Es ist eine dunkle klare Nacht und der volle Mond scheint über den Lichtern der Stadt.
Es ist eine ruhige Nacht, in weiter Ferne hört man gelegentlich das Rattern eines Zuges oder das Hupen der Autos die zu später Stunde noch unterwegs sind.
Doch dies alles interessiert die Gestalt nicht die neben dem Bett eines kleinen Kindes steht, auf das lächelnde Gesicht hinab sieht und traurig seufzt.
„Warum? Warum nur habe ich diesen Weg gewählt?“, fragt sich die Gestalt im Halbdunkeln, nur der Mond spendet Licht durchs Fenster und bescheint das silbrige Haar, welches kurz ist und im Nacken zusammengebunden. Dazu trägt der Fremde ein schneeweißes Hemd und eine fuchsgraue Hose, beides aus feinster Wolle und darüber einen weisen seidenen Kimono. Am tiefschwarzen Gürtel trägt er ein langes Schwert, dessen Griff fest mit rauen Leinentüchern umwickelt ist um idealen Griff zu gewährleisten.
Wer ist dieser Fremde? Und warum steht er nachts an dem Bett dieses Kindes? Seid versichert, wenn ihr seine Geschichte kennt, so werdet ihr euch wünschen unwissend zu sein.
Denn dies ist die Geschichte von Delunay, dem Engel der Träume!
Sanft legt Delunay dem Knaben die Hand auf die Stirn und schließt selbst die Augen, hasst sich für sein tun und doch kann er nicht anders. Man sieht nichts Besonderes, außer dass die Züge auf dem Gesicht des Kindes ängstlich, erschrocken werden. Wo er zuvor einen wunderschönen Traum hatte, quält ihn nun ein grausamer Albtraum.
Denn das ist es was Delunay tut, er isst die guten Träume und lässt die schlechten Träume zurück. Das ist es was ihn fern vom Himmel unabhängig von Gott am Leben erhält, denn er will nicht sterben.
Langsam nimmt er die Hand weg und sieht bekümmert auf das nun schluchzende Kind, streichelt ihm bedauernd übers Haar. Zu gern würde er ihm helfen, doch kann er nicht. So greift er nur in seine Hosentasche und holt eine Ein-Euro-Münze heraus. Diese legt er ihm unters Kissen, den mehr hat er nicht zu geben.
Er wendet sich ab und geht zum Fenster, öffnet es und springt hinaus. Sein Kimono verwandelt sich zu Schwingen auf seinem Rücken und tragen ihn in der ruhigen Nacht fort. Wer aufschaut und ihn erblickt, der könnte schwören einen Engel gesehen zu haben.
Und damit hat diese Person sogar recht, teilweise zumindest.
Denn sind Engel die Gottes Wort nicht mehr hören noch Engel?
Sanft gleitet Delunay auf den Nachtwinden dahin, betrachtet liebevoll die Stadt unter sich, stellt sich vor was dort alles vor sich geht. Dort sitzen vielleicht zwei verliebte Menschen auf einer Bank und küssen sich, und dort sitzt die Familie zusammen vor dem Bildschirm und schauen sich was im Fernsehen an. So viele Dinge die man tun kann und so viele Leben die es tun, ohne einen Plan, einfach so weil sie selbst ihr Handelns bestimmen.
Lächelnd geht er tiefer, hält auf eine dunkle Nebenstraße zu. Er gehört zu den Wesen die ihr Handeln selbst bestimmen, denn er hat sich vor langer Zeit von Gott losgesagt. Doch kann sein Handeln ebenso wie das anderer Lebewesen durchaus bestimmt werden, denn es gibt immer böse Schwestern oder Brüder von ihm, vielleicht auch ein paar kluge Dämonen, die ihre Spiele spielen. Er schüttelt den Kopf, will heute nicht mehr darüber nachdenken.
Seine Schwingen werden wieder zum Kimono und seine Füße tragen ihn ruhig aus der Gasse hinaus, die Hände locker in den Hosentaschen. Er hat die feinen, besonderen Gesichtszüge eines Engels und auch diese faszinierenden silbrigen Augen, doch das Verhalten eines Menschen, denn er will ein Teil davon sein. Wenigstens ein wenig nicht allein sein.
Die Hauptstraße ist leer, erleuchtet von dämmrigen Laternen die dringend mal überprüft gehören und die Straße entlang blinkt hier und da eine Reklame oder wird ein Schaufenster beschienen. Das alles nimmt er wahr, doch ist es für heute nebensächlich. Ihn treibt es nur noch ins Bett, denn auch Engel müssen schlaffen, auch wenn ihr Schlaff kurz ist.
Er geht entlang zu einem alten Hotel, das billig aber diskret ist, denn er besitzt keine Papiere und die Ausrede er ist ein Engel und hat deswegen keine, würde irgendwie schlecht ankommen. So stößt er die Tür auf und tritt ein, sieht sich kurz um.
