[Diskussion] Aktive und Passive Sterbehilfe

Aegis

Stamm User
Hallo an Alle!

Warum eröffne ich ein so sensibles, wie heikles Thema?
Mir geht dieses Thema ziemlich oft durch den Kopf und ich habe mehrmals erörtert,
ob ich mich eventuell mal für die passive Sterbehilfe entscheiden soll und dies in einer Patientenverfügung vermerke.

Aber bevor ich mich dazu genauer äußere, hier noch einmal eine kleine Begriffserläuterung:

Unter Aktiver Sterbehilfe versteht man die Verabreichung eines schnellwirkenden Mittels, das unmittelbar zum Tod führt.
Der Patient nimmt es nicht selbst zu sich, was auch der entscheidende Unterschied zur Passiven Sterbehilfe darstellt.
In Deutschland ist das ausnahmslos verboten und wird auch strafrechtlich verfolgt.

Die Passive Sterbehilfe ist dagegen erlaubt, solange man sie selbst trifft oder getroffen hat. Wie zum Beispiel in einer Patientenverfügung.
In dieser kann man festlegen, ob man nach einem Unfall zum Beispiel auf lebenserhaltende Maschinen verzichten möchte.
Weiterhin kann man ebenso die künstliche Ernährung verweigern.
Man lässt also quasi das natürliche Sterben zu.

Ausführlicher und informativer nachzulesen auf http://www.sterbehilfe-info.de/sterbehilfe-was-bedeuten-die-begriffe-eigentlich/


Also ich habe sehr große Angst davor einmal im eigenen Körper gefangen zu sein, sei es durch Unfall, Schlaganfall, Koma, Alzheimer, etc., die Liste ist lang! Daher werde ich wohl in einer Patientenverfügung vermerken, dass alle lebenserhaltenden Maschinen nach drei Wochen ausgeschalten werden sollen. Ebenso verhält es sich bei der künstlichen Ernährung.

Und wenn jetzt einer meint "Und was ist, wenn deine Familie das anders möchte?" - Schlicht? Ist mir egal. Ich möchte kein Pflegefall sein und lieber tot sein, als querschnittsgelähmt.. Mir geht diese Art der Behinderung/Verletzung am meisten nahe. Du kannst dich vom Kopf ab nicht bewegen und musst dennoch mitkriegen wie jemand deine Sch* saubermacht.. Hut ab vor allen Querschnittsgelähmten, die damit umgehen können~ Aber für mich ist das eben eine wichtige freie Selbstbestimmung. Wobei ich darüber noch sehr gut und ausgiebig recherchieren werde in wieweit und wie genau ich das angeben kann/darf/muss. Denn vielleicht gibt es ja den ein oder anderen Ausnahmefall.

Dann, ich traue es mich fast nicht anzusprechen.. gibt es den Assistierten Suizid:
Kurz und knapp - Sie wird nicht von Ärzten praktiziert, da sie bekanntermaßen für das Leben eines Menschen kämpfen
und nicht für dessen Ableben. Aber gesetzlich nicht unbedingt verboten, denn es wird lediglich
ein Mittel zur Verfügung gestellt, der Patient nimmt es selbst zu sich. Dadurch geht man rechtlich gesehen
von einer Selbsttötung aus
,die in Deutschland nicht verboten ist.

Auch hierzu verweise ich auf oben genannten Link für eine genauere Begriffserläuterung.

Bei diesem Punkt muss ich sagen, ich habe mehrere Male tief durchatmen müssen, denn in erster Linie stellt sich mir natürlich die Frage des Missbrauchs und gegenüberstehend auch die Frage, welche Patienten sollten dieses Recht haben dürfen?
Sollte es diese Möglichkeit überhaupt geben? Teilweise denke ich dann an sehr schlimme Krebsleiden im Endstadium, wo die Hoffnung absolut vergebens ist und das Leben nur noch von Qualen bestimmt ist.

