[Diskussion] Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen

Ist das grundsätzlich eine gute Idee?

  • ja

    Stimmen: 6 54,5%
  • nein

    Stimmen: 5 45,5%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    11

Lia

Don't eat the help! ツ
Otaku Veteran
Das Thema ist mir aufgrund des politischen Spektrums im Hinterkopf geblieben. Dort gab es die Aussage " 'Jeder tut so viel er kann, jeder nimmt soviel er braucht' ist eine grundsätzlich gute Idee.". "Grundsätzlich schon", dachte ich mir in dem Moment.
Das entspricht dem Verteilungsprinzip von Karl Marx. Unser soziales Netz ist prinzipiell gar nicht so weit davon entfernt, finde ich... oder doch nicht? :)
Was haltet ihr von dieser Aussage und wo genau stehen wir aktuell damit?
Darf ruhig etwas philosophisch werden. :-p
 

Boreal

Prophet
Grundsätzlich ist es eine sehr gute idee, dennoch würde ich sagen das man noch etwas weit davon entfernt ist da ja die "Gier" da ist würde jeder der der gleich viel tut wie andere also soviel wie er kann aber dennoch mehr will nimmt er sich mehr als er braucht das würde ja aus dem Prinzip eine nichtigkeit machen oder?

Falls ich die frage falsch verstanden habe bitte sagen :)
 
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378121bobo

Ungläubiger
Gier ist in dem Zusammenhang ein gutes Thema.

Außerhalb des Kapitalismus ist das Prinzip "Geben was man kann, nehmen was man braucht", häufig die Grundlage für eine Gesellschaft. Dazu muss noch nichtmal jeder gleichviel geben oder nehmen, das Wichtige ist, dass für alle gesorgt ist. Dabei spielt gegenseitige Rücksichtnahme und Verantwortung für die anderen eine große Rolle. Beispiel Familie: Man braucht morgens seine Cornflakes, nimmt aber, weil es die letzte Packung ist, nur so viel, dass die Schwester auch noch genug bekommt.

Wenn jeder das bekommt, was er braucht, und das Wohlergehen aller wichtiger ist als das Anhäufen von Kapital, wozu dann noch gierig sein?
 

Metaxylol

Stamm User
Ich denke, dass mit dem Grundgesetz dies soweit wie möglich bereits realisiert ist (Menschenwürde und Sozialstaatsprinzip).
Der Mensch an sich geht wohl eher nach der Regel vor: "Jeder tut nur soviel wie er tun muss und nimmt sich was er kriegen kann".
Die Leser hier sind zum Glück sicher nicht so.

Zu diesem Thema gibt es ein Fachbuch:
ISBN 3-326-00100-2, Als Lehrbuch für die Ausbildung an Universitäten, Hoch- und Fachhochschulen der DDR anerkannt. Die Nennung des Titels wird durch mich hier aus verschiedenen Gründen nicht erfolgen.
 

hopp

Ordenspriester
Ich glaube der Knackpunkt bei der Sache ist das "soviel er braucht".
Beim "was" ist das noch relativ einfach, weil man es relativ schwarz/weiß betrachten kann.
Essen, Trinken, Obdach, Schutz und Teilhabe am sozialem Leben. Dies würde ich spontan als Grundbedürfnisse definieren und die bekommt in unserem Sozialstaat auch jeder - selbst wenn er nicht gibt "was er kann".

Der zweite Schritt, das "wieviel" ist nicht mehr so klar zu umreißen. So braucht er Obdach - klar. Also eine Wohung? Ein Haus? Wieviel qm? Muss es München Innenstadt sein? Vielleicht mit Garten? Ab wann gibt man den Menschen eben nicht mehr was er "braucht", sondern mutet ihm weniger zu und wer entscheidet das? Nach dem o.g. Ansatz wäre das bei jedem anders - eben nach seinem Bedürfnis. Bei uns ist das alles aber per Gesetzt definiert und da vor dem Gesetzt alle gleich sind, wird eben nicht mehr danach geschaut was der Einzelne braucht. Es wird ein fester Wert definiert (z.B. x m² Wohnraum für eine drei Personen Familie).
Um den Kreis zu schließen: Damit jeder bekommt was er braucht, müssten wir den Grundsatz "vor dem Gesetzt sind alle gleich" aufgeben - und ich glaube nicht, dass das in einer Gesellschaft funktionieren kann.