Die gleiche rauchgraue Tapete und die alte Treppe wie zuvor, der Mann an der Rezeption pennend und irgendwo hört er einen Fernseher Buffy laufen, wobei er dieser Serie nichts abgewinnen kann. Viel zu unrealistisch für ihn und überdreht. Er klopft auf den Tresen und nickt dem Empfangsmann zu, nachdem dieser langsam aus seinem Schlaff erwachte und ihn müde anblinzelte. Eine Unterschrift dass er eingecheckt hat und schon geht er hoch in sein Zimmer. Die Unterschrift brauchen die, denn es gibt Leute die mieten ein Zimmer an, sind eine Nacht oder so da und gehen ohne ein Wort wieder. Mit der Unterschrift jede Nacht geht man sicher dass das Zimmer auch noch bewohnt ist.
Er geht die knarrenden Treppenstufen hoch und wendet sich gleich der ersten Tür links zu, die Nummer 7. Er zieht einen messingfarbenen Schlüssel aus seiner Tasche und sperrt auf, geht hinein und lässt die Tür einfach hinter sich zufallen.
Ohne lange sich umzuziehen geht er zum Bett und lässt sich einfach drauf fallen, was angenehmer ist als es sich anhört. Denn er hat Aufgrund der Tatsache dass er dauerhaft dort wohnt, für eine gemietete Wohnung bräuchte er Papiere, sich das Zimmer wohnlich eingerichtet. Ein großes Bett mit gut gefederten Matratzen und flauschigen Kissen, sowie einer dicken Winterdecke und einer dünnen Sommerdecke, natürlich alles in weiß und himmelblau gehalten. Dazu hat er einen robusten Eichenschrank auf der gegenüber liegenden Wand stehen und daneben ein hellfarbiges Holzregal mit vielen Büchern.
Nun ist die Frage natürlich nahe, wenn er sich sein Zimmer so eingerichtet hat und Tag für Tag in einem Hotel schläft, wieso er dem Kind nicht mehr als einen Euro gegeben hat? Ersten weil mehr als das aufgefallen wäre, könnte sich das Kind immer noch einreden es hätte den Euro da mal hingelegt und dann vergessen. Zweitens braucht er jedes Geld was er kriegen kann für eben dieses Hotelzimmer. Und auch wenn er als Maler und Straßenmusikant recht gut ist, verdient er leider nicht viel.
Engel haben es nun mal nicht leicht ohne Gottes schützende Hand, aber Delunay gefällt dieses Leben trotzdem, denn er lebt frei.
Am nächsten Morgen öffnet er langsam die Augen und blinzelt, wendet den Kopf zum Fenster und wird von der Morgensonne kur geblendet bevor er sich an das Licht gewöhnt.
„Sonniger Tag mit blauem Himmel, herrlich.“, stellt er fest und streckt sich grinsend, wird das bestimmt ein guter Tag. Er setzt sich auf und streicht sich nur kurz mit den Fingern durchs Haar, fallen sie von selbst ordentlich. Sein Blick fällt auf die Badezimmertür und dann auf den Wecker, hat er genug Zeit für ein schönes Bad.
So erhebt sich der Traumengel, greift nebenbei ein Handtuch aus seinem Schrank der offen steht und verschwindet im Badezimmer.
Nach einiger Zeit kommt der Engel aus dem Bad, die Haare noch leicht nass und wieder dieselben Sachen an, jedoch scheint das nur so. Denn er hat nur diese Kleidung, was an einem merkwürdigen Kleidungsgeschmack liegen könnte oder einfach zu faul sich jeden Tag Gedanken darüber zu machen was er anzieht.
Er wirft das Handtuch in den Wäschekorb neben der Badtür und geht zum Schrank. Eine Geige, eine Gitarre und eine Trommel liegen in einem großen Fach darin. Alles Andenken aus alten Zeiten wo er noch sehr oft umhergereist ist. Lächelnd streicht er über die Instrumente, erinnert sich der Geschichten die mit jedem Einzelnen zusammenhängen.
Heute nimmt er die Gitarre heraus und schließt den Schrank ordentlich. Ein schönes Instrument, aus dunkel lackiertem Holz mit goldenen Einlegearbeiten und feinen Schnitzereien am Kopf und Rücken. Drachen, Nixen und edle Ritter sieht man in kunstvollen Bildern dargestellt.
Er zieht sich den Seidenverzierten Ledergurt über den Kopf und lässt die Gitarre locker am Rücken hängen. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel und er verlässt das Hotel mit der gleichen Prozedur wie er es betreten hat.
Sein Weg führt ihn in die Stadtmitte, wobei er auf dem Weg die Menschen betrachtet, ihnen lauscht und die verschiedenen Düfte aufnimmt. So ein Spaziergang hat was Gutes, denn man erlebt viel und kann Ideen für Lieder sammeln.
Auf dem großen Stadtplatz angekommen, in dessen Mitte ein Riesen Brunnen steht indem sich Kinder tollen und die Erwachsenen am Rand sitzen und reden, sieht er sich erstmal nach einem geeigneten Platz um.
Doch braucht er nicht lange suchen, winkt ihm doch ein fröhlich grinsender Mann mit braunen kurzen Haaren und einem schwarzen Punkerhemd und ebenso schwarzer Hose, abgerundet mit einem Nietengürtel. Marko, ein bekannter Delunays und trotz seines Auftretens freundlicher und zurückhaltender Typ.
