Blue Sky 4

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Alec

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*nervös umschau* Oh Gott, aus der Perspektive eines Mannes zu schreiben ist nicht leicht O.O naja, viel Spaß mit der Story. Rechtschreibefehler bitte sammeln und in die Mülltonne oder den Diskussionsthread werfen, vielen Dank.

Diskussion bitte im dafür vorgesehenen Thread

mfg Alec
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Blue Sky 4

1.Kapitel
Basis

Eliah hey Eliah wach auf –
„Eliah! Man, beweg deinen Arsch aus dem Bett!“ Eliah Morgenstern blinzelte müde in das helle Licht des Schlafsaals. Mehr als 20 Doppelstockbetten standen in diesem ewig langen Raum, und jeder hatte nur einen winzigen Schrank, um seinen ganzen Krempel unterzubringen, der von Sexmagazinen bis zu Schokoriegeln alles enthielt. Miguel Lisette sah auf ihn herab und rüttelte ihn, um ihn herum begann ein Tag beim Militär. Die meisten Männer standen gerade auf, gähnten oder gingen in Richtung Duschräume davon. „Ach komm schon, Mig, es dauert doch noch ewig bis zum Appell…“, murrte Eliah mit einem verschlafenen Blick auf seinen Funkwecker und wollte sich eben die Decke über seinen Kopf ziehen, als er plötzlich einen großen Schwall kaltes Wasser im Gesicht hatte. „VERDAMMTE SCHEIßEEEEEE!“ Eliah sprang auf und schaute Miguel und Marcus Morris böse an, die ihm gerade eine Tasse kaltes Wasser ins Gesicht gekippt hatten und vor Lachen brüllten. „Ihr Saftsäcke! Wartet nur, bis ich…“ „Hey, das hast du dir für heute bestellt!“, wehrte Marcus lachend ab und ging in Richtung Duschen davon. Eliah brummte etwas und quälte sich aus dem Bett, denn er hatte Miguel und Marcus tatsächlich darum gebeten, ihn heute zu wecken, damit er nicht als Letzter vor ihrem neuen Vorgesetzten stand. Er schnappte sich sein Handtuch und seine Uniform und folgte Marcus und Miguel.

Die Sonne brannte schon jetzt auf das Gelände, die riesigen Lande- und Startbahnen, die Quartiere, das Hauptgebäude und die „Garagen“, wie Miguel sie scherzhaft nannte, die Unterbringungen für die Kampfflieger. Rings herum gab es nur einen doppelten Stacheldrahtzaun und Wüste. Eliah hatte sich immer noch nicht an die ewige Hitze gewöhnt, ihm war viel zu heiß.
„McSillery?“ Hier, Sir!“ „Morgenstern?“ „Hier!“ „Morris?“ „Yes, Madam!“, trompetete Marcus. „Vorsichtig, Morris, sonst bekommen sie noch mehr Probleme als sie jetzt sowieso schon haben! Weerar?“ Eliah blinzelte Marcus zu, der sein Gesicht zu einer Grimasse verzog. Marcus hatte beim Kartoffelschäldienst versucht, die Küchengehilfin flach zu legen und war erwischt worden. „Hier!“ „Sehr schön.“ Commander Lind schaute sie alle an und wirkte stolz. Er sah aus wie ein Großvater bei seinen kleinen Enkeln. Aber immerhin hatte er auch weiße Haare und ging in Pension, also hatte er wahrscheinlich das Recht dazu. „Männer, ich bin froh, euch gut ausgebildet und gehorsam in die Hände eures neuen Commanders zu übergeben. Wie ihr sicher wisst….“ Eliah bemerkte bestürzt, dass ihr Commander vom Wichtigen abwich und sich wieder einmal in eine lange und verworrene Rede stürzte. Da er das zur Genüge kannte, dachte er an die letzten drei Monate, in denen er dafür ausgebildet worden war, ein Kampfflugzeug zu fliegen. Manchmal hatte ihn das Training zwar ziemlich angekotzt, aber letztendlich…... Das Geräusch eines Helikopters und Marcus Ellenbogen rissen ihn aus seinen Gedanken. Marcus stiess ihn noch einmal an und flüsterte: „Schau nach links oben!“ Eliah tat es und sah, dass ein großer, schwarzer Helikopter ihre Basis erreichte. Lind schien es gar nicht zu bemerken oder wollte seine Ansprache nicht unterbrechen, und der Rest der Leute hörte ihm zumindest vorgetäuscht zu, und so beobachteten nur Eliah, Marcus und Miguel, der sowieso seine Augen immer irgendwo hatte, wie der Helikopter landete, die Tür sich öffnete, und eine Frau in einem schwarzen Kostüm ausstieg. Über ihrem Arm hatte sie eine G-70, ein riesiges Maschinengewehr, das eine Tür mit einem Feuerstoß in Sägemehl verwandelte. Sie trug sie in einer Hand, und man brauchte dazu Muskeln wie der Terminator. „Wenn sie DAS DA mit EINER HAND schleppt, wie viel kann sie dann mit zwei Händen heben???“, flüsterte Eliah Marcus zu. Doch das war nicht das einzige. Sie hatte eine wahnsinnige Figur, und unter ihrem breitkrempigen, ebenfalls schwarzen Hut machte Eliah hochgesteckte, blonde Haare aus. Sie trug eine Sonnebrille, und als sie den Hut abnahm, fiel das blonde Haar locker auf ihre Schultern. Lind schien jetzt endlich seine Rede beendet zu haben, denn es war verdächtig still, und jeder der Männer hatte wahrscheinlich denselben Gedanken: ein Rasseweib, aber was für eins! Lind sagte gerade: „Meine Herren, dies ist Commander Nathaniel, sie unterstehen ab sofort ihrem….“, als sie plötzlich ihr Maschinengewehr hob und feuerte. Linds Kopf platzte sofort in einer Wolke Blut. Er sank zu Boden, und selbst über dem allgemeinen Entsetzensschrei hörte man Nathaniels laute, scharfe Stimme: „Nun, meine Herren, ich nehme an, wir werden viel Freude miteinander haben!“