Nun mag es eine Sache sein, für die eigene Schwester auf einen Teil der Cornflakes zu verzichten, damit sie auch noch genug hat. Aber wer wollte denn auf etwas verzichten, damit ein Fremder sein drittes iPhone in drei Jahren haben kann?

Klar wird das dann auch schnell eine Frage von Gier und Neid - und deshalb braucht es meiner Meinung nach eher Gleichheit für alle, als eine Befriedigung von individuellen Bedürfnissen.
 

378121bobo

Ungläubiger
Die individuellen Bedürfnisse sind im Sozialgesetzbuch bereits verankert. Klar ist definiert, was an Grundsicherung gezahlt wird, wie groß die Wohung sein soll, etc. Aber individuelle Bedürfnisse können dennoch befriedigt werden, so sie denn als notwendig anerkannt werden.
Eine andere Form von individueller Bedürfnisbefriedigung sind unsere Versicherungen. Jeder zahlt nach dem selben Satz ein, aber jeder bekommt, was er benötigt. So bezahle ich den Umbau des Autos meines querschnittgelähmten Nachbarn mit. Und das ist okay, niemand würde auf die Idee kommen, darüber zu klagen.

Diese Regeln und Gesetze sind für alle gleich. Der Grundsatz "Vor dem Gesetz sind alle gleich" ist also sinnvoll, da jeder auch Anspruch darauf hat, Sonderbedürfnisse geltend zu machen. "Bedürfnis" deckt dabei alles ab, was benötigt wird, um die aktive Teilnahme am sozialen Leben zu ermöglichen. Das muss nicht unbedingt ein Ding sein, sondern kann auch zB pflegerische Hilfe beinhalten. Ein iPhone gehört allerdings nicht dazu.
 

ota-Q

Philanthrop
Otaku Veteran
Leider gibt es viele Probleme mit solch einem System.

Zuerst wäre da die Motivation. Mehr zu leisten bringt dir keine Vorteile, mehr zu benötigen jedoch schon. Es ist also äusserst lukrativ seine Bedürfnisse künstlich zu steigern, bereits heute gibt es Phänomene wie IV-Renten-Betrug oder Kindergeld das zweckentfremdet wird. Jedoch rentiert jedoch überhaupt nicht einen anstrengenden Beruf auszuüben oder erst recht nicht einen gefährlichen.

Dann ist die Zwangsarbeit. Jeder ist verpflichtet zu tun was er kann. Was passiert wenn er das nicht will?

Darüber hinaus ist ein grundlegendes Problem bei Sozialismus, worauf diese Prinzip hinausläuft, die Organisation. Ein freier Markt reguliert sich selbst, eine Planwirtschaft muss sich jedoch sicher sein, dass sie nichts vergisst. Es sind bereits Millionen an solchen Fehlern verhungert.
 

ezio auditore

Otakuholic
Otaku Veteran
an sich finde ich die idee nicht verkehrt, aber habt ihr mal das experiment mitbekommen von den einem amerikanischer youtuber hat sich ein schild umgehangen und drauf stand, nim dir was du brauchst. da haben die leute die so aussahen nicht so wirklich so aus, als bräuchten die wirklich das geld. aber ein obdachloser hat nur 2 doller mitgenommen.
hier das video
 
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ota-Q

Philanthrop
Otaku Veteran
@ezio auditore Es ist so unglaublich einfach solche "gesellschaftlichen Experimente" zu fälschen.
Es gibt keinerlei Indiz dafür, dass auch nur etwas davon der Realität entspricht.
 

378121bobo

Ungläubiger
Das Problem der Motivation und das der "künstlichen Bedürfniserhöhung" ist allerdings nur in einer kapitalorientierten Individualgesellschaft von Belang. In einer Gesellschaft, in der das Wohl der Gemeinschaft über dem des Individuums steht, das Individuum aber gleichzeitig am Wohl der Gemeinschaft gleichberechtigt teilhaben soll, würden sich Gewinne und Verluste der Gesellschaft auf alle gleichmäßig auswirken.

