[Diskussion] Wiedersehen in Arkham / oder / Lias Beitrag

Hastur!

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Ja, das ist im Prinzip ein Teil von was größerem, nur ist leider noch kein Anfang oder Ende geschrieben worden.
Darum schreibe ich diesen Teil einfach so nieder und Ihr sagt mir, ob das Konzept von mehreren Erzählungen aus der Sicht verschiedener Personen gut ankommt.
Storymäßig wird wohl alles zu verstehen sein, auch wenn gewisse Namen vorkommen, die man so noch nicht kennen kann.

Hier kommt ein wichtiger Teil der Story von einer wichtigen Figur, Lia Leihfeld.

(Kleine Warnung vor möglicher Gewaltdarstellung.
Und erzählt mir nicht, daß das als Hentai gilt.)


Hundertvierunddreißig Stunden, fünf Tage, achttausendunddreiundfünfzig Minuten. Ohne Schlaf. In Tagen zu denken wäre sinnlos, es gab keine Tage mehr. Keinen Himmel, keine Sonne.
Die Uhrzeit war bloß eine Nummer auf meinem Bildschirm - Bildschirm? - Hologramm meine ich, natürlich. Eine einfache Nummer. Und würde ich meine Hand nach rechts drehen, stünden noch weitere Nummern vor mir, die restlichen Zeitzonen. Woher wusste der Rechner eigentlich die Uhrzeit, wenn in vielen Teilen der Erde keine Zeit mehr existieren konnte?
Unnötige Gedanken.
Diese Uniform, oder was das auch darstellen sollte, lag mir alles andere als gut. Komischer grauer Stoff. Verdammte Hitze am Lüfter, ich löste alle Knöpfe und ließ die Uniform wie eine kurze Jacke locker hängen. Hatte zwar nicht viel drunter aber hier schaut mich keiner schief an. Alle wissen, welche Vollmacht Hastur mir erteilte.
War es wegen ihm? Konnte ich nicht schlafen, weil Hastur verschwunden ist?
Ich schob den Sessel zurück und kroch unter die Tische, die die Tastaturen – ich meine dreidimensionale Laserschablonen – trugen. Ich schaute den Boden für paar Sekunden an, zwei Meter unter mir war ein Stahlbetonpfeiler, und unter ihm das geschwärzte, ausgestorbene Meer. Im Zweiten Weltkrieg hatten hier die Briten Flakstellungen aufgebaut. Nun war es unser Hauptquartier, seit das Mutterschiff abgestürzt ist und die erde zu dem machte, was sie war.
Die leeren, rostigen Hüllen der Wasserbauten füllten wir mit modernster Technik und erweiterten die Tragflächen über Wasser. So konnten bis an die vierzig Flugzeuge startbereit Platz nehmen.
Flugzeuge, Hubschrauber, Raumschiffe. Ich weiß nicht einmal, wie man diese Dinger nennt.
Unter dem Tisch war es dunkel. Ich tastete mit der Hand ins Dunkle um die Kühlschranktür zu greifen.
Gefunden.
Ich nahm ein kaltes Wassereis heraus und kroch auf den Sessel zurück. Nur kurz ließ ich mich in ihm versinken, mich hielt ein kurzer, stechender Schmerz von ab.
Erinnerung. Seit ich Hastur getroffen habe, kamen Erinnerungen an eine Zeit, die ich nie erlebt habe. Es waren alles seine Erinnerungen. Er verwies mich auf seine angebliche Zeitreise, Details nannte er keine, offensichtlich wollte er von mir nicht als verrückt abgestempelt werden. Auch wenn es am Anfang nicht leicht war, seine Anspielungen anzuhören, ein gewisses Gefühl bestätigte mir, dass ich auf ihn hören sollte.
„Hastur...“ flüsterte ich als ich blind zum Hologramm vor mir sah. Ich leckte am Eis bei dem Gedanken an ihn. Orange.
Langsam versuchte ich, der Erinnerung nachzugehen. Mich an eine Person zu erinnern, von der mir Hastur nichts erzählte.
Lyon, Militärpolizei, Flughafen, Boston, Militär, Highway... Arkham,
ein kleiner Gedankengang.
Wenn diese Dinge aus der Realität stammen, die Hastur einst erlebte, dann sollte ich versuchen, mich an mehr zu erinnern.
Ich streckte meine Hand in das blaue Licht, das vom Tisch ausging. Das Hologramm in der Mitte änderte sofort die Farbe von einem ruhigen Blau in ein Neutralweiß.
Zwei Wochen kostete es mich, mit dieser Technik umgehen zu können. Wozu überhaupt?
Das Internet gibt es nicht mehr. Ich mag vom Satelliten aus auf jeden Datenträger zugreifen können. Doch was nutzt mir das?
Was nutzen mir überhaupt die letzen elf Jahre meines Lebens, die ich mit nichts anderem verbrachte, als alle Möglichkeiten im Computerleben kennenzulernen?
Was nutzen mir all die Kenntnisse, wenn ich mir meiner jetzigen Technik Bruteforcemethoden in Sekunden ausführen kann, für die jeder irdische Prozessor Jahrhunderte bräuchte?
Bei Arkham blieb ich stehen, richtig. Ich brauchte nur die Position unserer Satelliten und Drohnen über der Westküste abzurufen, dann ginge sie Suche weiter.

Die Welt außerhalb dieser Plattform. Waren lebende Menschen übrig? Sind Außerirdische auf die Erde geraten? Gab es Mutationen?
Ich wollte es nicht wissen. Wirklich nicht. Nicht solange Hastur vermisst wurde.