Nun meine Fragen an euch:

  1. Was denkt ihr über Aktive Sterbehilfe?
  2. Was denkt ihr über Passive Sterbehilfe?
  3. Ist es moralisch vertretbar für die (machtlose) Familie, den indirekt handelnden Arzt bei einer entsprechenden und klar verfassten Patientenverfügung?
  4. Andere Bedenken?
  5. Habt ihr euch aus anderem Interesse um diese Thematik beschäftigt, wenn ja inwieweit?
  6. Habt ihr bereits eine Patientenverfügung für euch erstellen lassen?
  7. Gibt es bei euch im näheren Umfeld (Familie/Freunde) jemanden, der sich damit schon auseinandergesetzt hat und womöglich schon einen Entschluss hierzu gefasst hat?
  8. Was denkt ihr über Assistierten Suizid? Moralisch verwerflich, oder geht das für euch auch noch in Ordnung? Bedenken hierzu?

Und hier nochmal weiter meine eigene Stellungnahme hierzu:

1. Warum ist aktive Sterbehilfe eigentlich verboten? Wenn Tiere leiden, werden sie doch auch eingeschläfert. Und die können sich hierzu noch nicht einmal äußern. Dennoch finde ich es richtig, dass die aktive Sterbehilfe verboten ist. Wenn man aufgrund einer unheilbaren und qualvollen Krankheit sterben will, sollte man selbst handeln, oder durch die Passive Sterbehilfe walten lassen. Ich finde es einfach nicht richtig, jemanden zu beauftragen einen selbst zu töten.

2. Über die Passive Sterbehilfe habe ich ja quasi schon eine Stellungnahme gemacht. Ich finde es also vollkommen okay.

3. Ist etwas schwierig. Aber zu sagen man sei egoistisch, weil man durch eine entsprechende Patientenverfügung alle im Stich lassen würde, finde ich sehr unfair und auch völlig falsch. Im Gegenteil würde ich eher das Egoismus nennen, wenn man nicht zumindest versucht, eine solche Entscheidung nachzuvollziehen.
Bei einem Arzt sehe ich besonders die Aktive Sterbehilfe kritisch und würde sagen, das wiedersetzt sich jedweder medizinischen Ethik. Aber bei der Passiven sehe ich keine Probleme. Besonders allerdings bei einem Assistierten Suizid. Wäre immernoch zu aktiv für einen Arzt.

4. Manchmal denke ich über Missbrauch nach. Über stark depressive Menschen, die sich in eine der letzten zwei Sterbehilfen hineinschmuggeln möchte. Soetwas darf und sollte nicht passieren. Bedenken habe ich trotzdem.

5. Ich beschäftige mich immer wieder mit diesem Thema, da aus der Familie bereits jemand nicht mehr eigenmächtig entscheiden konnte (stark fortgeschrittener Alzheimer)

6. Nein, aber ich werde sicher bald eine erstellen lassen.

7. Nein.

8. Assistierter Suizid ist für mich relativ heikel. Wie oben schon geschrieben.


Hier handelt es sich also nicht nur pauschal um ein für oder wider der verschiedenen Sterbehilfen. Sondern rein um eure Gedanken die ihr bei dieser Thematik habt (und um meine Fragen natürlich).


Freue mich auf eure Beiträge und Ansichten!

MfG,
Aegis

Edit: Der Übersicht wegen Spoiler gesetzt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Sylverblack

Bred in Captivity
Otaku Veteran
Eigtl. ein interessantes, aber extrem schwieriges Thema. Habe mir deshalb auch Zeit gelassen. ^^

