Episode 1: Es beginnt, Teil I
Fortsetzung folgt...
Der Morgen brach an, ein kühler Morgen. Leichter Schnee lag auf den Wegen, wie eine dünne Schicht Puderzucker. Überall hingen dünne Eiszapfen von den Bäumen. Die Stadt schien noch zu schlafen, nur vereinzelt regte sich jemand in den kleinen Läden, in froher Erwartung des hoffentlich baldigen Kundenansturms. Die ersten Kinder gingen zur Schule, eingepackt in dicke Mäntel, viel zu großen Handschuhen und Stiefeln und obendrauf auch noch der riesige Schulranzen. Mit den ersten Kindern, die kamen, flogen auch schon die ersten Schneebälle. Die Kinder, die in ihren dicken Wintersachen ungewohnt beweglich waren, schmissen die Bälle über Straßen hinweg auf andere, gegen Autos oder einfach nur gegen die Bäume, die daraufhin den ganzen Schnee, der schwer auf ihren Ästen lastete, abwarfen.
Inmitten dieser Kinder gingen ein Mädchen, fünfzehn Jahre alt, und ihr dreiundzwanzig Jahre alter Bruder. Sie hießen Emily und Jake Johnson. Das Mädchen hielt die Hand ihres Bruders fest, jetzt wo sie die Kinder sah noch mehr als zuvor. Mit einem Blick voller Angst betrachtete sie das wilde Treiben auf den Wegen und verkehrsberuhigten Straßen. Sie sah ihren Bruder an. Er war ihre einzige Bezugsperson seitdem ihre Eltern starben. Seit diesem verhängnisvollen Tag sorgte Jake für sie, fast so als wäre er ihr Vater. Aber einige Dinge konnte er ihr einfach nicht zeigen oder beibringen, dazu verschloss sie sich zu sehr. Jeden Tag musste er sie zur Schule begleiten, immer ihre Hand haltend, dann zur Arbeit fahren und sie in seiner Mittagspause wieder von der Schule abholen. Freunde hatte sie keine, sie wollte mit niemandem etwas zu tun haben.
An der Schule ließ Emily die Hand ihres Bruders los und sah ihn, wie an jedem anderen Tag auch, mit einem Blick an, der sagte: „Lass mich nicht allein.“ Und Jake schüttelte wie jeden Tag mit dem Kopf, wortlos und aus ihrer Sicht kühl. Bevor er ging gab er ihr noch eine Umarmung und sagte: „Pass auf, dass du dich nicht erkältest. Und vergiss nicht, dir die Hausaufgaben aufzuschreiben.“
„Ich bin nicht blöd.“ erwiderte Emily frustriert.
Die Reaktion kannte Jake schon. Heute war wieder einer dieser Tage gewesen, an den sie nicht zur Schule gehen wollte. Sie hatte über Kopfschmerzen geklagt und sich unter der Bettdecke verkrochen. Das war alles nichts Neues. Nur heute schien es mal wieder einen Höhepunkt erreicht zu haben. Sie weigerte sich mit Händen und Füßen dagegen, hatte sogar versucht sich im Badezimmer einzuschließen.
„Du machst es mir nicht leicht. Ich habe schon genug damit zu tun, das Haus sauber zu halten und Geld zu verdienen. Warum kannst mich nicht mal unterstützen, wenigstens ein bisschen. Ich verlange doch nicht viel von dir…“
Er konnte reden soviel er wollte, sie hörte ja doch nicht zu. In manchen Momenten fragte er sich, ob sie überhaupt noch fähig war, Emotionen zu zeigen und manchmal war sie einfach nur trotzig aus Prinzip und manchmal wiederum besaß sie eine solche Freundlichkeit, dass er glaubte, jemand anders vor sich zu haben – das war aber eher ein seltener Moment.
„Ich versuche es.“ sagte Emily und drehte sich um. Mit langsamen Schritten ging sie auf den Eingang der Schule zu.
Jake sah ihr noch hinterher bis sie in der Schule verschwunden war, ratlos wie eh und je. Kurz darauf stieg er in den nächsten Bus und fuhr zur Arbeit.
Pünktlich zum Schulschluss stand Jake wieder vor der Schule. Der Schneefall hatte wieder eingesetzt, nicht stark, aber genug, um die geräumten Straßen wieder mit einer dünnen Schicht zu bedecken. Alle anderen Kinder liefen schon, schreiend und lachend an ihm vorbei, erst als letztes verließ Emily die Schule. Sie ging mit unsicheren Schritten auf Jake zu, dann umarmte sie ihn.
