Zeichnen (von Hand)
Das Blatt:
Vorzugsweise nimmt man ein weißes Blatt Papier in den Dichten 70g-85g/qm. Oder einen überschüssigen Karton - etwa so einen, um den Hemden oft herumgefaltet sind.
Der Zeichenstift:
Man legt sich am besten Bleistifte unterschiedlicher Härte zurecht. Ich empfehle hier mal einen harten Stift Härte H-2H zum vorzeichnen und einen weichen Bleistift HB-B zum Konturen hervorheben, Details und den endgültigen Strich. Harte Bleistifte 3H-8H sind besser auf technischen Papieren mit grosser Dichte aufgehoben, da ihr Strich so fein sein kann, daß man ihn auf dem 80g-Papier nur noch schwer erkennen kann. Weiche Bleistifte 2B-7B haben zum Teil einen so Grafitreichen Strich, daß das Grafit nicht mehr vom Papier aufgenommen wird und oben liegen bleibt. Es haftet dann woanders und führt zu einer unkontrollierbaren Sauerrei.
Das Radiergummi:
Zeichnen heisst radieren! Das Radiergummi kann weich oder speckig sein; Block oder Stift. In jedem Fall ist es von größter Bedeutung, daß es nicht schmiert! Probiert den Radierer vorher aus, bevor Ihr Euer Werk mit einem schlechten Radiergummi versaut. Alte Speckradierer, die jahrelang nicht benutzt wurden, harten an der Oberfläche aus und schmieren ohne Ende! Kauft euch lieber einen Neuen. Nehmt den Radierer im Laden ruhig in die Hand. Ist er weich, lässt er sich biegen, ist er eher fest? Verschiedene Hersteller haben verschiedene Mischungen. Es gibt nicht DEN Radierer, sondern für unterschiedliche Probleme verschiedene Lösungen. Will ich einen Lichtreflex im Auge ergänzen, nehme ich einen harten (3/4 spitzen) Radierstift und 'bohre' förmlich meinen Reflex aufs Blatt. Will ich etwas großflächig aufhellen, nehm ich einen weichen Radierer und streiche sanft über das Blatt. Will ich Buntstift entfernen, kommt der Speck mit viel Energie zum Einsatz.
Ich persönlich benutze Blockradierer gerne um schnell großflächig etwas wegzubekommen und Radierstifte mit einer weichen Gummimischung um Details zu korrigieren.
Mit geringem Druck verwendet, lässt sich eine dunkele Fläche mit einem Radiergummi aufhellen.
Blattaufteilung:
Keine Angst vor dem weißen Blatt Papier! Reißt als erstes mal grob mit dem harten Bleistift in dünnem Strich schemenhaft auf, was ihr zeichnen wollt. Das Schema muß noch nicht mal eine richtige Ähnlichkeit mit eurer Idee haben. Wichtig ist zu sehen, ob alles auf das Blatt passt.
Nichts ist ärgerlicher, als nach 1 Stunde festzustellen, daß die Größenverhältnisse oder die Beziehungen nicht passen und man wieder von Vorne anfangen soll.
Umrisslinien:
Umrisse sind von größter Wichtigkeit. Mit ihnen steigt oder sinkt die Glaubwürdigkeit eures Objektes. Es sollten schon die richtigen Proportionen vorhanden sein.
Kritzeln, statt zeichnen:
So gemein es auch klingen mag: Beobachtet man Kleinkinder beim Zeichnen, bringt es einen schon ziemlich dicht an das, was ich meine.
Wer Grashalme- ober Blumen zeichnet, macht das sicher für ein Biologie-Projekt oder ein Stilleben. Wer eine Blumenwiese zeichnet - oder einen Baum ist wohl nicht ganz bei Trost, das wird gekritzelt! Kritzeln ist kein unkoordiniertes Gekritzel. Gekritzelt wird nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen. Es sind lange und kurze Striche, Haken, Schlingen, Bögen, die ungefähr das wiedergeben, was man möchte. Es ist das Skizzieren mit dem schnellen Strich. Gekritzel darf ruhig mutig und gewagt aussehen und kann ruhig schemenhaft sein. Ich benutze es für Landschaften und Hintergründe - überall da, wo es nicht so wichtig ist. Neuerdings auch mehr um mich einer Kontur zu nähern. Dabei wird der schattige Rand erstmal mit schnellem- gewagtem Strich hingekritzelt, bevor ein richtiger Strich entsteht.
Schattieren - aber wie?
Mit einem weichen Bleistift lassen sich Linien, die hervorgehoben sein sollen, mit einem kraftvollen Strich hervorheben.
Mit der Flanke des weichen Bleistiftes lassen sich Schatten zeichnen;
man kann mit Verwischen schattieren;
oder auch mit Schraffuren.