Delunay nickt ihm zu und bewegt sich durch die Menschenmaße auf seinen Freund zu, fragt sich wie so oft wie man nur so sich kleiden kann. Gut, er selbst sieht auch nicht gerade normal aus, aber Marko ist ein bekannter und angesehener Fotograf. Doch vielleicht macht ihn eben diese Verrücktheit an seinen freien Tagen zu dem was er ist. Ein geduldiger und talentierter Fotograf der sogar von vielen Modehäusern beauftragt wird.
„Marko, wie geht es dir? Heute gar keinen Auftrag?“, fragt er gut gelaunt und umarmt den Fotografen im Punklook. Marko grinst ihn an und bietet ihm einen Platz auf der Bank an, neben der Bank hocken auf Stühlen oder Rucksäcken andere Punks und reden. Einige davon kennt Delunay sogar, wie zum Beispiel die Rothaarige mit der imposanten Oberweite, Francine, die Ex von Marko oder etwa den hageren Typen mit der grünen Irofrisur. Meik, der Tank genannt, da er der festeste Trinker in der Runde und ein WoW Zocker ist, was die Anderen hinnehmen, denn er ist fast immer gut drauf.
„Sag mal, was machst du heute noch?“, fragt Marko und reicht Delunay einen Apfel, der dankend angenommen wird.
„Nichts, außer die Leute mit Musik unterhalten und dir auf die Nerven gehen. Wieso fragst?“, erwidert Delunay grinsend und nimmt seine Gitarre vom Rücken, stimmt sie ein wenig nach.
„Naja, das zweite sehe ich anders, denn du könntest mich nicht mal nerven wenn ich dir sagen würde wie. Dafür bist du einfach ein zu guter Mensch. Aber um auf den Punkt zu kommen, heute ist der Geburtstag von meiner Nichte. Du kennst sie doch noch?“ „Ob ich sie noch kenne? Ich werde das Weihnachten nicht vergessen können wo du mich dazu überreden konntest mit dir mitzukommen! Immer und immer wieder dürfte ich auf ihr flehen hin Weihnachtslieder spielen.“, schmunzelt Delunay, „Du willst doch nicht etwa sagen ich solle mitkommen?“
„Doch, das will ich. Du würdest auch bezahlt werden, wenn du willst. Sie redet täglich vom netten Onkel mit der schönen Gitarre und will unbedingt dass du auf ihrem Geburtstag spielst. Es ist ein Glück dass ich dich überhaupt noch antreffe bevor ich zu meiner Schwester gehe. Hatte in letzter Zeit viel Arbeit und du hast ja kein Handy oder Telefon.“
„Tja, wozu brauche ich auch Handy oder Telefon? Ich hab gesunde Füße und einen Mund um zu den Leuten zu gehen mit denen ich reden will. Und wenn die Leute was von mir wollen, so können sie aufs Glück vertrauen dass sie mich antreffen.“, gibt er grinsend wieder, mag es nicht wenn die Leute wissen wo er wohnt, zu wenig Privatsphäre. Und er ist ja fast jeden Tag auf dem Platz, weswegen er auch in seinen Augen kein Telefon braucht, „Na gut, ich komme mit. Aber wehe ich krieg nix vom Kuchen ab Mark, dann spiel ich nur traurige Lieder. Und die Bezahlung kannste vergessen. Ich nehme doch kein Geld an wenn ich für die Nichte eines guten Freundes spiele.“, sagt er im Scherz und erhebt sich, die Gitarre wandert wieder auf den Rücken. Marko lacht und erhebt sich ebenfalls, nickt zu einem grünen Porsche mit gelben Streifen, und geht voraus. „Ich werde sehen was sich machen lässt Del. Ansonsten backe ich dir persönlich nen Kuchen.“, verspricht er und schließt das Auto auf als er am Wagen angekommen ist, Delunay ihm gefolgt.
„Hat dir schon mal Jemand gesagt dass du aufpassen solltest was du sagst? So wie du kochst, könnte ich das als Morddrohung ansehen.“, gibt Delunay wieder und lacht, sein Freund schüttelt grinsend den Kopf und fällt ins Lachen ein.
Beide steigen in das skurrile Auto, was jedoch gut zum etwas abgedrehten Marko passt und fädeln sich in den dichten Verkehr ein. Was keiner der Beiden bemerkte war ein kleiner braun gekleideter Mann mit seltsam runden Gesicht und schwarzer Sonnenbrille der sich das Kennzeichen notierte und dann in der Menschenmenge verschwand.
Die Fahrt verlief recht ruhig, da Marko das Radio aufdrehte und dazu lautstark mitsang, Delunay nur milde lächelte.
Dann kamen sie vor einem kleinen Einfamilienhaus zum stehen, ein Haus wie es klischeehafter nicht sein könnte.
Marko parkte den Wagen vor dem Haus und hupte zweimal, ehe beide ausstiegen und den gepflasterten Weg zur Haustür hinauf gehen. Delunay mustert dabei ungläubig den exakt geschnittenen Rasen und fragt sich ob es nicht besser wäre wieder zu gehen. Markos Grinsen macht ihm dabei nicht gerade Mut, denn wenn Marko so grinst bei einem Familientreffen wird garantiert etwas ganz Mieses ablaufen.
Als sich die Tür öffnet und eine reichlich geschockte Blondine im Türrahmen steht kann er auch verstehen was, denn nun ist ihm klar, hier lebt eine Spießerfamilie ohne gleichen.