Was denkt ihr über Aktive Sterbehilfe?
Das Schwierigste zuerst, hm? Ich bin selber unentschlossen dieser gegenüber.
Grundsätzlich geben wir den Menschen die Möglichkeit, ihr Leben so zu leben, wie sie es für richtig halten, dazu gehört auch, dass wir alle Entscheidungen den Individuen selbst überlassen. Das mutwillige Beenden des eigenen Lebens gehört natürlich auch dazu. Aber schon hier scheiden sich die Geister: Manch einer würde auf jeden Fall einen siuzidgefährdeten versuchen, davon abzuhalten, sich zu töten, während ein anderer sich dessen Entscheidung nicht in den Weg stellt. Ich möchte auch selbst die Entscheidungsgewalt über das etwaige Beenden meines Lebens besitzen, auf der anderen Seite würde ich einen depressiven, also offensichtlich psychisch kranken, Freund nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Weil ich weiß, dass Depressionen eine therapierbare psychische Krankheit sind, die sich - häufig - heilen lässt. In diesem Zusammenhang würde ich ihn für sozusagen "nicht zurechnungsfähig" halten, obwohl er das vernunftmäßig und kognitiv leistungstechnisch definitiv ist. Er ist nur eben emotional hochgradig instabil. Dieses Beispiel aber ist schon fast wieder ein Thema für sich und deshalb möchte ich darauf an dieser Stelle nicht weiter eingehen.
Eine aktive Sterbehilfe halte ich unter Umständen bspw. dann für gerechtfertigt, wenn die Person ihr Leben beenden möchte, nicht an therapierbaren psychischen Erkrankungen wie Depressionen o.ä. leidet, und sie nicht in der Lage ist, dies selbst zu tun. Ein gutes Beispiel hierfür wäre die zwar fiktive, aber sicherlich realistische Geschichte aus dem Film Million Dollar Baby. Ich würde auch nicht mit dem Locked-In-Syndrom leben wollen.

Was denkt ihr über Passive Sterbehilfe?
Da ist die Sache für mich eindeutiger. Passive Sterbehilfe halte ich für zurecht erlaubt. Niemand soll gegen seinen (früheren) Willen an lebenserhaltenden Maschinen angeschlossen dahinvegetieren, wenn er geistig sowieso schon tot ist oder wahrsch. nicht mehr das Bewusstsein erlangt.

Ist es moralisch vertretbar für die (machtlose) Familie, den indirekt handelnden Arzt bei einer entsprechenden und klar verfassten Patientenverfügung?
Ja, die Willensfreiheit einer Person, auch wenn sie mittlerweile, womöglich permanent, das Bewusstsein verloren hat, sollte immernoch als hohes Gut anerkannt werden.

Ja.
Ich halte manche moralischen Bedenken von Seiten der Kirche (!) für gerechtfertigt. Natürlich nicht mit der Begründung durch Gott o.ä., sondern mit der von gesellschaftlichen Auswirkungen, inbesondere bei einer Legalisierung der aktiven Sterbehilfe. Die Argumentation lautet, dass dies zu einer Gesellschaft führt, die Behinderten oder körperlich, bzw. krankheitsbedingt irgendwie eingeschränkten Personen, "der Allgemeinheit zuliebe" empfiehlt, sich umbringen zu lassen (z.B. aus ökonomischen Gründen oder im vermuteten Eigeninteresse der Person - letzteres ist imo ziemlich abstrus. In den seltensten Fällen weiß eine andere, gleichgestellte Person besser, was in einem vorgeht als man selbst). Mit der gesetzlichen Erlaubnis fände sozusagen ein gesellschaftlicher Umdenkprozess statt, in welchem letztendlich Selbstmord wesentlich eher begrüßt würde als zuvor. Dies führe zu einer geradezu dystopischen Diskriminierung ggü. solchen, die sich entgegen nun gesellschaftlich durchgesetzter Konventionen nicht umbringen lassen möchten ("muss das denn sein?").
Soweit das Argument. Ich glaube, dass daran evtl. etwas wahres dran sein könnte, wenngleich ich auch weiß, dass bei ähnlichen Themen die Achtung vor dem Leben und eine allgemeine "Menschlichkeit" nicht verloren gegangen ist (so kam es z.B. nach der Legalisierung der Abtreibung nicht zu den von Kritikern lautstark befürchteten gigantischen Abtreibungswellen).

Habt ihr euch aus anderem Interesse um diese Thematik beschäftigt, wenn ja inwieweit?
Ja, im Religionsunterricht (der in diesem Fall mehr Ethikunterricht war, so, wie er mir am besten gefallen hat), dort jedoch mit großem Augenmerk auf den nationalsozialistischen Euthanasiegedanken. Dann nochmal vor gut einer Dekade nach dem Konsum oben genannten Films.
Ich habe mich folgend mit meinen Eltern darüber unterhalten und mich über das Thema durch Sachlektüre belesen.