Das Hologramm verfärbte sich rot. Zugriff verweigert.
„Terminal, sudo airgraph“ sprach ich aus, als wäre es eine Form Zauberspruch.
Falsches Passwort.
Hacken konnte ich hier nichts. Vielleicht in paar Wochen, vielleicht.
Ich rollte einen halben Meter mit dem Stuhl nach hinten und machte eine leichte Drehung. Runder Raum, die rostigen Wände mit irgendeinem grauen Isolierschaum verkleidet.
Geh in einen runden Raum und scheiß in die Ecke – der Schlafentzug tat mir nicht gut.
Ich warf den sauberen Eisstiel in einen Haufen Platikverpackungen am Boden und glitt mit der Hand in das blaue Licht an der rechten Tischseite. Das Leuchten verformte sich langsam und verwandelte sich in Tasten, die frei in der Luft schwebten. Kurz jemanden anrufen.
Noch eine volle Drehung im Uhrzeigersinn, drei Sekunden vergingen. Ich hörte Schritte hinter der schweren Tür. Ich schnippte mit den Fingern, das neutralweiße Licht ging an.
Oberoffizier Loygor in der Tür. Fast zwei Meter hoch, mager, kleine Brille mit runden Gläsern.
Ich legte ein Bein aufs Andere, er sah mich an.
„Volle Befehlskontrolle.“ Sagte ich.
„Wozu?“
„Nachforschungen in Boston, ich werde zwei Drohnen benötigen.“
„Sie gefährden die Invasion.“
Er nahm Notiz von meinem breit geöffneten Oberteil. Mir wurde warm.
„Soll ich zu Hastur petzen gehen?“ ließ ich fallen und leckte den Rest Wassereis von der Lippe.
Er sah mich mißmutig an. Es war an der Zeit, etwas mehr Gefühl zu zeigen.
Schlafentzug, ich verfluche dich.
„Haben Sie vergessen, daß Sie Ihre Beine nicht mehr fühlen?“
„Wie war das?“
„Loygor, Sie haben kein Gefühl in Ihren Beinen, Sie können sie weder fühlen noch rühren.“
Seine Pupillen weideten sich, seine Knie wurden weich, er stürzte nach vorne und kam unglücklich mit der Nase auf.
Schlafentzug eben. Es hat funktioniert.
Ich richtete mich auf, stellte mich vor ihn und streckte die rechte Handfläche nach vorne aus.
„Wie sieht es jetzt aus?“
Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie ich in den Fingerspitzen sein Gewicht fühle. Ich stoß auf Resonanz. Ich glaubte nicht nur, seinen Körper heben zu können, ich fühlte selbst seine Gedanken. Er hatte Angst.
Ruckartig riß ich die Hand nach oben, sein Gewicht noch immer in den Fingerspitzen fühlend, und nach einem kurzen Blick senkte ich sie wieder.
Wie erwartet schoß sein Körper in die Höhe, blieb eine Sekunde lang schweben und knallte in die weiche Isoliermasse, in der er stecken blieb.
Wie gekreuzigt klebte Loygor an der Wand. Nichts blieb ihm übrig, als mich in Panik anzusehen.
„Alle Drohnen in den Staaten, die volle Befehlskontrolle, eine Trägermaschine und drei Piloten.“
Seine Nase blutete und die Brille hatte einen Sprung.
„Und Ihre Beine fühlen Sie wieder.“ Fügte ich hinzu. Etwas neugierig warf ich einen Blick auf die verschlossene Tür, die nur die Offiziere und ich öffnen konnten. Loygor fummelte energisch in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel, warf einen gekränkten Blick auf mich und suchte weiter.
„Nicht weiter nötig.“ Gab ich ihm zu erkennen.
Wenn es so einfach war, den Trottel von Oberoffizier an die Wand zu klatschen, dann wäre das halbwegs komplexe Schloss eine Leichtigkeit für mich.
Ich schloss die Augen und richtete die Hand in Richtung Tür, als würde ich die Klinke greifen wollen. Dann sah ich Zahlen. Zahlen, neben dem Umriss der Tür in meiner müden Fantasie. Ich dachte nicht über die Bedeutung der Ziffern nach, ich wusste lediglich, diese zu verändern. Zwei Sekunden zählte ich, als das Schloss in der Tür zu ruckeln anfing, drei Weitere vergingen und die Tür war geöffnet.
Ich öffnete meine Augen und sah Loygor an, der sich inzwischen aufgerichtet hatte.
Einmal locker mit der Hand winken, schon lag er wieder auf dem Boden. Ich habe seit Wochen keine schönere Belustigung erfahren.
„Damit alles klar ist.“ Fing ich an.
„Ich leite hier das Kommando. Ihr Führer hat mich in Angelegenheiten eingeweiht, die Sie nicht kennen dürfen.
Wenn ich sage, wir stellen Nachforschungen an, dann stellen wir Nachforschungen an. Hastur befindet sich in einer Gefahr, aus der wir ihn mit unseren derzeitigen Waffen nicht befreien können.“
Er sah mich ängstlich an.
„Sie scheren sich anscheinend kaum um Ihres Führers Überleben. Sie sind lächerlich, ich möchte nicht einmal wissen, wie Sie einen solchen Rang überhaupt erhielten. In zehn Sekunden habe ich Zugriff auf alle Überwachungssysteme, sonst hacke ich mich in alle Ihre lieben Erinnerungen und reduziere Ihre geistigen Fähigkeiten auf das Niveau eines Dreijährigen. Und im Gegensatz zu all dieser modernen Technik ist Ihr Geist alles andere als komplex!“
Ich habe keine Witze gemacht, nein, ich war dazu durchaus im Stande.

Ich sah nichts weiteres, als Loygor durch die von mir zuvor geknackten Tür stolpern.

Ich setzte mich wieder in den Sessel – „Terminal, airgraph!“. Eine Fehlermeldung erschien im Hologramm, wie unaufmerksam von mir.
„supersuser, slash, slash; Raute, S, H, I, T, C, O, C, K!” Hastur wusste immer, seine Passwörter kreativ zu halten. Das Hologramm verfärbte sich grün und das Programm startete.
Tatsächlich fühlte ich mich nicht wohl bei der Sache. Ich habe soeben auf Möglichkeiten zurückgegriffen, von denen ich nicht wusste, dass ich sie beherrschte. Und das machte mich stolz. Ich hasse Stolz.
Noch wenige Wochen zuvor legte ich im Internet Server lahm, angelte persönliche Daten und veröffentlichte diese. Ich trug zu zahlreichen Selbstmorden bei, ich richtete Schaden von fünfstelligen Summen an, doch eines wollte ich in keinem Falle, Aufmerksamkeit. Ich wollte als Persönlichkeit nicht gefürchtet werden, ich vermisste meine Anonymität.

Es stand noch einiges an Arbeit vor mir. Der Monolog mit Loygor war eine weitere Bestätigung, dass ich meinem Gefühl folgen musste, bis ich irgendeine Möglichkeit finden würde, Hastur wiederzubekommen.

Ich initialisierte das Programm und hatte am Hologramm die Weltkarte vor mir, kleine braune Punkte markierten die Standpunkte der Überwachungsdrohnen und grüne Lichtkegel die Reichweite unserer Satelliten.
Drei unbemannte Überwachungsdrohnen über Boston. Schnell fuhr ich mit der Hand durch das Licht, um die Koordinaten nördlicher Richtung zu ermitteln. Highway... den Highway entlang.
Gefunden.
Die heruntergekommene Universitätsstadt Arkham. Beim betrachten des Satellitenbildes kam wieder dieser Schmerz. Dann war mir heiß.
Schnell griff ich zur Tastatur, oder dem, was eine darstellte, stellte die Verbindung zu der Verwaltung her und verlangte die erstbeste Trägermaschine. Die Piloten müssten inzwischen einsatzbereit sein.
Ich stand vom Sessel auf und ging aus dem Raum in den hell erleuchteten, engen Flur, in welchem ich Loygor antraf. Ein hässlicher, weißer Flur, der das ganze Bauwerk durchquerte.
„Sie kommen mit.“ Sagte ich.
„Was haben Sie vor?“ versuchte Loygor zu fragen, als mir der Soldat im Flur auffiel, der geradewegs auf meine Brüste starrte und seinen Blick erschrocken abwandte, als ich ihn bemerkte. Mein Fehler, ich hätte die Uniform zuknöpfen sollen.
„Pädo!“ zischte ich in seine Richtung, packte Loygor am Arm. Seine Hand war eiskalt.
Es war nur allzu obligatorisch, dass ich ihn als Opfer auf meine Reise nehmen würde. Warum sollte ich dann keinen Abstecher in seine inneren Emotionen machen dürfen?
Ich schloss für eine Sekunde die Augen, griff seine Hand fester und drang in seine Gedanken ein, ein offenes Buch, als würde man das Protokoll eines intimen Gespräches lesen.

Er hatte eine Erektion.
Süß, er hatte Angst vor mir.