„Hast du viele Hausaufgaben?“ fragte Jake.
„Nein.“ erwiderte Emily und drückte ihren Kopf fester an seine Brust. „Ein Mann hat mir heute etwas geschenkt.“
Jake drückte sie von sich und sah sie an.
„Welcher Mann?“
„Ein Mann eben. In der Pause. Er hat mir zwei gegeben: eines für mich und eines sollte ich dir geben. Hier. Siehst du.“
Sie hielt ihm ein kleines blaues Gerät mit einem leuchtenden Display vor das Gesicht. Es piepte leise und hatte drei kleine Knöpfe, schien aber weiter keinen Nutzen aufzuweisen. Jake nahm es ihr aus der Hand und sah es sich genauer an. Es war kein Handy oder ein MP3-Player. Auf dem Display war nichts angezeigt, aber es war angeschaltet.
„Und was soll das sein?“
„Ich weiß es nicht.“ sagte Emily achselzuckend. „Der Mann hat es mir einfach geschenkt und gesagt, dass du auch eines bekommen sollst. Dann ist er verschwunden. Hier ist meins.“
Sie zog ein weiteres, jedoch rotes, Gerät aus ihrer Jackentasche. Es blinkte ebenso, schien aber auch ebenso nutzlos zu sein. Also schienen diese Dinger nichts tun zu können.
„Lass uns nach Hause gehen.“
Er steckte das blaue Gerät in seine Jackentasche und reichte Emily seine Hand. Emily starrte noch einige Zeit auf das seltsame Ding, dann steckte sie ihres auch in die Tasche und griff nach seiner Hand.
Jake stand in der Küche. Heute gab es Suppe, nichts besonderes, aber er war zu müde, um noch irgendetwas Ausgefallenes zuzubereiten. Eine einfache Nudelsuppe aus der Konserve.
Als das Essen fertig war, füllte Jake die Suppe auf zwei Teller und brachte sie ins Wohnzimmer. Emily saß wie immer da, versunken in ihre eigenen Gedanken. Gott allein wusste, was sie in solchen Momenten dachte. Der Fernseher lief nebenbei, war aber sehr leise gestellt. Jake stellte die Teller auf dem Wohnzimmertisch ab.
„Das Essen ist fertig.“ sagte Jake leise.
Emily zuckte zusammen und blickte ihren Bruder an, dann beugte sie sich vor und nahm den Löffel in die Hand. Langsam tauchte sie ihn in die Suppe und führte ihn zum Mund.
„Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?“
„Nein.“
„Und wann denkst du, willst du sie machen? Es ist schon neunzehn Uhr.“
„Gleich.“
Schweigend nahm Jake einen Löffel voll von der Suppe. Sie schmeckte ganz gut, besser als sonst, vielleicht fehlte noch ein bisschen die richtige Würze. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass er sich eine leichte Erkältung zugezogen hatte und seine Geschmacksnerven völlig betäubt waren.
„Wie schmeckt es dir?“
Emily sah verträumt von ihrem kleinen roten Gerät auf, das mittlerweile aufgehört hatte zu leuchten. Wortlos starrte sie ihren Bruder an, mit einem Blick, der Ratlosigkeit vermuten ließ. Das war wieder einer dieser Augenblicke gewesen, wo sie sich in einer vollkommen anderen Welt befand, weit weg von der Realität. Dann fixierte sie immer einen Punkt und erschien in einem gewissen Licht der Hilflosigkeit.
Jake nahm seinen noch halb vollen Teller und ging in die Küche. Sein Blick war finster. Dort warf er ihn in das große Waschbecken über der Spülmaschine, wobei eine Ecke abbrach. Dann ging er in sein Schlafzimmer und legte sich auf sein Bett. Emily starrte immer noch an die Wand.
Die Nacht brach an. Jake lag nachdenklich auf seinem Bett. Manchmal dachte er daran, Emily an eine Pflegefamilie abzugeben, um wenigstens sein eigenes Leben in den Griff zu bekommen. Aber er war sich nicht sicher, ob das ihre Situation nur verschlimmern würde und sie womöglich zur Gänze in ihrer Traumwelt verschwand. Das wollte er ihr nicht antun, aber allmählich wusste Jake nicht weiter. Er hatte schon alles versucht, um an sie heran zu kommen.
