf sich hinab. Er war immer noch angezogen. Jetzt war der Moment, an dem er die Hüllen fallen lassen musste. Er wurde knallrot im Gesicht, weil er sich noch nie vor jemanden ausgezogen hat. Die einzige Ausnahme war in der Umkleidekabine. Aber diesmal war es sein Freund Gren, der mit ihm auch noch alleine war. In seinem Kopf warfen sich Fragen auf. Wie würde Gren reagieren? Was würde noch heute Nacht passieren?
Joels Puls beschleunigte sich bei der Frage. Er war extrem aufgeregt, da er noch nie in solch einer Situation war. Er fragte sich, was daran falsch wäre, alle Hüllen fallen zu lassen. Wie auch immer Gren reagiert hätte, er wäre bei jeder Sache auf Joel eingegangen. Es gab für ihn nichts zu befürchten. Die Hemmung fand er einfach grundlos...
Seine Hände packten den weichen Stoff seines Shirts und zogen es über seinen Kopf. Dann gelangten seine Hände an seine Hose. Er zögerte kurz, ließ sie aber herunter, sodass er nur noch in seinen Boxershorts dastand. Joel atmete tief durch und ließ auch sie herunter. Nun war er vollkommen nackt. Mit einem knallroten Kopf drehte er sich zu Gren. Dann traf es ihn.
Gren schaute ihm nur noch in die Augen. Es schien, als nehme er Joels Nacktheit gar nicht wahr. Joel war gerührt, dass Gren nicht nur sein äußeres liebte. Er liebte seine Seele. Genau das war es, das Joel wollte.
„Ist irgendwas?", fragte Gren.
Joel schüttelte verlegen den Kopf und stieg in die Duschkabine. Als er seinen Blick von Gren abwandte, baute sich in ihm ein kleines Gefühl der Einsamkeit auf. Er fragte sich, was mit ihm los war.
Das Wasser sprießte aus dem Duschkopf und durchnässte Joels ganzen Körper. Dieser bewegte sich nicht, denn seine Augen waren nur auf Gren gerichtet, der ebenfalls genauso gebannt zurück blickte.
Joel gab sich einen Ruck und griff nach dem Shampoo, dessen Inhalt er in seine Haare massierte. Da es ihm in den Augen brannte, schloss er sie.
Später wusch er das Shampoo ab. Plötzlich bemerkte er eine Hand an seiner Hüfte, dann war es eine zweite auf der anderen Seite. Er öffnete die Augen und sah in Grens Gesicht, der nun unmittelbar vor ihm stand. Sein Blick war so leidenschaftlich, Joel bekam Gänsehaut.
Er realisierte, dass Gren jetzt mit ihm zusammen duschte. Sie waren beide nackt und berührten sich. Joels Sinne bettelten nach mehr Nähe. Sie verlangten einen Kuss.
Er gehorchte seinen Sinnen und schlang seine Arme um den Drachen. Erst berührten sie sich nur durch ihre Arme, dann trafen sich erneut ihre Münder. Der Zungenkuss war so lüstern wie kein anderer, den Joel bisher mit Gren hatte.
Nun passierte ebenfalls etwas neues. Gren bewegte sein Becken nach vorne, als würde er Joel mit seinem ganzen Körper umarmen wollen. Joel wurde unglaublich warm, als Gren seinen Körper mit seinem Schwanz umschlang.
Schließlich wurde Joel näher zu Gren gedrückt, bis sich etwas berührte, was Joel beinahe vor Glück den Verstand raubte. Es war nun sein intimster Bereich, der den von Gren berührte. Dieses Gefühl der unmittelbaren Nähe überkam Joel, es bohrte sich tief in sein Gedächtnis und lähmte alle Schüchternheit, die sein Leben sonst so prägte. Es war aber nun ersetzt durch eine Mischung aus Liebe und purer Lust. Trotzdem baute sich in ihm eine Angst auf. Er löste den Kuss und sagte:
„Gren... Ist es richtig, was wir hier tun?"
„Was soll daran falsch sein? Wir lieben uns"
„Aber du bist kein... Mensch. Viele sehen dich als Monster"
Gren weitete die Augen bei dieser Aussage. Er erwiderte:
„Ich bin ein Monster...?"
Bevor Joel noch irgendetwas sagen konnte, fuhr Gren fort:
„Wir Digimon sind keine Monster oder dummen Wesen. Für euch sind wir menschlich und intelligent. Bitte sag etwas, das mich an ein Monster erinnert. Bitte sag es mir"
Gren hatte nun einen verzweifelten Unterton in der Stimme. Joel kamen vor Schuldbewusstsein die Tränen. Es war nichts an Gren, was an ein Monster erinnerte. Im Gegensatz zu ihm wären eher die Menschen Monster. Was hatten denn die Digimon verbrochen? Was haben die Menschen verbrochen? Joel war auch immer klar, dass die Menschen die wahren Monster wahren. Jetzt meldete sich sein Verstand zu Wort.
Es reichte mit den Hemmungen.
Es war nichts, was ihm verbieten könnte, mit Gren zusammen zu sein, auch wenn es so intim war. Er löschte die Hemmungen, die ihn so verklemmt machten. ES WAR NICHT FALSCH!, schrie sein Verstand förmlich...
Allmählich begriff er vollkommen:
Es war nicht falsch...

