http://board.world-of-hentai.to/f15/wolfstraum-63167/ Kritik bitte hier hinein ...
und wer gerne etwas mehr über den Inhalt wissen möchte und dem der Spoiler dafür nicht reicht, kann hier nachlesen (Idee 2): http://board.world-of-hentai.to/f15...-ideen-fa-r-eine-geschichte-62662/#post535656 Allerdings gewährleiste ich nicht, dass die Handlung von der Idee abweicht. Meistens tippen nämlich meine Finger ohnehin was anderes, als geplant. Allerdings bleibt die Grundidee bestehen.
Hier erst mal eine Kleine Kostprobe, bevor ihr euch bedankt:
„Du bist Schuld!“
Von überall her kamen diese Stimme und riefen immer wieder dieselben Worte. „Du bist Schuld!“
Es waren Stimmen ohne Gesichter. Sie drangen aus der Dunkelheit, die ihn umgab und wurden immer lauter. „Du bist Schuld.“ Zusammengekrümmt lag er auf dem Boden und versuchte, sich die Ohren zuzuhalten, doch die Stimmen fraßen sich in seinen Kopf.
Dann nahm er eine Bewegung neben sich wahr und blickte auf. Ein kleiner Junge stand da, in der Hand einen kleinen Teddybären haltend.
Hoffnung klomm in ihm auf und er griff nach dem kleinen Jungen. „Jeremy!“
Langsam öffnete sich er Mund des Jungen und formten Worte, Worte, die er nicht hören wollte. „Du bist Schuld!“
„Nein! Bitte ..!“
Ein Nebel legte sich auf den Blick des Wissenschaftlers, als dieser erwachte. Tränen rannen an seinen Wangen herunter und blieben in den Bartstoppeln hängen.
Die bekannten Bilder verschwammen vor seinem Auge und zurück blieb nur ein schaler Nachgeschmack, der in ihm ein Gefühl von Unwirklichkeit weckte. Etwas, woran er sich seit Jahren nicht gewöhnen konnte.
Der Schweiß trocknete auf seiner Stirn und als er aufgehört hatte, zu zittern erhob er sich, um ins Bad zu gehen. Dabei warf er einen Blick in den Schrankspiegel und sah einen alten Kautz, dessen Gesicht vor Kummer abgemagert war. Einst strahlten die blauen Augen, doch nun hatten sie fast die Farbe von Grau angenommen.
Bloß ein alter Mann, der seinen Verpflichtungen nachging und dabei gegen jedes Menschenrecht verstieß …
Weil der Forscher in einer Stunde sowieso hätte aufstehen müssen, zog er sich rasch an und ging dann runter zu den Laboren.
Wir jeder andere Wissenschaftler dieses Unternehmens wohnte er in einer Wohnung, die das Gebäude bot. Ein Schlafzimmer, ein Bad, ein Wohnzimmer. Die Wände waren Schallisoliert, damit er die Schreie weiter unten nicht hörte. Seit fast acht Jahren wohnte er nun schon so.
Als er seine kleine Wohnung verließ blendete ihn im ersten Moment das sterile Licht der Neonröhren, welches von den weißen, schmucklosen Wänden reflektiert wurde. Ein Fenster gab es nicht. Aber er wusste auch so, dass es draußen noch Dunkel war und der Mond hoch am Himmel stand. Vollmond.
Er ging den schmalen Gang entlang, an Türen vorbei, tief in Gedanken versunken, bis zur Aufzugtür. Das ganze Gebäude besaß keine Treppen. Das bedeutete, dass er in einem Notfall, bei dem die Aufzüge überfüllt oder ausfallen würden, in der Falle saß. Denn um aus einem der Fenster in seiner Wohnung zu springen war es zu hoch.
Der Wissenschaftler rief den Aufzug zu sich in den elften Stock und wartete geduldig. Er vernahm das Geräusch einer sich öffnenden Tür und hastige Schritte in seine Richtung.
„Samuel! Guten Morgen. Haben Sie nicht erst um fünf Dienstanfang?“
Er drehte sich um und erblickte eine junge, adrett gekleidete Frau. Sie gehörte zu dem Team der Betreuer.
„Guten Morgen, Sabrina. Ich konnte nicht schlafen und vielleicht kann ich dafür heute Abend eine Stunde früher Schluss machen.“
Der Aufzug kam und beide stiegen ein. Er musste in den fünften Stock. Er wählte und die Türen schlossen sich. Mit einem Ruck setzte sich der Aufzug in Bewegung.
Die blonde Frau winkte ab. „Da muss ich Sie wahrscheinlich enttäuschen. Heute kommt der Neuzugang. Und Sie wissen ja, was das bedeutet. Tests, Tests und noch mehr Tests.“
Er nickte. Eine innere Unruhe machte sich in ihm breit. „Ach ja, dass habe ich ganz vergessen.“
Der Motor des Aufzugs brummte und wie jedes andere Mal hoffte er, er würde nicht stecken bleiben.
Als sie den achten Stock erreichten hörte er bereits schwach die Schreie, die von unten nach oben drangen. Im siebten waren diese bereits deutlich zu vernehmen.
Der Aufzug hielt und ein Stein fiel vom Herzen des Forschers. Er verabschiedete sich von der Frau neben ihn und ging den breiten Gang zu seinem Büro herunter, den Schreien entgegen. Hier herrschte bereits reger Betrieb.
Es brach ein neuer Arbeitstag an, durch den es sich zu quälen galt. Heute Mittag würde er den ersten Jungen aus dem Waisenhaus untersuchen und seine Test durchführen. Anschließend würde er ihm eine verdünnte Injektion geben und beobachten, wie der Körper des Jungens darauf reagierte. Es war mit Fieber und Krämpfen zu rechnen. Denn nur wenige vertrugen es.
Erst in etwa einer Woche würde er mit dem letzten Jungen aus der Umgebung fertig sein und dann würde er sich mit einem Team aus Wissenschaftlern zusammensetzen und sich beraten. Es war an der Zeit, neue Opfer zwischen zwei und sechs Jahren zu wählen.
Ja, Opfer, dass trifft es, dachte der Forscher traurig und betrat sein Büro.
Die Lampen flackerten, spendeten kaum Licht, Tageslicht gab es überhaupt nicht. Irgendwo tropfte Wasser auf den nackten Boden. Das Geräusch wurde von den schäbigen, grauen Wänden reflektiert. Das Einzige, was glänzte sind die Gitterstäbe. Die Zellen boten kaum mehr Platz als ein etwas größerer Abstellraum. In jeder saßen drei Insassen.
Kaum ein Gefangener sprach. Die Meisten waren von den vielen Experimenten zu erschöpft und mussten sich selbst um ihre Verletzungen kümmern. Sie trugen zerlumpte Kleidung, die die Kälte nicht abhielt, welche hier vorherrschte.
In allen Gängen standen vier oder fünf Wachen in blauen Anzügen. Sie trugen Funkgeräte und Waffen bei sich, immer darauf gefasst, dass jemand zu fliehen versuchte.
Dies alles nahm Polaris in den ersten 10 Minuten nach seiner Bewusstlosigkeit wahr.
Er saß auf dem kalten Boden, das Gesicht hinter dem weißen Haar versteckt. Er hatte Angst. Angst, weil seine Mama nicht hier war, um ihm zu sagen, was er machen sollte. Angst, weil er hier niemanden kannte. Angst, weil er nicht wusste, wie er hier her gekommen war.
Die gelben, wölfischen Augen füllten sich mit Tränen und er begann zu schluchzen. Dann richtete sich der kleine, etwa acht Jahre alte Junge auf und ging zu den Gitterstäben. Als er eine Hand drauf legte durchzuckte Strom seine Hand und nun weinte er nicht nur wegen der Ungewissheit.
Sein Weinen und Rufen hallte durch die unzähligen Gänge des Gebäudes, doch niemand schenkte ihm Beachtung.
Irgendwann war er verstummt und in eine Ecke gekrochen, die nicht ganz so feucht wie der Rest der Zelle war.
Der Angst war Panik gefolgt, die irgendwann verebbte und einem Gefühl von Leere wich. Seine Mutter war tot, diese Gewissheit drängte sich in ihm auf. Und dann hatte man ihn hier eingesperrt. Er wusste zwar nicht wieso und weshalb, aber das erschien ihm unwichtig. Auf die Leere hin kam Wut und er musste nicht zusammen reißen, nichts Unvernünftiges zu tun. Er hatte es seiner Mama versprochen und versprechen durften nicht gebrochen werden, denn sonst würde etwas Schlimmes passieren.
Und so saß er in der Ecke, mit rotgeweinten Augen, die Arme um die Knie gelegt und wartete. Wartete auf etwas, wovon er nicht wusste, was es war.
Schritte näherten sich ihm. Er hörte sie schon weiten und wusste, dass sie zu ihm wollten. Es waren drei. Zwei Männer und eine Frau. Er hörte es an den Schritten. Noch etwa zehn Minuten, dann hätten sie ihn erreicht. Er wusste nicht, was sie von ihm wollten und er wollte es auch nicht wissen. Sie hatten seine Mutter umgebracht, da war er sich ganz sicher. So sicher, wie es ein Kind in seinem Alter eben sein konnte.
Polaris zog die Leinendecke von einer der freien Pritschen und hüllte sich darin ein. Es war kalt. Anschließend legte er sich auf den Boden und presste das Ohr daran. So konnte er jeder ihrer Bewegungen hören.
„Dort ist er!“
Die Frau deutete auf den kleinen Jungen, der kauernd auf dem Boden lag und ihnen giftige Blicke entgegen brachte. Von seiner Angst war weder was zu sehen noch zu spüren.
Einer der Männer trug einen weißen Mantel und hatte graues Haar. Wäre Polaris ihm auf der Straße begegnet, hätte er ihn für einen liebevollen Opa gehalten. Aber der Opa hatte ihn eingesperrt, also war er nicht lieb.
Dieser Mann beugte sich herunter, um Polaris Gesicht genauer sehen zu können. Die gelben Augen strahlten eine uralte Weisheit aus, die nicht so recht zu dem Jungen passen wollte. Misstrauisch verengten sie sich zu schmalen Schlitzen, als der Mann ihn beim Namen rief, regte sich jedoch nicht von der Stelle und antwortete auch nicht. Er musste klug und durchdacht handeln. So wie es seine Mutter ihn gelehrt hatte. Und auf keinen Fall durfte er ihnen sein Geheimnis zeigen.
„Möchtest du zu deiner Mutter, Polaris?“
Die kleinen Öhrchen zuckten, doch niemand konnte es durch das dicke Haar sehen. Was das ein Trick? Oder sollte seine Mutter wirklich noch am Lebens ein?
Der Junge setzte sich auf, zog die Decke noch ein wenig fester um sich und betrachtete den alten Mann. Die anderen zwei standen still da und beobachteten.
„Wo ist meine Mama?“
Der Mann lächelte ihn an und Polaris musste sich bemühen, ihn nicht anzuknurren.
„Mein Name ist Dr. Erich. Und wenn zu brav mit mir kommst und ein paar Fragen beantwortest, darfst du zu ihr.“
War das ein leeres Versprechen? Aber was, wenn der Mann die Wahrheit sprach und er diesen Vorschlag aus schlug?
„Ich will jetzt!“
Dr. Erich schüttelte den Kopf. „Das geht noch nicht. Erst musst du mir ein paar Fragen beantworten. Dann lass ich dich zu deiner Mutter. Das hört sich doch fair oder nicht?“
Die Stirn des Jungen legte sich in Falten und dahinter begann es zu arbeiten. Wenn seine Mama wirklich noch leben sollte, dann wäre es dumm, dieses Angebot nicht anzunehmen. Mit seiner Mutter konnte er hier bestimmt raus kommen. Aber wenn er log …
Er schluckte und lauschte. Schreie drangen von überall her in sein Gehör, das Rauschen seines eigenen Blutes wurde vom Herzschlag des Mannes übertönt. Er war nervös. Aber es war keine Angst, weswegen er beunruhigt war, das roch Polaris, es war etwas anders. „Okay.“
.
.
.
EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :
.
„Nun, wie du weißt, bist du kein gewöhnlicher Junge.“
Der Wissenschaftler, der sich als Dr. Erich vorgestellt hatte, saß in einem großen Ledersessel, die Arme auf die Knie gelegt und zu dem Jungen nach vorn gebeugt, welcher sich weigerte, Platz zu nehmen. Sie befanden sich in eine Art Büro, wie es Polaris noch nie gesehen hatte. An den weißen Wänden hingen Apparaturen, die ein stetiges Brummen von sich gaben. An der metallenen Tür stand ein Wachmann, der den Auftrag bekommen hatte, den Jungen festzuhalten, sollte dieser versuchen zu fliehen. Hier gab es keine Fenster und Polaris fragte sich auf einmal ob es draußen hell oder dunkel war. Er hatte noch nie ein gutes Zeitgefühl gehabt.
Kaum merklich nickte Polaris. Ja, er war nicht normal.
„Kannst du mir auch sagen, weshalb?“
Stur starrte er den Mann an. Wieso stellte er ihm Fragen, dessen Antwort er bereits kannte?
„Rede doch bitte mit mir, mein Kleiner.“
„Ich bin nicht Ihr Kleiner!“, fauchte der Junge ihm entgegen. „Meine Mama nennt mich Polaris!“
Dr. Erich betrachtete ihn und sah lediglich einen etwas störrischen und verängstigten Jungen. Er seufzte und faltete seine Hände zusammen. „Okay, Polaris. Aber wir haben doch vorhin eine Vereinbarung getroffen. Du beantwortest mit ein paar Fragen und im Gegenzug lasse ich dich zu deiner Mutter.“
Die Lippen des Jungen wurden schmal. Auf was hatte er sich da nur eingelassen? Seine Mutter hatte ihn doch so oft vor solchen Spielchen gewarnt. Hatte sie ihn nicht sogar auf genau diese Situation vorbereitet?
Er senkte den Kopf. „Ich bin wolfgeboren.“
„Aber dein Vater ist ein Mensch.“
Der Kopf zuckte ruckartig hoch und im Blick des Jungen lag purer Hass. „Mein Vater ist ein Bastard.“
Dr. Erich brachte sachte ein Lächeln zustande. „Wie du willst. Worauf ich hinaus will ist … Du fragst dich doch bestimmt, wieso du hier bist, nicht wahr?“
Seine Hände ballten sich zu Fäusten, doch niemand sah es. „Nein!“
Es trat ein Augenblick des Schweigens ein, in denen der Forscher die Augenbraune überrascht hochzog. „Dann weißt du von uns?“
„Jeder von uns weiß es!“ Die Stimme des Jungens bebte vor Wut. Die Muskeln an seinem Hals spannten sich und er musste um Beherrschung ringen. Es durfte nicht passieren. Nicht hier. Sie durften sein Geheimnis niemals erfahren. „Jeder weiß, was ihr mit uns macht! Vielleicht denkt ihr, wir wären dumm, weil es nicht so viele von uns gibt, wie von euch, aber ihr seit die Dummen! Wir wissen viel mehr über …“ Erschrocken verstummte er. In seiner Wut hatte er sich verquatscht. Dabei hatte seine Mama ihm doch immer wieder gesagt, dass diese Männer nichts von ihrem System erfahren durften. Er war nun daran Schuld, wenn sie es doch taten.
In den Augen des Forschers lag Neugierde. „Über was?“
„Über nichts!“ Polaris lies sich auf den Boden fallen, setzte sich im Schneidersitz hin und verschränkte die Arme vor der Brust. Er würde keine Fragen mehr beantworten. Nicht, bevor er zu seiner Mutter durfte.
„Na gut. Dann kommen wir noch einmal zum Thema davor zurück. Nur eines deiner Elternteile ist also ein Werwolf. Bisher sind zwar Fälle bekannt, in denen ein Kind wie du daraus entstanden ist, aber du wirst sicher wissen, dass der Wolfselternteil das Neugeborene sofort nach der Geburt tötet. Kannst du mir erklären, wieso deine Mutter das nicht getan hat?“
Konnte er nicht.
„Wir stehen vor einem Problem, Polaris. Du bist der erste bekannte Fall, der überlebt hat. Und wir wüssten gerne wieso. Und wir wüssten auch gerne, was solch eine Verbindung für Auswirkungen auf deinen Körper hat. Wir haben deine Mutter dazu befragt, aber die meinte, du seist lediglich ein wolfgeborener Mensch. Keine besonderen Fähigkeiten, nichts, außer dein Äußeres erscheinen. Kannst du dem zustimmen?“
Konnte er.
„Du verstehst doch bestimmt, dass wir erst ein paar Tests mit dir machen müssen, bevor wir das glauben können, oder? Danach kannst du auch beruhigt zu deiner Mutter.“
„Sie haben gesagt, ich darf, wenn ich Ihnen Fragen beantwortet habe!“ Trotzig stand Polaris auf.
„Nur ein paar kleine Test. Es wird auch überhaupt nicht weh tun. Das verspreche ich dir.“
„Lassen Sie mich zu meiner Mutter. Sofort!“ Die Lippen zogen sich zurück und ein kaum hörbares Knurren entrann seiner Kehle, bevor er dem Einhalt gebieten konnte.
„Es wird nicht weh tun“, wiederholte Dr. Erich und nickte dem Wachmann hinter Polaris zu. Bevor der Junge wusste, was geschah, hatte man ihn bereits von hinten gepackt und der Wissenschaftler rammte ihn eine Spritze in den Armmuskel. Der Junge jaulte vor Schmerz auf und versuchte sich frei zu strampeln. Hoffnungslos. Zornestränen füllten die kleinen Augen. Er konnte hier nicht auf seine gesamte Kraft zurück greifen und so musste er dem Wissenschaftler etwas von seinem kostbaren Blut geben.
Man brachte ihn anschließend wieder in die Zelle von zuvor. Seine Mutter zeigt man ihm natürlich nicht. Wie dumm hatte er eigentlich sein können?
Als man ihn wieder einschloss trat und schlug Polaris wütend gegen die Gitterstäbe, doch als sich die ersten offenen Wunden an den Händen durch den Strom bildeten gab er es auf.
Er ging zu einer der freien Pritschen und rollte sich auf ihr zusammen. Nun kamen die Tränen und die Angst. Wo war seine Mama? Lebte sie wirklich noch? Oder hatten sie genau das mit ihr getan, wovon sie ihm immer erzählt hatte, das würde passieren, wenn sie nicht aufpassten?
Irgendwann versiegten die Tränen und er glitt in einen unruhigen Schlaf.
Er saß am Fenster und schaute hinaus, in eine weite, weiße Schneelandschaft. Es hatte bereits aufgehört zu schneien.
Polaris stürmte die Treppe hinunter, zu seiner Mutter ins Wohnzimmer und zog sie am Ärmel.
„Komm, komm! Das sieht alles so schön da draußen! Lass uns einen Schneemann bauen!“
Die Augen seiner Mutter leuchteten hellblau auf und sie nahm ihn hoch. „Hast du denn schon alle Schularbeiten fertig?“
„Ja. Nun komm schon. Los!“ Ungeduldig zappelte er in ihren Armen, bis sie ihn los lies und ihm sagte, der solle sich warm anziehen. Hier in den Bergen war es kälter als im Dorf.
Sie lebten hier seit nicht einmal einem Monat. Seine Mutter hatte ihm gesagt, sie müssen ab sofort hier wohnen, weil böse Männer sie suchen würden. Es machte ihm nichts aus, er hatte sich sogar sehr darauf gefreut. Freunde hatte er in der Vorschule ohnehin nie gehabt, sie fürchteten ihn, weil er anders aussah. Nun unterrichtete ihn seine Mutter nachmittags, wenn sie von der Arbeit kam. Doch oft war sie zu müde dafür und so lernte er meistens alleine.
Als er sich Mütze, Mantel, Handschuhe und Schal übergezogen hatte, stürmte der damals vier Jährige Polaris hinaus in den frisch gefallenen Schnee, dicht gefolgt von seiner lachenden Mutter.
Er nahm etwas von dem weißen, kalten Puder in den Hand, formte es zu einem Ball und zielte nach seiner Mutter, verfehlte sie allerdings, da er nicht weit genug schmeißen konnte. „Fang mich!“, rief er fröhlich und stapfte durch den Schnee. Seine Mutter rannte hinter ihm her, packte ihn unter den Schultern und drehte ihn einmal im Kreis. Polaris zappelte und quiekte freudig auf.
Anschließend bauten sie einen großen Schneemann zusammen.
Als sie fertig waren drängelte Polaris zur höchsten Kugel gehoben zu werden. Er legte seine Mütze und seinen Schal um den Schneemann. „Nun muss er nicht mehr frieren!“
Das Lachen seiner Mutter schallte durch die leere der Schneelandschaft. „Jetzt lass uns aber rein gehen. Deine Wangen sind schon ganz kalt.“
„Ich will Kakao!“
Er nahm die Hand seiner Mutter und lies die anscheinend so ruhige und verlassene Schneelandschaft hinter sich. Das war einer der letzten, glücklichen Tage in seinem Leben gewesen …[/HIDE]
und wer gerne etwas mehr über den Inhalt wissen möchte und dem der Spoiler dafür nicht reicht, kann hier nachlesen (Idee 2): http://board.world-of-hentai.to/f15...-ideen-fa-r-eine-geschichte-62662/#post535656 Allerdings gewährleiste ich nicht, dass die Handlung von der Idee abweicht. Meistens tippen nämlich meine Finger ohnehin was anderes, als geplant. Allerdings bleibt die Grundidee bestehen.
Hier erst mal eine Kleine Kostprobe, bevor ihr euch bedankt:
Prolog
„Du bist Schuld!“
Von überall her kamen diese Stimme und riefen immer wieder dieselben Worte. „Du bist Schuld!“
Es waren Stimmen ohne Gesichter. Sie drangen aus der Dunkelheit, die ihn umgab und wurden immer lauter. „Du bist Schuld.“ Zusammengekrümmt lag er auf dem Boden und versuchte, sich die Ohren zuzuhalten, doch die Stimmen fraßen sich in seinen Kopf.
Dann nahm er eine Bewegung neben sich wahr und blickte auf. Ein kleiner Junge stand da, in der Hand einen kleinen Teddybären haltend.
Hoffnung klomm in ihm auf und er griff nach dem kleinen Jungen. „Jeremy!“
Langsam öffnete sich er Mund des Jungen und formten Worte, Worte, die er nicht hören wollte. „Du bist Schuld!“
„Nein! Bitte ..!“
Ein Nebel legte sich auf den Blick des Wissenschaftlers, als dieser erwachte. Tränen rannen an seinen Wangen herunter und blieben in den Bartstoppeln hängen.
Die bekannten Bilder verschwammen vor seinem Auge und zurück blieb nur ein schaler Nachgeschmack, der in ihm ein Gefühl von Unwirklichkeit weckte. Etwas, woran er sich seit Jahren nicht gewöhnen konnte.
Der Schweiß trocknete auf seiner Stirn und als er aufgehört hatte, zu zittern erhob er sich, um ins Bad zu gehen. Dabei warf er einen Blick in den Schrankspiegel und sah einen alten Kautz, dessen Gesicht vor Kummer abgemagert war. Einst strahlten die blauen Augen, doch nun hatten sie fast die Farbe von Grau angenommen.
Bloß ein alter Mann, der seinen Verpflichtungen nachging und dabei gegen jedes Menschenrecht verstieß …
Weil der Forscher in einer Stunde sowieso hätte aufstehen müssen, zog er sich rasch an und ging dann runter zu den Laboren.
Wir jeder andere Wissenschaftler dieses Unternehmens wohnte er in einer Wohnung, die das Gebäude bot. Ein Schlafzimmer, ein Bad, ein Wohnzimmer. Die Wände waren Schallisoliert, damit er die Schreie weiter unten nicht hörte. Seit fast acht Jahren wohnte er nun schon so.
Als er seine kleine Wohnung verließ blendete ihn im ersten Moment das sterile Licht der Neonröhren, welches von den weißen, schmucklosen Wänden reflektiert wurde. Ein Fenster gab es nicht. Aber er wusste auch so, dass es draußen noch Dunkel war und der Mond hoch am Himmel stand. Vollmond.
Er ging den schmalen Gang entlang, an Türen vorbei, tief in Gedanken versunken, bis zur Aufzugtür. Das ganze Gebäude besaß keine Treppen. Das bedeutete, dass er in einem Notfall, bei dem die Aufzüge überfüllt oder ausfallen würden, in der Falle saß. Denn um aus einem der Fenster in seiner Wohnung zu springen war es zu hoch.
Der Wissenschaftler rief den Aufzug zu sich in den elften Stock und wartete geduldig. Er vernahm das Geräusch einer sich öffnenden Tür und hastige Schritte in seine Richtung.
„Samuel! Guten Morgen. Haben Sie nicht erst um fünf Dienstanfang?“
Er drehte sich um und erblickte eine junge, adrett gekleidete Frau. Sie gehörte zu dem Team der Betreuer.
„Guten Morgen, Sabrina. Ich konnte nicht schlafen und vielleicht kann ich dafür heute Abend eine Stunde früher Schluss machen.“
Der Aufzug kam und beide stiegen ein. Er musste in den fünften Stock. Er wählte und die Türen schlossen sich. Mit einem Ruck setzte sich der Aufzug in Bewegung.
Die blonde Frau winkte ab. „Da muss ich Sie wahrscheinlich enttäuschen. Heute kommt der Neuzugang. Und Sie wissen ja, was das bedeutet. Tests, Tests und noch mehr Tests.“
Er nickte. Eine innere Unruhe machte sich in ihm breit. „Ach ja, dass habe ich ganz vergessen.“
Der Motor des Aufzugs brummte und wie jedes andere Mal hoffte er, er würde nicht stecken bleiben.
Als sie den achten Stock erreichten hörte er bereits schwach die Schreie, die von unten nach oben drangen. Im siebten waren diese bereits deutlich zu vernehmen.
Der Aufzug hielt und ein Stein fiel vom Herzen des Forschers. Er verabschiedete sich von der Frau neben ihn und ging den breiten Gang zu seinem Büro herunter, den Schreien entgegen. Hier herrschte bereits reger Betrieb.
Es brach ein neuer Arbeitstag an, durch den es sich zu quälen galt. Heute Mittag würde er den ersten Jungen aus dem Waisenhaus untersuchen und seine Test durchführen. Anschließend würde er ihm eine verdünnte Injektion geben und beobachten, wie der Körper des Jungens darauf reagierte. Es war mit Fieber und Krämpfen zu rechnen. Denn nur wenige vertrugen es.
Erst in etwa einer Woche würde er mit dem letzten Jungen aus der Umgebung fertig sein und dann würde er sich mit einem Team aus Wissenschaftlern zusammensetzen und sich beraten. Es war an der Zeit, neue Opfer zwischen zwei und sechs Jahren zu wählen.
Ja, Opfer, dass trifft es, dachte der Forscher traurig und betrat sein Büro.
Polaris
Die Lampen flackerten, spendeten kaum Licht, Tageslicht gab es überhaupt nicht. Irgendwo tropfte Wasser auf den nackten Boden. Das Geräusch wurde von den schäbigen, grauen Wänden reflektiert. Das Einzige, was glänzte sind die Gitterstäbe. Die Zellen boten kaum mehr Platz als ein etwas größerer Abstellraum. In jeder saßen drei Insassen.
Kaum ein Gefangener sprach. Die Meisten waren von den vielen Experimenten zu erschöpft und mussten sich selbst um ihre Verletzungen kümmern. Sie trugen zerlumpte Kleidung, die die Kälte nicht abhielt, welche hier vorherrschte.
In allen Gängen standen vier oder fünf Wachen in blauen Anzügen. Sie trugen Funkgeräte und Waffen bei sich, immer darauf gefasst, dass jemand zu fliehen versuchte.
Dies alles nahm Polaris in den ersten 10 Minuten nach seiner Bewusstlosigkeit wahr.
Er saß auf dem kalten Boden, das Gesicht hinter dem weißen Haar versteckt. Er hatte Angst. Angst, weil seine Mama nicht hier war, um ihm zu sagen, was er machen sollte. Angst, weil er hier niemanden kannte. Angst, weil er nicht wusste, wie er hier her gekommen war.
Die gelben, wölfischen Augen füllten sich mit Tränen und er begann zu schluchzen. Dann richtete sich der kleine, etwa acht Jahre alte Junge auf und ging zu den Gitterstäben. Als er eine Hand drauf legte durchzuckte Strom seine Hand und nun weinte er nicht nur wegen der Ungewissheit.
Sein Weinen und Rufen hallte durch die unzähligen Gänge des Gebäudes, doch niemand schenkte ihm Beachtung.
Irgendwann war er verstummt und in eine Ecke gekrochen, die nicht ganz so feucht wie der Rest der Zelle war.
Der Angst war Panik gefolgt, die irgendwann verebbte und einem Gefühl von Leere wich. Seine Mutter war tot, diese Gewissheit drängte sich in ihm auf. Und dann hatte man ihn hier eingesperrt. Er wusste zwar nicht wieso und weshalb, aber das erschien ihm unwichtig. Auf die Leere hin kam Wut und er musste nicht zusammen reißen, nichts Unvernünftiges zu tun. Er hatte es seiner Mama versprochen und versprechen durften nicht gebrochen werden, denn sonst würde etwas Schlimmes passieren.
Und so saß er in der Ecke, mit rotgeweinten Augen, die Arme um die Knie gelegt und wartete. Wartete auf etwas, wovon er nicht wusste, was es war.
Schritte näherten sich ihm. Er hörte sie schon weiten und wusste, dass sie zu ihm wollten. Es waren drei. Zwei Männer und eine Frau. Er hörte es an den Schritten. Noch etwa zehn Minuten, dann hätten sie ihn erreicht. Er wusste nicht, was sie von ihm wollten und er wollte es auch nicht wissen. Sie hatten seine Mutter umgebracht, da war er sich ganz sicher. So sicher, wie es ein Kind in seinem Alter eben sein konnte.
Polaris zog die Leinendecke von einer der freien Pritschen und hüllte sich darin ein. Es war kalt. Anschließend legte er sich auf den Boden und presste das Ohr daran. So konnte er jeder ihrer Bewegungen hören.
„Dort ist er!“
Die Frau deutete auf den kleinen Jungen, der kauernd auf dem Boden lag und ihnen giftige Blicke entgegen brachte. Von seiner Angst war weder was zu sehen noch zu spüren.
Einer der Männer trug einen weißen Mantel und hatte graues Haar. Wäre Polaris ihm auf der Straße begegnet, hätte er ihn für einen liebevollen Opa gehalten. Aber der Opa hatte ihn eingesperrt, also war er nicht lieb.
Dieser Mann beugte sich herunter, um Polaris Gesicht genauer sehen zu können. Die gelben Augen strahlten eine uralte Weisheit aus, die nicht so recht zu dem Jungen passen wollte. Misstrauisch verengten sie sich zu schmalen Schlitzen, als der Mann ihn beim Namen rief, regte sich jedoch nicht von der Stelle und antwortete auch nicht. Er musste klug und durchdacht handeln. So wie es seine Mutter ihn gelehrt hatte. Und auf keinen Fall durfte er ihnen sein Geheimnis zeigen.
„Möchtest du zu deiner Mutter, Polaris?“
Die kleinen Öhrchen zuckten, doch niemand konnte es durch das dicke Haar sehen. Was das ein Trick? Oder sollte seine Mutter wirklich noch am Lebens ein?
