[Hinweis] Chefs müssen für Karoshi zahlen

yurai-yukimura

Tiger liebender Erdbeer Junkie
Teammitglied
Mod
112 Überstunden im Monat: In Japan muss erstmals der Präsident eines Unternehmens für den Überarbeitungstod eines Angestellten geradestehen. Rechtsexperten sprechen von einem richtungsweisenden Entscheid.

Die Chefetagen von Firmen in Japan sollten künftig besser aufpassen, ob sie ihre Mitarbeiter nicht zu viel arbeiten lassen und dadurch eine dauerhafte Krankheit oder womöglich ihren Tod verursachen. Denn ein Gericht hat jetzt erstmals vier Top-Manager persönlich für einen Todesfall durch Überarbeitung (Karoshi) verantwortlich gemacht und sie zu Schadenersatzzahlungen verurteilt.

Die Summe von insgesamt 78,6 Millionen Yen (700.000 Euro) erhalten die Eltern des Verstorbenen. Das Geld müssen leitende Angestellte des Betreibers der Restaurantkette Nihonkai Shoya aufbringen.

Die Eltern von Motoyasu Fukiage hatten die börsennotierte Daisyo Corp. sowie ihren Präsidenten Tatsu Taira und drei andere Spitzenmanger auf 100 Millionen Yen Schadensersatz verklagt.

Das Bezirksgericht von Kyoto kam zu dem Schluss, dass die Manager die Gehälter der Mitarbeiter so gesetzt hatten, dass sie auf 80 Überstunden monatlich kommen würden. Genau dies entspricht der gesetzlich definierten Voraussetzung für die Anerkennung eines Todes durch Überarbeitung.

Nach den früheren Arbeitsverträgen wurde das Grundgehalt der Mitarbeiter automatisch gekürzt, falls sie nicht mindestens 30 Überstunden monatlich leisteten. In der Restaurant-Industrie enthalten “Grundgehälter” oft Überstunden und andere Zusatzanforderungen.

Der 24-jährige Angestellte war im August 2007 im Schlaf an Herzversagen gestorben. In den vier Monaten zuvor hatte der Universitätsabsolvent jeweils mehr als 100 Überstunden in einem Daisyo-Restaurant geleistet.

Daisyo ist keine kleine Firma: Sie betreibt rund 980 kneipenähnliche Restaurants in ganz Japan unter Namen wie Shoya, Nihonka Shoya und Yaruki Chaya und ist in der 1. Sektion der Tokioter Börse notiert.

Das Unternehmen überlegt derzeit, ob es in Revision geht. Nicht bekannt ist, ob die Entschädigungssumme, die die Manager zahlen sollen, durch eine Versicherung abgedeckt ist.

Das Urteil erinnert Unternehmensleiter in Japan daran, dass sie verpflichtet sind, sich um die Gesundheit und Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu kümmern.

3. Juni 2010
Mehr unter: http://www.asahi.com/english/TKY201005250384.html
Meine Firma treibt zwar auch ziemlich die Überstunden an, aber auch nur wegen der Kurzarbeit die ab mitte August bei uns kommt. Wir kommen auf etwa 12-15 Überstunden im Monat. Aber 30 Überstunden im Monat oder mehr, ist wirklich mehr als krass.

Im Februar gab es schon einmal einen Gerichtsurteil bezüglich von Karoshi.
Die betroffene Person war Geschäftsführer in einem Gastronomie-Betriebes. Er ist aufgrund von Sauerstoffmangel im Hirn zusammengebrochen. Er befindet sich bis heute im Komatösen Zustand im Krankenhaus. Der Konzern für den diese Person arbeitete wurde auf ungefähr 200 Mio Yen Schadensersatz verurteilt.
 

RazurUr

Otaku-Grabscher mit Herz
Otaku Veteran
Bei sowas kann man wirklich nur noch den Kopf schütteln und dass die Mitarbeiter sich das gefallen lassen ist umso erschreckender aber gut ich arbeite auch 50 bis 60 Std. in der Woche ^_^.
 

sadye

Gesperrt
Mein Bruder arbeitet bei einer Kanalreinigungs Firma In Jockgrim Namens Zawisla du kannst rechnen das die im schnitt 2-2.5 überstunden am tag machen diese firma is als sklaventreiber bekannt 20 Monate hat er durhgehalten dann musste er aus gesundheitlichen gründen kündigen ! Sowas wie in Japan gibts auch wie bei uns murrste fliegste nächster bitte
 

JAF-B

faceless bastard
Otaku Veteran
finde das auch extrem gerade meine mutter arbeitet als laborantin und hat normalerweise von 7.00/8.00 uhr bis 18.00/19.00 uhr und trotzdem macht sie jeden tag überstunden und das bestimmt schon seit 2 jahren manchmal ist sie erst gegen um 12 zuhause überlegt euch das doch mal :twitching::yellowcard::recard:
 

swordsman

Anders
Otaku Veteran
Mir war ja klar das in Japan Angestellte und Co mies behandelt werden aber das grenzt ja an bezahlter Sklaverei. Da ist Burnout und Co ja praktisch vorprogrammiert.
Naja, das heißt doch das die Unternehmer eben danach gucken das ihre Angestellten gerade so am Limit arbeiten, dafür aber eben wenige Lohn kriegen oder sowas.
Miese Ausbeuterei -.-
 

yurai-yukimura

Tiger liebender Erdbeer Junkie
Teammitglied
Mod
Klar gibts auch krasse Arbeitszeiten in Deutschland. Aber die Japaner haben eine ganze andere Einstellung zur Arbeit als die Deutschen und auch eine andere Arbeitsmentalität. z.B. werden nur 9 Urlaubstage von 14 werden genutzt!
Krank machen ist auch nicht. Der erste der die Firma verlässt hat schon ein schlechtes Gewissen das er überhaupt als erstes geht...
 

Calico

Ordenspriester
Man kann zwar behaupten, dass man die Überstunden ausbezahlt oder freie Tage dafür bekommt, jedoch ist das in Japan ganz schön derbe. Die 78,6 Mio. Yen geben den Eltern ihren toten Sohn auch nicht zurück.
Es ist fast wie mit dem Kindesmissbrauch (im Elternhaus) - immer muss erst etwas schlimmes passieren, bevor die Behörden aktiv werden (jedoch ist das ein anderes Thema).

Ich selber arbeite vielleicht nur alle zwei bis drei Tage ein paar Stunden länger. Aber das ist ja mal kein Vergleich zu anderen.
 

Junabell

.:Killerbiene:.
Das ist wirklich heftig, was die Zahl der Überstunden angeht.
Aber sie haben jeder für sich selbst die Entscheidung getroffen, in einem Betrieb zu bleiben, in dem sie so viele Überstunden machen müssen.
Da auch in Japan die Zahl der Arbeitsplätze sinkt, werden es sich die meisten erst gründlich überlegen, ob sie sich bei der Chefetage wegen der Arbeitzeiten/Anzahl der Urlaubstage etc. beschweren.
Selbst wenn die Gerichte nur eine bestimmte "vertretbare" Anzahl von Überstunden zu lassen, hängt das immer noch vom Arbeitnehmer selbst ab, wie lange er arbeitet und dementsprechend mehr Geld kriegen würde.

Wegen der ganzen Arbeitsmentalität der Japaner gebe ich yurai-yukimura vollkommen recht. Die unterscheidet sich nun mal deutlich von der unseren, obwohl wir ja auch im Ausland als sehr arbeitseifrig gelten.
 

Lapskaus

Endlich 18 :D
Achja ... ich wollt nur eben anmerken, dass es sich hierbei um keinen Einzelfall handelt. Nur die Tatsache, dass jetzt endlich mal die Chefetage/Firma für diese Unverantwortlichkeiten bezahlen musst, ist neu.

Die Zahlen der Karoshi-Opfer gehen wahrscheinlich in die tausende ... was man allein schon daran sieht, dass es extra ein Wort dafür gibt.

Quelle: Vorlesung "Kulturgeschichte Japans" bei H. Gössmann
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Oh und ganz nebenbei: FUCK YEAH 500 POSTS XD ... nach fast 8 Jahren ^^'
 
Zuletzt bearbeitet:

swordsman

Anders
Otaku Veteran
Was denen ihre Arbeitsmentalität angeht kann ich nur sagen die haben einen an der Klatsche. Das sind doch auch nur Menschen und keine Arbeitstiere. Oo
 

Black Rose

Vollzeitbunny
Jemand Mitglied bei ver.di? Was man in deren Mitgliederzeitungen liest, toppt sich selbst fast jeden Monat aufs Neue. Sind auch fast immer wieder die selben; die Discounter. Hauptsache günstig und am liebsten 24/7 geöffnet. Leute mit Teilzeitvertrag(!) machen 70 Wochenstunden und können noch nichtmals davon die Miete bezahlen. Die Leute gehen einfach nur arbeiten um arbeiten zu können, nicht für die Familie, nicht um sich was aufzubauen - einfach nur noch um was im Magen zu haben und vielleicht noch etwas Privatvergügen am Wochenende, für sonst doch nichts mehr.
 

