[Biete] The Tale of an endless Rage

Spartan117™

It's not my Blood!
VIP
The Tale of an endless Rage
Hateshinai no gekido monogatari


Vorwort:
Es ist das erste Mal, dass ich eine Geschichte schreibe, mir fehlte es sonst an der Lust, an so etwas zu arbeiten. Die Geschichte entspringt
meinem Kopf und Aeon525 hilft mir diese umzusetzen, also schreiben wir sie zusammen. Es wird keine kurze Geschichte werden, besser
gesagt soll es keine werden, sondern schon weit aus mehr und ausführlicher.

Sprechen: "Wie geht es dir?"
Denken: "Hoffentlich haut er bald ab"

Für Feedback und Kritik bitte hier rein sehen: [Diskussion] The Tale of an endless Rage

Sekunos, Minos, Stunos = Sekunde, Minute, Stunde
Zyklus = zwei Semester = ein Jahr
Insolentia = der Adel




Prolog
-Entdecke das Neue-


Das dicht bewucherte Blattwerk schwang im lauwarmen Herbstwind, wie von Geisterhand getragen, dennoch freudig und ungestüm. Selbst manche Tiere gaben sich der kühlen Briese hin und lauschten entspannt dieser sich ergebenden Melodie, wenn auch nicht lange. Ein Schatten huschte über den felsigen mit Moos besetzten Boden, eilend, wie vom Wind selbst angetrieben. Gefolgt von einem weiteren Schemen, dem ersten hinterher, nur wenige Schritte trennten beide von einander. Zielstrebig hetzten die beiden Gestalten einer wesentlich größeren hinterher und holten zügig auf. "Vergiss es, Taiki, der gehört mir. Geh dir deinen eigenen holen." Der Schatten nahm die Gestalt eines jungen Mannes an, mit kurzem pechschwarzem Haar, durchtrainiertem Körper und eisernen Fesseln an den Handgelenken. "Geb dir keine Mühe, ich bekomm ihn vor dir, Ikaru." Der zweite Schatten formte sich zu einem weiteren jungen Mann, groß wie ein Bär, mit langem weißem Haar, welches zu einem Zopf gebunden war, der wie eine Welle durch die Luft trieb. Ihre Wege trennten sich. Während Taiki auf eine höhere Ebene rannte, sprang Ikaru mit aller Kraft von einem Felsen und überquerte mit einem Satz den unter sich liegenden kleinen Fluss. Ungebremst landete er am anderen Ufer. "Na warte Taiki, diesmal nicht." Von diesen Gedanken weiterhin motiviert legte er noch einen Gang zu. Nun formte sich der letzte Schemen zu seiner wahren Gestalt, einem riesigen Bergeber, der mit seiner gewaltigen Art einfach mühelos jedes Hindernis zur Seite stieß oder gleich niederschmetterte. Die Jagd war in voller Fahrt, beide jungen Männer rannte so schnell sie konnten, über Felse und umgestürzte Urfeeneichen. Der Eber wurde langsamer und immer langsamer, vor ihm baute sich eine alte Gesteinswand auf, welche mit Wucherwurzeln behangen war. Ikaru rannte hinter ihn und zog blitzschnell sein Schwert, ein altes verrostetes Claymore mit einer nicht mehr lesbaren Gravierung im Griff. Lauernd ging er in Kampfposition. Die Arme leicht angehoben bis der rechte Handrücken fast seine Stirn berührte und das Schwert scheinbar horizontal in der Luft schwebend. "Nun, das war es für dich Dickerchen und ich bin dazu noch Erster." Er grinste bei diesen Worten, gefolgt von einem kurzen Lachen. Doch im nächsten Moment steckte ein Schwert im Kopf des wilden Ebers und mit brausender Gewalt sprang Taiki aus einem Gebüsch von der Anhöhe und stürzte sich auf die sterbende Kreatur hinab. Er rammte ein weiteres Schwert in den Bergeber, diesmal aber in den Nacken, woraufhin das Ungetüm mit einem lauten Knall zu Boden fiel. "Wie immer zögerst du zu lange und bequatscht deine Beute noch einmal vorher." Taiki schaute zu Ikaru, grinsend und die Augen schließend. Ikaru konnte es nicht fassen, schon wieder hatte er verloren. Dabei wollte er gerade zu einem gewaltigen Hieb ausholen. "Nein, verdammt!"fluchte er still. "Wieso, wieso nur, wieso habe ich gezögert ?" Noch bevor er auf den Spruch von Taiki reagieren konnte, ertönte ein tiefes Räuspern. Beide schauten die Anhöhe hinauf und im Schutz der Sonne entsprangen Worte ungewissen Ursprungs. "Seid ihr schon wieder unerlaubt auf Jagd gegangen ?" Diese Stimme, so rau und tief wie die eines alten Bäres, ließ sie nur zu einem Schluss kommen: Masao, ihr Ausbilder für Kampfkünste, und ehe sie sich versahen, stand er auch schon neben ihnen. "Heute ist ein wichtiger Tag, Ikaru, und du gehst einfach so mit Taiki auf Jagd ?" Masao war leicht wütend, das war ihm deutlich anzusehen. "Aber...", weiter konnte Ikaru nicht reden, denn Masao hatte ihm bereits eine starke Kopfnuss verpasst, welche ihn auch gleich zu Boden gehen ließ. "Aua, wieso?" Er hielt sich mit beiden Händen den Kopf, aber über seine Frage schien Masao alles andere als erfreut zu sein, im Gegenteil, er wurde nochmal ein ganzes Stück wütender. "Du fragt noch wieso? HABE ICH DIR DAS NICHT GERADE GESAGT!?" Und es dauerte nicht mal einen Moment und schon hatte Ikaru eine weitere Kopfnuss sitzen. "Aua!" Taiki fing an zu lachen, er konnte es sich nicht mehr verkneifen. Doch das war sein Fehler, denn auch er bekam daraufhin eine verpasst und stürzte zu Boden. "Mann,Mann,Mann, ihr macht mich fertig." Masao fasste sich an die Stirn und schloss dabei die Augen."Ob das wirklich gut geht?" Dann zeigte er auf Taiki "Los! Steht auf, und Ikaru, du nimmst den Bergeber, wir gehen zurück zum Tempel." "JA!", zuckten beide zusammen und Ikaru schnappte sich den Leichnam des Tieres und schulterte ihn. Während Masao schon ein paar Schritte Vorsprung hatte, klopfte Taiki Ikaru leicht auf den Oberarm. "Ich weiß zwar nicht, was heute so wichtig sein soll, aber wenn es um dich geht, bin ich jetzt schon sehr gespannt" Er lachte laut und Ikaru murmelte vor sich hin: "Mir wurde auch nichts gesagt, naja. Aber der Brocken hier wirdn nettes Festmahl abgeben."

Der Tempel war ein größerer Gebäudekomplex, der auf einem Felsplateau inmitten des östlichen Hochgebirges stand. Seid er sieben war, hatte Ikaru dort gelebt. An die Zeit davor konnte er sich nur vage erinnern. Gemeinsam mit Masao und Taiki eilte er den langen, in den Stein geschlagenen Pfad hinauf, der sich vom Fuß des Berges bis hin zum Tempel schlängelte. Sie schwiegen, das ohrenbetäubende Rauschen des nahen Wasserfalls hätte ohnehin jedes unter Umständen aufkeimende Gespräch zunichte gemacht. Ikaru genoß die herrliche Aussicht, die ebenso zu seinem Zuhause gehörte wie die brüllenden, sich in die Tiefe stürzenden Wassermassen. In der näheren Umgebung gab es nichts als zerklüftete Felsen, unberührte Wälder und von Zeit zu Zeit ein kleineres Dorf mit einigen Bauern. Ikaru liebte, es stundenlang durch die wilde Natur zu streifen und Jagd auf die Tiere des Waldes zu machen. Je größer die Herausforderung, desto begeisterter war er bei der Sache.

Schließlich erreichte die Gruppe ihr Ziel und Masao stieß beidhändig das Eingangstor auf. Sie marschierten durch den kleinen Innenhof, in dem die Mönche des Tempels einige besonders resistente Gemüsearten angepflanzt hatten und betraten das Haupthaus. "Also dann", verabschiedete sich Taiki, "ihr wisst ja, wo ihr mich findet." Mit diesen Worten lies er sie stehen und machte sich auf den Weg zu den Quartieren der Kampfkunstschüler. Ikaru wollte sich ihm gerade anschließen, als ihn sein Meister am Kragen packte und wieder zurückzog. "Nicht so schnell, Jungspund.", erklang seine dröhnende Stimme in Ikarus‘ Nacken. "Der Großmeister möchte mit dir sprechen.", und mit etwas Nachdruck fügte er hinzu, "Jetzt!" Ikari seufzte schwer. "Muss das sein? So ein Aufstand wegen einem einzelnen Eber? Als ob‘s von denen nicht eh mehr als genug gibt." Masao schwieg und Ikari wusste, dass jeder weitere Widerstand zwecklos war. "Masao ist heute irgendwie ernster als sonst." Stumm schlurfte er hinter seinem Meister her, die Treppe hinauf und den langen Gang entlang bis hin zum Zimmer des Großmeisters, vor dessen Türe er den Eber aus Gründen der Höflichkeit ablegte. Masao hatte kaum angeklopft, als auch schon ein undeutlich gemurmeltes "Herein!" ertönte, scheinbar wurden sie bereits erwartet. Die beiden traten ein und sofort umfing sie der typische Geruch nach vergilbten Büchern. Der Raum des Großmeisters glich mehr einer Biblothek als einem Arbeitszimmer. Auf dem Schreibtisch aus edlem Holz hatten sich die Bücher schon fast bis zur Decke gestapelt. Zwischen ihnen sah Belkim, Großmeister der Säule des Ostens und Leiter des Tempels, kurz zu ihnen auf, bevor er sich wieder den Manuskripten zuwandte, die über die letzten freien Stellen seines Tischs ausgebreitet waren. Eine Zeit lang herrschte Schweigen im Raum. Lediglich das Rascheln von Papier unterbrach gelegentlich die angespannte Stille. Dann räusperte sich Masao so laut, dass Belkim ein wenig verwundert zu ihm aufsah. "Lasst uns zum Punkt kommen.", begann er. Belkim nickte bedächtig und wandte sich Ikaru zu. "Ikaru", begann er, "wir haben beschlossen, dass du dein Training an einem anderen Ort fortsetzen wirst." Verwirrt sah Ikaru vom einen zum andern, während er zu begreifen versuchte, was das für ihn bedeutete. "Ein anderer Ort?", entfuhr es ihm. "Etwa ein anderer Tempel?" Belkim schüttelte stumm den Kopf. "Nein, wir werden dich nach Syrinya schicken."Und auf seinen fragenden Blick hin erklärte er: "Das ist eine riesige Akademie, die als eigener Stadtstaat zählt. Alle großen Kampfkünstler und Magier werden dort ausgebildet. Wenn du zu wahrer Stärke gelangen willst, wird dich dein Weg früher oder später nach Syrinya führen, so sagt man zumindest." Masao nickte. "Du bist einer der stärksten deines Jahrgangs. Wir glauben, dass du ein würdiger Vertreter unseres Tempels bist und dass dich die Ausbildung an der Akademie noch um ein vielfaches weiser und stärker machen wird." Er holte kurz Luft und fuhr fort. "Auch wirst du auf neue Dinge stoßen, neue Menschen kennen lernen und neue Freunde finden, welche du dir zu deinen Verbündeten machen solltest." Kurz kehrte wieder Stille ein, nur ein leichtes Räuspern unterbrach diese wieder und Masao übernahm das Wort. "Alle Großmeister der Vier Säulen wurden dort ausgebildet und alle namhaften Kämpfer ebenso." Belkim rollte ein Pergament zusammen, nahm ohne zu zögern seinen Siegelstempel und presste diesen auf die Rolle. "Aber...aber wieso so plötzlich, Großmeister ?" Fragend sah Ikaru in die Runde, sein Blick sprang immer wieder hin und her zwischen den beiden Männern. "Ich versteh das nicht, wieso ?" Masao schüttelte den Kopf. "Dir wird solch eine Ehre zu teil und dann..." Eine Handbewegung von Belkim unterbrach den Satz und er übernahm das Wort. "Ikaru, dies ist eine Entscheidung, die von mir und Meister Masao getroffen wurde. Für dich mag es willkürlich erscheinen, jedoch bedenke, dass unsere Entscheidung ihren Grund hat." Er nahm die versiegelte Pergamentrolle in die Hand und streckte sie Ikaru entgegen. "Du wirst dich morgen auf den Weg machen und nimm diese Rolle mit dir, sie ist sehr wichtig. Pass gut darauf auf und überreiche sie bei deiner Ankunft den Wachen der Akademie." Ikaru zögerte kurz und sah die beiden noch einmal fragend an. Doch dann nahm er die Rolle. "Wie Sie wünschen, Großmeister Belkim, ich werde mich morgen auf den Weg machen." Er verneigte sich noch einmal und schritt dann aus dem Raum. "Ich hoffe, dass wir diese Entscheidung nicht bereuen, Großmeister." "Wer weiß, nur können wir ihn nicht ewig hierbehalten. Er muss an Erfahrung sammeln, wenn er sich den Prüfungen stellen muss, welche mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auf ihn warten werden."
 