Gren löste die Umarmung, als Joel nichts mehr sagte. Hatte er ihn etwa verletzt?
Mit Tränen in den Augen verließ er die Duschkabine, trocknete sich ab und ging aus dem Raum.
Joel blieb wie angewurzelt in der Kabine stehen. Er fühlte sich nun leer, als hätte man das Glück aus ihm ausgesaugt.
„Was habe ich getan?", wimmerte er. Er musste etwas tun, ehe Gren sich von ihm distanziert. Er wusste gar nicht, dass Gren so sensibel war.
Joel schnappte sich einen Bademantel und trocknete sich damit ab. Dann schlüpfte er zurück in seine Boxershorts und ging zurück in sein Zimmer. Mit Erleichterung stellte er fest, dass Gren in seinem Zimmer und nicht weg war.
Als dieser Joel in der Tür sah, drehte er sich um.
Ich muss mich bei ihm entschuldigen. Ich darf ihn jetzt nicht verlieren, dachte sich Joel.
Er ging zum Bett hinüber und legte sich neben ihm. Gren kehrte ihm nun den Rücken zu. Joel hielt es nicht länger aus und sagte:
„Gren, es tut mir Leid"
Gren drehte sich zu ihm um und sah ihn an. Die Tränen funkelten immer noch in seinen Augen. Joel fuhr fort:
„Ich habe dich beleidigt, ohne das ich es wollte. Ohne dich würde ich sterben, das weißt du"
„Bitte, erwähne dieses Wort nie mehr"
„Ich verspreche es"
Joel wischte ihm behutsam die Tränen aus dem Gesicht. Nun strahlte Gren ihn an. Joel sagte:
„Ich war noch nie in einer Beziehung, daher stelle ich mich gerade ziemlich ungeschickt an"
„Verstehe ich. Mir geht es genau so"
„Du warst noch nie zuvor in einer Beziehung?"
„Nein, aber wir sind es jetzt doch, oder?"
Joel lächelte ihn an und kam ihm näher:
„Ja, sind wir"
Nach diesen Worten küsste er ihn erneut und ging mit ihm direkt in einen Zungenkuss über. Nun war die Leere, die sich gerade so in ihm breit gemacht hat, durch pures Glück ersetzt.