Dass seine Familie recht streng in Etikette ist hatte er damals bei der Weihnachtsfeier schon bemerkt, doch dass es so schlimm ist, hätte er nie gedacht. Ein unsicherer Blick zu Marko, „Marko, bist du sicher dass du eingeladen bist?“, fragt er leise. Marko grinst daraufhin und schüttelt den Kopf. „Nicht von Anna, aber von meiner kleinen Nichte. Und es ist ja ihr Geburtstag, oder?“, Marko bleibt vor Anna, der ungläubig schauenden Blondine, stehen und umarmt sie. “Schön dich zu sehen Anna! Hast dich ja gut gehalten. Wo ist denn dein Mann?“ Ehe die arme Frau reagieren kann geht er an ihr vorbei in die Wohnung und durch den Flur zum Wohnzimmer, von wo aus er in den Garten gelangt. Delunay bleibt vor Anna stehen und verbeugt sich höflich, will ja keinen schlechten Eindruck machen, nicht wenn es solche Spießer sind. Es ist nicht so dass er etwas gegen Spießer hat, nur kann er nicht verstehen wie man so leben kann. Haben die Menschen doch schon so ein kurzes Leben und leben dann so. „Und sie sind?“, fragt die scheinbare Schwester von Marko unsicher, mustert dabei Delunays elegante aber seltsame Kleidung. „Man nennt mich Delunay, Miss. Ein Freund von Marko und gebeten worden heute auf der Party von ihrer Tochter zu spielen.“, stellt er sich vor und deutet auf seine Gitarre. Anna lächelt daraufhin, findet sie sein Verhalten sehr charmant und hat von ihrer Tochter ständig von dem tollen Gitarristen gehört. „Aber natürlich, kommen sie. Meine Tochter wird sich freuen Herr Delunay.“, bittet sie ihn herein und führt ihn ebenso in den Garten wo Marko schon den Kindern von dem Gitarristen erzählt hat und sie nun mit Geschichten von seiner Arbeit abgelenkt hatte. Delunay grinst umher und nimmt langsam die Gitarre vom Rücken, nickt den Kindern zu und sieht sich nach nem Stuhl um. „Tach Kinder, Delunay nennt man mich. Ich bringe eure Ohren nun mit ewig grausamen Liedern zum jammern.“ Die Kinder lachten und die Mutter von Markos Nichte sah erschrekct aus, ehe sie sein Lächeln sah und ihm dann nen Stuhl hinstellte. „Dankeschön.“, richtet er an Anna und stimmt seine Gitarre im Sitzen, die Kinder holten sich Stühle oder setzten sich auf den Boden und bildeten einen Halbkreis um Delunay.
„Das erste Lied ist ein Lied vom Esel, der glaubte er wäre ein Pferd und einem Hasen der glaubt er wäre eine Karotte.“, sagt er und löste dadurch schon lautes Gelächter aus. Das Lied, vielmehr eine Ballade, trug er dann mit einem hellen 2/4 Takt vor, wobei er seine Stimme geschickt verstellte wenn der Hase oder der Esel sprachen. Daraufhin folgten noch die Geschichte vom Schmied der Angst vorm Feuer hatte und ein paar moderne Lieder, auf Wunsch der Kinder.
So verging der Tag schnell, zwischen den Spielen, dem Musik zuhören und Kuchen essen erzählten die Kinder sich gegenseitig das Neueste und die Erwachsenen waren unter sich.
Am Abend standen Marko und Delunay vor der Tür und verabschiedeten sich von Anna und ihrer Tochter, Marko trug eine Schachtel mit dem Rest Kuchen den Anna ihnen mitgab. „Ich kann wie alle aus unserer Familie deinen seltsamen Lebensstil nicht gutheißen, doch scheinst du gute Menschen als Freunde zu haben. Darum will ich mal darüber hinweg sehen und würde mich freuen wenn ihr uns öfters besuchen würdet, Bruder und Delunay.“, sagt sie ehrlich, ihre Tochter nickte träge da sie schon sehr müde ist. „Ich würde mich sehr freuen Anna. Und wie gesagt könnte ich deiner Tochter das Gitarre spielen beibringen. Es wäre für mich wirklich keine Last.“, erinnert er sie grinsend und streicht der Kleinen übers Haar. „Es ist schön dass du das sagst Schwesterchen. Merk dir, wenn du mal nen Fotografen brauchst, ich mach´s kostenlos. Schließlich ist Blut dicker als Wasser.“, zwinkerte Marko seiner Schwester zu und wendet sich mit Delunay zum Auto. Der Kuchen kommt auf den Rücksitz und die Beiden Männer lassen sich müde vom Tag in die Sitze fallen, schnurrend geht der Motor an.
Delunay blickt noch zurück und erwidert das Winken der Beiden bis sie nicht mehr zu sehen sind. „Das war doch ein schöner Tag!“, gähnt Delunay, was während der Fahrt auch das letzte Wort war, denn beide waren heute einfach nicht mehr in der Lage viel zu sagen. Marko setzte den Traumengel am Stadtplatz ab und fuhr nach einer Verabschiedung dann nach hause, während Delunay sich in die Lüfte erhob und noch eine Mahlzeit suchte bevor auch er nach Hause ging.
