[Review] To the Moon

Ancarius

~Dreamer~
Otaku Veteran

To the Moon zu bewerten ist eine schwere Sache. Das Spiel wird gänzlich von seiner Story getragen. Zwar gibt es einige kleine Puzzle zu lösen, aber die sind nur schmückendes Beiwerk. Wer Spiele mit dem RPG Maker kennt, wird sich sehr leicht vorstellen können wie der grafische Stil dieses Spieles ist. Und auch wenn To the Moon außerhalb der Story nur durchschnitt ist, so ist es eben wirklich die Story ganz alleine die dieses Spiel antreibt.

Die Story:
Dr. Rosalene und Dr. Watts sind ganz spezielle Ärzte. Sie haben die Möglichkeit den letzten Lebenswillen sterbender Leute zu erfüllen. So treffen die beiden bei ihrem neuen Patienten auf John. John lebt an einer Klippe nahe eines Leuchtturms. Dort lebte er mit seiner Frau die aber schon verstorben ist. Nach ein paar Runden im Haus sind alle Vorbereitungen getroffen und sie reisen in die jüngste Erinnerung von John. Dort angekommen unterbrechen sie gerade John, der eigentlich die Ärzte erst bestellen wollte. Nachdem die Verwirrung gelegt ist offenbart John den 2 Ärzten seinen letzten Wunsch. Er möchte zum Mond fliegen. Warum weiß er selbst nicht wirklich, der Wunsch ist halt einfach da. Also gehen Rosalene und Watts den Auftrag ganz normal an. Es werden Mementos gesucht und mit denen immer weiter in seine Kindheit vorgedrungen. Dort angekommen pflanzen sie das Verlangen nach dem Mond in seine kindliche Persönlichkeit ein, danach wird er schon von selbst zum Astronauten.

Auf dem Weg zu seiner Kindheit merkt man erst wie sehr das Leben sich gegen ihn gewendet, manchmal seine eigene Schuld manchmal aber auch höhere Gewalt. Es ist deprimierend zu sehen wie er sich mit seiner Frau die Pläne macht ein Haus zu bauen, aber man selbst schon weiß dass das gesamte Vorgehen fehlschlagen wird. Während der Reise durch sein Leben lernen wir auch seine Frau River kennen. Sie ist ein sehr komisches Mädchen, das in den letzten Jahren ihres Lebens wie wahnsinnig Origami-Hasen gefaltet hat. So komisch wie sie auch sein mag findet John etwas bei ihr. Aber sie beeinflusst sein Leben so sehr, das durch ihre Abwesenheit er gar nicht er selbst sein kann. Und John weiß auch das er daran Schuld trägt warum sie diese ganzen Hasen faltet.

Der eigentliche Grund für die Mondfahrt, oder überhaupt der Wunsch nach dem Mond, ist eigentlich so kitschig dass man das Spiel dafür tadeln müsste. Aber es erzählt sich so schön das man es gar nicht missen will. Diese wunderschöne Liebesgeschichte zwischen den 2 und auch dieses traurige Wissen im Hinterkopf das es im Leben nicht so schön weitergehen wird, das hat mich einfach ergriffen. Auch wenn ich wusste das es mit einem Happy End ausgehen würde, Steam Vorschau sei Dank, so dachte ich immer es wird einen traurigen Unterton am Ende haben. Die Story ist auch darauf ausgelegt das man die Screenshots von dem Start des Shuttles gesehen hat. Es wird immer wieder mit den Erwartungen die man hat gearbeitet.

Rosalene und Watts sind als Protagonisten nicht weniger uninteressant. Entweder machen sie sich genseitig lustig über den anderen oder streiten sich über die moralisch korrekte Arbeitsweise. Es sind Leute deren Gespräche man gerne zuhört und sie sind auch genauso unwissend wie auch der Spieler. So weisen sie gelegentlich auf einige Dinge hin, die man selbst wahrnehmen soll. Dadurch verliert man nie den Anschluss. Außerdem sammelt das Spiel Notizen zu Personen, Orten, Gewohnheiten,... um euch schnell wieder mit Infos zu versorgen falls ihr doch einmal eine längere Pause einlegen solltet. Das ist aber eigentlich auch nicht nötig, denn man sieht das Ende in 3-4h. Das ist zwar sehr kurz dafür ist das Erzähltempo sehr hoch. Ihr werdet immer wieder mit Antworten zu alten Fragen und gänzlich neuen Fragen bombardiert, sodass ihr immernoch eine Erinnerung weiter wollt.

