[Diskussion] Axolotl Roadkill und das Plagiat

idd246

Novize
Ich weiß nicht, inwiefern ihr davon gehört habt, hier deswegen mal eine kurze Erläuterung

Eine 16jährige hat ein Buch mit dem Titel "Axolotl Roadkill" geschrieben und mit 17 wurde es von einem großem Verlag (Ullstein) veröffentlicht. Dieses Buch hat von vielen Rezenten gute Kritiken bekommen und wurde über den grünen Klee gelobt.

Jetzt stellt sich heraus: Viele Passagen in dem Buch hat sie gar nicht selbst geschrieben, sondern von anderen abgeschrieben und leicht umformuliert, hauptsächlich aus dem vergleichsweise unbekannten Buch "Strobo" des Bloggers Aires. Hier mal ein paar Links zum Thema:

http://www.gefuehlskonserve.de/axolotl-roadkill-alles-nur-geklaut-05022010.html
http://begleitschreiben.twoday.net/stories/6178744/
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/327/502559/text/

Die "Autorin" hat sich am Sonntag öffentlich entschuldigt:

http://www.buchmarkt.de/content/413...siv-bublitz-antworten-auf-plagiatsvorwurf.htm

Aus dieser "Entschuldigung" möchte ich kurz zitieren:

Inhaltlich finde ich mein Verhalten und meine Arbeitsweise aber total legitim und mache mir keinen Vorwurf [...] Originalität gibt’s sowieso nicht, nur Echtheit. Und mir ist es völlig egal, woher Leute die Elemente ihrer ganzen Versuchsanordnungen nehmen, die Hauptsache ist, wohin sie sie tragen. Von mir selber ist überhaupt nichts, ich selbst bin schon nicht von mir (dieser Satz ist übrigens von Sophie Rois geklaut)
Aus meiner Sicht ein literarisches Armutszeugnis. Klar, viele Themen wurden schon einmal aufgegriffen, aber das gibt einem noch lange nicht das recht, die Arbeit eines Anderen als die eigene auszugeben. Noch schlimmer ist es, wenn man bedenkt, dass "Strobo" (also das Original) auf den Erlebnissen von Aires basiert, ich würde also Helene Hegemann (Autorin von Axolotl Roadkill) eher Falschheit als Echtheit attestieren.

Aus literarischer Sicht kann ich im übrigen nur von dem Buch abraten, fragmentarische Sicht auf durch Drogen zerfressene Jugendliche, das ist nicht für jeden etwas und es gab schon bessere Bücher dieser Art.

Gibt es weitere Meinungen zu swm Vorfall oder Plagiaten im Allgemeinen?
 

Neverman

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Finde ich interessant... Natürlich sind Plagiate verwerflich und man sollte selber auch so viel Ehrgeiz oder Stolz besitzen, nicht alles zu klauen, aber ich finde ihre Ausrede wirklich originell.
Ach, entschuldigt... authentisch meinte ich. ;p

Und wenn ich mir das so durchlese, was sie da als Entschuldigung geschrieben hat, habe ich das Gefühl, man darf das nicht einfach mit den tatsächlichen Plagiaten über einen Kamm scheren.
Aber ich kenne das Buch nicht, den Blogger nicht, von dem sie geklaut hat, daher bin ich nicht wirklich in der Position, ein Urteil fällen zu dürfen.

EDIT:
Wie vermutet... Hier mal ihre "Entschuldigung" ohne aus dem Kontext gerissene Zitate:

Das sind diese Plagiatsvorwürfe - also wie das juristisch ist, weiß ich leider nicht so genau. Inhaltlich finde ich mein Verhalten und meine Arbeitsweise aber total legitim und mache mir keinen Vorwurf, was vielleicht daran liegt, dass ich aus einem Bereich komme, in dem man auch an das Schreiben von einem Roman eher regiemäßig drangeht, sich also überall bedient, wo man Inspiration findet. Originalität gibt’s sowieso nicht, nur Echtheit. Und mir ist es völlig egal, woher Leute die Elemente ihrer ganzen Versuchsanordnungen nehmen, die Hauptsache ist, wohin sie sie tragen. Von mir selber ist überhaupt nichts, ich selbst bin schon nicht von mir (dieser Satz ist übrigens von Sophie Rois geklaut) – ich habe eine Sprache antrainiert gekriegt als Kind und trainiere mir jetzt immer noch Sachen und Versatzstücke an, aber mit einer größeren Stilsicherheit. Das sind Formulierungen und Weltanschauungen und auch einfach bestimmte Floskeln, die mich prägen und weiterbringen in dem, was ich äußern und vermitteln will, und da beraube ich total schonungslos meine Freunde, Filmemacher, andere Autoren und auch mich selbst. Wenn da die komplette Zeit über reininterpretiert wird, dass das, was ich geschrieben habe, ein Stellvertreterroman für die Nullerjahre ist, muss auch anerkannt werden, dass der Entstehungsprozess mit diesem Jahrzehnt und den Vorgehensweisen dieses Jahrzehnts zu tun hat, also mit der Ablösung von diesem ganzen Urheberrechtsexzess durch das Recht zum Kopieren und zur Transformation. Ich selbst habe den Roman als „Lüge“ bezeichnet, das ist er auch, aber nur über die Lüge kommen wir der Wahrheit nahe. Das, was wir machen, ist eine Summierung aus den Dingen, die wir erleben, lesen, mitkriegen und träumen. Es gibt da ziemlich viel, was mit meinen Gedanken korrespondiert und sich in mein Gehirn einschreibt, dadurch aber gleichzeitig auch etwas komplett anderes wird. Ich bin nur Untermieter in meinem eigenen Kopf. Airen, von dem ich insgesamt eine Seite, ohne sie groß verändern zu müssen, regelrecht abgeschrieben habe, ist ein großartiger Schriftsteller, dessen Blog im Internet einen Teil der alternativen Lebensweise, über die ich berichten wollte, auf den Punkt gebracht hat, und mit dem ich über das Buch auch ein Stück weit versuche, in Kommunikation zu treten. Maurice Blanchot, Kathy Acker, Pascal Laugier, Jonas Weber Herrera und alle meine Freunde: Ich versuche, deren Fragestellungen weiterzuführen und mir selbst Antworten zu geben. Trotzdem habe ich natürlich einen legitimen Anspruch der Leute nicht berücksichtigt, weil mir die juristische Tragweite nicht bewusst und ich, so leid es mir tut, total gedankenlos und egoistisch war. Und obwohl ich meinen Text und mein Prinzip voll und ganz verteidige, entschuldige ich mich dafür, nicht von vorneherein alle Menschen entsprechend erwähnt zu haben, deren Gedanken und Texte mir geholfen haben.
Ich persönlich bin ziemlich beeindruckt, neugierig auf das Buch und habe der Autorin nichts vorzuwerfen. Ich sehe es ähnlich, wie die Situation mit dem Künstler, der ein Schwein auf der Bühne schlachtet, zur Unterstützung seiner Botschaft. Für mich ist das legitim, es ist Kunst, es geschieht aus Gründen, die eindeutig von den niederen Motiven des Plagiatsvorwurfes zu befreien sind.
 
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Itakou

Konoha Uncut Crew NG
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Hat man Obama gehängt,
weil er seine "I have a Dream" Rede,
bei Marin Luther King "abgeguckt" hat.

Wie kann man nur so stur sein...

Wenn es ein gutes Buch ist,
dann ist es halt ein gutes Buch.


@idd246:
Ok habe mich in dem Punkt ein bisschen unglücklich ausgedrückt.
Ich meine natürlich:

Wenn jmd. ein buch gefällt,
dann gefällt es ihm auch.
Geschmäcker sind unterschiedlich;
Also kann es auch zu unterschiedlichen Meinungen kommen - zum Glück.
 