Habt ihr bereits eine Patientenverfügung für euch erstellen lassen?
Nein, sollte ich aber mal machen. In meinem Alter denkt kaum einer an Konsequenzen schlimmer Unfälle, Erkrankungen o.ä..

Gibt es bei euch im näheren Umfeld (Familie/Freunde) jemanden, der sich damit schon auseinandergesetzt hat und womöglich schon einen Entschluss hierzu gefasst hat?
Soweit ich weiß, ist bei all meinen Eltern und Stiefeltern der Wunsch zur Organspende vorhanden. Passende Ausweise und Verfügungen sind höchstwahrsch. schon angelegt, auch wenn ich das nicht explizit weiß.

Was denkt ihr über Assistierten Suizid? Moralisch verwerflich, oder geht das für euch auch noch in Ordnung? Bedenken hierzu?
Siehe Punkt "andere Bedenken".
Zudem handelt es sich hier imo um eine spezielle Form der aktiven Sterbehilfe, bei der nur die Verabreichung der tötenden Substanz nicht durch eine bestimmte Person ausgeführt wird. Klar, dass dies in Deutschland nur so durchgeführt werden kann, wenn die aktive Sterbehilfe an sich verboten ist.
 

Holzi

...
Schön, das sich in diesem Thema jetzt doch mal was tut.
Das ist in der Tat ein schwieriges Thema, da sich die Fragen an sich nicht so einfach beantworten lassen. Es gibt für mich bei manchen der Fragen keine klare Antwort. Die sind teilweise an Bedingungen geknüpft. „Ja, wenn...“ „Nein, wenn...“, „Nur, wenn...“

Grundsätzlich meine ich, dass es jedem selbst überlassen werden sollte, ob er mit der ein oder anderen Krankheit/Behinderung weiterleben möchte oder nicht.
Wie aber auch schon angesprochen worden ist, ist da immer die Frage nach der geistigen und seelischen Verfassung des Patienten.
Und damt meine ich nichtmal eine grundsätzliche Verfassung, sondern auch momentane. Habe ich gerade die Diagnose „Ab Hals abwärts komplett gelähmt“ bekommen, bin ich sicher nicht in der Verfassung, „objektiv“ zu entscheiden, ob ich so leben will oder nicht. Die Frage ist, wann bin ich das (wieder) ? Es kann sein, dass ich nie so leben möchte, auch nach einiger Zeit nicht, es kann aber auch sein, dass ich später doch noch irgendeinen Sinn in meinem Leben sehe oder finde.
Darum nein, wenn es um aktive Sterbehilfe geht.
Wenngleich ich zugebe, dass ich mir Situationen vorstellen kann, in denen ich sie befürworten würde. Endstadium einer garantiert tödlichen Erkrankung, nur noch Schmerzmittel, aber doch noch so funktionstüchtig, das ein Abschalten von Geräten nicht zum Tod führen würde. Da macht es imo eigentlich keinen Sinn, auf das natürliche Ende zu warten. Da wäre es mir dann wohl doch lieber, wenn ich mich nicht selbst darum kümmern müsste, mich umzubringen, sofern überhaupt möglich, sondern die Möglichkeit hätte, das zu „bestellen“.

Passive Sterbehilfe
klingt etwas klarer. Wenn ich ohne lebenserhaltende Maßnahmen nicht überlebe, dann soll es wohl nicht sein. In vielen Fällen also eher ja zu passiver Sterbehilfe. Nach einem angemessenen Zeitraum, was immer der sein mag.
Koma ist das Problem, wegen dem ich nicht vorbehaltlos zustimme. Und die Fähigkeiten der heutigen Medizin(er).