Auch wenn To the Moon mich schon in dem Abschnitt des Spieles emotional gepackt hat, so steigert sich das immer weiter. Aber das würde hier nur in Spoiler abdriften und deshalb lasse ich das mal.

Soundtrack:
Ich lasse ihn einfach mal für sich selbst sprechen. Man hört zwar oft dasselbe Lied gefühlte 70% des Spieles und es hat kaum Variation, aber diese paar Noten sind einfach so im Einklang mit dem Spiel, als bräuchte es gar keinen anderen mehr.
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Fazit:
Als ich das Ende von To the Moon gesehen habe musste ich weinen, sehr viel. Was dieses Spiel an Emotionen in mir geweckt hat ist extrem. Aber nicht weil es tragisch war, sondern weil es viel zu schön war. Diese wunderschöne Liebesgeschichte die River und John verbindet ist märchenhaft, so kitschig aber trotzdem so schön. Und dieses Ende welches verstanden hat worum es bei einem Ende wirklich geht, nämlich den Kern des Spieles nochmal hervorzubringen. Ich könnte dem Spiel sicherlich Punktabzug geben. Die Puzzles wiederholen sich stark und die Steuerung mit der Maus ist manchmal fummelig. Aber ich kann es nicht tun. Dieses Spiel bräuchte nicht mal ein Spiel zu sein um genial zu sein. Die Geschichte alleine macht alles aus. Der wunderschöne Soundtrack ist einfach nur der extra Bonus den man hat weil es halt ein Spiel ist. Doch am Ende war ich deprimiert. Es gibt nur einen Erfolg, nämlich für Spielabschluss. Und den haben nur 2,5%. Nur 2,5% haben dieses Meisterwerk gespürt. Also tue ich hier zumindest meinen Teil und erzähle euch von diesem Spiel.

10/10

Euer Ancarius

Bitte schreibt was in die Kommentare. :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Sylverblack

Bred in Captivity
Otaku Veteran
Ein RPG-Maker-Game!
Von To the Moon habe ich schon einiges gehört, wollte es mir eh früher oder später holen, da ich viele RPG-Maker-Games gezockt habe und in einigen Communities des RPGMs aktiv war, bzw. in einer noch bin.

Ja, bei RPG-Maker-Games sind Sound/Musik und Story über die Maßen wichtig, da die Möglichkeiten beim Mapping und Leveldesign relativ begrenzt sind. Grafisch kann einen höchstens der Retro-Charme packen.

Ein schönes Review.
 

Mezelmoerder3D

Diplompsychopath mit *
VIP
Jetzt muss ich mich erst mal fangen... Puh. Habe dieses grandiose Spiel eben zu Ende gespielt und da wir hier einen Thread drüber haben, muss ich meine Meinung auch gleich dazu kund tun.

Es ist einfach nur der Wahnsinn. Freebird Games beweißt, dass ein gutes Spiel keine dicke Graphik benötigt heutzutage und auch einfach mal in alter RPG Maker Manier erstellt sein kann. Der Soundtrack liefert an den passenden Stellen wirklich das übrige um mal kräftig auf die Tränendrüse zu drücken. Musste mir schwer das Pipi in den Augen verkneifen.
Diese Liebesgeschichte ist wirklich so kitschig, dass sie schon wieder genial ist. Die Entscheidungen, die Eva und Neil in den Erinnerungen von John treffen müssen, überraschen einen sehr gern und stellen das Vermutete gerne auf den Kopf.
Dieses Spiel waren definitiv die besten 4€ (war im Angebot) der letzten Zeit und ich würde auch heute die vollen 8€ dafür ausgeben für diese sechs Stunden grandios erzähltem Meisterwerk.
 
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