2. Kapitel
Nathaniel

Über 40 Augen starrten den neuen Commander an. „WAS HABEN SIE GETAN?!?!?“, platzte es aus Dick Greem heraus. „Ich habe ihn beseitigt. Er sollte sowieso in Pension gehen. In die ewige Pension. Um mich noch einmal vorzustellen, mein Name ist Julien Nathaniel, und für sie bin ich, solange ich ihnen nichts anderes befehle, Commander Nathaniel.“, sagte Nathaniel und lächelte nachsichtig.
„SIE SIND DOCH VERRÜCKT! SIE HABEN KEIN RECHT, IHN ZU ERSCHIESSEN! ICH WERDE SIE VORS KRIEGSGERICHT DAFÜR BRINGEN, DARAUF KÖNNEN SIE…..“, begehrte Greem auf. Eliah hatte voll Entsetzten beobachtet, wie sich Nathaniels Gesichtszüge über ein Spektrum von leichter Verärgerung und Wut zu Hass wandelten. Sie hob das Maschinengewehr und feuerte einfach. Mit Greem gingen drei weitere Männer zu Boden. Wie sich später herausstellte, sollten alle außer Greem überleben. „ICH HABE DIE BEFEHLSGEWALT! UND ICH BEKOMME MEINE BEFEHLE VON DER L.A.I.N.A. , NICHT VON IHNEN, HABEN WIR UNS VERSTANDEN! SIE WERDEN AUF DEM BODEN KRIECHEN UND STAUB FRESSEN, WENN ICH ES WILL! SIE WERDEN IHRE EIGENE MUTTER VERGEWALTIGEN, WENN ICH ES WILL! ICH BIN IHR GOTT, UND SIE, SIE SIND FUSSVOLK! IST DAS KLAR?! DER, DEM DAS NICHT KLAR IST, SOLL VORTRETEN UND ES MIR INS GESICHT SAGEN, UND ICH WERDE JEDEM, ICH BETONE JEDEM, EINE KUGEL ODER ZWEI DURCH DEN KOPF JAGEN!“
Während sie mit ihnen sprach, lief sie die Reihe der Soldaten ab, und Eliah konnte ihr Parfüm riechen. Als er mit Miguel und Marcus später darüber gesprochen hatte, hatte er es sexy genannt. Aber was er in diesem Moment davon hielt, als sie an ihm vorbeilief und sie anbrüllte, war eine völlig andere Sache. Es war ein Duft, der weder schwer noch leicht war, und es war natürlich Parfüm, aber es war auch etwas anderes darunter. Später würde er es als blanken Wahnsinn identifizieren, aber das lag noch vor ihm.
Eliah war für einen Moment mit seinen Gedanken in der Vorstellung abgetaucht, wie diese Frau in einer Uniform und mit einem roten Stirnband aussehen würde, und beschloss, dass das wahrscheinlich ein mehr als einschüchternder Anblick war, als es plötzlich verdächtig still um ihn wurde. Marcus stieß ihm fest in die Rippen und versuchte, seinen Freund in die Realität zurückzuholen, als Nathaniel plötzlich laut und spöttisch sagte: „Machen sie sich keine Mühe, ICH wecke ihn schon auf….“ Eliah hatte das Maschinengewehr vor der Nase. „Nun, wie ist ihr Name?“ Eliah schluckte und sagte dann vorsichtig: „ähm… Morgenstern…“ Nathaniel grinste und packte ihn am Kragen. Sie hätte die Kraft gehabt, ihn hochzuheben. „Nun, Herr Morgenstern, haben sie einen Vornamen, oder muss ich raten?“ Eliah fragte sich, warum, zum Teufel, sie das wissen wollte, und Miguel und Marcus ging es wahrscheinlich ähnlich. Ihre Gesichter waren beide sehr angespannt und verrieten echte Besorgnis. „Eliah“, sagte er genauso vorsichtig und versuchte, sie ruhig und gelassen anzusehen. Einen schrecklichen Moment lang sah er ihren Mund spöttisch zucken, und er glaubte, seine Tage wären gezählt. Und dann, und das war noch schlimmer, zuckten ihre Augen kurz zu beiden Seiten, eine Geste, die bedeutete, dass sie nach neuen Opfern suchte, eine schwungvolle Bewegung mit dem Arm, ein Feuerstoß, und Weerar war Vogelfutter. Eliah drehte sich der Magen um. Nathaniel wandte sich ab und spazierte zwei Schritte weiter, um sich Weerar amüsiert zu betrachten, dann begann sie wieder zu sprechen: „Nachdem diese Differenzen aus dem Weg geräumt sind, können sie sich in ihre Quartiere zurück begeben. Ich erwarte sie pünktlich 13 Uhr mit ihren Akten im Untersuchungsraum, zur Musterung.“ Ein Raunen lief durch die Soldaten. Nathaniel schnitt es mit einer ungeduldigen Geste ab und sagte: „Sie werden genaueres erfahren, wenn es von Nöten ist. Und jetzt wünsche ich ihnen eine angenehme Ruhepause. Zwei Freiwillige dürfen die Schweinerei hier wegwischen, und wenn sich keine finden, werde ich den, der sich eigentlich hätte kümmern müssen, erschießen. Das war’s fürs erste.“ Das Klick-Klack ihrer Absätze war beinahe gruselig, und sie beachtete anscheinend niemand mehr. Ihr Weg führte sie zum Helikopter, wo sie mit dem Pilot sprach. Eliah fühlte, wie ein wahnsinniges Lachen aus ihm herauswollte, aber er beherrschte sich.
Mit Miguel und Marcus ging er schweigend zu den Quartieren zurück, als Nathaniel ihn mit einem „Hey, Eliah, antreten!“ zurückholte. Die drei Männer wechselten einen Blick, dann drehte er sich gottergeben um und ging zurück, während Marcus und Miguel sich entfernten. Als Eliah bei Nathaniel ankam, nahm sie gerade ihre Sonnebrille ab und strich sich die Haare aus der Stirn. „Ist es hier immer so warm?“, fragte sie harmlos und sah sich auf dem Gelände um. Er nickte schwach und wollte gar nicht zu der Stelle sehen, an der Lind, Greem und Weerar lagen. Drei Tote an einem Tag. „Das musste ja so kommen. Mein Gott, ich wollte nie an so einen Scheißort. Wie dem auch sei, Eliah – Verzeihung, ich hoffe, sie stört es nicht, wenn ich sie Eliah nenne-…“ Sie schaute ihn dabei an, und ihre tiefblauen Augen machten dem Himmel Konkurrenz. Trotzdem wusste er, dass es ihm besser nichts ausmachen sollte. Er wusste, was hinter ihrem fröhlichen Blick lag. Es war nackter Wahnsinn. „….haben sie sich in ihrem Leben schon mal einen Arm, ein Bein oder so was gebrochen?“ Eliah wusste zwar nicht, was DAS jetzt sollte, antwortete aber wahrheitsgemäß: „Noch nie, Commander.“ „Julien“, verbesserte Nathaniel und funkelte ihn weiterhin aus ihren blauen Augen an. „Julien reicht für sie.“ Eliah war hin und her gerissen, ob sie das jetzt ernst meinte, und entschied sich dagegen. Sie schien seinen misstrauischen Gesichtsausdruck bemerkt zu haben und sagte: „Ich meine es durchaus ernst. Sie können jetzt gehen. Ich freue mich darauf, ihnen Flugunterricht zu geben.“ Mit diesem rätselhaften Satz ließ sie Eliah stehen.

„Sie sind Mr. Morgenstern, nicht wahr? Gut, bitte setzen sie sich, wir werden gleich mit der Untersuchung beginnen.“ Der Militärarzt verschwand mit seinem Assistent nach draußen und schloss die Tür. Eliah war allein im Arztzimmer. Unruhig sah er sich um. Mit seinen Kameraden hatte er zwar gesprochen, aber die wussten bis jetzt ebenfalls nicht, worum es ging. Es schien eine ganz normale Untersuchung zu sein, aber Eliah hatte ein gesundes Misstrauen gegenüber großen Spiegeln in Arztzimmern. Er spürte, dass er beobachtet wurde, und die Spiegel waren natürlich nur auf einer Seite verspiegeltes Glas, durch das man ihn sehen konnte. Ihm gefiel die Vorstellung nicht, dass hinter diesem Spiegel höchstwahrscheinlich Julien Nathaniel saß, vielleicht mit einem Drink, vielleicht mit einer großen Waffe oder sonst was – was auch immer dieser Gedanke bedeutete – und ihn beobachtete.
Eliah seufzte, als sich die Tür wieder öffnete und der Arzt lächelnd das Zimmer betrat. „Wir können anfangen“, sagte er freundlich. „Zuerst einmal möchte ich ihnen ein paar persönliche Fragen stellen. Hatten sie jemals irgendwelche Knochenbrüche oder - risse oder wurden sie mit einem instabilen Skelett geboren?“