Joel war etwas überrascht, als Gren seine Arme um seinen Körper schlang. Nun rollten sie auf dem Bett umher, während ihre Zungen miteinander rangen.
Schließlich gewann Gren die Oberhand lag oben auf Joel, ohne den Kuss zu unterbrechen. Und dann spürte Joel etwas wachsen. In ihm stieg eine unglaubliche Erregung auf, genau wie bei Gren. Er fühlte, wie seine Boxershorts sich ausdehnten.
Gren löste den Kuss und sah hinab. Mit einem lüsternen Grinsen zog er ihm schnell die Boxershorts aus und warf sie neben das Bett. Dann legte er sich wieder auf ihn und attackierte ihn förmlich mit einem weiteren Kuss. Joels Augen weiteten sich, als sich ihre Genitalien aneinander rieben. Das Gefühl raubte ihm beinahe den Verstand. Die Wärme von Grens Körper übertrug sich nun auf seinen.
Eine innere Explosion überfiel ihn, als Gren seine Hand an sein Glied fuhr. Langsam löste er den Kuss, leckte ihm aber noch einmal über die Wange. Dann rutschte er etwas zurück, woraufhin er ihm über den Körper leckte. Joel schloss die Augen und genoss diesen Moment. Er ächzte, als Gren schließlich an seiner Länge ankam. Er öffnete die Augen und sah, dass Gren nun kurz davor war, ihm einen Blowjob zu geben. Er lächelte Joel an und leckte kurz über die Spitze. Dann umschlang er die Länge und führte sie in sein Maul ein. Joel krümmte nun seine Füße vor diesem atemberaubenden Gefühl. Seine Sinne fragten: War das wirklich jetzt sein erster Sex? Und das mit einem Digimon?
Es war für ihn zu schön, um wahr zu sein.
Gren bewegte seinen Kopf auf und ab und massierte Joels Länge mit seiner Zunge. Schnell war das Gefühl fast zu viel für ihn. Joels Puls raste und er begann zu schwitzen. Die unglaubliche Bewegung ließ den Orgasmus immer näher rücken. Nur war es stärker als je zuvor.
Mit jedem Senken von Grens Kopf keuchte Joel vor Erregung. Der Höhepunkt kam schnell näher...
Es war beinahe ein Herzrasen, als er seinen Höhepunkt erreichte. Er ächzte: „Oh mein Gott, Gren... Ich kann es nicht... argh"
Eine Welle fegte durch seinen Körper und stellte alle Sinne auf Hochtouren. Joel konnte einfach nicht anders, als zu stöhnen. Schließlich füllte er Grens Maul mit seinem Samen auf, während er sich vor diesem gigantischen Orgasmus krümmte. Gren grollte dabei vor Befriedigung. Wieder und wieder ließ Joel eine Ladung ab. Dann beruhigten sich seine Sinne und sein Puls verlangsamte sich.
Gren leckte sein Glied ab und sah zu ihm hinüber.
Joel lag da. Seine Augen waren halb zugefallen und sein Mund stand offen, aus dessen Winkel Speichel lief. Sein Blick war nach oben gerichtet.
„Wahnsinn...", sagte er erschöpft. Gren kroch zu ihm und legte sich ganz dicht neben ihm. Er sagte:
„Hat es dir... gefallen?"
Joel sah seinen Freund mit einem Lächeln an und antwortete mit einem Kuss, der schnell zum Zungenkuss wurde. Schließlich fing Gren vor Lust an zu knurren, was Joel etwas überraschte.
„Oh, Joel...", sagte Gren, der den Kuss beendet hatte. Er fuhr sich mit einem Finger in den Mund und tränkte ihn mit Speichel. Dann senkte er seine Hand bis zu Joels Körperöffnung. Joel fragte:
„Was hast du vor?"
„Du weißt es doch, oder?" Grens Blick sagte alles, „Ich... brauche dich, Joel"
Diese lüsterne und tiefe Stimme traf Joel mitten ins Herz. Er war bereit, alles durchzustehen, nur damit beide glücklich waren. Joel verstand, was Gren wollte.
Als Joel nickte, strich Gren behutsam über die Körperöffnung.
„Entspanne dich... Es wird nicht allzu weh tun. Wenn doch, sag es mir"
Joel nickte erneut und entspannte seinen ganzen Körper. Dann spürte er, wie sein Eingang gestreckt wurde und Grens Finger eindrang. Am Anfang war es ein Schmerz, dann aber doch war es eine starke Befriedigung, die Joel noch nie erlebt hatte. Nach einer Zeit zog Gren den Finger langsam raus und wich etwas zurück. Nun hatte auch sein Glied die volle Länge erreicht. Es war wesentlich länger als Joels, aber nicht allzu lang. Gren schien etwas besorgt um Joel zu sein:
„Wenn du es nicht willst, dann kannst du es mir ruhig sagen. Ich will dir nicht wehtun"
„Tu es, bitte", sagte Joel, der vor Lust etwas benebelt war.
Gren nickte und ging in die Hocke. Joel lag nun auf dem Rücken und Gren positionierte sich zwischen seinen Beinen.
„Bereit?"
„Bereit", antwortete Joel.
Dann drang Gren in ihn ein, gefolgt von einer Mischung aus Schmerz und Befriedigung. Als Gren jedoch völlig drin war, gab es für ihn nur noch das zweite. Er konnte jede Vene seines Freundes fühlen. Die Wärme übertrug sich auf Joels Körper und brachte ihn erneut zum schwitzen.
Gren verblieb nun so und sah auf Joel hinab. Joels Blick bettelte nach mehr Nähe. Er reagierte und beugte sich nach vorne, um Joel zu erreichen. Er küsste ihn nun lusterfüllt, während er immer noch in ihm war. Ohne dass sich ihre Münder trennten, ließ Gren seine Länge langsam wieder herausgleiten. Joel musste bei diesem Gefühl seine Füße krümmen.