Zuletzt bearbeitet:

Aeon525

He who doesn't care
Otaku Veteran
Kapitel 1
-Fahrt nach Syrinya-

Leise zischend streifte der Zug über die gewaltige Brücke, welche einen riesigen Bogen über das Tal spannte, nur um sich kurz darauf einen Weg durch verzweigte Felsformationen zu bahnen. Der Runenzug, welcher nicht nur von gewaltiger Dimension war, sondern durch spezielle Runen, die sich auf den Achsen befanden, beinahe lautlos über den eisernen Schienen glitt, transportierte seine Fahrgäste quer durch den ganzen Kontinent Dalaron. In einem der pompösen Waggons saß Ikaru, eingehüllt in einen zerissenen und abgenutzten Umhang, die Kaputze tief ins Gesicht gezogen. Er betrachtete seine neue, ebenso unvorhersehbare wie unerwartete Lage mit gemischten Gefühlen. Eigentlich sollte er Freude empfinden, denn schließlich durfte er nach Syrinya reisen und dort Kampfkunst studieren, ein Privileg für jeden Schüler einer der Orden. Aber dennoch vermisste er den Tempel und seine ruhigen Berge mit ihren klaren Flüssen, die weiten Wälder und das Rauschen der Blätter im Wind. Die Stille, die im Abteil herrschte, hatte etwas unnatürliches an sich, das Iraku nervös machte. Sein Blick streifte durch den Waggon, langsam und in Gedanken versunken. Der Zug war gut gefüllt. Die einzigen Plätze, die unbesetzt blieben, waren die neben eben jenen Personen, die dem modernen Reisendem mehr als suspekt schienen. Auch der Sitzplatz neben Ikaru blieb frei. Der junge Mann, der sein Gesicht tief unter der Kapuze verborgen hatte und der an beiden Armen eiserne Schellen trug, schien den meisten nicht ganz geheuer zu sein. Im Waggon saßen nur Personen in Ikarus Alter. Der ein oder andere war ein bis zwei Jahre älter als er. Ikarus Blick verlief sich wieder in der Ferne, als er aus dem Fenster sah. "Ich frage mich, was Taiki gerade macht", überlegte er und versank in Gedanken.

"Du wirst sehen, das wird für dich eine komplett neue Erfahrung werden", gab Taiki mit einem Lächeln wieder, dann schaute er zum Bahnhof und stemmte seine rechte Hand in die Seite. Mit ruhiger Stimme fuhr er fort. "Ich wünschte, ich könnte mit dir mitkommen." Der Tumult am Bahnhof wurde immer größer und es war ohnehin schon schwer, ein normales Gespräch zu führen. "Schreib mir, wenn du da bist und lass ja kein Detail aus." Taiki konnte nicht anders, als bei diesem Satz zu grinsen und stemmte noch die andere Hand in die Seite. "Ob deine Kraft erwacht? Wenn ja, wie wirst du damit umgehen, wenn du erst die ganze Wahrheit erfährst?" Dieser Gedanke beschäftigte Taiki und ließ ihm keine Ruhe. "Ich danke dir." Ikaru grinste ebenfalls, doch man konnte es ihm ansehen. Ganz so leicht fiel ihm der Abschied nicht, irgendwas beschäftigte ihn. "Ich werde dir auf jeden Fall schreiben, das verspreche ich", erwiderte er und schlug Taiki auf die rechte Schulter, um sich dann suchend umzusehen. Ikaru hoffte, dass Masao noch kommen würde, doch er suchte seine hünenhafte Gestalt vergebens am Bahnsteig. "Er kommt wohl nicht.", entsprang es leise seinem Lippen."Was hast du gesagt?" "Nichts. War nicht wichtig." Taiki wusste trotzdem, was Ikaru gesagt hatte, er konnte es ahnen. "Der Runenzug nach Syrinya fährt in fünf Minos los. Alle Passagiere werden gebeten einzusteigen." Die Durchsage des Bahnhofspersonals war das Signal, nun musste Ikaru fürs Erste Abschied nehmen. "Na dann, kümmer dich um den Alten in meiner Abwesenheit.“ Lachend erwiderte Taiki nur "mach ich, mach dir darum Mal keine Sorgen." Beide sahen sich noch einmal an und einer plötzlichen Vorahnung folgend, entsprangen Ikarus Mund nur noch zwei Worte für seinen Freund: "Lebe wohl."

"Wieso habe ich eigentlich Lebewohl gesagt?"
Wenn er das nur wüsste, doch der Gedanke verschwand so rasch, wie er gekommen war. Die Stille in dem Waggon, in welchen er sich befand, fing langsam an zu vergehen, denn der Runenzug näherte sich dem Land Syrinya und die ersten Passagiere fingen begeistert an, aus den verzierten Fenstern zu sehen. "Wahnsinn, sie dir das an!" "Ich habe davon schon eniges gehört, aber dass sie wirklich so groß sind", ertönte es mit Vorfreude aus einigen Ecken des Waggons. Ikaru war ebenso fasziniert und staunte nicht schlecht, als er die gewaltigen Wächter des Landes sah. Wie aus massiven Stein geschlagen und mit hellblauen leuchtenen Runen verziert, standen die Statuen an der Grenze des Landes. Jede so einzigartig wie ihre Größe selbst. Als ob sie das Land bewachten und jeden Eindringling abschreckten, der auch nur versuchen wollte, an ihnen vorbei zu kommen. "Ich hab gehört, die Wächter von Syrinya seien alles Abbilder der größten Kämpfer, die hier hervorgekommen waren. Sie sollen in jede Himmelsrichtung verteilt sein und jeden Pfad abdecken", erzählte ein junger Mann ganz aufgeregt seinem Nachbarn und fuchtelte dabei wild mit den Händen in der Luft, als wenn er diese als Hilfe bräuchte, um seine fehlenden Worte zu vermitteln. Wahrlich war der Anblick dieser steinerenen Giganten atemberaubend und jeder einzelne Passagier starrte sprachlos, ohne die geringste Bewegung aus dem Fenster. Ikaru war davon gefesselt, nie zuvor hatte er so etwas gesehen und er flüsterte stolz vor sich hin: "Hier wird eines Tages auch von mir eine solche runenverzierte Statue stehen, welche die Menschen erstaunt." Sein anfänglich unwohles Gefühl verzog allmählich. Plötzlich ertönte ein lautes Scheppern und ein kurzer Schrei hallte durch den Waggon.

Der Schrei war nicht zu überhören, er zog sofort die Aufmerksamkeit aller im Waggon befindlichen Passagiere auf sich. Ein jeder drehte sich in die Richtung der Lärmquelle, nur um einen flüchtigen Blick zu erhaschen, von dem, was sich dort ereignete. Der Runenzug fuhr weiter seines Weges und passierte eine Schlucht, angeschmiegt an die felsige Wand. Das Licht verschwand allmählich und im Waggon breitete sich Dunkelheit aus. "Ich habe gesagt, du sollst stehen bleiben!", erklang es vom Anfang des Ganges und die eben aufgezogene Dunkelheit verschwand wieder, als die Schlucht passiert war. Mit einem kräftigen Schlag gegen die Wand versuchte der junge Mann, welcher edel gekleidet war, seinen Worten Ausdruck zu verleihen. Seine durchschnittliche Gestalt wirkte in Verbindung mit seinen kurzen blonden Haaren und seiner Kleidung sehr arrogant. Irgendetwas hatte ihn sehr in Rage gebracht, denn er starrte unaufhörlich die junge Frau an, welche nur wenige Meter vor ihm stand. Sie trug einen leichten Lederwams und einige Schnitt- und Brandwunden zierten ihre sonnengebräunte Haut. Ihr flammend rotes Haar fiel ihr weit über die Schultern und ihre tiefgrünen Augen funkelten angriffslustig ihrem Peiniger entgegen. "Ich habe mich bereits entschuldigt, was willst du mehr?", fragte sie ihn wütend und stampfte dabei mit einem Fuß auf dem Boden. "Du glaubst, das reicht?", empörte sich der junge Mann, der in seiner rechten Hand eine kleine Keramiktasse hielt, die etwas fehl am Platz schien. Genüßlich nahm er einen leichten Schluck bevor er fortfuhr: "Du weißt wohl nicht, mit wem du es zu tun hast!" "Ganz offenbar mit einem Idioten!", blaffte das Mädchen zurück. Einige der anderen Passagiere kicherten vergnügt. Plötzlich traten zwei großgewachsene Männer in weiten Mänteln aus dem Schatten hinter dem jungen Mann hervor. Ein siegessicheres Lächeln umspielte die Lippen des jungen Mannes. "Das kommt davon, wenn man sich mit einem Insolentia anlegt.", erklärte er hochnäsig. Sofort war es totenstill im Abteil. Sogar Ikaru hatte schon von den Insolentia gehört, jenen einflussreichen und wohlhabenden Familien mit Stammbäumen, die länger waren als der sehr ausführliche Ehrenkodex des Tempels. Auch das Mädchen schien schlagartig gar nicht mehr so selbstbewusst zu sein. Nervös verlagerte sie das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, während sie sich hilfesuchend umsah. Eine unangenehme und angespannte Stille breitete sich im Waggon aus. Schließlich räusperte sie sich und sah unsicher abwechselnd von dem jungen Insolentia zu seinen Handlangern und wieder zurück. Sie setzte gerade zu einer Erklärung an, als sie es sich doch noch anders überlegte, auf der Stelle herumfuhr und zum anderen Wagenende stürmte. "Hinterher!", brüllte der tobende Jüngling und sofort setzten sich seine beiden Lakaien in Bewegung. Auch seine Wenigkeit selbst machte sich auf und rannte den beiden grobschlächtigen Männern hinterher, auch wenn er nicht ansatzweise so atlethisch war. Ikaru, der die Auseinandersetzung mit Interesse verfolgt hatte, beschloß einzugreifen. Aus irgendeinem Grund empfand er eine gewisse Sympathie für das seltsame Mädchen. Gerade als der junge Insolentia mit weit ausholenden Schritten an ihm vorbeieilen wollte, lies Ikaru sein Bein vorzucken. Der wütende Gesichtsausdruck wich einer Miene der Überraschung, als der Mann plötzlich durch die Luft segelte und hart auf dem dreckigen Boden des Abteils aufschlug. Die keramische Handarbeit zerbrach berstend und mit einem lauten Knall. Grinsend fragte sich Ikaru, ob mit der Tasse nicht vielleicht auch das Ego des Insolentia in tausend Stücke zersprungen war. Seine Handlanger fuhren alamiert herum und wollten ihm aufhelfen, doch er schlug die helfende Hand beiseite und sprang tobend wieder auf die Beine. "Wie kannst du Wurm es wagen!", brüllte er wütend. Sein Gesichtsausdruck veriet alles. Die Zornesröte war ihm ins Gesicht gestiegen und seine Augen durchbohrten Ikaru förmlich. Solch eine Schmach konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Noch nie hatte man ihn so gedemütigt. Er war schließlich jemand Besonderes und nicht solch ein niederes Geschöpf. "Du weißt anscheinend echt nicht, wer ich bin.", stellte er mit einem übertrieben tiefen Seufzen fest. "Ich, Albert ...", ereiferte er sich, als ihn Ikaru mit einem gelangweilten "Interessiert mich nicht, wer du bist oder was du bist." einfach unterbrach. Abermals ertönte Gelächter aus einigen Ecken des Abteils, was dem jungen Insolentia überhaupt nicht gefiel. "Das darf doch wohl nicht wahr sein!", fluchte er in Gedanken, "Ich, Albert van Arlen werde von so einem Bastard gleich zweimal beschämt, lächerlich gemacht vor anderem niederen Gewürm?" Schon wieder war er erniedrigt worden, doch das sollte nun ein Ende finden und zwar ein endgültiges. Gerade als seine Lakaien einschreiten wollten, stoppte er sie mit einer Handbewegung. "Halt, das übernehme ich!" Auf diese Worte folgend, ballte er mit voller Kraft seine Faust und öffnete diese langsam wieder. Die Passagiere beobachteten das kuriose Schauspiel neugierig und fragten sich, was wohl als nächstes passieren würde. Der junge Insolentia konzentrierte sich, auch wenn es für ihn ein Leichtes zu sein schien. Die Faust öffnete sich und glühende Funken sammelten sich zwischen seinen Fingern, wie Motten, die vom Licht angezogen werden. Die bunten Lichter, welche von Orange zu Gelb und dann zu Rot hin und her wechselten, ergaben nun einen kleinen Feuerball, welcher immer größer und größer wurde. Er spreizte die Finger weiter, während die unruhig glimmende Flamme in seiner Hand stetig anwuchs. "Was hat er vor? Will er mich damit etwa angreifen?" , überlegte Ikaru misstrauisch. In seinen eben noch gelangweilt dreinblickenden Augen blitzte die Kampfeslust auf. Aufmerksam beobachtete er die lodernde Flammenkugel. Doch bevor sie ihre volle Größe erreichen konnte, tippte jemand Albert von hinten auf die Schulter und drückte sanft seine Hand wieder zu, in welcher der Feuerball reifte. "Ich glaube, das ist hier der falsche Ort für einen Kampf.", ertönte es hinter Albert. Die Flammen in seiner Hand erloschen und er drehte sich ruckartig, um dem Frevler ins Gesicht sehen zu können, der es gewagt hatte, ihn in seiner Konzentration zu stören. Doch gerade, als er etwas sagen wollte, sah er das Emblem von Syrinya am Kragen der unbekannten Frau, welche nicht nur mit ihrer zarten Stimme, sondern auch mit ihrer Erscheinung zu überzeugen vermochte. Sie war fast so groß wie Ikaru, hatte knielanges, sehr gepflegt wirkendes, schwarzes Haar und besaß einen für Frauen außerordentlich gut trainierten Körper, der dennoch seine weiblichen Reize nicht im Mindesten eingebüßt hatte. Mit ihren pechschwarzen Augen sah sie Albert und Ikaru abwechselnd an, mit sanfter Stimme sprach sie zu ihnen: "Ich denke, ihr beiden findet später noch eine Möglichkeit, das hier zu beenden, doch nun ist erstmal Schluss damit. Außerdem erreichen wir gleich Syrinya." Der junge Insulentia senkte seine Faust und ließ jegliche Magie verschwinden. Das Emblem von Syrinya, auf welchem man ein Schwert und ein Stab, die sich kreuzten und von einer Schlange umwunden wurden, sehen konnte, glänzte kurz im Licht der Nachmittagssonne auf, als sich die unbekannte Frau kurz verabschiedete und in ein anderes Abteil verschwand.