Ein Klopfen drang an Jakes Ohr und riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich herum und blickte zur Tür. Emily stand in ihrem Nachthemd da. Sie klopfte erneut an die geöffnete Tür, weil sie in dem dunklen Raum nicht sah, ob Jake schlief oder nicht.
„Was willst du, Emily?“
„Reden.“
Sie ging auf das Bett zu und setzte sich auf die linke Seite, dem Fenster zugewandt. Jake schaltete nun die Lampe auf seinem Nachttisch an und richtete sich auf.
„Und worüber willst du reden?“
„Ich habe mich heute wieder blöd verhalten, dafür möchte ich mich entschuldigen. Du hast kein einfaches Leben mit mir. Ich möchte nur sicher sein, dass du nicht böse auf mich bist. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht.“
Sie legte die Zettel vor ihm auf das Bett.
„Du musst dich nicht bei mir entschuldigen.“
„Okay.“
Jetzt nahm sie ihre Hausaufgaben wieder und verließ den Raum mit tapsigen Schritten.
Ein nervtötendes Piepen riss Jake aus seinem kurzen Schlaf. Müde tastete er nach dem Wecker und schaltete ihn aus. Das Piepen aber blieb. Plötzlich hellwach sah er sich um. Woher kam das Geräusch? Aus der Hosentasche! Er griff nach der Jeans, die neben seinem Bett lag und nahm das kleine Gerät hinaus. Daher kam das Piepen. Das Display blinkte in weiß und rot. Bei genauerem Betrachten entdeckter er, dass eine Nachricht auf dem Display stand. Sie sagte Welcome. Was hatte das zu bedeuten?
Jake lehnte sich zurück, immer noch das seltsame Ding betrachtend. Dann kam plötzlich Emily in das Zimmer gestürzt. Sie warf sich auf das Bett und hielt ihm ihr rotes Gerät vor das Gesicht. Es blinkte ebenso wie seins und auf dem Display stand dieselbe Nachricht.
„Hast du irgendetwas gemacht?“ fragte Jake.
„Nein.“
In dem Moment, in dem sie das gesagt hatte, stoppten das Blinken und die Geräusche. Eine unheimliche Ruhe füllte den Raum. Die beiden Geschwister blickten sich an. Kurz darauf verschwammen die Eindrücke aus dem Gesicht des anderen und überall erschienen weiße Lichter vor ihren Augen. Emily wollte sich an ihrem Bruder festhalten, doch sie fand ihn nicht mehr. Alles war nur noch in ein gleißend helles Licht getaucht. Dann wurde alles schwarz.
Inmitten dieser Kinder gingen ein Mädchen, fünfzehn Jahre alt, und ihr dreiundzwanzig Jahre alter Bruder. Sie hießen Emily und Jake Johnson. Das Mädchen hielt die Hand ihres Bruders fest, jetzt wo sie die Kinder sah noch mehr als zuvor. Mit einem Blick voller Angst betrachtete sie das wilde Treiben auf den Wegen und verkehrsberuhigten Straßen. Sie sah ihren Bruder an. Er war ihre einzige Bezugsperson seitdem ihre Eltern starben. Seit diesem verhängnisvollen Tag sorgte Jake für sie, fast so als wäre er ihr Vater. Aber einige Dinge konnte er ihr einfach nicht zeigen oder beibringen, dazu verschloss sie sich zu sehr. Jeden Tag musste er sie zur Schule begleiten, immer ihre Hand haltend, dann zur Arbeit fahren und sie in seiner Mittagspause wieder von der Schule abholen. Freunde hatte sie keine, sie wollte mit niemandem etwas zu tun haben.
An der Schule ließ Emily die Hand ihres Bruders los und sah ihn, wie an jedem anderen Tag auch, mit einem Blick an, der sagte: „Lass mich nicht allein.“ Und Jake schüttelte wie jeden Tag mit dem Kopf, wortlos und aus ihrer Sicht kühl. Bevor er ging gab er ihr noch eine Umarmung und sagte: „Pass auf, dass du dich nicht erkältest. Und vergiss nicht, dir die Hausaufgaben aufzuschreiben.“
„Ich bin nicht blöd.“ erwiderte Emily frustriert.