Mit langsamen Bewegung glitt Gren immer wieder aus Joel hinein und hinaus, während sie sich ununterbrochen küssten. Schließlich gewann Joel die Rangelei der Zungen und drang in Grens Mundhöhle ein, wo er weiter mit der wesentlich größeren Zunge seines Partners rangelte.
Nun bewegte der Drache sein Becken schneller. Das ließ beide gegenseitig in ihre Münder stöhnen. Sie erlebten ein Gefühl von Liebe, großem Vertrauen, Erregung und Hitze, die immer mehr wuchs.

Je näher Gren seinem Orgasmus kam, umso wilder kämpfte er mit seiner Zunge. Vor Wildheit tropften zwischen ihnen mehrere gemischte Speicheltropfen hinunter, die auf Joels Brust landeten. Dieser war gerade in so einer Ekstase, dass er jegliche Geschehnisse um sich vergaß.

Gren knurrte vor Ekstase und erhöhte nun sein Tempo erheblich, sodass Joel vor Wonne seine Finger in das Bett grub. Es war kein Schmerz, den Gren ihm zufügte. Für Joel war es unbeschreiblich.
Nun war er kurz vor seinem Höhepunkt. Er beendete den langen Kuss und legte seinen Kopf auf Joels Schulter die er ableckte, während sein Schweiß auf den Körper des Menschen tropfte und sich mit seinem eigenem vermischte.

„Joel, ich... komme", keuchte Gren, dessen Bewegungen nun langsamer wurden. Dann ließ er noch einmal die Länge komplett herausgleiten, woraufhin er mit einem letzten Stoß tief in Joel eindrang. In diesem Moment breitete sich eine Wärme in Joel aus und ließ ihn innerlich fast brennen. Es war so viel, dass Grens Liebessaft an seinem Eingang herauslief.
Gren verblieb nun so und brüllte vor Befriedigung, wonach er sich geschwächt auf Joel fallen ließ. Joel küsste ihm auf die Stirn, die ein gelbes „V" zierte. Langsam zog Gren seine Länge aus Joel heraus.

Diesem war nun wieder unglaublich heiß, weswegen seine Länge erneut hart wurde. Seine Sinne ließen seine Hand über Grens Körper streicheln, bis diese an seinem Schwanz kamen. Dann kroch Gren noch näher zu Joel, als wollte er ihn ein weiteres Mal küssen. Doch dann sagte er:

„Joel... Bitte tue es"
„Was soll ich tun?"
„Du weißt es..."
Joel wurde rot, als er verstand, was Gren meinte. Dieser leckte ihm über die Wange und stand auf. Dann ging er auf die Knie und kehrte Joel den Rücken zu, der immer noch auf dem auf dem Rücken lag.

Joel blieb jedoch liegen und war ziemlich verdutzt. Sollte er es wirklich auch bei Gren tun? Er hatte Angst, ihn zu verletzten. Aber er war nun unglaublich erregt.
„Joel?", drängte Gren etwas. Joel ließ das Nachdenken sein und ging auf die Knie, direkt hinter Gren. Erst schaute Gren kurz ihm herüber und lächelte ihn an, dann hob er seinen Schwanz an und entblößte sich Joel.

„Ich kann nicht glauben, was ich gerade tue...", murmelte Joel aufgeregt. Er näherte sich Grens Eingang, bis seine Länge ihn berührte. Joel fühlte sich nun in einem Paradies. Das es so weit kommen würde, hatte er nie erwartet.
Er schloss die Augen und drang ein, was seine Lust nur so überquellen ließ. „Ohh... Gren..", stöhnte er. Es fühlte sich an, als wäre seine Länge von tausenden Zungen umgeben. Gren stöhnte ebenfalls.

Alle Instinkte von Joel waren nun auf Hochtouren. Er presste solange, bis seine Länge vollkommen in Gren war. Er verblieb einen Moment so und genoss die Wärme des anderen.
Von Sinnen griff er nach Grens Schwanz und drückte ihn an seinen Körper, während er langsam seine Länge aus Grens Eingang herausgleiten ließ.
Es war kein Traum und keine Fantasie.