Ikaru fragte sich, wer sie wohl war. Ihre merkwürdige Art faszinierte ihn. Zwar wirkte sie sehr gelassen und war von ruhigem Gemüt, doch Ikaru konnte spüren, dass an ihr etwas seltsam war. Langsam schweifte sein Blick zu dem Insolentia Jungen, welcher ihn immer noch wütend anstarrte. "Das vergesse ich nicht.", zischte er, "Wir sehen uns wieder und dann bekommst du, was du verdient hast." Er gab seinen Lakaien einen Zeichen und sie folgten ihm zurück in das Abteil, aus dem sie gekommen waren. Die Passagiere im Waggon sahen noch einige Sekunden Ikaru an, manche fragend, andere wiederum belustigt. "Das fängt ja schon gut an", murmelte Ikaru vor sich hin und blickte wieder aus dem Fenster. Jeder spürte, dass der Zug langsam an Geschwindigkeit verlor. Sie hatten Syrinya erreicht. Auf einem schier unendlich langem Gleis fuhr der Runenzug am Rand der Stadt, welche mit ihren orangeweißen Häusern und der riesigen Akademie mit ihren unzähligen einzelnen Gebäuden wahrlich ein einzigartiges Panorama bot. Immer langsamer wurde der Zug, bis er schließlich mit einem sanftem Zischen zum Stehen kam.
 
Zuletzt bearbeitet:

Spartan117™

It's not my Blood!
VIP
Kapitel 2
-Syrinya, das Universitätsland-


Unruhig gingen schwer- und leichtbekleidete Füße hin und her, immer wieder wechselten sie erneut ihre Position. Ein Tumult von vielen Stimmen, die sich grüßten oder einfach nur nett mit einander redeten. Dieses Schauspiel glich einem Ameisenhaufen, in welchem man mit einen kleinen Ast herumstocherte, überall wuselten sie entlang, kreuz und quer. Nur ganz schwach konnte man eine Durchsage hören, die versuchte, sich durch diese Massen zu drängen: "Willkommen im Land Syrinya, dem Universitätsland." Der Bahnhof war überfüllt, ein jeder suchte jemanden oder wollte nur schnell sein teils schweres Gepäck holen und gleich weiter seines Weges ziehen. Auch Ikaru wollte weiter, nachdem er mit viel Mühe seine Klamotten und seine Ausrüstung zusammen hatte. Zum genaueren Überprüfen blieb ihm zu wenig Zeit, ein schneller kontrollierender Blick über sein Sachen musste reichen, als er dieses vom Gepäckwaggon abholte. Alles war da, dachte er sich und suchte den Ausgang inmitten dieser Massen. Das alte Claymore, welches er auf dem Rücken trug und von dem nur der Griff aus seinem Umhang herausragte, stieß immer wieder an seinen Rucksack, in dem einige Untensilien aneinander klimperten. Ikaru tat sich schwer, sich durch die Menschenansammlung zu drängeln, er mochte große Menschenmengen nicht und fühlte sich unwohl. Immer wieder und wieder rumpelte er jemanden an oder wurde angerumpelt und das Wort „Entschuldigung“ sagte er öfter als in seinem ganzen bisherigen Leben. Doch er schaffte es, das mit edlen Holz verkleidete Eingangsportal zu durchqueren und musste erst einmal kurz innehalten als er den Vorplatz betrat, denn der herrliche Anblick, der sich vor seinen Augen auftat, war einfach nur faszinierend und mit einem Schlag fühlte er sich wieder besser, ihm wurde warm ums Herz. Der Bahnhof war schon eine seltene Klasse für sich, mit seinen riesigen Holzstämmen, welche das bunte verzierte Glasdach trugen und seinen mit sandfarben gemauerten Steinwänden. Jedoch wurde das alles von dem Vorplatz bei weitem übertrumpft. Die mit Marmorplatten gebaute Treppe vom Bahnhof breitete sich wie eine Lavine, die einen Berg hinabstürzte, in einem riesigen Halbbogen aus und am Ende schmückten in Bronze getauchte Laternen die Umgebung. Der Platz war mit unterschiedlich farbigen Steinen gepflastert und vereinzelt standen Urfeeneichen mit ihrem riesigen Astwerk und ihren kreisrunden Blättern sowie Mandarobäume, welche fast das ganze Jahr vierfarbige Blüten in Rot, Orange, Gelb und Grün trugen. In Mitten dessen standen vier Statuen, wachsame Ritter, Rücken an Rücken, sich auf ihre Schilde stützend und umgeben von einem klaren, mit weißen Steinen gemauerten Brunnen. Es war wirklich ein seltener Anblick, wenn man bedachte, dass die Stadt am Rand einer Klippe lag und genau über dieser Klippe befand sich der Bahnhof, gehalten von massivem Stahl, verkleidet mit edlem Holz und Stein. So vieles war neu für Ikaru, so vieles hatte er noch nie gesehen, er fühlte sich wie ein kleines Kind im Spielzeugmachergeschäft. "Wahnsinn, einfach der Wahnsinn. So viele Menschen und Häuser", entwich es seinen trockenen Lippen. "Wenn du das schon wahnsinnig findest, schau dir erst einmal die Akademie an", entgegnete ihm eine Frau mittlerem Alters, welche seine Worte wohl im Vorbeilaufen gehört hatte. "Aber was rede ich da, so wie du aussiehst, wirst du eh die Akademie aufsuchen, oder?", fragte sie mit freundlicher Stimme. Doch anstatt normal zu antworten, nickte Ikaru nur, denn ihm war es ein bisschen peinlich, dass er so laut vor sich hingesprochen hatte. Aus dem Schatten der Frau, hinter ihrem Rockzipfel lugte ein kleines Mädchen hervor, schüchtern und dennoch neugierig mussterte sie den Fremden. Eine seltsame Gestalt, beinahe unheimlich, so sprach ihr Blick. Ikaru sah verdutzt nach unten zu dem kleinen Mädchen. "Was guckt sie so? Habe ich was im Gesicht?", dachte er sich leicht verärgert. Er schien immer noch nicht verstanden zu haben, dass sein Anblick anderen Leuten seltsam vorkommen mag, die Kaputze immer noch tief ins Gesicht gezogen und ein Schwertgriff aus dem Umhang ragend. Die Frau sah, wie die beiden sich gegenseitig anstarrten und griff ein, "Das ist unhöflich, was du da machst, Alice." Dann sprach sie zu Ikaru: "Entschuldigen Sie das Verhalten meiner Tochter, aber manchmal macht sie so etwas. Mein Name ist übrigens Samantha", und lächelte ihn an. Ikaru hingegen fand das Verhalten nicht sonderlich schlimm oder anstößig, weswegen er mit einem kurzen und knappen "Nicht doch. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Mrs. Samantha." antwortete. Er ging in die Hocke und sah Alice an, welche sich immer noch schüchtern hinter ihrer Mutter versteckte. Dann sprach er so sanft er konnte: "Hallo, kleine Alice, mein Name ist Ikaru." Er zog bei diesen Worten seine Kaputze runter und zeigte Alice sein ganzes Gesicht mit seinen zerzausten pechschwarzen Haaren. Die Schüchternheit war verflogen bei dem kleinen Mädchen, ihre Augen weiteten sich und sie lächelte. Sie schien gefallen an ihm gefunden zu haben, denn sie ließ den Rockzipfel ihrer Mutter los und ging einen Schritt zur Seite. Ein weißes knielanges Kleid mit blauen Rüschen am Reif und an den Ärmeln sowie braune Schuhe schmückten ihren kleinen zierlichen Körper. Ihre langen dunkelblauen Haare waren zu einem Zopf geflochten und sie sagte nur zaghaft "Hallo". Dann unterbrach ihre Mutter, welche ebenfalls ein langes weißes Kleid trug, ihren kleinen Dialog "Entschuldigen Sie uns, Herr Ikaru, aber wir müssen noch weiter, ein paar Einkäufe erledigen", und fasste Alices bei der Hand. "Nein, nicht doch. Ich entschuldige mich, dass ich sie solange aufgehalten haben", nuschelte Ikaru undeutlich und sah noch einmal kurz das kleine Mädchen an. "Auf Wiedersehen, kleine Alice". Beide zogen sie ihrers Weges und Ikaru zog die Kaputze wieder über den Kopf, tief ins Gesicht, während auch er seinen Weg fortsetzte.

Die gepflasterten Straßen boten allerlei Platz für kleinere Stände, an denen reisende Händler ihre Waren unter die Leute zu bringen versuchten. Wer sich Zeit nahm und das nötige Kleingeld besaß, konnte viele exotische oder auch handgefertigte Sachen erwerben. Von saftigem Obst über bunte Stoffe bis hin zu exquisitem Schmuck und Uhren wurde alles dargeboten, was das Herz erfreute. Alles war so voller Leben, die Menschen plauderten oder feilschten um niedrigere Preise. Manch anderer genoß eine deftige Mahlzeit mit kühlem Bier in einem der wenigen Wirtshäuser. Nach der Marktstraße kam er durch einen vornehmeren Stadtteil. Hier wohnten die Studenten der Akademie, die das Glück hatten, in reiche und einflussreiche Familien geboren geworden zu sein. An den schneeweißen oder sandfarbenen Häusern prangten dutzende reich verzierte Embleme. Die Fenster waren übermäßig stark verziert und man erkannte schnell, dass hier die Zweckmäßigkeit dem Prunk den Vortritt gelassen hatte. Einige Häuser hatten sogar eigene Wachen, welche das Emblem ihrer Herren an ihren Rüstungen trugen und grimmig jeden Fremden einer eingehend Betrachtung unterzogen. Auch Ikaru wurde peinlichst genau gemustert. Irgendwann waren ihm die stechenden Blicke im Rücken jedoch zu viel und er sah zu, dass er den protzigen Stadtteil schnellstens verließ. Schließlich erreichte er eine große Straße mit einer leichten Neigung. Ein schon von weitem sichtbares Schild wies darauf hin, dass sich am Ende der Straße der Hauptkomplex der Akademie befand und genau dahin wollte Ikaru. Er blickte in die Menge der Menschen und konnte eine kleine zierliche Gestallt erkennen, es war Alice, welche brav ihrer Mutter hinterher lief und ein süßes Lächeln aufsetzte. Als er sie sah, konnte er nicht anders, als zu schmunzeln. Vor allem als das Mädchen voran schritt und über eine kleine Pflastersteinecke stolperte, ein kurzer Plums und das schöne weise Kleidchen war schmutzig. Gerade in diesem Moment ertönte Lauthals ein Hilferuf: "Vorsicht! Alle aus dem Weg!!"

Alice Mutter bekam nicht gleich mit, dass ihre Tochter gestolpert war, doch als der Hilferuf durch die Menge schallte, fuhr sie schlagartig herum. Ein großer massiver Handelskarren rauschte ungebremst die Straße entlang. Seine Holzräder, welche mit Eisen verstärkt worden waren, klapperten auf den Pflastersteinen und pflügten über jedes noch so große Hindernis hinweg. Kleinere Tische zerbartsten, beinahe als würden sie explodierten und die Holzsplitter flogen in weitem Bogen durch die Luft. Andere Händlerstände zerschmetterte es mitsamt der Ware in tausend Einzelteile. Die Menschen auf der Straße wurden hysterisch, sie rannten alle kreuz und quer. Kopflos blockierten sich viele Menschen gegenseitig den Weg. Es war ihnen gänzlich egal, ob jemand anderes zu Schaden kam, hauptsache ihre eigene Haut war gerettet. Viele schrien mit voller Kraft um Hilfe, als würde es um Leben und Tod gehen. Der Händler, dem der ausgebüchste Karren gehörte, rannte diesem hinterher und rief immer und immer wieder die selben Worte: "Hilfe! Alle aus dem Weg! Aus dem Weg!" Ikaru verfolgte mit seinen Augen den Wagen, welcher sich wie eine Naturgewalt, wie ein Sturm, der alles zerstörte, was sich ihn in den Weg stellte, seinen Weg bahnte.