Es ist eine ruhige Nacht, in weiter Ferne hört man gelegentlich das Rattern eines Zuges oder das Hupen der Autos die zu später Stunde noch unterwegs sind.
Doch dies alles interessiert die Gestalt nicht die neben dem Bett eines kleinen Kindes steht, auf das lächelnde Gesicht hinab sieht und traurig seufzt.
„Warum? Warum nur habe ich diesen Weg gewählt?“, fragt sich die Gestalt im Halbdunkeln, nur der Mond spendet Licht durchs Fenster und bescheint das silbrige Haar, welches kurz ist und im Nacken zusammengebunden. Dazu trägt der Fremde ein schneeweißes Hemd und eine fuchsgraue Hose, beides aus feinster Wolle und darüber einen weisen seidenen Kimono. Am tiefschwarzen Gürtel trägt er ein langes Schwert, dessen Griff fest mit rauen Leinentüchern umwickelt ist um idealen Griff zu gewährleisten.
Wer ist dieser Fremde? Und warum steht er nachts an dem Bett dieses Kindes? Seid versichert, wenn ihr seine Geschichte kennt, so werdet ihr euch wünschen unwissend zu sein.
Denn dies ist die Geschichte von Delunay, dem Engel der Träume!
Sanft legt Delunay dem Knaben die Hand auf die Stirn und schließt selbst die Augen, hasst sich für sein tun und doch kann er nicht anders. Man sieht nichts Besonderes, außer dass die Züge auf dem Gesicht des Kindes ängstlich, erschrocken werden. Wo er zuvor einen wunderschönen Traum hatte, quält ihn nun ein grausamer Albtraum.
Denn das ist es was Delunay tut, er isst die guten Träume und lässt die schlechten Träume zurück. Das ist es was ihn fern vom Himmel unabhängig von Gott am Leben erhält, denn er will nicht sterben.
Langsam nimmt er die Hand weg und sieht bekümmert auf das nun schluchzende Kind, streichelt ihm bedauernd übers Haar. Zu gern würde er ihm helfen, doch kann er nicht. So greift er nur in seine Hosentasche und holt eine Ein-Euro-Münze heraus. Diese legt er ihm unters Kissen, den mehr hat er nicht zu geben.
Er wendet sich ab und geht zum Fenster, öffnet es und springt hinaus. Sein Kimono verwandelt sich zu Schwingen auf seinem Rücken und tragen ihn in der ruhigen Nacht fort. Wer aufschaut und ihn erblickt, der könnte schwören einen Engel gesehen zu haben.
Und damit hat diese Person sogar recht, teilweise zumindest.
Denn sind Engel die Gottes Wort nicht mehr hören noch Engel?
Sanft gleitet Delunay auf den Nachtwinden dahin, betrachtet liebevoll die Stadt unter sich, stellt sich vor was dort alles vor sich geht. Dort sitzen vielleicht zwei verliebte Menschen auf einer Bank und küssen sich, und dort sitzt die Familie zusammen vor dem Bildschirm und schauen sich was im Fernsehen an. So viele Dinge die man tun kann und so viele Leben die es tun, ohne einen Plan, einfach so weil sie selbst ihr Handelns bestimmen.
Lächelnd geht er tiefer, hält auf eine dunkle Nebenstraße zu. Er gehört zu den Wesen die ihr Handeln selbst bestimmen, denn er hat sich vor langer Zeit von Gott losgesagt. Doch kann sein Handeln ebenso wie das anderer Lebewesen durchaus bestimmt werden, denn es gibt immer böse Schwestern oder Brüder von ihm, vielleicht auch ein paar kluge Dämonen, die ihre Spiele spielen. Er schüttelt den Kopf, will heute nicht mehr darüber nachdenken.
Seine Schwingen werden wieder zum Kimono und seine Füße tragen ihn ruhig aus der Gasse hinaus, die Hände locker in den Hosentaschen. Er hat die feinen, besonderen Gesichtszüge eines Engels und auch diese faszinierenden silbrigen Augen, doch das Verhalten eines Menschen, denn er will ein Teil davon sein. Wenigstens ein wenig nicht allein sein.
Die Hauptstraße ist leer, erleuchtet von dämmrigen Laternen die dringend mal überprüft gehören und die Straße entlang blinkt hier und da eine Reklame oder wird ein Schaufenster beschienen. Das alles nimmt er wahr, doch ist es für heute nebensächlich. Ihn treibt es nur noch ins Bett, denn auch Engel müssen schlaffen, auch wenn ihr Schlaff kurz ist.
Er geht entlang zu einem alten Hotel, das billig aber diskret ist, denn er besitzt keine Papiere und die Ausrede er ist ein Engel und hat deswegen keine, würde irgendwie schlecht ankommen. So stößt er die Tür auf und tritt ein, sieht sich kurz um.