Ich lief, vom Instinkt getrieben, zum Ende des Flures und ließ Loygor die Tür nach draußen öffnen. Er zögerte, denn anscheinend verbrachte er weniger Zeit am Rechner als ich und konnte mit der Kälte draußen rechnen.
Das weiße Licht verblasste, als der Zug eisiger Kälte hineinströmte. Der Sternenlose Himmel von grünem Polarlicht erleuchtet. Nichts an dieser Welt war natürlich. Nichts.
Loygor schien zu frieren, mir war warm. Je härter ich versuchte, mich an Arkham zu erinnern, so wärmer wurde mir. Aus irgendeinem Grund glaubte ich, Loygors Kälte zu fühlen, achso, ich hielt ihn noch bei der Hand.
Das Rotorengeräusch kam näher. Ich ließ seine Hand los. Das Gefühl, seine von Angst erfüllte Erregung zu fühlen, bekam mir nicht sonderlich.
Die Trägermaschine müsste jetzt unter mir liegen.
Von zwei kleinen Rotoren getragen stieg das Flugobjekt empor, entfernt einem Flugzeug oder einem russischem Hubschrauber Prototyp ähnlich. Die Maschine besaß alles, was ein mobiles Gefechtszentrum brauchte. eine enge, doch technisch vielseitige Kommandozentrale, zwei weitere Hubschrauber, die wie Bomben an den Tragflächen angebracht waren – inzwischen bemannt – und ein gelenkiges Maschinengewehr als Bewaffnung.
„Gehen Sie nach hinten und überwachen Sie alle Nachrichten.“ Befahl ich Loygor. Er sprang auf die Tragfläche und stolperte hinein. Ich lief hinterher.
Eher ich mich durch den unbequemen Gang engte und die Leiter zu dem Rechner emporstieg, befestigte ich ein dezentes Headset am linken Ohr und versuchte es im Haar zu verstecken. Die Leiter hochgeklettert nahm ich im engen, runden Kontrollraum platz.
„Terminal, sudo airgraph, hören Sie mich?“ „Klar und deutlich.“ Erwiderte der Pilot.
„Ich bin Lia Leihfeld, und ich habe hier das Kommando, falls Sie es noch nicht gehört haben. Bis Hastur wiederkommt.“
„Koordinaten bestätigt.“
Die Strahlentriebwerke ertönten und die Maschine schoss nach vorne. Die Rotoren erloschen.
Die Maschine gewann etwas an Höhe und beschleunigte auf Überschall. Durch Außenkameras sah ich, wie der entstehende Wind die schwarze See aufwirbelte.
Es waren gerade mal sieben Personen in der Maschine, zwei Piloten, zwei Weitere für die Hubschrauber an der Tragfläche, ein Schütze für das MG, Loygor und ich.

Ich lies das ganze Vorhaben noch mal durch den Kopf gehen.
Ich hatte also eine Vision von einem Mann in Arkham, der mit Hasturs Verschwinden im Zusammenhang stand. Klang lächerlich, doch was blieb mir anderes übrig, als eigenhändig nachzusehen?

Mir wurde wieder heiß, sehr heiß. Ich glaubte, den Piloten schnaufen gehört zu haben, als ich versehentlich ins Mikrofon stöhnte. Ich kam dem Ziel näher.
Erst glaubte ich, ich würde den inneren Hitzeanstieg keine Stunde überleben, doch dann begann ich es zu genießen. Der Raum war von innen verschossen, ich schaltete ohne eine Idee zu haben das Mikrofon stumm. Es war unerträglich.
Ich masturbierte.

Mit Tränen in den Augen realisierte ich die kurze Entfernung zur Westküste. Unter Anstrengung, vernünftig zu atmen befahl ich dem Piloten, die Geschwindigkeit zu senken und über Boston eine Drehung in Richtung Arkham zu machen.
Es wurde immer heißer und ich gab auf, den Schlafentzug dafür verantwortlich zu machen. Ich richtete mich auf um mein verschwitztes Höschen zurechtzurücken, mich würde hoffentlich keiner in der Verfassung sehen. Ich hatte keine Zeit mehr, doch ich rieb weiter. Diese Lust war beängstigend. Ein weiterer Schmerz sprang aus dieser Freude heraus, eine weitere Erinnerung.

Krampfhaft versuchte ich die Erinnerung festzuhalten...
Ein bärtiges Gesicht vor meinem geistigen Auge; ein Name, Gregor von West. (diese Erinnerung brachte mich für paar Sekunden auf den Boden der Tatsachen, so hässlich, wie diese Vorstellung war).
Es viel mir nicht gerade einfach, mich an mehr zu erinnern, doch dann sah ich das Bild von einem langen, roten Stab aufblitzen. Einem Stab, der in seiner roten Farbe wie aus bemaltem Holz auszusehen schien und trotzdem glänzte, als wäre er aus einem uns unbekannten Metall.
Ich kam nicht weiter dazu, diese Vision länger zu verarbeiten, die Hitze behinderte mich.

Ohne mich würden die Piloten keine weiteren Maßnahmen ergreifen, es wäre mir für den Moment auch egal gewesen. Der Inhalt meiner Erinnerungen hatte Priorität. Ich schaltete das Mikrofon wieder stumm und legte mich in den Sessel zurück, mit einem höllischen Verlangen mich auszuziehen. Ich riss die letzten Knöpfe auf und ließ das Oberteil der Uniform wieder offen. Ich fing an, mich weiter zu streicheln, führte meine Hand unter den Halter und genoss diesen einen Moment.
Die Befriedigung war bei meiner jahrelangen kranken Erfahrung wirklich ungewöhnlich. Ich rieb weiter, konnte das Stöhnen kaum noch unterdrücken. Das Mikrofon war noch stumm geschalten, hoffte ich zumindest.
Erkenntnis aus meiner vermeintlichen Erinnerung? Die ließ warten. Nichts anderes tat ich, als mich schweren Atems nach hinten zu lehnen, blinde Lust, härter und tiefer, immer weiter, schneller, härter, tiefer. Das war alles für den einen Moment.

Erschöpft lehnte ich mich mit der Stirn auf das Brett, auf dem sich die Tastatur befand. Ich konnte kaum atmen ohne zu stöhnen. Die Hand noch immer zwischen den Beinen, nahm ich den Finger raus. Etwas abgekühlt versuchte ich mich zu sammeln, doch schlimmer war die Versuchung, weiter zu reiben. Ich musste die Lage überprüfen.
Ich hielt die voll geschwitzte Hand in das blaue Licht, das Hologramm erstrahlte. Nicht gerade angenehm auf diese Weise. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Hand am grauen Rock der Uniform abzuwischen. Damit kam schon die nächste Bescherung, mein Höschen war gerissen.


