Atheismus ist zwar wirklich keine Religion, weil nicht organisiert/institutionalisiert, ein Glaube ist es aber trotzdem (Der Glaube daran, dass es keinen Gott gibt). Da ändert sich auch an Terry_Gorgas Feststellung nichts, die vollkommen zutreffend ist.
Ob die persönliche Erkenntnis, dass man an keine größere Macht glaubt, wirklich ein Glaube ist - das nicht-glauben also als Glauben über eine persönliche Einstellung hinaus - sei nun mal dahingestellt und kann durch Herumdeklarierung verschiedenartig begründet oder widerlegt werden. Der philosophische Diskurs würde den Rahmen bei weitem sprengen.
Dennoch fußt Terrys Argumentation darauf, dass der Atheismus eine Religion sei
(These 1.), diese den Staat unterwandert (über Politiker einer nicht sehr christlichen christlichen Partei) um so einen religionsfreien Staat zu schaffen
(These 2) der allerdings wiederum religiös wäre, da der Atheismus eine Religion ist
(Folgethese aus 1).
Die komplette Argumentation macht keinen Sinn mehr, wenn man den Atheismus nicht zu einer Religion deklariert. Diese ist in der Tat irreführend und ungebräuchlich. Demnach kann man These 1. als fragwürdig erachten und damit die Folgethese.
These 2. ist ebenfalls fragwürdig, wenn in einem Land beinahe durchgehend eine selbstdeklarierte, christliche Partei in der Regierung ist. Jetzt muss man sich die Frage stellen, wie diese Partei mit den anderen regierungsbildenden den bösen Atheismus denn an den Mann bringen möchte. In diesem Thread geht es um die als verfehlt empfundenen Tolleranzbemühungen gegenüber einer anderen, neben dem Christentum stark vertretenen Religion in Deutschland, eines Politikers der Partei die Linken. Da keine Untermauerung in anderer Hinsicht stattgefunden hat könnte man also davon ausgehen, dass die grundsätzlich von den meisten Menschen als positiv zu bewertenden Tolleranzbemühungen gegenüber anderen Religionen ein Zeichen dieses Atheismus seien. Diese Auslegung der These 2 wäre allerdings obskur, denn sie würde implizieren, dass ein tollerantes Neben- und/oder Miteinander von verschiedenen Religionen nicht möglich sei und nur ein atheistischer, seinen kulturellen Hintergrund verleugnender Staat sich für Tolleranz einsetzen würde. Das wird allerdings wohl weniger gemeint gewesen sein. Viel eher wurde wohl gemeint, dass der atheistische Staat sich und die (auch kulturell) vorherrschende Religion zu Gunsten aber wider den Willen einer anderen verleugnet. Dies hat aber nicht's mit dem Atheismus als solches zutun. In diesem sich keine bestimmten Präferenzen an Religion inbegriffen. Der Individuelle kann unterschiedliche Positionen zu den diversen Glaubensgemeinschaften und Institutionen vertreten. Diese Meinungen sind von dem Themenkomplex Atheismus weitgehend gelöst.
Man könnte auch davon ausgehen, dass Tolleranzbemühungen generell als Angriff auf etablierte Religionen gewertet werden. Hier betreten wir allerdings absurdes Terrain.