In einer Standard-Patientenverfügung ist dieser Fall so beschrieben:
Wenn ich in Folge einer schweren Gehirschädigung mein Bewusstsein verloren habe und dies aller Wahrscheinlichkeit nach unwiederbringlich ist (»Dauerkoma«), […] wenn absehbar keine wesentliche Besserung dahingehend erfolgt, dass ich wieder Einsichten gewinnen und (i. d. R.sprachlich) mit anderen Menschen in Kontakt treten kann"

„Aller Wahrscheinlichkeit nach“ und „absehbar“, das sind keine klaren Begriffe. Zumal man ja weiß, dass man zu einer Anzahl Ärzten gehen kann und durchaus unterschiedliche Diagnosen und Prognosen bekommen kann. Wenn etwas nicht definitiv sicher ist, und was ist das schon ?, dann unter Umständen Nein zu passiver Sterbehilfe bei Koma.
Hierbei würde ich durchaus Kriterien dazu nehmen. Zum Beispiel Alter. Ginge es also um meine Eltern oder gar noch ältere Leute, meine ich wohl „Die haben ihr Leben gelebt, ist okay.“ Oder auch um mich selbst, wobei das schon altermäßig grenzwertig ist.

Hierbei wechsle ich zu Frage 3, denn um die geht es mir bei dieser Einschränkung. Moralisch vertretbar ist es, es ist ja von der betroffenen Person (dem Patienten) eindeutig so formuliert worden. Eigentlich.
Aber: Wäre ich die Familie und nicht der Betroffene, würde ich in bestimmten Fällen und Situationen schlicht und einfach versuchen, die Verfügung anzufechten. Ich würde eine solche Verfügung nicht ohne weiteres akzeptieren. Im Idealfall ist das abgesprochen, aber wäre ich „überrascht“ oder „überrumpelt“ von der Verfügung z.B. meiner Partnerin oder meines Kindes, würde ich das nicht einfach so hinnehmen. Das mag egoistisch aussehen und vielleicht auch sein, aber das wäre mir in dem Moment herzlich egal. Das der Betroffene „aller Wahrscheinlichkeit nach" nicht mehr aufwacht, reicht mir da dann nicht. Dazu weiß die Medizin heute einfach zu wenig. Vielleicht wacht mein Kind nie wieder aus dem Koma auf, dann hat es Recht gehabt. Vielleicht aber doch. Nach drei Monaten, nach drei Jahren... Sowas kommt vor, oder ?
Irgendwann wäre ich sicher soweit, aber das kann dauern. Bis es soweit wäre, ein Nein von mir.

Andere Bedenken betreffen grundsätzlich, wie auch schon angedeutet, die Fähigkeiten der Medizin und Mediziner. Der eine Arzt sagt vielleicht, diese Erkrankung ist unheilbar. Ein anderer Arzt sagt vielleicht was anderes. Schmerzpatienten sind ein Beispiel. Hier müssen die Betroffenen oft Jahre zu zig verschieden Ärzten gehen, bis sie dann vielleicht wirklich mal einen finden, der die Ursachen erkennt und ihnen helfen kann.
Woher weiß ich, ob der Chefarzt in dem Krankenhaus, das den konkreten Fall behandelt, fähig genug ist ? Vielleicht könnte ich, meine Partnerin, mein Kind, in der Nachbarstadt gerettet und geheilt werden ?
Es sollten, und werden wahrscheinlich auch, zumindest mehrere Meinungen eingeholt werden, ehe eine Verfügung berücksichtigt werden sollte.

Ich habe mich mit der Thematik nicht wirklich weiter befasst, außer im Rahmen allgemeinen Interesses an gesellschaftlichen Themen. Mich betrifft das nicht und es interessiert mich auch nicht so sehr. Ich habe keine Patientenverfügung verfasst und habe das auch nicht vor. Wenn ich nicht mehr in der Lage bin, meinen Willen wirksam erklären zu können (und erst dann wird ja auf die Patientenverfügung zurückgegriffen), bin ich auch nicht mehr in der Lage, mich dafür zu interessieren. Dann habe ich da keine Meinung zu.

Frage 7 kann ich nicht beantworten, weil ich das von niemandem weiß.