Loygor würde mich in der Verfassung ohnehin nicht sehen. Er wird sich noch umdrehen, notfalls zwinge ich ihn dazu.
Ich fing an, mich an mehr zu erinnern, war jedoch nicht länger im Stande, alles zu verarbeiten. Doch ich war auf dem richtigen Weg, ich habe mich vom Instinkt nach Arkham führen lassen und musste die Antwort in der Universität finden. Oder dem, was einst eine war. Vor dem Zweiten Weltkrieg galt die Miskatonic Universität als Zentrum für Medizin, Archäologie und Psychologie in ganz Massachusetts. Woher ich das wusste, wusste ich selbst nicht. Ich konnte mir lediglich ausmalen, was mich in Arkham erwartet, und das war nicht gerade vielversprechend.
Ich legte die Hand wieder in das Licht und warf einen Blick auf die Karte, das Mikrofon war noch immer stumm geschaltet. Ich sah mir die Luftaufnahmen der Universität an und überlegte, wie man vorgehen sollte. Die Maschine befand sich etwa einen halben Kilometer von der Außenmauer entfernt.
Der einzige normale Eingang war das große rostige Tor in der südlichen Mauer, längst der Church Street. Ich nahm ohnehin an, dass Arkham seit Jahrzehnten ausgestorben sei und überlegte, die Hauptstraße entlang zu laufen.
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und legte die Verbindung zum Piloten frei.
„Halten Sie die Maschine über der Jackson Street.“
Der Pilot keuchte, nicht ungewöhnlich bei dem Zeitraum, indem ich das Mikrofon stumm hielt.
„Geben Sie den Piloten bescheid und werfen Sie die Hubschrauber ab.“
Die lauten Strahlentriebwerke erloschen um in paar Sekunden von noch lauteren Rotoren ersetzt zu werden. In wenigen Metern müsste die Maschine regungslos in der Luft schweben.
„Stellen Sie mich zu den Hubschrauberpiloten durch.“
Vier weitere Rotoren ertönten. Wie Bomben wurden die beiden kleineren Hubschrauber von den Tragflächen abgeworfen. Anders als die Trägermaschine besaßen sie zwei frei bewegliche Maschinenkanonen und eine Strahlenwaffe. Infrarotlaser wurde gebündelt und in einer halben Sekunde freigesetzt. Wie das auch immer funktionieren soll.
Ich schaltete zu dem Piloten der Trägermaschine: „Bringen Sie die Maschine auf einen Meter Höhe. Ich steige ab.
Bauen Sie zur Sicherheit noch das Tarnfeld auf.“
Im Gegensatz zu all dieser Technik funktionierte der Tarngenerator wirklich einfach. Die Luft wurde in ihre Einzelteile kristallisiert und ein Laser projizierte das Trugbild darauf, fast perfekte Unsichtbarkeit. Lediglich die Rotoren wirbelten die Kristalle auf und streuten einen kleinen Regenbogen zu Boden. Den wohl letzten Regenbogen auf dieser Welt.

Ich musste aussteigen und Loygors Anwesendheit machte mir die Sache nicht gerade einfach. Ich richtete mich auf um gebückt zur Luke mit der Leiter nach unten zu kommen.
„Loygor!“ rief ich, als ich die Luke entriegelt hatte.
„Brauchen Sie etwas?“ hörte ich von unten schallen.
„Schauen Sie, ob Sie das Fach mit den Waffen öffnen können.“
Das war wirklich unnötig gewesen, zumal ich das Fach hätte selbst öffnen können. Doch irgendwie musste ich sichergehen, dass er nicht unter der Leiter stehen würde.
In zwei Sätzen kletterte ich die Leiter herunter. Hinter mir lag der Durchgang zum Cockpit, vor mir der einzig größere Raum, der zum Truppentransport genutzt wurde.
„Schauen Sie mich nicht an.“ Er stand an der Wand und versuchte ein Fach aufzubekommen, anscheinend mit dem falschen Passwort.
Selbstverständlich sah er mich verwundert an. Drei fehlende Knöpfe an der Uniform, die wie ein nasser Lumpen von mir hing, das Haar zerstreut. Ich schwitzte immer mehr.
„Lassen Sie mich das machen.... nein, mir geht es wirklich gut.“
Ich glitt mit dem Finger über das Touchscreen an der Wand und gab den richtigen Zahlencode ein, 146120. Ein Zischen in der Hydraulik und der Spalt in der Wand weitete sich.
Große, für jede Situation geeignete Maschinengewehre kamen zum Vorschein.
Die Hülsen schienen unnatürlich klein, wahrscheinlich handelte es um eine komprimierte chemische Substanz, die Projektile in solch einer Zahl in einer so kleinen Kassette ermöglichte. Neben dem Lauf waren noch zwei Weitere befestigt. Der erste diente offensichtlich als Granatwerfer, der zweite, der ähnlich breit schien, hatte einen Slot für ein Magazin. Als ich mir die Munition im Fach ansah, stellte ich fest, dass der dritte Lauf der einer Schrotflinte war. Hasturs Ingenieure hatten wirklich interessante Einfälle, wer käme sonst auf die Idee, eine Schrotflinte an ein Sturmgewehr zu befestigen? Das doch sehr leichte Gewicht der Waffe bestätigte mir die durchaus gut durchdachte Entwicklung.
„Was haben Sie damit vor?“ entgegnete Loygor.
„Ich weiß es nicht.“ – „Sie werden doch Unterstützung brauchen?“.
„Falsch. Die zwei Hubschrauber reichen aus, um mich gegen irdische Waffen verteidigen zu können. Sorgen Sie sich lieber um magische Waffen.“ Er versuchte mich zu unterbrechen.
„Keine Sorge, sollte ich draufgehen, dann werden Sie es auch.“
Ignorant schob ich die zwei Kassetten in das Gewehr, das mir meinem Gefühl nach zu urteilen nichts bringen würde.
„Geben Sie dem Hauptquartier zu erkennen, dass ich vorübergehend meine Verantwortung abgebe. Und Sie erhalten bestimmt keine Befehlskontrolle.“
Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Mit der Waffe in der Hand zwang ich mich durch den engen Flur und lief auf die Tragfläche hinaus. Die Maschine schwebte etwas weniger als einen Meter über den Boden. Ich sprang ab. Der leichte Wind erinnerte mich unfreiwilligerweise daran, dass ich mein Höschen verlor.
Die Maschine hob ab und ließ die Luft herum gefrieren. Ich sah noch einmal hoch, wie die Eiskristalle einen Regenbogen bildeten, ehe das Fluggerät komplett unsichtbar wurde.

Arkhams Straßen waren alt und die Häuser heruntergekommen. Es waren alles Häuser, die einst traurigste Schicksale beheimatet hatten. In keiner anderen Stadt der Welt hat es so viele unerklärliche Zwischenfälle gegeben, selbst der Nachbarort Salem wurde in seinem Ruf von Arkham verdrängt. Der Himmel, der im gelben Polarlicht strahlte, trug nur all zu gut zu der bedrückenden Stimmung bei.
Ich ging die Straße weiter entlang und schwitzte immer mehr. Noch konnte ich mich konzentrieren. Meter für Meter.
Das Sturmgewehr gab mir tatsächlich das Gefühl von Sicherheit. Ab und an richtete ich es in die dunklen Gassen oder Türrahmen, auch wenn jede Gefahr längst ausgestorben war.
Die Hauptstraße lag nun hinter mir und ich fand mich vor der Mauer der Universität wieder. Noch dreißig Meter nach Links, dann müsste ich beim Tor sein. Die Hitze stieg in mir unaufhörlich an.
Schließlich schaffte ich es, die alten Häuser im Rücken und das große verrostete Tor vor mir. Ich sah das Gelände durch das Gitter hindurch. Vier mehrstöckige, verbarrikadierte Bauten auf jeder Seite, in der Mitte der gepflasterte Pfad zum großen Hauptgebäude, einem sechsstöckigen Bauwerk mit einer großen Glaskuppel, die an den deutschen Bundestag erinnerte. Langsam begann ich zu zweifeln, ob die Hitze, die ich spürte nicht physischer Natur war. So stand ich vor dem Tor, das mich wie das Gelände dahinter anzuwidern anfing.
Die Augen kurz geschlossen. Ein lautes Krachen und die Wand war gerissen. Samt der Angeln fiel das Tor auf die Innenseite zu Boden. Von der Wand bröckelte Staub. Erst als ich die Augen wieder öffnete, bemerkte ich den großen Bogen, der über das Tor spannte.