Joels befand sich nur noch im Glück. Er schloss erneut die Augen und drückte Gren feste an sich. Dieses Gefühl war für ihn unbeschreiblich angenehm und erregend.
„Gren... du bist so warm", keuchte Joel, der nun über den Rücken des schwarzen Flamedramon streichelte. Schließlich erreichten seine Hände seinen Kopf, dessen Wangen er streichelte. Gren schmiegte sich daran und gab ein eigenartiges Geräusch von sich, dass eine Mischung aus einem Schnurren und einem tiefen Knurren war. Es drückte Vertrautheit und Liebe aus.

Nun stieg Joels Erregung, was sein Glied immer schneller aus Gren raus -und reingleiten ließ. Er schlang seine Arme wieder um den hochgestellten Schwanz Grens und umarmte ihn nun fester, während sein Becken vor und zurück ging.

Als Joel jedoch wieder etwas langsamer wurde, bewegte sich Gren. Er rutschte etwas zurück und Joel dazu, sich auf die Knie zu setzten. Ohne sich von seinem Körper zu trennen, senkte er seinen er seinen Unterkörper auf Joels Schoß, sodass er jetzt auf ihm saß. Dieser Stellungswechsel brachte Joel zum stöhnen.

Nun drückte Gren sich etwas vom Boden ab, was Joels Länge aus ihm etwas herausgleiten ließ. Dann setzte er sich wieder auf ihn, was das Gegenteil bewirkte.
Diese Bewegung machte er erst langsam, dann jedoch wurde er schneller. Joel schlang seine Arme um den Körper seines Freundes, der gleichzeitig seinen Schwanz um ihn schlang.
Joel kam nun seinem Orgasmus näher und stöhnte den Namen seines Liebsten, der dies ebenfalls tat.
Gren hüpfte nun buchstäblich auf Joel, dessen Hände über den muskulösen Bauch streichelten.

Joel kam nun zu seinem Orgasmus und drückte Gren ganz fest an sich. Sein Mund klappte auf und er ließ vor diesem wahnsinnigen Gefühl die Zunge heraushängen. Seine Augen waren nach oben gerichtet und fast fixiert. Dann konnte Joel nicht anders, als einmal laut zu stöhnen, während er gleichzeitig Gren füllte. Dieser ließ wieder sein wohliges Knurren hören und verstärkte den Griff seines Schwanzes um Joel.
Joel drückte mit aller Kraft seinen Unterkörper gegen die Stelle, an der sie beide verbunden waren und ließ schließlich den Orgasmus ausklingen.

Als der Höhepunkt erloschen war, drehte Gren seine Kopf zu Joel um. Dann küssten sich die beiden so hemmungslos, dass ihr gemeinsamer Speichel herunter tropfte.
Sie ließen sich auf die Seite fallen, während Joel immer noch in Gren war. Sie lagen nun so da, dass Joel sich an Grens Rücken schmiegte. Er genoss noch etwas die Wärme des schwarzen Flamedramon, rutschte dann aber vorsichtig zurück, um seine Länge aus Gren herausgleiten zu lassen.

Just in diesem Moment drehte sich Gren zu ihm um und nahm ihn gefühlvoll in die Arme. Ihre Körper waren klatschnass geschwitzt, doch das war ihnen egal.
Sie lagen nun dicht beieinander und sahen zur Decke, ihre Arme um den anderen gelegt.
Nach einer Zeit der Ruhe sagte Gren:

„Ich habe noch nie so etwas erlebt. Es war so schön mit dir, Joel"
Joel sah seinen Liebsten wieder an und lächelte:
„Ich fand es auch toll mit dir. Bleiben wir jetzt zusammen?"
„Für immer..."
Gren hielt kurz inne, sagte aber dann:
„Ich könnte mir ein Leben ohne dich gar nicht mehr vorstellen"
„Gren... Ich auch nicht"

Joel war so überglücklich, dieser Moment war so perfekt.
Kein Traum, den er erlebt hatte, war schöner als mit Gren zusammen zu sein.
Gren und Joel waren nun wieder aufeinander fixiert. Als könnten sich gegenseitig ihre Gedanken lesen, küssten sie sich wieder.
Es war ein langer und liebevoller Kuss...
Joel war nicht mehr allein...


Fortsetzung folgt
 
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