Assistierter Suizid
Nein. Wenn wir das meinen, was unter dem im ersten Beitrag verlinkten Text beschrieben ist. Unternehmen, die damit Geld verdienen, Leuten beim Suizid zu helfen ? Da bezweifle ich dann doch die erforderliche Neutralität des Unternehmens. Zumindest wenn es wirklich so ist, dass es Geld verdient, wenn der Patient sich dort selbst tötet. Die werden dem dann wohl kaum davon abraten oder ihm Alternativen aufzeigen.
Im privaten Umfeld ist das etwas anderes. Da kann ich mir durchaus Situationen vorstellen, wo Unterstützung beim Selbstmord denkbar wäre. Da könnte ich mir für bestimmte Situationen auch mehr vorstellen, als nur „ein Mittel zur Verfügung“ zu stellen.
 
Todeswunsch eines Menschen
Nach Schilderungen von betroffenen, todkranken Menschen fiele es mir durchaus sehr schwer, Ihnen die Berechtigung eines solchen Wunsches abzusprechen. Wenn ein Mensch schwer erkrankt und nicht mehr heilbar ist und tagtäglich nur noch Leid verspürt, wäre es für ihn dann keine Erlösung? Ich könnte nicht so einfach sagen, dass das doch „alles wieder wird“ wenn ich weiß, dass das nicht stimmt.
Schwierig finde ich jedoch, so etwas von sich selbst zu sagen, solange man nicht in einer solchen Situation ist. Natürlich kann ich mir aus der Sicht des gesunden Menschen, der ich bin, nicht vorstellen, wie es ist, unbeweglich im Rollstuhl zu sitzen und gegebenenfalls nicht mal sprechen zu können. Wie will ich dann aber beurteilen, ob ich lieber tot wäre? Vor allem vor dem Hintergrund, dass es ja genug Menschen gibt, die trotz schwerster Behinderung ein erfülltes, gar glückliches Leben führen. Ich gehe mal schon davon aus, dass sie die Behinderung gerne los wären, aber einen Todeswunsch haben viele von ihnen trotzdem nicht. Von daher finde ich einen Todeswunsch auf „Was wäre, wenn…?“-Basis ziemlich voreilig.
Bei der Beurteilung sollte man sich aber auch über die Umstände, in denen ein Todeswunsch geäußert wird, im Klaren sein. Wenn ein Mensch verzweifelt ist und Angst hat, neigt er nicht zu den objektivsten Entscheidungen. Sprich: Wenn die Behinderung/Krankheit noch „frisch“ ist oder der Mensch auch „einfach nur“ depressiv ist. Wer sagt, dass der Mensch auch längerfristig nicht fähig ist, damit umzugehen und gegebenenfalls wieder Freude am Leben zu finden?

Passive Sterbehilfe / Patientenverfügung
Die passive Sterbehilfe ist erlaubt und ich finde das auch ganz gut so. Es geht hierbei ja nicht um die Beendigung eines Lebens, aus dem man noch etwas herausholen könnte, sondern um Komapatienten (o.ä.), die nur noch im medizinischen Sinne am Leben sind. Wenn Menschen es in einer Patientenverfügung verlangen, dass sie nicht künstlich am Leben gehalten werden, sofern sie an Schläuche angeschlossen sind, sich nicht mehr in wachem Zustand befinden und es keine Aussicht auf Besserung gibt (!), soll man diesen Wunsch auch gewähren.
Was mich allerdings nachdenklich stimmt, ist die von Holznase gepostete Patientenverfügung.
In einer Standard-Patientenverfügung ist dieser Fall so beschrieben:
Wenn ich in Folge einer schweren Gehirschädigung mein Bewusstsein verloren habe und dies aller Wahrscheinlichkeit nach unwiederbringlich ist (»Dauerkoma«), […] wenn absehbar keine wesentliche Besserung dahingehend erfolgt, dass ich wieder Einsichten gewinnen und (i. d. R.sprachlich) mit anderen Menschen in Kontakt treten kann"
Ist sowas tatsächlich die Regel? In einer solchen Situation mit Wahrscheinlichkeiten zu operieren, finde ich grenzwertig. Wahrscheinlichkeiten sind subjektiv und werden von jedem anderes eingeschätzt. Wie könnte ich als Angehöriger denn bitte veranlassen, dass lebenserhaltende Maßnahmen unterlassen werden, wenn ich damit rechnen muss, dass der Patient morgen „wahrscheinlich“ wieder aufwachen könnte?
Ich selbst habe keine Patientenverfügung und werde auch auf absehbare Zeit keine haben, da ich mir ehrlich gesagt in meinem Alter über meinen Tod noch keine Gedanken machen will. Wenn ich in diesen Belangen bzgl mir selbst mal eine Meinung habe, sieht das irgendwann vlt anders aus, aber das steht in den Sternen.