„ARKHAM ASYLUM“

Das einzige Zeugnis davon, dass die Universität einmal als Anstalt diente.
Die Waffe fest gegriffen schritt ich über die Gitterstäbe des ausgerissenen Tores auf den Pfad hinaus. Die Bauten zu beiden Seiten vor mir ging ich Schritt für Schritt auf das Hauptgebäude zu. Es strömte eine Hitze aus, die anscheinend nur ich spürte.
Bis ich nicht mehr konnte. Das Gewehr fiel zu Boden und ich hinterher; erst auf die Knie, dann mit ganzem Körper.

Ein Klopfen an meiner Wohnungstür, ich drückte ab. Die ganze Wand voller Blut, keine Kugeln mehr. Weißer steriler Raum, hässliche Kleidung auf nackter Haut. Ein Raum voller Menschen, in einer Sekunde ein reines Schlachtwerk.
Dann verging alles ganz schnell. Der widerliche bärtige Mann stand vor mir, um uns ein langer weißer Flur. In seiner Hand lag der lange, rote Stab, den er elegant zu schwingen versuchte. Ich schoss auf ihn, doch jede Kugel flog vorbei.
Das letzte, was ich sah, war der Stab, der meinen Bauch aufriss.

Ich wachte auf, den Rock hochgezogen und die Hand zwischen den Beinen; alles voll geschwitzt. Der kalte Wind brachte mich zum endgültigen Aufwachen, der Himmel strahlte inzwischen rot.
Ich erinnerte mich an ALLES.
Kurz sah ich das Gewehr an, das einen halben Meter vor lag und ließ es in meine Hand schweben, welche ich gerade an meinem Rock abgewischt habe. Ich schritt weiter nach vorne, denn jetzt wusste ich genau, welchen Job ich zu erledigen hatte.
Die Bauten hinter mir, vor mir das Hauptgebäude mit seiner großen Holztür. Auch wenn das Gebäude seit über hundert Jahren hier stand, wurde es aufs unerkennbarste renoviert.
Ich brauchte inzwischen meine Augen nicht mehr zu schließen, auch war es nicht weiter wichtig, mich unnötig zu konzentrieren;
Ein Blick genügte, um die ganze Tür in ihre Einzelteile zerspringen zu lassen. Ich hüpfte die Stufe in die Empfangshalle hinauf, zu der Theke, die seit Jahrzehnten keiner mehr bediente. Alles schien heruntergekommen, was mich nicht sehr wunderte, da die überirdischen Räume seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt wurden. Doch es war alles kalt, sehr kalt.
Ich nahm an, dass die Kassette mehr als genug Schuss fasste und machte mich bereit, das Sturmgewehr auszuprobieren.
Ich packte die Waffe mit beiden Händen und richtete den Lauf ungezielt auf die nächste große Tür. Zu meiner Überraschung war jeder abgefeuerte Schuss lauter als ich annahm, es kam überraschend, da ich diesen modernen Waffen einen Schalldämpfer zuschrieb. Doch eigentlich war es das, was ich wollte.
„Kein Vergeben, kein Vergessen, ERWARTET MICH!“
Die Salve aus blind abgefeuerten Kugeln erfasste die Tür vollständig. Als ich das Feuer einstellte, sah ich die große Holztür in vier große Stücke auseinanderfallen.
Zweifelsfrei führte die Tür zu der Bibliothek, einem Raum, der unter der Glaskuppel lag. Die restlichen Stockwerke wurden um die große Bibliothekshalle herum gebaut, so dass das rote Polarlicht durch die Kuppel bis ins Erdgeschoss langte.
Ich trat die Holztrümmer vorsichtig weg und ging langsam durch den Türrahmen in die Bibliothek, deren weißer Boden vom roten Himmelslicht nur so glühte.
Das Gewehr in beiden Händen fest umschlossen machte ich den letzten Schritt in diesen großen Raum.
Regale, in der Anzahl unmöglich aufzuzählen, Glasvitrinen, die das grelle Licht von allen Seiten reflektierten.
Der Gang vor mir führte an all den Regalen vorbei, deren Ecken so schön glänzten. Das Polarlicht änderte seine Farbe ins Grüne.
Vor mir stand er, in einer Entfernung von gut zwanzig Metern, der hässliche, bärtige Gregor van West. Hinter ihm befand sich die am schwersten gepanzerte Vitrine, die die wichtigste aller unheiligen Schriften enthielt, das Necronomicon.
Er hob den glänzenden roten Stab in die Höhe und begann zu sprechen, ohne den Mund zu bewegen; seine Stimme schallte einfach durch den Raum.
Ich richtete das Gewehr auf ihn.

„So gelangst du in meine Falle.“ Dröhnte es in meinem Kopf. Ich war mir nun sicher, dass es sich um Telepathie handelte. Es war nicht gerade einfach, meine Gedanken zu kontrollieren, jetzt, wo van West sie problemlos lesen konnte.
„Ach, du hast deinen Weg alleine hierher gefunden? Und was sollte dann deine kleine Masturbationseinlage im Flugzeug?“
Er wusste mehr, als ich vermutet hatte. Der rote Stab in seiner Hand schien ihn wirkliche Kraft zu verleihen. Doch er war nichts Weiteres als ein Mensch.
„Erzähl mir, wie fühlt sich das Sterben an?“
„FICK DICH!“
Ich drückte ab und versetzte den ganzen Raum in eine Geräuschskulisse, die man nur bei schlimmstem Schusswechsel zu hören bekam. Nach Sekunden war der Rückstoß unerträglich, doch ich versuchte die Waffe geradewegs nach vorne zu halten.
Die Lautstärke der Schüsse wirkte in einer ruhigen und toten Welt wie dieser ohrenbetäubend.
Das Magazin war noch nicht geleert, doch ich stellte das Feuern trotzdem ein.
Die Holzwand vor mir war zertrümmert und legte das ganze Schauspiel in einen grauen Dunst, der vom Putz hinter der Holzwand ausging.
Ich ging mehrer Schritte auf van West zu, die Waffe noch immer auf die Stelle gerichtet, an der ich ihn vermutete.

Ein lautes Lachen ertönte.
„Du hast mich damals auf diese Art nicht töten können... warum solltest du es heute?“
„Hastur musste dich hinterher übel zugerichtet haben, nachdem du es dir erlaubt hast, mich einfach so aufzuspießen.“ Entgegnete ich.
Ein weiteres Lachen war zu hören.
„Es war nicht Hastur, der mich umgelegt hat,
ES WAR DIESER NIGGER HIER!“
Der Dunst war nun endgültig verschwunden. Vor mir stand er unversehrt da, jede einzelne Kugel hatte ihn verfehlt. Er schwang seinen Stab und zeigte auf die Gestalt zu meiner rechten.
Ich war mir sicher, an dieser Wand niemanden vorher gesehen zu haben, doch er stand da; Sarif, ein alter in einen vornehmen weißen Anzug gekleideter Schwarzer mit einem Gehstock.
Seine Augen verbarg Sarif unter dem weißen Zylinder, lediglich ein breites Grinsen war zu sehen. Er schritt mit seinem Stock nach vorne und erregte van Wests Aufmerksamkeit.
„Sagte ich nicht, du sollst die Kleine in Ruhe lassen?“
Mit langsamen Schritten trat Sarif in den nächsten Schatten, den ein Regal warf.
„Du wirst es schon sehen, wie wenig eine Waffe einem einfachen Menschen nutzen wird“ lachte er und hob seinen Gehstock in die Luft. Ein paar geflüsterte Formeln und er verschwand.
Ich erinnerte mich jetzt ganz genau an das, was Hastur über Sarif sagte. Er war eine interessante Persönlichkeit, denn trotz seiner ungeheueren magischen Kraft traute er sich nicht, mit Hastur zu kämpfen.
Ich wand mich wieder van West zu, ebenfalls über Telepathie.

„Tötest du mich jetzt noch einmal?“ fragte ich ihn scherzhaft.
„Dazu ist mir das Potential dieses Stabes zu wertvoll. Ich sollte es besser nutzen.“
Er richtete den Stab auf mich.
„Du brauchst keine Knarre.“
Krampf. Ein fiebriges Gefühl. Das Sturmgewehr fiel zu Boden.
„Komm nur näher, näher zu mir.“
Ich konnte nicht widerstehen.
„Jetzt sieh dich an, du, Hasturs Liebling.
Warum bist du deinem Leben nicht nachgegangen?
Warum hast du ihn aufgesucht, obwohl du alles hattest, was ein normales Leben braucht?
Und warum hast du nicht wie jedes hübsche Mädchen einen vernünftigen, reichen Freund gesucht?
Ich weiß warum....“

Seine Worte verwandelten sich in physischen Schmerz. Ich sah das Gewehr vor mir, doch konnte ich mich nicht bücken um es zu greifen.
„Ich weiß warum...“
Er hob den Stab in die Höhe, der in seiner roten Farbe und dem grünen Licht in verschiedensten Rottönen glänzte.
Ich sah van West noch vor mir stehen, ehe sich alles auflöste.
Das grüne Polarlicht verwandelte sich in Nebel und nahm den ganzen Raum ein. Langsam verformte sich der grüne Dunst zu einem mir nur zu gut bekannten Raum.
„Erinnerst du dich an deine liebe Tante?
Weißt du noch, was sie dir alles aufgezwungen hat?
Na, wie schmeckte es dir, deine eigene kleine Schwester zwischen den Beinen abzulecken?“
Ein lautes Lachen war das letzte, was ich von der Bibliothek sah.

Ich fand mich in einem großen Raum aus Holz wieder. Das Haus war von Lyon mehrere Kilometer abgelegen. Es war das Haus meiner Tante.
Ich stand mitten im Geschehen, ohne jede Möglichkeit einzugreifen. Es war ein Traum, oder vielmehr meine Wahrheit. Ich sah sie auf Annie, meine Schwester einschlagen. Sie schlug weiter auf sie ein überhäufte sie mit Flüchen, meine liebe Tante.
Annie war erst vier. Ich konnte es nicht weiter ertragen.
Mein achtjähriges Ich riss die Tür auf. Ich konnte nichts tun, als mir selbst zuzusehen.
Sie schlug weiter auf meine Schwester ein.
„Es reicht!“ stotterte mein jüngeres Ebenbild.
„Was machst du hier unten? Soll ich dir mit dem Schlafen nachhelfen?!“
„Ich kann nicht schlafen wenn du wach bist.“
Im Schlafanzug stand Lia vor ihr, vor Angst zitternd
„die ganze Nacht... lass Annie in Ruhe...“
Sie holte mit der Hand aus und verpasste Lia eine Ohrfeige, die sie in Tränen ausbrechen ließ.
„LASS ANNIE IN RUHE!“ schrie Lia, die sich verschluckte und nicht mehr schreien konnte. Meine Tante packte sie an den Haaren und warf sie zu Boden. Lia schluckte und vergoss weitere Tränen. Mit einem Schwung trat sie auf Lia ein, erst in die Magengegend, dann ins Genick, gerade mal so fest, um ihr nichts zu brechen.
Lia weinte nicht mehr.
Sie verschluckte sich einmal beim Atmen und versuchte sich aufzurichten, doch meine Tante trat noch einmal auf sie ein.
Die Haare zerstreut und das Gesicht voller Tränen richtete sich Lia auf, versuchte was zu sagen, doch war innerlich noch am weinen. Sie richtete blind ihre Hand nach vorne, mit geschlossenen Augen und einem bitteren Schlucken.

Ein kreischender Schrei durchbrach die Nacht.
Meine Tante lag am Boden und kreischte. Sie biss die Zähne zusammen und hielt mit beiden Händen die Ohren zu. Als ihr das unerträglich wurde, riss sie sich an den Haaren bis ganze Büschel ausgerissen waren. Lia stand vor ihr, ihre Tränen waren kalt, sie brauchte nicht mehr zu weinen, alles was sie tat, war meine Tante auf dem Boden zu quälen.
Nach einem kurzen Blick auf die verkrampfte Gestalt auf dem Teppich verließ Lia das Zimmer. Ein lautes Klimpern war aus der Küche zu hören, als Lia mit dem größten Küchenmesser, das sie finden konnte, wieder den Raum betrat.
„DU BIST KRANK! KRANK! KRANK!“ Schrie meine Tante.
Lia ließ das Messer auf sie fallen. Krampfhaft und wider Willen griff meine Tante das Messer, sie hatte keine Kontrolle über ihre Handlungen.
„WARUM? WEIßT DU NICHTMEHR? DIE SCHÖNE ZEIT, DIE WIR MITEINANDER VERBRACHTEN???
WEIßT DU NOCH ALS ICH VERSUCHTE, DIR ENGLISCH BEIZUBRINGEN???“
Lia lächelte. Sie wischte ihre Kalten Tränen mit dem Ärmel weg und schluckte ein letztes mal, bevor sie zu sprechen versuchte.
„...I am mastermind... mastermind....“ nuschelte Lia, „...I am mastermind...“
Wider Willen stach meine Tante zu und holte wieder aus, drei tiefe Stiche in ihre Brust.
„DU... BIST... KRANK!“ sagte sie noch, doch ihr Mund war mit Blut überflutet, sie konnte nichts mehr sagen.
„Ich habe dich auch lieb.“ Flüsterte Lia und führte ihre Hand über meiner Tante Hals.
„Ich habe dich auch lieb...“ Sie stach zu, die Hände von Lia geführt. Das Messer durchdrang die Atemwege, meine Tante verkrampfte weiter, ihre linke Hand starb ab.
Das Messer fest umschlossen, riss sie ihre rechte Hand zur Seite und weidete ihre Kehle auf.
Lia stand ruhig daneben.
„I am mastermind...“
Barfuss trat sie in das Blut und schritt auf Annies Bett zu, den Boden mit blutigen Spuren verschönernd. Sie nahm Annie aus dem Bett in den Arm und küsste sie auf die Stirn. Annie, die das ganze Geschehen beobachtet hatte, schien beruhigt.
Ein schöner Selbstmord.

Ich wollte schreien. Ich konnte diesen Horror nicht weiter ansehen.
Was konnte schrecklicher sein, als in meine eigenen, unschuldigen Augen zu sehen.
Was war schrecklicher als mich selbst, die achtjährige Lia Leihfeld, anzusehen, wie sie mit ihrer kleinen Schwester auf dem Arm und bis zu den Knien voller Blut mit ihren blauen, verstörten Augen in den Raum starrt.
Ich habe es getan. Ich habe meine Tante ermordet, ohne sie anzurühren oder nur ein Wort zu sagen. Der Fall wurde als Selbstmord klassifiziert. Niemand hatte je erfahren, wie sie Annie und mich vergewaltigt hatte; jedes gemeinsame Baden zur Hölle machte.

Ein lautes Lachen.
„Wie fühlt sich das an? – WIE?
Wann hast du dich zuletzt um Annie gekümmert? – VOR ACHT JAHREN?
Du hast für sie getötet – UND IM STICH GELASSEN!“

Van Wests Worte weckten ein seltsames Gefühl der Nüchternheit in mir. Ich erinnerte mich an einen Traum in der Gegenwart, einen Traum, der mich aus diesem Albtraum befreien könnte.
„Ich kenne deine Foltermethoden!“ Schrie ich in den von Horror durchfluteten Raum und stürzte mich auf die Knie.
„Wie.. das kann... nicht!“ hörte ich van West stottern.
Die dunklen Holzwände verwandelten sich wieder in grünen Dunst. Mit allen Bemühungen, aus diesem Trugbild zu erwachen warf ich mich auf den Boden und griff blind zu der Stelle im grünen Nebel, an der ich das Sturmgewehr vermutete.
„Genug gespielt, DU HURENSOHN!“
Der Dunst lichtete sich und ich erkannte die Regale der Bibliothek wieder. Das Gewehr in der Hand versuchte ich mich auf den Boden zu setzen, da es zulange gedauert hätte, mich aufzurichten. Ich glitt mit der Hand über den linken Lauf des Gewehres und feuerte die Granate in van Wests Richtung. Wenige Sekunden, um mich nach hinten zu rollen, ehe das Donnern ertönte. Die Schockwelle wirbelte verschiedene Notizen in den Regalen auf, das Panzerglas, hinter welchem das Necronomicon lag, splitterte.
Ich sprang auf und feuerte eine Salve in die von der Granate entstandene Rauchwolke.
Das Trugbild war endgültig verschwunden.

Ich hielt die linke Hand nach vorne, um die unheilige Schrift zu greifen, die schwebend auf mich zugeflogen kam.

Natürlich hatte van West die Explosion überlebt, was anderes wäre mit seinem roten Stab nicht möglich gewesen.
„Sag endlich, wer bist du wirklich? Python?“
„Dummes Kind, ich habe von Python Besitz ergriffen, damit ich an Alan komme.“
„Weißt du noch, als du Alan auf dieselbe Art zu foltern versuchtest?
...
Gab es etwas, das dir selbst einen Schrecken einjagte?“
Van West fuhr zusammen, den Stab mit beiden Händen umklammert. Ich lächelte ihn kränkend an.
„Gab es in dieser Nacht etwas, womit du nicht gerechnet hast?“
Ich lachte.
„Das macht keinen Sinn! DAS KANNST DU NICHT WISSEN!“
„Dann hast du schlecht aufgepasst.
Du hast Pythons Geist übernommen, um mit seinen telepathischen Fähigkeiten auf Alans Träume Einfluss zu nehmen. Du hast dir erhofft, mit Alan als Vermittler und Python als Proxy Sicherheitslücken in Hasturs Verstand zu finden.“
West konnte nicht mehr gerade stehen, er stütze sein ganzes Gewischt auf den Stab.
„Aber woher....?“ stotterte er.
„Hastur und Alan haben die selben Träume. Deshalb konnte sich Alan auch so schnell an seine neuen Fähigkeiten gewöhnen. Er lernte unbewusst von ihm im Schlaf“
„Aber... was hast du damit zutun?“
Ich warf das Gewehr auf den Boden. Ich brauchte es nicht mehr.

„Was glaubst du, von wem Hastur am liebsten träumt?“

„DAS IST ABSURD!
Nur weil du gut blasen kannst, lässt er dich nicht in seine Träume!“ Donnerte van West.
Er griff seinen Stab und richtete ihn drohend auf mich.
„Niemand kann seine Träume kontrollieren.“ Flüsterte ich ihm zu, was er durch Telepathie in weitaus höherer Lautstärke erfuhr.

Ich glitt mit der hand über das Headset am Ohr und drückte die Taste zum Verbinden.
Ein Rauschen aus dem Cockpit der beiden Hubschrauber ertönte.
„Feuer auf die Glaskuppel, blind runterfeuern, ich will einen Kugelhagel!“
Mit erhobenem Stab schritt van West auf mich zu.
„Falls du darauf noch nicht gekommen bist.
Als du versucht hast, Alan im Traum zu foltern... da war etwas, das dich erschütterte.“
Er zögerte.
„Die bleiche, weiße Gestalt am Fenster,
war ich! Ich bin dein Albtraum!“
„DU LÜGST!“
Ich lächelte, während ich mit der Hand über das Necronomicon glitt. Auf dem Einband waren Augenlider und ein Ohr zu sehen, es wurde in Menschenhaut eingebunden.
Er kam immer näher, ich fühlte regelrecht seine Energie, doch seine Angst überwog.
„Solange, wie du versuchst hast, die alte arabische Kodierung der unheiligen Schrift zu entschlüsseln, ist dir schon mal aufgefallen, wie viel Magie zwischen den Seiten liegt?“

Das Necronomicon in der Hand war nun meine einzige Hoffnung, um gegen den mächtigen Stab von Gensokyo zu bestehen. Ich schloss die Augen und fühlte die Aura, die von dem Buch ausging. Zwei Sekunden Konzentration und die ganze Bibliothek war in eine dreidimensionale Matrix verwandelt. Ich sah wieder Zahlen, Legenden und Vektoren; und war bereit, diese zu manipulieren.

Schüsse ertönten. Dreimal so laut wie mein Gewehr und zehnmal so schnell.
Die Glaskuppel splitterte, Schüsse vielen von oben .
Ich sah Zahlen, jede einzelne Kugel mit einer Legende und einem Vektor versehen. Ich begann zu manipulieren.
Jeder Schuss zischte an mir vorbei; van West tat sicherlich das gleiche, denn er wurde auch nicht getroffen. Die Maschinenkanonen der Hubschrauber zerschossen die herab fallenden Glasplatten in Sekunden. Ich ließ die Splitter über mir schweben, bis alle Scherben einen Kreis um mich bildeten.
Ich öffnete die Augen und sah das Lichtspektakel am Himmel:
Die Scherben, die kreisförmig um mich herum in der Luft tanzten, glänzen in allen erdenklichen Farben.
Das ganze Himmelszelt spielte verrückt, das Polarlicht wechselte jede halbe Sekunde die Farbe.
Der Kugelhagel ließ Vitrinen und Regale zersplittern, alte Schriften wirbelten zerfetzt durch die Luft. Mit erhobener hand kontrollierte ich das gesamte Phänomen.
Von der austretenden Magie des Necronomicons gestärkt fing der tanzende Ring aus Scherben weitere Trümmer auf. Die zerfetzten Seiten der alten Bücher trugen mit ihrer Wirkung bestens bei. Okkulte Schriften, Pentagramme, Berichte heidnischer Rituale.

Van West versuchte hoffnungslos seinen Stab gegen diese austretende Magie zu richten.
Hoffnungslos.

Der Ring aus Scherben, der inzwischen ein riesiges rotierendes Pentagramm bildete, schien nun vollständig zu sein und unterlag meiner Kontrolle. Noch nie fühlte ich soviel Macht.

Ich sah van West zum letzen Mal an, bevor ich meine erhobene Hand auf ihn richtete.
Das Leuchten der Scherben erreichte seinen Höhepunkt, als das Pentagramm zusammenbrach und als geballter Haufen Scherben nach vorne schoss.
West versuchte noch verzweifelt, mit dem Stab einen Schutzschild aufzubauen, doch er war zu schwach. Das geballte Geschoss aus Scherben durchdrang alle seine Barrieren und schnitt seine Kleidung auf, die Splitter durchbohrten seine Arme und blieben unter der Haut stecken.

Er ließ den Stab fallen.
Blutend lag er am Boden, um ihn herum endgültige Zerstörung, die riesige Bibliothek nur noch ein Haufen aus feinpüriertem Glas. Ich warf einen kurzen Blick auf den glänzenden, roten Stab, ehe ich ihn in meine Hand schweben ließ.
Wie ein elektrischer Schlag überkam mich das Gefühl von Macht. Jetzt konnte ich endlich mit Hastur mithalten.

Wie ein Zepter schwang ich den Stab und wirbelte Unmengen Glasstaub auf, um ihn in der Luft tanzen zu lassen. Die Macht war ungeheuerlich.

Jetzt war es an der Zeit, van West loszuwerden und von der Primären Funktion meiner neuen magischen Waffe gebrauch zu machen, dem Absorbieren der Fähigkeiten des Getöteten.
Krampfhaft lag van West am Boden, ohne den Stab ist er nur ein Mensch. Ich suchte flüchtig nach etwas Passendem in den Trümmern und stieß auf einige dünne Stahlleisten, die man wohl für das Gerüst der Glaskuppel verwendete.
Mit Leichtigkeit ließ ich sie in der Luft schweben und warf meine Aufmerksamkeit nun auf van West. Mit einem kurzen Schwingen des Stabes hob er vom Boden ab und breitete seine Arme zur Seite aus.
„Nein...! Du jetzt auch noch?!“
Ganz gelassen schleuderte ich ihn an die Wand und ließ ihn einen halben Meter über den Boden schweben.
Nun die Stahlleisten.
Eine Leiste nach der anderen. Seine Knochen durchbohrt und an die Wand fixiert.
Kreuzigung vollbracht...

„HAHAHA! Hastur hat das auch so gemacht!“ hörte ich hinter mir.
Erschrocken drehte ich mich um, Sarif war wiedergekehrt und lachte vergnügt.
„UND DU NIGGER LÄSST MICH WIEDER HÄNGEN?“
„Ganz wie damals.“ Entgegnete Sarif.
„Sarif...?“ sagte ich.
Er sah mich mit seiner großen Körpergröße von oben an.
„Du hast doch eine Klinge in deinem Gehstock... und diesen hast du beschworen?“
„Ja, wir alle bekamen die Waffen, die uns am besten liegen.“
„Wo ist dann meine?“
Er lächelte.
„Hast du jemals versucht, eine zu beschwören?“
„Und was ist mit dem Stab hier?“ fragte ich und hielt ihm die Waffe demonstrativ hin.
„Der Stab wurde im antiken Gensokyo als universelle Waffe für erfahrene Soldaten verwendet, jeder konnte ihn benutzen. Du kannst jede Magie aufnehmen...“
„Also kann ich den Stab auflösen?“ unterbrach ich ihn.
„Sicher.“

Ich trat einen Schritt in die Mitte des Raumes und warf einen Blick auf den von Polarlicht erhellten Himmel. Meine eigene Waffe, so wie Sarifs Klinge und Hasturs Schwerter.
Das Necronomicon fest in der Hand umschlossen hob ich den Stab in den Himmel.
Ich stellte mir etwas vor, das gut in der Hand liegen würde und perfekt zu mir passt.
Ich schloss die Augen. Der Stab verformte sich langsam. Die Stelle, die ich fest in der Hand hielt wurde plötzlich weich und nahm die Form eines gut zugeschnittenen Griffes an.
Ich öffnete wieder die Augen. In meiner Hand ein Schwert, keinen Meter in der Länge und eine seltsam breite Klinge. Über der Klinge selbst waren kleine Löcher verteilt.
Erst bei genauem Hinsehen erkannte ich den Zweck dieser Löcher.

Kleine Flammenwerfer.

„Sarif, schau mal! Ich hab ein Flammenschwert gezogen!“
Er lachte. „Das passiert nicht jeden Tag.“

Mit Schwert und Buch machte ich mich darauf, van West auszuschalten und seine Unsterblichkeit an mich zu reißen.
„WARUM HAST DU DAS GETAN?!“ schrie er.
„Mund auf.“
Er biss die Zähne zusammen.
Ich brauchte nichts Weiteres zutun, als das Schwert zu schwingen, um seinen Kiefer zu brechen.
„Deine Unsterblichkeit, bitte.“
Ich öffnete das Necronomicon und sah mir die Bilder darin an, mit arabisch wusste ich nicht viel anzufangen.

„Bei Nyarlathotep, dem Gott mit über neuntausend Masken.
Bei Yog-Sothoth, der Vergangenheit, Zukunft und Ewigkeit.
Bei den Großen Alten, die ihrer Herrschaft beraubt wurden.
Bei Azathoth, dem Idiotengott.

FT’HAGN!“

Ich ließ die unheilige Schrift neben mir schweben um das Schwert mit beiden Händen zu greifen. Ein kurzer Blick auf van Wests weit geöffneten Mund; und mit beiden Händen ausgeholt.
„Das kommt davon, wenn man mich umbringt!“

Ich schob das Schwert in all seiner länge rein. Ich fühlte, wie ich all seine Atemwege durchtrennte, spürte durch die Klinge noch seinen Herzschlag. Ich ließ das Schwert los.
Aus seinem Mund schoss eine Stichflamme und erlosch sofort.
Noch lebte er.
Ich riss die Klinge wieder heraus. Das Letzte, was er sehen sollte, waren meine blauen Augen.
Er brachte meine schrecklichste Erinnerung wieder ins Gedächtnis. Nun soll er erfahren, wie grausam die Augen eines jungen Mädchens sein können.
„Das kommt davon, Mutterficker.“
Unberührt durchbohrte ich mit dem Schwert sein Herz.

Arbeit erledigt.

„Zwei zu Null für das Böse!“ Hörte ich Sarif lachen.
Ja, ich gehörte nun definitiv zu den Bösen.

Das Schwert löste sich in Rauch auf. Ich konnte es jederzeit wieder beschwören.
Ich drückte wieder den Knopf am Headset.
„Landen Sie auf dem Universitätsgelände. Geben Sie Außerdem den Befehl weiter, die Belagerung an der Absturzstelle zu verdoppeln.“

Sarif sah mich misstrauisch an.
„Komm zu mir, wenn du es dir anders überlegt hast. Hastur kann dein Wissen gut gebrauchen.“
Er sagte nichts.

„Ich muss gehen.“
 
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