Durch eine Seitengasse kam eine junge Frau angelaufen und stoppte erst einmal an deren Ende. Sie sah den Wagen die Straße hinunter rollen. Jedoch schweifte ihr Blick zu dem kleinen Mädchen, das da hilflos auf der Straße lag. Die Mutter rannte zu ihrer weinenden Tochter und hockte sich schützend vor sie, bevor der Wagen sie erreichte. Gerade als die junge Frau, welche noch immer am Ende der Gasse stand, sich in Bewegung setzen wollte, eilte eine andere Gestalt zur Hilfe. Ikaru sprintete so schnell seine Beine ihn tragen konnte, mit einer übermenschlichen Geschwindigkeit auf die Staße. Er dachte gar nicht groß darüber nach, was er da eigentliche tat. Für ihn zählte nur, jemanden zu retten, der seine Hilfe dringend brauchte. Ein wenig Angst hatte er aber schon. "Ob ich das selber überlebe?", schoss es ihn durch den Kopf. "Rennt! Beeilt euch und rennt!", rief er den beiden noch zu, bevor er sich dem Wagen in den Weg warf. Er hob seine Arme, die eisernen Handschellen präsentierend, vor sich und spannte jeden einzelnen Muskel in seinem Körper an. Dann stieß er einen sehr lauten Schrei aus, der jeden erreichte, welcher sich in der Nähe befand. Eisen prallte auf Eisen, die Wucht durchströmte seinen ganzen Leib und drückte ihn zurück. Die unbekannte Frau huschte hinter ihm vorbei, schnappte sich die Mutter mit ihrer Tochter und brachte beide in Sicherheit, die ohne Ikarus Heldenmut wohl keine Chance gehabt hätten. Doch der Wagen drückte Ikaru unaufhörlich weiter. Er schlitterte die Straße entlang, der Karren verlor nur langsam an Fahrt. Beinahe ungebremst raste der Wagen zusammen mit Ikaru in ein Haus, das am Ende der Straße stand. Der Aufprall verursachte eine dichte Staubwolke, die in Kürze allen am Ort des Geschehens die Sicht raubte.

Ikaru musste husten, das Atmen viel ihm schwer. Er kämpfte sich auf die Beine und suchte verzweifelt nach einem Ausgang. Der Wagen hatte die Stelle blockiert, an der er durch die Wand geschleudert worden war. Beinahe blind tastete er sich voran, bis er schließlich eine Türklinke zu fassen bekam. Er zog sie nach unten und stellte erleichtert fest, dass sie unverschlossen war. Sie schwang auf und er stolperte ins Freie, den Hintereingang hinaus. Tief sog er die frische Abendluft ein und sah kurz zurück in das verwüstete Wohnhaus. "Oh verdammt!", fluchte er, "Was mach ich jetzt nur?" Da fiel sein Blick auf ein Straßenschild in Form eines Pfeils. "Akademieeingang" stand dort in großen, prunkvollen Buchstaben geschrieben. Er war in eine Seitenstraße gelangt. "Ach ja stimmt", fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen, "Da war ja noch was". Das zerstörte Wohnhaus war schlagartig vergessen und mit weit ausholenden Schritten lief Ikaru den Weg zur Akademie empor.
 
Zuletzt bearbeitet:

Aeon525

He who doesn't care
Otaku Veteran
Kapitel 3
-Syrinya, was wirst du mir beibringen?-


Die langsam untergehende Abendsonne tauchte Syrinya in rotgoldene Nuancen, fast wie ein Blütenmeer. Ikaru erreichte mit schnellen Schritten das Eingangstor zur Akademie, das noch immer seine großen eisernen mit Gold verzierten Tore offen hielt. Stolz prankte inmitten der Flügel das Emblem der Akademie. Neben dem Tor, an der mit Runenzeichen dekorierten Mauer, war ein Spruch eingemeißelt. Auch wenn Ikaru das Gefühl hatte, diese scheinbar ungeheuer alte Sprache zu kennen, entzogen sich die Schriftzeichen seinem Verständniss. "Irgendwie kommt mir die Sprache bekannt vor. Hab ich sie vielleicht im Tempel irgendwo gesehen?", fragte er sich kurz und ging auf die zwei Wachen zu, welche ohne jegliche Regung zu zeigen, den Eingang bewachten. Sie trugen eine in einem dunklen Blau gehaltene, fein gewebte Leinenkleidung, mit einer robusten glänzenden Rüstung darüber. An der Brust leuchtete sanft ein weißes Zeichen der Akademie auf, jedoch anders als das Emblem. Es repräsentierte ein Schild, das von einem Zahnrad umgeben war. Vier wachsame Augen musterten die Gestalt, die noch immer die Kaputze tief ins Gesicht gezogen hatte und dem einem entfloss nur ein trockenes, "Halt, der Zutritt ist nur Studenten und Ausbildern erlaubt". Die andere Wache fügte noch mit bedrohender Stimme hinzu, "Und erst recht nicht solch zwielichtigem Gesindel wie dir, also verschwinde!" So feindselig hatte sich Ikaru das nicht vorgestellt, er wurde ja bereits am Eingang abgewiesen, nur warum? Und was meinen die Wachen mit "zwielichtiges Gesindel"? Er kannte diesen Ausdruck nicht, weswegen er erst zögerte und starr einige Augenblicke vor den beiden Männern verharrte. "Ich...", rief er laut und senkte seine Stimme dann wieder, "bin aber Student." Kurz herrschte Stille, welche jedoch sogleich durch das laute Lachen der Wachen unterbrochen wurde. "Du und Student?", gab der eine Mann grinsend von sich und drehte sich zum anderen, "Hey Garet, wieso schiebst du eigentlich Wache? Solltest du, so als König, nicht bei deinem Harem sein?" "Ich weiß", entgegnete die andere Wache und ließ vor Lachen fast ihre Hellebarde fallen, "Aber dann würde ich ja solche Momente wie diese verpassen."

Ikaru setzte seinen Rucksack ab und wühlte darin, er suchte das Pergament, das ihm der Großmeister gab. Nach einigen Sekunos präsentierte er dann die Schriftrolle, mit dem Siegel des Tempelordens. Die Wachen verloren ihr Lachen und verstummten schlagartig für wenige Momente. Der größere der beiden schluckte erst einmal. Dann sah er seinen Kompanen an, welcher genauso sprachlos war und erklärte knapp: "Ok, du darfst eintreten. Aber melde dich sofort bei Meisterin Axurus!" Ikaru war erleichtert, hatte er doch schon Angst gehabt gar nicht passieren zu dürfen. "Danke, wo finde ich diese Meisterin Axurus ?", hakte er nach. "Siehst du den sehr großen Gebäudekomplex dahinten, im obersten Geschoss liegt das Arbeitszimmer von Meisterin Axurus", erwiederte der kleinere von beiden und zeigte auf ein sehr großes Gebäude, das aus massiven dunkelroten Steinen gemauert und mit meterhohen Fenstern versetzt war.

Schwer seufzend stellte Scyla die Teetasse auf den Untersetzer. Der goldene Phönix, der stets auf ihrem Kopf saß und schon ihr inoffizielles Erkennungszeichen war, gähnte herzhaft und begann damit in akribischer Feinstarbeit sein Federkleid zu säubern. "Und sie sind sich sicher?" "Absolut", bestätigte Meisterin Axurus. Sie saß auf einem schmalen Stuhl aus edlem Holz und blickte in die forschenden Augen der Schulleiterin. Anders als manche ihrer Kollegen hatte sie kein Problem mit der ungewöhnlich jungen Leiterin von Syrinya. Mehr noch, sie bewunderte diese, beinahe 20 Jahre jüngere Frau sogar. Sie war nicht nur zu jeder Zeit freundlich, wenn auch oft sehr bestimmend. Nein, sie sah auch noch außerordentlich gut aus. Resigniert und ein wenig müde fuhr die Meisterin und stellvertretende Schulleiterin mit den Fingern über ihre Falten. 50 Jahre war sie letztes Jahr alt geworden, wie schnell doch die Zeit verging. Sie erinnerte sich noch an ihre Schulzeit, als wäre es gestern gewesen... Ein Räuspern riss sie aus ihren Tagträumen. "Verzeihen sie mir", entschuldigte sie sich hastig. "Ja, wie bereits gesagt habe, bauen sich die Spannungen zwischen den Königreichen Alendor und Rengard immer weiter auf. Streitthema ist neben der Verteilung der Bodenschätze im Grenzgebiet auch die Handelsstraße von Cu'bak. Momentan begnügen sich aber beide Länder damit, sich gegenseitig Sanktionen anzudrohen. Wenn sich die Situation allerdings weiter zuspitzten sollte, wäre es möglich, dass es tatsächlich zum Krieg kommt." Scyla seufzte und massierte sich die Stirn. "Das müssen wir auf jedem Fall weiter beobachten, schließlich grenzt Syrinya an beide Länder", erklärte sie. "Ich werde alles Nötige veranlassen", erwiderter Axurus, während ihr Blick zum Fenster glitt. Der vermummte und verdreckte junge Mann, der den Wachen scheinbar große Freude bereitete, erregte sofort ihre Aufmerksamkeit. Als er den Arm hob, um auf die Akademie zu zeigen, rutschte der Ärmel seines Mantels herunter und gab den Blick auf seine Handschellen frei. Axurus erstarrte. "Ähmm", erhob sie vorsichtig die Stimme. "Was gibt es denn?", fragte Scyla leicht genervt, und mit einem Hauch von Missgunst in der Stimme. "Der Junge, er ist da", erklärte sie beinahe flüsternd. Sofort verschwand der Ärger aus dem Gesicht der jungen Direktorin und machte der Überraschung platz. Sie versuchte sich betont langsam aus ihrem Sessel zu erheben, doch eine gewisse Nervosität war unübersehbar. "Er wird zu ihnen wollen, Axurus." Scyla war jetzt neben sie ans Fenster getreten und beobachtete die Szene auf dem Vorplatz. "Stellen sie sicher, dass er sie auch in ihrem Arbeitszimmer antrifft." "Ganz wie sie wünschen, Großmeisterin Scyla." Hastig verbeugte sich Axurus noch einmal kurz, bevor sie mit eiligen Schritten den Raum verließ.
Skyla streichelte nachdenklich den kleinen Phönix auf ihrem Kopf, der mal wieder fest eingeschlafen war und beobachtete den Jungen am Eingangstor weiterhin. "Belkim, ich kann deine Entscheidung verstehen, nur ob das wirklich gut geht?" Sie drehte sich zu ihrem großen massiven Tisch und schenkte sich eine weitere Tasse Tee ein. "Als wir damals seine Kräfte versiegelten, war ich schon skeptisch und das hat sich nicht geändert, Belkim. Selbst ER hatte dir gesagt, dass die Idee zu leichtsinnig gewesen ist"

Die Gänge waren lang und schienen endlos, die Wände waren mit Leinentüchern übersät, zwischen denen sich Gemälde spannten, die so groß wie ein Handelskarren waren. Ikaru suchte nach dem Arbeitszimmer von Meisterin Axurus. Die Wachen hatten ihm den Weg genau beschrieben, jedoch glich hier ein Gang den anderen. Einige Studenten gingen an ihm vorbei, manche zögerlich und manche ein wenig verängstigt. Niemand traute sich ihn anzusprechen, obwohl ihm anzusehen war, dass er etwas suchte. "Wo ist dieses Arbeitszimmer nur?", fragte er sich leicht genervt und ging weiter die Gänge entlang. Er wollte aber auch niemanden fragen, da es für ihn einer Aufgabe gleichkam, die es zu lösen galt. Zu seinem Glück aber sprach ihn schließlich doch ein junger Student an. "Kann ich dir behilflich sein?", fragte er Ikaru. Der junge Mann war gute zwei Jahre älter als er selbst und trug ein langärmliges weißes Hemd mit einem blauen Kragen. Am Kragen selbst war das Emblem der Akademie zu erkennen. Es war Ikaru auch bereits aufgefallen, dass die Studenten alle ein weißes Hemd trugen, einige mit grünen, andere mit blauen Kragen. Nur dieses Hemd war gleich, ansonsten hatte sie unterschiedliche Kleidung oder gar Rüstung an. Er nahm das Angebot mit gemischten Gefühlen an. Einerseits war er froh, dass ihn schlussendlich doch jemand angesprochen hatte, andererseits störte es ihn, denn die Aufgabe hatte er damit nicht alleine bewältigt. "Danke", erwiderte er. "Ich suche das Arbeitszimmer von Meisterin Axurus." "Meisterin Axurus?", entgegnete der Fremde mit erstauntem Gesicht. "Wieso willst du zu ihr? Als Neuling solltest du dich eigentlich bei Meisterin Eora melden." Ikaru stemmte den linken Arm in die Seite und zeigte mit dem rechten über seine Schulter. "Die Wachen am Eingangstor sagten mir, dass ich mich bei Meisterin Axurus melden soll." Der Fremde überlegte kurz und antwortete mit gelassener Stimme, "Da bist du hier falsch. Das Arbeitszimmer von Meisterin Axurs liegt genau über uns, also noch eine Etage weiter höher." Ikaru hob seinen Kopf und sah zur Decke empor, dann erwies er dem Fremden seine Dankbarkeit: "Echt jetzt? Ok, ich danke dir vielmals." Der junge Mann grinste. "Kein Problem, schönen Tag noch", erklärte er und zog daraufhin mit leisen Schritten von dannen. Ikaru selbst blickte ihm kurz hinterher und rief ihm noch nach: "Danke, ich wünsch dir auch einen schönen Tag."
Mit dem Hinweis, dass das Zimmer eine Etage weiter höher lag und dazu genau über ihm, zog Ikaru weiter. Er schlenderte durch den Gang und dann die Treppe hinauf, welche ziemlich viel Platz bot. Sie war beinahe sechs Meter breit. Sie schienen unendlich, diese breiten langen Stufen.