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idd246

Novize
@Neverman: Ja, fremde Ideen zu verwerten und neu zu formulieren mag Kunst sein und an dieser Art der Kunst habe ich persönlich nichts auszusetzen... solange man auf die "Inspirationsquelle" hinweist, was Frau Hegemann nicht tat, hier beruht meiner Meinung nach ihr Fehler

Die Entschuldigung hatte ich im übrigen verlinkt, direkt über dem Zitat ;) Aus meiner Sicht ist diese aber keinesfalls beeindruckend

@Itakou: Ob ein Buch "gut" ist oder nicht ist ja glücklicherweise Ansichtssache, ich persönlich finde es nicht gut und Aires Buch finde ich persönlich (auch, wenn ich bisher nur ein paar Seiten in die Finger bekommen habe, das Buch ist leider zur Zeit vergriffen) besser und interessanter ;)
 

Neverman

VIP
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Sie hat keine Ideen "neu verwertet"... Wie sie in ihrer Entschuldigung darauf hinweist, sieht sie in keiner Sache jemals etwas originelles, eigenständiges, sondern eine Reihe Beeinflussungen von außen.
Sie hat geklaut, was rechtlich ein Fehler sein mag, aber nicht moralisch. Aber wie gesagt, ich kenne ihr Buch nicht und auch nicht Strobo, daher kann ich nicht sagen, ob sie mit den geklauten Passagen etwas bezwecken wollte.

Die Frage, die du stellst, ist also eine rechtliche, denn moralisch kann man ihr nichts vorwerfen und sie tut es auch nicht. Sie hat sich meiner Meinung nach sehr gut erklärt, was auch ein Plagiat rechtfertigt. Gut geklaut, sag ich da.^^
 

idd246

Novize
Da scheine ich eine andere Moralauffasung zu haben als du, denn für mich ist das nicht nur eine rechtliche sondern auch eine moralische. Wenn man sie in einem hohen Maße an der Kreativität oder den Erlebnissen einer anderen Person bedient (und damit obendrein auch noch kommerziellen Erfolg anstrebt) ist es für mich auch eine Frage der Moral diese andere Person zu fragen bzw. sie zumindestens als Quelle zu nennen. Soweit meine Moralauffasung. Aber hier ist es ja wie mit dem persönlichem Geschmack, jeder hat eine eigene Moralvorstellung, die sich von Mensch zu Mensch doch krass unterscheiden kann
 

Rattenkönig

Ngeuuraksaha
VIP
Habe auch davon gelesen und finde es auch schlecht, ist genau das gleiche als würde einer z.B. ein gezeichnetes Bild von einem selbst, was man ins Inet stellte, abmalen und es als sein eigenes ausgeben. Oder ist wie, als würde man eine Idee klauen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Joa, trotzdem arschlos und einfach einfallslos. Sie hatte darüber nicht nachgedacht und meinte,; würde ja eh keiner herrausfinden. Ist ja nur son "dummer meint sie wohl" Blogger und andere "dumme - denkt wohl sie sich" Leute die nicht genug Geld haben ums zu veröffentlichen, oder keine Beziehungen, oder keine Lust.

Also, wenn man mal bedenkt, sie hätte fragen können, ganz einfach.. Doch war sie zu faul oder arschig. Dei hat einfach scheiße gebaut. Vorallem, ein Weicheikind die denkt, die kennt sich im Drogenmileu aus? Wie lächerlich. Also man muss es nicht so weit kommen lassen das jeder von jedem klauen darf, da gibt es später auch keine Ken Follets mehr... xD Klingt doof, ist aber so. Denn wer nicht schon oben ist in der Branche, wird eben beklaut. Da hat der, mit mehr Geld, mehr Macht.

Ach nee, hier ein viel besseres Beispiel. Es ist genau das gleiche als würde man kostenlose Musik laden und damit meine, die hat man selbst erfunden und nimmt unter einem Plattenlabel einen Vertrag und verdient damit einiges an Geld. Da muss man die Musik nurn bissel ändern und fertig.. Oder mixen.

Was die machte, ist einfach nur Faulheit gewesen. Unverständlich.
 
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