Spätestens, wenn der Selbsterhaltungstrieb mit dem Gruppenerhaltungstrieb verschmilzt, hat jeder die Motivation, seinen Teil beizusteuern. Heute geht man zur Arbeit, weil man muss und das Geld braucht. Wenn man durch seine Arbeit aber seine Umgebung, seine eigene Situation und die seiner nahen Mitmenschen direkt verbessert, ist die Motivation nicht mehr egozentrischer Natur und wirkt viel stärker.
 

magasspin

Individueller Benutzertitel
Das Prinzip tritt entgegen dem System mit feier Marktwirtschaft, wie wir es kennen. Wir können uns so ein System wie du es erwähntest zwar vorstellen es aber nicht leben oder ohne klare Regeln bewältigen. Es scheiter bereit an der ehrlichen Eingrenzung eines Jeden was er wirklich braucht. Und diese Eingrenzung ist und bleibt subjektiv, es sei den wir wären alle gleich vom Denken sowie vom Handeln.
 

ota-Q

Philanthrop
Otaku Veteran
Das Prinzip tritt entgegen dem System mit feier Marktwirtschaft, wie wir es kennen. Wir können uns so ein System wie du es erwähntest zwar vorstellen es aber nicht leben oder ohne klare Regeln bewältigen. Es scheiter bereit an der ehrlichen Eingrenzung eines Jeden was er wirklich braucht. Und diese Eingrenzung ist und bleibt subjektiv, es sei den wir wären alle gleich vom Denken sowie vom Handeln.
Wow, das ist ein verdammt vager Beitrag. Übrigens widerspricht es nicht nur dem freine Markt wie wir ihn kennen, sondern jedem freien Markt.
Das System bedarf der Administration von Gütern was zwangsläufig eine verstaatlichte Wirtschaft bedarf.
 

Filp

คนสร้างความยุ่งยาก
Otaku Veteran
Wow, das ist ein verdammt vager Beitrag. Übrigens widerspricht es nicht nur dem freine Markt wie wir ihn kennen, sondern jedem freien Markt.
Das System bedarf der Administration von Gütern was zwangsläufig eine verstaatlichte Wirtschaft bedarf.
Du meinst den freien Markt, auf dem jeder Bescheißt wie er kann und deswegen regelmäßig reguliert werden muss? Je freier, desto übler wie mir scheint ;)
 

ota-Q

Philanthrop
Otaku Veteran
Du meinst den freien Markt, auf dem jeder Bescheißt wie er kann und deswegen regelmäßig reguliert werden muss? Je freier, desto übler wie mir scheint ;)
Das ist ein recht komplexes Thema, das wahrscheinlich einen eigenen Thread bedarf. Hier mal das Gröbste von mir.

Ist ein komplett freier Markt perfekt? Nein, ist er nicht, jedenfalls nicht meiner Meinung nach.
Jedoch habe ich doch ein ziemliches Problem mit der Aussage "je freier, desto übler", da wir genau jetzt sehen können wie unglaublich miserabel das Gegenteil davon ist, man muss nur die Neuigkeiten aus Venezuela anschauen.
Dieses Threadthema verweist auf Sozialismus und Planwirtschaft, das ist nicht ein etwas weniger freier Markt, sondern ein Markt der in keinster Weise frei ist. So etwas funktioniert nicht, jedenfalls nicht für die nächsten 100 Jahre.
 

Malphas

I am the end!
Otaku Veteran
Du meinst den freien Markt, auf dem jeder Bescheißt wie er kann und deswegen regelmäßig reguliert werden muss? Je freier, desto übler wie mir scheint ;)
Wie die Planwirtschaft geendet hat wissen ja mittlerweile alle ;)

Die Kapitalisten werden den Freien Markt verteidigen, unsere Träumer werden den Sozialismus verteidigen.
Im Endeffekt straft Sozialismus die Fleißigen, belohnt die Faulen und nimmt Leistungswilligen jeglichen Ansporn, und macht die Faulen noch fauler.
Deswegen halte ich nichts von diesem Prinzip, das ist immer so, mit Dingen die zu schön klingen um wahr zu sein.
Von allen kapitalistischen Märkten hat Deutschland einen der sozialsten, auch wenn es mir persönlich stinkt die ganzen Faulen Arbeitslosen mitfinanzieren zu müssen, ob sie es nun selbst verschuldet haben oder nicht.

Zu dem Thema habe ich auch ein gutes Bild:
 
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