Nach wenigen Minos erreichte er sein Ziel, das Arbeitszimmer von Meisterin Axurus. Zögerlich stand er vor der stabilen Tür, auf der mit goldenen Buchstaben "Meisterin Axurus" stand. Er hob seinen Arm, ballte die Hand zu einer Faust und wollte anklopfen, doch er zögerte noch einmal, nur einen Moment. Dann atmete er kräftig durch und schlug dreimal fest an die Tür. Doch es passierte nichts, rein gar nichts. Er klopfte erneut, sogar gleich zweimal hintereinander, dann erklang eine ruhige Stimme von der anderen Seite: "Herein!" Ikaru drehte den Türknauf und zog ihn zu sich. Sein Blick schweifte durch den Raum, während er die Tür hinter sich schloss. Vor einigen Fenstern hing ein Vorhang, der bis zum Boden reichte, fester Stoff mit hohem Gewicht. Gegenüber befand sich ein Bücherregal, in dem einige Bücher fehlten. Doch sah man den Tisch an, so wusste man, wo diese abgeblieben waren. Sanft kroch der Kerzenduft seine Nase empor. "Riecht wie der Frühling in den Bergen", schoss es ihn in den Sinn. Er schritt näher an den Tisch, hinter dessen Meisterin Axurus in einem rotfarbenen Ledersessel saß. "Was ist dein Begehr?", fragte die Frau fordernd. Ikaru legte seinen schweren Rucksack ab und suchte erneut nach dem Pergament. Meisterin Axurus beobachtete gespannt sein Treiben, "Ich frage ihn, was sein Anliegen ist, und er sucht etwas in seinem Rucksack?" "Entschuldigen Sie", rief er ihr zu und hielt dann das Pergament in der Hand. "Ich habe dieses Pergament von meinem Großmeister Belkim erhalten und soll es hier überreichen. Zumindestens erzählten mir die Wachen am Eingangstor, dass ich mich bei Ihnen melden soll, Meisterin Axurus." Die Frau starrte ihn wenige Augenblicke an und fragte ihn dann: "Und dein Name ist?" Ikaru stellte überrascht fest, dass er sich gar nicht vorgestellt hatte. "Doch bevor du mir deinen Namen nennst, könnteste du bitte die Kapuze runterziehen? Ich wüsste gern, wie mein Gegenüber aussieht, wenn ich mit ihm spreche." Sofort kam er der Bitte nach und zog die Kapuze runter, während er ihr seinen Namen nannte: "Mein Name ist Ikaru. Bitte entschuldigen Sie meine Unhöfflichkeit." Es war ihm sichtlich peinlich, das er vergessen hatte sich vorzustellen. "Ikaru und wie weiter?", hakte sie nach. "Nur Ikaru, da ich meinen Nachnamen nicht kenne." Meisterin Axurus staunte kurz, als sie sein Gesicht sah. "Pechschwarze Haare und dazu scharlachrote Augen. Diese sind wirklich extrem selten, wo habe ich das nur schon einmal gesehen?", fragte sie sich in Gedanken. "Woher kommst du?" "Säule des Ostens, vom Tempelorden der Bewahrer." "Der Tempelorden..." Sie streckte ihre Hand fordernd aus und verlangte mit dieser Geste nach dem Pergament. Doch konnte sie mit dem Pergament nichts anfangen, da es versiegelt war. Aber nicht einfach, wie man es kennt, sondern geschützt durch eine magische Barriere. Sie erkannte, dass das Pergament nicht für sie bestimmt war, sondern für Scyla. "Das Pergament nehm ich an mich, ich werde es der Direktorin überreichen, denn für sie ist es gedacht." "Ok, danke vielmals, dass sie es weiterreichen", entgegnete ihr Ikaru, der ein bisschen verwundert war. Wieso gab ihm sein Großmeister ein Pergament mit, welches für die Leiterin der Akademie gedacht war. Er versank kurz in Gedanken, bis ihn Axurus wieder herausriss. "Dein Wohnquartier liegt im Block C, Zimmer 1007. Der Tag neigt sich dem Ende zu, du solltest gleich dorthin aufbrechen und morgen findest du dich in der Früh auf dem Hauptplatz ein. Dann wird dir der weitere Werdegang erklärt." Sie setzte sich wieder in ihren Sessel und legte das Pergament in eine Schublade. Ikaru merkte sich die Angaben, wusste jedoch nicht, wo der Block C überhaupt lag. "Zimmer 1007, Block C. Wo soll das sein?", fragte er leicht verdutzt und krazte sich beschämt am Hinterkopf. "Vor dem Eingang dieses Gebäudes ist der Hauptplatz. Links vom Platz liegt Block A, daneben Block B und das letzte Gebäude ist Block C", erklärte sie ihm mit leicht genervter Stimme. "Ich danke vielmals. Einen schönen Abend wünsche ich noch", sprach Ikaru und schulterte wieder seinen Rucksack. Axurus blieb still und schaute ihm hinterher, als er aus dem Raum ging. Viele Fragen beschäftigten sie, wieso hegte Scyla so ein großes Interesse an ihm? Wieso hat er die seltenen scharlachroten Augen?
 
Zuletzt bearbeitet:

Spartan117™

It's not my Blood!
VIP
Kapitel 4
-Syrinya, überrasche mich-


Gähnend lag der kleine goldene Phönix auf dem Kopf von Scyla, was mit ihren schulterlangen blonden Haaren ein sehr skurieles Bild ergab. Sie kraulte ihn sanft, wie sie es immer tat wenn sie in Gedanken versunken war und sah der untergehenden Abendsonne dabei zu wie sie sich langsam hinter den Bergen versteckte. Vieles ging ihr durch den Kopf, viele Fragen auf die sie eine Antwort suchte. Aber sie war mit einigen Fragen nicht alleine, denn Belkim sollten diese auch beschäftigen.
Durch ein lautes Klopfen an der Tür wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. "Herein", gab sie gelassen von sich, während sie sich zum Eingang drehte. "Entschuldigen sie die Störung zu so später Stunos, Großmeisterin Scyla", erklang es von Meisterin Axurus, die durch die Tür schritt und sich verbeugte. "Kein Problem, ich weiß auch wieso du hier bist" Axurus erhob sich und lies sich ein mildes Lächeln entlocken. "Sie hatten mir vor einiger Zeit gesagt, dass ein junger Mann kommen wird, der eiserne Armschützer trägt. Jedoch wüsste ich gerne, wenn sie gestatten, wieso ihnen dieser Junge so wichtig ist?" Sie holte noch einmal kurz Luft und trat langsam näher an den Arbeitstisch, "Bis auf seine scharlachroten Augen und der Tatsache dass er keine Kenntnisse seines eigenen Nachnamens hat erkenne ich nichts besonderes an ihm" Der kleine Phönix gähne erneut und schlummerte abermals ein, während sich Scyla zur ihrem Tisch begab und ihren Körper sanft in den Sessel gleiten ließ. "Deine Frage ist berechtigt", gab sie klar wieder, um jedoch gleich zum nächsten Satz anzusetzen. "Seine scharlachroten Augen sind zwar selten, aber..."

Der Tag war sehr lang geworden für Ikaru, er war müde und freute sich schon auf sein gemütliches Bett, als er vor seiner Zimmertür stand. Es war bereits später Abend und in den Gängen vom Block C, dem Wohnheim für die neuen Studenten, war kaum noch jemand zu sehen, die Stille der Nacht erhob sich lautlos.
Seine Finger glitten ruhig und bedacht über das Runenfeld neben der Tür. Es leuchtete kurz in einem schimmernden Grünten auf und mit einem leisen Klicken öffnete sich die Tür. Das Zimmer war recht schlicht eingerichtet: ein Bett neben dem ein Nachtisch stand und einen schmalen Arbeitstisch der sich in unmittelbarer Nähe des Kleiderschranks befand. "Hier werde ich absofort einen Großteil meines Lebens verbringen", ging es ihm durch den Kopf und das Gefühl von Heimweh machte sich in ihm breit.Bereits kurze Zeit später hatte er sein Gepäck im Schrank verstaut, die anderen Sachen für die er im Schrank noch keinen Platz gefunden hatte, stellte er so lange auf den Tisch. Sein altes Zweihandschwert mit der nicht mehr lesbaren Gravierung im Griff, fand seinen Platz neben dem Bett.
Es gab ihm ein Gefühl der Sicherheit, denn auch wenn er es nicht zugeben wollte, so fühlte Ikaru sich doch unsicher denn er kannte weder die Umgebung noch kannte er diese Stadt und noch weniger konnte er die Menschen hier einschätzen. Jedoch wusste er, dass er sich all diesen unbekannten Dingen zu stellen hatte. Trotz alledem vermisste Ikaru seine vertrauten Berge, den Tempel und auch seine Freunde. "Freunde", kam es ihm in den Sinn und er dachte an Taiki. "Hmm, ich wollte ihm ja auch noch einen Brief schreiben", murmelte er vor sich hin, während er sich an den Schreibtisch saß und nach Papier, Tinte und einer Schreibfeder griff.
"Ob das noch vom Vorgänger ist?", fragte er sich und fing an Taiki einen Brief zu schreiben. Auch wenn er anfangs erst zögerlich die Feder schwang, weil er nicht genau wusste was er ihm alles niederschreiben sollte, bekam er wiedererwarten trotzdem einige Seiten voll. Gefüllt mit Eindrücken welche auf ihn einwirkten, als er den Zug betrat, die riesigen Statuen sah, jene die als Wächter von Syrinya galten. Er hatte wahrlich sehr viel zu berichten, bevor er sich müde zu Bett begab.

In der frühen Morgendämmerung, als noch keiner von den Studenten die Augen auf machte und die Nachtruhe wie ein Schleier über dem Campus lag, war Ikaru bereits aktiv. Der dichte Wald der gute zwei Stunos Laufschritt von der Akademie entfernt lag, bot ihm alles was er für sein Frühstück brauchte. Er war es gewohnt im dichten Wald zu jagen, es machte ihm Spaß und bot ihm zugleich ein gutes Training.
Einige verschiedene leckere Beeren schmückten die saftige Keule von seiner Beute, einem Makanieichhörnchen, welches er ohne große Mühen erbeutete. Mit Leichtigkeit richtete er sich über einem Feuer sein wohlschmeckendes Mahl zu.Diese Tiere waren so groß, dass sie Ikaru bis an die Knie reichten und besaßen zudem ein dichtes Fell, welches von orangenen Streifen übersät war.Ikaru lies es sich schmecken und verzehrte das halbe Tier. Er war glücklich, auch wenn es für andere Menschen wichtigeres gab, für ihn war jede selbstgejagte Mahlzeit in einer ruhigen Umgebung pures Glück.

Doch langsam pirschte sich ein anderer Jäger an den jungen Mann heran, der seiner Mahlzeit frönte. Schritt für Schritt und sehr behutsam setzte der Jäger eine Pfote vor die andere und beobachtete den jungen Mann, der sorglos sein Frühstück verschlang. Geduldig und ruhig pirschte sich der Jäger weiter vor, bis ihm ein Stück Fleisch entgegen flog. "Hier nimm und lass es dir schmecken", rief ihm Ikaru zu.
Der graue Wolf fraß das Fleisch und kam dann näher. "Ich bin eh gerade fertig geworden, also friss du die andere Hälfte von meiner Beute" Das Tier sah ihn verwundert an und wendete sich dann den Resten des Makanieichhörnchen zu. "So mein Guter, ich muss dann Mal los", teilte er dem Wolf mit, als wenn er ihn verstehen könnte und zog dabei das alte Claymore aus dem Boden. "Pass auf dich auf", murmelte er vor sich hin und machte sich im Laufschritt auf den Weg zurück zur Akademie. Der Wolf sah Ikaru noch wenige Augenblicke hinterher bevor er sich an der Beute satt fraß. Ikaru eilte voran, der Akademie entgegen. Der Wind wehte ihm angenehm um die Ohren. "Ich muss mich beeilen, sonst komm ich noch zu spät!", sprach er laut zu sich.
"Das gibt sonst bestimmt Ärger, vor allem da mir die Meisterin von gestern noch sagte, dass ich mich auf dem Hauptplatz einfinden solle"

Zur selben Zeit machte sich die Großmeisterin Scyla in ihrem Arbeitszimmer fertig. "Wieder beginnt ein neues Jahr, mit zahlreichen neuen Studenten", dachte sie sich, als sie das Treiben auf dem Hauptplatz beobachtete. "Wo ist er?", Ihre Augen glitten suchend durch die Menge der neuen Studenten und es brauchte eine kurze Zeit bis sie bemerkte, das ihr Sprössling von gestern nicht dabei war.
Leicht verärgert zupfte sie dem Phönix eine Feder aus dem Gefieder, worüber dieser offensichtlich nicht erfreut war. Ein kurzes lautes aufschreien, gefolgt von einem Schnabelhieb in Scyla´s Kopf später war die Folge. "Entschuldige mein Kleiner", sprach sie gelassen zu dem kleinen Phönix und streichelte zur Versöhnung sein Gefieder. Langsam ließ sie ihre Finger über seine goldene Farbenpracht gleiten und unterbrach es, als es laut an der Tür klopfte und schrie"Großmeisterin Scyla!".