„Was haben sie dich gefragt, Eliah? Mir kommt’s so vor, als hätte mich der Typ mehr Zeug gefragt als die anderen. Ob ich irgendwann mal Drogen genommen hab und so ne Scheiße.“, sagte Marcus und balancierte mit dem Tablett, auf dem sein Mittagessen stand. „Das hat er mich auch gefragt, und ob ich einer Glaubensgemeinschaft angehöre. Ich dachte schon, der Typ will mich verkuppeln.“, erwiderte Miguel und betrachtete misstrauisch seinen Salat. Er hatte allen Grund dazu, schließlich war er es gewesen, der einmal auf eine Made gebissen und sie damit enthauptet hatte. „Na ja, wenn sie einen neuen Fliegertyp an uns testen wollen, dann müssen sie bestimmt sichergehen, dass wir uns mit einem moslemischen oder buddhistischen Flugzeug auch vertragen!“, sagte Eliah und erntete schallendes Gelächter von allen Seiten. Miguel konnte sich sogar nach 10 Minuten noch nicht einkriegen und lag gackernd auf dem Tisch, als Commander Nathaniel eintrat. Die Lautstärke nahm sofort um die Hälfte ab, was Nathaniel keineswegs zu irritieren schien, sie holte sich ihr Mittagessen, was ihr beinahe respektvoll vom Küchendienst herübergereicht wurde, und setzte sich an den Tisch von Marcus, Eliah und Miguel. Misstrauisch stocherte sie in ihrem Salat herum, wie schon Marcus es getan hatte, und nahm dann eine Gabel voll in den Mund, um lustlos darauf herumzukauen. Es gab wahrscheinlich niemanden, der sie nicht anstarrte und ihr beim Essen zusah. Sie erledigte dieses menschliche Bedürfnis mit Grazie und einem leisen Hauch von Verachtung. Hätte man sie gefragt ob es ihr schmeckte, hätte sie wahrscheinlich nur verächtlich geschnaubt und den Fragenden ignoriert.

Es dauerte exakt 15 Minuten, bis Nathaniel ihre Mahlzeit beendet hatte, und für Eliah waren sie so lang wie 100 Tage. Er versuchte, nicht wie alle anderen Julien Nathaniel anzustarren oder verängstigt auf seinen Teller zu stieren, sondern sich so normal wie möglich zu benehmen, aber irgendwie war das in dieser verrückten Atmosphäre einfach nicht möglich. Er musste Atkins, seinen rechten Nachbarn, dreimal ansprechen, bevor er sich überhaupt dazu bewegen lies, Eliah zuzuhören, der nur wollte, dass Atkins ihm das Dressing gab. Es war entnervend.
Als Commander Nathaniel sich erhob, war die Erleichterung fast mit den Händen greifbar, aber sie stellte doch nur ihr Tablett ab, um dann mit zwei Schüssen in die Decke die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Ich bitte um Ruhe!“ Miguel warf Eliah einen Blick zu, der bedeuten sollte, dass das „bitten“ in diesem Zusammenhang ein wirklich groteskes Wort war. Nathaniel fuhr nach 2 Sekunden fort und liess sich von einer Arztschwester, die jetzt auf leisen Füßen hereinkam, eine Liste geben. Beim Sprechen blätterte sie sie flüchtig durch. „Meine Herren, sie haben die Ehre an einem neuen Projekt teilzunehmen, dass einen bedeutenden Schritt in der militärischen Luftfahrt bedeuten wird. Zu diesem Zweck wurde ihre Tauglichkeit für die neuen Flugzeuge überprüft, und ich möchte ihnen mitteilen, dass fünf von ihnen die Vorraussetzungen für das Projekt „Blue Sky“ erfüllen: Samuel Singarett, Marcus Morris, Eliah Morgenstern, Miguel Lisette und Te Quon LeChin.“

3. Kapitel
Kreuz



Sie saßen alle zusammen im Vorführraum, der nur selten benutzt wurde. Nathaniel, die bis jetzt noch nicht da gewesen war, riss die Tür auf und stolzierte herein. Der Soldat, der den Projektor bedienen sollte, fragte leise: „Mikrofilm?“ Nathaniel fischte in ihrer Uniform nach der Halskette, die sie trug – ein goldenes Kreuz – und gab sie dem Soldat, der sie fragend ansah. „CLX bis 15,3“, sagte sie nur, und er nickte und verschwand zu einem der zwanzig verschiedenen Projektoren. Nathaniel wandte sich zu Eliah und den anderen. „Meine Herren, was sie jetzt sehen müssen sie unter höchstem Verschluss halten. Dies sind Daten zu ihren Flugzeugen, Schutzanzügen und ihren Verhaltensweisen.“ Sie machte mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis in Richtung Projektor, und die Leinwand erhellte sich. Eine Kamera erfasste die Füße einer Person, und begann, langsam nach oben zu fahren. „Dies ist das Modell des Sicherheitsanzugs, das sie tragen werden.“ Die Kamera zeigte weiter den rein weißen Anzug, filmte weiter von den Füßen aufwärts, die Unterschenkel, die Oberschenkel einer Frau, zogen weiter, über die Hüften. Miguel stiess Eliah in die Seite und sagte leise: „Meine Fresse!“ Eliah nickte nur schwach. Wer immer hier gefilmt wurde, hatte einen wahnsinnigen Körper, der durch den Anzug extrem betont wurde. Samuel meldete sich jetzt zu Wort, indem er fragte: „Wozu sind diese grauen Streben da?“ „Sie geben Stabilität, in dem sie bei sehr niedrigen Temperaturen fast unzerstörbar werden.“ Die Kamera wurde jetzt zurückgefahren, zeigte den ganzen Körper der Frau, die von den grauen Streben des Anzugs umklammert zu sein schien, zeigte auch den Kopf, allerdings mit Helm, doch sie nahm jetzt den Helm ab. Eliah wusste schon fast, wen er sehen würde, und tatsächlich war es Nathaniel selbst, die diesen Anzug trug. Ihr Blick war wie immer nicht besonders freundlich, und ihre Haare waren zurück gebunden. „Ist so ein Anzug überhaupt nötig? Der ist doch bestimmt total eng“, flüsterte Miguel, der in seiner Freizeit T-Shirts so groß wie Zirkuszelte bevorzugte, zu Marcus. Nathaniel hatte es allerdings gehört. „Ja, und sie werden gleich sehen, warum“, sagte sie amüsiert. Der Projektor zeigte jetzt das Modell eines Flugzeugs, von oben, von der Seite, von hinten, dann ein echtes Flugzeug. Es hatte keine Fenster, kein Cockpit, gar nichts. Eliah fiel nur etwas auf dem Dach auf, was man im Wirrwarr der Linien des gezeichneten Modells nicht genau erkennen konnte. Dann wurde ein echtes Bild gezeigt, und LeChin fragte zweifelnd: „Man STEHT auf dem Dach? Ist das nicht gefährlich?“ Nathaniel schnaubte verächtlich, als wäre ihr Gefahr völlig egal. „Sie werden das Gerät mit ihren Füßen steuern und die Mechanismen zum Feuern mit beiden Händen bedienen. Dazu bekommen sie spezielle Handschuhe mit Tastflächen.“

