Ein Kulturwissenschaftler sagte mir einmal, dass man immer derjenige ist, der im Recht ist, weil man, wenn man sich umsieht, immer derjenige ist, der in der Mitte (der sogenannten 'wahren' Mitte) steht.
Deswegen sollte man immer gut aufpassen, wann man sich im Recht wähnt und die Anderen im Unrecht und immer und immer wieder die eigene Meinung überdenken und den Horizont erweitern, ergo seine Position im Raum der Meinungen feststellen.
Selbst wenn man meint, es sind immer die anderen, die intolerant sind und immer recht haben wollen, sollte man das auch bei sich selbst überprüfen. Mir für meinen Teil hat man schon oft gesagt, dass ich scheinheilig sei, weil ich zwar so tue, als würde ich andere Meinungen respektieren, aber dann doch versuche, allen meine Meinung aufzudrücken. Soetwas zu hören ist nicht sehr schön, das tut weh, aber man muss lernen, damit umzugehen.
Heute zum Beispiel hat man mir wieder etwas an den Kopf geworfen, was mich ehrlich schockiert hat und weswegen ich ziemlich deprimiert war. Aber würde ich mir diese Kritik nicht zu Herzen nehmen und darüber nachdenken, wäre ich doch auch nicht besser, als die anderen.
Man merkt sehr schnell, dass es keine wirkliche Lösung gibt, sein Leben lang muss man sich immer wieder selbst überprüfen, wann man 'falsch' und 'richtig' liegt und auch diese beiden Seiten immer sorgfältig untereinander abwägen und mit anderen Positionen vergleichen. Ein Denksport, der die geistige Reife fördert.^^
Um nochmal ein sehr deutliches Beispiel zu posten:
So wie hier über "Wir" und "Die" gesprochen wird, ist es doch schon wieder genau das, was hier angeprangert wird, nämlich Vorurteile und Intoleranz.
Und zum Thema eigene Meinung:
Ich hatte und tue es gelegentlich noch immer, lange zeit darunter zu leiden, dass ein Großteil aller Menschen denkt, wenn man einmal eine Meinung hat, dann müsse man sie bis aufs Blut verteidigen und dürfe sie nicht mehr ändern. Wenn man doch seine Meinung ändert, ist man ein 'Verräter', 'Feigling' oder einfach nur unentschlossen und wankelmütig.
Wieso ist es in unserer Gesellschaft so schwer, mal Fehler zuzugeben und offen zu sagen, dass man etwas vollkommen neues gelernt und gesehen hat und sich dabei die ganze Sicht der Ding ändert?
Vielleicht bin ich in ein paar Jahren Vegetarier und doch nehme ich diese ganze Mentalität nicht ernst und verachte sie vielleicht sogar ein wenig.
Es hat auch etwas mit Reife zu tun, sich Fehler einzugestehen und zugeben zu können, wann man sich geirrt hat, oder sich die Meinung ändert. Das klingt alles sehr weise, aber ich habe selber viel zu oft das Problem, dass ich zu stur, zu versteift auf eine bestimmte Meinung bin und mich sträube, mich davon zu trennen.
Und Vorurteile sind nicht schlimm, sie sind menschlich. Aber man sollte auch in der Lage sein, seine Vorurteile loszuwerden und sie abzuschaffen, indem man die Sachen kennenlernt, die von Vorurteilen betroffen sind.
Also entweder bin ich klüger/erfahrener als viele Andere, weil ich bereitwillig zugebe, dass ich oft unentschlossen bin, weil ich Angst habe, eine undurchdachte Meinung zu vertreten, oder ich bin wirklich ein schwaches Gemüt, dass sich davor drückt eine Entscheidung zu treffen; ein klassisches Weichei.^^
Jeder Mensch ist irgendwo intolerant, kann ja nicht jeder ein Daleilama sein. Jeder hat irgendwo seine Grenzen, und ich bin mir sicher, Grenzen sind wichtig, sie sind erforderlich, um ein gewisses Gleichgewicht zu wahren, eine Contenance, mit der die Menschen gut miteinander leben können. Daher rede ich nicht allen Menschen über bestimmte Themen, wenn ich ahne, dass dort oder dort deren Grenze liegt.
Wahrscheinlich müsste ich mich selber nennen, wenn es darum geht, ein Negativbeispiel von Klugscheißern und vorurteilsbehafteten Leuten aufzuzählen.
@Sodimizu:
Zum Thema Teeny-Schwester:
Ich versuche jedes mal, die andere Seite zu erklären, aber das bringt auch nichts. Sie WOLLEN es nicht sehen, oder sie KÖNNEN es noch nicht.^^