"Wenn ich die Dunkelheit ertaste, umarmt sie mich."

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Tez

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Mir ist bewusst, dass dies hier keine Fan-Fic ist, jedoch hat diese Geschichte hier ihren besten Platz und bleibt somit auch hier. Die nachfolgende Story ist rein fiktiv. Es bilden sich Elemente meines Lebens darin ab, jedoch so verworren das es höchstens jemand verstehen könnte der direkt darin involviert ist.
Auch wenn der erste Teil ziemlich harmlos wirkt, können nachfolgende Teile zu einem ziemlich unangenehmen Effekt führen, der sich durch Magenschmerzen oder Alpträume bemerkbar machen kann (jedenfalls bei sehr zart beseiteten Leuten). Alle Abrisse mitten in den Sätzen sind Gewollt, sie sind keine Schreibfehler, weder sind sie vergessen worden mit Worten zu füllen. Auch die Zeiten sind so arrangiert wie ich es wollte. Es kann sein das Ständig zwischen Präteritum, Perfekt und Futur gewechselt wird: Es ist beabsichtigt. Letztlich: Ob die Geschichte einem Sinn nachgeht muss nicht verraten werden. Was jedoch verraten wird ist, dass es sich um eine mehrteilige Serie handeln wird, womit ich bitte, keine Post’s darunter zu verfassen. Vorsichtshalber erstelle ich noch einen Diskussionsthread hierzu. Dieses kleine Projekt ist einzeln dazu veranlasst, Zeit in der ich Langeweile habe, nützlich zu machen.

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Wenn ich die Dunkelheit ertaste, umarmt sie mich.

Akt 1, Kapitel 1

„Wenn ich meine Augen öffne, hasse ich.“

Es sind Tage die mir wieder vor die Augen kommen, deren alleiniges vergangenes Geschehen meine Gedanken durchwühlt, sie auseinander zerrt und wieder schließt, sie öffnet wie eine kleine Kiste die keiner will, da der Inhalt so unausstehlich ist, das man sie am liebsten in irgendeinem Fluss, am besten dem nächsten, versenken möchte. Tage, was sind sie schon. Eine Angabe, wann Hell und Dunkel beginnt, mehr nicht, so sollte man meinen. Es ist nicht so als würden mir Tage etwas bedeuten, selbiges mit Wochen, Monaten, Jahren. Nein, Jahre; Jahre waren mir wichtig. Jahre zeigten mir, was ich anfing und beendete. Was ich erreichte, was ich aufgab – alles was ich brauchte, fühlte, wusste, richtete ich nach Jahren an.

Was denke ich nur. Denke ich eigentlich? Sinnlos diese Gedanken.. schon wieder. Ich sollte meinen Kopf nach vorn richten, mir ansehen wo ich bin und mir ein Ziel aussuchen; lange irgendwo zu sitzen brachte mir Unbehagen. Beeilen muss ich mich nicht, gehen ist genug, laufen müsste ich nicht; das einzige was ich muss ist von hier wegkommen. Nicht das ich Angst hätte, nein, nur das ich es nicht mehr möchte an diesem Ort zu verweilen.

Wo bin ich eigentlich?

Ich erinnere mich an diese braune, vom Ruß der Vergangenheit verletzte Kapelle zu meiner rechten, den Häuserbauten zu meiner Linken, die in blassen Tönen ihr Antlitz preisgeben – schwarze Ziegel, manche sind noch leicht Rot und erinnern mich an Kaminfeuer, aus welchem Grund auch immer. Die Vorstellung das in einem dieser Häuser eine Familie sitzt, welche sich gerade dem allwöchentlichen Treffen hingibt, nur um zu zeigen das sie noch aus irgendeinem Grund zusammen sein könnten, durchfährt meinen Kopf. Zwischen vergrautem Grün und giftschwadengleichem Gelb führt die Farbpalette der Häuserwände. Vielleicht waren sie einmal Stark und Voll, prächtige Farben die wie grazile Aufstriche die Gesichter der, wohl noch vollkommen von Hand erbauten, Wohnungen zierten, mit ihren hölzernen Fensterrahmen, den gläsernen Augen und dem sperrigen Mund der nur ein wenig über dem Boden, dafür fest zwischen ihren Kiefern hing. Sie sehen aus wie gebrochene Riesen, deren Schultern ineinander gerissen waren damit ihre Köpfe auf der Oberwelt nebeneinander passen. Mein Blick wendet sich auf die drei Wesen die gedankenverloren auf dieser Straße entlang wandern. Eines dieser beginnt nach einigen Schritten, sich dem Mund eines der Häuser zu nähern, nur um kurz darauf zu verschwinden. Unsre blicke trafen sich keinmal. Er erinnerte mich an die Brieftasche die ich in Händen hielt; das vom Haus verschluckte Ding trug einen langen Mantel, einen kleinen Hut und hatte etwaige blasse Haut, ähnlich die der Häuser, nur an einigen Stellen vom Wind rot geschlagen, wenigstens das konnte ich erkennen bevor es von dem zermürbten Riesen verschluckt wurde.