Nach einem lauten "Herein" wurde die Klinke abrupt nach unten gedrückt und eine Person mit schweren panzerartigen Stiefeln schritt ein, gefolgt von zwei Soldaten. "Entschuldigen sie die Störung, Großmeisterin Scyla", raunte es in den Raum. "Meister Dareyon, was gibt es?", fragte Scyla. Sie war verwundert, denn schließlich sollte Dareyon, der Kommandant der Streitkräfte von Syrinya und Meister des strategischen Kampfes, bereits auf dem Hauptplatz sein. Sie ging zu ihrem Schreibtisch und setzte sich mit fragender Miene in ihren kastanienbraunen Sessel.
Dareyon, sowie die zwei Soldaten hinter ihm, hoben ihre rechte Hand und legten diese dann auf ihre linke Schulter. Ein typischer Gruß der Soldaten einem Vorgesetzten gegenüber. Auch wenn Scyla nicht zum Militär von Syrinya gehörte, so war sie immer noch die höchste Instanz.
Dareyons markante Narbe über seinem rechten Auge schien der Preis eines schweren Kampfes zu sein und nicht nur das. Er besaß viele Narben, sowie Orden die seinen alten erfahrenen Körper und seine geschundene Rüstung verzierten.Ebenso wie seine langen grauen Haare, die streng zusammen gebunden waren, zeugten sie von hohem Alter.
Er hob leicht seine rechte Hand erneut und einer der Soldaten überreichte ihm eine Pergamentrolle. Diese rollte er auf, während sein linkes Auge, was sein letztes verbliebenes war, über den Text flog und er ihr den Inhalt vorlaß. "Im Süden von Syrinya, bei den Kaskaden von Chromden wurde eine ungewöhnliche Aura bemerkt. Bevor wir jedoch dort angelangten war die Aura bereits wieder verschwunden." Scyla stützte ihren Kopf auf ihre dünnen Hände und Dareyon fuhr fort. "Die Aura wurde nicht wieder aktiv, was auf das Verschwinden der Person hinweisen sollte, jedoch war das merkwürdige die extrem blutrote aggressive Art.", er holte kurz Luft, "Großmeisterin Scyla, ich würde einen kleinen Trupp zusammenstellen und die Kaskaden von Chromden für ein paar Tage untersuchen lassen."
Es war ihr anzusehen, das sie sich darüber Gedanken machte da sie anfing an den kleinen Phönix unter dem rauen Schnabel zu graulen: "Wieso ausgerechnet am Anfang des neuen Semesters? Ob es etwas mit ihm auf sich hat?“.“Großmeisterin Scyla?", räusperte Dareyon und riss sie aus ihren Gedanken.
"Ist genehmigt Dareyon, aber nicht mehr als vier Tage und nun begeben sie sich zum Hauptplatz, schließlich sollte der Meister des strategischen Kampfes nicht zum Anfang des neuen Semester fehlen, oder?", befahl sie ihm ausdrücklich mit einem drohenden Lächeln auf den Lippen.
"Jawohl Großmeisterin.". Nach diesen Worten gab er den Soldaten ein Handzeichen und verschwand aus dem Arbeitszimmer. Scyla hingegen verharrte noch wenige Minos an ihrem Arbeitstisch und machte sich dann schließlich selber auf den Weg zum Hauptplatz.

Die Einführungszeremonie der neuen Studenten von Syrinya wurde wie immer auf dem Hauptplatz des Universitätsgeländes abgehalten. Was jedes Jahr einen ziemlich großen Trubel verursacht, denn es waren nicht nur die neuen Studenten des ersten Zyklus anwesend sondern auch die des zweiten und dritten Zykluses. Einzig die des vierten und fünften Zyklus befanden sich zurzeit auf entfernte Reisen.
Ikaru erreichte den Hauptplatz noch rechtzeitig, wodurch seine anfängliche Angst, dass er zu spät kommen würde, verschwunden war. Nur seine Scheu, sich vor allen zu präsentieren, konnte er noch nicht ablegen, weswegen er natürlich wieder seinen alten Lederumhang umgeworfen hatte und unbewusst die Kapuze tief ins Gesicht zog, als er sich in die Menge der neuen Studenten stellte. Um ihn herum herrschte lautes Gerede. Vor allem genau vor ihm schienen zwei junge Männer, die sich offenbar näher kannten, in ein hitziges Streitgespräch vertieft zu sein.
"August van Arlen, hat sich mein Onkel doch dazu erbarmt dich Gestalt hierher zu schicken?" "In der Tat. Er meinte ich solle versuchen den Schmach den du Reinfall über den Namen unserer Familie bringst in Grenzen zu halten." "Du erdreistest dich?" schrie der Insolentia mit hochrotem Kopf. "Wäre mein Vater damals das Oberhaupt der Familie geworden, würde er noch heute Abend dein Kopf rollen lassen!" "Na dann ist mein Kopf aber froh, dass MEIN Vater unsere Familie führt und nicht, ein ahnungsloser Dilettant wie mein hochwohlgeborener Onkel!"
Der rote Farbton auf dem Gesicht des Insolentias, den Ikaru als Albert wiedererkannte, wurde noch einmal einen Ton dunkler. "Du wirst schon noch sehen wohin deine Arroganz dich führen wird!", versprach er unheilvoll bevor er stolz den Umhang über seine Schulter warf und von dannen schritt. "Das wird sich noch zeigen!", warf ihm August noch hinterher.

Eine Trompetenfanfare verkündete den Beginn der Zeremonie und die kollektive Aufmerksamkeit richtete sich auf das hölzerne Rednerpult das auf einer kleinen Bühne im Zentrum stand. Der vorn über gebückte Körper der 50-jährigen stellvertretenden Direktorin der Akademie schob sich schlurfend in das Zentrum der Aufmerksamkeit bevor sie langsam zu sprechen begann:
"Sehr geehrte Student dieser Akademie, es ist mir eine Freude auch dieses Jahr so viele neue Gesichter auf dem Akademiegelände begrüßen zu dürfen. Ich bin Axurus, und stellvertretende Leiterin dieser Institution. Meine Erfahrung hat gezeigt das obwohl ihr aus allen Enden der Welt gekommen seid und aus verschiedensten Völker´n und Kulturen stammt, ihr euch sehr schnell gut miteinander verstehen werdet. Ihr werdet die neue starke Generation und in euren Händen wird die Zukunft liegen. Es sollte euer Ziel werden so viel wie möglich über andere Kulturen zu erlernen und sie zu schätzen. Auf dass ihr eine Zukunft voller Frieden und Wohlstand erschaffen mögt." Mit diesen letzten Worten entfernte sie sich langsam und rückwärts vom Pult, bevor sie ihre Stimme ein weiteres Mal erhob und ankündigte:
"Ich überreiche das Wort nun an meine Vorgesetzte und die Leiterin der Akademie, die Großmeisterin Scyla D'car Valenti!"

Kaum waren die Worte ausgesprochen, so ertönte ein schrilles pfeifen, gefolgt von einer Dunkelheit die sich kreisförmig ausbreitete und das strahlende Sonnenlicht zu verschlingen schien. Die Sicht wurde zunehmest trüber was unter den Zuschauern für Verwunderung sorgte. "Wieso wird es auf einmal Dunkel?", hörte Ikaru ein Mädchen neben ihm sagen. Dunkel, dass war das Wort welches auch ihm in den Sinn kam. Jedoch war es unnatürlich und aufdringlich.
Dann schossen Leuchtkugeln den pechschwarzen Nachthimmel hinauf, erst zwei, dann vier und zum Schluss acht riesige, allesverschlingende Feuerbälle und in ihrer Mitte flog ein Phönix empor. Rasend schnell zog er seine Bahn, hinter sich einen brennen Schweif. Alle Blicke der Studenten waren nur auf diesen Phönix gerichtet, welcher am Ende von einer neunten violetten Leuchtkugel getroffen wurde. Er explodierte zu kleinem, glitzerndem Staub und rieselte langsam zu Boden. Wer die fallende Asche beobachtete merkte bald, dass diese in die Hände einer Frau fiel. Ihr Gesicht reflektierte das flüchtige warme Licht, welches die Asche des Phönixes abstrahlte. Sie hielt kurz inne, atmete durch und begann ihre Rede:
"Ich bin Großmeisterin Scyla D'car Valenti, Direktorin von Syrinya. So wie einst die Väter des Blutschwurs dieses Land beanspruchten, um hier die besten Kämpfer weit und breit auszubilden. So werde auch ich diese Pflicht erfüllen, euch zu formen! Ihr seit wie diese Asche des legendären Phönix, voller Hoffnungen und Ambitionen aber dennoch nicht mehr als ein formloses etwas ohne Nutzen. Dies werden die Meister von Syrinya und ich ändern! Wir werden euch zu vollwertigen Kämpfern formen und euch auflodern lassen wie ... ", in ihren Händen strahlte das Licht immer intensiver, immer heller und immer stärker, es pulsierte und jeder konnte genau erkennen, wie sich der Phönix brennend aus seiner Asche erhob, "...dieser Phönix". Der kleine Vogel gab einen lauten Schrei von sich und die Hülle der Dunkelheit zerbrach. Das Licht der Tagessonne erhellte nun wieder den Hauptplatz in voller Pracht. Alle Studenten fingen an in die Hände zu klatschen, manch einer ließ sich dazu hinreißen die Finger im Mund zu spitzen und laut zu pfeifen. Scyla drehte sich zu Axurus um, um ihr mit einem Kopfnicken zu verdeutlichen das sie nun weiter machen soll. Meisterin Axurus beendete die Eröffnungszeromonie mit der Aufteilung der Studenten in ihre Klassen, sowie dem kurzen Vorstellen einiger wichtiger Lehrkräfte.
Dies bekam Ikaru erst gar nicht mit, denn er war fasziniert von diesem Spektakel. So was gab es im Tempel nie zu sehen, zumindest nicht in diesem Ausmaß. Vielleicht mal hier und da eines der vielen kleinen Feste, aber keines davon nahm solche Dimensionen an. Es fing an in ihm zu kribbeln, seine Vorfreude auf die kommende Zeit wurde immer größer, es war wahrlich so wie Taiki es ihm sagte. Syrinya steckt voller Überraschungen.


Zur kleinen Auffrischung:
Sekunos, Minos, Stunos = Sekunde, Minute, Stunde ;)
Zyklus = Zwei Semester = 1 Jahr
 
Zuletzt bearbeitet:

Spartan117™

It's not my Blood!
VIP
Kapitel 5
-Syrinya, ein Kampf ohne Magie-


"Ihr Klassenzimmer liegt auf Ebene 2, Gang D, Zimmer D-1, bitte dort einfinden.", las Ikaru für sich von dem Zettel vor. Er hatte das Blatt mit den genauen Anweisungen von Meisterin Axurus kurz nach der Eröffnungszeromonie erhalten. Doch leider war Ikaru die Architektur des Gebäudes völlig unvertraut. Wäre es der Tempel, so würde er im handumdrehen selbst die verborgendste Ecke finden. Selbst mit verbundenen Augen würde er nicht den Überblick verlieren. Aber hier in Syrinya kannte er gar nichts, alles war so Neu für ihn.
"Zimmer D-1", murmelte er vor sich hin, als er das Schild über der nussbraunen Holztür sah. Bevor er der Höflichkeit halber anklopfen konnte, wurde er unterbrochen. Ein junger Mann rief ihm vom weitem etwas entgegen. "Warte! Bitte, warte nur einen Augenblick noch!"
Ikarus Hand hielt nur wenige Zentimeter vor der Tür an. Er sah zur Seite, um die Person genauer zu betrachten. "Wieso soll ich warten?", fragte er sich und musterte den jungen Mann genauer. Kurzes blondes Haar, genauso zerzaust wie sein eigenes. Einen guten halben Kopf größer als er und mindestens genauso durchtrainiert. "Wieso sollte ich warten?", fragte Ikaru den Fremden. Er war nun bei Ikaru angelangt und verschnaufte kurz.
"Ganz einfach," er atmete tief ein, "das sieht doch total blöd aus," er holte erneut tief Luft "wenn du vor mir reingehst und ich nur wenige Sekunos später.", erklärte er Ikaru und klopfte an die Holztür. "Herein", rief es von der anderen Seite. Der Fremde sah Ikaru an, auch wenn er sein Gesicht nicht ganz erkennen konnte. Schließlich hatte Ikaru noch die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Er fasste ihm auf die Schulter und sagte, "Nun kommen wir beide zu spät!" Er grinste bei den Worten und stieß die Tür leicht auf.

