niemand ist normal
es gibt diesen begriff, aber er funktioniert in der realität nicht
das gleiche trifft auf "gleich" oder "das selbe" zu. nichts kann jemals gleich sein, nur etwas kann gleich sich selbst sein, aber nichts anderes kann dies sein, da eigentlich beide ein eigenes "sein" haben, der apfel und der apfel daneben sind nicht gleich. ein atom nicht nicht gleich dem anderen atom, denn atom A
ist atom A und kann nicht atom b sein, somit können atom a und atom b auch nicht gleich sein
"normal" - um darauf zurück zu kommen, gibt es auch nur in unserem kopf
normalität bezeichnet grob die empirische (erfahrungsgemäße, gemessene) mehrheit. was nicht der masse zugehört ist nicht normal, doch wie verhält es sich dann bei 60:40 verhältnissen? sicherlich sind die 40% noch normal oder?
und 70:30? 80:20, 90:10? 99:1? wo kann man die grenze ziehen?
sie kann nur von uns konstruiert werden
wir bauen grenzen durch unsere erfahrungen, unsere ängste, unsere wünsche
ist man "normal" wenn man arbeitslos ist? im gebiet des aralsees bspw. sind über die hälfte der menschen arbeitslos, sind sie "unnormal"? sind sie nur für unseren kulturkreis "unnormal"? oder können wir erst gar nicht über sie urteilen??
sind punks, die auf der straße leben "normal"? nur weil sie von der gesellschaft kaum akzeptiert werden, da sie diese auch ablehnen. doch was ist mit dem menschen der seinen beruf und seine familie hat und dieses system ablehnt? ist er für die gesellschaft noch "normal"? ist der arbeitslose, der seit 10 jahren keinen job mehr bekommt und auf die ausländer schimpft, die ihn und sein deutschland kaputt machen, nun "normal" oder "unnormal"? sind nazis, skinheads, autonome normal? und wenn nein, wieso nicht? warum wären dann konservative, demokraten, sozialisten normal? gab es nicht auch zeiten in denen diese politischen strömungen revolutionär waren und keinesweg politischer mainstream waren? waren sie nun politisch gesehen "normal" oder "unnormal"?
ist ein transsexueller mensch "normal"? wenn nein, wieso nicht? weil wir einbi-polare sgeschlechtersystem mit den einzigen elementen "mann" und "frau" haben. weiter nichts, es gibt keinen sozialen raum für transmenschen. zwar leben sie, aber sie werden als monster oder als gestörte menschen dargestellt. "unnormal"! doch wieso? nur weil wir es nicht verstehen aus unseren kategorien herauszubrechen? waas genau bringt uns die frage "bist du mann oder frau?" was erwarten wir? was bedeutet es für uns, jemandem zu begegnen, der diese frage nicht beantworten kann!? es ist eine nahezu identische problematik mit der hautfarbe. viele menschen stören sich in unserem land nicht mehr an einer anderen hautfarbe, weil jeder weiss, die hautfarbe hat nichts auszusagen über das leben, den charakter, die vergangenheit, den fleiss, den grad der kriminalität eines menschen etc
wir lösen uns nicht aus altbackenen kategorien
allein das verwenden von "normal" ist eine katastrophe und wird uns nie von vorurteilen wegkommen lassen
das meiste was euch im alltag begegnet ist ein reines soziales konstrukt
ob es das ritual des begrüßens und verabschiedens sind
die art miteinander zu sprechen (welche mimik & gestik passt zu welcher aussage)
erziehung (warum lassen viele eltern ihre autorität walten, anstatt rational, logisch mit ihren kindern zu diskutieren?)
tabu-themen
sexualität
religiösität
gesetze (ob ihr es glaubt oder nicht, auch menschenrechte können theoretisch absolut in frage gestellt werden - sind wir menschen wirklich gleich? warum sollten wir uns alle gleiche grundrechte geben?)
"normal" ist ein sozial konstruierter begriff und jeder sollte sich mal fragen ob er wirklich dieses wort noch in urteilen über menschen verwenden kann ohne sich in dutzende elementare widersprüche zu verwickeln
nur noch soviel: homosexualität war im antiken griechenland teil der realität (="normalität"? --> normal = allumfassend? --> es gibt kein unnormal?) und war im mittelalter aufgrund der kirche als "oberster gesetzgeber der moral und sitte" verpöhnt. bis ins 20. Jh. galt es als krankheit. rabenmütter sind in den augen von unserer gesellschaft unnormal, doch die meisten davon haben psychologische gründe und können gar nichts dafür
heute sind schwule für uns mehr oder weniger "normal". doch was meinen wir wenn wir sagen sie sind es nicht?
es gäbe noch tausende beispiele und dinge zu erzählen, aber ich hab einfach mal blau vor mich her erzählt, das kann in der diskussion ja dann noch genauer anvisiert werden