Während Nathaniel weitere Details erläuterte, drifteten Marcus und Miguel der absoluten Langeweile entgegen. Nathaniel schien es nicht zu stören, sie beendete ihren Vortrag zwanzig Minuten später und blickte sich dann um, um dem Soldat, der den Projektor bediente, ein Zeichen zu geben. Plötzlich malte sich Entsetzen auf ihre Gesichtszüge, und Eliah erfasste mit einem Blick, dass sie erst jetzt bemerkt hatte, dass dieser Mann nicht mehr da war. Ein schneller Blick auf die Vorführwand bestätigte noch einmal ihre schlimmsten Befürchtungen, als plötzlich – und nur eine Sekunde lang, dann reagierte Nathaniel – ein Bild gezeigt wurde, lange genug für Eliah, um Einzelheiten aufzunehmen, eine blonde junge Frau, JULIEN SELBST, mit kürzerem Haar, vor einem dunklen Hintergrund, zu ihren Füßen etwas, was Eliah nicht sofort erkannte…. Der Projektor zersplitterte in tausend Teile, als Nathaniel ihn mit ihrer Waffe traf. Ihre Gesichtszüge waren ihr völlig entglitten, nackte Panik und absoluter Hass spielten Haschen auf ihrem Gesicht, und mit lauten, ja, heftigen Schritten, ging sie zur Tür, riss sie auf, Eliah hörte sie ein Stück gehen, und dann hatte sie gefunden, was sie suchte. Man hörte ihre schweren Schritte, als sie wieder durch die Tür kam, den Soldaten mit einer Hand am Kragen tragend, und ihre Wut war entsetzlich. Sie liess ihn vor allen anderen fallen, und dann begann sie ihn unter einer Flut von Flüchen zu treten, zu schlagen, und Eliah wusste, dass sie die Kraft hatte, ihn zu Tode zu prügeln, völlig entfesselt in ihrer unermesslichen Aggression.
Schließlich liess sie von ihm ab, zog wieder ihre Waffe, richtete sie auf das wimmernde, blutende Bündel Mensch. „Nennt mir einen Grund, ihn nicht auf der Stelle zu erschießen!“, flüsterte sie heißer. Bleiernes Schweigen herrschte. „EINEN VERDAMMTEN GRUND, ODER ICH WERDE ES MIR NICHT ÜBERLEGEN, SONDERN ABDRÜCKEN!!!!! WIRD’S BALD?!?!“ Eliahs Kehle war trocken, und er brachte keinen Ton heraus, doch erleichtert nahm er wahr, dass Miguel das Wort ergriff. Seine Stimme klang spröde, rissig und sehr leise, als er sagte: „Weil sie es nicht nötig haben.“ Auch Marcus sagte jetzt etwas: „Weil…. Nun… wer Wind sät, wird Sturm ernten….“ Nathaniel warf einen schnellen Blick zu dem Projektor, auf dem immer noch ihr goldenes Kreuz lag, dass… ja, was barg? Ein Geheimnis? Eliah rang sich durch, auch noch etwas zu sagen: „Sie werden ihr Gewissen damit belasten.“ Nathaniel warf ihnen einen durchdringenden Blick zu, dann blickte sie auf den zusammen gekrümmten Mann. Schließlich liess sie die Waffe sinken. „Bedank dich, die drei haben dir deine verdammte Seele gerettet. Du Abschaum.“ Dann verließ sie mit ihrem goldenen Kreuz, dass sie vom zerstörten Projektor aufhob, den Raum.

Sie lagen gelangweilt auf ihren Betten, als Eliah das sagte, was ihm schon seit Stunden durch den Kopf gegangen war: „Ich möchte wissen, was ihr Geheimnis ist!“ Miguel blickte von der Zeitschrift auf, die er gerade gelesen hatte, schüttelte den Kopf. „Da wird nichts zu machen sein. Die bringt uns um, wenn wir auch nur dran denken, das Ding zu klauen!“ Marcus nickte und fuchtelte mit dem Plüschhasen, auf dem er gerade gekaut hatte. „Sie würde uns köpfen, den Rest vierteilen, mit einer Dampfwalze überfahren und unsere Reste zu Asche verbrennen!“ „Fuchtel nicht so mit deinem angesabberten Kuscheltier rum, ich fühl mich schon wie im Swimming Pool“, brummte Miguel, der das zerkaute Etwas von einem Hasen misstrauisch betrachtete. Eliah schüttelte ärgerlich den Kopf. „Seit doch mal ernst! Sie wird das Ding doch nicht beim schlafen tragen, also gehen wir rein, holen es, sehen uns das Ganze an und bringen es zurück. Es wird kaum 10 Minuten dauern, wenn wir uns beeilen!“ Miguel dachte nach, dann sagte er wesentlich ernster: „Okay, ich bin dabei. Schließlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass uns Nathaniel auch mal nicht mehr leiden kann. Mitternacht wäre gut, oder?“

Eliah legte den Finger auf die Lippen, und dann schlichen sie zu der Tür, die sie von Julien Nathaniel trennte. Wenn es nach Marcus ging, hätte diese Trennung auch weiterhin bestanden, aber gleichzeitig war es wichtig, herauszufinden, was hinter Nathaniels hübschem Gesicht wirklich steckte.
Eliah öffnete jetzt leise die Tür und tastete sich langsam vor. Kein Laut drang an sein Ohr, deshalb winkte er Marcus und Miguel und ging voraus.
Das Zimmer war nicht nur völlig still, sondern auch völlig dunkel. Nur ein dünner Streifen Licht fiel durch eine weitere, angelehnte Tür – Nathaniels Schlafzimmer. Miguel tippte Eliah auf die Schulter und deutete auf die Tür, doch Eliah konnte nur mit den Schultern zucken. Dass dieses Quartier aus zwei Zimmern bestand, hatte er nicht gewusst. Er machte eine Geste, die besagen sollte, dass dies alles nur einfacher machte. Vorsichtig begann er, sich umzusehen. Das war bei dieser Dunkelheit schwierig, doch sie hatten Glück: ein Lichtstrahl, der von einem Wandspiegel reflektiert wurde, brachte die Kette zum leuchten. Miguel, der sie entdeckt hatte, hob sie hoch und bedeutete mit einer Geste, dass sie gehen konnten.
Sie schafften es, ohne einen weiteren Laut bis zur Tür zu kommen, doch als Eliah sie gerade öffnen wollte, hörte er plötzlich das Rascheln von Stoff. Sie schien sich in ihrem Bett zu drehen, und zu ihrer aller Entsetzen stand sie auf, brummte etwas und lief einige Schritte. Eliah machte sich schon zur Flucht bereit, als sie hörten, wie Nathaniel ein Fenster aufriss und grummelnd in ihr Bett zurückstapfte, sich fallen liess und erneut einige Male drehte, bis sie wieder still lag.