In der Brieftasche waren einige Papierscheine, bedruckt mit unzähligen Zahlen die mir früher einmal etwas sagten. Bilder von Menschen deren Geschichte ich teilweise gut kannte zierten zudem noch dieses, sich seltsam anfühlende Blatt. Vielleicht nützen sie mir etwas, ich verstaue dieses bunte Papier liebermal in einer meiner Innentaschen die mir meine geliebte Lederjacke bietet. Einige steife Karten kamen zum Vorschein, bedruckt mit silbernen Ziffern und Nummern in allen möglichen Farben. Lieber lasse ich sie dort wo sie sind, ich wüsste eh nicht was ich damit anfangen könnte, behalte sie aber lieber, es könnte noch ganz nützlich sein. Diese Karte allerdings ist etwas seltsam, scheint aber wohl das zu sein was ich suche. Sie sieht grünlich aus, im geschnittenen Sonnenschein lässt sie einige Ornamente eines Adlers aufkommen. Unter diesem harten Sein präsentiert sich ein etwas kahles Gesicht: Bartstoppeln, leicht dicke Wangen die in perfekten Kontrast zu den grauen Augen standen, deren Farbe wohl schwerer zu deuten war, als der Versuch den Besitzer der Augen mit einer Hand zu stemmen.

Ich erinnere mich an dieses Gesicht gut, schaue es mir jedoch zum ersten male etwas genauer an. Der Unterschied, gemessen an dem Bild, ist sonderbar klein. Dieses Gitter da vorne sollte eigentlich an einen Ort führen wo man nicht nach dir sucht, Kärtchen: Es wird dein neues Zuhause sein. Seltsam irgendwie, das ich mich mehr über diese Karte sorge als über das Ding das darauf abgebildet war. Sei’s drum. Es war eigentlich schnell in diesem teils versperrten Abgrund verschwunden, immerhin ließ ich gerade erst los. Warum ist meine Hand nebenbei-

Straßen haben etwas Magisches an sich. Ich könnte stundenlang durch leere Gassen laufen, auch durch überfüllte. Die Präsenz der Tiere hat mich noch nie davon abgehalten irgendwo hinzugehen, mich irgendwie aufzuhalten oder fern zu bleiben von irgendetwas. Eher bin ich immer der, der andere dazu bringt so nahe wie möglich an den Klippen der Straßen entlang zulaufen. Als ich Kind war- „Manchmal bringt es nichts wenn man sich nicht denken“- war das anders. Man schubste mich nur zu gerne, wenn ich mit meinen- „Manchmal kann man sich nicht denken“- zusammen war. Diese großen Gestalten die meist in brauner Kleidung steckten, lange Mäntel die sich um ihre, in immer unterschiedlicheren Formen, gebauten Körper legten. Gesichter sah ich nur einige male. Ich kann mich noch erinnern, als ich etwas Älter war, wie ich dieses Rote-

Bald müsste ich wieder an dieser Gasse sein. Genau, da vorne ist sie. Grüne Wägen stehen davor, die blaues Licht aus ihren Hörnern leuchten lassen, immer ringsum, im gleichen Takt. Langsam und unberührt laufe ich vorbei, linse auf die Gasse und die Trage welche gerade von zwei Männern hochgestemmt wird. Verräterisch glänzt der schwarze Sack der auf dem Gestell gemächlich zu einem der Wagen gerollt wird. Mir fällt erst jetzt auf, dass sich ein Regentropfen auf meine Nasenspitze verirrt hat. Was kümmert es mich.

Im weitergehen jedoch kommt mir die Frage auf, ob sich das Bl- „Manchmal kann man nicht denken“- in seiner Konsistenz ändert, wenn genug Regen auf die lache hinunterprasst. Ob es immer noch so Rot-

Es sind nun drei Tage vergangen seitdem ich diesem Tier die Brieftasche und das Leben nahm. Leben, was ist ein Leben überhaupt? Man sagt immer, jedes Leben ist gleich viel wert. Ist dann jedes Leben aus meiner sicht unbedeutend? Nein. Nichts jedes. Es gibt Tiere, die sich Anerkennung verdienten. Es waren keine Retter, keine Helden, es waren Wesen die ich traf und deren Inneres dem meinen ähnelte. Dieses Klopfen störte, doch ich genoss den Regen.

Regen ist wundervoll. Regen ist das einzig wahre Leben. Manche sagen, Regen ist nichts besonderes, doch ohne ihn könnte hier niemand weiter sein Dasein fristen, jedenfalls nicht für lange. Regen Liebt mich. Ich kann fühlen wie er mich benetzt, mir mein-

Vielleicht sollte ich für Heute aufhören weiterzustreifen. Ich sollte mir irgendwo einen Schlafplatz suchen. Mit dem Papier bezahlt man, erinnere ich mich. Vielleicht findet sich irgendwo ein Platz wo ich Schlafen kann, obwohl ich Schlafen hasse. Irgendwann muss ich aus meinem Schlaf wieder aufwachen, und immer wenn ich meine Augen öffne, hasse ich. Ich hasse soviel auf diesem gebrochenen Planeten. Soviel, ja, soviel Hasse ich abgrundtief. Es ist die Schwärze die in mir brodelt, meinen Hass nährt und nährt. Soviel hasse ich, alles hasst mich; der Hass soll mich Schlafen lassen, soll die Bilder ertränken solange ich Ruhe. Lass mich Schlafen für die Stunden die ich wach war. Lass mich.

„Manchmal kann man denken.“
 
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