"Gleich am ersten Tag zu spät?", fragte Eora, die Klassenlehrerin von Ikaru. Beide Jungen blieben erst einmal mit bedrückter Miene am Eingang stehen. Der Fremde übernahm sofort das Wort. "Entschuldigen sie unsere Verspätung. Wir haben wohl ein wenig zu lange gebraucht, um den Weg hierher zu finden", entgegnete ihr der Fremde.
Eora machte erst ein ernstes Gesicht und stützte sich am Pult ab welches gerade so groß war, dass es nicht absolut lächerlich aussah. Denn sie war gerade einmal 1,65m groß. Sie hatte kurze weinrote Haare und ein metallenes Stirnband. Dazu trug sie einen roten Kampfanzug aus schwerem Leinenstoff mit einem ärmellangen Oberteil und einem kurzen Unterteil. Welches ihr nur bis zu den Oberschenkeln reichte. Ihre schwarzen Handschuhe mit den eisernen Handrücken zeichnete sie als Kämpferin aus.
"Nun gut, am ersten Tag will mal nicht so sein und ein Auge zudrücken, aber wehe ihr beiden kommt noch einmal zu spät." Sie ging zu ihrem Pult und zog ein Buch darunter hervor. "So, dann wollen wir mal sehen." sagte Eora und sah dabei den Fremden an. "Wie ist dein Name?"
"August van Arlen, Ma'dam." schoss es aus ihm raus. Er schien leicht nervös zu sein, denn mit einmal nahm er Haltung an, als wenn er beim Militär wäre. Ikaru hingegen stand noch so lässig da, wie er herein gekommen war. Ihn störten aber dafür die stechenden Blicke im Raum, die man ihm entgegen warf. Wieder bemerkte Ikaru nicht, dass er ein skuriles Bild abgab. Niemand konnte durch die Kapuze sein Gesicht erkennen. Was natürlich auch Eora störte.
"Hey, kannste mal die Kapuze runternehmen? Ich will dein Gesicht sehen!", fuhr sie ihn an. Ikaru zuckte zusammen und benutzte beide Hände, um die Kapuze zurück zu ziehen. Dabei entblößte er die eisernen Handschellen an seinen Handgelenk. Die Runen auf diesen Armschienen leuchteten in einem angenehmen Himmelblau und sorgten für viele Blicke der anderen Studenten. Fast jeder im Raum fragte sich, was die Handschellen zu bedeuten haben. Andere hingegen interessierten sich dafür rein gar nicht. Auch wenn solch ein Bild schon eher selten war, trotz der unterschiedlichen Kampfanzüge oder Kleidung, die die Studenten trugen. Meist war nur der Kragen des Hemds gleich, das Hemd jedoch nicht. Entweder wurde es an die Rüstung oder dem Anzug angepasst, oder man trug es einfach lässig darüber. Für die Akademie war es nicht wichtig wie das Hemd getragen wurde, sondern nur, dass der Kragen zu erkennen war.
Da Ikaru nun endlich die Kapuze runtergezogen hatte, fragte Eora auch ihn nach seinem Namen. "Und wie ist dein Name?" Er überlegte nicht lange und sagte nur, "Ikaru ist mein Name." "Ikaru und weiter?", hackte sie fragend nach. "Nichts weiter, einfach nur Ikaru." Nun war Eora stutzig geworden und schlug das Buch auf, welches sie noch in den Händen hielt. Sie blätterte ein paar Seiten und fand die Namensliste der Klasse. Ihr Zeigefinger glitt die Liste entlang.
"Ikaru, Ikaru, Ikaru, ah hier bist du." Sie machte ein verwundertes Gesicht und sah ihn dabei an. "Hier steht auch nur Ikaru, aber du musst doch einen Nachnamen haben oder vielleicht einen Titel? Das ist das erste Mal, dass ich einen Studenten habe, von dem ich nur den Vornamen weiß."
"Es tut mir leid, aber ich besitze weder Nachnamen noch einen Titel.", gab er mit einem beschämenden Grinsen von sich und kratzte sich dabei nervös am Hinterkopf. Langsam wunderte sich Ikaru, wieso ihm so viele nach seinem Nachnamen fragen. Er hatte doch keinen und im Tempel spielte das auch nie eine Rolle. "Was haben die bloß alle mit meinem fehlenden Nachnamen?", fragte er sich Innerlich.

Eora ging nicht weiter darauf ein und schlug das Buch wieder zusammen. "Nun gut, dann sucht euch einen Platz aus und setzt euch.", befahl Eora den beiden. Ikaru zögerte erst, aber August sah ihn kurz an und sagte, "Los komm, wir setzten uns zusammen ganz nach oben.“
Der Raum war stufenförmig aufgebaut und wurde durch einen Mittelgang geteilt. Jede Seite besaß zwei Sitzbänke mit einem Schreibpult davor. Diese boten Platz für jeweils zwei Personen und waren aus massivem, rotbraunen Holz. August ging zügig vorweg und Ikaru nur träge hinterher. Langsam setzte er einen Fuß vor den anderen die Stufen hinauf. Sein Blick wanderte abwechselnd hin und her. Er sah sich seine Mitstudenten nur flüchtig an. Alle waren ungefähr in seinem Alter. Es gab vielleicht ein Jahr unterschied, aber mehr auch nicht. Als er fast auf der letzten Stufe angekommen war blieb er stehen und sah zur linken Seite des Raums. Sein Blick verlor sich in den eisblauen Augen einer jungen Frau, die ihn ernst ansah. Ihr langes, pechschwarzes Haar schmiegte sich ihren Rücken entlang bis zu ihrer Hüfte und betonte ihren sportlichen Körper. Dessen attraktive Rundungen ihr wohl noch für längere Zeit die Aufmerksamkeit ihrer männlichen Klassenkameraden sichern würde.
"Ich glaub du hast sie lange genug angestarrt, Ikaru. Setzt dich bitte nun.", ertönte es von Eora. Worauf die Klasse mit einem lauten Gelächter reagierte. Jeder musste über Ikaru schmunzeln, wie er so starr stehen blieb und die junge Frau ansah. "Entschuldigung, Miss Eora.", erwiderte Ikaru und eilte weiter voran. Das alte Parket unter ihm knackste, als er sich auf seinen Platz neben dem Fenster setzte. "Oh Mann, wie Peinlich.", dachte er sich. Er wusste auch nicht, wieso er das tat, aber diese eisblauen Augen faszinierten ihn so sehr, dass er kurz alles um sich herum vergaß. Ihm gingen sie nicht aus dem Kopf, weswegen er nochmal zu ihr rüber sah. Anscheinend war sie nun mit ihrer Nachbarin darüber am reden.
"Ayria, du böses Mädchen. Gleich am ersten Tag verdrehst du einem Jungen den Kopf." sprach die Nachbarin der jungen Frau. "Alber nicht herum, Leora." zischte Aryia sie an und drehte sich zu ihr hin. "Hast du seine scharlachroten Augen gesehen?" fragte sie verwundert.
"Nein, habe ich nicht, aber sind diese Augen nicht genauso selten wie deine, Aryia? Ich hab gehört, es gab mal einen alten Clan bei dem Berg Andron, dessen Männer scharlachrote Augen besaßen. Jedoch soll der Clan schon seit sehr vielen Jahren nicht mehr existieren." erzählte Leora und fuhr sich sanft durch ihre kurzen, wilden, feuerroten Haare. Ayria hob ihre Hand schützend vor ihren Mund und flüsterte: "Naja, was heißt seit sehr vielen Jahren? Der Clan existiert laut meinem Vater schon seit über 400 Jahren nicht mehr. Aber das ist eigentlich auch irrelevant, schließlich sind scharlachrote Augen auch außerhalb des Clans vorgekommen." Leora lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinterm Kopf. Ihr Blick wanderte zu Ikaru hin und sie gab nur ein kurzes Seufzen von sich. "Was los, Leora?", fragte Ayria und sah ebenfalls zu Ikaru. "Naja, ich hab nur normale blaue Augen, deine sind eisblau und wunderschön, jedoch er da schaut nach nem schlechten Taschendieb aus und besitzt eine der drei seltensten Augenfarben, die es gibt.", murmelte Leora vor sich hin und seufzte erneut.
"Hmm, ein schlechter Taschendieb ist er schon einmal nicht." Leora wollte gerade was darauf sagen, da fuhr Aryia aber schon fort, "Ich hab dir doch von dem seltsamen Jungen erzählt, der gestern in der Stadt sich vor den Wagen gestellt hatte." Leora schaute erneut zu Ikaru, "Ja, hast du, aber sag mir jetzt nicht, das er das ist?" Ayria lehnte sich ebenfalls zurück und sagte nur: "Doch, er ist es. Dieser alte Lederumhang und diese eisernen Handschellen sind die Selben wie gestern."

August schmunzelte und verkniff sich das Lachen. Er sah zu Ikaru und klopfte ihm auf die Schulter. "Du bist mir einer, mein Name ist August van Arlen. Freut mich dich kennenzulernen.", flüsterte er Ikaru zu. "Danke, mein Name ist Ikaru. Auch mir ist es eine Freude dich kennenzulernen.", entgegnete er August und bevor er noch was sagen konnte, meldete sich Eora zu Wort.
"So meine jungen Studenten, wollen wir mal anfangen. Zuerst, mein Name ist Meisterin Eora Flux. Ich bin für den ersten Zyklus sowas wie eure Klassenlehrerin. In Syrinya werdet ihr fünf Zyklen durchlaufen. Für den Ersten tragt ihr das grüne Emblem an eurem Kragen. Dies zeichnet euch als Adepten aus, also die Neulinge sozusagen. Für den zweiten und dritten Zyklus bekommt ihr das dunkelblaue Emblem. Damit habt ihr den Status eines Gelehrten und für die restlichen zwei Zyklen werdet ihr das dunkelrote Emblem tragen. Dadurch seid ihr schon vollwertige Magister. Was nach den fünf Zyklen auf euch wartet, obliegt bei eurem Land oder eurem Clan. Nur wenige werden hier weiter ihr Studium fortsetzen, um irgendwann von Großmeisterin Scyla zum Meister ernannt zu werden."
Eine junge Frau in der vordersten Reihe meldete sich. "Hast du eine Frage?" sagte Meisterin Eora und ging zu ihr hin. "Ihr Rang Mrs. Eora, also der eines Meisters, ist ja Golden. Aber was ist mit dem Schwarzen? Ich hab gehört solch einen gibt es auch noch?" fragte die junge Dame ganz aufgeregt. Meisterin Eora drehte sich von ihr weg und lief ein paar Schritte Richtung Pult. Das alte Parkett knackste unter ihr bei jedem Schritt und sie machte eine schnelle Drehung, um der jungen Frau wieder das Gesicht zu zukehren."Diesen Rang gibt es, aber mehr kann ich euch derzeit nicht dazu sagen." Sie sah wieder zu den anderen Studenten und fuhr fort: "Da ihr alle hierher geschickt wurdet, sei es freiwillig oder unfreiwillig, habt ihr bereits Kenntnisse im Umgang mit der Magie. Ich will hier nämlich nicht beim Urschleim anfangen und euch alles erklären müssen, als wenn ich hier nur 8 jährige Kinder vor mir sitzen hätte. Denn ihr seid keine Kinder mehr, ihr seid junge Erwachsene und der Spaß hört ab heute auf. Bei mir werdet ihr den offensiven Kampf studieren und ich werde euer Weltbild erweitern. Denn all eure Kraft kann mehr bewirken, wenn ihr andere Kulturen und deren Geschichten kennt. Jede noch so kleine Information kann euch im Kampf nützlich sein, das dürft ihr nie vergessen." Sie ging wieder hinter ihr Lehrerpult, welches einen guten Meter breit war und klappte das Buch erneut auf. "Zuerst werde ich die Namen vorlesen und ich will ein lautes 'Hier' hören, danach gehen wir auf meinen Kampfplatz und wir sehen uns mal an, wie weit eure Kampffähigkeiten sind."

Das Wasser stürzte unaufhörlich vor dem Eingang hinab und spritzte teilweise in die Höhle hinein. Vereinzelte Tropfen fielen von der Decke herunter, was eine der düsteren Gestalten, die in der Höhle Zuflucht gesucht hatten, ungeheuerlich zu stören schien. "Wieso müssen wir uns hier verstecken? Ich mein, wir können die doch einfach umbringen, oder?", fragte der Kleinere der Beiden. Er saß in der Hocke und schaute zum Eingang. Seine Augen verengten sich zu engen Schlitzen als er sich zu seinem Kumpanen umwandte. "Hey, Drom! Hörst du mir überhaupt zu?"
"Halt endlich die Schnauze Faras!", brüllte ihm der größere der Beiden als Antwort entgegen. "Wie oft soll ich dir noch sagen, dass wir nicht dafür bezahlt werden, diesen Suchtrupp zu eliminieren. Wir haben einen anderen Auftrag und dafür sollen wir noch warten." Er erhob sich aus seiner dunklen Ecke, seine Axt fest in der Hand. Sie schlug gegen das Gestein und Funken sprühten davon ab. Die Ausmaße seines Körpers waren gewaltig und die stählerne Rüstung mit den riesigen Schulterpanzern verstärkte das Bild noch zusätzlich. Er war gute 2,50m groß und wog mehr als das doppelte eines normalen Mannes. Eine lange Narbe verlief über seine Glatze und endete am Nacken.
Langsam schritt er zu Faras und stieß seine Axt in den steinernen Boden neben ihm und erklärte in befehlshaberischer Tonlage: "Du wirst dich gedulden und endlich RUHE GEBEN!"
Faras verzog keine Miene, er starrte Drom weiter an, bis dieser sich wieder in seine dunkle Ecke gesetzt hatte. Emotionslos drehte er sich wieder in Richtung Eingang. Leise murmelte er vor sich hin: "Wieso müssen wir uns hier verstecken? Wie Ratten in einem versifften..." Er wurde unterbrochen, als Drom seine Worte hörte und ihm einen Stein an den Hinterkopf warf. "FARAS!", brüllte er noch hinterher.