Der Junge setzte sich auf, zog die Decke noch ein wenig fester um sich und betrachtete den alten Mann. Die anderen zwei standen still da und beobachteten.
„Wo ist meine Mama?“
Der Mann lächelte ihn an und Polaris musste sich bemühen, ihn nicht anzuknurren.
„Mein Name ist Dr. Erich. Und wenn zu brav mit mir kommst und ein paar Fragen beantwortest, darfst du zu ihr.“
War das ein leeres Versprechen? Aber was, wenn der Mann die Wahrheit sprach und er diesen Vorschlag aus schlug?
„Ich will jetzt!“
Dr. Erich schüttelte den Kopf. „Das geht noch nicht. Erst musst du mir ein paar Fragen beantworten. Dann lass ich dich zu deiner Mutter. Das hört sich doch fair oder nicht?“
Die Stirn des Jungen legte sich in Falten und dahinter begann es zu arbeiten. Wenn seine Mama wirklich noch leben sollte, dann wäre es dumm, dieses Angebot nicht anzunehmen. Mit seiner Mutter konnte er hier bestimmt raus kommen. Aber wenn er log …
Er schluckte und lauschte. Schreie drangen von überall her in sein Gehör, das Rauschen seines eigenen Blutes wurde vom Herzschlag des Mannes übertönt. Er war nervös. Aber es war keine Angst, weswegen er beunruhigt war, das roch Polaris, es war etwas anders. „Okay.“
.
.
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EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :
.
„Nun, wie du weißt, bist du kein gewöhnlicher Junge.“
Der Wissenschaftler, der sich als Dr. Erich vorgestellt hatte, saß in einem großen Ledersessel, die Arme auf die Knie gelegt und zu dem Jungen nach vorn gebeugt, welcher sich weigerte, Platz zu nehmen. Sie befanden sich in eine Art Büro, wie es Polaris noch nie gesehen hatte. An den weißen Wänden hingen Apparaturen, die ein stetiges Brummen von sich gaben. An der metallenen Tür stand ein Wachmann, der den Auftrag bekommen hatte, den Jungen festzuhalten, sollte dieser versuchen zu fliehen. Hier gab es keine Fenster und Polaris fragte sich auf einmal ob es draußen hell oder dunkel war. Er hatte noch nie ein gutes Zeitgefühl gehabt.
Kaum merklich nickte Polaris. Ja, er war nicht normal.
„Kannst du mir auch sagen, weshalb?“
Stur starrte er den Mann an. Wieso stellte er ihm Fragen, dessen Antwort er bereits kannte?
„Rede doch bitte mit mir, mein Kleiner.“
„Ich bin nicht Ihr Kleiner!“, fauchte der Junge ihm entgegen. „Meine Mama nennt mich Polaris!“
Dr. Erich betrachtete ihn und sah lediglich einen etwas störrischen und verängstigten Jungen. Er seufzte und faltete seine Hände zusammen. „Okay, Polaris. Aber wir haben doch vorhin eine Vereinbarung getroffen. Du beantwortest mit ein paar Fragen und im Gegenzug lasse ich dich zu deiner Mutter.“
Die Lippen des Jungen wurden schmal. Auf was hatte er sich da nur eingelassen? Seine Mutter hatte ihn doch so oft vor solchen Spielchen gewarnt. Hatte sie ihn nicht sogar auf genau diese Situation vorbereitet?
Er senkte den Kopf. „Ich bin wolfgeboren.“
„Aber dein Vater ist ein Mensch.“
Der Kopf zuckte ruckartig hoch und im Blick des Jungen lag purer Hass. „Mein Vater ist ein Bastard.“
Dr. Erich brachte sachte ein Lächeln zustande. „Wie du willst. Worauf ich hinaus will ist … Du fragst dich doch bestimmt, wieso du hier bist, nicht wahr?“
Seine Hände ballten sich zu Fäusten, doch niemand sah es. „Nein!“
Es trat ein Augenblick des Schweigens ein, in denen der Forscher die Augenbraune überrascht hochzog. „Dann weißt du von uns?“
„Jeder von uns weiß es!“ Die Stimme des Jungens bebte vor Wut. Die Muskeln an seinem Hals spannten sich und er musste um Beherrschung ringen. Es durfte nicht passieren. Nicht hier. Sie durften sein Geheimnis niemals erfahren. „Jeder weiß, was ihr mit uns macht! Vielleicht denkt ihr, wir wären dumm, weil es nicht so viele von uns gibt, wie von euch, aber ihr seit die Dummen! Wir wissen viel mehr über …“ Erschrocken verstummte er. In seiner Wut hatte er sich verquatscht. Dabei hatte seine Mama ihm doch immer wieder gesagt, dass diese Männer nichts von ihrem System erfahren durften. Er war nun daran Schuld, wenn sie es doch taten.
In den Augen des Forschers lag Neugierde. „Über was?“
„Über nichts!“ Polaris lies sich auf den Boden fallen, setzte sich im Schneidersitz hin und verschränkte die Arme vor der Brust. Er würde keine Fragen mehr beantworten. Nicht, bevor er zu seiner Mutter durfte.
„Na gut. Dann kommen wir noch einmal zum Thema davor zurück. Nur eines deiner Elternteile ist also ein Werwolf. Bisher sind zwar Fälle bekannt, in denen ein Kind wie du daraus entstanden ist, aber du wirst sicher wissen, dass der Wolfselternteil das Neugeborene sofort nach der Geburt tötet. Kannst du mir erklären, wieso deine Mutter das nicht getan hat?“
Konnte er nicht.