Assistierter Suizid
Darum ging es ja mehr oder weniger bei der Bundestagsdebatte im vergangenen Jahr.
Wie ich schon oben geschrieben habe, gibt es diese Menschen, die einen Wunsch haben zu sterben, und den sie auch glaubhaft artikulieren können. Die klar im Kopf sind und genau wissen, was sie tun. Für diese ist das natürlich kein guter Tag gewesen, da die Hürden, die da sind, bleiben. Wohlgemerkt: Verboten ist es nicht! Aber wenn Menschen sich am Tod anderer bereichern wollen, dann gehört das verboten und deshalb finde ich die getroffene Regelung richtig. Denn wenn ich selbst im Patienten eine Einnahmequelle sehe, werde ich ihm ganz bestimmt nicht abraten und auch eine angemessene Beurteilung solcher Fälle ist doch eher fraglich, wenn man die Personen nicht kennt, mit denen man zu tun hat, sondern sie eher abfertigt.
Die Menschen, die wirklich sterben wollen, können das auch weiterhin, jedoch eben in einer rechtlichen Grauzone. Es ist nicht verboten, aber auch nicht explizit erlaubt. Dennoch glaube ich, dass Leute, die sich von solchen Hürden abschrecken lassen, auch keinen allzu starken Wunsch haben können.

Aktive Sterbehilfe
Ist verboten als Tötung auf Verlangen und ehrlich gesagt wäre für mich auch der einzige Fall, in dem man berechtigt darüber diskutieren kann, der, dass der Patient zur Selbsttötung nicht mehr fähig ist. In allen anderen Fällen ist es an jemandem selbst, den Suizid durchzuführen. Man muss es diesen zumuten, denn ein solcher Wunsch ist ja kein Pappenstiel; wer so etwas nicht selbst durchführen will, sollte noch ein paar Mal drüber schlafen.

Moralische Vertretbarkeit für die Angehörigen
Oberste moralische Pflicht für die Angehörigen ist die Begleitung beim Sterben und nicht die Hilfe dazu. Man mag es anmaßend finden, aber ich glaube, dass Angehörige auch ein Mitspracherecht bei sowas haben, denn 1. Ist deren Einschätzung gegebenenfalls eine andere und 2. Nimmt man ihnen auch einen Menschen weg. Man kann es Angehörigen höchstens vorwerfen, wenn sie sich nicht um den Betroffenen kümmern, wenn es ihnen mehr oder weniger egal ist. Aber wenn sie sich nach Überlegung nicht dazu durchringen können, beim Sterben zu helfen, könnte ich ihnen keinen Vorwurf machen.