Derweil waren Ikaru und seine restlichen Mitstudenten damit beschäftigt, sich auf dem Trainingsgelände von Meisterin Eora in der Kampfkunst zu messen. Das Kampfgebiet erinnerte stark an eine Arena. Es war im Boden eingebettet, gute 10m Tief. Oben war ein Geländer, wo andere Studenten dem Treiben beiwohnen konnten. Was auch prompt einige taten, vor allem die älteren Studenten empfanden rege Belustigung dabei. Schließlich waren es die Neulinge, die hier ihr Kräftemessen veranstalteten und da waren witzige Patzer vorprogrammiert. Auch wurden im großen Stil Wetten veranstaltet, was aber natürlich niemand der älteren Semester je verraten würde.
August war gerade in einen Kampf gegen Darus verwickelt, einem talentierten Mitstudenen. Dieser verstand es sich auf Kämpfen mit dem Bogen. Aber er feuerte keine normalen Pfeile ab. Nein, seine umgab er mit Magie, wie so viele andere Studenten auch. Er feuerte einen Pfeil ab, welcher mit einer solch enormen Geschwindigkeit unterwegs war, dass man diesen kaum mit dem bloßen Auge verfolgen konnte. Zischend pfiff dieser durch die Luft. Jedoch wusste August sich zu wehren und zog seinen Stab. Dieser glich einem alten, zwei meter großen Wanderstock, graviert mit kupfernen Buchstaben und zwei wiesengrünen Leinenbändern an jedem Ende. Er zögerte nicht lange und rief, "Erhebe dich, Wand der Undurchdringlichkeit!" und stieß den Stab in den Boden.
Der Erdboden bebte. Es war wie ein Donnern, das im Anmarsch war und gut einem Meter vor ihm schoss eine Wand aus Erde empor. Der Pfeil schlug ein, ein Knall hallte durch die Arena und August konnte beobachten wie die abgerundete Spitze des Pfeils als einziges durch die Mauer linste.
"Willste dich verstecken?", gab Darus fragend von sich. Seine Stimme blieb ruhig und gelassen. Er machte einen halben Schritt nach hinten und zog erneut einen Übungspfeil aus dem Köcher. "Was heißt hier verstecken? Ich kann auch anders!", äffte August ihn an. "Dann zeig es mir!", fuhr Darus fort, während er die Sehne spannte und flüsternd den Wall aus Erde ins Ziel nahm.
August ging selber auch zurück, gute zwei Schritte und hob seinen Stab horizontal vor seiner Brust an. "Dann wollen wir mal loslegen und nicht so viel Zeit vertrödeln.", spornte er sich selbst an. Um seine Hand sammelte sich Sand, kreisend, wie Fliegen die um einen Kadaver flogen. Dann zog er den Stab wenige Zentimeter zu sich, um ihn dann mit einem lauten Schrei wieder von sich wegdrückte. Der Sand formte sich zu einem Speer und schoss durch die Mauer aus Erde. Diese zerbarst in einer Wolke aus feinen Staub, durch die nun der Speer flog. Rasend schnell schoss dieser auf Darus zu. Doch Darus feuerte ebenfalls, aber diesmal drei Pfeile auf einmal. Der Mittlere stieß mit dem Speer zusammen und ein erneuter Knall donnerte durch die Arena. Die anderen beiden zischten um Haaresbreite an Augusts Kopf vorbei und schlugen hinter ihm ein.
"Ok, das reicht nun. Ihr könnt aufhören und euch zu den anderen stellen.", unterbrach Meisterin Eora den Kampf und machte sich Notizen in ihrem Buch. "Wie sie wünschen, Meisterin Eora.", gab Darus von sich, während er sich den Staub von seiner Lederrüstung schlug und die Riemen fester schnürte. August hingegen war noch ein wenig schockiert, so knapp wie die Pfeile an ihm vorbei zischten. Aber er fing sich wieder und antwortete Eora ebenfalls. "Wie sie wünschen, Meisterin Eora."
Ikaru war erstaunt von dem ganzen Spektakel. Ihm juckte es regelrecht in den Fingern, voller Aufregung. Er wollte auch kämpfen und zeigen was er konnte, auch wenn er nicht ganz verstanden hatte, wie August und diejenigen vor ihm das gemacht hatten. Die Mauer aus Erde aufgebaut, oder von dem einen Mädchen vorhin die Wasserfontäne. Sowas hatte er noch nie in seinem Leben gesehen.
Meisterin Eora verfolgte mit dem Finger die Namensliste und rief die letzte Sparringspaarung auf, "Als nächstes und letztes werden nun Ikaru und Leora D'kan gegeneinander kämpfen!"
"Dann wollen wir mal sehen was dein Verehrer so drauf hat.", sagte Leora zu Ayria und zog sanft einen Dolch aus ihrem Halfter, welcher am Oberarm befestigt war. Leora hatte sehr viele Dolche am Körper. Sei es am Oberarm, Unterarm oder der Taille. Auch am Schienbein schmückten drei Dolche das jeweilige Bein.
Ikaru sah Leora an und war gespannt was sie drauf hatte. "Sie besitzt aber sehr viele Dolche. Hat sie so einen großen Verschleiß davon?", dachte er sich, als er sich ihr gegenüberstellte. Er zog sein altes Claymore vom Rücken und ging leicht in die Knie. Mit angewinkelten Armen zum Körper hin, hielt er das Schwert schützend vor sich, so dass die Spitze zum Boden zeigte. "Erstmal schaun was kommt.", überlegte er sich, während er auf eine Reaktion von seinem Gegner wartete. Doch Leora sah sich das alte Schwert genauer an und fing an zu lachen. "Mit diesem rostigen alten Schwert willst du kämpfen? Sowas würde ich nicht einmal einer Strohpuppe in die Hand drücken.", ergötzte sie sich und sorgte für ein breites Gelächter unter den Zuschauern. Selbst Ayria hielt sich die Hand schützend vor den Mund, um ihr Lachen halbwegs zu verbergen. "Das ist ein gutes Schwert und es hat mir immer treue Dienste erwiesen." entgegnete ihr Ikaru leicht verärgert. "Dann wollen wir mal sehen, wie gut die Dienste deines Schwerts wirklich sind." Leora flüsterte unverständlich vor sich hin und schoss plötzlich blitzschnell zu Ikaru. Der erste Stich traf das Schwert und dann stach sie abermale erneut zu. Wie ein Pfeilregen kamen ihre Angriffe und Ikaru konnte erstmal nur sich schützend hinter seinem Claymore verstecken. "Was los Junge? Willste dich nur verstecken?", spottete Leora und startete zu einer Drehung. Sie steckte einen der Dolche zurück in ihren Halfter am Unterarm und zog einen größeren vom Rücken. Dann vollendete sie ihre Drehung und traf ihn am Rücken. "Das ging ja schnell, wie langweilig.", ertönte es von einem Zuschauer. Doch Leora blieb ruhig, aus ihrem anfänglichen, siegessicheren Grinsen wurde eine ernste Miene. Der Dolch traf Ikaru zwar am linken Schulterblatt, jedoch wurde er vom alten Lederumhang abgefangen. Leora fing an sich wie ein Wirbelsturm zu drehen und ließ sich vom Wind zurück an ihre Ausgangsposition tragen. "Also der defensive Typ, sieh an. Hätte ihn auf den offensiven geschätzt. Nur welche Verteidigungszauber wirkt er, dass dieser schäbige Umhang meinen Hieb abfängt?" fragte sie sich und wartete auf Ikarus Reaktion. Dieser überlegte nicht lange und rannte auf Leora zu, das alte Claymore hinter sich herziehend. Die Spitze zog eine Furche in den Boden und dann holte er aus. Doch Leora wehrte diese Attacke mit ihren Dolchen ab. Um ihre Klingen formte sie einen Wind, dieser wurde immer schneller und schneller. Sie erzeugte einen Gegendruck und stießen damit Ikaru wieder von sich. Jedoch zögerte er nicht lange und schwang erneut sein Schwert. Es brauste durch den Boden und wirbelte Staub auf. Die Sicht war vernebelt, selbst er erkannte nicht mehr sein Ziel. Bis inmitten des Staubs sich ein Trichter bildete und zwei Dolche ihm entgegen flogen. Er duckte sich reflexartig und sie schossen nur ganz knapp über seinen Kopf hinweg. Langsam legte sich der Staub und man sah wie sich die beiden gegenüberstanden. Ikaru überlegte nicht lange und griff erneut an, genauso wie bei seinem ersten Versuch. Jedoch war das Ergebnis das Selbe wie zuvor. "Wie lange willst du noch ohne Magie kämpfen?", fragte sie ihn spöttisch. "Ich weiß nicht was du meinst.", entgegnete er ihr und sprang erstmal einige Meter nach hinten, um Abstand zu ihr zu gewinnen. "Was soll ich wohl schon meinen? Auch wenn das nur ein Übungskampf ist, so zeig doch was du kannst. Mit diesen lächerlichen Angriffen wirste du bei mir nichts erreichen."
Ikaru blieb ruhig und überlegte was er gegen sie machen könnte, "Sie ist verdammt schnell und der Umhang stört, ich brauch mehr Bewegungsfreiraum. Sonst komm ich nie gescheit an sie heran." Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gefasst, blickte er zu August. "August, kannst du bitte kurz den Umhang für mich aufbewahren?", fragte er ihn und zog den Umhang aus. "Sicher kann ich das machen. Wirf ihn mir einfach rüber!", sagte August und wartete auf den Umhang. Ikaru warf seinen alten Lederumhang einen Meter vor Augusts Füßen hin. Ein leises Krachen ertönte, als dieser zu Boden fiel. Zum Erstaunen der Zuschauer hob August den Umhang an und fragte Ikaru laut vor allen Leuten, "Was ist das für ein Umhang? Der wiegt ja gut die Hälfte von mir." Erst jetzt sah August die Innenseite des Umhangs, an dessen sehr viele kleine Eisenplatten hingen. Sie waren teilweise in das Leder eingearbeitet.
Auch Leora sah nun den Grund wieso er ihre Attacke blocken konnte, "Deswegen also, aber wieso sollte man mit so etwas schweren nur kämpfen wollen?", fragte sie sich und betrachtete Ikaru nochmals genau. Dann fiel es ihr auf, "Er hat ja überall eiserne Platten. An jedem Beim vier Stück, jeweils zwei Frontal und Hinten. Genauso an seinen Armen, trägt er deswegen die Handschellen? Oh Mann, auch an der Brust trägt er welche, sowie am Bauch." Leora ging einen Schritt zurück und nahm eine Kampfposition ein. Nun wusste sie, was sie zu tun hatte. "Alles klar, also deine Platten sind dein Schutz. Ich muss zugeben, dass ich Anfangs gar nicht darauf geachtet habe. Aber wenn man dich genauer betrachtet, sieht man die ins Leder eingearbeiteten Platten.", sagte sie zu ihm und setzte ihr siegessicheres Lächeln wieder auf. Nur Ayria, die den Kampf die ganze Zeit beobachtete fiel noch etwas anderes auf, "Wenn er überall Platten zum Schutz trägt, heißt das auch, das er bis jetzt gar keine Magie eingesetzt hat. Also entweder will er sie nicht zeigen, oder er kann es nicht. Weil er keine Magie benutzten kann, aber sowas würde ich zum ersten Mal sehen. Selbst die dümmlichsten Bauern können Magie einsetzen, wenn auch nur stark begrenzt.", grübelte sie nach und rief ihrer Freundin noch was zu, "Sei vorsichtig Leora!"
"Mach dir keine Sorgen Ayria, das ist nun schnell beendet." entgegnete sie Ayira und blickte wieder zu Ikaru. Sie nahm drei Dolche auf einmal in jede Hand und ging in die Hocke, als würde sie zu einem Sprint ansetzen und kreuze dabei ihre Arme. Dann flüsterte sie wieder vor sich hin. Um ihre Beine wirbelte der Wind, sie leuchteten schon fast, so intensiv war er. Wie aus dem nichts schoss sie vor, angetrieben vom Wind selbst. Ikaru schützte sich wieder mit seinem Schwert. "Wieder was Neues? Was macht sie diesmal?", ging es ihm durch den Kopf. Leora winkelte wenige Meter vor ihm ihre Beine an und stieß sich vom Boden los. Sie flog gute Zehn Meter hoch und schrie, "Zyklon, der tanzenden Dolche!" Dann schmiss sie die Dolche in Richtung Ikaru, jedoch sollten sie ihn gar nicht treffen. Stattdessen schlugen sie um ihn herum ein und bildeten einen Kreis. Nur eine Sekunos später entfachte sich ein Zyklon um Ikaru. Ein Sturm der ihm die Sicht nahm. "Was soll das nun wieder? Ich seh nichts mehr.", murmelte er vor sich hin. Leora rann derweil um den Zyklon herum und warf gezielt Dolche hinein nur um diese sogleich wieder aufzufangen wenn sie ihr Ziel verfehlt hatten. Ikaru war eingesperrt und durch den Wind fehlte ihm die Sicht, aber auch sein Körper fühlte sich schwerer an. Er spürte die Dolche, die an den Platten abprallten und vor allem die die sich in sein Fleisch bohrten.
Meisterin Eora beendete den Kampf, bevor die Verletztungen überhand nahmen. "Ok, das reicht nun. Wir brechen hier ab. Leora beende deinen Zyklon sofort!", schrie sie den Beiden zu. Es dauerte auch nicht lange und der Zyklon legte sich. Man konnte Ikaru nur sehr schlecht erkennen durch den ganzen Staub. Es war nur eine Silhouette von ihm zusehen. Jedoch erkannte man bereits die Dolche die in ihm steckten. Die Zuschauer waren sprachlos, selbst Leora war nicht mehr zum Lachen zumute. Sie dachte, ihre Dolchen seien an den Platten abgeprallt."Er hat sie alle im Körper stecken und gab nicht einen Ton von sich? Nicht einen Laut des Schmerzens? Rein gar nichts?", fragte sie sich, als sie Ikaru nun in voller Pracht sah. Der Staub hatte sich nun bereits gelegt.
"Schafft ihn sofort zu Meisterin Nizah ins Krankenzimmer. Sie soll sich um seine Wunden kümmern.", befahl Eora August und Darus. Ikaru war verwirrt, er hatte nicht gehört, dass der Kampf zu Ende sei. "Wurde der Kampf abgebrochen?", fragte er Eora, worauf alle noch mehr Verwundert waren als er selber. Schließlich steckten gut sieben Dolche in seinem Körper. "Ja das ist er.", entgegnete sie ihm. Er steckte das alte Claymore wieder zurück in die Scheide auf seinem Rücken und sah Leora an. "Dann hab ich wohl verloren. Danke für den Kampf!", sagte er zu ihr und verbeugte sich. Leora hingegen sagte gar nichts. Sie blieb nur steif stehen und sah ihm hinterher, als er von August und Darus weggebracht wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben