[Diskussion] Childs Play (2019)

TheDarkness2

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Es gibt Remakes die sind vollkommen überflüssig, da kann man noch soviel debattieren und versuchen auf einen Konzens zu kommen. Childs Play geriet von Anfang an unter Beschuss, immerhin existiert die Original Reihe noch und läuft sogar noch sehr erfolgreich. Auch wenn Teil 7 nach dem geerdeten Teil 6 wieder total über die Strenge schlug. Als dann das gesamte Konzept über KI und Technik auf den Plan kam und die Puppe Buddi hieß war das Maß der Fans voll. Sie schrieben das Remake ab? Doch was macht ein Remake aus?

Zuerst fallen mir da dumme Werbesprüche ein wie zum zweiten Remake von Black Christmas. Das hat man extra PG13 und Womans Only gemacht damit auch Frauen sich den Film ansehen und nicht verschreckt werden von all der Gewalt und all den Gruselszenen. Ziel verfehlt, Feministinnen haben trotz der klaren politischen Agenda des Remakes dieses eben schon auf dem Korn aufgrund der genialen Marketingstrategie. Doch er tut das was ein Remake tun sollte: Loyal zu den Wurzeln stehen, nehmen was funktioniert und neue Wege und Sichtweisen erschließen. Und das tut auch Childs Play, das wohl hierzulande als Chucky bekannt sein dürfte.

Karen ist mit ihrem Sohn erst nach Chicago gezogen und hat dort den Lover Shane aufgerissen. Andy ist alles andere als begeistert und findet nirgendwo Anschluss, worauf er eigentlich auch keine Lust hat. Seine Mutter erpresst ihm eine Buddi Puppe. Zunächst ist Andy nicht angetan davon, doch Buddi die sich selbst den Namen Chucky gab ist ein eifriger Lerner und beginnt die Welt um sich herum zu begreifen. Doch ohne eine Definition von Gut und Böse gerät die Sache schneller außer Kontrolle als Andy lieb ist. Denn Chucky hat seinen eigenen Kopf und seine eigenen Moralvorstellungen, bald schon stapeln sich die Leichen und die Andy muss den Teufel zurück in die Box befördern. Doch wie?

Erstmal ist das Thema an sich aktuell, was dem Film eine große Brisanz einbringt. Wir sind mittlerweile überall vernetzt, Alexa erledigt die Bestellungen, Siri wird um Hilfe gefragt, wir regeln unser Haus über alle möglichen Gadgets und Roboter unterrichten mittlerweile Schulklassen und pflegen sogar alte Menschen im Seniorenheim. In dem Sinne gewinnt Chucky plötzlich eine Ernsthaftigkeit die dem Original gefehlt hat, denn er ist wie ein Virus das sich einschleust und unser System gegen uns wendet.

Und Chucky selbst lernt, entwickelt sich und zieht Schlussfolgerungen. Er wird mit jeder Minute intelligenter, unheimlicher und unberechenbarer. Er ist menschlicher als ihm wahrscheinlich selbst bewusst ist. Was ihm nicht passt wird ausgelöscht, wer eine andere Meinung hat wird niedergemacht und wer den Status Quo bedroht hat sein Leben verwirkt. Damit ist er sogar politisch sehr nah dran an der Wahrheit und legt den Finger in eine offene Wunde. Nur kann man mit Chucky nicht verhandeln, er ist genau wie unsere Politiker eiskalt und nur auf den eigenen Vorteil aus. Es ist interessant eine so komplexe Idee in so einer kleinen Puppe zu sehen.

Hinzu kommt das Chucky unsere Vernetzung aus Chucky den vollkommenen Killer macht. Jeder Haushalt verfügt über Kaslan Geräte die einem das Leben einfacher machen sollen und dies auch tun. Bis sich Chucky seiner manipulativen Kräfte bewusst wird und wie ein Hacker die Mittel gegen uns wendet. Dieses Szenario ist sehr realistisch, immerhin gibt es heute schon Hacker die eine ähnliche Strategie anwenden und Kraftwerke, Krankenhäuser und Feuerwachen lahm legen um Geld zu erpressen. Bei uns heißt der Feind im Bett Amazon, Apple, Samsung oder Microsoft. Aber das Prinzip ist das Selbe. Chucky ist plötzlich in allen Kameras, Puppen, Hörgeräten, Autos, Radios, Fernsehern, Handys, etc. von Kaslan. Er hat seine Augen und Ohren damit wahrscheinlich in genauso viel Haushalten wie der Geheimdienst.

Während Chucky und die mit ihm verbundene Thematik brandaktuell sind und es wohl auch bleiben werden in unserer immer hochtechnisierteren Welt, außer Deutschland die da als Entwicklungsland glänzen, ist der Rest eher Standard. Chucky ermordet die Katze und später den Lover den Mutter während Andy seinen besten Freund noch deckt und die Schweinerei beseitigt. Erst als er durch seine Freunde, die ihm ironischer weise Chucky beschert hat, erkennt was abgeht deaktiviert er Chucky vorübergehend. Dank dem Techniknerd im Keller jedoch ist Chucky bald wieder munter und 100% einsatzbereit. Von da an kennt der kleine Killer keine Grenzen mehr.

Er treibt Andy in den Wahnsinn, manipuliert das gesamte Hochhaus und sorgt dafür das keiner dem Anderen mehr trauen kann. Chucky beweist hier ein hochgradigen Intellekt der einem Angst machen kann, vor allem darin wie kalt und berechnend er ist. Als die Lage dann im Supermarkt wo Andys Mum arbeitet eskaliert weil Chucky das Kommando übernimmt fließt das Blut und das Chaos ist perfekt. Andy kann sich jedoch mit Hilfe seiner Mutter und dem Cop Mike Chucky erwehren und diesen dauerhaft deaktivieren.

Andys Mutter bleibt blass und darf lediglich die Matratze für Shane spielen der als Zweites das Zeitliche segnet. Mike ist zwar da, aber es beschränkt sich drauf das er Cop ist und bei Mama abhängt. Die Chemie unter den Freunden ist gut, aber am besten ist die Chemie zwischen Andy und Chucky. Die Puppe entwickelt recht schnell eine Dynamik die Andy nicht gefällt und diesen in einen Zwiespalt wirft. Das wird sehr gut herausgearbeitet und auch vertieft. So ist Andy der interessanteste und wichtigste Charakter.

Was noch zu gefallen weiß ist das der Film einen schönen Humor besitzt, der natürlich wirkt und nicht aufgesetzt wie in Chucky's Baby. Es fühlt sich gut an, etwas wenn Andy Chucky beibringt wie man eine Zahnbürste benutzt oder Chucky beibringt erschreckend zu schauen. Und der Humor geht in den Kills weiter und zieht sich gekonnt durch den ganzen Film.

Für mich ist Childs Play ein Genuss. Die Kills sind kreativ, Chucky ist so tiefgründig und aktuell wie nie, der Humor ist grandios und man wird durch die Bank weg gut unterhalten. Ansehen, es lohnt sich.
 
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