Bedenken individuell / gesellschaftliche Folgen
Wie man meinen Ausführungen ggf entnehmen kann, bin ich kein Freund der Sterbehilfe. Ich zweifle in vielen Fällen an der nötigen geistigen Klarheit vieler (nicht aller!) Patienten und dementsprechend ihrer Entscheidungsfähigkeit. Und wer die Hürden absenkt und es explizit erlaubt, der nimmt auch für diese Leute eine Barriere weg, obwohl sie eventuell noch eine erfüllte Zeit hätten haben können.
Selbstbestimmung ist richtig und wichtig, aber sie hat auch ihre Grenzen. Desweiteren hätte eine Erlaubnis der Sterbehilfe auch noch gesellschaftliche Auswirkungen: Auch wenn die Auflagen streng sind: erlaubt ist erlaubt. Man reiht so die Sterbehilfe ein in eine Auswahl von Sterbemöglichkeiten und signalisiert so „Ist doch OK.“ Aber mehr Möglichkeiten müssen nicht zwangsweise mehr Freiheit bedeuten, denn wenn mehr Möglichkeiten bestehen, steigt auch der Druck, sie zu nutzen. Und sei es auch nur im Kopf der Betroffenen. Überlegungen wie „Ich bin doch schon 85 und meine Enkel können mein Geld doch gut brauchen!“ oder „Ich bin unglücklich und einsam und habe keine Lust mehr“ werden sich dann häufen und vor allem: Der Wert des Lebens wird noch stärker auf die Verwertbarkeit reduziert. „Du bist alt, schwach und krank obendrein. Warum lebst du noch, es gibt doch die Möglichkeit zum schmerzfreien Ende?“ wäre vielleicht nicht morgen oder übermorgen eine „normale“ Frage, aber ich glaube, dass Liberalisierung in diesem Bereich auf Dauer nur zu solchen Entwicklungen führen kann.
Von daher zwinge ich lieber Menschen zum Leben als dass irgendwann mal Menschen zum Sterben gedrängt werden.
 

LeafFox

Novize
Was denkt ihr über Aktive Sterbehilfe? Es ist gut dass, es in Deutschland verboten ist. Weil es im Endeffekt nichts anderes als Mord wäre. Man sollte niemandem dazu autorisieren ein Menschenleben dürfen zu nehmen. Auch wenn es in einigen Fällen vertretbar wäre.

Was denkt ihr über Passive Sterbehilfe?
Wer möchte schon sein restliches Leben an ein lebenserhaltendes Gerät angeschlossen sein ? Aber, da kämen wir wieder zu Punkt 1. die Maschinen abzustellen ist auch wiederum eine Tötung. Auch wenn es vertretbar ist und man es selber möchte. Und das ist der heikle Punkt in diesem ganzen Thema.

Habt ihr euch aus anderem Interesse um diese Thematik beschäftigt, wenn ja inwieweit? Vielleicht mal, damals in der Schule oder ich habe mal einige Gedankengänge darüber gehabt, aber habe mich nie intensiv mit dem Thema beschäftigt.

Habt ihr bereits eine Patientenverfügung für euch erstellen lassen? Nein, wusste gar nicht, dass es soetwas überhaupt gibt.

Was denkt ihr über Assistierten Suizid? Moralisch verwerflich, oder geht das für euch auch noch in Ordnung? Bedenken hierzu?
"Das Leben gehört euch, also nehmt es euch " ^^ (Ein etwas makaberer Scherz, aber mal Spaß beiseite)

Es gibt alte Menschen die nur noch vor sich hin vegetieren und Tag für Tag und Nacht für Nacht sich mit unerträglichen Schmerzen herumplagen müssen. Kenne es aus eigener Erfahrung, wenn ich mal in der Nacht spazieren war und an nem riesigen Altersheim bei uns vorbeigegangen bin, wo ein Fenster auf war und ich das Gejaule einer alten Dame hören musste, die vor Schmerzen nur noch schluchzte, weinte und schrie. "Es tut so weh". Aber wenn man die Mittel zur Verfügung stellt ist man auch zur Beihilfe eines Todes verantwortlich.

Also um meine eher geteilte/paradoxe Meinung noch mal ganz kurz zusammenzufassen.
Aktive und passive Sterbehilfe? Nein, da jemand einem anderen das Leben nimmt.
Assistierter Suizid? Nein, auch eine Art der Beihilfe zum Tod.
Sich selber das Leben nehmen dürfen? Ja. Das finde ich, in Ordnung, den wenn man nicht einmal sich selber das Leben nehmen darf, wäre man in seiner Freiheit eingeschränkt.

Wir sollten uns mit der Frage beschäftigen, erlauben wir es einer anderen Person, ein Leben nehmen zu dürfen? Auch wenn es wie gesagt in einigen Fällen vertretbar wäre?
 
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