Die Reaktion kannte Jake schon. Heute war wieder einer dieser Tage gewesen, an den sie nicht zur Schule gehen wollte. Sie hatte über Kopfschmerzen geklagt und sich unter der Bettdecke verkrochen. Das war alles nichts Neues. Nur heute schien es mal wieder einen Höhepunkt erreicht zu haben. Sie weigerte sich mit Händen und Füßen dagegen, hatte sogar versucht sich im Badezimmer einzuschließen.
„Du machst es mir nicht leicht. Ich habe schon genug damit zu tun, das Haus sauber zu halten und Geld zu verdienen. Warum kannst mich nicht mal unterstützen, wenigstens ein bisschen. Ich verlange doch nicht viel von dir…“
Er konnte reden soviel er wollte, sie hörte ja doch nicht zu. In manchen Momenten fragte er sich, ob sie überhaupt noch fähig war, Emotionen zu zeigen und manchmal war sie einfach nur trotzig aus Prinzip und manchmal wiederum besaß sie eine solche Freundlichkeit, dass er glaubte, jemand anders vor sich zu haben – das war aber eher ein seltener Moment.
„Ich versuche es.“ sagte Emily und drehte sich um. Mit langsamen Schritten ging sie auf den Eingang der Schule zu.
Jake sah ihr noch hinterher bis sie in der Schule verschwunden war, ratlos wie eh und je. Kurz darauf stieg er in den nächsten Bus und fuhr zur Arbeit.
Pünktlich zum Schulschluss stand Jake wieder vor der Schule. Der Schneefall hatte wieder eingesetzt, nicht stark, aber genug, um die geräumten Straßen wieder mit einer dünnen Schicht zu bedecken. Alle anderen Kinder liefen schon, schreiend und lachend an ihm vorbei, erst als letztes verließ Emily die Schule. Sie ging mit unsicheren Schritten auf Jake zu, dann umarmte sie ihn.
„Hast du viele Hausaufgaben?“ fragte Jake.
„Nein.“ erwiderte Emily und drückte ihren Kopf fester an seine Brust. „Ein Mann hat mir heute etwas geschenkt.“
Jake drückte sie von sich und sah sie an.
„Welcher Mann?“
„Ein Mann eben. In der Pause. Er hat mir zwei gegeben: eines für mich und eines sollte ich dir geben. Hier. Siehst du.“
Sie hielt ihm ein kleines blaues Gerät mit einem leuchtenden Display vor das Gesicht. Es piepte leise und hatte drei kleine Knöpfe, schien aber weiter keinen Nutzen aufzuweisen. Jake nahm es ihr aus der Hand und sah es sich genauer an. Es war kein Handy oder ein MP3-Player. Auf dem Display war nichts angezeigt, aber es war angeschaltet.
„Und was soll das sein?“
„Ich weiß es nicht.“ sagte Emily achselzuckend. „Der Mann hat es mir einfach geschenkt und gesagt, dass du auch eines bekommen sollst. Dann ist er verschwunden. Hier ist meins.“
Sie zog ein weiteres, jedoch rotes, Gerät aus ihrer Jackentasche. Es blinkte ebenso, schien aber auch ebenso nutzlos zu sein. Also schienen diese Dinger nichts tun zu können.
„Lass uns nach Hause gehen.“
Er steckte das blaue Gerät in seine Jackentasche und reichte Emily seine Hand. Emily starrte noch einige Zeit auf das seltsame Ding, dann steckte sie ihres auch in die Tasche und griff nach seiner Hand.
Jake stand in der Küche. Heute gab es Suppe, nichts besonderes, aber er war zu müde, um noch irgendetwas Ausgefallenes zuzubereiten. Eine einfache Nudelsuppe aus der Konserve.
Als das Essen fertig war, füllte Jake die Suppe auf zwei Teller und brachte sie ins Wohnzimmer. Emily saß wie immer da, versunken in ihre eigenen Gedanken. Gott allein wusste, was sie in solchen Momenten dachte. Der Fernseher lief nebenbei, war aber sehr leise gestellt. Jake stellte die Teller auf dem Wohnzimmertisch ab.
„Das Essen ist fertig.“ sagte Jake leise.
Emily zuckte zusammen und blickte ihren Bruder an, dann beugte sie sich vor und nahm den Löffel in die Hand. Langsam tauchte sie ihn in die Suppe und führte ihn zum Mund.
„Hast du deine Hausaufgaben schon gemacht?“
„Nein.“
„Und wann denkst du, willst du sie machen? Es ist schon neunzehn Uhr.“
„Gleich.“
Schweigend nahm Jake einen Löffel voll von der Suppe. Sie schmeckte ganz gut, besser als sonst, vielleicht fehlte noch ein bisschen die richtige Würze. Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass er sich eine leichte Erkältung zugezogen hatte und seine Geschmacksnerven völlig betäubt waren.
„Wie schmeckt es dir?“
Emily sah verträumt von ihrem kleinen roten Gerät auf, das mittlerweile aufgehört hatte zu leuchten. Wortlos starrte sie ihren Bruder an, mit einem Blick, der Ratlosigkeit vermuten ließ. Das war wieder einer dieser Augenblicke gewesen, wo sie sich in einer vollkommen anderen Welt befand, weit weg von der Realität. Dann fixierte sie immer einen Punkt und erschien in einem gewissen Licht der Hilflosigkeit.
Jake nahm seinen noch halb vollen Teller und ging in die Küche. Sein Blick war finster. Dort warf er ihn in das große Waschbecken über der Spülmaschine, wobei eine Ecke abbrach. Dann ging er in sein Schlafzimmer und legte sich auf sein Bett. Emily starrte immer noch an die Wand.
Die Nacht brach an. Jake lag nachdenklich auf seinem Bett. Manchmal dachte er daran, Emily an eine Pflegefamilie abzugeben, um wenigstens sein eigenes Leben in den Griff zu bekommen. Aber er war sich nicht sicher, ob das ihre Situation nur verschlimmern würde und sie womöglich zur Gänze in ihrer Traumwelt verschwand. Das wollte er ihr nicht antun, aber allmählich wusste Jake nicht weiter. Er hatte schon alles versucht, um an sie heran zu kommen.
Ein Klopfen drang an Jakes Ohr und riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich herum und blickte zur Tür. Emily stand in ihrem Nachthemd da. Sie klopfte erneut an die geöffnete Tür, weil sie in dem dunklen Raum nicht sah, ob Jake schlief oder nicht.
„Was willst du, Emily?“
„Reden.“
Sie ging auf das Bett zu und setzte sich auf die linke Seite, dem Fenster zugewandt. Jake schaltete nun die Lampe auf seinem Nachttisch an und richtete sich auf.
„Und worüber willst du reden?“
„Ich habe mich heute wieder blöd verhalten, dafür möchte ich mich entschuldigen. Du hast kein einfaches Leben mit mir. Ich möchte nur sicher sein, dass du nicht böse auf mich bist. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht.“
Sie legte die Zettel vor ihm auf das Bett.
„Du musst dich nicht bei mir entschuldigen.“
„Okay.“
Jetzt nahm sie ihre Hausaufgaben wieder und verließ den Raum mit tapsigen Schritten.
Ein nervtötendes Piepen riss Jake aus seinem kurzen Schlaf. Müde tastete er nach dem Wecker und schaltete ihn aus. Das Piepen aber blieb. Plötzlich hellwach sah er sich um. Woher kam das Geräusch? Aus der Hosentasche! Er griff nach der Jeans, die neben seinem Bett lag und nahm das kleine Gerät hinaus. Daher kam das Piepen. Das Display blinkte in weiß und rot. Bei genauerem Betrachten entdeckter er, dass eine Nachricht auf dem Display stand. Sie sagte Welcome. Was hatte das zu bedeuten?
Jake lehnte sich zurück, immer noch das seltsame Ding betrachtend. Dann kam plötzlich Emily in das Zimmer gestürzt. Sie warf sich auf das Bett und hielt ihm ihr rotes Gerät vor das Gesicht. Es blinkte ebenso wie seins und auf dem Display stand dieselbe Nachricht.
„Hast du irgendetwas gemacht?“ fragte Jake.
„Nein.“
In dem Moment, in dem sie das gesagt hatte, stoppten das Blinken und die Geräusche. Eine unheimliche Ruhe füllte den Raum. Die beiden Geschwister blickten sich an. Kurz darauf verschwammen die Eindrücke aus dem Gesicht des anderen und überall erschienen weiße Lichter vor ihren Augen. Emily wollte sich an ihrem Bruder festhalten, doch sie fand ihn nicht mehr. Alles war nur noch in ein gleißend helles Licht getaucht. Dann wurde alles schwarz.
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