Die gleiche rauchgraue Tapete und die alte Treppe wie zuvor, der Mann an der Rezeption pennend und irgendwo hört er einen Fernseher Buffy laufen, wobei er dieser Serie nichts abgewinnen kann. Viel zu unrealistisch für ihn und überdreht. Er klopft auf den Tresen und nickt dem Empfangsmann zu, nachdem dieser langsam aus seinem Schlaff erwachte und ihn müde anblinzelte. Eine Unterschrift dass er eingecheckt hat und schon geht er hoch in sein Zimmer. Die Unterschrift brauchen die, denn es gibt Leute die mieten ein Zimmer an, sind eine Nacht oder so da und gehen ohne ein Wort wieder. Mit der Unterschrift jede Nacht geht man sicher dass das Zimmer auch noch bewohnt ist.
Er geht die knarrenden Treppenstufen hoch und wendet sich gleich der ersten Tür links zu, die Nummer 7. Er zieht einen messingfarbenen Schlüssel aus seiner Tasche und sperrt auf, geht hinein und lässt die Tür einfach hinter sich zufallen.
Ohne lange sich umzuziehen geht er zum Bett und lässt sich einfach drauf fallen, was angenehmer ist als es sich anhört. Denn er hat Aufgrund der Tatsache dass er dauerhaft dort wohnt, für eine gemietete Wohnung bräuchte er Papiere, sich das Zimmer wohnlich eingerichtet. Ein großes Bett mit gut gefederten Matratzen und flauschigen Kissen, sowie einer dicken Winterdecke und einer dünnen Sommerdecke, natürlich alles in weiß und himmelblau gehalten. Dazu hat er einen robusten Eichenschrank auf der gegenüber liegenden Wand stehen und daneben ein hellfarbiges Holzregal mit vielen Büchern.
Nun ist die Frage natürlich nahe, wenn er sich sein Zimmer so eingerichtet hat und Tag für Tag in einem Hotel schläft, wieso er dem Kind nicht mehr als einen Euro gegeben hat? Ersten weil mehr als das aufgefallen wäre, könnte sich das Kind immer noch einreden es hätte den Euro da mal hingelegt und dann vergessen. Zweitens braucht er jedes Geld was er kriegen kann für eben dieses Hotelzimmer. Und auch wenn er als Maler und Straßenmusikant recht gut ist, verdient er leider nicht viel.
Engel haben es nun mal nicht leicht ohne Gottes schützende Hand, aber Delunay gefällt dieses Leben trotzdem, denn er lebt frei.
Am nächsten Morgen öffnet er langsam die Augen und blinzelt, wendet den Kopf zum Fenster und wird von der Morgensonne kur geblendet bevor er sich an das Licht gewöhnt.
„Sonniger Tag mit blauem Himmel, herrlich.“, stellt er fest und streckt sich grinsend, wird das bestimmt ein guter Tag. Er setzt sich auf und streicht sich nur kurz mit den Fingern durchs Haar, fallen sie von selbst ordentlich. Sein Blick fällt auf die Badezimmertür und dann auf den Wecker, hat er genug Zeit für ein schönes Bad.
So erhebt sich der Traumengel, greift nebenbei ein Handtuch aus seinem Schrank der offen steht und verschwindet im Badezimmer.
Nach einiger Zeit kommt der Engel aus dem Bad, die Haare noch leicht nass und wieder dieselben Sachen an, jedoch scheint das nur so. Denn er hat nur diese Kleidung, was an einem merkwürdigen Kleidungsgeschmack liegen könnte oder einfach zu faul sich jeden Tag Gedanken darüber zu machen was er anzieht.
Er wirft das Handtuch in den Wäschekorb neben der Badtür und geht zum Schrank. Eine Geige, eine Gitarre und eine Trommel liegen in einem großen Fach darin. Alles Andenken aus alten Zeiten wo er noch sehr oft umhergereist ist. Lächelnd streicht er über die Instrumente, erinnert sich der Geschichten die mit jedem Einzelnen zusammenhängen.
Heute nimmt er die Gitarre heraus und schließt den Schrank ordentlich. Ein schönes Instrument, aus dunkel lackiertem Holz mit goldenen Einlegearbeiten und feinen Schnitzereien am Kopf und Rücken. Drachen, Nixen und edle Ritter sieht man in kunstvollen Bildern dargestellt.
Er zieht sich den Seidenverzierten Ledergurt über den Kopf und lässt die Gitarre locker am Rücken hängen. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel und er verlässt das Hotel mit der gleichen Prozedur wie er es betreten hat.
Sein Weg führt ihn in die Stadtmitte, wobei er auf dem Weg die Menschen betrachtet, ihnen lauscht und die verschiedenen Düfte aufnimmt. So ein Spaziergang hat was Gutes, denn man erlebt viel und kann Ideen für Lieder sammeln.
Auf dem großen Stadtplatz angekommen, in dessen Mitte ein Riesen Brunnen steht indem sich Kinder tollen und die Erwachsenen am Rand sitzen und reden, sieht er sich erstmal nach einem geeigneten Platz um.
Doch braucht er nicht lange suchen, winkt ihm doch ein fröhlich grinsender Mann mit braunen kurzen Haaren und einem schwarzen Punkerhemd und ebenso schwarzer Hose, abgerundet mit einem Nietengürtel. Marko, ein bekannter Delunays und trotz seines Auftretens freundlicher und zurückhaltender Typ.