„Scheiße, das war knapp!“, hauchte Miguel und wischte sich die Hände an seiner Hose ab. Sie waren schweißnass und kalt. Eliah schüttelte nur ungeduldig den Kopf, brachte den Projektor zum Laufen. Schließlich erschien ein Bild, und Eliah liess das Gerät die Stelle suchen, die sie brauchten. Schließlich hatten sie das dunkle Bild vor Augen, eindeutig Nathaniel. Sie stand lange, sehr lange, einfach nur vor dem dunklen Hintergrund, mit starren Augen. Was um sie herum war, konnte man nicht erkennen. „Wie wäre es, wenn du es mit 10-facher Geschwindigkeit laufen lässt?“, fragte Marcus nervös. Ihre Unternehmung dauerte schon viel zulange. Eliah tippte auf dem Projektor herum, liess das Video schließlich in zehnfacher Geschwindigkeit laufen. Und tatsächlich, das Bild wurde immer heller, und man erkannte, dass Nathaniel zu reden schien, und dann bewegte sie sich – rückwärts. „Scheiße, man muss den Film rückwärts laufen lassen, damit alles stimmt!“, zischte Eliah, doch Miguel zischte nur ungehalten zurück: „Ist doch egal, wir kriegen doch mit, was sie macht!“
Das bekamen sie tatsächlich mit, Nathaniel ging jetzt von einer Seite zur anderen, immer wieder hin und her, die Hände in fahriger Bewegung, ihre Lippen ebenfalls. Das Bild wurde immer heller, und Eliah erkannte, dass es wahrscheinlich am Tag begann und dann über mehrere Stunden gefilmt worden war, sodass es am Ende fast Nacht war….
„ACH DU SCHEISSE!“ Es war nur ein Flüstern von Marcus, aber es durchrieselte Eliah eiskalt. Er sah wieder genauer auf die Projektion, und was Marcus gesehen hatte, sah jetzt auch er: Zu Nathaniels Füßen lag eine Leiche. Und noch etwas wurde jetzt offenbar. Nathaniel und ihre gesamte Umgebung waren ein Meer aus Blut.

Eliah schlich vorsichtig durch die Tür, Marcus und Miguel folgten. Mit großer Sorgfalt legte Miguel das goldene Kreuz genau so hin, wie es vorher gelegen hatte. Seine Hände zitterten leicht, doch dann war alles in Ordnung, und er wandte sich zu seinen zwei Freunden um. „Verschwinden wir von hier!“, flüsterte er.
Im nächsten Moment zuckten alle drei zurück, geblendet von der plötzlichen Helligkeit der Deckenlampe. In der Tür, also direkt vor ihrem Fluchtweg, stand Nathaniel. Das Bettlaken, der einzige Stoff, der etwas von ihr verbarg, war sehr freizügig um ihren Körper geschlungen, aber das war nicht das, was Eliah in diesem Moment interessierte. Nathaniels Augen BRANNTEN.
„Je später der Abend, umso schöner die Gäste! Interessant zu sehen, dass es immer noch Leute gibt, die nicht wissen, was sich gehört!“ Sie schob die Tür zu und drehte den Schlüssel. Eliah suchte mit den Augen panisch ihre Hände und den Rest ihres Körpers nach Waffen ab und musste erstaunt feststellen, dass sie keine trug. Sie lächelte. „Ich erwarte eine gute Erklärung, das dürfte ihnen hoffentlich klar sein?“ Sie lehnte sich zurück und schien darauf gefasst zu sein, eine etwas längere Erklärung zu hören. „Also wir…“, begann Miguel, doch Nathaniel schüttelte den Kopf. Eliah sah, wie Marcus neben ihm erschauerte, und auch er spürte dieses seltsame, eindringliche Gefühl, dass sie mit ihrer ganzen Körperhaltung auszustrahlen schien. Sie war ihnen nicht böse, sie war, auf eine unheimliche Art und Weise, amüsiert. Ihr Lächeln wich nicht von ihrem Gesicht. „Das gefällt mir nicht. Eine schöne Geschichte beginnt anders. Es war einmal…“ Miguel begann zu zittern, aber pflichtschuldig sagte er, etwas heiser: „Es waren einmal… scheiße, Eliah, mach du weiter…“ Eliah befeuchtete sich fahrig die Lippen mit der Zunge und brachte dann heraus: „Es waren einmal drei Männer…“ „… die nicht wirklich wussten, worauf sie sich einließen, als sie ihren neuen Commander hintergehen wollten…“, fuhr Marcus leise fort, und Miguel fügte hinzu: „… und natürlich wurden sie ertappt und bekamen ihre gerechte…“ „Strafe.“, beendete Nathaniel amüsiert und schloss die Tür auf. „Nicht schlecht für den Anfang, daran werden wir noch arbeiten.“ Sie öffnete die Tür und winkte ihnen, doch sie machte keine Anstalten, zurück in ihr Bett zu gehen. Eliah überwand sich, einen Schritt in Richtung der Tür zu machen, dann noch einen, einen dritten, und dann stand er neben ihr. Und dann umarmte sie ihn.
Es überlief ihn eiskalt, dann wurde ihm plötzlich schrecklich heiß, und er sog scharf die Luft ein. Er spürte zwei Dinge – den weichen, weiblichen Körper von Nathaniel, ihre vollen Brüste, den flachen Bauch, die schön geformten Oberschenkel. Und er spürte den harten Ledergurt mit den zwei Messerscheiden und den riesigen Messern, kalt, hart und tödlich, wie er auf ihren Hüften lag. Dann liess sie ihn los. Er sah in den Augenwinkeln, dass Nathaniel auch Marcus und Miguel kurz umarmte, dann schloss sie die Tür – sanft, als wolle sie niemanden aufwecken, zum Beispiel ein kleines Kind, das nebenan schläft. Oder ihren Wahnsinn. Oder irgendetwas in dieser Art. Eliah stützte sich an der Wand ab, ihm war plötzlich schrecklich übel. Neben ihm fing Marcus an hysterisch zu lachen, und Eliah konnte sich denken, warum – wahrscheinlich war ihm genauso flau im Magen wie ihm; wahrscheinlich hatte er auch eine ähnlich starke Erektion.