Ich achte darauf, daß die Schraffur der Oberfläche folgt. Ist die Oberfläche gerade, ist auch die Schraffur gerade; ist die Oberfläche gekrümmt, ist auch die Schraffur gekrümmt.
Schattierungsverfahren lassen sich auch miteinander kombinieren.
So hatte ich mit einem weichen Stift schraffiert und anschließend verwischt, anschliessend habe ich einige der Schatten durch eine Schraffur mit einem härteren Stift hervor gehoben und mit einem weichen Bleistift besondere Konturlinien hervorgehoben.
Die Macht der Schatten:
Mit der Schattierung steigt und fällt eine Zeichnung. Manchmal ist eine Zeichnung, die garnicht schattiert ist, ausdrucksstärker als ein Bild, das an den falschen Stellen schattiert wurde, und manchmal hat ein sehr schattiges Bild einfach eine unglaubliche Stimmung.
Schatten bringen Dynamik in das Bild - oder sie verderben es.
Gerade auch Falten lassen sich durch einen einfachen Schatten sehr schön in der Lage bestimmen. Irrt man sich, wirt nur ein einfacher Schattenwurf entfernt.
Eile mit Weile
Immerwieder sieht man es, dass Leute versuchen mit einer Zeichnung moglichst schnell fertig zu sein - und genau da schleichen sich Fehler ein. Es sind meistens dumme, Flüchtigkeitsfehler.
Lasst es euch von einem alten Profi (Technischer Zeichner) sagen, dass schnell zeichnen wertlos ist, wenn man nicht auch den Überblick behält. Das Geheimnis liegt in der Muße, gezielt Pausen einzulegen. Sich zurückzulehnen; sich das Werk ansehen, alles mit den Augen zu überfliegen; mal zum Briefkasten zu gehen bevor man sich wieder hinsetzt und weiter zeichnet. Zu Arbeitsbeginn war es am Zeichenbrett immer das Erste: Zurücklehnen, die bisherige Arbeit Revue passieren zu lassen und völlig entspannt sich das Blatt anzuschauen. Eine Macke findet man dabei immer und das ist dann die Zeit, wo man wieder nach dem Stift greift und weiterzeichnet.
Ich habe damals für VW in der Motorkonstruktion gearbeitet - die Firma Rücker konstruiert seit gut 25 Jahren für die VW-Forschung Motoren - als mein Chef mir diesen Rat gab, mir Zeit zu lassen. Denn am Ende könne keiner sehen, wie lange jemand für die Zeichnung gebraucht habe - nur ob es gut, oder fehlerhaft sei.
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Für den Anfang macht es Sinn, einen Charakter abzuzeichnen und sich die Größenbeziehungen und auch die benutzte Linienführung anzusehen. Vielleicht solltet Ihr als totale Anfänger nicht unbedingt mit Charaktären aus eurem Lieblings-Manga anfangen, sondern - auch wenn's ketzerisch klingt - mit Disney-Klassikern. Pongo, Duchesse, Cinderella, Strolchi, Mickey,...
Diese Charaktäre sind einfach gestrickt und bieten einen schnellen Erfolg. Ich habe mit 15, im Krankenhaus liegend, die Micky-Maus Rauf und Runter der Reihe nach auf den Schreibblock gebracht. In einer Mappe habe ich noch welche aus dieser Zeit. Wenn ihr dort sicher seid, könnt ihr euch an Manga wagen, die weitaus komplizierter zu zeichnen- und künstlerisch anspruchsvoller sind, als Disneys Klassiker. Zeitgleich macht es Sinn, sich mit Gegenständlicher Kunst, Porträit und Posen, Licht und Schatten zu beschäftigen. Manga sind oft anatomisch korrekt und dann dem klassischen Zeichnen näher als Cartoons.
Später könnt Ihr dann auswendig interpretieren, doch zuerst kommen die Basics.
So, das war's erst mal. Ach irgendwo hab ich auch eine recht schöne Manga-Schule im Web gesehen.
http://www.myu-myu.de/sites/framesets/zeichenkurs_link.htm
Viel Spaß noch beim Zeichnen.
Doch bin ich nicht wirklich in der Position um weiterführende Tipps zu geben. Wenn die Elfenkönigin (Jg.90) wirklich eines der aktuellsten meiner alten Arbeiten ist, hatte ich - ohne es gemerkt zu haben - 20 Jahre lang nicht mehr ernsthaft gezeichnet gehabt. Ausserdem versuche ich gerade einen Stil zu finden, der dem Manga ähnlich ist. Ich versuche es über die Karikatur herzuleiten. Doch richtig Ahnung habe ich von keinem - nicht wie manche hier auf akademischem Niveau. Denn ich habe mir alles selber durch Versuchen angeeignet.