„Wir stehen vor einem Problem, Polaris. Du bist der erste bekannte Fall, der überlebt hat. Und wir wüssten gerne wieso. Und wir wüssten auch gerne, was solch eine Verbindung für Auswirkungen auf deinen Körper hat. Wir haben deine Mutter dazu befragt, aber die meinte, du seist lediglich ein wolfgeborener Mensch. Keine besonderen Fähigkeiten, nichts, außer dein Äußeres erscheinen. Kannst du dem zustimmen?“
Konnte er.
„Du verstehst doch bestimmt, dass wir erst ein paar Tests mit dir machen müssen, bevor wir das glauben können, oder? Danach kannst du auch beruhigt zu deiner Mutter.“
„Sie haben gesagt, ich darf, wenn ich Ihnen Fragen beantwortet habe!“ Trotzig stand Polaris auf.
„Nur ein paar kleine Test. Es wird auch überhaupt nicht weh tun. Das verspreche ich dir.“
„Lassen Sie mich zu meiner Mutter. Sofort!“ Die Lippen zogen sich zurück und ein kaum hörbares Knurren entrann seiner Kehle, bevor er dem Einhalt gebieten konnte.
„Es wird nicht weh tun“, wiederholte Dr. Erich und nickte dem Wachmann hinter Polaris zu. Bevor der Junge wusste, was geschah, hatte man ihn bereits von hinten gepackt und der Wissenschaftler rammte ihn eine Spritze in den Armmuskel. Der Junge jaulte vor Schmerz auf und versuchte sich frei zu strampeln. Hoffnungslos. Zornestränen füllten die kleinen Augen. Er konnte hier nicht auf seine gesamte Kraft zurück greifen und so musste er dem Wissenschaftler etwas von seinem kostbaren Blut geben.
Man brachte ihn anschließend wieder in die Zelle von zuvor. Seine Mutter zeigt man ihm natürlich nicht. Wie dumm hatte er eigentlich sein können?
Als man ihn wieder einschloss trat und schlug Polaris wütend gegen die Gitterstäbe, doch als sich die ersten offenen Wunden an den Händen durch den Strom bildeten gab er es auf.
Er ging zu einer der freien Pritschen und rollte sich auf ihr zusammen. Nun kamen die Tränen und die Angst. Wo war seine Mama? Lebte sie wirklich noch? Oder hatten sie genau das mit ihr getan, wovon sie ihm immer erzählt hatte, das würde passieren, wenn sie nicht aufpassten?
Irgendwann versiegten die Tränen und er glitt in einen unruhigen Schlaf.
Er saß am Fenster und schaute hinaus, in eine weite, weiße Schneelandschaft. Es hatte bereits aufgehört zu schneien.
Polaris stürmte die Treppe hinunter, zu seiner Mutter ins Wohnzimmer und zog sie am Ärmel.
„Komm, komm! Das sieht alles so schön da draußen! Lass uns einen Schneemann bauen!“
Die Augen seiner Mutter leuchteten hellblau auf und sie nahm ihn hoch. „Hast du denn schon alle Schularbeiten fertig?“
„Ja. Nun komm schon. Los!“ Ungeduldig zappelte er in ihren Armen, bis sie ihn los lies und ihm sagte, der solle sich warm anziehen. Hier in den Bergen war es kälter als im Dorf.
Sie lebten hier seit nicht einmal einem Monat. Seine Mutter hatte ihm gesagt, sie müssen ab sofort hier wohnen, weil böse Männer sie suchen würden. Es machte ihm nichts aus, er hatte sich sogar sehr darauf gefreut. Freunde hatte er in der Vorschule ohnehin nie gehabt, sie fürchteten ihn, weil er anders aussah. Nun unterrichtete ihn seine Mutter nachmittags, wenn sie von der Arbeit kam. Doch oft war sie zu müde dafür und so lernte er meistens alleine.
Als er sich Mütze, Mantel, Handschuhe und Schal übergezogen hatte, stürmte der damals vier Jährige Polaris hinaus in den frisch gefallenen Schnee, dicht gefolgt von seiner lachenden Mutter.
Er nahm etwas von dem weißen, kalten Puder in den Hand, formte es zu einem Ball und zielte nach seiner Mutter, verfehlte sie allerdings, da er nicht weit genug schmeißen konnte. „Fang mich!“, rief er fröhlich und stapfte durch den Schnee. Seine Mutter rannte hinter ihm her, packte ihn unter den Schultern und drehte ihn einmal im Kreis. Polaris zappelte und quiekte freudig auf.
Anschließend bauten sie einen großen Schneemann zusammen.
Als sie fertig waren drängelte Polaris zur höchsten Kugel gehoben zu werden. Er legte seine Mütze und seinen Schal um den Schneemann. „Nun muss er nicht mehr frieren!“
Das Lachen seiner Mutter schallte durch die leere der Schneelandschaft. „Jetzt lass uns aber rein gehen. Deine Wangen sind schon ganz kalt.“
„Ich will Kakao!“
Er nahm die Hand seiner Mutter und lies die anscheinend so ruhige und verlassene Schneelandschaft hinter sich. Das war einer der letzten, glücklichen Tage in seinem Leben gewesen …[/HIDE]
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