Vamp84

Vampire Freak
Teammitglied
Mod
Das ist wirklich heftig, was die Zahl der Überstunden angeht.
Aber sie haben jeder für sich selbst die Entscheidung getroffen, in einem Betrieb zu bleiben, in dem sie so viele Überstunden machen müssen.
Da auch in Japan die Zahl der Arbeitsplätze sinkt, werden es sich die meisten erst gründlich überlegen, ob sie sich bei der Chefetage wegen der Arbeitzeiten/Anzahl der Urlaubstage etc. beschweren.
Selbst wenn die Gerichte nur eine bestimmte "vertretbare" Anzahl von Überstunden zu lassen, hängt das immer noch vom Arbeitnehmer selbst ab, wie lange er arbeitet und dementsprechend mehr Geld kriegen würde.

Wegen der ganzen Arbeitsmentalität der Japaner gebe ich yurai-yukimura vollkommen recht. Die unterscheidet sich nun mal deutlich von der unseren, obwohl wir ja auch im Ausland als sehr arbeitseifrig gelten.
Naja, sich selbst dafür entschieden glaube ich eher weniger, da es fast wie bei uns zu vergleichen ist.
Man muss arbeiten gehen um nicht vom "Arbeitsamt" genervt zu werden, und da muss man nehmen was kommt...
Das man grade so die Familie ernähren kann steht auf einen anderen Blatt :twitching:

Ich finde es gut das endlich mal die Chefs zur Kasse gebeten werden, hoffe das wird in Deutschland bei uns auch so der Fall!
 

Junabell

.:Killerbiene:.
Naja, sich selbst dafür entschieden glaube ich eher weniger, da es fast wie bei uns zu vergleichen ist.
Man muss arbeiten gehen um nicht vom "Arbeitsamt" genervt zu werden, und da muss man nehmen was kommt...
Das man grade so die Familie ernähren kann steht auf einen anderen Blatt :twitching:
Nich böse sein, aber erzähl das mal denen, die keinen Bock zum Arbeiten haben und dafür auch noch vom Staat unterstützt werden. Das ALG scheint für die ja ausreichend zu sein.

Dabei werden in Japan ja nicht mal alle Überstunden auch wirklich ausbezahlt. Also würde ich mir wirklich überlegen, wo ich arbeite, auch wenn der Jobmarkt nicht gerade rosig aussieht. Denn wenn ich durch die extreme körperliche Arbeit so ausgelaugt bin, womöglich sogar arbeitsunfähig werde, kann ich meine Familie auch nicht versorgen.

Zu dem stört das Ableisten von Überstunden die meisten arbeitenden Japaner gar nich. Da gilt eher je mehr ich arbeite, desto angesehener bin oder darf mich als hervorragender Arbeiter bezeichnen.

Gibt es in Japans Arbeitsrecht denn kein Gesetz, dass eine obere Genze für Überstunden festlegt, oder so? Denn ein Gesetz zur Auszahlung von Entschädigung an die Hinterbliebenden von Karoshi-Opfern scheint es wirklich schon zu geben.
 

NamiXxX

♥Nami Otaku♥
Otaku Veteran
Sone Arbeit kann man Robotern vielleicht zuordnen, aber für menschliche Verhältnisse ist das echt viel zu krass...
ist zwar mit Sicherheit nicht nur in Japan der Fall , doch sollte man da unbedingt was dran ändern.
 

acid100

Exarch
18 Jahre, Diplom, und den Chef anflehen das man 70 Std als kostenlose Arbeiskraft tätig ist.
Das ist das Idealbild eines Arbeiters.

Und alles was dem nicht gerecht wird, muss abgefedert werden durch Überstunden, wo kommen wir den dahin wen Menschen mehr wollen als grade mal so am Leben zu sein.

Das in Japan sowas passiert kennt man ja, endlich tut man was dagegen was auch wirklich hilft.
Pack die Kapitalisten bei der Breiftasche und schon heulen die rum.
(Aber trotzdem ist man da "froh" in Deutschland zu leben)

Dennoch
Wenn die Firmen aufhören 500% Gewinn machen zu wollen, und die Leute von der Geiz ist geil Tour runterkommen würde sich vielleicht etwas ändern.
 
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