Delunay nickt ihm zu und bewegt sich durch die Menschenmaße auf seinen Freund zu, fragt sich wie so oft wie man nur so sich kleiden kann. Gut, er selbst sieht auch nicht gerade normal aus, aber Marko ist ein bekannter und angesehener Fotograf. Doch vielleicht macht ihn eben diese Verrücktheit an seinen freien Tagen zu dem was er ist. Ein geduldiger und talentierter Fotograf der sogar von vielen Modehäusern beauftragt wird.
„Marko, wie geht es dir? Heute gar keinen Auftrag?“, fragt er gut gelaunt und umarmt den Fotografen im Punklook. Marko grinst ihn an und bietet ihm einen Platz auf der Bank an, neben der Bank hocken auf Stühlen oder Rucksäcken andere Punks und reden. Einige davon kennt Delunay sogar, wie zum Beispiel die Rothaarige mit der imposanten Oberweite, Francine, die Ex von Marko oder etwa den hageren Typen mit der grünen Irofrisur. Meik, der Tank genannt, da er der festeste Trinker in der Runde und ein WoW Zocker ist, was die Anderen hinnehmen, denn er ist fast immer gut drauf.
„Sag mal, was machst du heute noch?“, fragt Marko und reicht Delunay einen Apfel, der dankend angenommen wird.
„Nichts, außer die Leute mit Musik unterhalten und dir auf die Nerven gehen. Wieso fragst?“, erwidert Delunay grinsend und nimmt seine Gitarre vom Rücken, stimmt sie ein wenig nach.
„Naja, das zweite sehe ich anders, denn du könntest mich nicht mal nerven wenn ich dir sagen würde wie. Dafür bist du einfach ein zu guter Mensch. Aber um auf den Punkt zu kommen, heute ist der Geburtstag von meiner Nichte. Du kennst sie doch noch?“ „Ob ich sie noch kenne? Ich werde das Weihnachten nicht vergessen können wo du mich dazu überreden konntest mit dir mitzukommen! Immer und immer wieder dürfte ich auf ihr flehen hin Weihnachtslieder spielen.“, schmunzelt Delunay, „Du willst doch nicht etwa sagen ich solle mitkommen?“
„Doch, das will ich. Du würdest auch bezahlt werden, wenn du willst. Sie redet täglich vom netten Onkel mit der schönen Gitarre und will unbedingt dass du auf ihrem Geburtstag spielst. Es ist ein Glück dass ich dich überhaupt noch antreffe bevor ich zu meiner Schwester gehe. Hatte in letzter Zeit viel Arbeit und du hast ja kein Handy oder Telefon.“
„Tja, wozu brauche ich auch Handy oder Telefon? Ich hab gesunde Füße und einen Mund um zu den Leuten zu gehen mit denen ich reden will. Und wenn die Leute was von mir wollen, so können sie aufs Glück vertrauen dass sie mich antreffen.“, gibt er grinsend wieder, mag es nicht wenn die Leute wissen wo er wohnt, zu wenig Privatsphäre. Und er ist ja fast jeden Tag auf dem Platz, weswegen er auch in seinen Augen kein Telefon braucht, „Na gut, ich komme mit. Aber wehe ich krieg nix vom Kuchen ab Mark, dann spiel ich nur traurige Lieder. Und die Bezahlung kannste vergessen. Ich nehme doch kein Geld an wenn ich für die Nichte eines guten Freundes spiele.“, sagt er im Scherz und erhebt sich, die Gitarre wandert wieder auf den Rücken. Marko lacht und erhebt sich ebenfalls, nickt zu einem grünen Porsche mit gelben Streifen, und geht voraus. „Ich werde sehen was sich machen lässt Del. Ansonsten backe ich dir persönlich nen Kuchen.“, verspricht er und schließt das Auto auf als er am Wagen angekommen ist, Delunay ihm gefolgt.
„Hat dir schon mal Jemand gesagt dass du aufpassen solltest was du sagst? So wie du kochst, könnte ich das als Morddrohung ansehen.“, gibt Delunay wieder und lacht, sein Freund schüttelt grinsend den Kopf und fällt ins Lachen ein.
Beide steigen in das skurrile Auto, was jedoch gut zum etwas abgedrehten Marko passt und fädeln sich in den dichten Verkehr ein. Was keiner der Beiden bemerkte war ein kleiner braun gekleideter Mann mit seltsam runden Gesicht und schwarzer Sonnenbrille der sich das Kennzeichen notierte und dann in der Menschenmenge verschwand.
Die Fahrt verlief recht ruhig, da Marko das Radio aufdrehte und dazu lautstark mitsang, Delunay nur milde lächelte.
Dann kamen sie vor einem kleinen Einfamilienhaus zum stehen, ein Haus wie es klischeehafter nicht sein könnte.
Marko parkte den Wagen vor dem Haus und hupte zweimal, ehe beide ausstiegen und den gepflasterten Weg zur Haustür hinauf gehen. Delunay mustert dabei ungläubig den exakt geschnittenen Rasen und fragt sich ob es nicht besser wäre wieder zu gehen. Markos Grinsen macht ihm dabei nicht gerade Mut, denn wenn Marko so grinst bei einem Familientreffen wird garantiert etwas ganz Mieses ablaufen.
Als sich die Tür öffnet und eine reichlich geschockte Blondine im Türrahmen steht kann er auch verstehen was, denn nun ist ihm klar, hier lebt eine Spießerfamilie ohne gleichen.
Dass seine Familie recht streng in Etikette ist hatte er damals bei der Weihnachtsfeier schon bemerkt, doch dass es so schlimm ist, hätte er nie gedacht. Ein unsicherer Blick zu Marko, „Marko, bist du sicher dass du eingeladen bist?“, fragt er leise. Marko grinst daraufhin und schüttelt den Kopf. „Nicht von Anna, aber von meiner kleinen Nichte. Und es ist ja ihr Geburtstag, oder?“, Marko bleibt vor Anna, der ungläubig schauenden Blondine, stehen und umarmt sie. “Schön dich zu sehen Anna! Hast dich ja gut gehalten. Wo ist denn dein Mann?“ Ehe die arme Frau reagieren kann geht er an ihr vorbei in die Wohnung und durch den Flur zum Wohnzimmer, von wo aus er in den Garten gelangt. Delunay bleibt vor Anna stehen und verbeugt sich höflich, will ja keinen schlechten Eindruck machen, nicht wenn es solche Spießer sind. Es ist nicht so dass er etwas gegen Spießer hat, nur kann er nicht verstehen wie man so leben kann. Haben die Menschen doch schon so ein kurzes Leben und leben dann so. „Und sie sind?“, fragt die scheinbare Schwester von Marko unsicher, mustert dabei Delunays elegante aber seltsame Kleidung. „Man nennt mich Delunay, Miss. Ein Freund von Marko und gebeten worden heute auf der Party von ihrer Tochter zu spielen.“, stellt er sich vor und deutet auf seine Gitarre. Anna lächelt daraufhin, findet sie sein Verhalten sehr charmant und hat von ihrer Tochter ständig von dem tollen Gitarristen gehört. „Aber natürlich, kommen sie. Meine Tochter wird sich freuen Herr Delunay.“, bittet sie ihn herein und führt ihn ebenso in den Garten wo Marko schon den Kindern von dem Gitarristen erzählt hat und sie nun mit Geschichten von seiner Arbeit abgelenkt hatte. Delunay grinst umher und nimmt langsam die Gitarre vom Rücken, nickt den Kindern zu und sieht sich nach nem Stuhl um. „Tach Kinder, Delunay nennt man mich. Ich bringe eure Ohren nun mit ewig grausamen Liedern zum jammern.“ Die Kinder lachten und die Mutter von Markos Nichte sah erschrekct aus, ehe sie sein Lächeln sah und ihm dann nen Stuhl hinstellte. „Dankeschön.“, richtet er an Anna und stimmt seine Gitarre im Sitzen, die Kinder holten sich Stühle oder setzten sich auf den Boden und bildeten einen Halbkreis um Delunay.
„Das erste Lied ist ein Lied vom Esel, der glaubte er wäre ein Pferd und einem Hasen der glaubt er wäre eine Karotte.“, sagt er und löste dadurch schon lautes Gelächter aus. Das Lied, vielmehr eine Ballade, trug er dann mit einem hellen 2/4 Takt vor, wobei er seine Stimme geschickt verstellte wenn der Hase oder der Esel sprachen. Daraufhin folgten noch die Geschichte vom Schmied der Angst vorm Feuer hatte und ein paar moderne Lieder, auf Wunsch der Kinder.
So verging der Tag schnell, zwischen den Spielen, dem Musik zuhören und Kuchen essen erzählten die Kinder sich gegenseitig das Neueste und die Erwachsenen waren unter sich.
Am Abend standen Marko und Delunay vor der Tür und verabschiedeten sich von Anna und ihrer Tochter, Marko trug eine Schachtel mit dem Rest Kuchen den Anna ihnen mitgab. „Ich kann wie alle aus unserer Familie deinen seltsamen Lebensstil nicht gutheißen, doch scheinst du gute Menschen als Freunde zu haben. Darum will ich mal darüber hinweg sehen und würde mich freuen wenn ihr uns öfters besuchen würdet, Bruder und Delunay.“, sagt sie ehrlich, ihre Tochter nickte träge da sie schon sehr müde ist. „Ich würde mich sehr freuen Anna. Und wie gesagt könnte ich deiner Tochter das Gitarre spielen beibringen. Es wäre für mich wirklich keine Last.“, erinnert er sie grinsend und streicht der Kleinen übers Haar. „Es ist schön dass du das sagst Schwesterchen. Merk dir, wenn du mal nen Fotografen brauchst, ich mach´s kostenlos. Schließlich ist Blut dicker als Wasser.“, zwinkerte Marko seiner Schwester zu und wendet sich mit Delunay zum Auto. Der Kuchen kommt auf den Rücksitz und die Beiden Männer lassen sich müde vom Tag in die Sitze fallen, schnurrend geht der Motor an.
Delunay blickt noch zurück und erwidert das Winken der Beiden bis sie nicht mehr zu sehen sind. „Das war doch ein schöner Tag!“, gähnt Delunay, was während der Fahrt auch das letzte Wort war, denn beide waren heute einfach nicht mehr in der Lage viel zu sagen. Marko setzte den Traumengel am Stadtplatz ab und fuhr nach einer Verabschiedung dann nach hause, während Delunay sich in die Lüfte erhob und noch eine Mahlzeit suchte bevor auch er nach Hause ging.