4. Kapitel
Flugunterricht

„Oh man, wie konnten die Frauen früher nur ein Korsett tragen?! Dieses Ding allein ist ja schon die Hölle!“ Miguel betrachtete sich erneut unglücklich von Kopf bis Fuß, die Enge des Ganzkörperanzugs, der sie beim Fliegen der neuen Flugzeuge schützen sollte, schien direkt proportional zu seinem Unbehagen zu sein. Auch Eliah fühlte sich eingezwängt und nicht wirklich wohl. LeChin und Singarett waren eher still und leicht nervös, sie waren bisher kaum von Nathaniel beachtet worden und hatten wahrscheinlich Angst, die Übungsstunde mit einem Luftloch mehr zu beenden. Nur Marcus schien das Beste aus der Situation zu machen, witzelte herum und versuchte schon zum dritten mal vergeblich, im Stand seine eigenen Zehen zu erreichen. „Passt auf, diese Anzüge wurden eigentlich für alte Großmütterchen entwickelt, damit sie sich nicht den Rücken brechen, und dann sagte jemand: Hey, damit können wir Leute AUF das Flugzeug stellen statt sie reinzusetzen! Das bringt Vorteile! Nie wieder lästiges Aussteigen im Drive-In! Nie wieder…“
Marcus verstummte abrupt, als er ein Klicken im Nacken hörte. „Klappe, Morris. Bei ihren Witzen kriegt man ja Ohrenschmerzen“, murrte Nathaniel übelgelaunt und richtete die Waffe auf den Boden, nicht mehr auf Marcus Genick. Sie war fast geräuschlos eingetreten. Neben ihr stand ein wahrer Hüne, knapp 2 Meter groß und wahrscheinlich so stark wie drei Männer zusammen. Eliah hätte es unter anderen Umständen komisch gefunden, dass er offensichtlich Angst vor Nathaniel hatte, die kurz verschwand und dann ebenfalls in einem der Fliegeranzüge auftauchte.
„Wie viele von uns werden heute fliegen, Commander?“, fragte LeChin, woraufhin Nathaniel eine Hand hob und nur den Daumen zeigte. Einer. „Ich brauche Zeit, um euch mit der Technik vertraut zu machen, und leider besteht man ja darauf, euch auch die anderen schwachsinnigen Übungen machen zu lassen, die hier eben jeder Pilot machen muss. Eliah, du wirst als erster eingewiesen, ich verlasse mich inzwischen darauf, dass sie anderen die Simulationsmaschinen benutzen und sich schon mal etwas mit der Technik vertraut machen. Rechnikov kümmert sich darum.“ Sie deutete auf den Hünen, der sofort eifrig nickte. Marcus und Miguel warfen Eliah noch einen besorgten Blick zu, dann folgten sie Rechnikov und den anderen beiden. Nathaniel blieb mit Eliah allein zurück.
„Aufgeregt?“ Nathaniel band ihre Haare mit einem Haarband zusammen und sah Eliah prüfend an. Er schluckte und antwortete dann wahrheitsgemäß: „Ja, sehr.“ Sie lächelte nicht, sondern winkte ihm nur.

Wenige Minuten später standen sie vor der Maschine, die Eliah fliegen sollte. Nathaniel redete 20 Minuten über die Steuerung, was man beachten sollte und dass die Bedienung der Geschütze im Moment unwichtig war, dann bediente sie einige Kontrollen. An der Maschine wurde eine Art Trittleiter ausgefahren.
„Nun liegt es an ihnen, Eliah. Dieses Trainingsmodell wird durch zwei Menschen gesteuert. Wir werden jetzt einen Testflug machen, aber nach der Hälfte der Zeit werde ich ihnen das Steuer übernehmen, und wenn sie Mist bauen kann das bedeuten, dass wir beide sterben werden. Ich habe nichts dagegen, zu sterben, aber sie scheinen am Leben zu hängen.“ Eliah sah sie an und suchte nach einem Anzeichen, dass sie das scherzhaft meinte, aber als ihr ins Gesicht blickte wusste er, dass sie keineswegs scherzte. Und noch etwas sah er – Es war ihr nicht nur egal, ob sie sterben würde, er erkannte, dass sie sich in diesem Moment sogar wünschte, bald zu sterben. Dann verschloss sich ihr Gesicht wieder. „Also?“ „Ich werde das schaffen.“ „Sehr gut.“ Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ab und erklomm das Flugzeug. Er schaute genau zu, wie sie ihre Füße ein wenig hin und her bewegte, um den richtigen Sitz zu finden, und dann die Verrieglung aktivierte und ihre Füße damit in das Flugzeug einfügte. Dann setzte sie ihren Helm auf. Eliah folgte ihr und kam auch recht gut mit der Verriegelung zurecht, dann setzte er seinen Helm auf. Er stand jetzt vor Nathaniel, und insgeheim fragte er sich, wie sie ihm vermitteln wollte, was sie tat, wenn er es nicht sah.
Währenddessen hatte Nathaniel ein Zeichen gegeben, und das Tor öffnete sich. Im nächsten Moment hatte Eliah das Gefühl, den Halt zu verlieren. Unter ihm bewegte sich die Steuerung der Maschine, und er erkannte, dass seine und Nathaniels Steuerung wahrscheinlich synchron liefen, wie zwei Lenkräder, die sich im gleichen Maße drehte, wenn man nur an einem lenkte. Das Flugzeug beschleunigte langsam und rollte aus der Garage, fuhr dann einen engen Halbkreis nach rechts– Eliah spürte, wie die Steuerung unter ihm sich in die andere Richtung neigte – und rollte dann auf die Landebahn. Unter ihm neigte sich die Steuerung nach vorn, und das Flugzeug gewann an Schnelligkeit. Er spürte den Wind, der ihn nach hinten drückte, doch in seinem Rücken verhärteten sich die Streben seines Anzugs, und er hielt damit dem ernormen Druck stand. Nathaniel beschleunigte weiter, sie wurden immer schneller, und dann wurden Eliahs Füße und das Flugzeug durch Nathaniel hochgerissen. Sie gewannen sehr schnell an Höhe, und schließlich brachte sie den Flieger in eine waagerechte Position. „Ich werde ein paar Runden fliegen, und dann werden sie ihre ersten Versuche mit ein paar einfachen Manövern machen.“ Nathaniels Stimme war über Eliahs Helm glasklar verständlich, und er nickte.
Während der nächsten halben Stunde gewann er ein Gefühl für die Steuerung des Flugzeugs, und immer öfter liess Nathaniel ihn selbst steuern. Es war anstrengend, und zweimal musste sie dafür sorgen, dass sie nicht abstürzten, aber Eliah spürte, dass er der Sache gewachsen war. Es erfüllte ihn mit einer Art stiller Freude, dass er das Flugzeug auf diese Weise lenken konnte. Schon feinste Bewegungen wirkten sich auf die Maschine aus. Aus seiner guten Laune heraus liess er sich hinreißen zu sagen: „Diese Art zu fliegen ist fantastisch.“ Er erschrak über die Vertraulichkeit seiner Worte, aber Nathaniel klang hinter ihm nur amüsiert, als sie antwortete: „Aber auch gefährlich. Denkst du, dass du mit der Maschine vertraut bist, Eliah?“ Er war sich nicht wirklich sicher, was er antworten sollte, und zögerte einen Moment, doch dann antwortete er, vielleicht eine Spur zu trotzig: „Ich denke schon, so schwer ist sie wirklich nicht zu fliegen.“ Einen Moment herrschte Schweigen, dann antwortete sie, eiskalt und berechnend wie immer: „Tatsächlich?“

Eliah spürte einen Ruck, als sie ihm erneut die Steuerung aus der Hand nahm und die Maschine aus dem Gleichgewicht brachte – und plötzlich drehte sich die Welt um ihn. Eliah brauchte mehrere Sekunden um zu verstehen, was geschah – sie liess das Flugzeug wie einen Papierflieger in Richtung Erde trudeln. Das Metall der Maschine kreischte unter ihm. Er wusste nicht, was sie tat, aber er spürte immer stärker, dass sie dem Erdboden näher kamen und dass es den Flieger unter der Belastung fast zerriss. Er strengte seine Kraft an, doch Nathaniel liess ihn nicht an die Steuerung, blockierte sie mit ihrer ganzen Körperkraft. Der Boden kam näher. Für einen Moment glaubte er zu wissen, dass er jetzt sterben würde. Und dann riss er, mit all seiner Kraft und seinem ganzen Überlebenswillen, die Maschine zurück. Ein entsetzliches Kreischen ging durch die gesamte Maschine, und Eliah wusste, dass das Metall kurz vorm Zerbrechen war, und dann lag der Flieger plötzlich wieder ruhig in der Luft. Nur noch sein tobender Herzschlag erinnerte ihn daran, dass er dem Tod eben noch nahe gewesen war. Der ankommende Funkspruch der Basis erschreckte ihn so, dass die Maschine beinahe zum zweiten Mal gefallen wäre. Er riss sich zusammen und konzentrierte sich auf die Worte. >>Blue Sky 4, gibt es einen Problem? Bitte melden sie sich, Blue Sky 4, hier ist Blue Sky Base. Gibt es ein Problem?<< Er hörte die kühle, sanfte Antwort von Nathaniel, die ein Lächeln verbarg: „Nein, Blue Sky Base, alles in Ordnung. Wir haben nur den Nathaniel-Test durchgeführt.“


5. Kapitel
Gezeichnet

„Das war ein guter Flug, sie sollten stolz auf sich sein, Eliah.“ Nathaniel schien gut gelaunt. Sie nahm den Helm ab, unter dem ihr blondes zerzaustes Haar zum Vorschein kam. Eliah stand einfach nur da und sah zurück auf die Maschine. Sie hatte ihn beinahe umgebracht, sie hätten sterben können, und sie… Plötzlich stand Nathaniel vor ihm und lächelte ihn leicht abfällig an. „Ist etwas, Eliah? Sie werden sich doch nicht wegen diesem kleinen Manöver aufregen…“ Es gab ein lautes, dumpfes Klatschen, als Eliah sie mit der flachen Hand heftig und völlig ungeplant ins Gesicht schlug. Ihr Kopf wurde zurück geworfen, und sie musste einen Fuß rückwärts setzen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „WIR HÄTTEN TOT SEIN KÖNNEN, JULIEN, TOT! VERDAMMTE SCHEISSE, DAS IST KEIN SPIEL, DAS SCHEISSTEIL WÄRE BEINAHE IN ZWEI HÄLFTEN GEBROCHEN, UND WIR MIT, HAST DU ÜBERHAUPT EINE AHNUNG, WAS FÜR EINE SCHEISSANGST ICH HATTE! ICH…“ Er hielt inne und sah, wie ein paar Blutstropfen von ihrer verletzten Lippe auf den Fußboden fielen. Sie war ruhig und völlig ausgeglichen, als sie fragte: „Möchtest du mit mir schlafen, Eliah? Jetzt?“ Er sah sie völlig fassungslos an, und natürlich war die Antwort Ja, aber eigentlich war er viel zu wütend auf sie, um überhaupt… nur dass sein Körper plötzlich gegen seinen Verstand rebellierte und nichts anderes wollte. „Ich…“, begann er, räusperte sich, sah sie wieder an, dieses schöne Gesicht, den schönen Körper in dem engen Anzug, das tiefrote Blut, das immer noch von ihrer aufgeschlagenen Unterlippe über ihr Kinn lief und auf den Boden tropfte. „Ja.“
Sie nahm ihn an der Hand. „Komm mit.“

Die Duschräume der Frauen waren im Moment unbesetzt, da die Truppe keine Frauen hatte, trotzdem waren sie schwach geheizt. Er zog ihr mit zitternden Händen den Anzug vom Körper, nahm sich kaum Zeit für seinen eigenen. Für einen Moment war er sich unsicher – sie war sein Commander, und das sollte er nicht tun. Doch sie zog ihn mit sich auf den kühlen Fußboden, und da dachte er an gar nichts mehr. Ihre Haut war warm und leicht verschwitzt, und Eliah sog den Duft ihres Haars ein, während sie sich unter ihm leicht bewegte und manchmal leise stöhnte. Doch sie wurde leidenschaftlicher, und bald erkannte Eliah, dass er ihrer Willensstärke und ihrer Leidenschaft nichts entgegenzusetzen hatte. Sie warf ihn mit Leichtigkeit auf den Rücken und begann mit heftigen, rhythmischen Bewegungen, die ihm fast den Atem raubten, während ihr sanftes Stöhnen lauter wurde und schließlich fast in Schreie überging und sie Eliah an den Rand des Wahnsinns trieb. Obwohl er seine Kondition bei Frauen eher als mittelmäßig eingeschätzt hatte, riss sie ihn durch zwei heftige Höhepunkte hindurch, und als ihr Körper in mehreren heftigen Bewegungen zusammenzuckte und sie sich schließlich kraftlos nach vorn fallen liess und ihr heißes Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub wusste er, dass er sie noch ein drittes und viertes, vielleicht ein fünftes Mal wollte.
Wenige Minuten später richtete sie sich, leicht zitternd, auf und erhob sich von Eliah und zog ihn mit sich hoch. Gemeinsam stellten sie sich unter eine der vielen Duschen und genossen das warme Wasser. Und als sie sich mit einem sanften, kurzen Kuss trennten hatte Eliah beinahe vergessen, dass sie sein Commander und eine Mörderin war.

to be continued...!
 

Alec

Scriptor
mal ein neuer Teil...

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„Und, wie war es? Hat sie dich leben lassen?“ Eliah zuckte zusammen und richtete sich schnell auf. Er hatte sich auf dem Bett ausgeruht, immer noch erschöpft, und hatte dösend darauf gewartet, dass es Essenszeit wurde. Vor ihm stand jetzt Miguel, verschwitzt und mit einem fragenden Blick. „Gerade so. Ich dachte, ich bin heute Abend Vogelfutter. Sei vorsichtig, wenn du die Einweisung bekommst, sonst bringt sie dich in eine möglichst gefährliche Situation und du musst die Mistkarre zurück in den Normalflug zerren.“ Miguel nickte und kratzte sich am Kopf. „Diese Trainingsmaschinen sind echte Mistgeräte. Verdammt schwer zu bedienen, und wenn du einen winzigen Fehler gemacht hast, bist du sofort abgeschmiert. Kommst du mit, Duschen? Du siehst aus, als hättest du es nötig. Marcus ist auch schon dorthin abgedüst.“ Eliah nickte und suchte nach einem sauberen Handtuch, dann gingen sie zusammen los. Miguel musterte Eliah kurz von der Seite, und fragte dann unvermittelt: „Wie ist sie so, Eliah?“

Er zuckte zusammen und hätte beinahe sein Handtuch fallen lassen. „Ich weiss nicht, was du…“, setzte er an, aber Miguel schüttelte nur den Kopf. „Eliah, ich bin doch nicht von gestern. Außerdem hast du dir den Knutschfleck bestimmt nicht selbst gemacht, oder? Also, was war los?“ Eliah war auf einmal wütend. Natürlich, sie waren Freunde, aber… „Das geht dich nichts an! Halt dich aus der Sache raus!“ Miguel zog eine Augenbraue hoch. „Gut, meinetwegen.“ Und er liess Eliah einfach stehen.

6. Kapitel
Rivalen

„Mahlzeit!“ Eliah nickte Marcus zu, der sich neben ihn fallen liess und einen kritischen Blick auf das Gulasch warf, dass heute ihr Abendessen sein sollte. Er begann, unschlüssig darin herum zu rühren und sah sich das fettige Fleisch an, das seinen Appetit nicht gerade zu fördern schien. Schließlich schob er seinen Teller mit einem Seufzer von sich und widmete sich einem Glas Orangensaft. „Nicht nach deinem Geschmack?“, fragte Eliah und grinste. Marcus schüttelte den Kopf und grinste zurück. „Die Pampe kann man nicht essen.“ Er machte eine kurze Pause und fragte dann wie beiläufig: „Sag mal, hast du dich irgendwie mit Miguel verkracht? Er schien ziemlich sauer zu sein, als er duschen kam. Ich hoffe, ihr streitet euch nicht um Miss Rambo?“ Eliah zuckte trotzig mit den Schultern, aber eigentlich tat ihm die Sache Leid. Er hatte nicht unfair zu Miguel sein wollen, aber seine unverschämte Frage hatte ihn wütend gemacht – schließlich war Miguel nicht seine Mutter oder etwas in der Art. Er seufzte und sagte dann: „Doch, es ging um Julien, aber ich glaube es war Unsinn, sich darüber zu streiten.“ Marcus nickte zufrieden und zog Eliahs Nachtisch, einen Schokoladenpudding, zu sich herüber. Eliah verdrehte scherzhaft die Augen, dabei war es schon lange abgemachte Sache, dass Marcus alles aß, was er und Miguel nicht mochten. Sie unterhielten sich noch ein paar Minuten über das Training, dann verließen sie den Esssaal. Das Fehlen Miguels und Nathaniels hatten sie nicht bemerkt.

Miguel verliess die Duschen als Letzter und trocknete sich die Haare auf dem Weg zu den Schlafsälen. In seinem Inneren kochte es immer noch. Er hatte versucht, locker an das Thema Julien Nathaniel heranzugehen, aber Eliah hatte natürlich sofort geblockt. Dabei ging es ihm nicht um Nathaniel, sie war für ihn ungefähr so interessant wie ein Elefant für ein Stück Käsekuchen – der Elefant Nathaniel konnte ihn zertreten, und das war schon alles, worum er sich Gedanken machen musste. Es war Eliah, um den er sich Sorgen machte. Er schien sich vollkommen auf Nathaniel fixiert zu haben. Ständig, wenn sie in seiner Nähe war, sah er sie an. Fehlte nur noch, dass er anfing zu sabbern, dachte Miguel grimmig. Er riss die Tür zu seinem Schlafsaal auf – und stand Julien Nathaniel gegenüber. Für einen Moment überlegte er, ob er etwas sagen sollte, stattdessen schob er sie einfach zur Seite und ging an ihr vorbei. „Wir sind heute nicht leicht zu beeindrucken, nicht wahr?“ Miguel brummte etwas zur Antwort und ignorierte Nathaniel, die sich auf seinem Bett nieder liess und ihre Nägel mit größter Aufmerksamkeit betrachtete. Sie spielten eine Weile das Spiel „Wer zuerst etwas sagt, hat verloren“, während Miguel sich frische Kleidung überzog, dann sagte er ungehalten: „Ich würde dann gern mein Bett benutzen, wenn’s recht ist.“ Nathaniel lächelte. „Mit mir?“ Für einen Moment wusste Miguel überhaupt nicht, wie er reagieren sollte, dann musste er anfangen laut zu lachen. Nathaniel hob eine Augenbraue und sagte nichts, während Miguel sich totlachte. Schließlich beruhigte er sich und liess sich auf das Bett neben Nathaniel fallen. Er musste wieder lachen und erklärte dann atemlos: „Tut mir Leid, aber bevor ich meinen Vorgesetzten vögele, müssen ein paar hundert Jährchen vergehen. Und dann steht das nicht mehr zur Debatte.“ Er legte sich bequem auf den Rücken und schloss die Augen. Eine Weile sagten sie beide nichts, dann setzte Miguel wieder an: „Sie müssen ja glauben, alle Männer wären so notgeil wie Eliah.“ Neben ihm dehnte Nathaniel sich amüsiert und antwortete: „Nein, daran glaube ich nicht. Aber was Eliah angeht – ich habe es sehr genossen. Eliah ist ein wunderbarer Mann.“ Miguel fühlte, wie er schon wieder wütend wurde, und sagte: „Darüber möchte ich wirklich nichts hören.“ „Oh, warum nicht? Im Gegensatz zu Frauen ist das doch ein viel interessanteres Themas für dich, Miguel, oder nicht?“ Es war die unausgesprochene Herausforderung, die Miguel so auf die Palme brachte – jedenfalls wollte er das gern glauben. Aber hatte sie nicht ein wenig Recht? Er verdrängte es. „Was soll denn das schon wieder bedeuten?“, fragte er ungehalten. Er öffnete die Augen und sah zu Nathaniel, die neben ihm lag und wieder demonstrativ ihre Nägel betrachtete. „Nun, sagen wir es so: Nicht alle Männer sind nur auf das andere Geschlecht fixiert. Und du bist ja nun wirklich ein besonders hübsches Exemplar dieser Sorte Mann.“ Miguel richtete sich ruckartig auf und erhob sich von seinem Bett. „Von derartigem Schwachsinn möchte ich nichts hören.“, sagte er abwehrend und wandte sich dem Ausgang der Schlafsäle zu, doch Nathaniels höhnische Stimme brachte ihn erneut zum Stehen. „Natürlich willst du davon nichts hören, Miguel. Aber ich bin in der Tat besorgt. Ich verliere mein Eigentum nicht gern, und Eliah ist jetzt mein Eigentum. Und du machst es mir streitig.“ „ACH, LABER DOCH KEINE SCHEISSE! GLAUBST DU ETWA, ICH WÄRE…“ „Aber dafür muss man sich doch nicht schämen, Miguel. Viele Männer sind bisex…“ Sie verstummte abrupt, als er eine Waffe auf ihren Kopf richtete. Es war nur ein Flüstern, als er sagte: „Halt jetzt endlich den Mund, oder ich…“ Plötzlich liess er die Waffe sinken und sah verwirrt aus, ging sogar einen Schritt rückwärts, entfernte sich von ihr. Dann liess er die Waffe fallen und kickte sie mit dem Fuß unter eins der anderen Betten. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Heilige Scheiße, was mach ich hier eigentlich?“ Nathaniel lächelte ihn an. „Es ist keine Schande, die Kontrolle zu verlieren. Ich verliere sie selbst ständig. Wenn du morgen mit mir fliegen wirst, wirst du spüren, dass diese neue Art des Fliegens auch nichts anderes als Kontrollverlust ist. Glaub mir, Miguel, was wir tun, ist Wahnsinn – wir fliegen diese Maschinen mit unserer Willenskraft.“ Miguel schüttelte den Kopf. „Sie sind doch verrückt!“ „Miguel, solange du nicht bereit bist, dich selbst zu akzeptieren und aufzuhören, dich selbst zu kontrollieren, wirst du abstürzen. Akzeptiere endlich, dass du nicht steuerbar bist.“ „Das ist doch total krank! Wie soll ich das machen?!“ Nathaniel lächelte wieder und stand auf. Sie wandte sich der Tür zu. „Ich hätte es dir gezeigt, aber du weißt ja, wie das ist – ich kann keine hundert Jahre darauf warten, dass du Pilot wirst. Ich muss gehen.“ Miguel glaubte erst, er würde sie gehen lassen. Ihre unverschämten Forderungen und verdrehten Ideen davon, was Fliegen bedeutete, irritierten ihn. Dann packte er sie am Arm. „Nicht so schnell!“ Nathaniel drehte sich mit einem amüsierten Lächeln um. „Gibt es noch etwas, Miguel?“ Er sah noch einmal in ihre blauen Augen, und gab die Kontrolle ab. „Ja – die hundert Jahre sind um.“ Er schlang seine Arme um sie, hob sie auf und legte sie aufs Bett.

... to be continued
 
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